Schnittkonstruktion in der Mode: Hosen - Teresa Gilewska - E-Book

Schnittkonstruktion in der Mode: Hosen E-Book

Teresa Gilewska

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Beschreibung

Hosen, auf den Leib geschneidert: eigene Hosenschnitte Schritt für Schritt selbst entwerfen Ob Schnittmuster für einen Jumpsuit, eine Leggings oder Pluderhose – die richtige Passform ist essenziell für jeden Hosentyp. Den Hosenschnitt nach den persönlichen Maßen zu nähen, gilt jedoch bei vielen Schneider:innen als kompliziert und lässt besonders Anfänger:innen häufig zurückschrecken. Im neuesten Band der Reihe »Schnittkonstruktion in der Mode« zeigt Teresa Gilewska einmal mehr, dass das Erstellen eigener Schnittmuster nicht schwierig sein muss. Dieses Nähbuch führt Sie durch alle Handgriffe, vom Maßnehmen an Taille und Oberschenkel über die erste Schnittzeichnung bis zur Fertigstellung Ihrer individuellen Schnittkonstruktion. Alle Techniken werden auch für Anfänger:innen verständlich erklärt und mit anschaulichen Skizzen bebildert. - Richtig Maß nehmen, übertragen und Schnittmuster anfertigen: alle Grundlagen der Schnittkonstruktion einfach erklärt - Schritt für Schritt zur Lieblingshose: perfekt passende Hosenschnitte selbst zeichnen und umsetzen - Vom Grundschnitt zum Modellschnitt: Wie Sie Schnitte verändern, abwandeln und in der Größe anpassen - Mit vielen Profitechniken und Tipps: So schneidern Sie Hosenfutter, Kellerfalten, Taschen und mehr! Haremshosen, Shorts oder Jeans: Schnittmuster nach Maß selbst erstellen – so klappt es! Aufgesetzte Taschen an eine Latzhose nähen, Kellerfalten berechnen oder modische Hosen aus Stretchstoff entwerfen – mit den praktischen Anleitungen aus diesem Nähbuch kreieren Sie Ihre neue Lieblingshose einfach selbst. Nach einer kurzen Einführung in die Besonderheiten des Hosenschnitts erfahren Sie, wie Sie den Grundschnitt für Ihre Hose anfertigen und das Schnittmuster nach und nach an Ihre Maße und Stilwünsche anpassen. Die verschiedenen Techniken der Schnittabwandlung werden detailliert an ausgewählten Modellen erklärt. Lernen Sie, Schnitte gezielt zu analysieren, und setzen Sie Ihre eigenen Designs bald schon völlig selbstständig um!

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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Stiebner Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-8307-2115-4).

Die französischsprachige Ausgabe dieses Buches erschien 2021 unter dem Titel „Je trace mes patrons: le pantalon“ bei Éditions Eyrolles.

© 2021 by Éditions Eyrolles, Paris, Frankreich

Grafische Gestaltung und Layout (Printausgabe): Nord Compo

Bildnachweise

Sämtliche Illustrationen stammen von der Autorin – mit Ausnahme von Bild 23, S. 25, © Éditions Eyrolles.

Aus dem Französischen von der MCS Schabert GmbH, München, – www.mcs-schabert.de – unter Mitarbeit von Katrin Marburger (Übersetzung).

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Alle Rechte der deutschen Ausgabe

© 2021 Stiebner Verlag GmbH, Grünwald

Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.

www.stiebner.com

ISBN: 978-3-8307-3060-6

Wir produzieren unsere Bücher mit großer Sorgfalt und Genauigkeit. Trotzdem lässt es sich nicht ausschließen, dass uns in Einzelfällen Fehler passieren. Unter www.stiebner.com/errata/2115-4.html finden Sie eventuelle Hinweise und Korrekturen zu diesem Titel. Möglicherweise sind die Korrekturen in Ihrer Ausgabe bereits ausgeführt, da wir vor jeder neuen Auflage bekannte Fehler korrigieren. Sollten Sie in diesem Buch einen Fehler finden, so bitten wir um einen Hinweis an [email protected]. Für solche Hinweise sind wir sehr dankbar, denn sie helfen uns, unsere Bücher zu verbessern.

Teresa Gilewska

Grundschnitt, Passform und Anpassungen

VORWORT

Im Laufe meiner Karriere als Modedesignerin und Schnittdirektrice habe ich oft erfahren, wie wahr es ist, dass die Theorie nur einen Teil des Könnens ausmacht – alles andere ist praktische Erfahrung. Meiner Ansicht nach trifft dies in besonderem Maße auf die Ausbildung zu.

Die Konstruktion von Grundschnitten ist im Prinzip ziemlich logisch, und man kann sie leicht erlernen, indem man sich die einzelnen Schritte ins Gedächtnis einprägt.

Um einen Grundschnitt in einen beliebigen fertigen Modellschnitt abzuwandeln, benötigt man hingegen nicht nur gute Kenntnisse der Konstruktion, sondern vor allem viel praktische Erfahrung. Damit diese komplexe Arbeit gelingt und man Fortschritte in der Ausbildung macht, muss man sich unbedingt selbstständig darin üben.

Schnittumwandlung bedeutet, ständig nach Lösungen zu suchen, Dinge zu überprüfen oder neue Ideen umzusetzen.

Dies ist ein so weites Feld, dass immer wieder jeder Schritt gut durchdacht sein muss, was ein hohes Maß an persönlichem Engagement erfordert.

Aus diesem Grund habe ich beschlossen, diese neue Buchreihe Schnittkonstruktion in der Mode zu verfassen, in der Schritt für Schritt erklärt wird, wie man Grundschnitte von Oberteilen, Ärmeln, Röcken und Hosen abwandelt. Darin erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um sich selbstständig weiterzuentwickeln – ganz gleich, ob Sie eine Ausbildung machen, gerade hobbymäßig mit dem Nähen beginnen oder schon Profi sind.

In den ersten beiden Teilen des Buches werden ganz einfach und ausführlich die Grundlagen des Maßnehmens und der Konstruktion eines Hosengrundschnitts beschrieben.

Im dritten Teil geht es um die verschiedenen Techniken der Grundschnittabwandlung: Einschnittlinien, Ausstellen an vorhandenen Linien oder an Einschnittlinien, Zulegen, Drehen oder Verlegen von Abnähern, Erweitern, Hinzufügen von Taschen oder Aufschlägen am Hosensaum, Anbringen von Falten oder Raffungen etc.

Im letzten Teil erfahren Sie schließlich, was bei der Konstruktion eines Hosenfutters zu beachten ist. Die größte Schwierigkeit ist nicht, die Techniken der Schnittabwandlung zu beherrschen, sondern zu wissen, welche Techniken man auswählen muss, um einen Schnitt für genau das gewünschte Modell zu konstruieren.

Um Ihnen dabei zu helfen, dieses Wissen zu erwerben, finden Sie in diesem Buch am Beispiel ganz verschiedener Hosenmodelle ausführliche Erklärungen und Modellanalysen, aus denen Sie dann ableiten können, welche Abwandlungstechniken in jedem einzelnen Fall anzuwenden sind.

Wenn Sie erst mit dieser Vorgehensweise vertraut sind, sind Sie – so hoffe ich – in der Lage, selbst die verschiedensten Modelle anzufertigen. Damit hätte ich mein Ziel erreicht.

Teresa Gilewska

INHALT

VORWORT

INHALT

ALLGEMEINES

BESONDERHEITEN DER HOSE

Taillenlinie

Vorder- und Hinterhosenbruch

MAßNEHMEN FÜR DIE HOSE

Längenmaße

Umfangmaße

Individueller Maßsatz – Hose

MATERIAL FÜR DIE SCHNITTZEICHNUNG

Papier

KONSTRUKTION DES HOSENGRUNDSCHNITTS

VOR BEGINN

DIE SCHNITTZEICHNUNG

Grundgerüst der Vorderhose

Grundgerüst der Hinterhose

Grundschnitt der Vorderhose

Grundschnitt der Hinterhose

Saumweite der Hose

Hinterer Abnäher

Berücksichtigung des Oberschenkelumfangs

Form der Innenbeinnähte

Weitenzugaben

Kontrolle des Schnittmusters – Angleichen der Kanten

ABWANDLUNG DES HOSENGRUNDSCHNITTS

BESONDERHEITEN DER ABWANDLUNG

EIN MODELL RICHTIG LESEN

Modell 1

Modell 2

Modell 3

Modell 4

Modell 5

Modell 6

Modell 7

Modell 8

Modell 9

Modell 10

Modell 11

Modell 12

HOSENFUTTER

Besonderheiten des Futters

Schnittmuster des Futters

Länge des Futters

GLOSSAR

ABKÜRZUNGEN

ALLGEMEINES

Die Hose ist fester Bestandteil der weiblichen Garderobe und wird ebenso häufig getragen wie der Rock. Sie kann aus ausnahmslos allen Stoffen genäht werden.

Die Anfertigung einer Hose mag ziemlich kompliziert wirken, doch das Zeichnen des Grundschnitts nach Standardmaßen stellt in der Regel kein besonderes Problem dar. Für die Konstruktion eines Hosenschnitts nach individuellen Maßen bedarf es hingegen schon deutlich mehr Überlegungen, nicht nur bei stärkeren Figuren (große Größen), sondern bei beliebigem Körperbau.

Für die weniger Erfahrenen empfiehlt es sich oft eher, den Grundschnitt bei einer Anprobe direkt am Körper zu korrigieren und anzupassen als zu versuchen, die verschiedenen Eigenheiten einer Figur auf die Schnittzeichnung zu übertragen. Letzteres erfordert großes Wissen und Können. Das Zeichnen eines Hosenschnitts verlangt große Sorgfalt; daher müssen Sie die Anweisungen in diesem Kapitel unbedingt genau befolgen. Sie müssen jeden Teil der Erläuterungen nachvollziehen können und Schritt für Schritt die Bedeutung jeder einzelnen Linie auf dem Schnittmuster begreifen.

Anmerkung

Zur Anpassung des Hosengrundschnitts und zur Korrektur der häufigsten Fehler siehe Schnittkonstruktion in der Mode – Maßschnitte von Teresa Gilewska (Stiebner Verlag).

BESONDERHEITEN DER HOSE

Wenn man eine Hose anfertigen möchte, muss man wie bei allen anderen Kleidungsstücken auch zunächst einen Grundschnitt zeichnen, d. h. die individuellen Körpermaße oder Standardmaße auf einen Schnittmusterbogen übertragen und so das Grundgerüst einer Figur zweidimensional abbilden.

Bei der Hosenkonstruktion gibt es keine strikten Regeln oder strategischen Punkte, die man unbedingt berücksichtigen muss, wie die Abnäherinhalte oder die Neigung bestimmter Linien am Oberteil.

Der gute Sitz und die schöne Passform einer Hose hängen zum großen Teil von Form und Breite des Hosenausschnitts (Schrittnaht) ab.

Da der hintere und vordere Hosenausschnitt an den individuellen Körperbau angepasst werden, dürfen sie im Laufe der Schnittabwandlung nicht mehr verändert werden.

Wie alle anderen Schnittzeichnungen enthält auch die Zeichnung der Grundschnittabwandlung auf dem Schnittmusterbogen keine Weitenzugaben und keine Nahtzugaben. Die Weitenzugaben hängen vom jeweiligen Modell ab, also vom Stil der Hose, und die Nahtzugaben werden erst im letzten Schritt der Schnittabwandlung angefügt.

Die gleichmäßige Verteilung der Weite auf beiden Seiten des Hosenbruchs hängt oft von der Form der Beine ab (O-Beine etc.). Eine Angleichung des Hosenbruchs betrifft meist die untere Hosenpartie (vom Knie bis zum unteren Saum). Diese Bestimmung und Angleichung des Hosenbruchs werden ausschließlich bei der Anprobe vorgenommen.

Die Konstruktion des Grundschnitts und die Durchführung der Abwandlungen sind nicht komplizierter als bei Oberteil, Ärmel oder Rock, wenn man sich die Zeit nimmt, die Bedeutung und Relevanz jeder einzelnen gezeichneten Linie und jedes verwendeten Körpermaßes zu verstehen.

TAILLENLINIE

Die Hose wird in der Taille gehalten; die leicht geschwungene Taillenlinie ist ein entscheidendes Element. Um eine bequeme, gut sitzende Hose zu erhalten, die weder an der Schrittnaht kneift noch die Bewegung der Beine beeinträchtigt, muss man die Taillenlinie sehr sorgfältig konstruieren. Bei der Konstruktion des Hosengrundschnitts wird die Taillenlinie rechtwinklig zum Hosenbruch gezeichnet, damit die Hose zunächst von einer Waagrechten aus lotrecht nach unten fällt (siehe die Konstruktion Bild 4).

In Wirklichkeit verläuft die Taillenlinie am Körper nicht streng horizontal. Ihre Position wird von der Körperhaltung einer Person bestimmt (Bild 1A, B und C), aber auch von der individuellen Art, eine Hose zu tragen: oberhalb oder unterhalb der Taillenlinie, z. B. bei einer Figur mit stärkerem Bauch. Daher ist es notwendig, die Form der Taillenlinie anzugleichen. Wenn sie nicht korrigiert und an die jeweilige Körperform angepasst wird, beeinträchtigt dies den Fall der Hose: Die Hose fällt nicht mehr gerade, sondern verrutscht nach vorn (Bild 1C) oder nach hinten (Bild 1B). In der Regel betrifft die Anpassung gemäß den individuellen Eigenarten einer Figur nur die vordere Mitte der Taillenlinie.

Daher ist es für die Konstruktion eines guten Maßschnitts sehr wichtig, die Taillenlinie an der Figur genau zu bestimmen. Um festzustellen, ob die Taillenlinie waagrecht verläuft oder ob sie vorn vertieft oder erhöht werden sollte, gehen Sie wie folgt vor: Legen Sie eine Schnur genau waagrecht um die Taille (Bild 2, in Rot). Legen Sie eine zweite Schnur rings um die Taille einer gewöhnlich getragenen Hose (Bild 2, in Grün). Messen Sie nun den Abstand zwischen den beiden Schnüren und notieren Sie das Maß. Dieses Maß muss bei der Konstruktion des Hosengrundschnitts verwendet werden (siehe Bild 9).

VORDER- UND HINTERHOSENBRUCH

Der Hosenbruch ist eines der wichtigsten Elemente der Hose. An einer eleganten Hose kann dieser Bruch eingebügelt werden (Bügelfalte), an einer legeren Hose wie einer Jeans ist er hingegen unsichtbar. In jedem Fall spielt er jedoch bei der Konstruktion der Hose und der Anpassung an die Figur eine entscheidende Rolle. Die Linie des Hosenbruchs gilt als Referenzlinie, die den Fall der Hose bestimmt.

Vorderhosenbruch

Wenn der Hosenschnitt korrekt konstruiert wird, dürfte die Linie des Hosenbruchs kein größeres Problem darstellen. Diese Linie wird ab der Taille gezeichnet, etwa ab der Hälfte des ab der vorderen Mitte gemessenen Brustpunktabstands. Sie verläuft senkrecht über die gesamte Hosenlänge (Bild 3).

In einigen Spezialfällen verläuft diese Linie jedoch nicht senkrecht, selbst wenn alle Regeln der Schnittkonstruktion genau befolgt wurden. Man sieht deutlich, dass der Hosenbruch etwa ab der Höhe der Schrittlinie nach außen oder nach innen abweicht (Bild 4).

Meist ist die Ursache für diesen sichtbaren Mangel, der die Ästhetik beeinträchtigt, die Form der Beine der betreffenden Person: X-Beine (Bild 5B) oder O-Beine (Bild 5C).

Die Bestimmung des korrekten Verlaufs des Hosenbruchs ist dennoch möglich, jedoch nur bei einer Anprobe direkt am Körper.

Hinterhosenbruch

Die verschiedenen Platzierungen des Hinterhosenbruchs (Bild 6, schwarze, grüne oder blaue Linien) führen oft zu der Frage, ob ein Hosenschnitt wirklich korrekt ist.

Diese Verunsicherung zeugt jedoch nur von einer gewissen Unkenntnis im Bereich der Maßschnittkonstruktion.

Ob ein Hosenschnitt korrekt ist oder nicht, darf nicht anhand der Platzierung der Linie des Hinterhosenbruchs auf der rückwärtigen Taillenlinie beurteilt werden, denn die Position des Hinterhosenbruchs wird ausschließlich durch den Gesäßumfang bestimmt.

Die hintere Mitte der Hose wird in Form einer Geraden gezeichnet, deren Neigung von den individuellen Körpermaßen abhängt. Das Zusammenfügen der rechten und linken Hosenpartie erfolgt an einer senkrechten Linie an der hinteren Mitte; dies ist die hintere Schrittnaht.

Bild 7 zeigt die obere Partie des rückwärtigen Hosenschnittteils mit dem in Rot eingezeichneten Hinterhosenbruch. Die Neigung der oberen Partie der Hinterhose verändert sich je nach Gesäßumfang: Die blaue Linie zeigt ein Schnittmuster für ein flaches Gesäß. Die schwarze und die grüne Linie zeigen Schnittmuster für eine mehr oder weniger starke Gesäßform. Der ab der Taillenlinie gezeichnete Hosenbruch beider Beine nähert sich immer weiter der hinteren Mitte an und beginnt bei sehr ausgeprägtem Gesäß schließlich am Hinterhosenausschnitt (Bild 7, grüne Linie).

Umgekehrt bedeutet dies: Wenn der hintere Hosenbruch an der gesamten Länge der Hose genau senkrecht verläuft, wurde er je nach individuellem Körperbau ab der Taillenlinie (in Blau) oder ab dem Hinterhosenausschnitt (in Grün) konstruiert.

Tipp

Anprobe, Überarbeitung und Korrektur von Hosen-Maßschnitten werden sehr detailliert im Buch Schnittkonstruktion in der Mode – Maßschnitte von Teresa Gilewska (Stiebner Verlag) behandelt.

Hosenlänge

In der Regel wird die Hosenlänge an der Seite des Körpers gemessen, und zwar ab der Taille bis zur gewünschten Länge der Hose. Dieses offensichtlich ganz einfach zu erhebende Maß ist für die Konstruktion des Hosengrundschnitts sehr zuverlässig. Es wird bei der Anprobe noch angepasst. Bei einer Schnittabwandlung für ein gewünschtes Modell ist die Anwendung dieses Maßes hingegen nicht ganz korrekt. Tatsächlich hängt das Maß der Hosenlänge von der Art des Saumabschlusses ab: mit oder ohne Aufschlag, gerade oder schräge Saumlinie, Absatzhöhe, die zu der Hose getragen werden soll, etc. (Bild 8). All diese Faktoren müssen also bei der Bestimmung der Hosenlänge beachtet werden: Es genügt nicht, nur die Saumlinie einzuzeichnen, sondern auch die Höhe eventueller Elemente wie einem einfachen oder doppelten Aufschlag muss berücksichtigt werden.

MAßNEHMEN FÜR DIE HOSE

Die Konstruktion des Hosengrundschnitts erfolgt in zwei Teilen: Im ersten Teil wird die Partie von der Taille bis zur Schrittlinie konstruiert, im zweiten Teil das gesamte Bein.

Die erste Partie muss ein möglichst exaktes Abbild des Körpers darstellen, für den der Hosenschnitt konstruiert wird, während die zweite Partie durch gerade Linien die Form des Beines wiedergibt.

Für eine korrekte Konstruktion der Hose werden also zwei Arten von Maßen benötigt: die reinen Konstruktionsmaße und die Maße, mit deren Hilfe die Linien des Schnittes je nach der individuellen Körperform überprüft und korrigiert werden können.

Wenn die Zeichnung des Hosenschnitts als eine der kompliziertesten gilt, so ist dies sicherlich der Grund dafür. Je nach Konstruktionstechnik können die erhobenen Maße mehr oder weniger präzise sein.

Im Verlauf dieses Kapitels wird jedes einzelne für die Schnittkonstruktion verwendete Maß ausführlich erläutert (Bild 9). Nehmen Sie sich unbedingt die Zeit, jedes dieser Maße wirklich zu begreifen, denn von diesem Verständnis hängt das Endergebnis Ihrer Schnittkonstruktion ab.

LÄNGENMAßE

Hüfttiefe

Die Hüftlinie ist eine Konstruktionslinie, auf der das Maß der Hüftweite abgetragen wird. Sie verläuft parallel zur Taillenlinie. Die Platzierung dieser Linie ist von großer Bedeutung. In den meisten Fällen ist es nicht einfach, die Hüfttiefe, also den Abstand der Hüftlinie zur Taillenlinie, korrekt zu bestimmen, da sie von Gesäßform und -volumen und vor allem von der flachen Partie des Gesäßes abhängt, die 5 bis 8 cm beträgt. Die Hüfttiefe ist also variabel.

Die Variabilität dieses Maßes spielt für die Schnittkonstruktion keine Rolle, hat jedoch entscheidende Konsequenzen für die Platzierung der oberen Hüftlinie: Diese muss immer genau in der Mitte zwischen Taillen- und Hüftlinie platziert werden.

Höhe der oberen Hüftlinie

Die obere Hüftlinie liegt stets genau in der Mitte zwischen Taillen- und Hüftlinie. Sie gilt nicht als Konstruktionslinie, da sie nur bei Bedarf auf dem Schnittmuster eingezeichnet wird. In bestimmten Fällen wird sie unbedingt benötigt: zum Anbringen von Taschen (Bild 11A), eines Sattels (Bild 11B) oder zum Absenken der Taillenlinie (Bild 11C, vertiefte Taille).

Sitzhöhe

Bei der Konstruktion des Hosenschnitts dient das Maß der Sitzhöhe (auch Leibhöhe) dazu, die Schrittlinie zu bestimmen, die der Ausgangspunkt der Konstruktionslinien für die Beine sowie der Rundung des vorderen und hinteren Hosenausschnitts (Schrittnaht) ist.

Die Sitzhöhe ist nicht ganz einfach zu messen, da es fast unmöglich ist, den exakten Ausgangspunkt zu bestimmen. Er befindet sich in Höhe des Schrittes, doch der – nach welcher Methode auch immer – erhobene Wert bleibt ein Näherungswert. Er muss daher bei der Anprobe korrigiert werden.

Unter den zahlreichen Methoden zur Bestimmung der Sitzhöhe direkt am Körper gibt es zwei, die am gebräuchlichsten sind: Bei der einen wird im Stehen gemessen, bei der anderen im Sitzen.

Messung im Sitzen

Die Messung im Sitzen ist sehr leicht durchzuführen, doch das Ergebnis ist dabei nicht ganz exakt, da es die Bewegungszugabe in der Höhe enthält. Diese Zugabe wird nicht überprüft (nicht präzise beziffert) und hängt von der Stärke der Figur ab, insbesondere von der Stärke des Gesäßes, aber zum Teil auch der Oberschenkel. Je größer die Konfektionsgröße (40, 42, 44 etc.), desto größer ist auch die Zugabe. Diese Erhöhung des Messwerts wirkt sich direkt auf den Verlauf der Schrittnaht aus, die sich dadurch in Richtung Schrittspitze verlängert. Dadurch gerät die gesamte Konstruktion aus dem Gleichgewicht, sodass die Hose später nicht gut sitzt. Daher eignet sich die Messung im Sitzen vor allem für schlanke Figuren ohne ausgeprägte Rundungen, insbesondere an Gesäß und Oberschenkeln.

Um die Sitzhöhe im Sitzen abzumessen, setzt sich die abzumessende Person auf eine gerade, feste Oberfläche (z. B. einen Hocker). Dann wird von der Taillenlinie bis zur Sitzfläche gemessen, und zwar entweder an der Seite oder an der hinteren Mitte (Bild 13B).

Messung im Stehen

Diese Art zu messen ist schwieriger, dafür ist das erhaltene Maß genauer. Diese Methode eignet sich für jeden Figurtyp, da dabei – anders als bei der Messung im Sitzen – die Stärke von Gesäß und Oberschenkeln nicht mit einbezogen wird.

Um die Sitzhöhe im Stehen zu messen, wird zunächst ein dünner, aber ganz gerader Stock (z. B. ein Besenstiel) zwischen den leicht gespreizten Beinen der abzumessenden Person platziert, und zwar unbedingt genau waagrecht. Nun wird der Abstand zwischen der Taillenlinie und dem Stock gemessen (Bild 13A). Die Schwierigkeit liegt dabei darin, den Stock in Schritthöhe exakt waagrecht zu halten. Wird er ganz leicht schräg gehalten, auch wenn es nur um 2 Grad ist, verfälscht dies sofort den Messwert. Dieser Fehler wirkt sich unmittelbar auf den Verlauf der Schrittnaht aus, die sich dadurch in Richtung der Schrittspitze um 2 bis 3 cm verlängert.

Dadurch gerät die gesamte Konstruktion aus dem Gleichgewicht, sodass die Hose später nicht gut sitzt. Manchmal ist es nicht möglich, diesen Fehler bei der Anprobe zu korrigieren.

Knielänge

Bei der Zeichnung des Hosengrundschnitts ist die Knielinie am unteren Ende der Knielänge (auch Knietiefe oder Höhe Taille–Knie) eine obligatorische Konstruktionslinie. Die Linie des unteren Hosenbeins wird ab der Knielinie senkrecht nach unten abgewinkelt. Dies ist so ähnlich wie z. B. Hüfttiefe und Hüftlinie beim Rock, von der aus die vertikalen Linien des Rockes abgewinkelt werden.