Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Selbst-Analyse Die Morgendämmerung des Zeugen und das Ende des Leidens stellt praktische Methoden bereit, mit Hilfe derer man sich die bleibende innere Stille (den Zeugen) zu Nutze machen kann, die man in der Tiefen Meditation kultivierte hat. Dadurch gelangt man inmitten der Höhen und Tiefen des Lebens zu zunehmender innerer Stabilität und Glück.Die Übung der Selbst-Analyse verhilft uns auch zur Erkenntnis der letzten Wahrheit unserer Existenz der Einheit, die wir sind, und der Einheit von allem, was existiert. Mit der Dämmerung des Zeugen entwickeln wir eine zunehmende Fähigkeit, unsere Gedanken, Gefühle und die Welt als Objekte zu beobachten. Wechselt unser Sinn für das Selbst von unseren Gedanken zum stillen Zeugen im Inneren, entziehen wir uns dem Zugriff des Leidens.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 157
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Selbst-Analyse
–
Die Morgendämmerung des Zeugen
und
Das Ende des Leidens
Yogani
Aus der FYÜ-Erleuchtungsreihe
Übersetzung aus dem Englischen von Bernd Prokop
Der Titel der Originalausgabe,
erschienen im Verlag AYP Publishing,
Nashville, Tennessee, USA 2007
in der Reihe “The AYP Enlightenment Series”, lautet:
»Self-Inquiry – Dawn of the Witness and The End of Suffering«
Copyright © 2007 Yogani
www.aypsite.org
Alle Rechte vorbehalten.
Kopieren und unautorisierte Weitergabe ist nicht im Sinne
des Autors noch des Verlags und ist gesetzlich verboten. Willst
Du jemandem etwas Gutes tun, verweise ihn bitte auf die
www.fyü.de Website. Das Material dort ist frei zugänglich.
Deutsche Ausgabe:
„Selbst-Analyse – Die Morgendämmerung des Zeugen und das Ende des Leidens“
ist der
siebte Band aus der FYÜ-Erleuchtungsreihe.
© 2018 FYÜ-Verlag – 91809 Wellheim
Alle Rechte vorbehalten
Der Titel ist ebenso erhältlich als:
eBook (epub etc.) – ISBN 978-3-942850-45-2
eHörbuch (mp3 etc.) – ISBN 978-3-942850-46-9
Download unter www.fyue.de/shop
Weitere lieferbare Titel und Formate aus der
FYÜ-Erleuchtungsreihe finden Sie am Ende des Buchs oder online: www.fyue.de
Paperback: ISBN 978-3-942850-08-7
Motto:
»Erkenne die Wahrheit,
und die Wahrheit wird dich befreien.«
Joh. 8:32
Vorwort zur deutschen Ausgabe
2003 gründete Yogani, ein anonymer fortgeschrittener amerikanischer Yogi, eine Yahoo-Gruppe, in der er ein sehr effektives System yogischer Techniken und teilweise geheimstes yogisches Wissen vorstellte. Unklarheiten klärte er in vielen Fragenbeantwortungen. Der sich daraus entwickelnde, noch nie da gewesene Fundus an Wissen und Ratschlägen sprach Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermaßen an und stieß bald weltweit auf große Resonanz.
Nach der Übertragung auf eine eigene Website (www.aypsite.org) mit gut besuchtem Forum stellte Yogani das zusammengetragene Wissen systematisch in einzelnen Bänden bereit, die nun dem deutschsprachigen Publikum in der FYÜ (Fortgeschrittene Yoga Übungen)-Erleuchtungsreihe zugänglich gemacht werden.
»Selbst-Analyse – die Morgendämmerung des Zeugen und das Ende des Leidens“ ist die Übersetzung des siebten Bandes. Darin wird die Yoga-Methode der Selbst-Analyse ausführlich diskutiert. Insbesondere werden die Voraussetzungen für eine sinnvolle Selbst-Analyse herausgearbeitet, die Entwicklungsstufen des Geistes abgegrenzt, auf Fallstricke des Verstandes aufmerksam gemacht und ein Bezug zu den verschiedenen Gliedern des Yoga hergestellt.
Der Übersetzer
Einleitung
Die tiefe Meditation und das Aufkommen von bleibender innerer Stille (dem Zeugen) verschafft uns zunehmend die Fähigkeit, unsere Gedanken als Objekte zu beobachten. Dieses Buch zur Selbst-Analyse stellt praktische Ansätze vor, wie wir unseren inneren Zeugen bei täglichen Aktivitäten und in Beziehungsangelegenheiten einsetzen können. Dies führt zu zunehmender innerer Stabilität und Glück inmitten der Höhen und Tiefen des Lebens. Der weise Einsatz von Selbst-Analyse befähigt uns auch, die letzten Wahrheiten der Existenz zu erkennen – die Einheit, die wir sind und die Einheit von allem, was existiert.
Wir hoffen, dass diese Mitteilungen dazu beitragen, auf dem Gebiet der oft missverstandenen Selbst-Analyse etwas Klarheit zu schaffen, indem wir die Beziehung zwischen unserem unterschiedslosen Bewusstsein (Subjekt/Zeuge) und unseren Gedanken, Gefühlen und Wahrnehmungen der materiellen Welt (Objekten) offenbaren. Die philosophischen Schulen, die die sogenannten dualen und nicht-dualen (monistischen) Sichtweisen auf die Existenz erläutern, haben manchmal miteinander in Widerspruch gestanden, auch wenn sie dieselbe Sache beschrieben.
Wird unser Nervensystem systematisch auf Wegen kultiviert, dass sich eine tiefe Reinigung und Öffnung ergibt, dann sind wir in der Lage, direkt die Realität des Selbst und die wirkliche Natur der Welt wahrzunehmen und sie aus erster Hand zu beschreiben. Die Authenzität unserer eigenen Erfahrung wird uns mehr bedeuten als alle Philosophien, über die wir uns früher Kenntnisse angeeignet haben, und wir werden die Wahrheit erkennen.
Mit der Erleuchtungsreihe der Fortgeschrittenen Yoga-Übungen sollen die effektivsten Methoden spiritueller Praxis zur Erlangung unmittelbar und langfristig wirksamer praktischer Ergebnisse in einer Reihe leicht zu lesender Bücher jedermann zugänglich gemacht werden. Seit Jahrhunderten sind viele dieser kraftvollen Übungen geheimgehalten worden, hauptsächlich weil man glaubte, sie nur so für die Nachwelt bewahren zu können. Heute befinden wir uns im Informationszeitalter und wir können Wissen für gegenwärtige und zukünftige Generationen schützen und verbreiten, wie niemals zuvor. Die Frage bleibt aber: »Wie weit können wir mit der schriftlichen Übermittlung von spirituellen Methoden gehen, so dass diese Übermittlung wirkungsvoll bleibt?«
Seit ihren Anfängen im Jahr 2003 sind die Schriftender Fortgeschrittenen Yoga Übungen ein Experiment, das zeigen soll, was mittels sehr detaillierter Praxisanleitungen – viel detaillierter als dies früher bei spirituellen Schriften der Fall war – vermittelt werden kann.
Können Bücher uns mit den besonderen Mitteln ausstatten, die zum Wandeln auf dem Pfad der Erleuchtung nötig sind? Oder müssen wir uns zu Füßen eines Guru hingeben, bevor wir Erlösung erlangen können? Nun, es ist klar, wir müssen uns an etwas hingeben – und wenn es nur das uns innewohnende Potenzial ist, ein freieres und glücklicheres Leben zu führen. Gelingt es uns, das zu tun, und halten wir eine tägliche Übungspraxis bei, können wir Bücher wie dieses zum Leben erwecken, so dass es uns die Wege der menschlichen spirituellen Transformation weist. Ist der Leser dazu bereit und erweist das Buch seinen Wert, können erstaunliche Dinge geschehen.
Auch wenn als Autor dieses Buches der Name nur einer Person angegeben ist, stellt es in Wahrheit das Destillat der Bemühungen tausender Übender aus tausenden von Jahren dar. Dies ist der Versuch einer Einzelperson, die spirituellen Methoden, die viele Menschen im Lauf der Geschichte angewandt haben, zu vereinfachen und allgemein nutzbar zu machen. Allen, die mir vorangegangen sind, bin ich zutiefst zu Dank verpflichtet, ebenso auch allen, mit denen ich die Ehre habe, gegenwärtig in Kontakt zu stehen, die mit Hingabe üben und damit gute Resultate erzielen.
Ich hoffe, dir ist dieses Buch eine nützliche Quelle auf dem von dir gewählten Weg.
Übe mit Bedacht und erfreue dich daran!
Inhalt
Selbst-Analyse
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Einleitung
Kapitel 1 – Auf der Suche nach Wahrheit
Selbst-Analyse – Der Yoga des Wissens
Welche Rollen spielen Philosophie und Erfahrung?
Die Bedeutung von Übungen
Kapitel 2 – Eine Herangehensweise an die Selbst-Analyse
Die tiefe Meditation und der innere Zeuge
Selbst-Analyse – von der Inspiration zur Verwirklichung
Beziehungsvolle und nicht-beziehungsvolle Selbst-Analyse
Die fünf Stufen des Geistes
Vor-Zeugenschaft
Die Zeugenschaft
Unterscheidung
Leidenschaftslosigkeit
Ausfließende göttliche Liebe und Einheit
Eigene Natur und Standpunkt ehren
Kapitel 3 – Selbst-Analyse im täglichen Leben
Lehrer – Pro und Kontra
Praktische Anwendungen der Selbst-Analyse
Selbst-Analyse für die alltäglichen Erfahrungen
Selbst-Analyse zum Zweck der letztendlichen Wahrheit
Fallstricke des Verstandes
Vernarrtheit in oder Furcht vor Erfahrungen
Über-Analysieren und Über-Philosophieren
Das Übertreiben von Selbst-Analyse oder anderer Yoga Übungen
Die Illusion des Erreichens oder des Angekommenseins
Das Ablehnen von Übungen
Die Nicht-Dualitätsfalle – das Leugnen der Welt
Selbst-Analyse und die Yoga-Glieder
Hingabe und Selbst-Analyse
Meditation, Samyama und Selbst-Analyse
Kundalini und Selbst-Analyse
Yama, Niyama und Selbst-Analyse
Kapitel 4 – Das Ende des Leidens
Wer leidet?
Das Transzendieren der Dualität durch göttliche Liebe
Eine Bestätigung der Einheit
Weitere FYÜ-Schriften und Support
Kapitel 1 – Auf der Suche nach Wahrheit
Wir alle wüssten gerne die Wahrheit über unsere Existenz auf dieser Erde. Unser ganzes Leben suchen wir vielleicht danach, indem wir Fragen stellen wie:
»Wer bin ich?«
»Was tue ich hier?«
»Wer oder was ist Gott?«
»Was ist die wahre Natur der Dinge?«
»Ist das, was ich im Augenblick erfahre, wirklich wahr?«
Und so weiter ...
Empfinden wir unsere Fragen tief und mit Beharrlichkeit, während wir beständig nachforschen und analysieren, werden die Antworten früher oder später zu uns kommen. Wie wir damit umgehen, bestimmt die Geschwindigkeit unseres Fortschritts und den Grad von Annehmlichkeit und Schwierigkeit, den wir auf der Straße zu Wissen und Einsicht erfahren. Deshalb kann eine Methode mit vorhersagbaren Ergebnissen einige wichtige Vorteile bringen. Wir versuchen hier, einen verlässlichen Zugang zum Feld der Selbst-Analyse zu geben. Das ist etwas ganz Neues, denn die traditionellen Ansätze zur Selbst-Analyse sind oft begleitet von viel Unsicherheit – die Gründe dafür werden im Laufe der Untersuchung noch klar. Ist eine derartige Unsicherheit notwendig? Nicht wirklich. Denn diese schwindet mit etwas Ausbildung und Aneignung von Verständnis für die Dynamiken der menschlichen spirituellen Transformation. Mit etwas praktischem Verständnis kann man die ganze Reise relativ locker bestreiten und braucht nicht die Scharniere aus dem göttlichen Tor unseres Nervensystems zu reißen.
Es ist ein Paradox, dass formal strukturierte Ansätze zur Selbst-Analyse zu Unsicherheit und begrenzten Ergebnissen führen können. Wir werden offenlegen, warum das so ist.
Hier vermitteln wir einen weniger strukturierten Zugang. Wir bieten also kein Kochbuch zur Selbst-Analyse an. Derartige Kochbücher gibt es bereits reichlich auf dem sprituellen Markt. Wir kümmern uns statt dessen um die zugrundeliegenden Prinzipien und wie wir uns diese zusammen mit dem weitergehenden spirituellen Fortschritt, der sich aus einer ausgeglichenen Integration von effektiven Yoga-Praktiken ergibt, zunutze machen können.
Durch endlose Nachforschungen und Experimente hat die Menschheit im Laufe der Jahrhunderte große Fortschritte in der Bestimmung der Wahrheit über unsere physische Welt und darüber hinaus gemacht. Die angewandte Wissenschaft hat inzwischen viele Prinzipien der Natur zum Wohlergehen der Menschheit nutzbar gemacht. Einige mögen bezweifeln, ob all dieser Fortschritt wirklich etwas Gutes ist. Nichtsdestotrotz wird das angewandte Wissen stetig ausgeweitet und uns bleibt nur übrig, das Beste daraus zu machen. Einen derart progressiven Ansatz für die Anwendung stetig sich anhäufenden Wissens kann man auch bei der Entwicklung und Implementierung von praktischen spirituellen Methoden einsetzen. Die Zeit dazu ist reif.
Im Gegensatz zur zunehmenden Beherrschung materieller Gesetze der Natur und dieses kleinen Planeten, auf dem wir leben, haben wir bisher wenig erreicht, was die Erkenntnis der letzten Wahrheit dessen anbelangt, wer wir sind und was wir hier tun. Noch weniger haben wir praktischen Nutzen aus diesem schwer fassbaren Wissen gezogen. Aus diesem Grund leiden wir angesichts unserer wahrgenommenen Sterblichkeit weiter.
Ginge es bei der Erkenntnis der Wahrheit lediglich um die Aneignung eines intellektuellen Verständnisses, wäre das einfach – so einfach wie das Belegen eines Physikoberstufenkurses zur Einführung in die Prinzipien der Quantenmechanik. Solch ein Kurs macht uns klar, dass sich alles, was wir im Leben sehen und tun, in einem riesigen Reich der absoluten Leere abspielt – unzählige miteinander interagierende Lichtteilchen erzeugen die Erscheinung und „Substanz“ von allem, was wir als unsere reale Welt betrachten.
Wie real ist also unsere Welt, wenn alles, was wir sehen, hören und berühren nichts ist als Energie, die in der riesigen Leere mit sich selbst interagiert? Dies ist eine unvermeidliche Frage, wenn man sich mit den letzten Konsequenzen der Quantenmechanik auseinandersetzt. Warum gibt es da eine scheinbare Widersprüchlichkeit zwischen dem, was uns die Physik über die Welt lehrt und dem, wie wir die physische Welt um uns herum erfahren? Und wie beeinträchtigt diese Widersprüchlichkeit unsere Lebensqualität? Kann die diesbezügliche Erkenntnis der Wahrheit unser Leiden lindern, wie uns das die alten wie auch die modernen Weisen versprochen haben?
Jeder kann das selbst herausfinden – durch seine direkte Erfahrung.
Es ist nur eine Frage der Wahrnehmung. Um mehr zu erfahren und zu wissen, muss unsere Wahrnehmung verfeinert werden. Obwohl wir mit unseren normalen Sinnen keine Radiowellen empfangen können, haben wir die Technologie entwickelt, sie wahrzunehmen und für uns großen Nutzen daraus zu ziehen. So hat die moderne Technologie für uns viele Tore geöffnet.
Interessanterweise geht die uralte Wissenschaft des Yoga noch ein ganzes Stück weiter, als die moderne Wissenschaft bisher im Umgang mit dem unsichtbaren Reich der absoluten Leere, von der es heißt, dass wir daraus gemacht sind und dass wir darin leben, gegangen ist. Während die moderne Wissenschaft sich auf Geräte verlässt, die es uns ermöglichen unsichtbare Prinzipien der Natur wahrzunehmen und zu nutzen, verlässt sich das Feld des Yoga auf das menschliche Nervensystem, um dasselbe zu erreichen – und mit bemerkenswerten Ergebnissen.
Obwohl die Nutzung unseres eigenen Nervensystems als vornehmliches Instrument für die Entdeckung und Anwendung der letzten Lebenswahrheit als neuartige Idee erscheinen mag, gibt es seit Tausenden von Jahren kleine Gruppen von Menschen, die so vorgehen. Das war eine diffizile Angelegenheit mit vielen Störungen und Verwerfungen, die von den viele Jahrhunderte rücksichtslos über die Menschheit dahinziehenden Kräften des Chaos ausgingen. Die Weltreligionen sind diesen kleinen Grüppchen spiritueller Innovatoren entwachsen und später groß geworden. Unweigerlich vermischten sich dabei Wahrheit und Politik und der immer aktuelle Kampf der Menschheit ums Überleben und Gedeihen.
Heute befinden wir uns im Informationszeitalter, in dem man Wissen sehr viel einfacher aufbereiten, bewahren und mit vielen teilen kann und es ist für die Kräfte des Chaos schwieriger, sich durchzusetzen. So ist die moderne Informationstechnologie der uralten Wissenschaft des Geistes zu Hilfe gekommen.
Dank des raschen Zuwachses von Wissen haben wir eine Trendwende erreicht, einen Punkt, an dem viele Menschen auf der ganzen Welt ihre Nachforschungen über die Natur der Dinge vertiefen können, indem sie die Perspektive von einer Haltung des »außerhalb von uns selbst seins« wechseln und auch eine durchdringendere Analyse vom Standpunkt dessen mit einschließen, was in uns ist – unser strahlendes inneres Selbst.
Dies ist dadurch möglich geworden, dass es in der modernen Welt zu einer Zunahme von Wissen über integrierte spirituelle Übungen gekommen ist, und daran haben die Prinzipien und Methoden der praktischen Selbst-Analyse ihren Anteil.
Selbst-Analyse – Der Yoga des Wissens
Selbst-Analyse ist nichts Neues. Sie ist seit Jahrhunderten ein Teil von Yoga und anderer Systeme spiritueller Übungen. Sie lief unter der Bezeichnung Jnana Yoga, was so viel wie »Vereinigung durch Wissen« heißt. Jnana bedeutet Wissen und Yoga bedeutet Vereinigung der inneren und äußeren Aspekte des Lebens. Selbst-Analyse wurde auch Pfad der Unterscheidung und Pfad des Intellekts genannt. Wissen von was? Unterscheidung von was? Intellektuelles Wissen von was? Diese Fragen sind gerechtfertigt und wir werden versuchen, in diesem Buch Antworten darauf zu finden. Jnana bedeutet auch Weisheit, was auf eine tiefere Ebene von Erkenntnis hindeutet, ein spirituelles Wissen. Das ist das Endspiel der Selbst-Analyse und des ganzen Yoga.
Bevor wir in die Einzelheiten der Selbst-Analyse und ergänzender Yoga-Übungen – Voraussetzung für ihren Erfolg – eintauchen, wollen wir noch das Verhältnis zwischen Philosophie und Erfahrung näher untersuchen, weil dies bei der Bildung eines Rahmens und einer Basis für eine praktische Herangehensweise an die Selbst-Analyse hilfreich sein kann.
Welche Rollen spielen Philosophie und Erfahrung?
Beginnen wir, über die wahre Natur der Dinge nachzudenken, ist es hilfreich, ein Fundament in Form einer Idee oder Struktur zu besitzen. Die Quantenphysik wurde deshalb bereits erwähnt, weil diese das Modell unserer modernen Wissenschaft für die unserer physischen Welt zugrundeliegenden Leere darstellt. Die alten philosophischen Traditionen des Ostens pflegen eine vergleichbare Sichtweise. Allerdings fügen diese noch eine zusätzliche Komponente hinzu – die Gegenwart von Bewusstsein in der absoluten Leere und aus dieser entstehend. Obwohl es nicht möglich sein mag, zu beweisen, dass die allem zugrundeliegende Leere bewusst ist, können wir auf jeden Fall nachweisen, dass alles, was sich aus der Leere manifestiert, bewusst ist, denn wir sind bewusst.
Die uralte östliche Philosophie wie auch einige der westlichen Philosophien halten die Leere für das große Selbst von allem und meinen, dass alle individuellen Selbste Strahlen sind, die aus dem Einen Großen Selbst ausstrahlen. Das hat Ähnlichkeit mit den Wellen, die auf dem Ozean tanzen, nur um sich aufzulösen und dann auf der Oberfläche des Ozeans immer wieder zu erscheinen. Die auf dem großen Ozean tanzenden Wellen sind dessen sich unablässig verändernde Ausdrucksformen.
Darüber, ob der große Ozean von Leere jenseits des manifestierten Universums bewusst ist, kann man streiten. Doch es besteht wenig Zweifel darüber, dass menschliche Wesen bewusst sind. Es ist diese bemerkenswerte Tatsache, die dem gesamten Gebiet der Selbst-Analyse zugrunde liegt.
In den weithin dokumentierten Philosophien sowohl des Westens wie des Ostens findet man einen riesigen theoretischen Wissensschatz. Dazu existiert noch die experimentelle Komponente des Bewusstseins, die man in jedem menschlichen Wesen antrifft. Setze diese beiden zusammen und du hast die Anfangsgründe der Selbst-Analyse.
Es ist wirklich ziemlich einfach. Sehen wir einmal ein, dass wir in Wirklichkeit der Ozean sind, und zwar vor, während und nachdem wir zur Welle geworden sind, dann ist die Selbst-Analyse abgeschlossen. Dann sind wir erleuchtet. Philosophisch bezeichnet man das als das Ende des Wissens. Im Osten nennt man das Vedanta – das Ende des Veda.
Erfahrungsgemäß ist es jedoch nicht so einfach. Da ist noch etwas mehr nötig, was oft jene übersehen, die eine kompromisslose Sichtweise auf die menschliche Erleuchtung einnehmen. Entspricht unsere eigene Erfahrung nicht der Philosophie oder auch nur dem, was andere als ihre Erfahrung ausgeben mögen, dann ist die Analyse nicht vollständig. Während Puristen darauf bestehen mögen, dass nur die Leere existiert, muss doch jeder Einzelne von uns den Wahrheitsgehalt derartiger Aussagen für sich selbst überprüfen. Genau aus diesem Grund werden die Methoden der Selbst-Analyse mitgeteilt.
Es stellt sich allerdings heraus, dass die Selbst-Analyse sehr stark den Charakter eines sich bewegenden Ziels trägt, das sehr stark von der Person abhängt, die sie unternimmt. Genauso wie bestimmte Ideen bei einigen Menschen nachhallen, bei anderen nicht, genauso können die Methoden der Selbst-Analyse bei einigen Übenden nachhallen, bei anderen nicht. Der Grund für diese Unterschiede liegt im inneren Zustand des Nervensystems jeder Person. Der Grad der inneren Reinigung und Öffnung tief im Inneren von uns wirkt sich direkt auf den Grad des Bewusstseins aus, der uns zur Erlangung eines direkten erfahrungsbezogenen Wissens über die Natur der Existenz zur Verfügung steht, zumindest insoweit man Wissen durch direkte Erfahrung im Individuum erlangen kann.
Der wichtigste Faktor dabei ist das Vorhandensein von etwas, das wir innere Stille nennen, was wir aber auch mit reines Glückseligkeitsbewusstsein, Selbst oder Zeuge umschreiben können. Man nennt es Zeuge, weil Stille in unserer Bewusstheit unser Grundzustand ist, der, sobald er einmal eingerichtet ist, fähig ist, alle Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen als Objekte außerhalb der eigenen unbeweglichen Bewusstheit zu erfahren.
Die Gegenwart des Zeugen verändert Aussehen und Effektivität aller Selbst-Analysemethoden dramatisch, genauso wie unsere Wahrnehmung im alltäglichen Leben. Dann wird das, was zuvor ein sich bewegendes Ziel war, stetig und wir selbst werden zu dem Wissen, das wir angestrebt haben. Wir waren DAS schon immer und der Zeuge ist DAS. Es gibt das alte Sprichwort, dass das, was wir suchen, die Triebfeder hinter dem Suchen ist. Unsere innere Bewusstheit in Form des Zeugen ist sowohl das Ziel als auch das Mittel, dieses Ziel zu erreichen.
Indem sich Menschen mit Selbst-Analyse beschäftigen, können sie in sich den Zeugen kultivieren. Das ist auch der Zweck dieser Beschäftigung. Allerdings ist es sehr schwer, dies zu erreichen, wenn die Selbst-Analyse das einzige Hilfsmittel ist, das man einsetzt. Frage nur einmal jemanden, der das ohne irgendeine unterstützende Übung versucht hat.
Ein viel effektiverer Weg, den Zeugen zu kultivieren, ist der mit täglicher tiefer Meditation. Kommt es einmal dauerhaft zu dieser Art der Kultivierung, dann ist es der Selbst-Analyse möglich, in unserem Leben eine wirkliche Zugkraft zu gewinnen und weitreichenden zusätzlichen Nutzen hinzuzufügen, der mit Meditation oder Selbst-Analyse alleine nicht möglich wäre. Sprechen wir von »Zugkraft«, dann meinen wir die Bildung einer intimen Beziehung zwischen dem uns angeborenen Bewusstsein und den Objekten dieser Welt, wozu auch unsere Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen der äußeren Umgebung gehören. Unser bleibender innerer Zeuge kombiniert mit der Selbst-Analyse kann uns stetig zu einem Zustand der Einheit jenseits der Höhen und Tiefen des Lebens führen, auch wenn wir daneben ganz in unseren täglichen Aufgaben aufgehen. In diesem Zustand gibt es keine Gier oder Anhaften.