Sinnlos-Märchenbuch Vol. 4 - Steffen Lukas - E-Book

Sinnlos-Märchenbuch Vol. 4 E-Book

Steffen Lukas

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Beschreibung

Hier kommt Band 4 mit den witzigsten Märchen aus dem sächsischen Märchenwald! Weil der Fachkräftemangel auch an den Gebrüdern Grimm nicht spurlos vorübergeht, ist das Märchenpersonal im sächsischen Märchenwald chronisch unterqualifiziert und kann sich einfach nicht benehmen. Kein Wunder, dass die Gebrüder Grimm da ihre liebe Not haben, die Märchenmatrix am Laufen zu halten... Wer hat den Riesen von Riesa geschrumpft? Wie schnell sind Siebenmeilensneakers? Und warum riecht das singende, klingende Duftbäumchen nach Limburger-Latschenkiefer? Das vierte Buch zu Sachsens lustigstem Podcast mit Steffen Lukas ist wieder randvoll mit den lustigsten Geschichten aus dem sächsischen Märchenwald. Unterbelichtete Prinzen und unerträglich liebliche Prinzessinnen stolpern durch rasant erzählte Abenteuer voll witziger Wendungen und abstruser Pointen. Im Sinnlos-Märchenbuch Vol.4 sind die neuesten Geschichten aus dem RADIO PSR Sinnlos Märchen Podcast versammelt. Zum Lachen, Lesen und auch ideal zum Verschenken! Empfohlen vom Lebkuchendachverband deutscher Knusperhexen! Enthaltene Märchen: Das singende, klingende Duftbäumchen Väterchen Bofrost Einer flog über den Märchenwald Das Ungeheuer von Loch Niesky Die sieben Vollmeisen Der Drachentöter Schwerenöter Die Siebenmeilensneakers Das Märchen vom ausgefallenen Krieg Das Kräutlein Nieselpriem Liebling, ich habe den Riesen geschrumpft

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Inhalt

Vorwort

Das singende, klingende Duftbäumchen

Väterchen Bofrost

Einer flog über den Märchenwald

Das Ungeheuer von Loch Niesky

Die sieben Vollmeisen

Der Drachentöter Schwerenöter

Die Siebenmeilensneakers

Das Märchen vom ausgefallenen Krieg

Das Kräutlein Nieselpriem

Liebling, ich habe den Riesen geschrumpft

Vorwort

der Gebrüder Wilhelm und Jacob Grimm

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Herzlichen Glückwunsch zum Erwerb des Sinnlos-Märchenbuchs Vol. 4!

Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen in diesen schwierigen Zeiten! Obwohl uns die Konkurrenz aus der Hans-Christian-Andersen-Besatzungszone das Lachgas nun endgültig abgedreht hat, verfügen wir noch über große Lagerbestände an Gags, Witzen, Pointen, Späßen und geschmackvollen Zoten, so dass es trotzdem ein lustiger Winter im sächsischen Märchenwald werden wird. Gleichzeitig setzen wir alle Kräfte daran, unsere Humorproduktion auf erneuerbaren Ulk umzustellen.

Unsere Lachkrampfwerke, die wir letztes Jahr eingemottet hatten, um das Betriebsklima im sächsischen Märchenwald zu schützen, werden wieder hochgefahren und in Zukunft erheblich zur Versorgungssicherheit mit märchenhafter Hochspannung und elektrisierenden Scherzen beitragen.

Gleichzeitig ist Ihr neues Sinnlos-Märchenbuch Vol. 4 ein nimmer versiegender Quell des tiefgründigen, also quasi bodenlosen Qualitätsjournalismus. Unsere investigativen Märchenreporter setzen alles daran, Ihnen die Märchen zu erzählen, die Sie schon immer hören wollten.

Nur hier lesen Sie die wirklich wahre Wahrheit über den sagenhaften Riesen von Riesa und den gar nicht mal so furchterregenden, feuerspeienden Drachen aus der Drachenhöhle in Syrau-Herzegowina!

Erfahren Sie alles über die sagenhafte Geschwindigkeit der Siebenmeilensneakers, das Ungeheuer von Loch Niesky, das singende, klingende Duftbäumchen und vieles mehr!

Und nun viel Spaß mit Ihrer druckfrischen Bildungslektüre!

Ihre Gebrüder

Wilhelm & Jacob Grimm

Vorstandsvorsitzende

der Gebrüder Grimm Märchenholding AG

und geschäftsführende Gesellschafter

der Märchenmatrix-BetriebsGmbH

Das singende, klingende Duftbäumchen

Es war einmal im sächsischen Märchenwald, da lebte die Prinzessin Schlawinia die Schlechtgelaunte im prächtigen, waschbetonverzierten Plattenbaupalast ihres Vaters, dem König Pedro Pappenschwert.

Und der König sprach gereizt: »Ja. Ich heeße wirklich so. Na und? Könn’ mor jetzt bitte weitormachen? Ich muss nämlich meine Tochter unter die Haube bringen! Wenn ich die jetzt nich’ schnell meistbietend verheirate, wird’ ich die ja gar nich’ mehr los.«

Sein Töchterlein war so unglaublich schön, wie eine Taschengelderhöhung trotz schlechter Noten, und so lieblich wie eine Blaualgenblüte im Waldbad Klotzsche. Alle Prinzen des Märchenwaldes leckten sich ihre zehn Finger nach ihr, und wenn sie gekonnt hätten, noch mehr.

Die Prinzen, die auf Märchenwald-Tinder ein Match mit der unerträglich lieblichen Prinzessin hatten, durften vor sie treten und ihr ein Brautgeschenk machen.

Doch so wertvoll die Geschenke auch waren, die hochmütige Königstochter kanzelte sie alle mit harschen Worten ab: »Was? Du bringst mir 48 goldene ChickenMcNuggets, aber nur drei Soßen? Soll ich die panierten Bremsklötze trocken runterwürgen, oder was? Abflug, Du Flachzange!«

Und sie setzte dem armen Freier die Pappschachtel samt des fettigen Inhalts als Hut auf.

Einen anderen herrschte sie an: »Was soll ich denn mit ’nem feurigen Araber-Rennpferd von unschätzbarem Wert, Du Vochel? Ich weiß ja nich’ mal, ob das Benzin oder Diesel säuft! Bring’s in die Küche, dann gibt’s heut Frikadellen!«

Ein anderer hatte gar ein kostbares, frühes Selbstportrait des berühmten niederländischen Malers Vincent Van Gogh mitgebracht, doch die Prinzessin sagte nur: »Der hat ja zwee Ohr’n! Ganz billige Fälschung!« und ließ den verdatterten Prinzen samt unbezahlbarem Kunstwerk in den Burggraben werfen.

Dann kam einer an die Reihe, das war der schöne Jüngling Marko Magerhals, der war der Sohn des Rabattmarkensammelkönigs von Borna-Herzegowina. Als die Prinzessin vor ihn hintrat, da sah sie, dass er mit leeren Händen gekommen war. Und sie sprach zu ihm: »Was kommst’n Du zum Rendevouz wie ’n Frisör?! Ich bin viellei’ ma ’n Sechser, ach was sag ich, ’n Siebener im Lotto und Du hast Dir nich’ ma’ die Mühe gemacht, mir wenigstens in dor städtischen Grünanlage ’n paar Blümchen ze pflücken?«

»Halt ein mit Deiner geschwätzigen Rede!«, sprach da der Marko Magerhals keck. »Denn ich bin genau der romantische Träumer, auf den Du schon immer gewartet hast!«

»Vergiss es, Du Spacko! Romantische Träumer sind voll Achtziger! Wo is ’n das romantisch, wemmor ohne Geschenk bei nor potentiellen Ische offtaucht, Du Hippie! Wo gibt’s ’n sowas … sind ja ganz neue Sitten …«

»Ich kann alles erklären!«, fuhr der Marko unbeirrt fort. »Ich liebe Dich doch so sehr, ich will Dir nur das schenken, was Du Dir am meisten wünschst! Deshalb sage mir Deinen größten Wunsch und ich erfülle ihn Dir!«

»Oh, ja!«, sprach Schlawinia die Schlechtgelaunte dankbar. »Ich hab ’n Wunsch: Hau ab!«

»So geht das aber nich’!«, mischte sich König Pedro Pappenschwert ein, der gerade im Poncho auf seinem Throne lümmelnd eine Schüssel dicke Bohnen mit Speck aß. »Du kannst nich einfach jeden achtkantig raushauen. Sage Deinen Wunsch, und wenn der Gringo ihn erfüllen kann, nimmst ’n.«

»Aber Papi!«, rief Prinzessin Schlawinia entsetzt.

Doch König Pedro duldete keine Widerrede: »Papperlapapp! Für mich is’ ooch die sechste Stunde! Wenn wir so weitermachen, hocken wir morgen noch hier. Das sind hier Grimms Märchen und nich’ die unendliche Geschichte. Also hopp, hopp, hopp!«

Da seufzte die Prinzessin und sprach: »Also gut. Dann will ich das singende, klingende Duftbäumchen!«

Alle Anwesenden blickten ratlos und zuckten mit den Schultern.

Marko Magerhals sammelte sich kurz, dann fragte er: »Das WAS?« Und er machte mit der Zeigefingerspitze kleine kreisförmige Bewegungen neben seiner Schläfe, um anzudeuten, dass er im Kopfe der Prinzessin ein randalierendes Vögelein vermutete.

»Du hast mich schon richtig verstanden, Du Dumpfbacke. Das singende klingende Duftbäumchen! Das brauch ich, weil unser goldener Familienskoda total nach den dicken Bohnen riecht, die mein Vater den ganzen Tag futtert. Beim letzten Familienausflug bin ich auf ’m Dachgepäckträger mitgefahr’n. Aber im Winter ist das ja ooch keene Lösung«, sagte die Prinzessin.

»Scheiß drauf! Du sollst Dein singendes, klingendes Duftbäumchen haben!«, rief der Marko, machte vor Freude einen Luftsprung wie ein untalentierter Elektriker an der Hauptsicherung und wanderte in die weite Welt, das Bäumchen zu suchen.

Doch wen er auch fragte, außer einigen allgemeinen Warnungen vor dem Märchenwaldsterben kam nichts dabei heraus. Schließlich kam er an einen finsteren Wald, der war so undurchdringlich und wirr wie eine Coronaschutzverordnung und so dicht wie ein Kosmetikstudio im Lockdown. Und je weiter er ging, umso finsterer wurde es. Dann kam er an eine Tankstelle mit einem großen Schild. Darauf stand: »Letzte Tankstelle vor dem Ende der Märchenweltscheibe!«

In der Tankstelle aber saß ein böser Zwerg namens Grützelbart mit krummer Nase und einer albernen Zipfelmütze. Auf den ging der Mirko zu und fragte ihn sogleich: »Haben Sie ein singendes, klingendes Duftbäumchen?«

»Duftbäumchen hab’ ich«, sagte der Zwerg Grützelbart mürrisch. »Ham Sie getankt?«

»Nää!«, sprach der Marko.

»Das hätt’ mich ooch gewundert …«, fuhr der Zwerg fort. »Wemmor in die Richtung weiterfährt, fällt mor nämlich in zweehundert Metern von der Märchenweltscheibe. Da lohnt sich tanken ni’ so rischdsch! Eigentlich leb ich hier ja nur vom Duftbäumchenverkauf!«

Da freute sich der Marko. »Dann nehm ich eins! Und zwar ein singendes, klingendes!«, rief er entzückt.

»Singend … klingend?«, fragte der Zwerg. »Das habsch ne. Ich hab’ nur Rhabarberduft, Schinken-Vanille, Limburger-Latschenkiefer und Gorgonzola-Ingwer! Und die singen nicht, die schwingen bloß. Und zwar am Rückspiegel.« Und nach einer Pause fügte er hinzu: »Und die klingen ooch nich’, die stinken halt einfach.«

»Gut!«, sprach der Marko »Dann nehme ich ein schwingendes, stinkendes Duftbäumchen! Das wird schon das Richtige sein für meine Prinzessin!«

»Du sollst das Bäumchen haben!«, sagte der böse Zauberzwerg listig. »Doch wisse: Wenn die Prinzessin Dich nicht liebt, dann wird das Bäumchen nicht schwingen und nicht stinken und dann gehörst Du mir und musst mir für immer als Tankwart dienen!«

»Das Risiko geh ich locker ein!«, rief der Marko Magerhals. »Ich bin ein Pfundsknopf sonder Gleichen, mich muss man einfach liebhaben!«

»Die einen sagen so, die andern so«, murmelte der böse Zwerg Grützelbart, gab dem Marko sein Duftbäumchen und ließ ihn ziehen.

Alsbald kam der schöne Marko wieder zum prächtigen Plattenbaupalast des Königs Pedro Pappenschwert und setzte sich gemeinsam mit der Prinzessin in den goldenen Familienskoda, dessen Scheiben vom Bohnenduft des Königs schon leicht gelb und von innen beschlagen waren. Sogleich hängte er das Duftbäumchen an den Rückspiegel, doch weil das Herz der Prinzessin so kalt war wie der Finger eines Proktologen bei der großen Hafenrundfahrt, da wollte das Bäumchen nicht schwingen und nicht stinken.

Als sie eine Weile gesessen hatten und sich nichts rührte, sagte die Prinzessin mit lieblicher Stimme: »Or! Du bist ja die totale Zeitverschwendung, Marko Magerhals. Du bist voll lost.«

Der Marko Magerhals aber hatte nun endgültig die Faxen dicke ob der kaltherzigen Attitüde und blaffte die Prinzessin an: »Lieber tausend Jahre Tankwart für ’nen bösen Zauberzwerg, als e’ Leben lang mit so ’nem Schrappnell wie Dir verheiratet! Ich tacker mir lieber ’n Mörtelmischer ans Been, bevor ich mir so ’ne Trulla lebenslänglich an die Backe quatschen lasse! Schluß! Aus! Feierabend!«

Prinzessin Schlawinia blieb verdattert zurück. Gerade hatte sie nämlich angefangen, den Marko doch ein kleines bisschen zu mögen.

Doch nun stapfte dieser, trotzig grummelnd, mit seinem Duftbäumchen der Geschmacksrichtung Limburger-Latschenkiefer in den malerischen Sonnenuntergang.

Da ward die Prinzessin höchst unglücklich, und weil sie vor dem König Pedro Pappenschwert, der, wie die meisten Leute sagten, ihr Vater war, nicht zugeben wollte, dass Ihr Herz sich heimlich nach dem Marko Magerhals verzehrte, so sprach sie: »Ich will das schwingende, stinkende Duftbäumchen wiederhaben!«

König Pedro Pappenschwert sattelte seinen feurigen Esel Paco, setzte seinen rostfreien, kugelsicheren Sombrero auf, verabschiedete sich von seinem treuen Mops Hektor und ritt los, das Duftbäumchen zu suchen.

Alsbald kam er an die Tankstelle des bösen Zwerges Grützelbart. Dort wurde er sogleich vom verwunschenen Tankwart Marko Magerhals empfangen, der den Esel diensteifrig mit Mohrrüben volltankte.

Als der König nach langem Suchen den bösen, aber sehr kleinen Zwerg Grützelbart hinter einer Feuerzeugpyramide am Verkaufstresen fand, sprach er zu ihm: »Lieber, böser Zwerg! Gebt mir das schwingende, stinkende Duftbäumchen! Ich will’s Euch reich entlohnen! Ich gebe Euch Kisten voll wertvollem Plunder und kostbarem Gelumpe und meine Sanifair-Gutscheinsammlung!«

Doch der böse Zwerg lachte nur und sprach: »Das Bäumchen sollst Du haben, Du Trottel! Doch ich will dafür das erste Lebewesen, dass Dir in Deinem Palast begegnet, wenn Du heeme kommst!«

»So sei es!«, rief der König, und dachte listig, sein treuer Mops Hektor werde wie immer als erster zu seiner Begrüßung die Palasttreppe herunterpurzeln. Und so nahm er das Duftbäumchen, stellte den Gashebel seines Rennesels Paco auf »volle Möhre« und ritt nach Hause.

Auf der Palasttreppe rief er »Ich bin wieder da!« und wartete auf seinen getreuen Mops Hektor. Doch der Mops war indessen in die Küche geschlichen und hatte dem Koch ein Ei gestohlen – und nun war er mit dem unter Bluthochdruck leidenden, kochlöffelschwingenden Koch in eine Verfolgungsjagd rund um den Küchentisch verwickelt.

Nun kam aber die schöne Königstochter Schlawinia in ihren goldenen Holzpantoffeln die Treppe heruntergeklappert. Und eh sich’s der König Pedro Pappenschwert versah, da lag sie in seinen Armen.

Und der König sprach: »Ja, Karamba! Das is’ jetzt aber blöd geloofen!«

Sogleich kam der böse Zwerg Grützelbart in einer großen Staubwolke auf dem Marko Magerhals angeritten, sprang aus dem Sattel und ergriff die Königstochter, um sie in sein finsteres Reich zu entführen.

Doch da hörte man plötzlich einen Mundharmonikaspieler an der Straßenecke das Lied vom Tod spielen. Ein entwurzelter Busch rollte vorbei und die Kirchturmuhr schlug zwölf Uhr mittags.

»Nicht so schnell, Old Grützelbart …«, sagte der König Pedro, der der Urenkel des berüchtigten mexikanischen Revolverhelden Speedy Gonzales war.

Seine von der sächsischen Präriesonne gegerbten Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen.