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Schnittstellenproblematik als Kommunikationsproblem im Rettungsdienst E-Book

Rouven Samson

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Medizin - Chirurgie, Unfallmedizin, Note: 1,3, Diploma Fachhochschule Nordhessen Berlin-Treptow (University of Applied Science), Sprache: Deutsch, Abstract: Kommunikation in der Medizin hat auch die Aufgabe eine Teamarbeit stattfinden zu lassen. Teamarbeit sollte in jeden Bereich gelebt werden wobei der Austausch von Wissen im Vordergrund steht z.B. über die aktuelle Situation der Patienten und der Behandlungsstrategie. Für eine Verlegung und einer reibungslosen Übergabe an nachfolgende Behandlungsbereiche (Schnittstellen) ist die Kommunikation sowie die Teamarbeit aus meiner Sicht das wichtigste was zu beachten ist. Ob diese gut oder schlecht ist, interpretiert jeder Fachbereich für sich individuell. Fakt ist, dass verschiedene Teams in den Schnittstellen zusammen arbeiten müssen. Das ist aber eine Herausforderung. Was ist es, was uns diese kommunikative Möglichkeit nicht nutzen lässt? Sind es Hierarchien, ist es das Problem von mangelnder Zeit oder das Problem an mangelndem Personal? Ist es fehlende gegenseitige Akzeptanz oder unzureichende Schulung in diesem Bereich? Zusammengefasst suche ich nach der Antwort auf die Frage: Gibt es eine Schnittstellenproblematik bzw. ein Kommunikationsproblem und welche Schnittstellenproblematik liegt wirklich in der Kommunikation in der Wahrnehmung beteiligter Personen im Bereich des Rettungsdienstes vor?

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Impressum:

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

Warum dieses Thema für mich so einen wichtigen Stellenwert eingenommen hat

2. Schnittstellen

3. Rettungsdienst im Land Berlin

4. Kommunikation

5. Zusammenarbeit der Bereiche

Intensivtransport

Leitstelle

Notaufnahme / Rettungsstelle

Intensivstation

Notfallpatient

Rettungskette

6. Methodisches Vorgehen

7. Fragebogenentwicklung

7.1 Fragestellung zum Interview-Fragebogen

8. Hypothese

9. Die Auswertungen der Einzelfragen

10. Zusammenfassung der Arbeit

Was wäre nach diesem Ergebnis der nächste Schritt

Welchen Weg bin ich zur Beantwortung der Frage der Schnittstellenproblematik gegangen

11. Offene Fragen und Forschungsdesiderate

Literaturverzeichnis

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Anlage 1 Interview-Fragebogen

Anlage 1 Interview-Fragebogen

Anlage 2 Fragebogen (Erster Versuch/Prä-Test)

Anlage 2 Fragebogen (Erster Versuch/Prä-Test)

Anlage 3 Der Kreislauf der Schnittstellen

 

1. Einleitung

 

In meiner 15-jährigen Berufserfahrung konnte ich beobachten, dass die Kommunikation als Basis des Verstehens zwischen verschiedenen Schnittstellen im Rettungsdienst trotz der Professionalisierung der Fachbereiche im Gesundheitswesen einen Optimierungsbedarf aufweist.

 

Warum dieses Thema für mich so einen wichtigen Stellenwert eingenommen hat

 

Um zu erklären, warum dieses Thema für mich so wichtig ist, möchte ich ein Beispiel aus meiner beruflichen Tätigkeit anbringen: Hier geht es um einen Patienten mit einem akuten ST-Hebungsinfarkt (Herzinfarkt), der wegen einer bestehenden Lebensgefahr direkt in ein Herzkatheter-Labor zur Intervention verlegt werden soll.

 

Der Patient zeigt im privaten Bereich über plötzlich eingetretene retrosternale Brustschmerzen und Atemnot. (Schnittstelle 1) Die Angehörige alarmiert über das Telefon und der Notrufnummer 112 den Rettungsdienst. Die Leitstelle wählt die geeigneten Rettungsmittel mit dem geeigneten Personal aus. In diesem Fall waren es ein Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug. (Schnittstelle 2) Der Rettungsdienst traf im Haus des Patienten und des Angehörigen ein. (Schnittstelle 3) Der alarmierte Notarzt traf ca. 5 min. später in der Einsatzstelle ein und lässt sich eine erste Lage von der Rettungswagenbesatzung geben. Schnittstelle 4) Der Patient wurde in das am nächsten gelegene Krankenhaus gebracht und an die Rettungsstelle Übergeben. (Schnittstelle 5) Der zuständige Arzt des Patienten in der Rettungsstelle telefoniert nach der Diagnose mit dem Arzt der neuen gewünschten Zielklinik, der die Intervention im Herzkatheter-Labor durchführen soll, da kein eigenes Katheter-Labor in der eigenen Klinik zur Verfügung steht. (Schnittstelle 6) Nach Bestätigung der freien Kapazität muss nun der Arzt, der den Patienten verlegen möchte, die Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst verständigen. (Schnittstelle 7) Die Leitstelle nimmt diesen Einsatz auf und sucht wieder nach dem nächsten freien und geeigneten Einsatzmittel für den Transport in die neue Zielklinik. (Schnittstelle 8) Die Leitstelle alarmiert nun den nächsten freien Intensivtransport zur Klinik des zu verlegenden Patienten. Jetzt trifft der Alarm beim Intensivtransportteam ein. (Schnittstelle 9) Der Notarzt des Intensivtransportteams ruft nun den zuständigen alarmierenden Arzt an, um den Patientenstatus zu erfragen, während sich das Einsatzfahrzeug bereits auf dem Weg befindet. (Schnittstelle 10) Der Notarzt informiert sein Intensivtransportteam über den erwarteten Einsatz, den gesundheitlichen Status und die benötigte Gerätelogistik. Jeder im Team weiß, was auf ihn zukommt, sofern die Vorabinformationen am Telefon vollständig waren. (Schnittstelle 11) Im Krankenhaus auf der Station eingetroffen, erwartet das gesamte Intensivtransportteam standardmäßig die ärztliche Übergabe des zuständigen Arztes für den Hebungsinfarktpatienten. Der Arzt hat aber an dem Assistentenpersonal wenig Interesse und versucht das Intensivtransportteam auseinander zu reißen mit den Worten: „Sie können schon mal den Patienten auf die Trage packen die Schwester ist Ihnen behilflich“. Dabei rief der Arzt die Schwester mit den Worten:“ Die Krankenträger sind da“. Mein Notarzt greift ein und sagt, dass die Übergabe vor dem gesamten Team statt fände und nicht unter 4 Augen, denn das würde sonst bedeuten, dass der Notarzt seinem Team erneut eine Übergabe machen müsste, denn jeder müsse auf demselben Stand sein, um bei einer Komplikation auf dem Transportweg adäquat reagieren zu können. Das ist das erste Beispiel wie Zeit verloren gehen kann. Nach der Übergabe steht die Schwester wartend im Zimmer des Patienten, das gesamte Überwachungsequipment ist bereits von ihr abgebaut worden. Ein Patient, der mit einer Lebensgefahr eingeschätzt wurde, ist jetzt ohne Überwachung. Die Schwester stellt die Frage, was die Krankenträger solange da draußen machen, denn sie hat noch mehr Patienten zu versorgen. Wir übernehmen also den Patienten und schließen unsere mobile Überwachung an. Werte wie Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung zum Zeitpunkt der Übergabe können wir nicht mehr verwenden, denn die Schwester hat diese nicht dokumentiert aufgrund der Tatsache, dass der Patient ja von Ihrer Station entlassen wird. Vorsorglich wurde von der Schwester noch der periphere intravenöse Zugang gezogen, wie es Standard bei Entlassung von Patienten auf Ihrer Station ist. Der Schwester ist hier kein Vorwurf zu machen, die Vorgehensweise und die Qualifikation des Intensivtransports war Ihr einfach nicht bekannt. Einer der sogenannten „Krankenträger“ legt nun einen neuen Zugang, um auch beim Transport medikamentös agieren zu können. Dieses ist bereits der zweite Faktor, bei dem Zeit verloren geht. Im Intensivteam sind wir so trainiert, das jeder im Team fast alle Aufgaben übernehmen kann, bis auf die ärztliche Kompetenz. Ärztliche Aufgaben werden aber nach Delegation auch von dem Team ausgeführt. Wir sind darauf trainiert und geschult, weitere Aufgaben zu übernehmen. Hätte der Arzt die Übergabe gleich mit dem Team besprochen und nicht die Schwester gerufen, hätte das Intensivteam die Monitorüberwachung im Bett direkt eigenständig an die mobilen Geräte übernommen und die letzten Vitalwerte dokumentiert und es wäre nicht zum Entfernen des benötigten intravenösen Zugangs gekommen. Die Krankenhausfachkraft hätte somit die Arbeit nicht durchführen müssen. (Schnittstelle 12) Erst jetzt, wo der Patient übernommen wird, ist eine pflegerische Übergabe erforderlich, um zu klären, was noch zu beachten wäre. Wir bekamen die Information eines Nagelpilzes am rechten Fuß „und der Rest steht ja in der Pflegeüberleitung“. (Schnittstelle 13) Im Intensivtransportfahrzeug angekommen riefen wir im Herzkatheter-Labor an um unsere voraussichtliche Ankunftszeit mitzuteilen. Der Transport verlief komplikationslos und wir trafen im Zielkrankenhaus ein. (Schnittstelle 14) Die Anfahrt erfolgte über die Rettungsstelle, wo uns eine Fachkraft der Rettungsstelle aufhielt mit den Worten: „Wo ist die Krankenkassenkarte?“. Mein Notarzt versuchte zu erklären, dass der Patient bereits angemeldet sei und das Herzkatheter-Labor unser Eintreffen erwartete. Wir wurden weiter aufgehalten mit der Begründung, „ohne Karte keine Behandlung“, das System würde ja gar nicht funktionieren ohne dass die Patientendaten eingegeben wurden, nicht mal ein Labor würde man heute ohne Karte noch bekommen. Nachdem wir bestätigt hatten, den Patienten nach der Übergabe mit unseren Unterlagen anzumelden, wurde uns endlich die Tür zu dem Flur zum Herzkatheter-Labor geöffnet. Das ist wieder ein weiteres Zeichen, dass Handlungsabläufe nicht bekannt sind. Der Intensivtransport und der Rettungsdienst hat nicht immer die Krankenkassenkarte des Patienten bei sich. Der Rettungsdienst und der Krankentransport benötigen für die eigene Arbeit nur bedingt eine Krankenkassenkarte, um mit den Kassen abzurechnen. Eine vollständige Dokumentation der Patientenstammdaten reicht für das Einsatzgeschehen völlig aus. Der Intensivtransport rechnet seine Transporte z.B. über eine Verordnung einer Krankenbeförderung (Transportschein) ab. (Schnittstelle 15) Im Herzkatheter-Labor wurden wir gefragt, warum wir nicht noch einmal angerufen hätten beim Losfahren. Wir bestätigen, dass wir angerufen haben und die Information wohl im Haus nicht weiter gegeben wurde. Der Arzt des Herzkatheter-Labors lässt sich die Übergabe von unserem Notarzt geben und das erweiterte Fachpersonal des Herzkatheter-Labors bereitet zeitgleich alles andere für die Behandlung vor ohne der Übergabe aufmerksam zu folgen. Wir als Intensivteam werden fast ignoriert. Wir wurden angewiesen, nichts an der Technik zu berühren und mit der Krankentrage nicht kaputt zu machen. Der Patient wird von uns auf den Kathetertisch gelegt. Ab hier wird der Patient von einer Person ausgezogen und das Monitoring übernommen. Die Vorstellung, uns in die Arbeit des Lagerns, Aus- bzw. Umziehen und weiteres Vorbereiten mit einzubeziehen wird nicht mal in Betracht gezogen. Ein Angebot unserer Seite wurde abfällig mit den Worten: “Davon haben Sie eh keine Ahnung“ abgetan. Weitere Schnittstellen folgen bei denen wir nicht mehr Beteiligt waren.

 

 Zusammenfassend fehlen Informationen und Transparenz über unsere tägliche Arbeit. Ich bin überzeugt, dass wir das alle besser machen können. Die Basis für eine Verbesserung ist die Kommunikation miteinander.

 

Welche Arbeitsmethoden oder Prozesse können die Kommunikation beeinflussen oder wie können die Schnittstellen der verschiedenen Arbeitsbereiche interdisziplinär dementsprechend verbessert werden?

 

Um eine aktuelle Berliner Situation im Rettungsdienst als Basis dieser Arbeit zu ermitteln, führte ich im Land Berlin eine fragebogengestützte Interview-Befragung zur Kommunikation in den Schnittstellen des Berliner Rettungsdienstes durch.

 

Durch meine hauptberufliche Tätigkeit im Berliner Rettungsdienst bzw. im Intensivtransport und einem Einsatz in dem gesamten Bereich der in Berlin angefahrenen rettungsdienstlichen Patienten Übergabestellen bzw. Schnittstellen nutzte ich diese Möglichkeit, das dementsprechende Fachpersonal für eine Befragung per Zufallsprinzip auszuwählen.

 

Als weiteres habe ich aus der aktuellen Fachliteratur Expertenmeinungen einbezogen, um die Befragungsergebnisse ergänzend zu betrachten und auszuwerten.

 

Warum ist die Kommunikation eigentlich so wichtig? Dieses möchte ich anhand eines Artikels aus der Fachzeitschrift Notfall Rettungsdienst zitieren:

 

 „ Kommunikation in der Medizin wird als eine der herausragenden Faktoren zur erfolgreichen Bewältigung von kritischen Situationen gesehen und liefert einen wichtigen Beitrag zur Patientensicherheit. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen guter Kommunikation und dem Outcome und zwischen guter Kommunikation und der Krankenhausverweildauer. Auch in der Notfallmedizin sind über die technischen Fähigkeiten hinaus solche „soft skills“ wie eine strukturierte Kommunikation, von hoher Bedeutung“[1]