Schulentwicklung gestalten -  - E-Book

Schulentwicklung gestalten E-Book

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  • Herausgeber: Kohlhammer
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Schule verändert sich, weil sich die Welt verändert, auf die sie vorbereiten möchte. Dabei muss Schulentwicklung sorgsam austariert werden zwischen Veränderung, Anpassung und Konservatismus, um nicht kurzfristigen gesellschaftlichen Trends zu folgen. Heute steht die Veränderung der Schule unter dem Zeichen, möglichst vielen Menschen, unabhängig von ihren kognitiven, emotionalen und physischen Voraussetzungen, ein Maximum der Teilhabe an der Welt zu ermöglichen. Das Buch fragt nach dem Rahmen der Schulentwicklung zwischen Verordnung, Autonomie der Einzelschule und gesetzlichen Bestimmungen. Die wichtigsten Felder schulischer Innovation werden detailliert umrissen: die gewaltpräventive Schule, die gesunde Schule, die partizipativ-inklusive Schule, die interkulturelle Schule, die Ganztagsschule und schließlich die Konturen einer neuen Lernkultur in einem innovierten Unterricht. Darüber hinaus werden exemplarische Abläufe von Schulentwicklungsprozessen, Gelingensbedingungen und mögliche Stolpersteine aufgezeigt.

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Ewald Kiel, Sabine Weiß (Hrsg.)

Schulentwicklung gestalten

Theorie und Praxis von Schulinnovation

Verlag W. Kohlhammer

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.

 

 

 

1. Auflage 2016

Alle Rechte vorbehalten

© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

Print:

ISBN 978-3-17-030253-2

E-Book-Formate:

pdf:       ISBN 978-3-17-030254-9

epub:    ISBN 978-3-17-030255-6

mobi:    ISBN 978-3-17-030256-3

Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhaltsverzeichnis

 

 

 

 

Einleitung

Ewald Kiel und Sabine Weiß

Was Sie in diesem Buch erwartet

Zum Aufbau dieses Buches

Literatur

Schulentwicklung heute – eine theoretische Skizze

Wolf-Thorsten Saalfrank

1 Schule als lernende Institution

2 Entwicklung der Unterrichts- und Lernkultur bzw. Unterrichtsqualität

3 Umgang mit Diversität

4 Verantwortung übernehmen

5 Multiprofessionelle Zusammenarbeit verschiedener Bildungsakteure

6 Schulleben und Schulprogramm

7 Fazit

Literatur

Erfolgreiche Gestaltung des Schulentwicklungsprozesses: Modelle – Begleitung – Akteure

Gabriele Kurz und Sabine Weiß

1 Wo beginnt Schulentwicklung? Der Treibstoff eines Entwicklungsprojekts – Zug und Druck

2 Wie gelingt Schulentwicklung? Leitfragen und Schritte

2.1 Wo stehen wir? Die Analyse der Ausgangssituation

2.2 Wohin wollen wir? Der Prozess der Zielbestimmung

2.3 Wie kommen wir ans Ziel? Die Entwicklung eines Handlungsplanes

2.4 Wie gelingt die Umsetzung? Arbeitsorganisation, Reflexion und kleine Schritte

3 Unterstützung von außen: Externe Prozessbegleitung nach dem Serpentinenmodell

4 Wer kann den Entwicklungsprozess wie voranbringen? Ein Blick auf die Akteure und ihre Rollen

4.1 Die Schulleitung als Dreh- und Angelpunkt

4.2 Die Steuergruppe als Koordinator und Ansprechpartner

4.3 Die Mitglieder des Lehrerkollegiums in verschiedenen Rollen und Funktionen

5 Stolpersteine im Schulentwicklungsprozess erkennen und überwinden

Literatur

Die gewaltpräventive Schule

Eva Steinherr

1 Theoretische Grundlegung

1.1 Zur Definition von Gewalt

1.2 Konstruktive Konfliktbewältigung als zentraler Bestandteil von Gewaltprävention

1.3 Autoritative Erziehung (Autonomieerziehung) als Grundlage der Gewaltprävention – Stärkung von Empathie-, Reflexions- und Dialogfähigkeit ohne Verzicht auf vernünftige Grenzsetzungen

1.4 Der systemische Ansatz der Gewaltprävention

2 Zur Praxis gewaltpräventiver Erziehung: Beispiele schulischer Gewaltpräventionsprogramme

2.1 Systemischer Vergleich der gewaltpräventiven Ansätze

2.2 Das Streitschlichter-Programm (die Peer-Mediation)

2.3 Die Sozialwirksame Schule

2.4 Das Anti-Cybermobbing-Programm Medienhelden

3 Stolpersteine auf dem Weg zu einer gewaltpräventiven Schule

3.1 Mangelnde Bereitschaft, sich mit der Gewaltproblematik auseinanderzusetzen

3.2 Mangelnde Umsetzung des Schulprogramms in der alltäglichen Praxis

3.3 Beschränkung der persönlichen Autonomie

3.4 Die Schwierigkeit der Einhaltung einer autoritativen Erziehung

Literatur

Internet-Adressen

Gesunde Schule

Philipp Schlotter

1 Grundbegriffe

1.1 Gesundheit

1.2 Gesundheitsförderung und Prävention

2 Gesundheitstheoretische Ansätze

2.1 Konzept der Salutogenese

2.2 Konzept des Empowerment

3 Gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen in Deutschland

3.1 Subjektive Gesundheit und Beschwerden von Kindern und Jugendlichen

3.2 Gesundheits- und Risikoverhalten von Kindern und Jugendlichen

4 Gesundheitliche Situation von Lehrkräften in Deutschland

4.1 Gesundheitszustand und Beschwerden von Lehrkräften

4.2 Belastungsfaktoren und gesundheitsförderliche Aspekte des Lehrerberufs

4.3 Ressourcen wenig belasteter Lehrkräfte

5 Gesundheitsförderung in der Schule

5.1 Der Setting-Ansatz

5.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

5.3 Das Konzept der guten gesunden Schule

6 Konkrete Maßnahmen und Handlungsfelder auf dem Weg zu einer gesunden Schule

6.1 Phasen auf dem Weg zur guten gesunden Schule

6.2 Projekte und Initiativen

6.3 Ernährung – Fallvignette 1

6.4 Körperliche Aktivität – Fallvignette 2

6.5 Suchtprävention – Fallvignette 3

6.6 Lern- und Arbeitsplatzgestaltung/Ergonomie – Fallvignette 4

6.7 Gesundheits- und Stressmanagement/Entspannung – Fallvignette 5

7 Stolpersteine auf dem Weg zur gesunden Schule

Literatur

Internet-Adressen

Die partizipativ-inklusive Schule

Sabine Weiß

1 Partizipation, Demokratie, Inklusion: drei Begriffe – ein Gedanke

1.1 John Dewey als Ausgangspunkt für Partizipation, Demokratie-Lernen und Inklusion

1.2 Ausgewählte Positionen und Programme in der Tradition Deweys

1.3 Fazit: Der gemeinsame Ausgangspunkt partizipativer, demokratischer und inklusiver Konzepte für Schulentwicklung

2 Auf dem Weg zu einer partizipativen Schule: Vorgehen und Kontexte

2.1 Vorgehen – ein Prozess des Aushandelns

2.2 Kontexte und Inhalte – Was soll entwickelt werden?

3 Stolpersteine

Literatur

Internet-Adressen

Die interkulturelle Schule

Ewald Kiel

1 Herausforderungen interkultureller Schulentwicklung

2 Die Notwendigkeit interkultureller Schulentwicklung

3 Ziele interkultureller Schulentwicklung

4 Die Umsetzung interkultureller Schulentwicklung

4.1 Rahmenmodell der Umsetzung

4.2 Die systemische Öffnung von Schule im Hinblick auf Interkulturalität

4.3 Wie man beginnt!

5 Stolpersteine

Literatur

Internet-Adressen

Schulentwicklung zur Ganztagsschule

Markus Kollmannsberger

1 Ganztagsschule – Begriff und Entwicklungsstand in Deutschland

2 Begründungslinien, Forschungsbefunde und Qualität ganztägiger Schulorganisation

2.1 Begründungslinien

2.2 Forschungsbefunde

2.3 Qualität von Ganztagsschule

3 Schulentwicklung zur Ganztagsschule

4 Handlungsebenen und Gestaltungsimpulse

4.1 Rhythmisierung und Zeitgestaltung

4.2 Lehr-Lernarrangements und Fördermaßnahmen

4.3 Gestaltung von Mittagsverpflegung und Freizeitangeboten

4.4 Kooperation mit außerschulischen Partnern

4.5 Raumgestaltung

5 Stolpersteine bei der Entwicklung zur Ganztagsschule

Literatur

Internet-Adressen

Unterricht innovieren: Perspektiven der Unterrichtsentwicklung im Zeichen der neuen Lernkultur

Annika Braun, Kathrin Buyse und Marcus Syring

1 Perspektiven der Unterrichtsentwicklung

1.1 Die Entwicklungsperspektive: Unterricht innovieren

1.2 Die Verhältnisperspektive: Das Wechselspiel von Organisations-, Unterrichts- und Personalentwicklung

1.3 Die Ursachenperspektive: Gründe und Motive für Unterrichtsentwicklung

1.4 Die Zielperspektive: Die neue Lernkultur in Spannungsfeldern des Unterrichts

1.5 Die Akteursperspektive: Beteiligte am Entwicklungsprozess

2 Die Prozessperspektive: Gestaltung von Unterrichtsentwicklung

2.1 Stand im Kollegium erheben

2.2 Gemeinsames Unterrichtsbild entwickeln

2.3 Methoden-, Inhalts- und Aufgabenrepertoire des Kollegiums überprüfen und weiterentwickeln

2.4 Gemeinsame Unterrichtsvorhaben planen und durchführen

2.5 Unterrichtsprozess und seine Ergebnisse evaluieren

3 Die Bedingungsperspektive: Stolpersteine, Gegenmaßnahmen und Gelingensbedingungen

Literatur

Internet-Adressen

Autorinnen und Autoren

Einleitung

Ewald Kiel und Sabine Weiß

 

Was Sie in diesem Buch erwartet

Schule als organisierte Institution, die Menschen Wissen, Werte und Einstellungen vermittelt, damit diese an dieser Welt teilhaben können, gibt es mindestens seit der Antike in verschiedenen Spielarten. Wenn man großzügig ist, kann man auch die organisierte Initiation in die Erwachsenenwelt in vorschriftlichen Gesellschaften als Vorformen von Schule betrachten. Je nachdem wie weit man zurückblicken möchte, eine Sache bleibt konstant:

Schule verändert sich, weil die Welt sich verändert, und weil Schule auf eine veränderte Welt vorbereiten möchte. Gleichzeitig hat die Veränderung von Schule etwas Konservatives, weil nicht jeder Trend in Gesellschaften eine Veränderung ist, die Schule erfassen muss.

Hier eine Balance zu finden zwischen Veränderung, Anpassung und Konservatismus ist ein schwieriges Feld, welches in der Geschichte der Schule zu manch heute aberwitzig erscheinenden Irrwegen geführt hat. Es sei daran erinnert, dass es in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine starke Fraktion gab, die glaubte, durch das programmierte Lernen letztlich Lehrkräfte abschaffen zu können. Die Antipädagogik der 1970er Jahre propagierte, auf jede Form von Erziehung zu verzichten.

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich bei der Veränderung von Schule mindestens folgende fünf Fragen zu stellen:

1.  Wann ist es notwendig, wie die Kultusministerkonferenz sagt, Schule zu innovieren, um möglichst vielen Menschen, unabhängig von ihren kognitiven, emotionalen oder physischen Voraussetzungen, ein Maximum an Teilhabe an dieser Welt zu ermöglichen?

2.  Was sind sinnvolle Veränderungsprozesse?

3.  Wie ist der Prozess einer solchen Veränderung konkret in einer Schule zu gestalten?

4.  Was könnte Innovation von Schule fördern?

5.  Was könnte die Innovation von Schule behindern?

Dies sind die zentralen Fragen, auf die das vorliegende Buch Antworten geben möchte. Diese Fragen wie auch Antworten unterliegen im gegenwärtigen Gesellschafts- und Bildungssystem verschiedenen Prinzipien, die den Kontext von Schulentwicklung definieren:

1.  Die Innovation von Schule kann durch übergeordnete Instanzen verordnet werden.

2.  Die Innovation von Schule kann auf Initiative der in der Schule und an der Schule beteiligten Akteure geschehen.

3.  Die Innovation von Schule, zumindest in Deutschland, findet immer im Rahmen gesetzlicher Vorgaben statt.

4.  Die Innovation von Schule ist an Ideen der Aufklärung gebunden; es geht immer, um die Definition Klafkis zu gebrauchen, um Selbstbestimmungsfähigkeit, Mitbestimmungsfähigkeit und Solidaritätsfähigkeit.

Das vierte im Rahmen der geisteswissenschaftlichen Pädagogik entwickelte Prinzip wird auch nach einer empirischen Wende der Erziehungswissenschaften kaum in Frage gestellt. Das Zusammenspiel der anderen genannten Prinzipien zwischen Verordnung, Autonomie der Einzelschule und gesetzlichen Rahmenbedingungen gestaltet sich jedoch nicht ganz einfach. Es gilt für die Einzelschule, diese Prinzipien auszubalancieren. Die Beiträge in diesem Band versuchen dieses Feld der Transformation und Innovation von Schule im Kontext der oben genannten Fragen und Prinzipien zu erschließen.

Zum Aufbau dieses Buches

Im einleitenden Kapitel macht Wolf-Thorsten Saalfrank zentrale Denkfiguren deutlich, mit denen sich Schulentwicklung beschäftigt, vor allem die Autonomie der Einzelschule in ihrem Verhältnis zur staatlichen Aufsicht bzw. zum Gesamtsystem und die Entwicklung der Schule hin zur lernenden Organisation. Er gibt basierend auf dem Modell von Rolff (2010) einen Überblick über die Ebenen von Schulentwicklung, nämlich Unterricht, Personal und Organisation. Darüber hinaus erläutert der Autor wichtige Begriffe, Rahmenbedingungen und Instrumentarien zur Gestaltung der Einzelschule, wie Schulmanagement, Evaluation, Schulprogramm, Schulleben und Schulkultur.

Gabriele Kurz und Sabine Weiß erklären in ihrem Kapitel anhand der Dimensionen Top Down und Bottom Up, Zug und Druck von innen oder außen (vgl. Schratz & Steiner-Löffler, 1999), wo und wie Schulentwicklung beginnt. Sie stellen verschiedene Modelle sowie einzelne Entwicklungsschritte vor und führen aus, wie der Ist-Zustand einer Schule ermittelt, realistische Ziele formuliert und ein (arbeitsteiliger) Handlungsplan ausgearbeitet werden kann. Anschließend gehen die Autorinnen auf die Möglichkeit einer externen Prozessbegleitung ein. Zuletzt beschreiben sie Funktionen und Rollen verschiedener Akteure (Schulleitung, Steuergruppe etc.).

Die weiteren Kapitel sind der konkreten Ausgestaltung von Schulentwicklung in bestimmten Inhaltsfeldern gewidmet (gewaltpräventive Schule, gesunde Schule etc.). Diese Kapitel folgen einer gemeinsamen Struktur:

1.  Zu Beginn jedes Kapitels finden Sie Fallvignetten mit konkreten Anlässen aus der Praxis. Diese stellen mögliche Ausgangspunkte dar, einen Schulentwicklungsprozess zu initiieren. Manche dieser Anlässe basieren auf bildungspolitischen Entscheidungen und lassen der Schule nur eingeschränkt Gestaltungsfreiräume (Top-Down-Prozesse). Andere Anregungen gehen von den Ideen und Interessen von Lehrpersonen, Schulleitung, der Schülerschaft, aber auch der Eltern aus (Bottom-Up-Prozesse). Die Fallvignetten werden im Laufe jedes Kapitels immer wieder aufgegriffen.

2.  Anschließend skizzieren wir kurz einen theoretischen Einblick in jedes Inhaltsfeld. Wir stellen Ihnen beispielsweise aktuelle Forschungsbefunde und Statistiken vor, erläutern wichtige Inhalte und Begrifflichkeiten, verankern die Inhalte in Bildungslandschaft und administrativem Rahmen.

3.  Den umfangreichsten Anteil jedes Kapitels nimmt die konkrete Umsetzung des Schulentwicklungsprozesses ein. Unter Rückgriff auf die von Gabriele Kurz und Sabine Weiß geschilderten Modelle und Methoden zeigen wir Ihnen, welche Schritte und Inhalte (unbedingt) zu berücksichtigen sind, wo im Schulleben, im Unterricht, bei der Schulleitung etc. anzusetzen ist. Diese Schritte sind dabei immer an den zu Beginn angeführten Anlässen aus der Praxis orientiert.

4.  Am Ende jedes Kapitels stehen mögliche Stolpersteine, die einen Prozess blockieren oder zumindest aber verlangsamen und stagnieren lassen können. Sich mit diesen Stolpersteinen auseinanderzusetzen, ist Teil jedes Schulentwicklungsprozesses. Davon auszugehen, dass ein Konzept von Anfang ohne Schwierigkeiten und Rückschläge aufgeht, wäre unrealistisch. Überlegen Sie sich daher, wie Sie diese Stolpersteine gemeinsam entweder »umschiffen« oder welche Möglichkeiten zur Lösung Sie an Ihrer Schule sehen. Wir geben Ihnen dazu Hinweise.

5.  Der Literatur nachgestellt finden Sie Internet-Adressen, die die im Kapitel angeführten Handreichungen, Materialien und Vorschläge noch ergänzen und vertiefen.

Den Einstieg in die verschiedenen Inhaltsfelder von Schulentwicklung bildet das Kapitel von Eva Steinherr zur gewaltpräventiven Schule. Die Autorin bettet schulische Gewaltprävention in ein allgemeines autoritatives Erziehungskonzept ein, das vernünftige Grenzziehungen nicht ausschließt. Da die Formen und Entstehungsbedingungen von Gewalt komplex sind, führt sie einen systemischen Präventionsansatz ein. Auf dieser Basis schildert Eva Steinherr exemplarisch drei schulische Gewaltpräventionsprogramme (Streitschlichter-Programm, die Sozialwirksame Schule nach Hopf, das Anti-Cybermobbing-Programm Medienhelden) und charakterisiert diese anhand von Herkunft, Zielen, Inhalten und Implementierungsmöglichkeiten.

Philipp Schlotter widmet sich in seinem Kapitel der gesunden Schule. Nach einer Klärung der Begriffe Gesundheit, Gesundheitsförderung und Prävention stellt er mit den Modellen der Salutogenese und des Empowerments zwei für die praktische schulische Tätigkeit bedeutsame Ansätze vor. Befunde zur gesundheitlichen Situation von Kindern und Jugendlichen sowie Lehrkräften leiten den Setting-Ansatz der Gesundheitsförderung und das Konzept der guten gesunden Schule ein. Folgend beleuchtet der Autor aus systemischer Perspektive konkrete Handlungsfelder schulischer Gesundheitsförderung zu Ernährung, körperlicher Aktivität, Suchtprävention, Lern- und Arbeitsplatzgestaltung sowie Stressmanagement.

Sabine Weiß führt in ihrem Kapitel zur partizipativ-inklusiven Schule die Begriffe Partizipation, Inklusion und Demokratie zu der gemeinsamen Grundidee »Teilhabe, Mitbestimmung und Verantwortungsübernahme aller« zusammen. Die historischen Wurzeln dieser Grundfigur werden mit aktuellen Darstellungen zu Inklusion und Demokratielernen verknüpft. Darauf aufbauend sind Leitideen und Maßnahmen eines diesbezüglichen Schulentwicklungsprozesses dargestellt, die im Sinne von Partizipation alle beteiligten Personengruppen einbeziehen. Zentrale Elemente partizipativer Schulentwicklung wie das »Aushandeln«, die Frage nach dem Grad der Mitbestimmung der Schülerschaft sowie Gremien der Beteiligung werden thematisiert.

Das Kapitel von Ewald Kiel zur interkulturellen Schule macht zentrale Herausforderungen des Aufeinandertreffens von verschiedenen Kulturen in Unterricht und Erziehung in der Schule deutlich; grundlegend ist dabei die Balance von Einheit und Vielfalt. Unter Bezug auf theoretische Ansätze sowie Überlegungen zu (inter)kultureller Kompetenz arbeitet Ewald Kiel Ziele interkultureller Schulentwicklung heraus. Die Möglichkeiten einer Umsetzung basieren auf einem vom Autor konzipierten Modell, das systemische Überlegungen verschiedener Mehrebenenmodelle verknüpft und daraus praktische Umsetzungsideen für die Unterrichtsgestaltung, schulische Interaktion etc. ableitet.

Markus Kollmannsberger macht in seinem Kapitel zur Ganztagsschule die divergierenden administrativen und gesetzlichen Rahmenbedingungen der einzelnen Bundesländer deutlich. Die Ganztagsschule ist, verglichen mit anderen Schulentwicklungsmaßnahmen, in besonderem Maße an die zur Verfügung stehenden Ressourcen und eine intensive Abstimmung mit Sachaufwandsträgern und Schulverwaltung gebunden. Dennoch eröffnen die Vorgaben in den meisten Bundesländern der Einzelschule vergleichsweise breite Handlungsspielräume. Der Autor identifiziert exemplarische Gestaltungselemente und Handlungsfelder wie Zeitgestaltung, Lehr-Lernarrangements, Freizeitangebote etc. für den Weg hin zur Ganztagsschule.

Annika Braun, Kathrin Buyse und Marcus Syring runden das Buch mit ihrem Kapitel zu Unterricht innovieren ab. Sie setzen sich mit möglichen Perspektiven einer »neuen« Lernkultur auseinander, die Aspekte wie den Umgang mit Heterogenität, Differenzierung, situiertes Lernen, eine veränderte Rolle der Lehrkraft etc. berücksichtigt. Die Ziele einer solchen Lernkultur sind exemplarisch anhand von unterrichtlichen Spannungsfeldern dargestellt. Konkrete Maßnahmen der Unterrichtsentwicklung adressieren unter anderem die Konzeption eines gemeinsamen Unterrichtsbildes, eine Erweiterung des Inhalts-, Methoden und Aufgabenrepertoires im Kollegium, eine Stärkung kollegialer Kooperation und die Evaluation von Unterrichtsprozessen.

Literatur

 

Klafki, W. (1996). Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik (5., unveränd. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz.

Rolff, H.-G. (2010). Schulentwicklung als Trias von Organisations-, Unterrichts- und Personalentwicklung. In T. Bohl, W. Helsper, H. G. Holtappels & C. Schelle (Hrsg.), Handbuch Schulentwicklung. Theorie – Forschung – Praxis (S. 29–36). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

Schratz, M. & Steiner-Löffler, U. (1999). Die lernende Schule. Arbeitsbuch pädagogische Schulentwicklung. Weinheim, Basel: Beltz.

Schulentwicklung heute – eine theoretische Skizze

Wolf-Thorsten Saalfrank

Über Schulentwicklungsprozessen steht in der Regel das Idealbild der »guten Schule«. Medienwirksam werden gute Schulen ausgewählt, mit Schulpreisen ausgezeichnet und sollen so eine Orientierungsfunktion für andere Schulen erhalten. Doch was macht eine gute Schule aus? Was ist der Kern von Schulentwicklungsprozessen? Ausgehend von den Auswahlkriterien des Deutschen Schulpreises bzw. des Schulpreises der Stadt München (siehe Landeshauptstadt München, 2015) lassen sich folgende Kriterien ausgemachen, die für die Bestimmung einer guten Schule relevant sind:

1.  Schule als lernende Institution

2.  Entwicklung der Unterrichts- und Lernkultur bzw. Unterrichtsqualität

3.  Nachhaltiger Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler

4.  Umgang mit Diversität

5.  Verantwortung übernehmen

6.  Multiprofessionelle Zusammenarbeit verschiedener Bildungsakteure

7.  Schulentwicklung im Ganztag

8.  Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner

Diese Kriterien sind auch leitend für dieses Kapitel. Sie spiegeln weitestgehend die zentralen wissenschaftlichen Denkfiguren wider, mit denen sich Schulentwicklung beschäftigt, wie beispielsweise die Autonomie der Einzelschule in ihrem Verhältnis zur staatlichen Aufsicht bzw. zum Gesamtsystem oder auch die Entwicklung der Schule hin zur lernenden Organisation.

Maßgeblich für die Schulentwicklung waren die in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre begonnenen Maßnahmen zur Reform des Schulwesens unter Berücksichtigung ökonomischer und organisationstheoretischer Elemente mit dem Ziel einer höheren Effektivität von Schulen. Diese werden auch nach 2000 in den Bundesländern fortgeführt, jedoch mit unterschiedlicher Konsequenz und in unterschiedlicher Ausprägung. Neue Nahrung erhalten diese Maßnahmen durch den sogenannten PISA-Schock, da Deutschland wider Erwarten einen Platz im Mittelfeld der untersuchten Länder belegt. Dadurch werden mehr denn je die Strukturen des bundesdeutschen Bildungssystems in Frage gestellt, vor allem vor dem Hintergrund, dass in Deutschland mehr als in allen anderen Ländern der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft abhängig ist. Die Folge sind 2004 die Einführung von Bildungsstandards, die Diskussion um längeres gemeinsames Lernen, die Einführung von Ganztagsschulen und nicht zuletzt der Ausbau der Fördermöglichkeiten an Schulen bis hin zur Inklusionsdebatte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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