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Moira Tuttle stand nackt auf einem erhöhten Podest im Tempel. Sie fühlte Vorfreude und Erregung. Es war alles so irre aber auch herrlich sexy. Sie war sich sehr bewusst, dass so viele Augen auf ihren jungen, üppigen Körper starrten, aber das erregte sie nur noch mehr. Zwei junge Frauen, in fließend weiße Gewänder gekleidet, durch welche man deren Brüste sehen konnte, tauchten auf. Moira musste sich auf die Lippen beißen, um zu verhindern, dass sie vor Lust laut aufstöhnte. Sie schwankte mit geschlossenen Augen. Sie fühlte sich noch heißer als vorher. Sie war sich der Bedeutung des Ritus bewusst, ein Symbol ihrer Weiblichkeit!-
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Seitenzahl: 218
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Anonym
Seelen-Orgie
Aus dem Englischem von Ernst Walter nach
Soul Orgy
Copyright © 2017 Zettner Verlag und Aldo Lucchesi
All rights reserved
ISBN: 9788711718100
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Zettner Verlag und Autors nicht gestattet.
Moira Tuttle stand nackt auf dem erhöhten, mit dicken Teppichen bedeckten Podest.
Sie fühlte, wie Vorfreude und Erregung rasch von ihr Besitz ergriffen.
Es war alles so irre.
So herrlich sexy.
Einfach scharf!
Moira kam der exotische, schwere Geruch von Weihrauch zu Bewußtsein, der langsam auf der Glut in den großen, verzierten Kohlenpfannen zu beiden Seiten des Podestes verbrannte. Sie hörte die gedämpften, fremdartig klingenden. Töne der Sitar, die von irgendwo aus der Dunkelheit hinter ihr durch den Tempel schwangen.
Aber sie war sich ganz besonders bewußt (und dadurch erregt), daß mehr als vierzig Augenpaare gebannt auf ihren jungen, üppigen Körper starrten. Sie konnte sie nicht sehen, aber jene konnten sie sehen. Die einzige Beleuchtung in dem sonst stockdunklen Tempel war ein genau auf das Podest ausgerichteter, warm gefilteter Lichtstrahl. In ihm zeichneten sich scharf die reifen Rundungen ihrer Gestalt ab, flammte ihr schimmerndes, kupferfarbenes Haar auf.
„So tretet denn vor, Mägde des Hymen!“ Die hallende Stimme des Mannes, der diese Worte ausgesprochen hatte, kam aus der Dunkelheit zu ihrer Linken.
„So tretet denn vor und salbt die Anwärterin. Bereitet sie vor auf die Riten der Weihung. Machet sie bereit, die Schwelle zum höheren Reich des totalen Erfahrens zu überschreiten. Machet sie bereit zur vollkommenen Befreiung ihres inneren Selbst und ihres Geistes!“
Die Stimme schwieg. Die Sitar verstummte. Ein bronzener Gong ertönte.
Zwei junge Frauen tauchten aus der Dunkelheit auf. Sie waren in fließende, gefältelte, weiße Gewänder gekleidet, wie sie die kretischen Frauen auf den Gemälden an den Mauern der Ruinen von Knossos tragen — Gewänder, die die Brüste frei ließen, sie jedoch hoben und betonten. Lautlos betraten die Mädchen das Podest und stellten sich so vor Moira zu beiden Seiten auf, daß sie sie nicht vor den Blicken derer verbargen, die im Tempel saßen.
Moira Tuttles porzellanblaue Augen huschten zu den Mädchen. Sie sind hübsch, und sie haben prächtige Titten, dachte sie; aber ich bin viel hübscher, und meine Äpfelchen sind attraktiver. Außerdem ist die eine eine fade Brünette und die andere eine falsche Blondine — gebleicht, da würde ich wetten. Wenn sie hier an meiner Stelle stünde, vollkommen ausgezogen, würde ihre Haarfarbe oben und unten nicht zusammenpassen, wie es bei mir ist. Aber auch wenn es so wäre, ist mein Haar viel auffallender als ihr blondes. Es gibt keine Frage, ich bin die schönste Frau in der Kolonie.
Die beiden jungen Frauen trugen eine flache Schale aus getriebenem Silber, auf der kleine, offene Krüge, winzige Zerstäuber und andere Utensilien standen.
„Lasset die Anwärterin nun die Liebkosung der läuternden Wohlgerüche verspüren!“ befahl die männliche Stimme, die immer noch aus der Dunkelheit ertönte.
„Wir gehorchen den alten Göttern, die durch deine Lippen sprechen, o Flamen!“ erwiderten die Mädchen zusammen. Sie balancierten ihre Schalen auf einer Hand. Gewandt ergriffen sie die Zerstäuber mit der freien Hand, denn sie hatten ihre Rolle in diesem Ritual viele Male gespielt und beherrschten sie ausgezeichnet. Sie preßten die verkleideten Gummikugeln zusammen und sprühten prickelnde Nebel eines nach Moschus duftenden Parfüms über Moiras nackten Körper.
Verrückt, frohlockte Moira innerlich und erbebte verzückt. Ganz und gar verrückt — und ich werde so schnell geil, daß ich mich frage, ob ich es ganz durchstehen kann! „Sie hat die Wohlgerüche empfangen, o Flamen!“
„So salbet sie denn mit den durch den Atem der alten Götter geheiligten Ölen!“
Die Zerstäuber wurden wieder auf die Schalen gestellt. Die Mädchen tunkten ihre Finger in die offenen Krüge und rieben dicke, aromatische Öle in Moiras Schultern, dann in die Spitzen ihrer frech nach oben drängenden Brüste und schließlich über ihren flachen Bauch und die sanft gerundeten Hinterbacken.
Moira konnte ein lustvolles Erschaudern nicht mehr unterdrücken. Es rollte aus ihr heraus an die Oberfläche, und sie zitterte unter der liebkosenden Berührung der Finger. Ach Gott, überlegte sie, ich muß da unten klatschnaß sein, und wenn ich daran denke, daß alle mich beobachten, könnte ich die glatten Wände hochgehen … oder mich gehenlassen und auf der Stelle einen Orgasmus bekommen!
Das Salben hörte knappe Augenblicke vorher auf, ehe es für Moira Tuttle unmöglich wurde, das eine oder andere — oder beides zu vermeiden.
„Sie hat die Öle empfangen, o Flamen!“
„So fahret denn fort und erhöht die Schönheit des doppelten Symbols ihrer Weiblichkeit!“
Die Finger der Mädchen tauchten in kleine, flache Behälter und bedeckten sich mit einem dunklen Rouge, mit dem sie Moiras Aureolen bestrichen. Die sonst rosazarten Höfe verwandelten sich in zwei scharlachrote, beinahe leuchtende Kreise. Obwohl sie schon scharf herausstachen, versteiften sich ihre Nippel unter dem sanften Reiben der Fingerspitzen der Mädchen noch mehr und wurden zu Nadelspitzen. Moira mußte sich auf die Lippen beißen, um zu verhindern, daß sie vor Lust laut aufstöhnte.
„Es ist geschehen, o Flamen!“ Die nacktbrüstigen jungen Frauen in den weißen, kretischen Gewändern sprachen wieder im Chor.
„So lasset denn die Anwärterin jenes Symbol der Weiblichkeit darbieten, von dem es nur eines gibt. Wenn sie es dargeboten hat, erhöht auch seine Schönheit zur Erbauung der alten Götter!“
Moira war sorgfältig darauf vorbereitet worden, was sie nun als nächstes tun mußte. Sie rückte die Füße auseinander und langte hinunter zu ihrem kupferfarbenen Schamdreieck.
Himmel, ich werde mich nie zurückhalten können, wenn sie erst einmal angefangen haben, dachte sie. Und sie teilte das seidene Vließ und spreizte die darunter liegenden, zarten Hautfalten.
Die beiden Mädchen hatten mehr Rouge aus den kleinen, flachen Behältern genommen und bestrichen damit Moiras feuchte Schamlippen, röteten die nassen Täler der dargebotenen Spalte und den geblähten First aus zartem Fleisch, der sich aus der Mitte erhob.
„Oh … aah!“ stöhnte Moira. „Aaah!“
Ihre Muskeln hatten sich verkrampft. Sie schwankte mit geschlossenen Augen, und ihr liebliches Gesicht — wenn auch verwöhnt und verzärtelt — erstarrte zu einer Maske ekstatischer Lust.
Die beiden jungen Frauen, die vor ihr standen, schienen Moiras Reaktion und die Krämpfe, die durch ihren Körper jagten, vollkommen zu übersehen. Sie bewegten weiterhin rhythmisch ihre Finger und drangen in die Herrlichkeiten ein, die Moiras zitternde Finger ihnen offenbarten. Die Mädchen fuhren damit einige Sekunden ununterbrochen fort. Dann hörten sie abrupt auf, offensichtlich zufrieden mit der vollendeten Aufgabe, traten einige Schritte zurück und verkündeten: „Es ist geschehen, o Flamen. Das Symbol ihrer Weiblichkeit, von dem es nur eines gibt, ist mit Scharlach gefärbt, der Farbe, die den alten Göttern gefällt.“
Die hallende, männliche Stimme ertönte wieder: „Die Anwärterin möge nun das Portal zu jenem Symbol ihrer Weiblichkeit schließen, von dem es nur eines gibt.“
Moira Tuttle nahm zögernd die Hände von ihrer Futt, und ihre langen, tadellos manikürten Fingernägel preßten sich krampfartig in ihre schlanken Schenkel. Sie zitterte noch immer, wartete sehnsüchtig. Die Wollust, die sie durch das Manipulieren erreicht hatte, war nichts im Vergleich zu der Spannung, die dadurch entstanden war. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, daß noch größere, unerhörtere Lüste vor ihr lagen.
„Sieben Male werde ich die Frage an die Anwärterin richten!“ erscholl die Stimme des Mannes aus der Dunkelheit.
„Sieben Male muß sie antworten, muß sie ihre Ergebenheit zum Ausdruck bringen, bevor sie zum Ort der Weihung und Reinigung geführt werden darf!“
Es entstand eine Pause.
Die beiden Mädchen, die Moira bedient hatten, verließen die Estrade. Einen Augenblick später waren sie mit der Dunkelheit verschmolzen. Als sie ihre Schalen auf Tische, die für Moira unsichtbar waren, abgestellt hatten, kamen sie zurück und blieben wartend und mit gesenkten Köpfen am Fuß des Podests stehen, wo sie das Licht gerade noch erreichte.
„Ich stelle die Frage zum ersten Mal an die Anwärterin. Moira Tuttle, begehrst du aus freiem Willen, die Befreiung deines inneren Selbst und deines Geistes durch die Verherrlichung des Fleisches zu erlangen und so zu einer der Geweihten zu werden?“
„Ja — ähm, Flamen.“ Moira fühlte sich albern, aber sie konnte es nicht ändern. Sie stockte immer oder stolperte über das Wort „Flamen“. Es hatte auch nichts genützt, daß Lorand de Cordoba ihr wieder und wieder erklärt hatte, daß es das lateinische Wort für die alten, römischen Priester war. Es klang so seltsam und unheimlich.
„Die Anwärterin hat ihre erste bejahende Antwort gegeben. Ich frage sie deshalb noch einmal. Moira Tuttle, begehrst du aus freiem Willen …“
Sechs weitere Fragen folgten, wurden mit „ja“ beantwortet, und Moira war stolz, daß sie die letzten drei Male nicht über „Flamen“ gestolpert war — zumindest nicht ihrer Ansicht nach.
Lange Zeit war es still. Sie konnte das schnellere Atmen von jenen hören, die im Tempel versammelt waren. Ihr schien, als ob die Temperatur plötzlich gestiegen wäre. Sie fühlte sich noch heißer als vorher — innen und außen. Der Gong ertönte, einige fremdartige Akkorde von der Sitar. Erneut der Gong. Jetzt sprach wieder die männliche Stimme, die Stimme von Lorand de Cordoba, dem Großen Flamen des Inneren Kreises der Eklektischen Esoteriker. „Mägde! Begleitet die Anwärterin zum Ort der Weihung und Reinigung!“
Die beiden Mädchen streckten Moira die Hand entgegen. Sie ging nach vom. Ein Schritt. Noch ein Schritt. Sie streckte ihre Hände aus, die ergriffen wurden. Sie stieg vom Podest herunter.
In diesem Augenblick erlöschte der Lichtstrahl. Eine Sekunde lang herrschte absolute Dunkelheit, abgesehen von der matten Glut der Kohlen in den Pfannen. Dann wurde ein anderes, ein rötliches Licht eingeschaltet. Sein kegelförmiger Strahl fiel auf eine andere, höhere Estrade auf der rechten Seite des Podests, auf dem Moira gestanden hatte. Drei Stufen unter einem weißen Teppich — das Licht ließ ihn rot gefärbt erscheinen — führten hinauf zu dem Podest, auf dem ein großer, grotesk geschnittener, thronähnlicher Stuhl stand.
Senkrecht aus dem Sitz ragte ein glatter Stein empor, der wie ein Phallus geformt war, und der von dem reichlich aufgetragenen Öl glänzte.
Die Mägde führten Moira zum Fuß der Stufen, ließen ihre Hände los und verschwanden. Ihr Platz wurde sofort von zwei muskulösen, dunkelhäutigen Männern eingenommen. Sie waren nackt bis zur Hüfte und trugen hautenge Hosen, die offensichtlich ausgestopft waren, um jene Wölbung am Ende ihrer Schenkel besser zur Geltung zu bringen.
„Die Akolyten des Priapus werden nun die Anwärterin die drei Stufen hinaufgeleiten“, gebot die körperlose Stimme von Lorand de Cordoba. „Höre mich, und höre die Worte der alten Götter, bevor du mit dem Aufstieg beginnst, Moira Tuttle! Die erste Stufe stellt den Verzicht auf die Vergangenheit dar. Die zweite Stufe die Öffnung deines Verstandes und deines Herzens für die Lehren, die neu für dich, aber so alt wie die Zeit selbst sind. Die dritte, deine Entscheidung, niemals zu dem zurückzukehren, was du vorher geglaubt hast. Hast du verstanden?“
„Ich verstehe, o Flamen!“ antwortete Moira und streckte den Männern eifrig ihre Hände hin. Sie ergriffen sie, und zusammen gingen sie die drei Stufen hoch. Oben auf dem Podest ließen die Männer ihre Hände los.
„Nun drehe dich um, Moira Tuttle, und schaue zu den Geweihten, die du noch nicht sehen kannst, die aber das Ritual aus dem verdunkelten Heiligtum des Tempels beobachten, und mit denen du bald in totaler Freiheit und Aufklärung verbunden sein wirst.“
Moira gehorchte und drehte sich langsam um. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und feucht. Ihr Herz hämmerte, und durch ihren schweren Atem hoben und senkten sich bebend ihre vollen Brüste mit den leuchtend geröteten Spitzen.
„Akolyten des Priapus! Helfet der Anwärterin zu empfangen und empfangen zu werden!“
Starke Hände spannten sich um Moira Tuttles Oberarme und führten sie rückwärts zu dem großen Stuhl, bis sie mit ihren Schenkeln die Kante des Sitzes berührte.
„Halte dich an den Stuhlarmen und lasse dich langsam nieder, Moira Tuttle“, sagte einer der Männer zu ihr. Moira packte die Stuhlarme.
„Die Anwärterin ist sich der Bedeutung des Ritus bewußt, dem sie sich jetzt unterziehen wird“, erklärte die Stimme von Lorand de Cordoba. „Es ist ein Ritus der Defloration. Er symbolisiert ihre Bereitschaft, sich den Mächten der alten Götter zu unterwerfen und ihre Weiblichkeit ihrer Verehrung zu weihen, indem sie sie freigiebig den Geweihten des Inneren Kreises darbietet.“
Es entstand eine Pause.
„Sie ist sich ferner bewußt, daß sie den ganzen Phallus in ihren Körper aufnehmen muß. Derart wird sie zur Befriedigung von Hymen und Priapus und den anderen des Mystischen Pantheons beweisen, daß sie freudig und ohne Angst oder Zurückhaltung alles empfangen und dadurch würdig sein wird, in den Inneren Kreis aufgenommen zu werden!“
Moira stützte sich fest auf die Stuhlarme und ließ sich langsam nieder, indem sie ihre Hüften hin- und herbewegte, bis sie sich genau über der Spitze des steinernen Phallus befand. Sie fühlte seine Berührung, und ihre Erregung steigerte sich.
Es war nicht die Vorstellung, sich selbst auf diesem geschnitzten Phallus aufzuspießen, die ihr sehr zusagte. Nicht an sich. Es war das, was der Akt darstellen sollte, und was ihm folgen würde, das sie erregte.
Ihre eigenen weiblichen Säfte und das Öl, mit dem der Stein bestrichen war, machten das anfängliche Eindringen recht leicht. Der Ritus hatte seinen Ursprung in einer wirklichen Deflorationszeremonie, aber jetzt war er ganz und gar symbolisch.
In meinem Fall ganz bestimmt, kicherte Moira innerlich. Mit 22 war sie schon seit über sechs Jahren ohne Jungfernhäutchen. Sie war gerade sechzehn gewesen, als sie ihre Unschuld verloren — verloren? ach, freudig weggeben — hatte, überlegte sie. Seitdem hatte es eine endlose Parade von männlichen Gliedern gegeben — und die waren nicht aus Stein gewesen. Einige davon allerdings Blindgänger, vollkommene Versager. Andere waren mäßig bis gut, und einige wenige waren großartig, ja, Spitzenklasse gewesen. Aber keiner, und nicht einmal alle zusammengenommen, würde mit den Lüsten vergleichbar sein, die sie nun als Geweihte, als vollwertiges Mitglied von Lorand de Cordobas Kolonie des Befreiten Fleisches erwarteten!
Moira fühlte den steinernen Phallus weiter eindringen. Obwohl sie wußte, daß es daher rührte, weil sie sich weiter niederließ, konnte sie sich beinahe einbilden, daß er wirklich lebendig war und sie aus eigenem Willen und aus eigener Kraft aufspeerte.
Ein Gedanke durchfuhr sie. Was würde wohl mein Vater, dieser heuchlerische Ehrenmann, denken, wenn er mich jetzt sehen könnte? Sie erstickte den Drang zu lachen. Der alte, widerliche Kerl. J. Holcomb Tuttle, Who’s Who, Social Register und führender Finanzmann, dessen beiläufige Bemerkungen es anscheinend wert waren, auf der Titelseite des Wall Street Journal oder des Journal of Commerce zu erscheinen.
Was hat J. Holcomb denn für mich getan, fragte sich Moira, und der Phallus bohrte sich noch weiter in sie hinein. Nichts, außer daß er angefangen hat, mich zu verderben, als ich neun war — und, natürlich, daß er mir etwas über 20 Millionen Dollar hinterlassen hat.
Aber das alte Ekel hatte noch nicht mal den Mut, anständige Arbeit zu leisten, dachte sie verächtlich. Ein wenig scheinheiliges Herumfingern, dazu reichte sein Mumm gerade aus, als seine Frau — Moiras Mutter — gestorben war. Und nachdem sie ihre Unschuld verloren hatte, fing er an, Moira zu bitten, ihm in allen Details zu erzählen, was sie mit ihren Freunden gemacht hatte und vor allem, was diese mit ihr getan und wie sie es mit ihr getrieben hatten.
Aber egal, das Geld, das er ihr hinterlassen hatte, als er vor fünf Jahren ganz plötzlich an einem Gehirnschlag starb, war eine nette Entschädigung. Und genug, mehr als genug für mich, um ständig die Puppen tanzen zu lassen, stellte Moira zufrieden fest.
Sie ließ sich noch ein Stückchen mehr hinunter. Noch immer keine Schwierigkeiten. Noch weiter — und jetzt zuckte sie zusammen. Das verdammte Steinding war lang — oder vielleicht war es nur die Stellung. Sie wand sich ein wenig. Ob Stein oder nicht Stein, ihr Körper reagierte wohlig schaudernd. Wenn das Ding nur ein wenig wärmer wäre!
Der letzte Teil des Steines war viel schmerzhafter. Er stach weit in sie hinein und Moiras Körper zuckte. Aber sie biß die Zähne zusammen. Ihre Hinterbacken saßen fest auf dem Sitz.
Wie Lorand de Cordoba sie angewiesen hatte, ließ sie die Stuhlarme los und hielt ihre Hände hoch über den Kopf. Gleichzeitig hob sie ihre Füße, um zu zeigen, daß sie wirklich den ganzen Phallus in ihren Körper aufgenommen hatte.
Der rötliche Lichtstrahl, der auf das Podest gerichtet war, verwandelte sich plötzlich in ein grelles Weiß, in hartes Scheinwerferlicht, wie es auf die Darsteller in Nachtklubs oder auf einer Bühne fällt.
„Wir begrüßen dich als Geweihte im Inneren Kreis!“ Lorand de Cordoba, ein großer, geschmeidiger, gutaussehender Mann mit kohlschwarzem Haar und großen, stechenden, schwarzen Augen, war die Stufen heraufgekommen und stand jetzt neben Moira. Seine vollen, sinnlichen Lippen deuteten ein Lächeln an. Moira Tuttle blinzelte in das grelle Licht des Scheinwerfers und schaute auf die für sich sprechende Wölbung in der Mitte des togaähnlichen Gewandes, das er als Großer Flamen des Inneren Kreises der Eklektischen Esoteriker trug.
Vielleicht jetzt endlich, dachte sie.
Sie senkte Hände und Füße.
„Stehe auf, Moira Tuttle!“ sagte de Cordoba, und seine Stimme verlor etwas von ihrem hallenden, salbungsvollen Ton.
„Helfet ihr, Akolyten des Priapus!“
Die dunkelhäutigen Männer traten an ihre Seite, hielten sie fest und hoben sie langsam von dem Stein, auf dem sie aufgespießt gewesen war. Die Schmerzen waren wie weggeblasen, und an ihre Stelle trat neuer und verstärkter sexueller Hunger.
De Cordoba stand direkt vor ihr. Er war noch unter vierzig, schlank, gut über einsachtzig groß und überragte Moira Tuttle um mindestens zehn Zentimeter, wenn nicht sogar mehr. Er beugte sich herunter, preßte seine Zunge gegen ihre aufgerichteten Brustspitzen, trat zur Seite, nahm Moiras Arm und geleitete sie die drei Stufen von dem Podest hinunter.
Das grelle, weiße Licht wurde matt, verlöschte ganz. Im gleichen Augenblick flammten im ganzen Tempel Lichter auf. Als ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah Moira die etwas über vierzig anderen Geweihten — die „anderen Geweihten“ deshalb, weil sie jetzt selbst eine von ihnen war. Die Geschlechter waren etwa gleich stark vertreten — ungefähr zwanzig Männer und, grob geschätzt, die gleiche Anzahl Frauen.
Die Männer waren in ähnliche Togas gekleidet wie Lorand de Cordoba, nur waren ihre Gewänder einfacher im Schnitt und weniger mit Stickerei verziert. Die Frauen — unter ihnen einige angestaubte Tanten, wie Moira mit einem Schauder dachte — trugen die gleichen Gewänder wie die Mägde des Hymen, von denen sie parfümiert, gesalbt und mit Rouge versehen worden war.
Alle Geweihten lagerten bequem auf großen, niederen Liegen. Die meisten saßen zu Paaren und befühlten und berührten sich, wenn sie auch auf den Großen Flamen und die neue Geweihte starrten.
„Du bist jetzt eine von uns, Moira Tuttle“, erklärte Lorand de Cordoba. „Wir vom Inneren Kreis heißen dich im Namen der alten Götter in unserer Mitte willkommen.“
Die anderen Mitglieder der Kultkolonie murmelten ihre Zustimmung.
De Cordoba ergriff wieder das Wort. „Als Großer Flamen beanspruche ich das Erstrecht auf die neu befreite Geweihte. Ist einer unter euch, der diesen Anspruch anficht und den Urteilsspruch der Auguren verlangt?“
Keiner tat dies. Es war sowieso nur eine Routinefrage innerhalb des ganzen Hokuspokus, den sich de Cordoba sorgfältig ausgedacht hatte, als er anfing, seinen Inneren Kreis der Eklektischen Esoteriker zu organisieren und ihn als religiöse Gruppe ohne Profit unter kalifornischem Gesetz zu etablieren.
„Dann werde ich mit ihr beginnen.“ Der Große Flamen legte einen Arm um Moiras Rücken und begann mit der anderen Hand, ihre rechte Brust zu kneten. Sie reagierte sofort und preßte sich eng an ihn. Sie war schon wochenlang auf Lorand, den Großen Flamen, scharf gewesen. Seit ihrem ersten Besuch der Kolonie in den Hügeln östlich von Santa Barbara vor ein paar Wochen wollte sie ihn. Und sie wollte Mittelpunkt der Weihefeierlichkeiten sein, die — wie Lorand ihr anvertraut hatte — das ganze Wochenende dauern würden.
„Lasset uns mit den Feierlichkeiten beginnen!“ rief der Große Flamen aus. „Gebet einander reichlich von euren Körpern als Freudengeschenke an die alten Götter!“
Die Paare rissen sich schon gegenseitig die Kleider vom Leib, hoben Togas und Gewänder und verschmolzen ineinander oder beugten die Köpfe hinunter in dargebotene Schöße und gespreizte Schenkel.
Lorand de Cordoba führte Moira Tuttle zu der größten und am reichlichsten verzierten Liege. Sie stand mitten im Raum und war erhöht. Die Liege des Großen Flamen. Seine Toga wurde nur an der Schulter von einer einzigen Spange zusammengehalten, und er öffnete sie. Die Toga fiel zu Boden.
„Mein Gott!“ rief Moira aus, und eine gierige Wildheit kam in ihre Augen, als sie auf sein gewaltiges, steifes Glied starrte. Sie war froh, daß sie nackt war. Sie hätte keinen einzigen Augenblick mit Ausziehen vergeuden wollen.
Sie warf sich auf die Liege.
„Wie möchtest du’s zuerst?“ fragte sie, und das Blut klopfte wild in ihren Schläfen.
„So“, sagte Lorand de Cordoba, und seine schlanken, aber kräftigen Hände drehten sie auf den Bauch. Er packte sie an den Hüften und zog sie hoch auf die Knie und drückte sie zurück, bis ihre Hinterbacken beinahe — aber nicht ganz, auf ihren Fersen ruhten.
Moira keuchte, als er sie bestieg und seinen Schwanz tief in sie hineintrieb.
Einen kurzen Augenblick verharrte er und zog sich dann langsam wieder zurück, bis er ihre heiße, bebende Spalte nur noch mit der Spitze seines Steifen berührte. Wieder fuhr er kraftvoll in ihren glitschigen Kanal.
Moira schrie auf, als sie sich rasend schnell ihrem Höhepunkt näherte. Die wieder und wieder unterdrückte Lust während der Weihezeremonie, die ständig neu aufflammende Erregung hatten sie in einen solch gierig-erotischen Zustand versetzt, daß das zwei- oder dreimalige Eindringen de Lorands in ihre Scheide genügte, um einen langen und heftigen Orgasmus bei ihr auszulösen.
Als ihre bebenden Nerven und zitternden Muskeln sich etwas beruhigt hatten, faßten de Lorands starke Hände um ihre schmale Taille und richteten sie aus ihrer fast liegenden, verkrümmten Stellung auf. Langsam ließ er sein immer noch hartes Glied aus ihrer Möse gleiten, drehte Moira halb zu sich um und murmelte: „Laß uns jetzt eine andere Stellung einnehmen!“
Es war ein warmer, sonniger Montagnachmittag. Lorand de Cordoba rekelte sich in einem bequemen Sessel in dem kostbar ausgestatteten Wohnzimmer seiner Residenz in der Kultkolonie der Eklektischen Esoteriker.
Er nippte an einem großen Gin mit Tonic und beobachtete schweigend, wie Selene Faisan in dem Zimmer auf und ab ging wie eine gereizte Tigerin.
Selene war eine der beiden Mägde des Hymen bei Moira Tuttles Weihe in der vergangenen Freitagnacht gewesen. Sie war die Blondine, die nach Moiras recht gehässiger und geringschätziger Meinung ihr Haar gebleicht haben mußte. Selenes aschblondes Haar war jedoch echt. Und unparteiischen Richtern wäre es schwer gefallen, eine gerechte Entscheidung zu treffen, wer von den beiden schöner war, Moira Tuttle oder Selene Faisan.
Sicher, Selene war 27, beinahe 28, wodurch Moira ihr fast sechs Jahre an Jugend voraushatte. Andererseits aber besaß Selenes Schönheit durch Reife und Intelligenz eine Tiefe, die man bei Moira vergeblich suchte. Und jetzt gewann Selenes schönes Gesicht zusätzlich durch den heißen Zorn, den es widerspiegelte.
„Auf was bist du eigentlich aus, verdammt noch mal, Larry?“ fragte sie de Cordoba. „Du Hundesohn! Du ziehst für diese Tuttle eine verdammt große Schau ab!“
De Cordoba, bekleidet mit einem teuren, maßgeschneiderten Sporthemd und langen Hosen, zog seine Mundwinkel zu einem Grinsen hoch.
„Du willst mir doch nicht sagen, daß du eifersüchtig bist, Syl?“ fragte er.
Selene, deren langen, schlanke Beine durch den Minirock voll zur Geltung kamen, machte noch einen Schritt, blieb abrupt stehen, drehte sich langsam um und starrte de Cordoba an.
„Du mußt übergeschnappt sein, wenn du das denkst, du eingebildeter Pinsel!“ rief sie, aber ihr Ton war ernst und ätzend. „Ich interessiere mich nicht dafür, wem du deine Rübe verpaßt!!“
„Was paßt dir denn dann nicht?“ Lorand de Cordoba zuckte die Schultern.
„Larry, um Himmelswillen, wache auf!“ Selene ging zu dem Sessel, der ihm gegenüber stand, setzte sich, beugte sich vor und sprach sehr ernst. „Mit dieser Sache hier haben wir eine Goldmine. Wir! Die Hälfte davon gehört mir, klar?“
„Sicher weiß ich das. Du läßt es mich ja nie vergessen.“
„Es ist auch besser so!“ fauchte die blonde Frau, nahm sich dann aber zusammen und fuhr ruhiger fort: „Wir holen jährlich an die hunderttausend Dollar netto aus diesem Geschäft — jeder von uns —, zumindest war es so in den letzten zwei Jahren. Stimmt’s?“
„Ja, stimmt“, bestätigte de Cordoba und fragte sich, worauf sie hinaus wollte.
„Ich möchte dieses Einkommen nicht verlieren, Larry …“ „Wer möchte das schon?“ unterbrach er sie, „und wer sagt, daß wir es verlieren werden? Wenn sich etwas ändert, dann nur, daß es noch mehr wird. Ich denke, daß wir bis zum Ende des Jahres noch ein paar Hütten mehr aufstellen müssen.“
„Wir werden einen Dreck tun! Wir werden unseren Kram packen und klammheimlich aus diesem Staat verschwinden, wenn dieser Vogel — ich meine die Tuttle — erst einmal loslegt …“
„Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“
Selene Faisan zog eine Grimasse, seufzte und schüttelte ungeduldig den Kopf. „Du kennst ihre Geschichte so gut wie ich, Larry. Sie kann nicht anders, als ständig in üble Klemmen zu geraten. Zuerst schmeißt sie sich einem Kerl an den Hals, der sie gut vögelt, um ihm dann das Leben zur Hölle zu machen!“
Lorand de Cordoba, der Große Flamen des Inneren Kreises, nahm einen großen Schluck von seinem Drink.
„Syl, diese meschugge Puppe hat über zwanzig Millionen Piepen!“ sagte er nachdrücklich. „Das macht sie zum reichsten Mitglied unserer Kolonie … Und je mehr sie sich mir an den Hals wirft, um so mehr Geld fließt in … unsere Taschen — in deine und meine!“
„Quatsch! Diese zwanzig und noch ein paar Millionen sind Kapital. Sie hat sie zwar geerbt, aber sie kann keinen Cent davon anrühren, bevor sie 35 oder mit jemandem verheiratet ist, der ‚einstimmig als aufrechter und verantwortungsvoller Mensch‘ von allen fünf Bankheinis in San Francisco eingeschätzt wird, die als ihre Treuhänder fungieren.“
„Du vergißt einiges, Syl.“ De Cordoba leerte sein Glas und stellte es auf einen Tisch neben seinem Sessel. „Das jährliche Einkommen aus diesem Kapital beläuft sich auf über eine Million, und von diesem Kuchen können wir uns eine schöne Scheibe abschneiden! Und das ist wahrlich kein Kleingeld!“
Selene fühlte, wie ihre Ungeduld zunahm. Sie war schon früher mit ihm die Moira Tuttle-Geschichte durchgegangen. Im Detail. Drei oder vier Mal. Aus irgendeinem Grund schien bei ihm der Groschen nicht zu fallen. Er war geblendet vom Glitzern der Beute, schloß sie. Er sah nur den Glanz der vielen Millionen und weigerte sich, mögliche Komplikationen in Betracht zu ziehen.