Single-Daddys küssen besser - Nancy Salchow - E-Book
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Single-Daddys küssen besser E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Von ihrem Ex betrogen und ausgenutzt hat Jolien nur eins im Sinn: Einen kompletten Neuanfang. Dass sie dafür in einer kleinen Küstenstadt landet, ist eher ein Zufall. Dass sie ihren Job als Nanny ausgerechnet bei dem alleinerziehenden Simon und seinem kleinen Sohn Connor antritt, ist jedoch genau in Joliens Sinn. Als sie allerdings erfährt, dass seine Schwester ihr die Stelle ohne Simons Wissen vermittelt hat und Simon Jolien am liebsten noch vor Jobantritt wieder loswerden würde, ist das ein herber Rückschlag. Doch der hinreißende kleine Connor und das besondere Funkeln in Simons Augen sorgen dafür, dass Jolien sich nicht so leicht abwimmeln lässt. Sie spürt einfach, dass die beiden sie brauchen, auch wenn der ständig miesgelaunte Simon das niemals zugeben würde. Außerdem entfacht der attraktive Simon sofort ein Feuer in ihr, dem sie sich nicht so leicht entziehen kann. Jolien ist sich sicher, dass mehr in ihm steckt als ein griesgrämiger Kerl, der ausschließlich mit seinem Sohn liebevoll umgeht. Aber was hat ihn überhaupt so ungenießbar werden lassen? Und warum spricht nie jemand über Connors Mutter? Jolien ist fest entschlossen, es herauszufinden. Auch wenn sie noch keine Ahnung hat, wie hoch der Preis ist, den sie vielleicht dafür bezahlen muss. Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Epilog

Worte an meine Leser

Danksagung und Nachwort

Impressum

Nancy Salchow

Single-Daddys küssen besser

________________

Liebesroman

Über das Buch

Ein Job als Nanny bei einem umwerfenden, aber absolut unfreundlichen Single-Daddy? Klingt nach keiner guten Idee! Erst recht nicht, wenn du keine Ahnung hast, was für ein Geheimnis er vor dir verbirgt …

Von ihrem Ex betrogen und ausgenutzt hat Jolien nur eins im Sinn: Einen kompletten Neuanfang. Dass sie dafür in einer kleinen Küstenstadt landet, ist eher ein Zufall. Dass sie ihren Job als Nanny ausgerechnet bei dem alleinerziehenden Simon und seinem kleinen Sohn Connor antritt, ist jedoch genau in Joliens Sinn.

Als sie allerdings erfährt, dass seine Schwester ihr die Stelle ohne Simons Wissen vermittelt hat und Simon Jolien am liebsten noch vor Jobantritt wieder loswerden würde, ist das ein herber Rückschlag.

Doch der hinreißende kleine Connor und das besondere Funkeln in Simons Augen sorgen dafür, dass Jolien sich nicht so leicht abwimmeln lässt. Sie spürt einfach, dass die beiden sie brauchen, auch wenn der ständig miesgelaunte Simon das niemals zugeben würde.

Außerdem entfacht der attraktive Simon sofort ein Feuer in ihr, dem sie sich nicht so leicht entziehen kann. Jolien ist sich sicher, dass mehr in ihm steckt als ein griesgrämiger Kerl, der ausschließlich mit seinem Sohn liebevoll umgeht.

Aber was hat ihn überhaupt so ungenießbar werden lassen? Und warum spricht nie jemand über Connors Mutter?

Jolien ist fest entschlossen, es herauszufinden. Auch wenn sie noch keine Ahnung hat, wie hoch der Preis ist, den sie vielleicht dafür bezahlen muss.

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Simon

In ihren Augen brennt ein Feuer, das ich schon von weitem sehen – und spüren – kann. Wie von einem Reflex getrieben stürme ich auf sie zu und presse sie gegen den Baumstamm, so heftig, dass ich für einen Moment befürchte, ihr dabei wehgetan zu haben.

Doch ihr Lächeln gibt mir die Antwort, die ich brauche.

Atemlos beginnen wir, einander zu küssen, während sie ihr Bein anwinkelt und ihren Fuß gegen den Baum lehnt.

Aus einem Instinkt heraus lasse ich meine Hand in ihre Kniekehle gleiten. Voller Ungeduld wandern meine Lippen von ihrem Gesicht hinunter zu ihrem Hals.

Ich schmecke etwas Rotwein.

Wieso ist er auf ihrer Haut? Und warum kann ich an nichts anderes denken, als sie mit jeder Faser meines Körpers zu spüren?

»Ich wusste von Anfang an, dass das passieren würde«, flüstere ich ihr zu.

»Lügner«, antwortet sie leise.

Kapitel 1

Jolien

Ich weiß es noch genau: Vor fünf Jahren, ich war gerade einundzwanzig geworden, war ich aufgeregt wie ein kleines Kind, als ich den Job und die kleine Wohnung in Hamburg bekommen habe. Als absoluter Musik-Fan wollte ich schon immer dort leben, wo die meisten und coolsten Bands auftreten. Und so gab ich damals fast das ganze Gehalt, das ich als junge Erzieherin verdiente, für Konzerttickets aus.

Daran muss ich denken, als ich an diesem Morgen meinen Kleiderschrank leerräume und so hastig, als wäre ich auf der Flucht, meine Koffer packe.

Ja, irgendwie bin ich wohl tatsächlich auf der Flucht. Trotzdem hat es lange genug gedauert, bis ich mich entschieden habe, diesen Schritt zu gehen.

»Und du bist dir sicher, dass du das tun willst?« Mein Mitbewohner Bela sitzt im Schneidersitz auf meinem Bett und schaut mir beim Packen zu.

»Oh ja«, seufze ich, »wenn ich mir bei einer Sache sicher bin, dann bei dieser.«

Ich verbiete mir, zu oft in seine Richtung zu schauen, damit ich nicht noch wehmütiger werde. Dass er mir fehlen wird, weiß ich schon jetzt. Und auch, wenn ich versuche, ihn nicht anzusehen, weiß ich auch so ganz genau, wie er gerade aussieht.

Das rotblonde Haar hat er zu einem Zopf gebunden. Den Bart trägt er im Zehn-Tage-Look und irgendein Band-T-Shirt spannt über seinem rundlichen Bauch.

»Aber nur wegen eines Kerls die Stadt zu verlassen?«, entgegnet Bela. »Ist das nicht etwas überzogen?«

»Überzogen?« Jetzt schaue ich ihn doch an. »Sag mal, hast du das gerade ernst gemeint? Hast du irgendeine Stelle der Story über Jett nicht mitbekommen? Er hat mir nicht nur ein halbes Jahr lang die große Liebe vorgegaukelt, er hat mir tatsächlich auch eingeredet, dass er für uns beide ein kleines Häuschen außerhalb der Stadt kaufen will.« Ich lache bitter. »Er hat es mir sogar gezeigt. Und ich war so blöd, ihm zu glauben. Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich ihm mein ganzes Erspartes dafür gegeben habe und dann auch noch in bar. Ich war so naiv. So blind. Die ganze Zeit über habe ich nur daran gedacht, dass mein Geld ja nur ein kleiner Beitrag ist und die meiste Kohle für das Haus von ihm kommt. Deshalb fand ich auch nichts dabei, ihm den Erbanteil meiner Großmutter und zusätzlich all das Ersparte zu geben.« Ich hole ganz langsam Luft. »Und das Schlimme daran ist, dass mir die zehntausend Euro nicht so weh tun wie der Gedanke daran, dass ich ihm echt mein Herz geschenkt habe, diesem Mistkerl.«

»Und wirklich alles, was du über ihn weißt, ist gelogen? Er ist nicht auffindbar?«

Ich seufze. »Er ist praktisch vom Erdboden verschluckt. Aber ich darf mich eigentlich nicht mal beschweren. Wer so doof ist wie ich, hat es vermutlich nicht besser verdient.«

»Das war schon ziemlich mies von ihm, stimmt. Aber dass ich deswegen gleich meine beste Freundin und Mitbewohnerin verliere, ist schon irgendwie unfair, oder?« Er lässt die Schultern sinken.

»Ach, Schatz.« Ich setze mich neben ihn. »Meinst du denn, mir fällt das leicht? Aber es ist nicht nur wegen Jett, weißt du? Er war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.«

»Aber du hast dich doch immer so wohl in Hamburg gefühlt.«

»Ja, früher war das ja auch mal so. Aber inzwischen ist mir alles hier viel zu laut und groß geworden. Ich hätte zwar nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich vermisse mein Leben in der Provinz.«

»Ach, Jolien.« Er legt sich rücklings aufs Bett und starrt an die Decke. »Ich weiß, dass das selbstsüchtig von mir ist. Aber ich bin gerade einfach nur traurig, dass du ausziehst.«

»Aber der Student, der nächste Woche hier einzieht, ist doch so nett. Hast du doch selbst gesagt.«

»Ja, nett.« Er rollt mit den Augen. »Nett ist auch ein Schokoeis am Hafen. Ist aber trotzdem nicht dasselbe, wie mit dir zusammen zu wohnen.«

»Das hast du süß gesagt.« Ich lasse mich neben ihm aufs Bett fallen und schaue ebenfalls zur Decke. »Aber weißt du, Bela, ich muss das jetzt einfach tun. Und dieser neue Job ist echt perfekt für mich. Ich wollte schon immer als Nanny arbeiten und mich nur auf ein einziges Kind konzentrieren. In meinem Erzieherinnen-Job konnte ich nie allen Kindern gerecht werden, weil der Betreuungsschlüssel viel zu groß war. Aber das ist im neuen Job anders. Darauf freue ich mich am meisten. Außerdem war ich in meinem alten Job schon lange nicht mehr glücklich. Du weißt doch, wie sehr ich unter meiner Chefin gelitten habe. Wie eine Frau mit einem Herz aus Stein eine Kita leiten kann, ist mir bis heute ein Rätsel.«

»Hast ja recht«, murmelt er. »Als dein Freund sollte ich mich für dich freuen. Aber wer wird mir denn von jetzt an Tipps geben, um besser bei den Frauen anzukommen? Und wer suchtet mit mir Netflix durch?«

»Ich bin doch nicht aus der Welt. Wozu gibt’s WhatsApp und Co.? Und über die Autobahn ist Fleesenow gar nicht so weit weg. Vielleicht anderthalb Stunden oder so.«

»Fleesenow? Komischer Name.«

»So heißt die Kleinstadt. Liegt direkt an der Ostsee.« Ich seufze verklärt. »Ist das nicht einfach toll? Ich werde am Meer leben.«

Eine Weile schweigt er. Wie sehr ihm mein bevorstehender Auszug zusetzt, ist nicht zu übersehen.

»Wie hast du den Job überhaupt bekommen?«

»Das habe ich dir schon mehrmals versucht zu erzählen.« Ich seufze in spielerischem Ernst. »Wenn du nicht so mit Schmollen beschäftigt gewesen wärst, wüsstest du längst alles bis ins kleinste Detail über das Telefonat mit Nica – und dass ich ihre Anzeige auf einer Betreuungsplattform gefunden habe.«

»Nica?«

»So heißt die Schwester von Simon. Er ist alleinerziehend mit dem kleinen Connor.« Ich schlucke. »Ach, die beiden liegen mir schon jetzt am Herzen, obwohl ich sie noch gar nicht kennengelernt habe.«

»Moment mal.« Bela stützt sich auf seine Ellenbogen und sieht mich skeptisch an. »Heißt das, du hast den Mann, bei dem du arbeiten wirst, noch gar nicht kennengelernt, aber du packst trotzdem hier all dein Zeug zusammen, um in seinem Haus zu leben? Ist das nicht ein bisschen … na ja … unklug?«

»Ich hatte schon Videokonferenzen mit Nica und zahlreiche Gespräche. Glaub mir, ich habe den Job sicher. Und dazu gehört nun mal auch, bei Simon zu wohnen.«

»Aber mit ihm hast du noch nicht gesprochen?«

»Nein.« Ich werde kurz stutzig. »Findest du es so ungewöhnlich, dass seine Schwester die ganze Organisation übernimmt? Ich meine, genau deshalb braucht er mich ja, weil er so viel zu tun hat. Ich finde das völlig okay.«

»Und was, wenn du ihn unsympathisch findest? Oder er dich?«

Seine Frage bringt mich für einen Moment zum Nachdenken. Doch ich weigere mich, mir die Vorfreude auf den Neuanfang nehmen zu lassen.

»Komm schon, Bela.« Ich kneife ihm in die Hüfte. »Wer könnte mich unsympathisch finden, hm?«

Ich lache frech und auch er kann ein Lachen nicht unterdrücken.

»Was macht er denn beruflich?«, will er wissen.

»Irgendwas mit Holz«, antworte ich gedankenverloren, während ich versuche, mich an Nicas Worte zu erinnern. »Ich weiß nur, dass er viel im Wald ist und auch sehr viel Holz für Kunden sägt, zerteilt und verkauft. Jedenfalls ist er sehr viel beschäftigt damit. Ähm, na ja, mit Holz halt.«

»Na, das nenne ich ja mal eine interessante Jobbeschreibung.«

»Wichtiger ist es ja wohl, dass ich meine eigene Jobbeschreibung kenne, oder?« Ich zwinkere ihm zu und stehe wieder auf, um mit dem Packen fortzufahren.

Dabei fällt mein Blick flüchtig in den Spiegel, der an der offenen Schranktür angebracht ist. Irgendwie sehe ich heute anders aus als sonst.

Klar, es ist dasselbe lange kupferrote Haar wie immer. Und auch, dass ich es zu einem einfachen Zopf zusammengebunden habe, ist nicht ungewöhnlich. Und doch scheint es, als würde mich heute früh anstelle meines Spiegelbildes eine fremde Frau anschauen. Eine hübsche Frau eigentlich. Weibliche Rundungen, aber nicht zu füllig. Ein von Natur aus immer leicht rosiger Hauch auf den Wangen und füllige Lippen, für die ich mich nicht unters Messer legen musste.

Nur warum fühle ich mich alles andere als hübsch? Hat es dieser Mistkerl Jett tatsächlich geschafft, mir mein Selbstbewusstsein zu nehmen? Warum sehe ich ein unscheinbares hässliches Etwas, wenn ich in den Spiegel sehe? Hat dieser Idiot etwa noch immer Macht über mich, selbst einen Monat nach dem Scheitern unserer … tja, Beziehung kann ich es jetzt wohl nicht mehr nennen. Im Grunde war es von Anfang an nur ein riesengroßer Betrug.

Belas Räuspern reißt mich aus den Gedanken.

»Ich weiß auch nicht.« Er schiebt sich die Hände in den Nacken und legt die Füße übereinander. »Für mich fühlt sich das alles einfach nur komisch an – und viel zu unsicher und vage, um hier alle Zelte abzubrechen.«

»Könntest du jetzt bitte aufhören, hier für miese Stimmung zu sorgen? Der Abschied fällt mir so schon schwer genug.«

»Tut mir leid.« Er macht ein seltsames Geräusch mit seinen Lippen. »Ich reiße mich jetzt zusammen, versprochen.«

Ich öffne meine Sockenschublade. »Freut mich zu hören. Denn ich will heute Abend noch eine Riesenpizza mit dir verdrücken. Und das würde ich ungern tun, wenn du mich dabei die ganze Zeit so vorwurfsvoll anschaust wie jetzt.«

»Ist ja schon gut.« Er setzt sich aufrecht und müht sich ein zuversichtliches Lächeln ab. »Von jetzt an benehme ich mich. Das Heulen verschiebe ich dann auf morgen früh, okay?«

Ich seufze, während mich erneut die Wehmut überkommt. »Okay.«

Kapitel 2

Simon

Ich weiß nicht, wie lange ich schon neben seinem Bettchen stehe und ihm beim Schlafen zusehe.

Fünf Minuten? Oder ist es schon eine Viertelstunde?

Eigentlich hätte ich noch eine Menge zu tun. Ein paar umgefallene Eschen warten darauf, aus dem Waldweg geräumt zu werden. So hatte ich es zumindest dem neuen Besitzer des Privatwaldes am anderen Ende der Stadt versprochen.

Doch sobald ich in Connors Nähe bin, ist es, als würde der Rest der Welt unwichtig. Als gäbe es keinerlei Verpflichtungen mehr. Kein Stress und auch keine Zeit, die mir davonläuft.

Nur mein wundervoller kleiner Sohn und ich.

Auch mit acht Monaten hat er noch immer kaum Haar auf seinem kleinen Köpfchen, nur einen wuscheligen goldblonden Flaum. Aber wen interessiert schon das Haar, wenn er seit neuestem immer wieder versucht, »Papa« zu sagen? Allein beim Gedanken daran wird mir schon wieder ganz warm ums Herz.

Es ist nicht das erste Mal, dass meine Augen feucht werden, während ich ihn betrachte.

Wie vollkommen er ist. Wie unschuldig. Wie schützenswert.

In Momenten wie diesen wird mir einmal mehr bewusst, wie viel Liebe man für so einen kleinen Menschen empfinden kann. Liebe, die man wirklich erst begreifen kann, wenn man sie selbst erlebt hat.

Auf einmal reißt mich ein Geräusch aus dem Nebenzimmer aus den Gedanken.

Nica.

Hat sie sich nicht schon längst auf dem Heimweg gemacht? Ich habe ihr doch vorhin gesagt, dass ich mich für den Rest des Tages selbst um Connor kümmern werde.

Ich werfe einen letzten Blick in Connors Bettchen, dann schleiche ich mich zur Zimmertür und schließe sie leise hinter mir. Auf dem Flur angekommen sehe ich die Tür des Gästezimmers offen stehen. Als ich hineingehe, sehe ich, wie Nica gerade das Bett frisch bezieht. Auch der Kleiderschrank neben dem Fenster steht offen und scheint frisch geputzt zu sein.

»Wonach riecht es denn hier?«, frage ich erstaunt, als ich hineintrete. »Und warum beziehst du das Bett? Wüsste ich es nicht, wenn ich Besuch bekomme?«

»Das, was du riechst, ist der Allzweckreiniger.« Sie zieht das Spannbettlaken über die letzte Kante der Matratze. »Und was das Bett angeht, tja, da müssen wir wohl reden.« Sie seufzt. »Schläft der Kleine?«

»Ja, tief und fest.«

»Gut.« Doch sie scheint verwirrt zu sein. Darum bemüht, meinem Blick auszuweichen, setzt sie sich auf das frisch aufgezogene Laken und legt die Hand neben sich. »Komm, setz dich zu mir.«

Die Art, wie sie mit mir spricht, lässt mich aufhorchen.

Eigentlich sieht sie aus wie immer: Das kinnlange schwarze Haar und die mit einem ebenfalls schwarzen Eyeliner umrandeten Augen. Der graue Hoodie, den sie so gern trägt und schlichte Jeans. Das ist Nica, so wie sie leibt und lebt. Doch ihr Blick verrät mir, dass etwas anders ist als sonst.

»Komm schon, Nica.« Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Sag einfach, was los ist, okay?«

Sie faltet die Hände ineinander und atmet langsam ein und wieder aus. Dann beginnt sie endlich zu reden.

»Tja, wir haben doch darüber gesprochen, dass ich dir dabei helfen will, jemanden für Connor zu finden. Und wie du ja weißt, fange ich schon sehr bald wieder im Hotel an. Dass sie mich so lange freigestellt haben, damit ich dir mit Connor helfen kann, war wirklich toll von ihnen, aber nun muss ich wieder zurück, sonst werden sie einen dauerhaften Ersatz für mich einstellen und …«

»Hör zu«, falle ich ihr ins Wort, »ich bin dir wirklich überaus dankbar, wie viel du für Connor und mich in den letzten acht Monaten getan hast, Nica. Wirklich. Und ich verstehe es vollkommen, dass du nun endlich wieder deinen Job machen musst. Aber wenn du mir jetzt damit kommst, dass ich Connor in eine Kita oder so geben soll – sorry, aber da spiele ich nicht mit. Er ist mein Sohn und so dankbar ich dir auch bin, ich werde nicht zulassen, dass er mit acht Monaten …«

»Moment, Simon.« Nica steht auf und packt mich bei den Schultern. »Nun beruhige dich doch erst mal und höre mir zu.«

Ich höre meinen eigenen Herzschlag, während sich in meinem Kopf die schlimmsten Szenarien ausbreiten. Wieder packt mich die altvertraute Panik.

Connor ist in Sicherheit. Du wirst nicht zulassen, dass ihm etwas geschieht. Ruhig bleiben, Alter! Gaaaanz ruhig bleiben!

»Du musst endlich die Vergangenheit hinter dir lassen«, sagt Nica. »Ich bin es, deine Schwester. Schon vergessen? Du kannst mir vertrauen. Ich will genauso das Beste für den Kleinen wie du. Außerdem war überhaupt nicht die Rede davon, dass er jetzt schon in die Kita kommt. Ich weiß ja, dass das für dich nicht in Frage käme. Außerdem ist meine Idee ohnehin viel besser.« Sie setzt ein zuversichtliches Lächeln auf. »Deshalb wollte ich ja mit dir reden. Und zwar ganz in Ruhe.«

Es fällt mir schwer, mich auf ihre Worte zu konzentrieren, doch ich bemühe mich um einen halbwegs ruhigen Atem. Denn mit einem Punkt hat sie recht: Ich muss die Vergangenheit hinter mir lassen, so schwer es mir auch immer noch fallen mag.

»Moment mal«, fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen, »richtest du das Zimmer etwa für einen Babysitter her?« Ich schaue sie entsetzt an. »Für jemanden, den ich nicht kenne? Eine fremde Person? Eine …«

»Würdest du dich bitte endlich runterfahren, Simon?« Sie legt die Stirn in Falten. »Auf diese Weise redest du mir ein nur noch schlechteres Gewissen ein, weil ich wieder arbeiten gehen will. Aber auch, wenn du mir die Ausfälle finanziell ersetzt hast, so gut du konntest, muss dir doch klar sein, dass es so nicht ewig weitergehen kann, oder? So sehr ich Connor auch liebe«, ihre Augen werden feucht, »und so sehr ich auch dich liebe, Bruderherz, wir müssen uns endlich auch für Alternativen öffnen.«

Ich lasse meine Schultern sinken. »Tut mir wirklich leid, Nica. Ich wollte dir kein schlechtes Gewissen einreden, aber du weißt, dass ich beim Thema Connor einfach durchdrehe. Er ist mein wunder Punkt.« Ich schlucke schwer, als läge ein Stein in meinem Hals. »Aber das heißt nicht, dass ich nicht weiß, was du in den letzten Monaten für uns beide getan hast. Das … das weiß ich wirklich.«

Ich kämpfe gegen die Tränen.

Sie greift nach meiner Hand. »Wir sind eine Familie, vergiss das nie. Deshalb kannst du auch darauf vertrauen, dass ich niemals jemanden herbitten würde, der dieser Stelle nicht würdig ist.«

»Dieser Stelle? Was für eine Stelle?«

»Na, die Stelle einer Nanny.« Sie seufzt. »Komm schon, Simon, stell dich nicht dumm, ja? Welche Alternativen gibt es denn sonst, wenn Connor zu Hause betreut werden soll, hm? Außerdem warst du damit einverstanden, als ich gesagt habe, ich kümmere mich um Ersatz. Und Jolien ist wirklich großartig. Ich habe sie auf Herz und Nieren geprüft und wenn du sie erst mal kennenlernst, dann …«

»Jolien?« Ich versuche, ihre Worte zu sortieren. »Ihr duzt euch bereits?«

»Klar. Das ist so üblich. Du wirst sie auch duzen – und sie dich, wenn du dich nicht total unmenschlich anstellst. Immerhin wird sie ab morgen hier wohnen.«

»Hier wohnen? Ab morgen?«

Jede Faser meines Körpers wehrt sich gegen diese Neuigkeit, doch ich bin nicht in der Lage, eine passende Antwort zu finden. Eine Antwort, die verhindert, dass sich Nica schlecht fühlt, weil sie wieder arbeiten geht.

Überfordert von den eigenen Gedanken gehe ich schließlich zum Fenster und schaue hinaus. Durch die dicken Äste der uralten Kastanie am anderen Ende des Hofes stehlen sich die funkelnden Sonnenstrahlen dieses Julitages. Dahinter scheint die Welt zu Ende zu sein, auch wenn es von hier aus nur fünf Minuten zu Fuß bis zur Ostsee sind. Dort, wo das Leben an manchen Tagen ganz besonders pulsiert, wenn sowohl Einheimische als auch Touristen die Idylle von Fleesenow genießen.

Trotzdem fühlt es sich jeden Tag aufs Neue an, als wären der Hof und das Haus eine Art Festung. Eine Insel, die sich vor allen Einflüssen der Außenwelt zu schützen weiß.

Von hier aus kann ich auch meinen roten Truck sehen. Die Ladefläche müsste echt mal wieder gereinigt werden. Und auch neue Farbe könnte er vertragen.

»Simon.«

Nicas Stimme ist behutsam und doch laut genug, um mich aus meiner Flucht vor der Realität zurückzuholen.

---ENDE DER LESEPROBE---