Schmetterlinge im Bauch sind für'n Arsch - Emanuel Erk - E-Book

Schmetterlinge im Bauch sind für'n Arsch E-Book

Emanuel Erk

0,0

Beschreibung

"Emanuel ist ein wirklich wunderbarer Beziehungscoach der neuen Generation und das nicht nur wegen seiner richtigen Mischung aus Herz und Verstand, sondern weil er in dem Bewusstsein arbeitet, dass die Lösung für alles immer in Ihnen selbst liegt." - Eva-Maria Zurhorst (Autorin des Buches "Liebe Dich selbst und es ist egal, wen du heiratest") Beim nächsten Partner wird alles anders? Sicher nicht, wenn wir uns nicht endlich mit unseren Prägungen, Ängsten und unbewussten Grundüberzeugung auseinandersetzen, die unsere Beziehungen eigentlich boykottieren. Lernen wir unsere destruktiven Muster in einer Partnerschaft zu transformieren, dann ist eine Beziehung möglich, die alle romantischen Ideen von Hollywood und Co. in den Schatten stellt. Jeder Mensch hat die Voraussetzungen eine lebendige und erfüllte Beziehung zu führen. Das ist weder Glückssache noch ein Zufallsprodukt. Es braucht dafür eben nicht den "perfekten" Partner, der endlich all unseren Anforderungen gerecht wird. Denn der Weg der Liebe führt zu allererst nach innen - zu sich selbst. Beziehungsexperte Emanuel Erk kennt nicht nur die Wünsche und Herausforderungen seiner Generation, sondern begleitete darüber hinaus bereits tausende Menschen auf ihrem Weg zurück zu sich und hin zu echter Liebe.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 300

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Schmetterlinge im Bauch… sind für’n Arsch

Dieses Buch widme ich in unendlicher Liebe

meiner Partnerin Isabella, meinen liebevollen Eltern,

meiner wunderbaren Schwester und all den Menschen,

die meinen Lebensweg segneten.

In tiefer Dankbarkeit und Demut gegenüber all

meinen Lehrern und Mentoren. Dieses Buch stellt

nur eine Zusammenfassung jenes Wissens dar,

das mir von euch geschenkt wurde.

Emanuel Erk

Schmetterlinge im Bauch … sind für’n Arsch

Warum Liebe und eine erfüllte Beziehung kein Zufall sind

Originalausgabe

1. Auflage 2020

Verlag Komplett-Media GmbH

2020, München

www.komplett-mediade

E-Book ISBN: 978-3-8312-7069-9

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern in diesem Buch die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Lektorat: Ursula Kollritsch, Textbüro sommerfrisch, Bad Honnef

Korrektorat: Redaktionsbüro Diana Napolitano, Augsburg

Umschlaggestaltung: Daniela Nemetz, www.danielas-design-stories.com

Grafische Gestaltung, DTP: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

Dieses Werk sowie alle darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrecht zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.

Inhalt

Vorwort

Die Sache mit den Schmetterlingen im Bauch

»Spezies Beziehungsunfähig«

Das verrückte Gefühl, das wir Liebe nennen

Je früher es vorbei ist, umso besser

Das ist Liebe für mich

Prince Charming und andere Märchen, an die wir glauben

Mr. und Mrs. Right, oder wie du weißt, dass du den richtigen Partner hast

Hilfe, ich führe eine Beziehung mit meinem Vater!

Die wirklichen Mr. und Mrs. Right

Partnerbörsen – mehr Auswahl bedeutet nicht bessere Beziehung

Wie du dein Herz wieder öffnest

Gefühle – was ist das eigentlich?

Gefühle? Nein, danke! – Wie wir unsere Gefühle eliminieren

Eine Anleitung zum Fühlen

Lieber impulsiv als sensitiv?

Ich fühle einfach nichts

Die vier Bewusstheitsebenen

Wie ticke ich wirklich?

Verstehst du dich, verstehst du deine Beziehungen

Die neun Charakterfixierungen

Die Ursache (fast) aller Beziehungsprobleme – unsere frühkindlichen Traumatisierungen

Bindungstraumata und unsere Überlebensstrategien

Endlich Frieden finden – wie Traumaheilung geht

Bindungstraumata und unsere Partnerschaften

Wie eine Beziehung der Schlüssel zur Traumaheilung sein kann

Die Grundüberzeugungen, die dein Beziehungsleben bestimmen

Deine Grundüberzeugungen in der Beziehung

Die Überzeugung deiner Charakterfixierung

Eine neue Entscheidung, ein neues Leben

Neue Entscheidungen brauchen neue Erfahrungen

Die sechs Stützen einer erfüllten Partnerschaft

1. Stütze: Liebe deinen Partner wie dich selbst

2. Stütze: Nichts als die Wahrheit

3. Stütze: Du musst endlich »Ja« sagen!

4. Stütze: Zeit zu zweit

5. Stütze: Ein Team und nicht zwei Gegner

6. Stütze: Richtig streiten leicht gemacht

Let’s talk about Sex, Baby

Schneller, härter, aufregender – wie Pornos unser Sexleben bestimmen

Sex ist nicht gleich Sex

Warum habe ich eigentlich Sex?

Wie aus Sexmuffeln wieder Betthäschen werden

Frauenkörper ticken anders

Männer und ihre Lust

Eine kleine Anleitung zum Liebemachen

»Ja, aber mein Partner …« – wie du das Wissen an den Mann oder die Frau bringst

Das Ende

Vorwort

Schmetterlinge im Bauch sind für’n Arsch« ist wohl das bisher anspruchsvollste Projekt meines Lebens. Ich wollte nicht einfach einen unter vielen Beziehungsratgebern schreiben, sondern dieses Buch sollte in seiner Tiefe und Klarheit in Bezug auf dieses allgegenwärtige Thema anders sein als all die anderen Bücher. Es ist nicht darauf ausgerichtet, dich bloß zu inspirieren oder dir ein paar gute Tipps an die Hand zu geben. Es beinhaltet vielmehr in seinen Grundzügen bereits all die wesentlichen Aspekte, die du brauchst, um eine erfüllte Beziehung durch deine innere Transformation leben zu können.

Mir war es daher auch wichtig, dass das Vorwort von einem für mich ganz besonderen Menschen verfasst wird: meiner Partnerin Isabella. Sie hat maßgeblich zur Fertigstellung dieses Buchs beigetragen. Ohne sie sowie ihre Liebe für eine differenzierte und fundierte Darstellung der Inhalte wäre dieses Buch nicht im Ansatz das Gleiche geworden. Ich habe sie darum gebeten, ein paar einleitende Worte zu verfassen. »Mein Schatz, ich liebe dich und bin dir unendlich dankbar. Du bist das größte Geschenk meines Lebens. «

Wenn sich jemand nach dem Beruf meines Partners erkundigt, ist die darauffolgende Frage zumeist schon vorprogrammiert: »Und, wie ist es, mit einem Beziehungscoach zusammen zu sein?«

Für mich ist es ganz klar das Beste, das mir passieren konnte. Ich habe einen Partner, der genauso, wenn nicht sogar mehr, an denThemen interessiert ist, die meiner Meinung nach zu den wichtigsten überhaupt gehören. Der Wunsch, sich selbst, seine Beziehungen, sein Leben und Erleben ganzheitlich und tiefer zu verstehen, begleitet die Menschheit vermutlich bereits seit Anbeginn der Zeit. Je tiefer ich in diese Materie eintauche, umso faszinierter und zugleich schockierter bin ich über all das Wissen, das dazu bereits existiert. Ein Wissen, für das ich so unendlich dankbar bin und bei dem es mir schwer ums Herz wird, wenn ich sehe, wie wenig es zum aktuellen Zeitpunkt in der Welt verbreitet ist und somit in unserem Alltag kaum einen Platz erhält. Es ist deshalb so wichtig, weil es jeden betrifft und uns dazu befähigt, wieder bei uns selbst ankommen zu können und am eigenen Leib zu erfahren, was das überhaupt wirklich bedeutet.

Zu lernen, wie man auf gesunde Art und Weise mit bestimmten Situationen und seinen damit verbundenen Gefühlen umgeht, wie man wirklich auf sich selbst achtet und in wahrem Kontakt mit sich und anderen sein kann – all das ist ein unglaublich großes Geschenk. Dafür ist es notwendig, Körper, Geist und Seele miteinzubeziehen. Das haben wir schlichtweg nie richtig gelernt oder einfach seit Generationen nicht anders vorgelebt bekommen. Und so leben die meisten ein angepasstes, entfremdetes Leben, in dem bewusst wie unbewusst sehr viel Leid erschaffen und an andere weitergegeben wird, anstatt endlich Heilung zu erfahren.

Als ausgebildete Ärztin kann ich von mir sagen, dass ich Menschen dabei zusehen durfte, das Licht der Welt zu erblicken, ihr Leben auf verschiedenste Arten zu gestalten und dabei sehr unterschiedlich mit dem eigenen Körper und der eigenen Psyche umzugehen. Ich durfte auch denjenigen zur Seite stehen, für die sich das Leben auf dieser Erde bereits dem Ende zuneigte. Für all diese Menschen spielen und spielten zwischenmenschliche Beziehungen eine wesentliche Rolle. Schließlich begleiten diese uns von unserem ersten bis zum letzten Atemzug. Und auch wenn der medizinische Fortschritt bereits sehr groß ist, gibt es etwasWichtiges, das in meinen Augen nicht nur im Krankenhausalltag bisher noch weitestgehend außer Acht gelassen wird: die Ausrichtung darauf, den Menschen dabei zu unterstützen, sich selbst zu heilen. Indem man ihn dazu befähigt, sich in der Tiefe zu verstehen und zu begegnen. Um dadurch liebevoll in allen Lebenslagen mit sich selbst und anderen umgehen zu können.

Ich wünsche jedem, der dieses Buch in die Hände bekommt, dass er sich auf diesen Weg macht. Auf die Reise zu sich selbst. Sei es jetzt sofort oder dann, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Dabei geht es nicht um Selbstoptimierung, sondern um eine tiefergehende und heilsame Ausrichtung. Um eine Erlösung all der vielen kleineren und größeren Verletzungen, die wir in uns tragen, die uns unbewusst antreiben und uns nie wirklich zur Ruhe kommen lassen. Du wirst dabei entdecken, was wahres Glück, innere Freiheit und ein tiefes Einverständnis mit dem Leben wirklich für dich bedeuten. Diese Frage kann sicherlich nicht mit dem Verstand allein beantwortet werden, und dennoch sind gewisse Informationen notwendig und hilfreich auf dieser Suche, bei der wir alle im selben Boot sitzen.

Abschließend möchte ich mich bei meinem wundervollen Partner Emanuel bedanken, der nicht nur Tag um Tag bemüht ist, dieses wunderbare Wissen in die Welt hinauszutragen, sondern dies auch mit einer unglaublich liebevollen und aufrichtigen Art tut. Es fasziniert und berührt mich sehr, wie groß seine Sehnsucht und Offenheit dafür ist, sich selbst immer tiefer zu begegnen. Ich spüre und erlebe jeden Tag, was für eine unglaubliche Bereicherung das auch für unsere Beziehung ist. Ich kann mir also keinen besseren Mann an meiner Seite wünschen.

»Ich liebe dich aus tiefstem Herzen und bin gespannt, was unsere gemeinsame Entdeckungsreise noch alles für uns bereithält.«

Emanuel Erk & Dr. Isabella Bogad

Die Sache mit den Schmetterlingen im Bauch

Schmetterlinge im Bauch sind für’n Arsch?! Ich bin eigentlich nicht der Typ, der mit Fäkalsprache um sich wirft. Bei diesem Thema scheint es mir aber angebracht.

Um eines direkt klarzustellen: Dieses Buch stellt nicht die Memoiren eines deprimierten jungen Mannes dar, der sein unglückliches Liebesleben verarbeiten muss. Nein. Ich habe die Entscheidung, auf die sich der provozierende Titel bezieht, nicht nur gründlich überdacht, es ist sogar noch extremer – ich habe die Liebe, die Sache mit den Schmetterlingen also, zu meinem Beruf gemacht.

Als Beziehungscoach durfte ich in vielen Einzelcoachings, Paartherapien, Online-Kursen, Büchern, Artikeln und Videos bereits Tausenden Frauen und Männern dabei helfen, einen Ausweg aus ihren Beziehungskrisen und -fragen zu finden, und vielleicht gelingt das mit diesem Buch auch bei dir. Übrigens, obwohl wir uns nicht kennen, werde ich dich in diesem Buch duzen. Denn das »Du« ermöglicht, dass wir uns deutlich näher und verbundener begegnen können – von Mensch zu Mensch.

Wenn du dieses Buch aufgeschlagen hast, dann haben wir ziemlich sicher etwas gemeinsam. Die angeblich so wundervolle Liebe hat uns beiden schon mal übel mitgespielt, wahrscheinlich sogar das Herz gebrochen. Vielleicht hast du es dann wie ich gemacht und dich für eine »Beziehungs-Abstinenz« entschieden. »Ich will mit dem Mist nichts mehr zu tun haben, ich brauche das nicht«, hast du möglicherweise gedacht. Vielleicht steckst du gerade jetzt mitten in einem Beziehungsschlamassel, während du diese Zeilen liest. Vielleicht wurdest du sitzen gelassen, gegen den oder die Nächstbeste/n ausgetauscht, oder die am Anfang so feurige Liebe mit deinem Partner ist mittlerweile im langweiligen und unbefriedigenden Alltag untergegangen. Über kurz oder lang kommen wir alle einmal an den Punkt, dass die Schmetterlinge in unserem Bauch nur noch für’n Arsch sind …

Ich habe dieses Buch aber nicht geschrieben, um das Offensichtliche mit Schimpfworten zu versehen, sondern weil ich der festen Überzeugung bin: Es gibt einen Weg heraus aus der Misere.

Dafür braucht es nicht die vollkommene Selbstliebe oder den perfekten Partner. Die Lösung ist: Wir müssen »nur« uns selbst, unsere Beziehungen und die Liebe neu entdecken und wirklich verstehen lernen. Ich weiß, das klingt leichter gesagt als getan. Trotzdem gebe ich dir das Versprechen, dass du nach diesem Buch einen neuen Blick auf dich und deine Partnerschaften haben wirst, und darüber hinaus kannst du einen individuellen Weg für dich finden, wie du dich und deine Partnerschaften wirklich veränderst und neu erlebst.

Meistens haben wir leider ein sehr oberflächliches Verständnis von einer Partnerschaft. Eine Beziehung ist in unserer Gesellschaft zu etwas verkommen, das, wenn wir mal ehrlich sind, nur einen Zweck erfüllen soll: Sie soll uns glücklich machen! Wir wollen einfach diese flatternden Schmetterlinge im Bauch, und das am besten für immer! Das kann natürlich nicht klappen. An irgendeinem Punkt müssen wir daher einsehen: Wenn wir nach der großen. Erfüllung in unserer Beziehung suchen, werden wir diese niemals finden Besagte Schmetterlinge haben nämlich hauptsächlich etwas mit einem Hormoncocktail und unserer Verliebtheit zu tun und nichts mit echter Liebe. Warum das so ist, wirst du im Laufe der nächsten Kapitel nachvollziehen können.

Beziehungen sind wohl die härteste Schule des Lebens, in denen wir immer wieder nur auf uns selbst treffen. Aber sie bieten uns den effektivsten Weg, persönlich zu wachsen und zu uns selbst zu finden, wenn wir uns wirklich darauf einlassen. Eine Beziehung wird dann zu einer der wertvollsten Bereicherungen, wenn sie uns dabei hilft, die Erfüllung und den inneren Frieden in uns zu entdecken.

Willst du aber lieber weiterhin glauben, dass du ein Opfer der Umstände bist und dass du nur den passenden Partner brauchst für eine gute Beziehung, dann ist jetzt der Moment, wo du dieses Buch zuklappen und vielleicht besser jemand anderem schenken solltest. Bist du jedoch bereit, die volle Verantwortung für dich und damit auch deine Partnerschaft zu übernehmen, dann kannst du mit diesem Buch tatsächlich dein Leben verändern. Auch wenn du gerade an dem Punkt sein solltest, der dich verzweifeln lässt, was Beziehungen betrifft. Ich kann dich beruhigen: Es gibt für jeden von uns einen Weg in eine Beziehung, die uns guttut, die uns wachsen lässt und in der wir auch Erfüllung erleben.

So sehr uns also diese bunten flatternden Schmetterlinge im Bauch auch fehlleiten können, es ist am Ende die Liebe, die unserem Leben die Erfüllung schenkt! Und zwar nicht die verklärte, romantisierte Version, die wir aus herzzerreißenden Romanen und kitschigen Hollywoodfilmen kennen, sondern die wahre und bedingungslose Liebe in der Tiefe unseres Selbst.

Hier findest du begleitende Audiodateien und Übungen zum Buch. Scanne hierfür den QR-Code, oder gehe auf folgende Website: www.schmetterlingeimbauch.com/geschenk

»Spezies Beziehungsunfähig«

Wie viele Frauen und Männer kennst du in deinem Umfeld, von denen du sagen würdest, dass sie wirklich glücklich miteinander sind? Jetzt zieh von der Zahl einmal alle Paare ab, von denen du eigentlich nicht sicher weißt, was hinter geschlossenen Türen bei ihnen zu Hause wirklich los ist. Dann bleiben meistens nur wenige Menschen übrig, denen wir mit großer Sicherheit glückliche Beziehungen zuschreiben. Ziemlich traurig, oder? Auf der anderen Seite aber auch nicht verwunderlich, weil uns niemand erklärt, wie das mit der Liebe geht, geschweige denn, wie wir selbst ticken. Gleichzeitig leben uns auch zu wenige eine lebendige und erfüllte Partnerschaft vor. Wenn ich Klienten nach der Beziehung ihrer Eltern frage, dann kommt meistens die Antwort, dass sie daraus vor allem gelernt haben, wie sie es definitiv nicht machen möchten.

Ich musste deswegen auch sehr schmunzeln, als ich vor einigen Jahren das Buch »Generation Beziehungsunfähig« von Michael Nast in die Hände bekam. Wenn ich auf die Generation meiner Eltern und Großeltern schaue, dann lebten diese in der Regel länger mit derselben Person in einer Beziehung als wir heute. Besonders glücklich wirkten sie deswegen nicht unbedingt. Vielleicht müsste man also eher sagen, wir sind die »Spezies Beziehungsunfähig«.

Bei Beziehungsfähigkeit oder -unfähigkeit geht es nicht darum, dass wir jemanden als unseren Partner bezeichnen und damit den Beziehungsstatus »vergeben« in unserem Facebook-Profil angeben können. Ich glaube, es ist entscheidend, dass wir die Fähigkeit haben, eine gesunde und lebendige Partnerschaft zu führen, in der gemeinsames Wachstum und die Entfaltung beider Seiten möglich sind. Und wir nicht zwei Menschen sind, die sich nur gegenseitig verletzen oder die einfach gelernt haben, miteinander auszukommen und in ihrer Symbiose ihr Dasein zu fristen, ohne echten Höhen und Tiefen.

Die Basis für Beziehungsfähigkeit ist die Beziehung zu uns selbst. Für diese Beziehung müssen wir uns selbst erst einmal wirklich kennenlernen. Erst dadurch können wir lernen, uns wertzuschätzen und anzunehmen. Können wir das nicht selbst, wie soll das dann ein anderer Mensch für uns übernehmen?

Ein großer Teil der Menschheit ist überzeugt, dass er aus freiem Willen seine Beziehung führt und Entscheidungen im Leben trifft. Das ist aber leider ziemlicher Quatsch. Die Neurowissenschaften liefern uns dafür zwei wichtige Zahlen: 95 Prozent und 5 Prozent. Zu 95 Prozent werden unsere Verhaltensweisen, unsere Gefühle und Entscheidungen durch unser Unterbewusstsein bestimmt. Unser Bewusstsein macht bei dem Ganzen nur lausige 5 Prozent aus. Da ist nicht viel Raum für unseren ach so freien Willen. Die 5 Prozent sind der Anteil von uns, der gern eine Diät machen will, und die anderen 95 Prozent sorgen dafür, dass wir uns trotzdem die Tafel Schokolade schmecken lassen. 5 Prozent wünschen sich die erfüllte Beziehung, und 95 Prozent gehen dann doch lieber fremd, wenn die Schmetterlinge nach einigen Jahren den Abflug gemacht haben beziehungsweise plötzlich bei jemand anderem zu flattern beginnen. Es gibt sogar Wissenschaftler und Therapeuten, die das noch weiter zuspitzen und von 99,9 Prozent und 0,01 Prozent sprechen. Dem schließe ich mich an.

Diese Erkenntnis hat zur Konsequenz, dass wir uns eingestehen müssen, dass wir einem unbewussten Programm folgen. Das ist zunächst nicht schlimm und kann vieles vereinfachen. Ich bin beispielsweise sehr glücklich, dass mein Laptop, an dem ich gerade schreibe, ein so tolles Programm hat, und ich genau weiß, welche Tasten ich drücken muss, damit das Gerät macht, was ich möchte. Die Programmierung meines Computers ermöglicht mir, dass ich damit schnell und effizient arbeiten kann, den gleichen Zweck erfüllt unser Unterbewusstseinsprogramm. Stell dir vor, du müsstest bei jeder Tätigkeit neu überlegen, wie du es machst. Du müsstest dann jeden Tag neu laufen lernen. Wir können in vielen Punkten froh sein, dass wir in unserem täglichen Tun auf bewährte, funktionierende Programme zugreifen können.

Es gibt allerdings zwei fundamentale Unterschiede zwischen unseren Laptops und unserem Unterbewusstsein:

1. Mein Notebook bekommt regelmäßige Updates. Das gilt für die Programmierung unseres Unterbewusstseins in der Regel leider nicht. Diese wird vor allem bis zu unserem siebten Lebensjahr installiert und läuft dann oft ohne Aktualisierung oder Fehlerbehebung weiter.

2. Bei unserem Laptop wissen wir, dass er auf der Basis von Programmen läuft. Bei unserem Leben haben wir meist keinen blassen Schimmer, was da so auf unserer Festplatte passiert, geschweige denn, wie wir uns umprogrammieren können.

Die Beschränkungen unserer Programmierung merken wir nirgendwo deutlicher als in der Beziehung zu einem anderen Menschen Da agieren dann zwei Menschen miteinander, die häufig eine beziehungsfeindliche, nicht kompatible Software in sich tragen.

Viele von uns haben früher oder später die Erfahrung gemacht, dass eine Beziehung zu einem geliebten Menschen auch Schmerz mit sich bringen kann. Wir wurden vielleicht durch die Trennung der Eltern von einem Elternteil verlassen, oder Mama und Papa haben uns nicht immer so viel Liebe geschenkt, wie wir es gebraucht oder uns gewünscht hätten. Jeder von uns trägt seine ganz persönlichen emotionalen Verletzungen mit sich herum. Dass Beziehungen und Liebe immer nur schön sind, hat daher im Grunde niemand so richtig erlebt. Wir alle tragen also sogenannte Bindungstraumata in uns. Anstatt aber diese Traumata zu lösen und aufzuarbeiten, trägt unsere unbewusste Art eine Beziehung zu führen eher dazu bei, dass diese alten Erfahrungen immer und immer wieder durchlebt werden.

Es ist kein Zufall, ob du beispielsweise der Beziehungs-Hopper bist, der nicht länger als ein paar Monate allein bleibt, oder ein Dauersingle. Genauso wenig, ob du eifersüchtig bist und klammerst oder ständig um Freiheit in deiner Partnerschaft bangst und dich eingeengt fühlst. All das wurde schon ziemlich früh auf deiner Festplatte gespeichert.

Diese Verhaltensweisen sind dann unsere Schutzmechanismen, die wir aufgrund unserer Bindungstraumatisierung entwickelt haben. Wir bleiben Single und lassen uns auf niemanden mehr ein, weil wir unbewusst Nähe mit emotionalem Schmerz verbinden. Oder wir klammern und machen Eifersuchtsdramen, weil eine Partnerschaft Verlustängste in uns hochholt, die wir nicht noch einmal erleben wollen.

Welche genau deine persönlichen Muster sind, wie sie entstanden sind, und wie du damit umgehst, erfährst du in diesem Buch.

Memo an dich!

Wirkliche Veränderung in einer Beziehung beginnt erst, wenn du deine eigenen, bisher unbewussten Muster erkennst. Denn nur dann hast du Zugriff darauf und kannst dich mit ihnen auseinandersetzen.

Das verrückte Gefühl, das wir Liebe nennen

Liebe – das ist ein Begriff, der fast so oft gebraucht wie missbraucht wird. Aber was bedeutet Liebe eigentlich? Was steckt hinter diesem sagenumwobenen Wort?

Wenn wir an Liebe und Beziehungen denken, verbinden wir das mit der Aktivität der besagten Schmetterlinge in unserem Bauch. Doch diese ist nicht mehr als ein Vorgeschmack auf die Liebe, wenn überhaupt. Wenn man es sehr unromantisch sagen will, dann ist Verliebtheit erst mal nur das Produkt unserer schwächeren und stärkeren Neurosen. Wir finden jemanden, bei dem wir uns wichtig, geliebt, gesehen und wertgeschätzt fühlen. Einen Menschen, der uns endlich all das gibt, wonach wir gesucht haben. Die Freude darüber lindert die kleinen oder größeren Mängel, die wir in uns tragen. Endlich fühlen wir uns vollständiger – zumindest temporär. So kann Verliebtsein fast zu einer Sucht werden.

Leider ist dieses erste Gefühl für viele oftmals schon der Höhepunkt ihrer Partnerschaft. Dabei ist das nur der Anfang von Liebe. So etwas wie ein kleiner »Gruß aus der Küche«, der vielversprechend zeigt, was in einer Beziehung möglich ist. Aber wenn wir den Gruß aus der Küche bereits für die Hauptspeise halten, werden wir immer wieder enttäuscht werden.

Irgendwann kann dann das böse Erwachen kommen, wenn wir realisieren, dass unsere Beziehung uns nicht dauerhaft erfüllt und glücklich macht. Sondern uns sogar stattdessen mit unseren tiefsten Ängsten und Schmerz konfrontiert. Aber dann beginnt die Beziehung erst wirklich, wenn wir uns durch die Partnerschaft unseren eigenen Themen stellen müssen und sie heilen. Erst dann können wir es schaffen, immer tiefer in der Beziehung zu uns selbst und unserem Partner zu kommen. Erst dann sind Nähe und Wachstum möglich.

Beim Verliebtsein gibt es zwei Varianten. Entweder sind wir Hals über Kopf in jemanden verknallt. Dann lassen wir uns in einer überdimensionalen Euphorie auf jemanden ein. Meistens wird diese Gefühlsachterbahn beendet, wenn Prince Charming oder die Traumfrau dann doch zwischendurch quaken wie der garstige Frosch im Märchen.

Oder wir lernen jemanden kennen, und es kommt irgendwie nicht das Gefühl auf, das wir eigentlich erwartet haben. Wir beenden dann vielleicht eine Partnerschaft, die eigentlich großes Potenzial gehabt hätte. Und das nur, weil wir nie den Unterschied zwischen Verliebtsein und Liebe realisiert haben.

Bei beiden Extremen haben unsere Wahrnehmungen und Gefühle eigentlich wenig mit dem anderen zu tun und dafür viel mehr mit uns selbst: Eine übereuphorische Person kann zum Beispiel ein großes Thema mit Einsamkeit und Selbstliebe haben und springt deswegen umso stärker darauf an, wenn jemand ihr endlich Nähe schenkt und der Zeit des Alleinseins ein Ende bereitet. Eine zweifelnde Person hat oftmals ein Thema mit Bindungsangst und hat sich dann eine Idealvorstellung im Kopf gebastelt, wie sich das Kennenlernen anfühlen müsste. Dabei hat sie unbewusst Angst, ihr Herz für jemanden zu öffnen und unterbindet mit ihren Zweifeln, dass überhaupt irgendwelche Gefühle hochkommen können.

Je früher es vorbei ist, umso besser

Die Schmetterlinge in unserem Bauch sind für’n Arsch, wenn sie uns davon ablenken, was wirkliche Liebe in einer Beziehung bedeutet. Liebe, die nicht plötzlich da ist, sondern reifen darf.

Mir geht es nicht darum, die Phase des Verliebtseins oder die Schmetterlinge schlechtzureden, sondern darum, dass wir eine Art Realismus entwickeln, der eine echte und längerfristige Beziehung ermöglicht.

Das Bild der Schmetterlinge passt da sehr gut. Jeder von uns weiß ja, dass nicht wirklich irgendwelche Schmetterlinge eine Party in unserem Bauch schmeißen. Und genauso ist es mit dem Verliebtsein. Wir dürfen es genießen, sollten dabei aber nicht vergessen, dass es ein Produkt aus unseren individuellen »Neurosen« sowie Hormonen ist, das auch wieder verschwinden wird. Es muss nicht einmal eine intensive Verliebtheitsphase da gewesen sein, und trotzdem kann eine erfüllte Beziehung entstehen.

Wenn wir die Illusion durchschauen, können wir sie trotzdem genießen. Das ist der Schlüssel. Bei einer Zaubershow rennt auch keiner nach vorn und sagt, dass das ja keine Magie ist, nur weil er den Trick durchschaut hat. Wir entscheiden uns dafür, an dem Zauber unsere Freude zu haben, und so würde ich es auch mit dem Verliebtsein halten. Es fühlt sich immer noch wunderschön an, auch wenn wir verstanden haben, dass die Schmetterlinge in unserem Bauch nicht wirklich existieren. Es macht uns sogar noch freier, und wir sind nicht gleich voller Sorge, falls dieses Gefühl in der Partnerschaft einmal weniger wird oder ausbleibt.

Das ist Liebe für mich

Was ist Liebe für mich persönlich? Während ich darüber nachdenke und diese Sätze schreibe, liegt meine wundervolle Partnerin neben mir, versunken im Schlaf. Wenn ich sie anschaue, bekomme ich Tränen in die Augen, weil es mich mit so tiefer Dankbarkeit erfüllt, sie in meinem Leben zu haben. Durch sie darf ich Liebe auf einer so viel tieferen Ebene erleben. Diese Liebe zwischen uns wirkt für mich nicht so, als ob es etwas ist, das neu zwischen uns entstanden ist. Es ist vielmehr wie ein Zurückfinden zu unserer wahren Essenz als Mensch. Diese Liebe ist der Moment, wo die Zeit für mich stillsteht. Liebe entsteht, wenn wir beide uns aus tiefstem Herzen wollen, aber nicht, weil wir uns brauchen oder voneinander abhängig sind. Diese Liebe ist ganz leise und berührt mich an so tiefen Stellen in mir, von deren Existenz ich vorher nicht mal etwas geahnt habe. In dieser Liebe darf ich meine Partnerin in all ihrer Schönheit erkennen. Sie strahlt dann so hell für mich, was weit über ihr wunderschönes Aussehen hinausgeht. Liebe ist der Augenblick, wo ich auf einmal realisiere, dass wir beide keine getrennten Wesen sind, sondern im tiefsten Inneren eins. Dann ist Liebe weit mehr als ein Gefühl, es ist der Zustand, in dem wir uns befinden.

Diese Erfahrungen der Liebe erleben wir, wenn wir es schaffen, mit uns selbst verbunden zu sein, wenn wir uns trauen, unser Herz weit zu öffnen und all die Schutzmauern um uns herum fallen zu lassen. Das ist kein dauerhafter Zustand in unserer Partnerschaft, sondern es sind magische Momente, die wie von selbst kommen und dann wieder gehen. Mit der Zeit lernen wir jedoch, wie wir sie immer häufiger, länger und tiefer erfahren.

Ich glaube, dass wir in unserer Essenz als Menschen die Liebe sind, aber all unsere Erlebnisse und Konditionierungen wie Schichten diese innere Wahrheit verdecken. Unsere Beziehungen geben uns die Möglichkeit, zu unserer Essenz zurückzufinden. Sie helfen, diese Schichten und Blockaden aufzudecken und aufzulösen.

Das Verliebtsein ist nur die erste Stichflamme, die dir zeigt, wie wärmend und erleuchtend das Feuer sein kann. Wenn wir nicht bereit sind, immer wieder Holz nachzulegen und aushalten, dass die Hitze auch mal unangenehm sein kann, dann wird die Flamme wieder verglühen, und wir begeben uns auf die Suche nach dem nächsten Menschen, der die Stichflamme in uns entzündet. Und so weiter.

Es ist so schwer, die Liebe zu beschreiben, denn wie will man etwas in Worte fassen, das man nur im Herzen erfahren kann. Mir ist es darum auch nicht wichtig, dir mit meinen Worten die Liebe vollständig zu erklären. Ich möchte dich vielmehr daran erinnern, dass wahre Liebe über all unsere romantischen Vorstellungen hinausgeht.

Es geht mir auch nicht darum, mit romantischen Anekdoten die Liebe zu verdeutlichen. Ich war schon oft selbst an dem Punkt, an dem ich die Hoffnung in die Liebe und Beziehung fast verloren hatte. Ich wünsche mir deswegen, dass ich dich aufwecken und begeistern kann, dass du dich dafür öffnest, dass in Beziehungen noch so viel mehr auf dich wartet und Liebe unsere Vorstellungskraft weit übersteigt, egal wie groß die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit auch sein mag.

Memo an dich!

Liebe kann sich in ihrer vollkommenen Pracht dann entfalten, wenn du mit dir selbst verbunden bist, dein Herz weit geöffnet ist und all die einengenden Schutzmauern um dich herum endlich fallen dürfen.

Prince Charming und andere Märchen, an die wir glauben

Von den Gebrüdern Grimm über Rosamunde Pilcher und Nicholas Sparks bis Hollywood – es gibt viele Quellen, die uns von klein auf von der Liebe erzählen. Sie stirbt an einem Apfel, er küsst sie wieder wach, und schwupps haben wir ein glückliches Pärchen, und alles wird gut. Schneewittchens Liebesgeschichte zeigt auch gut das Konzept, nach dem die meisten Liebesmärchen ablaufen. Die Story steht sinnbildlich dafür, dass ein Mädchen Hilfe braucht und von ihrem Traummann gerettet wird. Das zeigt bestens, was beim Verlieben eigentlich passiert. Wir alle haben eine Bedürftigkeit, und jemand anderer befreit uns (scheinbar) davon. Doch Liebe geht so weit darüber hinaus.

Ist dir schon mal aufgefallen, dass die meisten Liebesgeschichten in Büchern und Filmen kurz nach dem ersten Kuss oder dem Zusammenkommen enden? Ich kann dir auch sagen, warum. Danach wird’s nämlich für jedes Paar irgendwann einmal richtig schwierig, und auch die schönste Romanze kann zum Drama, manche sogar zum Thriller werden. Nämlich dann, wenn wir entdecken, dass unser Partner unsere Bedürftigkeit nur scheinbar und temporär stillen kann.

Über kurz oder lang kommen all die alten Gedanken und Gefühle in uns wieder hoch, und wir fühlen uns wieder ungeliebt, nicht gut genug oder unwichtig. Wir glauben dann schnell, dass das auf die Kappe unseres Partners geht. Wenn er oder sie doch anders wäre, dann würden wir uns nicht so mies fühlen. Aber wir sind eben nicht mit dem perfekten Märchenprinzen oder der perfekten Märchenprinzessin zusammen, sondern mit einem Menschen, der seine ganz eigene Geschichte, seine Stärken und Schwächen und Bedürfnisse hat.

Wir alle haben Erwartungen an und Vorstellungen von einem Partner, aber die wenigsten fragen sich, wie diese in ihren Kopf gekommen sind. Neben den eigenen Erfahrungen, den Vorbildern im Umfeld, den Romanen und Filmen ist die Social-Media-Welt inzwischen eine zuverlässige Quelle für pseudo-glückliche Beziehungen, sodass wir schnell denken können, dass wir wirklich die letzten Trottel sind, die das mit dem Paar-Dasein nicht gebacken kriegen. Ich durfte auch schon mit dem ein oder anderen Social-Media-Couple arbeiten, und du würdest dich wundern, was bei denen in der Realität abläuft. Ich habe einmal einen schönen Spruch gelesen: »Ein glückliches Paar erkennt man daran, dass es seine Liebesbekenntnisse im echten Leben miteinander teilt, anstatt auf seinem Online-Profil. « Das finde ich sehr passend. Also lass dich nicht blenden von irgendwelchen Verliebten auf Werbefotos oder in Filmen. Beziehungsthemen und -probleme machen auch vor Instagram und Twitter nicht halt. Auch wenn es nach außen so aussieht.

Wenn ich ehrlich bin, dann sind die genannten Darstellungen von vermeintlich glücklichen Romanzen in aller Welt so weit von einer echten Partnerschaft entfernt, wie der Sex in Pornofilmen von dem, was in unseren Schlafzimmern normalerweise vor sich geht. Das Problem ist, dass uns die »Liebesindustrie« weismachen will, wie wir uns in einer erfüllten Beziehung fühlen sollten oder wie ein perfekter Partner einen wirklich immer auf Händen trägt. Pustekuchen. Genauso wenig wie Männer immer eine steinharte Erektion haben, wenn es darauf ankommt oder Frauen darauf stehen, wie Karnickel behandelt zu werden. Fakt ist: Wir haben vollkommen überhöhte romantische Ideale entwickelt, die kein Partner der Welt langfristig erfüllen kann.

Diese Fake-Liebesvorstellungen haben sich leider fest in uns eingebrannt, ohne dass wir das wirklich realisieren oder endlich einmal hinterfragen. Dann kommt die große Enttäuschung, wenn wir in einer echten Partnerschaft landen. Zu einer lebendigen Beziehung gehören die Tiefpunkte ebenso wie die Höhepunkte. Da ist es normal, dass der einstige Traumprinz sich zwischendurch als richtige Kröte entpuppt. Dann ist weder etwas mit dir falsch noch mit deinem Partner.

Es muss uns klar werden, dass eine Partnerschaft wohl der größte Entwicklungsprozess ist, den wir als Menschen erleben können. Ein Prozess, in dem wir nicht nur unsere Sonnenseiten kennenlernen, sondern besonders auch unsere eigenen Schattenseiten sowie die unseres Partners. Aber so auch erst die Möglichkeit bekommen, diese zu heilen. Denn Beziehungen sind nicht nur ein Entwicklungsprozess, sie sind ein wahrer Heilungsprozess. Die Heilung all der kleinen und größeren Wunden, die unser Herz verschließen. Aber das kann natürlich nur geschehen, wenn wir uns auf das echte Beziehungsabenteuer einlassen.

Memo an dich!

Überhöhte Liebesideale und fehlgesteuerte Ansprüche können und werden kein Partner auf dieser Welt auf lange Sicht erfüllen. Es ist auch nicht seine Aufgabe. Also schicke Prinzessin Tausendschön mit Prince Charming zurück ins Märchenland, und öffne dich für das echte Leben und den Entwicklungsprozess, vor dem du gerade stehst.

Mr. und Mrs. Right, oder wie du weißt, dass du den richtigen Partner hast

Jeder Mensch hat ein Bild oder ein Gefühl davon, wie der perfekte Partner aussehen oder sein könnte: der oder die Richtige. Sind Vorstellungen oder Erwartungen von Mr. und Mrs. Right nun generell etwas Schlechtes? Nein. Wir können sie gern haben. Es bringt uns aber nicht viel weiter auf dem Weg zu einer erfüllten Partnerschaft.

Jeder von uns hat bewusst oder unbewusst eine Checkliste im Kopf, was der »richtige« Partner alles sein, tun, können, sagen, erfüllen sollte. Er sollte uns zum Lachen bringen, offen und liebevoll mit uns umgehen, beruflich erfolgreich und sportlich sein sowie ein attraktives Äußeres haben. Diese Liste kann jeder für sich selbst vervollständigen. Wenn wir aber auf unsere vergangenen Beziehungen schauen – wie oft haben wir uns bei der Partnerwahl wirklich an unsere Checkliste gehalten? Oder haben wir uns umgekehrt nicht auch schon gewundert, dass es trotzdem nicht gepasst hat, obwohl ein potenzieller Partner theoretisch die meisten Punkte erfüllen konnte?

Unsere Partnerwahl hat nämlich wenig mit unserem Verstand zu tun, es handelt sich dabei um eine nahezu vollkommen unbewusste Entscheidung, die wir dann vielleicht versuchen, rational zu untermauern. Ich habe ja schon meine Lieblingszahl für Beziehungen erwähnt: 99,9 Prozent deines Verhaltens, deiner Gedanken oder deiner Entscheidungen werden in erster Linie von deinem Unterbewusstsein bestimmt. Das hört natürlich auch bei der Suche nach Mr. und Mrs. Right nicht auf. Wir kriegen also immer einen Partner, der zu unserer unbewussten Programmierung passt. Man müsste sogar genauer sagen, der zu unserem Nervensystem passt. Der Zustand unseres Nervensystems wird besonders durch die Schwere unserer Bindungs- und Entwicklungstraumata beeinflusst. Ich gehe später noch genauer auf das Thema Traumata ein. Die »goldene Regel«, auf die ich hinauswill, ist, dass du immer auf jemanden triffst, der einen ähnlichen Schweregrad an Traumatisierung hat wie du. Die jeweiligen Verhaltensmuster, die sich aus den Traumata ergeben, sind nur manchmal unterschiedlich, aber das wirst du im folgenden Beispiel gleich besser verstehen.

Hilfe, ich führe eine Beziehung mit meinem Vater!

Vielleicht hast du auch schon mal in deinen Beziehungen mitbekommen, dass oftmals Parallelen zwischen unseren Elternteilen und unserem Partner bestehen. Ich habe mit einer Klientin gearbeitet, die das geradezu verrückt gemacht hat in ihrer Beziehung. Bei jedem Streit hat ihr Partner ab einem gewissen Punkt dicht gemacht und sich komplett zurückgezogen, plötzlich war da diese emotionale Wand aus Eis. Eine Situation, die sie an ihre Kindheit und Jugend erinnerte. Genauso ist ihr Vater immer mit schwierigen Auseinandersetzungen umgegangen. Es machte sie rasend, weil sie sich ihrem Vater so ausgeliefert fühlte, wenn er nicht mehr mit ihr sprach. Genauso war es dann auch bei ihrem Mann. Ganz aufgebracht rutschte ihr dann in unserem Gespräch raus: »Manchmal habe ich das Gefühl, mit meinem Vater verheiratet zu sein.«

Ein anderer Klient von mir hatte eine sehr fürsorgliche Ehefrau, ein wenig zu fürsorglich Sie hat ihn zeitweise fast so umsorgt, als sei er ihr Kind, auch wenn er nicht darum gebeten hatte. Diese Bemutterung engte ihn ein, und er verlor mehr und mehr seine Autonomie. Erinnerungen kamen hoch. Seine Frau war in gewissen Punkten wie seine Mutter, die auch als er schon erwachsen war, am liebsten weiterhin seine Wäsche gemacht hätte.

Wir bilden uns dieses Phänomen nicht ein, sondern es lässt sich ziemlich simpel erklären: Unser Unterbewusstsein gleicht einer Festplatte, die zu unserer Geburt noch fast unbeschrieben ist. Im Laufe unseres Lebens wird sie durch die Erfahrungen, Erlebnisse, Traumata und Gefühle, die wir erleben, mit immer mehr Inhalten gefüllt. Gerade die ersten sieben Lebensjahre sind der Zeitraum, wo eigentlich alle wichtigen Programme entstehen. Das wird in der Psychologie auch gern unter dem Begriff des »inneren Kindes« zusammengefasst.

Die wichtigsten Beziehungen, die wir in diesen ersten Lebensjahren führen, sind die Beziehungen zu unseren engsten Bezugspersonen, das sind meistens die Eltern Sie prägen quasi unser Beziehungsbasisprogramm. Ihre positiven wie negativen Verhaltensweisen und ihr Umgang mit uns oder als Paar miteinander gelten dann als die unbewusste Norm für uns in Partnerschaften und beeinflussen stark unsere Grundüberzeugungen, mit denen wir an eine Beziehung herangehen.

Die Klientin, deren Mann wie ihr Vater agierte, hat die Erfahrung gemacht, dass Männer nicht wirklich nahbar sind und sie ihrer Verschlossenheit ausgeliefert ist. Das war wie eine unausgesprochene Wahrheit in ihrem Unterbewusstsein abgespeichert. Wenn sie sich dann in solchen Situationen wieder so hilflos fühlte, wurde sie wütend und hat darüber versucht, vergeblich einen Zugang zu ihrem Vater oder eben mittlerweile zu ihrem Mann zu finden. Vielleicht ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass unsere Partnerschaften voll sind von Déjà-vus. Ständig erleben wir ähnliche Erfahrungen und alte Gefühle erneut. Aber warum ist das so?

Zum einen hat unser Unterbewusstsein natürlich als einziges Ziel, unser Überleben zu sichern. Und alles, was als »schon bekannt« gilt, suggeriert ein Gefühl von Sicherheit. Deswegen führen wir Partnerschaften nach vertrauten Mustern. Zum anderen könnte man die Gegebenheit, dass unser Unterbewusstsein uns in gewisse Situationen regelrecht hineinmanövriert, auch als Chance sehen. Dadurch, dass wir wieder in diese alten Gefühlszustände hineinversetzt werden, haben wir erst die Möglichkeit, diese aufzulösen, indem wir sie uns endlich genauer ansehen.

Dafür müssen wir verstehen, dass wir als Kinder unserer Umwelt ausgeliefert waren, denn unser Überleben war von den »Großen« abhängig. Deswegen waren all unsere Verhaltensstrategien darauf ausgerichtet, die Gunst und Fürsorge der Erwachsenen zu erwerben und so unsere Lebenswelt abzusichern.