Schmerztherapie mit Lokalanästhetika - Jürgen Fischer - E-Book

Schmerztherapie mit Lokalanästhetika E-Book

Jürgen Fischer

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Beschreibung

<p><strong>Schmerzen sind die häufigste Ursache des Patienten-Arzt-Kontaktes. Das wichtigste therapeutische Ziel ist neben der Ausschaltung der Schmerzursache die Beseitigung des Schmerzes. Das soll schnell, nebenwirkungsarm, einfach und kostengünstig erfolgen. Eine der effizientesten und schnellsten Behandlungsmöglichkeiten bei Schmerzen ist die Injektionstherapie mit Lokalanästhetika.</strong></p> <p>Dieses Lehr- und Nachschlagewerk vermittelt die effektiven Behandlungsmethoden kompakt, anschaulich und leicht erfassbar:</p> <ul> <li>symptombezogene Anleitung für typische Schmerzbilder in Form eines „Kochbuchs“ zur praktischen Anwendung</li> <li>detaillierte Beschreibung der Injektionstechniken anhand zahlreicher didaktischer Abbildungen</li> <li>Berücksichtigung von komplexen Schmerzsyndromen</li> </ul> <p>Die übersichtliche Darstellung im Doppelseiten-Konzept:</p> <ul> <li>Jede Anwendungsmöglichkeit wird in einer ganzseitigen farbigen Zeichnung und einem gut strukturierten, übersichtlichen Text beschrieben</li> <li>technikbezogene Beschreibung der Gefahren</li> <li>Auflistung der Begleittherapien</li> </ul> <p>Neu in der 3. Auflage sind die sonografiegesteuerte Punktion und verbesserte und angepasste Angaben zu Dosierung und Technik.</p> <p>Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie zahlreiche Inhalte auch offline immer griffbereit. </p>

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Schmerztherapie mit Lokalanästhetika

Injektionstechniken - einfach und sicher

Jürgen Fischer

3., überarbeitete und erweiterte Auflage

106 Abbildungen

Widmung

Gewidmet meinen Kindern Kai und Nicole

Vorwort

Schmerzen sind die häufigste Ursache des Patienten-Arzt-Kontaktes. Der Patient erwartet schnelle Hilfe und Schmerzfreiheit. Je effizienter die Hilfe, desto erfolgreicher der Arzt.

Oberstes Ziel einer jeden Therapie ist neben der Ausschaltung der Schmerzen auslösenden Ursachen die Beseitigung des Schmerzes. Dieses soll schnell, nebenwirkungsarm, einfach und wenig kostenintensiv erfolgen.

Die Behandlung von Schmerzen mittels Lokalanästhetika stellt eine der effizientesten und schnellsten Schmerzbehandlungsmöglichkeiten dar. Voraussetzung ist die Kenntnis der exakten Technik und Indikation sowie der Gefahren. Injektionen sind ein invasives Verfahren und erfordern eine präzise Ausführung. Die Schmerzbilder in der alltäglichen Praxis sind ebenso vielfältig wie oft schwer ursächlich zuzuordnen. Unter den verschiedenen Schmerzbildern des Behandlungsalltags kristallisieren sich typische Schmerzbilder, die ständig wiederkehren, heraus. Das typische klinische Schmerzbild erlaubt eine präzise Zuordnung der geeigneten Injektionsbehandlung.

Dem Arzt wird im Folgenden eine symptombezogene Anleitung in Form eines „Kochbuches“ gegeben, in dem er schnell die Indikation sowie die Vorgehensweise erkennt. Sowohl zirkumskripte Schmerzen singulärer Ursache als auch komplexe Schmerzsyndrome sind effektiv und schnell beherrschbar.

Durch eine hohe Anzahl didaktischer Abbildungen ist es einfach, die Injektionsbehandlung auch als wenig Erfahrener durchzuführen. Die Risiken sind technik- und ortsbezogen erkennbar und Begleitbehandlungen erläutert. Der Behandler wird dadurch in die Lage versetzt, den Patienten schnell, effizient und risikoarm von Schmerzen zu befreien.

Darmstadt, im Frühjahr 2017

Jürgen Fischer

Abkürzungsverzeichnis

Aku 

Akupunktur/Akupressur

Allg 

allgemeinmedizinische Behandlung

AT 

autogenes Training

BFB 

Biofeedback-Therapie

Chiro 

Chirotherapie

Ern 

Ernährungs- bzw. Nahrungseinschränkung/Kontrolle

ESWT 

extrakorporale Stoßwellenbehandlung

FMA 

Friktionsmassagen

Gyn 

gynäkologische Behandlung

HNO 

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde

Int 

internistische Therapie

KOrth 

Kieferorthopädie

MA 

Massagen

ME 

Muskelentspannungstechnik, z. B. nach Jacobson

Med 

medikamentös-systemische Therapie

MM 

manuelle Mobilisation

MTT 

medizinische Trainingstherapie

Orthotech 

Orthopädietechnik

Phy 

physikalische Therapie

PIR 

postisometrische Relaxation

Psy 

psychologisch-psychiatrische Begleitbehandlung

Häufigkeit der Injektionsbehandlung

RöReiz 

Röntgen-Reiztherapie

TENS 

transkutane elektrische Nervenstimulation

Urol 

urologische Behandlung

Stellenwert der Therapie (+ bis +++)

Inhaltsverzeichnis

Widmung

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Physiologie der Schmerzentstehung

1.2 Therapeutische Möglichkeiten

1.3 Anwendungsformen von Lokalanästhetika

1.4 Wirkungen von Lokalanästhetika

1.5 Injektionstechniken

1.6 Sonografiegesteuerte Injektionen

1.6.1 Bildgebende Verfahren zur Verbesserung der Injektionspräzision

1.7 Nebenwirkungen und Kontraindikationen der Behandlung mit Lokalanästhetika

2 Kopf

2.1 Komplexe Schmerzen

2.1.1 Temporaler/parietaler Kopfschmerz

2.1.2 Parietookzipitaler Kopfschmerz

2.1.3 Parietale Verriegelung

2.1.4 Okzipitaler Kopfschmerz

2.1.5 Schmerzen im Ohrbereich

2.2 Behandlungen an Muskeln, Bändern und Sehnen

2.2.1 Musculus temporalis

2.2.2 Musculus masseter und Kiefergelenk

2.3 Behandlung der Nerven

2.3.1 Nervus supraorbitalis

2.3.2 Nervus infraorbitalis

2.4 Behandlung über der Haut

2.4.1 Dornenkranz

3 Halswirbelsäule

3.1 Komplexe Schmerzen

3.1.1 Unspezifische Nackenschmerzen

3.1.2 Nearthrosis interspinalis/Irritation des Musculus interspinalis

3.2 Behandlung an Muskeln, Bändern und Sehnen

3.2.1 Musculus levator scapulae

3.2.2 Musculus sternocleidomastoideus

3.2.3 Musculus trapezius

3.2.4 Musculi recti capitis posterior minor et major

3.3 Behandlung über den Nerven

3.3.1 Nervi occipitales major et minor

3.4 Behandlung über den Gelenken

3.4.1 Zervikale Wirbelgelenke der Segmente C4, C5 und C6

4 Obere Extremität

4.1 Komplexe Schmerzen

4.1.1 Ventraler Schulter- und Subakromialschmerz

4.1.2 Schmerzen im Bereich des Processus coracoideus

4.1.3 Epicondylopathia humeroradialis (Tennisellenbogen)

4.1.4 Epicondylopathia humeroulnaris (Golferellenbogen)

4.2 Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen

4.2.1 Musculus deltoideus

4.2.2 Musculus rhomboideus

4.2.3 Musculus supraspinatus

4.2.4 Musculus infraspinatus

4.2.5 Musculus biceps brachii

4.2.6 Musculus triceps brachii

4.2.7 Musculus supinator

4.2.8 Schnellender Finger/schnellender Daumen

4.2.9 Schmerzen im Bereich des Processus styloideus radii

4.2.10 Schmerzen im Bereich des Processus styloideus ulnae

4.2.11 Tendovaginitis stenosans

4.3 Therapie über den Nerven

4.3.1 Nervus suprascapularis

4.3.2 Nervus medianus

4.4 Intraartikuläre Therapie

4.4.1 Schultergelenk (Articulatio humeroscapularis)

4.4.2 Ellenbogengelenk (Articulatio humeroradialis/ulnaris)

4.4.3 Handgelenk (Articulatio radiocarpalis)

4.4.4 Rhizarthrose und Schmerzsyndrome des Daumensattelgelenks

5 Thorax und Abdomen

5.1 Komplexe Schmerzen

5.1.1 Xiphoid-SC-Dreieck

5.1.2 Interskapularschmerz

5.2 Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen

5.2.1 Musculus pectoralis

5.2.2 Musculus sternocostalis

5.2.3 Musculus rectus abdominis

5.2.4 Musculus transversus abdominis

5.3 Therapie über der Haut

5.3.1 Magen- und Duodenalerkrankungen

5.3.2 Schmerzsyndrome des Pankreas

5.3.3 Nieren und harnableitendes System

5.3.4 Ovarien und Eileiter

5.3.5 Dysmenorrhoe

5.3.6 Leber- und Gallenschmerzen

6 Lendenwirbelsäule und Becken

6.1 Komplexe Schmerzen

6.1.1 Lumbalgie

6.1.2 Piriformissyndrom

6.1.3 Periarthrosis coxae

6.2 Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen

6.2.1 Musculi adductores

6.2.2 Schmerzen der langen Rückenstreckmuskulatur (Musculus longissimus, Musculus iliocostalis)

6.3 Therapie über den Nerven

6.3.1 Nervus obturatorius

6.3.2 Nervus cutaneus femoris lateralis

6.4 Therapien der Gelenke

6.4.1 Lumbale Wirbelgelenke

7 Untere Extremität

7.1 Komplexe Schmerzen

7.1.1 Femoropatellares Schmerzsyndrom

7.1.2 Schmerzsyndrome des M. gracilis und Pes anserinus

7.2 Therapie über Muskeln, Bändern und Sehnen

7.2.1 Musculus biceps femoris

7.2.2 Musculus quadriceps femoris

7.2.3 Musculus triceps surae

7.2.4 Musculi peronaei

7.2.5 Ligamentum collaterale mediale

7.2.6 Ligamentum collaterale laterale

7.3 Therapie über den Nerven

7.3.1 Nervus infrapatellaris

7.3.2 Tarsaltunnel und Loge des Musculus tibialis posterior

7.3.3 Nervus interdigitalis (Morton-Neuralgie)

7.3.4 Kalkaneusschmerzen

7.4 Therapie über der Haut

7.4.1 Kniekreis

7.4.2 Innenmeniskusschmerzen

7.4.3 Außenmeniskusschmerzen

7.4.4 Schmerzen entlang der Tibia

7.5 Therapie und Gelenkinjektion

7.5.1 Hüftgelenk

7.5.2 Kniegelenk

7.5.3 Oberes Sprunggelenk (Articulatio talocruralis)

7.5.4 Großzehengrundgelenk (Articulatio metatarsophalangealis I)

8 Myofaziale Schmerzsyndrome

8.1 Frontoparietale Dysfunktionssyndrome

8.1.1 Indikationen

8.1.2 Differenzialdiagnosen

8.1.3 Material

8.1.4 Technik

8.1.5 Gefahren

8.1.6 Begleittherapien

8.2 Okzipitodorsale Dysfunktionssyndrome

8.2.1 Indikationen

8.2.2 Differenzialdiagnosen

8.2.3 Material

8.2.4 Technik

8.2.5 Gefahren

8.2.6 Begleittherapien

9 Literatur

Anschriften

Sachverzeichnis

Impressum

1 Einleitung

1.1 Physiologie der Schmerzentstehung

Weltweit stellt der Schmerz die Hauptursache dafür dar, dass ein Patient sich in Behandlung begibt.

Treten Erkrankungen ohne Schmerzen auf, so sind die Patienten viel schwerer für Behandlungen zu motivieren.

Die Behandlung des Schmerzes stellt daher auch eine der Hauptaufgaben des Therapeuten dar.

Gleichgültig, ob es sich hierbei um einen Arzt, Krankengymnasten, Heilpraktiker, Sportpädagogen, Psychologen oder ein Kräuterweib handelt, erfährt derjenige, der die schnellste und effektivste Schmerzbehandlung beherrscht, die größte Anerkennung.

Hierbei wird als Schmerz nicht ein einheitliches Bild, sondern eine Ansammlung unterschiedlicher Gefühlswahrnehmungen zusammengefasst. Jedem bekannt sind helle, stechende Schmerzen, gut lokalisierbare Schmerzen, häufig mit Beteiligung der Haut. Diese werden über die schnellen A-Delta-Fasern weitergeleitet. Dem stehen die sehr dumpf ziehenden Schmerzen, die schlecht zu lokalisieren sind, gegenüber. Dieser Schmerz wird durch die C-Fasern – das sind marklose, sehr langsam leitende Nervenfasern – übertragen. Die erste Schmerzumschaltung erfolgt im Rückenmarkhinterhorn. Hierbei können 3 verschiedene Wege geschaltet werden:

Zum einen der direkte und kürzeste Weg zum motorischen Vorderhorn; die Weiterleitung zum Seitenhorn, dem sympathischen Komplex, oder über das Rückenmark und den Hirnstamm aufsteigend zur Hirnrinde, dem Kortex ( ▶ Abb. 1.1).

Schmerzweiterleitung und Schmerzumschaltung.

Abb. 1.1

Entsprechend der Weiterleitung erfolgt auch eine sehr unterschiedliche Reaktion: Die Umschaltung zum Vorderhorn bewirkt eine Spannungserhöhung der zugehörigen Muskulatur. Hier wird z. B. das Wegziehen der Hand beim Verbrennen bewirkt, ehe der Schmerz wahrgenommen wird.

Die Weiterleitung in den sympathischen Komplex im Seitenhorn bewirkt eine vegetative Antwort, d. h. Veränderungen der Durchblutung, des Bindegewebsquellzustandes sowie Veränderungen der Schmerzschwelle.

Die Weiterleitung in den Hirnstamm, den Thalamus und den Kortex, bewirkt die eigentliche Schmerzwahrnehmung sowie die gefühlsbetonte Bewertung und gleichzeitig Phänomene der Schmerzprojektion sowie die sehr komplizierten bahnenden und hemmenden Begleitphänomene.

1.2 Therapeutische Möglichkeiten

Die therapeutischen Ansätze zur Behandlung des Schmerzes sind so vielfältig wie ihre Therapeuten.

Hierbei sind 4 unterschiedliche Ansätze möglich:

Behandlung des Schmerzes am Ort des Entstehens.

Behandlung des Schmerzes an den Bahnen, in denen er weitergeleitet wird.

Behandlung des Schmerzes am Ort der Wahrnehmung.

Behandlung des Schmerzes am Ort der Sekundärwirkung.

Eine zentrale Stellung in der Schmerzbehandlung nehmen die sog. Reflextherapien ein, bei denen der wirksame therapeutische Reiz außerhalb des Ortes der Schmerzentstehung gesetzt wird und auf diesen zurückwirkt. Beispielhaft sind hier zu nennen die manuelle Medizin, die Akupunkturbehandlung, die physikalisch-balneologische Behandlung und Injektionsbehandlungen.

Während man sich vielfältig noch um die Begriffsbestimmung streitet – hierbei werden Triggerpunkte, Reflexpunkte, Verquellungszonen, Akupunkturpunkte, Wirkungskreis und Zentralfeld oft für synonyme Bereiche gewählt –, wird darüber hinaus vergessen, dass man sich gemeinsam oft auf ein und das selbe Reflexphänomen zur Erzielung eines Erfolgs bezieht.

Wir möchten im Folgenden weder versuchen, diese strittigen Punkte zu klären, noch uns in Begriffsabgrenzungen verlieren, sondern vielmehr einen konkreten Extrakt der Erfahrung verschiedenster Bezirke zur praktischen Anwendung am Patienten bieten.

1.3 Anwendungsformen von Lokalanästhetika

Bei der Schmerztherapie mittels Lokalanästhesie unterscheidet man 4 verschiedene Anwendungsformen:

Segmenttherapie,

lokale Therapie,

Störfeldtherapie (spezielle lokale Therapie),

Leitungsbahnblockaden.

Die Segmenttherapie legt zugrunde, dass jeder Wirbelsäulennervenetage des Rückenmarks entwicklungsphysiologisch eine entsprechende Zone der Haut und des Bindegewebes (Dermatom), eine bestimmte Zone der Muskulatur (Myotom) und eine bestimmte Zone des Knochensystems (Sklerotom) zugeordnet sind ( ▶ Abb. 1.2). Durch die Verschaltung der Nervenfasern im Segment ist eine kreuzweise Beeinflussung möglich. So werden durch die Behandlung des entsprechenden Dermatoms, z. B. durch Quaddelbehandlungen, die dem Segment zugeordneten inneren Organe beeinflusst. Umgekehrt werden durch Erkrankungen der segmental zugeordneten Organe die entsprechenden Myotome oder Dermatome irritiert. Ebenso ist es möglich, durch Einwirkung über das Myotom oder Sklerotom eine Beeinflussung der inneren Organe zu erzielen.

Infiltrationstechnik zur segmentalten Therapie.

Abb. 1.2 Beachte die segmentalte Zuordnung von Haut, Unterhaut und Muskulatur zum jeweiligen Spinalnerv.

Die lokale Therapie erfolgt am erkrankten Gewebe bzw. am erkrankten Organ. Typisches Beispiel ist die Infiltration von Sehnen- oder Muskelansätzen oder die Infiltration bei gestörter Gelenkkapselreaktion ( ▶ Abb. 1.3).

Technik der lokalen Infiltration.

Abb. 1.3

Unter Störfeldtherapie wird eine Körperzone mit entgleister Gewebsreaktion behandelt. Es ist ebenfalls eine lokale Therapie, die meist verletzte, narbige oder chronisch-entzündlich veränderte Regionen behandelt. Der Unterschied zur klassischen lokalen Therapie besteht darin, dass diese lokalen Störfelder (Herde) fernab des eigentlichen Störfeldes ohne direkte nervale Verbindungen Erkrankungen verursachen können. Häufig werden solche chronischen Störfelder im Bereich des Zahn-Mund-Rachen-Raumes gefunden, z. B. Tonsillitis chronica, Zahnwurzelherde u. ä. Auch Narben nach operativer Behandlung können Fernstörungen verursachen. Durch die Unter- und Umspritzung des Herdes werden die Folgestörungen beseitigt ( ▶ Abb. 1.4).

Technik der Störfeldbehandlung durch Umflutung des lokalisierten Störfeldes.

Abb. 1.4

Die Lokalanästhesie an Leitungsbahnen umfasst die Infiltration und Umflutung mit Lokalanästhetika direkt an den Nervenleitungen. Hierbei wird durch die Infiltration der peripheren Nerven die Schmerzweiterleitung unterbrochen ( ▶ Abb. 1.5).

Leitungsbahntherapie.

Abb. 1.5 Hier perineurale Umflutung des Nervs. In gleicher Weise erfolgt die Behandlung der venösen und arteriellen Bahnen. Vorsicht: Vermeidung intraneuraler und intraarterieller Injektion.

1.4 Wirkungen von Lokalanästhetika

Wenn wir auch durch die Injektion von Lokalanästhetika zunächst eine Schmerzausschaltung anstreben, müssen wir uns bewusst sein, dass wir eine ganze Reihe von zusätzlichen Wirkungen durch das Lokalanästhetikum hervorrufen.

Die wichtigsten Wirkungen der Lokalanästhetika sind im Einzelnen:

Schmerzausschaltung,

Entzündungshemmung,

Kapillargefäßabdichtung,

antihistaminische Wirkung,

antiallergische Wirkung.

1.5 Injektionstechniken

Wer Reflextherapien durch Lokalanästhetika-Injektionen beginnt, wird sehr rasch von der Wirksamkeit der Methode überzeugt werden und sie in die Palette der Routinebehandlungen einbeziehen. Trotz aller Routine und Alltäglichkeit in der Anwendung sollte jede Injektion jedoch mit großer Sorgfalt durchgeführt werden.

Zu den effektivsten Reflextherapien zählt die Behandlung mit Hilfe von Injektionen. Zur erfolgreichen Injektionstherapie sind folgende 6 Grundsätze zu beachten:

Jede Injektion ist juristisch eine vorsätzliche, gefährliche Körperverletzung und wird erst durch die Aufklärung und Zustimmung des Patienten und die Ausführung Lege artis zur „Therapie“.

Die häufigsten und schwerwiegenden Komplikationen sind Infektionen; daher Reinigung und Desinfektion bei allen (!) Injektionen.

Die Haut kann nicht keimfrei gemacht werden! Hautstanzzylinder stellen einen Infektionsherd dar; daher immer Haut anspannen und Stanzzylinder subkutan ausspritzen ( ▶ Abb. 1.6).

Die Wirkungsstärke der Lokalanästhesie entspricht nicht der Menge des Lokalanästhetikums, sondern der Genauigkeit des Injektionsortes.

Vor der Injektion immer Aspiration (!) zur Vermeidung intravasaler Applikation.

Benutzung von überwiegend amidstrukturierten Lokalanästhetika (z. B. Lidocain) zur Reduzierung des Allergierisikos.

Injektionstechniken.

Abb. 1.6

Abb. 1.6a Zunächst Palpation mit der Zeigefingerkuppe der umschriebenen Gewebshärte oder Myogelose; hier findet sich typischerweise eine Gewebeverhärtung sowie ein umschriebener lokalisierter Schmerz.

Abb. 1.6b Unter 2-Finger-Technik (beidseits der Gewebeverhärtung oder der Schmerzregion) erfolgt die gezielte Infiltration.

Es ist selbstverständlich, dass ausschließlich Einwegspritzen und Einwegkanülen Verwendung finden.

Die Nadel sollte so dünn wie möglich, die Kanüle jedoch ausreichend lang sein. Es stehen 3 Spritzengrößen (2 ml, 5 ml und 10 ml) und 7 Kanülengrößen zur Verfügung ( ▶ Tab. 1.1).

Tab. 1.1

 Kanülen.

Farbe des Kanülenkonus

Metrische Maße

Gaug und Vollmaße

Grau

0,4 × 20 mm

72 g × ¾

Blau

0,6 × 30 mm

23 g × 1¼

Schwarz

0,7 × 30 mm

22 g × 1¼

Grün

0,8 × 50 mm

21 g × 2

Gelb

0,9 × 40 mm

20 g × 1½

Gelb

0,9 × 70 mm

20 g × 2¾

Gelb

0,9 × 90 mm

20 g × 3½

Die Spritze wird direkt vor der Injektion frisch aufgefüllt. Ein sog. Depot von Spritzen ist obsolet. Die Kanüle, mit der die Injektion aus dem Glasgefäß oder der Ampulle aufgezogen wird, wird vor der Injektion weggeworfen und durch eine frische ersetzt. Zum einen wird hierdurch das Risiko der Verschleppung von Keimen vermindert; zum anderen wird bereits durch leichtes Berühren der Glaswand mit der Kanülenspitze die moderne Kanüle beschädigt, sodass hierdurch die Haut beim Einstich einreißt. Dies bereitet zusätzliche Schmerzen.

Vor dem Aufziehen der Spritze wird der Einstichort mit 70 %igem Alkohol oder Jodersatzmittel eingesprüht. Dadurch wird die Einwirkzeit und damit die Desinfektionswirkung erhöht. Bei intraartikulären Injektionen ist eine minimale Einwirkzeit von 1 Minute Bedingung. Ein Abwischen des Desinfektionsmittels vor der Injektion erfolgt nicht, da hierdurch Keime aus den Hautporen wieder über die Injektionsstelle gewischt würden.

Lokale Nebenwirkungen lassen sich durch eine geeignete Injektionstechnik vermeiden. Wir empfehlen die sog. 2-Finger-Technik. Nach Aufsuchen der Injektionsstelle wird zunächst die umschriebene Stelle palpiert ( ▶ Abb. 1.7). Man vergewissert sich, dass keine größeren Nerven oder Blutgefäße die Injektionsstelle durchkreuzen. Die Haut wird mittels der 2-Finger-Technik vorgespannt ( ▶ Abb. 1.8). Man benutzt eine dünne und ausreichend lange Nadel. Der Einstich erfolgt schnell und kurz; subkutan wird der Gewebszylinder ausgespritzt; nun dringt die Nadel in die Tiefe vor. Nach Herausziehen der Nadel erfolgt eine kurze Kompression mittels Tupfer, anschließend Verschluss mittels Pflaster, sodass bereits relativ rasch durch die Reparationsmechanismen des Gewebes der Injektionskanal verschlossen ist.

Injektionstechniken.

Abb. 1.7

Abb. 1.7a Ohne Vorspannen der Haut entsteht ein sogenannter "Bulldozer-Effekt"; die Hautstanze umfasst ein relativ großes Oberflächenareal.

Abb. 1.7b Durch Vorspannen der Haut schneidet die Kanüle ohne Faltenwurf in die Haut; der Hautzylinder wird im Ausmaß minimiert.

Injektionstechniken.

Abb. 1.8

Abb. 1.8a Einstich in die vorgespannte Haut.

Abb. 1.8b Ausstanzen des Hautzylinders durch die Kanüle.

Abb. 1.8c Subkutanes Ausspritzen des Hautzylinders.

Abb. 1.8d Nach Ausspritzen des potenziellen Infektionsherdes subkutan tieferes Vordringen der Nadel.

Für intraartikuläre Injektionen gelten gesonderte, strenge Richtlinien. Hierbei werden bereits an den Raum, in dem die Injektion durchgeführt wird, hohe Anforderungen gestellt; es sollten Verschleppungen von Keimen möglichst in der Planung schon vermieden werden. Patienten mit sekundär heilenden Wunden oder ähnlichen Keimquellen sollten nicht im gleichen Raum davor behandelt werden.

Die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels am Ort der Injektionsstelle beträgt mindestens 1 Minute. Die Injektionsmittel werden ausschließlich vom Arzt direkt vor der Injektion in die Spritze aufgezogen; dies erfolgt in aseptischer Technik mit sterilen Handschuhen. Bei der Injektion ist jegliche Unterhaltung obsolet.

1.6Sonografiegesteuerte Injektionen

1.6.1 Bildgebende Verfahren zur Verbesserung der Injektionspräzision

Je nach Indikation wird die Injektion mittels Ultraschall, im Computertomogramm oder im Kernspintomogramm kontrolliert.

Durch die Verbreitung der Sonografiegeräte in der Medizin ist die sonografiegesteuerte Punktion und Injektion ohne zusätzlichen Geräteaufwand in den meisten Praxen durchzuführen.

Mit einem Standard-Ultraschallkopf ist die Freihandpunktion das Verfahren der Wahl (siehe ▶ Abb. 1.9).

Sonografiegesteuerte Injektion.

Abb. 1.9 Längsschnitt, Aufsicht und Sonografiebild.

Hierbei unterscheiden wir das einzeitige oder das zweizeitige Vorgehen.