Lauber Dorfgeschichten - Alfred Bäurle - E-Book

Lauber Dorfgeschichten E-Book

Alfred Bäurle

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Beschreibung

Das Buch beschreibt Ereignisse, Episoden und Entwicklung des rund 500-Einwohner-Dorfes Laub, im Landkreis Donauries. Es will dazu beitragen, dass künftigen Generationen in Erinnerung bleibt, wie ihre Vorfahren gelebt haben.

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Seitenzahl: 80

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Ansteckende Krankheiten in Laub

Merkwürdige Begebenheit in Laub

Als der Heilige Georg seinen Kopf verlor

Gute Nachbarschaften

Wurzelstockversteigerung

Das Schwarzhölzle

Laub während der Nazi-Herrschaft und Nachkriegszeit

Heimatvertriebene und Flüchtlinge

Das Armenhaus

Kirchliche Bräuche aus der Vergangenheit

Kirchenwache

Der erste Fernseher in Laub

Der Krauthobler kommt

Die listenreiche Lauberin

Der uneinsichtige Sünder

Ereignisreiche Jahre

Phänomen Landflucht

Mysteriöse Bewohner in der Lehmgrube im Kellerhölzle

D`r greane Bugga

Ein außergewöhnliches Begräbnis

Eine unglaubliche Geschichte

Nächtlicher Spuk

Von der Eberhaltung

Von der Bullenhaltung

Vom Brot backen

Bsuach beim alta Pfarrherra

Dr „Räuber“ vom Eulahof

Nachwort

Vorwort

Erinnerungen an „die gute alte Zeit“?

Nein eine Glorifizierung vergangener Zeiten soll mit den folgenden Aufzeichnungen nicht versucht werden.

Die gute alte Zeit hat es nie gegeben.

Aber es ist sicher sinnvoll, Ereignisse vergangener Jahre schriftlich festzuhalten. Vieles geht sonst verloren. Es mag sein, dass jüngere Menschen wenig Interesse zeigen an Begebenheiten und Ereignissen ihrer Ahnen.

Aber auch Jugendliche werden später zu den „Alten“ zählen. Dann erwacht oft das Interesse an längst Vergangenem.

Aber die, die es vom Hörensagen oder eigenem Erleben erzählen könnten, sind dann nicht mehr da.

So geht Vieles von all dem verloren, was das Leben unserer Vorfahren geprägt hat.

Vielleicht kann der nachstehende Spruch verdeutlichen, dass es sinnvoll sein kann, die Erinnerung wachzuhalten:

Lasset uns am Alten,

so es gut ist, halten,

doch auf altem Grund

Neues bauen jede Stund!

Ansteckende Krankheiten in Laub

Die Matrikelbücher der Pfarreien sind oftmals die einzigen Quellen, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. Leider sind diese Aufzeichnungen nicht immer gewissenhaft gemacht worden.

Aber über eine gefährliche Krankheit, die Mitte des 18. Jahrhundert in Laub grassierte, können wir genaues erfahren. G. Ott, vermutlich handelt es sich dabei um Pfarrer Gabriel Ott, der von 1938 bis 1952 in Laub als Pfarrer tätig war, hat nachstehenden Bericht aus den Matrikelbüchern aufgeschrieben.

Die Matrikel I, Seite 497 in Laub verzeichnet für das Jahr 1743 vom 16. bis 24. Juni das Begräbnis von 6 bayerisch-kaiserlichen Soldaten. Diese gehörten demnach zum Heer des damaligen Herzogs Karl Albrecht von Bayern, der als Karl VII. deutscher Kaiser war. Sie sind genannt als Zugehörige zu einer Graf-Thöring-Legion, einer Hohenzollern-Legion, einer Jost-Legion und eines Gabrielli-Regiments.

Offenbar fielen sie einer ansteckenden Krankheit zum Opfer, die in den Lauber Sterbematrikeln in diesen Jahren immer wieder unter der Bezeichnung „böses Fieber“ als Todesursache genannt ist.

Die Einquartierung mag im Zusammenhang mit den Kriegszügen des Österreichischen Erbfolgekrieges 1741-1745 erfolgt sein. (Im Jahre 1743 Schlacht bei Dettingen bei Aschaffenburg). Unter dem 5. 9. 1743 verzeichnet die Matrikel abermals ein Soldatenbegräbnis. Im Anchluss daran hat der damalige Pfarrer Melchior Braun folgende Bemerkung niedergeschrieben:

„Im Jahre 1743 kamen in den Monaten Juli und August hierher etwa 500 Soldaten, teils gesund, teils krank. Sie waren 2 Monate hier. Von ihnen sind ungefähr 100 gestorben, von denen ich als Ortspfarrer in Abwesenheit des Militärkaplans mehrere, und zwar die meisten an einem bösen Fieber leidend, versehen und viele begraben habe. Wenn die Namen mir mitgeteilt worden wären, hätte ich sie in diesem Buch niedergeschrieben.

Ich selbst wurde ebenfalls von dieser ansteckenden Krankheit, nämlich dem Fieber, außer vielen Pfarrangehörigen, die gestorben sind, befallen.

Der Dr. Medicus, ein Commisarius und Chirurg wohnten im Pfarrhaus. Die kaiserliche Legion war in Wemding und im Gebiet von Ammerbach bis zum 2. November. Auch der Militärkaplan war im gleichen Jahr mehrere Wochen im Pfarrhaus.“

Wo war nun das Begräbnis dieser Soldaten? Da der Friedhof in Laub damals noch kleiner war als jetzt und infolge der ansteckenden Krankheit noch von einem beträchtlichen Teil von der einheimischen Bevölkerung neu belegt werden musste, konnte er unmöglich die vielen Leichen aufnehmen.

Die Antwort auf diese Frage gibt die Matrikel selbst. Unter dem 13. 1. 1746 ist wiederum das Begräbnis zweier Soldaten vom General Feldzeugmeister Waldeck’schen Regiments verzeichnet, Johannes Kößler von Trischl in Böhmen und Heinrich Assauer aus dem Waldeck’schen. An den Eintrag anschließend verzeichnete Pfarrer Kurz folgende Bemerkung:

„Sie wurden begraben außerhalb des Dorfes im Friedhof für Soldaten und Fremde auf dem sogenannten „buc“. Zum Zeichen, dass dies ein Friedhof für die Fremden ist, habe ich hier das Kreuz, das vor dem Friedhof stand, eingraben lassen.“

Es wurde also durch das Soldatensterben im Jahre1743 in Laub die Anlegung eines eigenen Friedhofes veranlasst. Im Jahre 1940 hat G. Ott mit Pfarrer Michael Haas, einem geborenen Lauber, nach den Spuren dieses Friedhofes auf den Gemeindeplätzen um das Dorf gesucht, aber nichts gefunden. Im Dorf existiert noch jetzt die Bezeichnung „Buck“ für Rasenplätze, z. B. Grüner Buck, Mühlbuck; auch in den Matrikeln kam diese Bezeichnung früher immer wieder vor.

Nun erfuhr ich, schreibt G. Ott, von einigen älteren Leuten, die sich erinnerten, dass man früher den Rasen am Westausgang des Dorfes in der Ecke der Straße nach Schwörsheim zur Rohrach „Soldatenbuck“ genannt habe. Dieser Rasen hatte noch eine Fortsetzung bis zum Dorfende hin in Form einer Gemeindewiese mit einer Heckenumfriedung. So dürfte die Annahme, dass hier der Soldatenfriedhof war, nicht fehl gehen. Inzwischen ist der Straße entlang ein Lagerhaus der Raiffeisenkasse erbaut worden. Anmerkung: (das numehr als Lagerstätte für die Utensilien der Lauber Vereine verwendet wird)

Dass um das Jahr 1772 in Laub und Umgebung noch eine weitere ansteckende Krankheit umging, geht aus einer Gedenktafel für einen Geistlichen an der Ostmauer der Kirche und den ungewöhnlich vielen Sterbefällen hervor. Leider sind die Einträge der Matrikel in dieser Zeit sehr dürftig gewesen und nach meiner Erinnerung ohne Angabe der Todesursache.

Die Inschrift der Grabplatte gebe ich ihrer Originalität wegen hier vollstänig wieder.

(Anmerkung: sie kann heute noch angesehen werden)

„Stehe still Wandersmann, allhier liegt der Haan, nicht zwar in der Tat, der jedoch den Nahmen hat. Als Caplan hat er nur durch wenigen Jahren seine Stimm allhier geben können. Johannes Antonius Haan heißet der, von Knüllingen gebürtig war er. Anno 1772 mitten in der Seelenarbeit bei allgemein regierender Krankheit hat er zur Ehr Gottes und Lieb des Nächsten im 32. Jahr des Alters schon sein Leben gegeben. Inzwischen wünsche allezeit seiner Seel die ewige Seligkeit.“

Näheren Aufschluss über diese ansteckende Krankheit gibt uns die Sterbematrikel der Pfarrei Reistingen. Hier finden wir für eine Pfarrei von 250 Seelen von damals 10 Sterbeeinträge mit dieser bösen Krankheit als Todesursache.

Bei einem Eintrag vom 14. April 1772 ist dazu noch Näheres berichtet. Die Krankheit wurde genannt „hitziges Gallenfieber“, auch „Faulfieber“ oder „moderne Krankheit“. Weiter heißt es, dass in Deutschland viele Gegenden davon heimgesucht wurden. In Reistingen hat sie im März begonnen. In der Nachbarschaft liegen dann sehr viele darnieder und überall sterben dann einige, mancherorts sehr viele.

In Augsburg sind daran vom 1. Januar bis 14. April 1200 gestorben. Als Ursache der Verbreitung wird die Hungersnot von 1771 angenommen. Man hat Getreide für teures Geld von Italien und Holland eingeführt. Bei uns hat man zum Brotbacken auch Eicheln und Kleie genommen. Bei einem Eintrag vom 1. August ist ein Abnehmen der Krankheit verzeichnet, um Michaeli ein erneutes Ausbrechen. Am 5. Dezember starb der Mesner, am 12. Dezember der Pfarrer Johannes Thomas Rueff. Der letzte Eintrag mit der Seuche als Todesursache erfolgte am 16. 2. 1773.

Wenn wir solches lesen, mag uns ein Ahnen kommen, was die Menschen damals bei solchen Epidemien durchgemacht haben und was unsere heutige Medizin mit ihrer Vorsorge gegenüber solchen Seuchen und bei Ausbruch derselben leistet.

Im Jahre 1964 sind in Laub mehrere Personen an akutem Typhus erkrankt. Zu Todesfällen ist es aber nicht gekommen. Die Ursachen dafür liegen allerdings im Dunkeln.

Merkwürdige Begebenheit in Laub

So lautet der Titel einer handschriftlichen Aufzeichnung in der kaum noch bekannten „deutschen Schrift“ (Sütterlinschrift)

Im Jahre 1855, den 15. Juli abends gegen ½ 7 Uhr war dahier ein heftiges Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen, bei welchem der Blitz in das Haus des Johann Fackler Nr. 40 ins Hausdach schlug und das Selbige in Asche legte.

Anmerkung:

(heute beim Beader, damals Hansadel Hof)

Das Weib Theresia Fackler geborene Reicherzer wurde vom Blitz an der linken Seite und am rechten Fuße berührt, in Folge dessen sie einige Zeit bettlägerig war.

Gerettet wurde sämtliches Vieh und die meisten Kleidungsstücke, Federn aus verbrannten Betten und eine ganze Bettstatt.

Der Kreszenz Reicherzer, Schwester des Weibes, welche ihre Kleisdungsstücke im verkohlten Haus aufbewahrt hatte, verbrannten alle die selben.

Anmerkung:

Wer das ursprüngliche Schreiben verfasste, war leider nicht zu erforschen.

Als der Heilige Georg seinen Kopf verlor

Die Pfarrkirche Sankt Margaretha ist seit mehr als 300 Jahren der Mittelpunkt des Dorfes Laub. Die Kreisstraße windet sich eng um den Friedhof, in dessen Mitte das Gotteshaus steht.

Bei einem heftigen Gewittersturm waren einige Dachziegel vom Kirchturmdach heruntergerissen worden und eine Reparatur stand an.

Oberhalb des Denkmals, das an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege erinnert und zu friedlichem Miteinander im Großen wie im Kleinen mahnt, war der Sturmschaden entstanden.

Auf einer Rundsäule, die sich an die südliche Kirchturmwand anschmiegt, ist die Figur des Heiligen Georg zwischen den Gedenktafeln dargestellt.

Der furchtlose Ritter und heroische Kämpfer gegen einen unbezwingbar scheinenden Drachen gilt als Vorbild für Höflichkeit, Ritterlichkeit und Edelmut. Er zählt zu den 14 Nothelfern und ist auch auf dem Hochaltarbild der Lauber Pfarrkirche dargestellt.

Am Denkmal bezwingt Georg im ritterlichen Harnisch auf einem Pferd sitzend das Ungeheuer.

Aber nach diesem kurzen Exkurs zurück zu den anstehenden Reparaturarbeiten am Kirchendach. In Laub lebte damals ein Maurer und Landwirt, der zum einen schwindelfrei war und zum anderen gewissenhaft und handwerklich präzise zu arbeiten verstand.

Besagter Maurer wurde vom Pfarrer und der Kirchenverwaltung beauftragt, den entstandenen Schaden zu beheben.