Sinnlos-Märchenbuch Vol. 3 - Steffen Lukas - E-Book

Sinnlos-Märchenbuch Vol. 3 E-Book

Steffen Lukas

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Beschreibung

Hier kommt Band 3 mit den witzigsten Märchen aus dem sächsischen Märchenwald! Als Schnapsidee im ersten Corona-Lockdown 2020 entstanden, wurde der Sinnlos-Märchen Podcast des sächsischen Privatradiosenders RADIO PSR schnell zu einem großen Publikumserfolg - und auch die ersten beiden Bücher zum Podcast wurden Bestseller! Weil der Fachkräftemangel auch an den Gebrüdern Grimm nicht spurlos vorübergeht, ist das Märchenpersonal im sächsischen Märchenwald chronisch unterqualifiziert und kann sich einfach nicht benehmen. Wird die Ulrike auf der Erbse einen positiven Prinzessinnenschnelltest vorweisen? Was ist das Geheimnis hinter den zertanzten Flip-Flops? Warum fliegt einem das Tischlein-duck-Dich ständig unaufgefordert an den Nischel? Im sächsischen Märchenwald geht es wieder einmal zu, wie bei der Knusperhexe unterm Sofa... Unterbelichtete Prinzen und unerträglich liebliche Prinzessinnen stolpern durch rasant erzählte Abenteuer voll witziger Wendungen und abstruser Pointen. Im Sinnlos-Märchenbuch Vol.3 sind jetzt die neuesten Geschichten aus dem RADIO PSR Sinnlos Märchen Podcast als lustige Lektüre versammelt. Zum Lachen, Lesen und auch ideal zum Verschenken! Enthaltene Märchen: Supersterntaler Jorinde und Joringelpiez Tischlein, duck Dich! Das Wurstgulaschinferno Die drei elektrischen Brüder Die Ulrike auf der Erbse Die zertanzten Flip-Flops Von einem, der sich auszog das Fürchten zu lernen Der Teufel mit den drei goldenen Nasenhaaren

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Inhalt

Vorwort

Supersterntaler

Jorinde und Joringelpiez

Tischlein, duck Dich!

Das Wurstgulaschinferno

Die drei elektrischen Brüder

Die Ulrike auf der Erbse

Die zertanzten Flip-Flops

Von einem, der sich auszog das Fürchten zu lernen

Der Teufel mit den drei goldenen Nasenhaaren

Vorwort

der Gebrüder Wilhelm und Jacob Grimm

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Wir beglückwünschen Sie zum Erwerb des Sinnlos-Märchenbuchs Vol. 3!

Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen und dürfen Ihnen großartige Neuigkeiten aus der Forschungsabteilung unserer Märchenmatrix, dem Betriebssystem des sächsischen Märchenwalds, berichten. Der Erfindungsreichtum unserer Ingenieurswichtel und Programmiertrolle war wieder einmal märchenhaft!

Der Hexenflugbesen »Airbrush 50« mit Alraunenschnapseinspritzer hat im Test erstmals die Ultraschallmauer durchbrochen, wenn auch zu Lasten der Flugstabilität. Wir wünschen der alten Knusperhexe auf diesem Wege eine baldige Genesung!

Andere Projekte waren weniger erfolgreich. Der »Veggie-Wolf« und das »Gendersterntaler« rufen bei den Konsumenten unserer Märchenmarke eher geteilte Reaktionen hervor. Auch unsere neu entwickelte Zahnfee in Gestalt von Wladimir Klitschko hat die Serienreife nicht erlangt.

Reißenden Absatz findet dagegen unser handliches Prinzessinnen-Schnelltest-Kit, bestehend aus zwanzig Matratzen und einer Erbse.

Doch jetzt hereinspaziert in den sächsischen Märchenwald – das Märchenerlebnis mit »Zweihundert Puls-Garantie«!

Sicherheitshinweis:

Bitte bleiben Sie unbedingt auf den markierten Wegen! Fassen Sie keine Tentakeln an, die eventuell aus dem Dickicht nach Ihnen greifen! Versuchen Sie, nicht nach Leberwurstbemme zu riechen, wenn Sie dem bösen Wolf begegnen! Und passen Sie bitte auf Ihre Kinder auf – zumindest auf die, die Sie wieder mit nach Hause nehmen wollen.

Ihre Gebrüder

Wilhelm & Jacob Grimm

Vorstandsvorsitzende

der Gebrüder Grimm Märchenholding AG

und geschäftsführende Gesellschafter

der Märchenmatrix-BetriebsGmbH

Supersterntaler

Es war einmal eine junge Frau, die hieß Margitta Hackebeil, die zählte süße neunzehn Lenze und wohnte zusammen mit ihren Eltern in Lunzenau-Herzegowina in einem schicken Loft aus purem Gold in der alten Märchenbuch- und Butterbrotpapierfabrik.

Ihr Vater war der reiche Steuerhinterzieher Klaus Eduard Hackebeil, der es mit der Kunst des Verlustvortrags zu einem beachtlichen Vermögen gebracht hatte. Seine Frau war die schöne Emma Hackebeil, eine begabte Giftmischerin, die die Märchenwaldapotheke neben der alten Papierfabrik betrieb.

Eines Tages stand der findige Finanzfahnder Frank Florian Fuchtel vor der mit Gold beschlagenen Türe des reichen Steuerhinterziehers Klaus Eduard Hackebeil und verlangte stürmisch nach Säcken voller Gold und Kisten voll wertvollem Plunder und Gelumpe.

Doch weil der alte Steuersünder noch nie in seinem Leben einen Kreuzer Steuern gezahlt hatte, fiel er vor Geiz im gleichen Augenblick aus Versehen tot um.

Da sprach die Emma Hackebeil: »Das kann ja wo’ ni’ wohr sein! Jetzt liescht der hier ja nur noch im Weg rum! So ham mir nich’ gewettet!«

Da reichte sie unverzüglich die Scheidung ein und verschwand mit ihrem Scheidungsanwalt und dem gemeinsamen Vermögen auf die Malediven-Herzegowina.

Da könnt Ihr Euch vorstellen, liebe Kinder, wie bedeppert das Fräulein Margitta Hackebeil da aus ihrer goldenen Wäsche geguckt hat!

Und sie sprach: »Ei nee, meine lieben Eltern! Die sin’ immer für ’ne Überraschung gut! Aber wir sin’ hier im sächsischen Märchenwald, da läuft das ja scheinbar immer so, dass das Märchen erscht losgeh’n kann, wenn die Eltern über die Wupper sin’. Naja, wenigstens hab’ ich noch das Loft aus purem Gold in der Papierfabrik!«

Und weil sie nicht die Hellste war, war sie’s zufrieden. Und da ihr so ganz ohne Eltern ein bisschen langweilig war, schob sie die Singstar-Disc in ihre hölzerne Playstation und ließ ihre Stimme erschallen, die so lieblich war, wie die kratzige Seite eines Scheuerschwamms.

Und sie sang:

»Uhhhh, wie schön is’ Lunzenau! Wer was and’res sacht, kricht von mir eens vor’n Latz…«

Doch weiter kam sie nicht, denn da klingelte auf einmal der Miethai Dr. Paul Plumpsschädel von der Immobilienspekulatius GmbH und CoKaCola an der riesigen Flügeltüre und sprach: »Guten Tach, reizendes Fräulein Hackebeil, i bims, der Paul Plumpsschädel, Ich bin e’ bettelarmer Miethai, und ich wohne oben in Schlaisdorf in einer winzigen Hütte mit kaum 400 Quadratmetern. So e’ Loft wie ihr’s, davon träum ich schon lange, da könnte ich endlich ma’ de Beene ausstrecken!«

Die Margitta Hackebeil, auf deren zierlicher Schulter ein mitfühlendes Herz tätowiert war, erwiderte: »Das is’ ja furchtbar, Sie armer, kleiner Miethai – 400 Quadratmeter! Sie ham ja wirklich nüscht ze lachen, und hungrig seh’n Sie ooch aus, soll ich Ihnen vielleicht ’n Kirschkuchen backen?«

Doch der Miethai winkte dankend ab und sprach: »Nee, nee, Kirschkuchen soll ich nich’, sagt mei’ Hausarzt, dor Dokter Eisenbart. Mei’ Blutzuckerspiegel wäre vom süßen Champagner angeblich schon so hoch wie der Fichtelberg. Aber wenn ich so e’ schönes Loft hätte, wie Sie, das wär’ schön!«

»Na gut«, sagte da das nette, verwaiste Fräulein Hackebeil, »von mir aus, hier sind die Schlüssel, guter Mann, für mich alleene is das Loft off Dauer sowieso ze groß. Staubsaugen dauert ’ne gute Woche, und wenn ich fertig bin, kann ich glei’ widder von vorne anfang’. Und wenn ich mir ma’ e’ Bier aus der Küche holen will, brauch ich’s Navi.«

Da freute sich der arme Miethai Dr. Paul Plumpsschädel und machte einen Köpper auf das gigantische, reich verzierte Sofa aus Russland-Herzegowina. Und er zündete sich sogleich eine oberarmdicke Havanna-Zigarre mit einem 50-Taler-Schein an, schlug die Beine übereinander und rief: »Was machst’n Du noch hier? Nu aber raus aus mein’ Loft! Ich sage nur: Eigenbedarf!«

Da klemmte sich die Margitta Hackebeil ihre hölzerne Playstation-1695 unter den Arm und machte sich voller Vertrauen in den lieben Steve Jobs im Himmel von Lunzenau-Herzegowina auf in die große weite Welt.

Sie wanderte eine ganze Weile durch die unendlichen Weiten der sächsischen Tundra und der gütige Steve Jobs im Himmel hatte ein Glubschauge auf sie und ernährte sie mit den süßen Früchten des Rosenkohlbaumes. Da könnt ihr Euch vorstellen, liebe Kinder, wie schön sie davon pupsen konnte! Und weil sie ein leichtes Gemüt hatte, so sang sie lieblich vor sich hin:

»Willst Du, dass ich verrecken soll,

wieso gibt’s heute Rosenkohl?

Ich knatter hier de Bude voll,

und wie das hier riecht,

or äh äh äh iiieh!«

Eines Tages begegnete ihr auf ihrem Irrweg durch den sächsischen Märchenwald der Berufsjugendliche Tobias Knüzel, der mit seiner schiefen »Dürfen-darfman-alles«-Baseballkappe hopsend und pfeifend gerade von seiner dicken Oma Sybille Brummzwiebel kam, die im Märchenwald in einer Kaffeekanne wohnte, und die er mal wieder um Geld für ein Moped angeschnorrt hatte. Doch die Großmutter hatte zu ihm gesprochen: »Tut mir leid, Tobias, dauernd willst Du nur Geld von mir! Nimme Dir ma e’ Beispiel am Rotkäppchen, die hat vorhin angerufen, die kommt mich besuchen und bringt wenigstens Kuchen und Rosenkohler-Kadarka mit, aber Du, suche Dir lieber ma en Job! Gründe ’ne Band oder irgendwas, und jetzt haue ab, ich muss noch nunter in’ Keller, Heizöl hacken.«

Als der Tobias das Fräulein Hackebeil mit der hölzernen Playstation 1695 unter dem Arm erblickte, rief er: »Or! ’ne PS-1695! Aus purem Holz! So eene hätt’ ich ooch gerne! Aber dafür hab’ ich erscht recht keen Geld, das reicht ja bei mir nichema für e’ anständiges Moped!«

Als die Margitta Hackebeil sah, dass der arme Junge den Schirm seiner Baseballkappe nach hinten gedreht trug und ihm seine Hose auf fünf vor halb acht hing und der überwiegende Teil seines Hinterns, nämlich anderthalb Pobacken von insgesamt zwei, heraushingen, damit man seinen »Tommy-Hilf-mir«Schlüpfer besser sehen konnte, da wurde ihr mitfühlendes Herz so weich wie ein zerlaufener Camembert jenseits des Verfallsdatums und sie sprach: »Weeßte was, Tobias? Du hast keen Moped, keene Playstation, keen Hirn – und das is’ bestimmt für Dich ooch nich’ immer einfach! Hier, haste meine Playstation aus Holz, die schenk ich Dir, damit das Gejammer ma’ offhört!«

Da versuchte der Tobias Knüzel auf der Stelle die schöne Margitta Hackebeil zu erklimmen, um ihr vor lauter Freude und Dankbarkeit einen feuchten Schmatzer quer über das ganze Gesicht zu geben.

Doch das Fräulein Margitta machte einige Bocksprünge, wie ein betrunkenes Brauereipferd vor der Apotheke, warf ihn ab und sang:

»Küssen verboten, streng verboten,

einer der’s ma ausprobiert hat,

liecht schon hinter’n Haus,

Küssen fällt bei mir leider aus!«

Doch der Tobias hatte schon gar nicht mehr zugehört und war mit seiner Playstation 1695 aus goldenem Eichenholz bereits über alle sieben Erzgebirge, um mit seinen nichtsnutzigen Kumpels von der Märchenwald-Popgruppe »Die Plinsen« eine Runde »Grand Theft Pferdekutsche« zu spielen.

Die schöne Margitta Hackebeil rief dem Tobias noch nach: »Der gütige Steve Jobs im Himmel sei mit Dir, und vielleicht hilft er Dir ja auch mal, die Hose hochzuziehen und Deine Baseballkappe richtig rum aufzusetzen, Du Spacko!«

Das scharfe Fräulein Hackebeil war froh, dass sie nun die schwere hölzerne Playstation nicht mehr schleppen musste und wanderte weiter guten Mutes durch die sächsische Botanik.

Und wo sie auch hinkam grüßte sie herzlich einen jeden, den sie traf. Als sie an der Märchentalsperre Pöhl vorbeikam, grüßte sie den Kapitän, der mit einer Fregatte der sächsischen Bundesmarine dort vor Anker lag. Und der gute Mann antwortete ihr freundlich mit seinem Nebelhorn.

In Dresden-Herzegowina, bei der Semperoper, grüßte sie das dort arbeitende Brauereipersonal, das fröhlich aus den Fenstern des aus der Fernsehwerbung bekannten Kesselhauses zurück winkte.

Auch die sympathischen Saurier vom Saurierpark Kleinwelka-Herzegowina, die in den märchenhaften, alten Zeiten noch allesamt am Leben waren, grüßten das Fräulein Margitta überschwänglich und sie schenkten ihr vor lauter Freude eine riesengroße Tüte saure Saurier-Drops, die noch viel saurier waren als alle Dropse, die die Margitta jemals gegessen hatte.

Bald aber kam sie in einen Wald, der so dunkel war, wie der Hintern eines Bären um Mitternacht. Um sich in der Finsternis ein wenig Mut zu machen, ließ sie wieder ihre kräftige Stimme ertönen, die so schön war, wie der Klang einer Gefahrenbremsung der Märchenwaldstraßenbahn.

»Ahnungslos durch die Nacht,

und das Ganze um halb acht,

ahnungslos, sorgenfrei

arbeitslos und Spaß dabei…«

Und wie sie so sang, da sah sie eine kleine Hütte, in der noch Licht brannte. Singend marschierte sie darauf zu und weil die Türe offen stand, da betrat sie die Wohnstube, in der zigtausend Petroleumlampen ein gleißend helles Licht verstrahlten.

In der Wohnstube aber saßen an einem etwa acht Meter langen, gebogenen Fliesentisch drei Gestalten: Ganz links saß ganz verpixelt der ehemalige Märchenwaldschlagersänger Michael Wendeltreppe, in der Mitte der wahnsinnig dreinblickende Grunzrocker Till Lila Lindenwurm und daneben der im ganzen sächsischen Märchenwald weltberühmte Erfinder des lauwarmen Wassers, der holzfreien Mettwurst und des alkoholfreien Popschlagers: Der Poptitan Dieter Biba Butzebohlen!

Und wie sie die scharfe Margitta Hackebeil singen hörten und sahen, wie das schöne Fräulein über ein Kamerakabel stolperte und der Länge nach hinschlug, da riefen sie voll Entzücken: »Also, an der Tanzperformance musst Du noch bissel arbeiten!«

Der Michael Wendeltreppe sprach: »Du bist genau das, was wir hier suchen und außerdem: Die Erde is ’ne Scheibe!«

Der Till Li-La-Lindenwurm grunzte: »Du flatterst hier zur Türe rein, Gott weiß, Du musst ein Engel sein!«

Und der Dieter Bi-Ba-Butzebohlen sprach: »Jetzt gebt der doch erscht ma ’ne Schelle, damit die wieder aufwacht! Ansonsten fand ich das meeeega!«

Der Till Li-La-Lindenwurm tat wie ihm geheißen, und nachdem er der Margitta Hackebeil eine mehr gescheuert hatte, als nötig gewesen wäre, schlug die wieder die Augen auf und fragte: »Huch! Wo bin ich?«

Doch da sah sie schon das große DSMWSDSSTLogo hinter dem Fliesentisch und da wußte sie sogleich, dass sie im Fernsehstudio von Der sächsische Märchenwald sucht den Supersterntaler gelandet war.

Das Studiopublikum war angesichts der schönen Margitta Hackebeil total aus dem Knusperhäuschen, klatschte rhythmisch und grölte anerkennend: »Auszieh’n! Auszieh’n!«

Die scharfe Margitta Hackebeil ließ sich nicht lange bitten, und weil sie so ein gutes Herz hatte, dachte sie bei sich: »Ich bin hier ja bei Der Märchenwald sucht den Supersterntaler