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Das Buch erzählt Kurzgeschichten aus dem Leben der Menschen im Meteoritenkrater Ries. Den überwiegenden Teilen der Geschichten und Mundartgedichten liegen wahre Begebenheiten zugrunde. Kritisch beschreibt Bäurle mancherlei Ereignisse der Zeit. Manche sind seiner Phantasie und seinen Träumen geschuldet. Das Buch ist in 3 Kapitel unterteilt: Quer durch das Jahr Heimat Gedankenfragmente
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Seitenzahl: 69
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Quer durch das Jahr
Verkehrte Welt
Josua und Simeon
Ochs und Esel an der Krippe
Weihnachtswünsche der Tiere
vom Jesuskend
Heiligobad am vierta Advent
Nuijohrswünsche
Am Futterknödel
Büttenrede
Oaschtergedanka
Dank an die Natur
Sommertraum
Herbst
Erntedank
Heimat
Oser schöas Rieas
Hoimat wiea ka mas definiera
Lauber Heimatlied
Das Stoanerne Kreiz
Ahorns Klage
Das Geständnis
Fremwöarter
Vagabunden
Das Blumenalphabet
Gedankenfragmente
Einsicht und Versprechen
Der Weg ist das Ziel
Der Mensch in seinem Widerspruch
Herz und Verstand
Der Rastlose
Oiner alloi ka net sei
Alloi em Wald
Zeitmangel
Raben-Sagen
Der Skandal im Skandal
Sie werden kommen
Bundestagswahl
Ein kurzes Nachwort
Sie stehen zusammen und erzählen,
die Einkaufstaschen voll beladen,
mit Dekorationen, kaum zu zählen,
um neueste Trend’s zu beraten.
Lichter sollen die Bäume schmücken,
wie helle Sterne nächtens strahlen,
so schwärmt die eine, voll Entzücken.
Sie will ja ganz gewiss nicht prahlen.
Ein Weihnachtsmann auf dem Schlitten
gezogen von LED-Rentieren,
werden auf ihres Grundstücks Mitten
die Festtagsstimmung hell garnieren.
So wird die dunkle Jahreszeit
hell wie Feuerwerke strahlen,
schöner Glanz soll weit und breit
ganz zauberhafte Bilder malen.
Die Zweite sogleich stolz verkündet,
dass sie in weihnachtlichen Tagen
auf dem Balkone jetzt entzündet
Kerzen, von Engeln würdevoll getragen.
Die Dritte erzürnt beim Erblicken,
auf großer Kirche Anschlagbrette,
ein Plakat mit Lettern, dicken,
die laden ein zur Christnacht-Mette.
Es ist doch wirklich unerträglich,
so hört man sie recht giftig zischen.
Sagt selbst, ist es nicht ganz unsäglich,
dass Christen sich auch hier einmischen.
Er stand einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Dieses Mißgeschick hat sein junges Leben auf einen Schlag verändert. Josua schaute mit traurigen Augen auf sein verkrüppeltes Bein.
War es seine Neugier, oder einfach lebhaftes Interesse, als er ganz nahe bei den Sklaven stand, die im Auftrag des römischen Statthalters eine hohe Mauer errichteten. Ein Teil des Bauwerks stürzte plötzlich ein und schwere Steine hatten seinen rechten Fuß zerschmettert.
Lange musste er große Schmerzen ertragen. Aber nun konnte er wenigstens, wenn auch nur mühsam, wieder gehen. Obwohl er Freunde hatte, die ihm immer wieder halfen, in diesem Augenblick war er allein. Josua versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die unaufhaltsam in seine Augen drangen und an seinen Wangen herunter kullerten.
Draußen bei den Hirten auf den Feldern von Bethlehem würden wundersame Dinge geschehen, drang die Kunde von Mund zu Mund durch Straßen und Gassen. Hurtig machten sich seine Freunde auf den Weg, um zu erkunden, ob an dieser Geschichte etwas dran sein könnte. Die Dunkelheit hing noch in den Tälern. Die Hügel waren eingehüllt in einen dunstigen Schleier. Bald wird die Sonne hinter den Bergen aufleuchten und die Nacht vertreiben.
Josua stützte sich auf seinen Stock und sah wehmütig seinen Freunden nach, die mit weit ausholenden Schritten hinaus aus der Stadt zu den Feldern rannten.
Ich will ihnen hinterher humpeln, vielleicht kann ich dann mit eigenen Augen sehen, was sich dort zuträgt, dachte er bei sich. So schnell er es vermochte, begann auch er zu laufen. Schon nach wenigen Stadien blieb er mit seinem pressthaften Fuß an einer knorrigen Wurzel, die aus dem trockenen Erdreich ragte, hängen. Er stürzte zu Boden. Es gelang ihm aber sich mit den Händen abzustützen, so dass er unverletzt blieb. Der kühle Atem eines Luftzuges kühlte seine erhitzten Wangen.
„Komm mein Junge, ich helfe dir“, drang eine Stimme in seine Ohren. Als er aufblickte, stand ein alter Mann unmittelbar vor ihm. Seine vielen Falten im Gesicht und seine kleinen lebhaften, gütigen Augen weckten in Josua die Erinnerung an seinen guten Opa, der vor einigen Jahren verstorben war.
„Wo willst du denn hin?“, fragte der Alte.
„Zu den Hirten auf den Feldern, dort sollen sich wundersame Dinge zutragen“, keuchte Josua, als er wieder auf den Beinen stand. Der Alte lächelte versonnen, legte seinen linken Arm auf die Schulter des Jungen und deutete mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand nach oben, wo ein seltsamer Stern zu erkennen war.
„In diese Richtung musst du laufen“, sagte der alte Mann. „Wenn du willst, kann ich ein Stück weit mit dir gehen, dann bist du nicht allein“, bot er Josua an.
„Meine Freunde sind aber da hinüber gerannt“, entgegnete ihm Josua.
„Ja ich weiß, aber sie sind nur gerannt ohne zu schauen“ antwortete der Greis. „Mich haben sie einfach zur Seite gestoßen.“ Er sagte dies ohne einen vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme.
Als sie auf ihrem Weg ins Gespräch kamen, erzählte der Alte aus seinem Leben. Lange Zeit sei er dem Erfolg und dem Vermehren seines Besitzes nachgerannt. „Ich habe aber das Glück nicht gefunden. Es ist mir in dieser Zeit bewusst geworden, dass die Jagd nach Besitz nicht der Endzweck meines Daseins sein kann. Nun bin ich jeden Tag in Jerusalem im Tempel und warte auf ein Ereignis, das ein Bauer mit dem Namen Micha vor Jahrhunderten prophetisch voraussagte“.
„Bitte erzähle mir davon“, bettelte Josua.
„In Bethlehem wird ein Friedensfürst geboren werden, ein Hirte, der für die ganze Welt einen Weg aufzeigt, wie Frieden werden kann unter allen Menschen. Ich spüre dass dieser Tag nahe ist. Ja, ich habe oft davon geträumt. Aber ich muss zurück, beinahe hätte ich es vergessen, dass ich morgen im Tempel meinen Dienst verrichten muß.“
„Schade, das ist sehr schade“, antwortete Josua und er blickte traurig in die Augen des Mannes, als er seine Frage an den Greis richtete.
„Wie heißt du eigentlich?“
„Man nennt mich den greisen Simeon“, antwortete er, dabei umarmte er den Jungen, drehte sich langsam um und lief zurück.
Josua war allein. Er blickte traurig auf den steinigen Boden, als plötzlich ein helles Licht die Berge erleuchtete. Ist heute dieser Tag, an dem geschehen wird, was Simeon ihm erzählt hatte? Dieser Gedanke türmte sich in seinen Kopf wie eine gewaltige Vision auf.
Als er nach oben blickte, leuchtete ein heller Stern mit einem langen glänzenden Strahl am Himmel. Das Licht fiel direkt auf eine Höhle, die offenbar zu einem Stall ausgebaut worden war.
„Meine Füße schmerzen und mir ist schrecklich kalt“, murmelte er vor sich hin. „Aber ich muss wissen, was dort geschehen ist.“ Er stapfte, Kälte und Müdigkeit vergessend, so schnell er es vermochte zu diesem Stall.
Als er keuchend die Höhle erreicht hatte, konnte er nicht begreifen was geschehen war. Ein Kind lag arm und hilflos, selig schlafend in einem Futtertrog. Eine junge Frau und ein bärtiger Mann standen dabei. Josua vernahm den gleichmäßigen Atem von Tieren. Ein Ochse und ein Esel blickten neugierg auf die Futterkrippe.
„Hätte ich damals nicht diesen Unfall gehabt, wäre ich ganz sicher mit den Anderen in die falsche Richtung gerannt und wäre auch diesem Sonderling, Simeon, nicht über den Weg gelaufen“, sinnierte er vor sich hin.
Mein Unfall hat plötzlich einen Sinn bekommen, jetzt kann ich mein Los besser ertragen.“ Solche Gedanken stürmten durch sein ganzes Gemüt und wühlten sein Herz auf. Er fiel vor dem Kind nieder und weinte.
Weinte, weinte überglücklich vor Freude.
„Was muss ich mir noch alles gefallen lassen“, brummte der Ochse und senkte traurig seinen Kopf, um das kärgliche Futter zu verschlingen, das man für ihn auf den Boden geworfen hatte.
„Den ganzen langen Tag habe ich auf dem Acker geschuftet. Bei glühender Hitze. Dass auch ein Ochse einmal Durst haben könnte, daran dachte natürlich niemand. Am Ende, als meine Kräfte nachließen, hat der Bauer noch mit einem Stock auf meinen Rücken geschlagen und mich dazu noch ganz grob beschimpft. Du fauler Kerl, hat er geschrien und gotteslästerliche Worte da bei ausgestoßen. Jaja, diese Menschen bilden sich ein, die Krone der Schöpfung zu sein. Aber ohne uns Tiere, da würden sie schön dumm aus der Wäsche schauen.“ Er legte sich ächzend auf den kalten Stallboden und döste ein.