Sisi – Es lebe die Freiheit - Sandra Freudenberg - E-Book

Sisi – Es lebe die Freiheit E-Book

Sandra Freudenberg

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Beschreibung

Sie war eine Pazifistin, eine Freidenkerin, eine Frau, der es nicht genügte im Palast zu leben, sondern die sich in Bildung und Reisen, Wandern und der Zuwendung zur Natur ein Leben in Freiheit schuf. Die Autorin Sandra Freudenberg ergründet den Zugang, den Sisi zu den Bergen und der Freude an der Bewegung hatte. Andy Dauer greift mit seiner Fotografie meisterlich die große Erhabenheit der Landschaften auf. Ein Buch im Stil Alter Meister.

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Seitenzahl: 95

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»Und wenn ich geh’, dann so, wie ich gekommen bin, Wie ein Komet, der zweimal einschlägt. Vielleicht tut es weh, doch will auf Nummer sicher geh’n, Dass ich für immer leb’, lass uns noch mal aufdreh’n.«

UDO LINDENBERG

SANDRA FREUDENBERG · ANDY DAUER

SISI

ES LEBE DIE FREIHEIT

LIEBLINGSWEGE EINER UNBEUGSAMEN KAISERIN

INHALT

VORWORT VON GERLINDE KALTENBRUNNER

EINLEITUNG

KAPITEL 1 – POSSENHOFEN I MÜNCHEN

Frühe, glückliche Jahre an der Isar und am Starnberger See

Wandervorschläge

KAPITEL 2 – BAD ISCHL

Von romantischer Liebe und der Wohltat frischer Bergluft

Wandervorschläge

KAPITEL 3 – HEILIGENBLUT I GROSSGLOCKNER

Die glückliche Bergfahrt der jungen Kaiserin

Wandervorschläge

KAPITEL 4 – TOTES GEBIRGE I LOSER I KARBACHALM

Auf die himmelhohen Berge des Salzkammerguts

Wandervorschläge

KAPITEL 5 – MERAN

Sommer in Südtirol: Wo Hofstaat und Kaiserin aufatmen

Wandervorschläge

KAPITEL 6 – TEGERNSEE I WILDBAD KREUTH

Das Tal der Könige: Sommerfrische auf der Alm und am See

Wandervorschläge

KAPITEL 7 – WIENERWALD

Die Hermesvilla: Sisis Rückzug in den Zaubergarten

Wandervorschläge

KAPITEL 8 – MONTREUX I CAUX I GENF

Letzter Sehnsuchtsort einer Kaiserin

Wandervorschläge

LITERATURVERZEICHNIS,AUTORENVITEN, DANK UND BILDNACHWEIS

IMPRESSUM

Wandern war für Sisi mehr als nur Zeitvertreib. Es war ihre Leidenschaft.

VORWORT

In der Weihnachtszeit sich dem Zauber der »Sissi«-Filme hinzugeben war ein liebgewonnenes Ritual für mich und ich erinnere mich oft an Romy Schneider und Karlheinz Böhm in den Rollen der Kaiserin und des Kaisers. Dass Elisabeth auch eine begeisterte Bergsteigerin war, erfuhr ich erst später. Denn darauf wurde weder im Geschichtsunterricht noch in der alpinen Literatur hingewiesen.

Die Kaiserin ist fast täglich zwischen 10 und 35 Kilometer im Gebirge gewandert, was ein beachtliches Pensum ist. Wenn ein Mann zu damaliger Zeit diese Leistung erbrachte, hat man ihn für seine Sportlichkeit bewundert, oder zumindest Anerkennung gezollt. Bei Sisi war das anders – ihre Bewegungsfreude, dazu zählte neben Bergsteigen und Reiten das Turnen und Fechten, wurden ihr als Beweis für ihre Schrulligkeit ausgelegt. Ihre Sportlichkeit befremdete derart, dass man darüber nicht nur hinter vorgehaltener Hand mit Verachtung sprach. Zur damaligen Zeit unterstellte man Frauen, die in die Berge gingen, »zu vermännlichen.« Schwingt hier nicht eine gehörige Form der Sexualisierung mit? Denn der Ausdruck bedeutet schließlich nicht weniger als »Verlust der Anziehungskraft der Frau für Männer«. Gott sei Dank ist unsere Gesellschaft heute weiter. Besonders freut mich, dass immer mehr Aufmerksamkeit auf ein achtsames Bergerlebnis gelegt wird. Sisi war eine Pazifistin, eine Freidenkerin, eine Frau, der es nicht genügte, im Palast zu leben, sondern die sich in Bildung, Bergen und Büchern ihre Freiheit schuf.

Die Berge haben Spuren in meiner Persönlichkeit hinterlassen. Die Erfahrungen, die ich bis heute sammeln darf, wenn ich draußen unterwegs bin, prägen meine innere Landkarte. Wenn ich von einem Bergerlebnis zurückkomme, trage ich die Seele des Berges für immer in mir. Für mich und meine Seilpartner zählen Verlässlichkeit und die Bereitschaft, sich in eine Landschaft, eine Kultur, eine Reise demütig und dankbar einzufügen, als wichtigster Wert.

Ich freue mich, dass mit diesem Buch über die Bergsteigerin Elisabeth nun eine spannende Lektüre über eine beeindruckende Persönlichkeit vorliegt. Denn Landschaften hinterlassen Spuren in unserer Seele; man lernt die Landschaft zu lesen, man erkennt den Menschen, der sie liebt.

GERLINDE KALTENBRUNNER,NEPAL IM SEPTEMBER 2023

Auch die Dolomiten erschloss sich Elisabeth wandernd.

Der ungarische Maler Gyula Benczúr erfasst in diesem Porträt der Kaiserin, das erst 1899, also nach ihrem Tod entstand, die außergewöhnliche Ausstrahlung der Kaiserin.

»Wie diese Mädchen (›distinguierte Comtessen‹) über nichts, nichts reden können … Sie tanzen jetzt täglich von 10 bis 6–7 Uhr früh und schlafen dann bis 4–5 Uhr. Ist das nicht ein Verstoss gegen unser hehrstes Eigentum, die Menschenwürde? Wenn ich von diesem wüsten Leben erzählen höre, da sehne ich mich in die Hirschlucken hinauf, dort möchte ich Wind und Wetter trotzen und es den Gemsen erzählen, wie dumm die Stadtmenschen sind.«

ERZHERZOGIN MARIE VALERIE VON ÖSTERREICH

In der Kaiservilla in Bad Ischl hängt diese Kopie des berühmten Porträts, das Franz Xaver Winterhalter von der Kaiserin malte und das ursprünglich als intimes Bild nur für den Kaiser gedacht war.

EINLEITUNG

Dies ist ein bebildertes Buch über eine der größten Bergsteigerinnen des 19. Jahrhunderts – Kaiserin Elisabeth von Österreich. Trägt man den Firnis und den Zuckerguss der weitverbreiteten Narrative über die junge Herzogin Sisi und spätere Kaiserin ab, findet man eine begeisterte Bergsteigerin, die ein großartiges Gefühl für die Erhabenheit der Alpen, die Schätze der Natur und die Spiritualität in den Bergen hatte.

Dieses Buch erzählt von der Leidenschaft und dem Lebenshunger einer Kaiserin, von der Liebe und den nicht selten dramatischen Erfahrungen einer Frau, die als Pazifistin das enge Korsett einer biederen und beschränkten Monarchie aufschnitt, um für sich und ihre Lieben die Freiheit zu erobern. In einer Zeit, in der Berge wie der Großglockner von Männern bezwungen wurden, die davon sprachen, »ein Biest zu erlegen«, meditierte Elisabeth in Gottes freier Natur, erfreute sich an der Spiritualität in einsamer Höhe und den dort hausenden Berggeistern.

Frauen, die Berge bestiegen, und dies mit Erfolg, galten bis ins 20. Jahrhundert hinein als schrullig und burschikos. Männer empfanden es als ehrabschneidend, wenn eine Frau eine ihrer Touren lief, oft wurden Routen dann sogar abgewertet. Noch Reinhold Messner äußerte sich über Gerlinde Kaltenbrunner, die Ausnahmebergsteigerin aus Österreich, die sich anschickte, als erste Frau alle vierzehn Achttausender der Erde zu besteigen (was ihr ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff gelang), herablassend: Er verglich sie mit Paris Hilton und kritisierte insbesondere, dass sie »öffentlichkeitssüchtig« sei – ausgerechnet!

Die Bergleidenschaft Elisabeths war zu ihren Lebzeiten und weit darüber hinaus – so etwa noch in Biografien aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – ein Grund, die Kaiserin zu kritisieren und herabzuwürdigen. Ihre wichtigste Biografin Brigitte Hamann sah darin sogar einen Beweis für das mangelnde Pflichtbewusstsein der Kaiserin. In der europäischen Geschichte ist der Adel schon immer der schlimmste Gegner gekrönter Häupter gewesen. Der Hofklatsch verunglimpfte Elisabeths Sportlichkeit als Magersucht, ihre Freude an der Natur und ihre Gedichte als »Wolkenkraxelei«. Dass sie den Bällen und dem »Fegefeuer der Eitelkeiten« in Wien fernblieb, nimmt man ihr – bis heute – übel. Dennoch ist Elisabeth eine Aura eigen, die sie über jede Gehässigkeit erhaben macht. Etwas, was sich stark wie ein Wildbach seinen Weg durch felsgraue Begrenztheit sucht und jene erfrischt, die offen und ohne Vorurteile sind, die ein Abenteuer zu schätzen wissen und sich nicht in ein Korsett pressen lassen. Auf Elisabeths Spuren wandernd fand ich Erhabenheit, aber auch anspruchsvolle Herausforderungen an die Ausdauer – und dies nicht nur beim Wandern. Licht in das Dickicht der Erzählungen über Kaiserin Sisi zu bringen kam einer Achttausenderbesteigung gleich, wobei sich der Berg dieses Mal auf meinem Schreibtisch in Form von Büchern anhäufte.

Wichtige Grundlagen waren mir vor allem Das poetische Tagebuch der Kaiserin selbst, die Tagebücher ihrer Tochter Valerie, ihrer Nichte Amelie und ihrer Hofdamen sowie die Biografie ihrer Mutter Ludovika von Christian Sepp. Auch die Aufzeichnungen ihres Griechischlehrers und Vorlesers Constantin Christomanos, der mit der Kaiserin wanderte und ihr dazu verhalf, Alt- und Neugriechisch so gut zu beherrschen, dass sie Shakespeare übersetzen konnte, waren eine inspirierende Quelle.

Werde ich ein wenig mit dem Hintertreppenklatsch über Elisabeth aufräumen können und dabei Sie als Lesende auf meinem Weg zu Sisis Zauberbergen mitnehmen? Wird es mir gelingen, mit der Tradition der Sisi-Hetze zu brechen, ohne in unkritischer Bewunderung dieser außergewöhnlichen Frau zu schwelgen? Das können nur Sie als Leser:innen entscheiden. Aus ganzem Herzen kann ich aber sagen: Hinter mir liegen drei wunderschöne Jahre, die ich wandernd und nachsinnend über Kaiserin Elisabeth verbringen durfte. Dafür bin ich ihr zutiefst dankbar – und für königliche Momente unter kaiserblauem Himmel, auch wenn ich nicht immer mit ihrem Pensum Schritt halten konnte.

Ein stiller Wintermorgen am Starnberger See.

KAPITEL 1

POSSENHOFEN MÜNCHEN

FRÜHE, GLÜCKLICHE JAHRE AN DER ISAR UND AM STARNBERGER SEE

Die junge Herzogin Elisabeth, die damals noch alle Elise nannten, lässt ein wenig Kuchen unter dem Tisch verschwinden. Sie trägt ein weißes, weitschwingendes Kleid mit einer Tasche auf der linken Seite. Darin finden die Leckereien Platz. Sie riskiert viel, denn das ist äußerst schlechtes Benehmen. Aber der Zweck heiligt die Mittel: Seit Kurzem besitzt sie ein Rehkitz, das sie hier, im Schlosspark am Starnberger See, der damals noch Würmsee hieß, nebst Perlhühnern und Lämmern hütet. Die Eier der Hühner verschenkt sie an das Dienstpersonal. Die ihr auf Schritt und Tritt folgenden Lämmer und das Kitz sollen für ihre Treue mit Kuchen belohnt werden. Elise »sei der Liebling« und »von unwiderstehlichem Liebreiz«, schrieb ihre Gouvernante, die Baronin Tänzl von Tratzberg.

Wie erschrocken muss das kleine Mädchen gewesen sein, als der dreizehnjährige Erzherzog Franz Joseph 1843 zu Besuch in Possenhofen war. Ihr zukünftiger Gatte knallte als Erstes ein paar Vögel, darunter Meisen, ab und brachte sie in die Hofküche zur Zubereitung. In der Kirche wurde ihm schlecht – das dürfte die junge Elisabeth wohl kaum für ihn eingenommen haben.

VON KÖNIGLICHER HERKUNFT: ELISABETHS ELTERN

»Diese Königin ist ein Traum«, soll Napoleon über Elisabeths Großmutter Karoline, seit 1806 erste Königin Bayerns, gesagt haben. Auch deren Tochter, Ludovika Wilhelmine, spätere Herzogin in Bayern und Sisis Mutter, galt als vornehm, offen und fürsorglich. Auf dem königlichen Landsitz, Schloss Nymphenburg, und im offiziellen Wohnsitz der Familie, der Münchner Residenz, pflegten die bayerischen Könige einen herzlichen, liebevollen und heiteren Umgang.

München: Brücke im Nymphenburger Schlosspark

Die Erziehung der Prinzessinnen und vor allem der Prinzen war allerdings straff. Besonders großen Wert legte man auf Disziplin und Selbstbeherrschung, flankiert vom üblichen Kanon aus Sprachen und Allgemeinbildung. Auch darauf, dass die Nachkommen nicht zu eitel wurden, legte man großen Wert. Königin Karoline etwa instruierte ihre Hofdame, Ludovika einzutrichtern, dass sie sich nichts darauf einbilden solle, eine Prinzessin von Bayern zu sein. Und ihr war verboten, sich mit den Geschwistern über Äußerlichkeiten wie Kleidung und Putz auszutauschen.

Als Belohnung für untadeliges Benehmen – dazu gehörte auch das geduldige Aushalten langweiliger Theaterbesuche und gähnend langer Erwachsenengespräche – durfte Ludovika mit ihrer Hofdame im Park von Nymphenburg spazieren gehen. Das Schloss diente der Familie als Sommerresidenz. Lamas, Gazellen und Wasserbüffel, Affen und allerhand gefiederte Tiere, die der naturverbundene König Maximilian I. Joseph in seinem Privatzoo hielt, wurden von den Prinzessinnen begeistert mit Gebäck gefüttert. Zumindest das scheint Ludovika an ihre Tochter weitergegeben zu haben …

Schloss Nymphenburg war von 1715 bis 1918 Sommersitz der Wittelsbacher.

Die Isar trägt ihr Wasser aus den Bergen wie einen Schatz durch das Herz Münchens.

Sisis Mutter reifte zu einer außergewöhnlichen Schönheit heran. Wie üblich, wurde ihr zukünftiger Ehemann nach politischem Kalkül ausgewählt. Während Ludovikas Schwester Sophie, die zukünftige Schwiegermutter Elisabeths, über den ihr bestimmten, als körperlich und geistig schwach geltenden Erzherzog Franz Karl von Österreich verzweifelte und nächtelange Weinkrämpfe erlitt (auch wenn ihr Sohn dank dieser Herkunft später Kaiser werden sollte), schienen Ludovikas Aussichten auf den ersten Blick weniger trübe: Ihr Bräutigam war Herzog Max Joseph in Bayern. Er war fesch, schneidig, geistig rege, spendabel, wenn auch nicht unbedingt für eine monogame Ehe bestimmt. Sie hätte sich also freuen können, tat sie aber nicht. Sie war in einen anderen verliebt, einen portugiesischen Prinzen, der auch um ihre Hand angehalten hatte, was ihr Vater aber ablehnte. Herzog Max war die Alternative. Was will man erwarten? Die beiden arrangierten sich.