SexLust | Erotischer Roman - Denise Harris - E-Book

SexLust | Erotischer Roman E-Book

Denise Harris

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Beschreibung

Dieses E-Book entspricht 208 Taschenbuchseiten ... Kennen Sie diese Situation: Ihr Partner ist perfekt, aber Sie begehren einen anderen? Sie betrügt ihn und er betrügt sie - trotzdem ist sie extrem eifersüchtig ... Es entbrennt ein Wirbel an Konflikten! Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.

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Impressum:

SexLust | Erotischer Roman

von Denise Harris

 

Denise Harris ist das Pseudonym der Autorin Denise R. Leitner. Sie wurde 1975 geboren und wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der sonnigen Weststeiermark, eine halbe Autostunde von Graz entfernt.Schon in früher Jugend lernte sie: Die verbotenen Früchte schmecken am süßesten.Neben Familie und Beruf widmet sie sich dem Schreiben und versucht das im Schlafzimmer Erlebte bei einem Gläschen Wein in passende Worte zu kleiden.Zu ihren Hobbys zählen Wandern in den steirischen Bergen, Wasserskifahren und vor allem ihr Mann, der ihr unvergessliche, leidenschaftliche Stunden schenkt.

 

Lektorat: Nicola Heubach

 

 

Originalausgabe

© 2011 by blue panther books, Hamburg

 

All rights reserved

 

Cover: © Konrad Bak @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: Matthias Heubach

 

ISBN 9783862771851

www.blue-panther-books.de

Erinnerungen - heute

Ich blinzelte die Tränen weg. Die Adventszeit löste bei manchen von uns die unterschiedlichsten Gefühle aus. Bei mir waren es eine schmerzhafte Sehnsucht und ein nie abklingender Schmerz. Eine Leere, die sich wie ein bösartiges Geschwür in meine Brust fraß. Meine Lippen und meine Kehle verlangten nach einem rettenden Schluck Wasser.

Ich öffnete den alten Schuhkarton. Darin waren Erinnerungen, begraben vom Staub der Zeit. Dinge, die man vergessen wollte, aber nicht vergessen konnte. Vorsichtig wischte ich den Staub von der Klarsichtfolie, und vergilbtes Fotopapier kam zum Vorschein. Es war kaum noch zu erkennen, was das Schwarz-Weiß-Foto darstellen sollte. Doch ich wusste, was ich sah. Ich kannte jede Linie, jeden Schatten, jede ...

»Denise? Denise!« Ronald – mein Mann!

Ich wirbelte zur Dachbodentür herum und strich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln. Licht drang von unten aus dem Flur herauf. Schnell legte ich das Foto in die Schachtel zurück und packte den alten Campingrucksack darauf.

»Ich komme, Liebling«, antwortete ich. Sechs Jahre war es jetzt her. Sechs lange Jahre. Aber manchmal kam es mir wie gestern vor. Alles hier im Speicher erinnerte an eine Zeit, die ich vergessen wollte. Begraben. In alten Schuhkartons. Unter alten Rucksäcken.

»Ich komme schon.«

Ich richtete mich auf, schaltete die Glühlampe aus, die einsam von der Dachschräge baumelte, und stieg die schmale Holztreppe hinunter.

»Hier steckt ja meine schöne Halbfranzösin. Hast du für eine Dachbodenszene recherchiert?« Ron lächelte und nickte in Richtung Decke.

Ich betrachtete ihn, als sähe ich ihn zum ersten Mal. Das war Ronald Matthew Harris – der Mann, den ich geheiratet hatte, mein Traummann. Und da war das Lächeln, in das ich mich vor zwölf Jahren verliebt hatte. Er sah noch besser aus als damals, als wir uns kennenlernten. Und das lag nicht an dem grauen Giorgio Armani Geschäftsanzug, seinem in der Garage stehenden Infiniti Q45 oder an den fünfhunderttausend Dollar Jahresgehalt, die er nach Abzug an Steuern verdiente. Auch nicht daran, dass er mir ein siebenhundertfünfzigtausend Dollar Haus gekauft hatte.

»Eigentlich ...« Ich schüttelte den Kopf und brachte ein kleines Lächeln zustande. Viel hatte ich heute nicht geschrieben. Aber das machte nichts. Keiner meiner sechs Romane hatte es jemals in die nationalen Bestsellerlisten geschafft. Zu viel Handlung – zu wenig Sex.

Er klappte die wackelige Leiter ein und ließ sie in der Dachbodenluke an der Decke einrasten. Sein männlich herbes Aroma legte sich auf meine Sinne. Der Kuss, den er mir schenkte, weckte die Lust auf mehr.

»Du hast da Staub ihm Gesicht.« Er wischte ihn mit dem Daumen von meiner Wange. »Hey, Schatz, hast du etwas?«

»Nein«, log ich und hoffte, glaubwürdig zu klingen. »Du bist früh zu Hause«, freute ich mich. Ich brauchte ihn jetzt. Mehr als alles andere. Seinen Körper. Seinen Schwanz. Ich wollte ihn.

Meine Hand strich über seinen durchtrainierten Bauch. Mit einem einzigen Ruck hatte ich den Gürtel seiner Hose geöffnet.

»Na warte«, drohte er grinsend und raubte mir einen erbarmungslosen Kuss. Seine Lippen strichen zärtlich von meinem Halsansatz aufwärts. Das war mehr, als ich ertragen konnte. Ich versuchte, ins Schlafzimmer zu gelangen, doch er schnitt mir den Weg ab. Eine wilde Sehnsucht flackerte in seinen Augen. Mir blieb nur ein heilloser Rückzug durch den Flur in die Küche. Seine italienischen vierhundert Dollar Schuhe polterten auf den harten Steinboden. Armanijackett, Krawatte und Hemd folgten hinterher.

Wie ein in die enge getriebenes Reh stand ich mit dem Rücken zur Anrichte und duckte mich zur Flucht. Mit der Geschmeidigkeit eines Pumas, der seine Beute gestellt hatte, näherte er sich. Flucht war zwecklos. Aber ich wollte auch gar nicht mehr fliehen.

Achtlos ließ er Hose und Boxershorts zu Boden gleiten. Sein Glied richtete sich zur vollen Größe auf. Der Anblick raubte mir den Atem. Mein Mann besaß den größten Penis, den ich bis zu meiner Hochzeitsnacht – nein, bis zur Geburt unseres Sohnes und darüber hinaus – in mir gespürt hatte. Achteinhalb Zoll gute, alte amerikanische Hausmannskost. Er war der Allererste gewesen, der es geschafft hatte, mich vaginal zum Orgasmus zu bringen. Das und ein paar andere Dinge hatten mich nach einiger, wenn auch nicht gerade reiflicher Überlegung bewogen, ihn zu heiraten. Es war damals sehr schnell mit uns gegangen.

In einem wirbelnden Kaleidoskop vermischten sich alle Gedanken und Erinnerungen, angesichts der achteinhalb Zoll, die sich mir männlich aggressiv entgegenstreckten. Ich kam mir wieder wie die sechzehnjährige Cheerleaderin vor ... die sexperimentierfreudige Collegestudentin ... die mit sündigem Rot geschminkte Femme fatale. Doch dieses dunkle Etwas überschattete wieder alle Empfindungen.

Ron nahm Besitz von meinem Mund, drehte mich herum und drückte mich von hinten gegen die Küchenanrichte. Meine beige Cargohose streifte er bis unter die Kniekehlen hinunter. Sein Schwanz presste sich feucht gegen meinen Slip. Er schob ihn zur Seite und drang ohne Widerstand in mich ein. Allein die Heftigkeit seines Eindringens entrang mir kehlige Laute.

»Ja, das brauchst du«, flüsterte er heiser und zog mir das T-Shirt über den Kopf. »Du willst es.« Tief versenkte er sich in mir. Stieß zu.

Ich nickte erregt. Das Foto drängte sich zurück in mein Bewusstsein. Jede Linie, jeder Schatten, jede Kontur zeichnete ich in Gedanken nach. So sehr ich es auch versuchte, die Geister der Vergangenheit ließen sich nicht verscheuchen.

»Schlag mich!«, stieß ich hervor und streckte ihm meine Pobacken noch mehr entgegen.

Er zögerte.

»Du sollst mich schlagen!«, forderte ich.

»Möchtest du das wirklich?« In seiner Stimme schwang Angst mit. »Ich will dir nicht wehtun, Liebling. Hast du ...«

»Mach schon!«, bellte ich. Ich bekam die Schwarz-Weiß-Fotografie einfach nicht aus meinem Kopf. Der damit verbundene Schmerz und die Verzweiflung drohten die Oberhand zu gewinnen. »Vertrimm meinen Arsch!«

Seine Hand sauste auf meine Pobacke.

»Ja«, presste ich hervor. »Fester!« Ein Name kämpfte sich durch die Flut erregender Empfindungen. Nur ein Name, doch mit ihm verbanden sich eine Reihe widersprüchlicher Gefühle. Steven.

»Fester, hörst du?« Ich wollte den Namen endgültig vergessen und nie wieder an ihn denken.

Ich zuckte bei dem heftigen Klatschen nach vorn. Meine Pobacke brannte. Ich musste mir später unbedingt den roten Handabdruck im Spiegel ansehen.

»Ist das schon alles, was du drauf hast, du Schlappschwanz?«

Es knallte und helle Lichtpunkte tanzten mir vor Augen. Das Foto und der Name verblassten. Endlich ließ der Schmerz in mir nach und wurde von dem Glühen, das von der Haut in meine Pobacken ausstrahlte, verdrängt.

»Ja, mein geiler Hengst«, säuselte ich glücklich. »Und jetzt fick mich! Benutz mich!« Ich liebte es, seine Hure zu sein. Nur ihm zu gehören als sein williges Spielzeug.

Sein heißer Atem drang an mein Ohr. Jeder Stoß trieb mich dem Höhepunkt näher. Meine brennenden Pobacken klatschten gegen ihn. Seine Hände kneteten besitzergreifend meine Brüste. Er krallte sich in mein langes blondes Haar, wickelte es wie ein Tau um sein Handgelenk und zog mich zurück.

Dann ließ er mich warten. »Nein!«, flehte ich. Bettelte.

Doch er zögerte meinen Orgasmus hinaus. Er wusste genau, wann er aufhören musste. Und er machte von diesem Wissen rücksichtslos Gebrauch.

»Du bist gemein!«, hauchte ich. »Bitte, bitte ...…Hör nicht auf ... du Mistkerl.«

Doch er hörte auf. Jedes Mal wieder. Nach einer gefühlten Ewigkeit erlöste er mich. Alles flimmerte vor meinen Augen. Mein Becken zuckte in Spasmen. Kraftlos sank ich auf der Küchenanrichte zusammen und genoss das ausklingende Pochen in meinem Schoß.

Ron küsste mich auf die Stelle, wo er mich geschlagen hatte. Deutlich zeichneten sich auf der schneeweißen Haut, wie mit Fingerfarben gemalt, seine Handabdrücke ab. Jeder Finger war zu erkennen.

»Schatz, es tut mir so leid.« Er sah zerknirscht zu mir auf. Tränen schimmerten in seinen Augen – für Tränen war es allerdings sechs Jahre zu spät, für sein Mitgefühl nicht.

»Das muss es nicht.«

»Es wird immer Geheimnisse zwischen uns geben, nicht wahr?«

Manche Geheimnisse blieben besser geheim. Ich drehte mich zu ihm herum und strich ihm zärtlich über die lichter werdenden Ecken an seiner Stirn. War da ein neues graues Haar? Ich liebte ihn umso mehr dafür, dass ich wieder und wieder etwas Neues an ihm entdecken konnte. Dass wir gemeinsam alt werden durften.

»Du hast genug gelitten«, flüsterte er.

Ich presste seinen Kopf gegen meinen Schoß. Seine Zunge schnellte vor und streichelte die frisch gefickte Spalte.

»Ja, mein Liebling.« Mein Stöhnen hallte durch die Küche. Er stand auf und drang vorsichtig in mich ein. Ich rutschte auf die Anrichte. Unten fühlte ich mich empfindlich an. Sehr empfindlich. Schließlich war ich ja gerade erst gekommen. Aber meine Gier nach ihm war stärker.

»Ich weiß, was dich wieder auf andere Gedanken bringt, Schatz.«

»Was?«, schnurrte ich und hielt mich an seinen herrlich breiten Schultern fest.

»Swingen unter dem Weihnachtsbaum«, stöhnte er. »Eine Weihnachtsfeier der anderen Art. Eine Sexorgie. Überall im Wohnzimmer brennen Kerzen. Wir servieren Lebkuchen und Punsch. Und alle laufen splitternackt durchs Haus – so wie damals bei der Einweihungsparty.«

Ron stieß ordentlich zu. Ja, allein bei der Vorstellung daran, glaubte ich den Duft von Plätzchen zu riechen. Das himmlische Aroma von Zimt und Koriander.

»Davon träumst du schon seit Jahren«, erinnerte ich mich. »Ja, Liebling, das machen wir!«

Er küsste mich.

»Allerdings könnte es zeitlich knapp werden. In nicht ganz fünf Wochen ist Weihnachten.«

»Bis zum Wochenende vor Weihnachten sind es sogar nur vier«, ergänzte ich. »Aber keine Bange, ich krieg das hin«, hauchte ich.

»Gott, ich liebe dich! Hörst du? Ich liebe dich!«

Berauscht von den Schwärmereien meines Mannes über die bevorstehende Weihnachtsparty, registrierte ich aus den Augenwinkeln die Schönheit Mount Hoods hinter der verschneiten Skyline von Portland. Seine schneebedeckte Kegelspitze sah wie ein eisblauer Sahnebecher aus. Zu gern hätte ich jetzt von der leckeren Sahne gekostet. Ich warf den Kopf zurück und schrie ein langes Ja in die weite Leere unseres Hauses.

Ja – ich war am Leben.

Ja – ich würde mich nicht unterkriegen lassen.

Und ja – ich würde wieder aufstehen, wie oft ich auch zu Boden ging.

Der Schmerz war vorerst besiegt. Der Name Steven nur ein Wort, das keine Macht über mich besaß. Ich kam noch heftiger als beim ersten Mal. Und diesmal wollte ich alles von ihm. Bis auf den letzten Tropfen.

Er spritzte in mir ab. Pumpte seinen Samen in mich. Ich spürte jedes Zucken von ihm. Jede Kontraktion. Ein Beben durchlief seinen Körper. Er stützte sich an der Küchenanrichte ab und versuchte, neuen Atem zu schöpfen. Ich drückte ihm meine großen Brüste ins Gesicht.

Er spielte mit den empfindlichen Knospen, beugte sich hinunter und küsste die besamten Lippen. Samenflüssigkeit benetzte seine Zunge.

»Jetzt ist nur noch zu klären«, stöhnte er genussvoll, »wen wir einladen wollen und wer an dem Tag Zeit hat.«

»An wie viele Leute hast du gedacht?« Mein Herz klopfte plötzlich wild.

»Nicht ganz so viele wie letztes Mal. Maximal acht.«

»Vier Pärchen also?«

Ron nickte.

»Komm, Frau, zieh dich an. Ich lade euch zum Essen ein. Touey wird Hunger haben, wenn er von der Schule nach Hause kommt. Wie wäre es mit All-u-can-eat bei Izzy’s?«

»Kommt nicht in Frage«, protestierte ich lächelnd und zog meine Hose hoch. Rons Samen tropfte in meinen Slip. Rasch streifte ich mir mein T-Shirt über. »Heute koche ich. Und so gut wie dieses Fertigzeugs von Safeway ist meine Lasagne allemal.«

Ich stellte den Backofen an. Ich war schon spät dran. Titouan konnte jeden Moment mit dem Schulbus kommen. Zum Glück hatte ich alles vorbereitet. Mit einem Mal war ich froh, das Thema wechseln zu können.

Steven, trommelte es durch meine Gedankengänge. Das letzte Mal war Steven bei unserer Swingerparty gewesen. Ich unterdrückte einen Fluch und hasste mich selbst dafür, dass mir solche Details immer im ungünstigsten Augenblick einfielen. Der alte Schmerz machte sich leise bemerkbar.

»Was sagtest du, Schatz?«

»Ach nichts. An wen hast du gedacht? Ich meine für die Swingerparty?« Meine Stimme brach. Ganz toll, Denise, ganz toll! Leg die Falle nur aus, in die du gleich selber tappen wirst! Eine dunkle Vorahnung beschlich mich. Sag den Namen nicht, Ron. Bitte sag ihn nicht.

»Die üblichen Verdächtigen.« Er zog sich die Hose an.

»Wen?«

»An Jacky und ihren Mann. Ich mag Jacky.«

»Jacqueline also.« Ich atmete schneller. Mein Atem kam kaum zur Ruhe. »Jacqueline sieht fantastisch aus«, plapperte ich nervös. »Mel und Herbie sind auch immer für jeden Spaß zu haben«, fügte ich hinzu.

»Ja.« Ron grinste. »Allerdings macht Schwabbel-Herbie Lauren Angst.«

Ich erwiderte sein Grinsen. »Also Lauren und Brent auch. Damit wären wir vier Pärchen.« Ich war zufrieden und atmete auf. Von Herb würde ich die Finger lassen und Brent war ein fantastischer Liebhaber. Und Jackys schlechtere Hälfte hatte ich noch nie ausprobiert. Noch nicht. Ich war gespannt.

»Vier Pärchen«, bestätigte Ron. »Aber wir dürfen nicht vergessen, es ist das Wochenende vor Weihnachten.«

»Da wird nicht jeder Zeit haben«, warf ich ein und presste die Lippen aufeinander. »Wir sollten Ersatzspieler einplanen.«

Er nahm mich in die Arme. »Langsam denkst du wie ein Coach beim Eishockey.« Liebevoll küsste er mich auf die Lippen. Ich legte mein Gesicht an seine starke Brust.

»Eure Hobbymannschaft braucht mehr als einen Coach. Ihr braucht ein Wunder. Ein Weihnachtswunder!«

»Wir brauchen für den Fall der Fälle Ersatz«, überging er die Stichelei gegen seine geliebten »Portland Pirates«.

Der Schulbus hielt mit blinkenden Warnlichtern vor unserem Gartentor und Titouan stieg aus, seine Schultasche lässig geschultert. Mehrere Kinder winkten an den Fenstern. Zwei Mädchen drückten ihre Nasen an der Scheibe platt und strahlten. Er lächelte cool zurück. Mir wurde warm ums Herz – es war dasselbe Herz, das noch immer wie Trommelfeuer in meiner Brust klopfte.

»Wir brauchen Ersatzspieler«, nahm Ron den Faden wieder auf und nickte Titouan durch das Küchenfenster zu. Unser elfjähriger Sohn störte sich nicht am nackten Oberkörper seines Vaters und stapfte durch den fünf Zentimeter hohen Neuschnee zur Haustür. Ich konnte hören, wie er sich dort gewissenhaft die Winterschuhe abklopfte.

»Und wer?«, rutschte es von selbst über meine Lippen. Ich schloss die Augen, in Erwartung der Antwort, die unweigerlich folgen würde. Bitte, nicht ihn. Bitte nicht den besten Freund meines Mannes. Sag bitte nicht Steven.

»Steven …«

Für eine Sekunde bekam ich keine Luft.

Steven

Ich hasste Steven vom ersten Tag an. Ich mochte weder sein Aussehen noch seine Art zu reden noch seine verdammte Singlekarre. Ich liebte meinen Mann.

Steven und ich begegneten uns das erste Mal vor etwa acht Jahren im Hauptgang zu den Tribünen des VIP-Bereichs. Da Ronald die Renovierung des Stadions mitfinanziert hatte, stand uns eine eigene Loge zu. Aber weiter als bis in die Regionalliga hatten es mein Mann und seine »Piraten« nicht geschafft. In Anlehnung an die Mannschaft aus Portland, Maine, hatten sie ihr Team so genannt. Ihre größten Angstgegner waren die »Portland Predators«, gegen die sie nie ein Spiel gewannen.

Ich frage mich, gibt es eigentlich noch etwas Unwichtigeres als Eishockey?

Aber natürlich versäumte ich kaum ein Spiel – vor allem dann nicht, wenn mein Mann sein Bestes gab. Und mir entging auch dieser andere Mann nicht, der in der Abwehr gut und im Angriff noch besser war. Steven führt heute noch zwei mannschaftsinterne Rekorde an. Die meisten erzielten Punkte in einem einzigen Spiel. Und die meisten erzielten Punkte pro teilgenommenem Spiel. Hier hatte er meinen Mann im Schnitt um 0,1 Punkte geschlagen. Den einzigen Rekord, den er nicht brechen konnte, war, die meisten Punkte pro Spieldrittel. Diesen Rekord hält unumstritten mein Ronald mit drei Treffern. Aber wer interessiert sich schon für Zahlen?

»Hey, Miss«, sagte er zu mir. Er war groß. Dunkel. Ein Bild von einem Mann. Seine Urgroßmutter war eine echte Lower Chinook gewesen – den Rest seiner Gene verdankte er dem amerikanischen Pioniergeist europäischer Einwanderer.

»Hier, halten Sie mal.«

Er drückte mir ein Suspensorium in die Hand.

»Sehr hübsch. Und was soll ich jetzt damit?« Wenn das eine Anspielung sein sollte, mit ihm ins Bett zu gehen, dann fand ich das nicht komisch.

»Schauen, ob es auch noch eines in meiner Größe gibt.«

»In Ihrer Größe?« Was für ein Angeber! »Steht irgendwo auf meiner Stirn Spielerbetreuerin?«

Offenbar verwechselte er mich mit einem Fan, der alles darum gegeben hätte, mit einem Spieler ins Bett zu gehen. Er beugte sich vor und betrachtete gründlich meine Stirn. Sein männlich anregender Geruch schlug mir entgegen. »Ich kann nichts erkennen«, meinte er. »Aber Sie könnten meine persönliche Betreuerin werden. Ich brauche sehr viel Betreuung.«

Ich lachte eisig. »Sie werden in dieser Mannschaft nichts zu lachen haben«, drohte ich ihm. »Das schwöre ich Ihnen!« Er wäre nicht der erste Spieler gewesen, den mein Mann aus der Mannschaft geworfen hätte. Aber nie hatte Ron es auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin getan. Nun, ich war auch noch nie von einem Spieler sexuell belästigt worden. Bis jetzt. Die Stunden dieses Mannes bei den »Portland Pirates« waren gezählt!

»Oh«, lächelte er und meine Knie wurden weich. »Dabei steht mir ein Lachen so gut, hat man mir gesagt. Wie wär’s? Ich entschuldige mich und Sie gehen dafür mit mir essen. Ich kenne da ein nettes griechisches Restaurant.«

Mein Magen schlug einen Purzelbaum.

»Dazu gehört mehr, als nur ein guter Eishockeyspieler zu sein.« Ich schluckte und unterdrückte vergeblich das verräterische Schwingen in meiner Stimme.

Mein Mann Ronald kam um die Ecke gebogen, entdeckte uns und lachte schallend. Entgeistert sahen der ungehobelte Klotz und ich uns an.

»Spitze, ihr habt euch schon bekannt gemacht.« Er wandte sich an diesen schmierigen Windhund. »Steven, das ist meine Frau Denise«, stellte er mich vor. »Denise, das ist mein ältester Freund.«

Steven sah von Ron zu mir und wieder zu Ron zurück. Dann blieb sein Blick auf mir haften – länger als notwendig. Und weit länger als es schicklich war. Damit hatte er nicht gerechnet. Man sah mir die Schadenfreude hoffentlich an. Nur die Formulierung »ältester Freund« störte mich etwas.

»Sehr erfreut. Ich hoffe, Sie akzeptieren meine Entschuldigung«, stellte er sich reserviert vor und reichte mir die Hand. »Frau?«, fragte er zu Ron zurück. »Wann ist das denn passiert?«

»Ja, Stevie, in den letzten Jahren hat sich einiges getan. Warte nur, bis ich dir meinen Sohn vorstelle. Er wird im Februar vier.«

Steven hob erstaunt die Augenbrauen.

»Und wie lange kennt ihr euch?«, fragte ich höflich. Nicht, dass es mich interessiert hätte.

Steven grinste. Und es war diese Art, wie er grinste, die ich nie vergessen sollte. »Schon ewig, oder, was Ronnie? Wir sind zwei von einem ganzen Platoon, das vom Cover des New York Time Magazines gelacht hat.«

»Ja«, bestätigte mein Mann. »Das war bei der Befreiung von Kuwait City.« Er legte beschützend den Arm um mich. »Weißt du Schatz, wir waren beide beim ›Desert Storm‹ dabei.«

***

Ich weiß nicht, was mich mehr erschütterte. Die Tatsache, dass Ronald nie auch nur ein Wort darüber verloren hatte, oder dass ich erst Steven kennenlernen musste, damit ich davon erfuhr. Ron hatte mit mir nie über seine Militärvergangenheit gesprochen. Genauso wenig wie mein Vater über Vietnam. Wir standen zu der Zeit noch alle unter dem Schock vom 11. September.

Es ließ sich fortan leider nicht vermeiden, mit Steven näher Bekanntschaft zu machen. Bei jedem Spiel war er es, der im entscheidenden Moment die Punkte holte – auch wenn wir dann im letzten Drittel meistens verloren. Ich weiß nicht, ob er sich daran erinnerte. Bei einer Siegesfeier hatte er mich ohne Vorwarnung geküsst. Ich nehme an, er musste zu dem Zeitpunkt schon stockbetrunken gewesen sein.

Ich glaube, das war am selben Tag, als er einen meiner Romane mitbrachte und zusammen mit einem Kugelschreiber vor mir hinlegte.

»Du musst mir noch dein Buch signieren!«

»Hast du es denn gelesen?«, fragte ich überrascht und betrachtete das Taschenbuch. Es sah wie frisch aus dem Regal aus.

»Nein, mir gefiel nur das Cover so gut.«

Eine vollbusige Blondine schmiegte sich an die nackten Hüften eines erotischen Mannes, für den fünfundneunzig Prozent aller Frauen gestorben wären, hätten sie nur einmal seine Muskeln berühren dürfen. Die Frau sah mir nicht einmal unähnlich. Ich musste unbedingt mit meinem Verleger darüber sprechen.

»Für den besten Freund meines Mannes«, kritzelte ich. »Danke, dass du auf meinen Mann im ›Desert Storm‹ aufgepasst hast und ihm ein so guter Freund bist. Du bedeutest meinem Mann sehr viel. Denise«

Ich las mir alles noch einmal gründlich durch und war sehr zufrieden damit. Er betrachtete den Eintrag, grinste kurz und meinte: »Dass dein Mann Ronnie heißt, hättest du noch schreiben können. Und dass dein Mann ein guter Eishockeyspieler ist ... Und dass dein Mann eine sehr beeindruckende Frau geheiratet hat.«

»Was?« Platt reichte ich ihm den Kugelschreiber zurück. Und keine zwei Stunden später hatte der Idiot nichts Besseres zu tun, als mich zu küssen.

Ursprünglich stammte Steven aus Eugene, arbeitete aber für das Portland Police Bureau. Er gehörte auch dieser Spezialeinheit an, die gegen Geiselnahmen eingesetzt wird. Viele ehemalige Marines entschieden sich für den Polizeidienst. Er machte da keine Ausnahme.

Irgendwann hatte er sich entschlossen, nach Portland umzuziehen. Man könnte sagen, dass er und mein Mann sich erst durch den Eishockeysport wieder begegnet waren. Das war das erste Mal, dass ich das Hobby meines Mannes aus tiefstem Herzen hasste.

Ich weigerte mich bis zum Schluss beharrlich, Stevens Einladung auf den Polizeiball zu folgen. Ich schlug Ron vor, stattdessen eine großzügige Spende zu tätigen. Doch all mein Flehen und Weigern half mir nichts. Mein Mann Ronald erschien mit seiner Frau Denise R. Harris auf dem Ball. Es gab davon sogar ein Foto im Jahresbericht der Polizei. In dem weißen Minikleid sah ich wie eine Schlampe aus.

Steven nutzte die kurze Abwesenheit meines Mannes und schlich sich wie ein Schneeleopard an mich heran. Bevor ich ablehnen konnte, hatte er mich schon auf die Tanzfläche entführt und drängte sich bei einem heißen Cha-Cha-Cha an mich. Ich konnte ihn durch das dünne Minikleid hindurch spüren und ärgerte mich, dass er ein so viel besserer Tänzer als mein Ronald war.

»Denise, ist etwas mit dir?« Er führte mich zurück an unseren Tisch und wirkte besorgt.

»Nichts, Steven.« Ich schüttelte den Kopf. »Mein Mann tanzt nur wesentlich besser als du.«

Sein unwiderstehliches Grinsen raubte mir den letzten Nerv. Am liebsten hätte ich ihm meinen Drink ins Gesicht gekippt und ihn dann geküsst. Oder ihn zuerst geküsst und ihm dann meinen Drink ins Gesicht gekippt. Dieser Mann machte mich wahnsinnig.

Er lachte amüsiert. Wütend blitzte ich ihn an.

»Tut mir leid, Häschen. Aber weißt du, ich habe Ron schon einmal tanzen gesehen. Das war im Jahr 90 in Saudi Arabien.«

Ich ließ meinen Drink fallen. Das Longdrinkglas zerbarst in tausend kleine funkelnde Splitter. 1990 hatte ich gerade erst meine Unschuld verloren. Dass ich mit dreiundzwanzig heiraten und ein Kind bekommen würde, hätte ich nicht im Traum geahnt. Und ich hatte auch nichts von dem Mann gewusst, den ich einmal heiraten und über alles lieben würde.

Ich nahm mir vor, nie wieder mit Steven zu tanzen. Und überhaupt, ich wollte diesen verdammten Mistkerl niemals wiedersehen.

***

Im Sommer darauf begleitete ich meinen Mann auf das Fest der USMC-Base in Pendleton. Er hatte dort unter anderem geschäftlich zu tun. Der stellvertretende Kasernenkommandeur führte uns persönlich durch die Waffenhangars. Das war eine große Ehre, die nicht jedem Gast zuteilwurde. Für mich war es allerdings ein eher fragwürdiges Privileg – zumal Steven uns bei dem Rundgang begleitete. Ron hatte mich zwar jahrelang zum Schießplatz mitgeschleppt, und ich war froh, mit seiner Pistole umgehen zu können, aber ich hoffte, dass ich nie von ihr Gebrauch machen musste. Daran hatte auch der 11. September nichts geändert.

»Da gibt es etwas, das ich Ihnen zeigen möchte, Ron.« Der Colonel grinste wie ein Geier, der ein verendetes Rind erspäht hatte. »Ich weiß nur nicht, ob das auch Ihre Frau interessieren wird.«

Ich lächelte entschuldigend. Er hatte meinen Blick richtig gedeutet. Ron winkte ab, denn er wusste, dass ich klarkam.

»Ich werde Ihren Mann nicht zu lange beanspruchen, Mrs Harris, versprochen. Außerdem weiß ich Sie bei Captain Powers in guten Händen.« Der Colonel zwinkerte mir zu und sagte an Ron gewandt: »Ich habe ein paar wunderbare Zigarren für einen Abend wie diesen aufgehoben. Und einen hervorragenden Whiskey. Wäre doch schade, wenn wir beides nicht anschließend seinem verwendungsbestimmten Zweck zuführen würden, oder?«

Das ließ sich Ron natürlich nicht zweimal sagen. Anstatt mich auf die Tanzfläche zu entführen, ließ er mich in dem nach Motoröl stinkenden Hangar zurück – mit Steven. Dafür hätte ich ihn umbringen können!

»Amüsier dich schön, Schatz.«

Ein flüchtiger Kuss und die beiden verschwanden in die zigarettenrauchgeschwängerte Nacht hinaus. Ich erhielt nicht einmal die Chance, meinen Protest geltend zu machen.

Ich warf einen verstohlenen Blick zu Steven und grummelte eine Verwünschung. Draußen, in den brechend vollen Partyzelten, herrschte eine ausgelassene Stimmung. Balladen, Country, Rock – für jeden Geschmack spielten sie die passende Musik. Alle amüsierten sich, bloß ich nicht. Und das nannte mein Mann dann einen »gelungenen« Garnisonsball. Das würde er mir büßen!

Steven las in meinem Gesicht wie in einem offenen Buch. Entspannt erwiderte er den Gruß dreier junger Soldaten, die an ihm vorbeigingen. Meine Hände verkrampften sich um die Handtasche. Ich mochte Steven nicht. Ich mochte vor allem nicht diese Spannung zwischen uns. Und schon gar nicht war ich gewillt, der Ursache dieser Spannung auf den Grund zu gehen. Außerdem sah er viel zu gut in seiner Offiziersuniform aus.

»Mach dir nichts draus«, schien er sagen zu wollen, »mich haben sie auch vergessen …«

»Wie wär’s, Denise, wenn ich dich mit unserem Prunkstück, dem ›Abrams M1A1‹, bekannt mache?« Er nahm mich am Arm und führte mich zu einem Ungetüm aus Stahl. Die Stelle, wo seine Finger meine Haut berührten, stand plötzlich in Flammen. Nur noch dunkel erinnerte ich mich, dass der Colonel ein paar Worte zu dem Panzer gesagt hatte.

»Wie war Ron im ›Desert Storm‹, Steven?«, rutschte es aus mir heraus.

»Er war ein Marine.« Die Antwort klang wohl überlegt. »Er hat nie etwas falsch gemacht.«

Ich betastete die Wanne des Stahlmonsters, ließ aber davon ab, als ich merkte, dass meine Finger schmutzig wurden.

»Diese Seite an ihm ist komplett neu für mich«, sagte ich bedrückt und zuckte mit den Achseln. »Ich meine, ich wusste, dass er seinem Land gedient hat. Aber ich hielt ihn immer für so vernünftig. Ich hätte nicht gedacht, dass er bereit war, sich für eine verfehlte Politik umbringen zu lassen.«

»Ron war vernünftig«, entgegnete Steven. »Ich weiß nicht, was er dir genau über den zweiten Golfkrieg erzählt hat. Aber wir haben gegenseitig auf uns aufgepasst. Er auf mich. Ich auf ihn. Alle in der Einheit sind gesund heimgekehrt. Das ist auch Rons Verdienst.«

Ich sah wenig überzeugt zu ihm auf.

»Und so verfehlt war die Politik damals gar nicht, Denise«, er lächelte – oh, wie ich dieses Lächeln hasste! Mein Schwerpunkt sackte dann immer einen halben Fuß tiefer – genau in meinen Schoß.

Von Ron wusste ich, dass Steven nach dem elften September überlegt hatte, sich für ein Jahr in den Irak zu melden. Hätte er es doch nur getan! Er wäre an diesem Abend nicht da gewesen, wir wären uns wahrscheinlich nie begegnet und mein Leben wäre komplett anders verlaufen.

Ich starrte auf den Kampfpanzer. Selbst wenn ich mich streckte, gelangte ich nicht auf die Oberseite dieses gut neun Meter langen Stahlmonsters.

»Können wir uns ihn von innen ansehen?«

»Natürlich können wir«, sagte Steven überrascht, »komm!«

Ich folgte ihm aufgeregt über das Besuchertreppchen auf die Oberseite. Meine High Heels knickten um. Spätestens da wurde mir klar, warum Soldaten im Dienst Stiefel trugen. Ich hielt mich an seiner Hand fest. Ein angenehmes Kribbeln durchströmte meine Finger.

Spielend leicht zog Steven meine knapp siebenundfünfzig Kilogramm zu sich hinauf. Seinem Körper musste die Kraft eines Bullen innewohnen. Der anregend männliche Geruch hüllte mich ein. Atemlos fand ich mich auf dem Turm des Panzers wieder.

»Wir sperren den Hangar jetzt ab, Steven«, rief eine befehlsgewohnte Stimme von der Hangartür. »Die Führungen sind für heute beendet.«

Ertappt löste ich mich aus Stevens Armen und stöckelte nach vorn zur Kanone. Er hielt meine Hand, sich vergewissernd, dass ich nicht stolperte.

»Ist gut, Gunny, du kannst zusperren. Ich habe meinen Schlüssel. Ich werde ihn dir nachher vorbeibringen.«

Das Licht am anderen Ende der Halle ging aus. Wir waren allein.

»Was für ein mächtiges Rohr«, staunte ich.

»Hundertzwanzig Millimeter Glattrohrkanone«, erwiderte er. Er sah aus wie Titou, wenn er mir etwas sehr Wichtiges zu erzählen hatte. Mein Sohn hatte dann auch immer dieses Leuchten in seinen Augen.

»Ich sehe schon«, lachend versuchte ich, die Länge des Geschützrohres abzuschätzen, »dieses Spielzeug darf unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.«

Mich gegen die Kanone lehnend, lauschte ich seinen Erklärungen und streckte lustvoll meine langen Beine aus. Diese Waffe verströmte eine Aura der Macht. Es fiel mir schwer, mich dieser Kraft zu entziehen. So sehr ich auch alles ablehnte, was mit dem Wort »Krieg« zusammenhing.

»Dein Kleid wird schmutzig«, warnte er.

Unbekümmert lachte ich ihn an. Der schwarze Stoff würde es verkraften. Sein Blick wanderte meine in dunkle Nylonstrümpfe gehüllten Schenkel hinab. Der Leopardenprint meiner High Heels funkelte im schummrigen Licht der Deckenbeleuchtung. Natürlich wusste ich um die Wirkung meines Körpers. Blond bedeutete nicht zwangsläufig dumm.

»Du wolltest mir doch den Panzer von innen zeigen«, erinnerte ich ihn und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Mit einem raschen Griff hatte er die Turmklappe geöffnet.

»Kommst du, Denise?«

Ich ließ mir von ihm in das Dunkel der Stahlbestie helfen. Klaustrophobisch, kam mir als Erstes in den Sinn. Schalter, Hebel, Anzeigen, Kabel, Schläuche.

»Wie in einem Raumschiff.«

Seine Hände strichen mir über Gesäß und Hüfte. Es erregte mich, wie sich seine Berührungen anfühlten. Wie weit würde er es wagen zu gehen? Er, der beste Freund meines Mannes!

»Du darfst dich in den Sitz des Panzerkommandanten setzen.« Frech grinsend schaltete er die Innenbeleuchtung ein.

Ich glitt auf das abgewetzte Stück Stoff. Mein Minikleid rutschte hoch und entblößte den spitzelosen Bund meiner Strümpfe. Mir schoss die Röte in die Wangen.

»Bekommst du denn keine Probleme, wenn sie uns hier drin erwischen?«

»Nicht mehr als sonst.«

Ich starrte ihn an.

»Keine Bange, der Gunny ist ein alter Freund von mir. Er und der Colonel wissen, dass ich nichts Dummes mit ihren Panzern anstellen werde.«

»Ist Captain ein hoher Rang?« Mir war eingefallen, dass der Colonel ihn vorhin so genannt hatte.

»Nicht so ein hoher wie der eines Majors«, tat er achselzuckend ab. Dass er nicht rumprotzte, imponierte mir. Ich nahm mir fest vor, die Dienstgrade zu googeln.

»Können wir eine Runde mit dem Ding fahren?« Ich war plötzlich sehr aufgeregt.

Er schüttelte lachend den Kopf. »Bevor ich dich ans Steuer setzen darf, musst du eine rigorose Ausbildung über dich ergehen lassen. Aber willst du mal sehen, wie die Kanone geladen wird?«

Ich nickte. Es folgten ein paar routinierte Handbewegungen, das Klicken und Klappern von Metall. Dann schob er ein großes patronenähnliches Ding in das Rohr.

Mein Atem stockte. Wieso hatte ich unweigerlich an Sex denken müssen, als er das Geschoss in die Kanone einführte? Hitze stieg in mir auf.

»Hier nicht draufdrücken«, er zwinkerte mir zu, »sonst macht es ›Bumm‹.«

»Willst du es drin lassen?« Ich spürte seine Hand auf meinem Oberschenkel. Eine wohlige Wärme wanderte durch meinen Schoß. Erneut roch ich seinen unwiderstehlichen Duft. In der Enge des Turms vervielfachte sich die Wirkung auf mich. Gott, du willst ihn, Denise! Gib es doch endlich zu!