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Buckelpistenskilauf findet in den Medien deutliche Beachtung (Olympische Disziplin, hohe Einschaltquoten im Fernsehen). Jedoch werden diese Buckel-Abfahrten von den Freizeitskiläufern nur wenig angenommen, meist wegen fehlender Kenntnisse zur Fahrtechnik. Neu kommt jetzt hinzu, dass mit dem aktuellen Freeride-Boom immer mehr Buckelpisten in Tal-Nähe entstehen. „Du musst deine Kräfte schonen, die nächste Buckelpiste kommt bestimmt.“ ist eine häufig gestreute Bemerkung von Tiefschneefahrern. Lehrangebote für die Buckel-Technik in den Skischulen gibt es kaum, und Anleitungen in den Printmedien und im Internet sind nur sehr unvollständig. Hier eine Hilfe anzubieten ist das Anliegen des Buches, zahlreiche Bildsequenzen ergänzen den Text. Außerdem werden zwei weit verbreitete Fehleinschätzungen revidiert: Zum einen würde die Buckelpiste den Gelenken schaden; das Gegenteil ist jedoch der Fall, wenn man die korrekte Technik fährt. Zum anderen werden in den Buckeln mangels besseren Wissens meist Skischuhe mit zu viel Beugesteifigkeit verwendet, angepasstes Material kann hier sehr viel helfen.
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Seitenzahl: 92
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Walter Olbert
Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Akupunktur in Buchloe Seit 1994 Initiator und Teilhabe an einer Anzahl von internationalen sportmedizinischen Projekten mit den Themen: Funktionsfähigkeit des alpinen Skischuhs, sportmedizinische Aspekte im Buckelpistenskilauf, Sicherheit im alpinen Skilauf.
Vorwort
Die Buckelpistentechnik mit Hinweisen zur Erleichterung und Verbesserung
Beginn, Startplatz
Gedankliche Planung
Beginn der Fahrt
Beginn des Wellenausgleiches
Wahl der Richtung
Wellenkuppe und Stockeinsatz
Räumliche und zeitliche Zuordnung am Prallhang
Ruhiger Oberkörper
Optimierung der Schwerpunktlage
Bremsphase, alpine Grundposition, Kanten
Übergang zur nächsten Kurve
Wichtige Abstimmung auf dem Prallhang
Ski- und Beinstellung geschlossen
Umgebungsbedingungen
Beschreibung nicht ausschließlich buckelpistenspezifischer Merkmale
Arme
Alpine Grundposition, Merkmale
Technische Merkmale des Tiefschwunges
Übungen außerhalb der Buckelpiste
Tiefschwung
Isolierung einzelner Phasen des Bewegungsablaufs
Andere Fahrweisen in der Buckelpiste
Spezielle Trainingsformen: In der Gruppe, ohne Ski und in der schneefreien Zeit
Partnerübung
Übung ohne Ski zur „Ausleitung" von eingeübten hinderlichen Haltungen
Trockenübungen
Inline-Skating
Schneearten
Material
Ski
Stöcke
Skischuhe
Gesundheitsfaktor, Körperbau und Medizinisches
Einige persönliche Erlebnisse und Anmerkungen zur Entwicklung des Buckelpistenskilaufs
Erklärung einiger Ausdrücke
Dank
Personenregister
Literatur
Abbildung 1: Aufstellung in Fahrtrichtung
Abbildung 2: Tiefschwung, ganzer Bewegungszyklus
Abbildung 3: Nachhängender Stockeinsatz (hinderlich)
Abbildung 4: Verkrampfte Haltung beim Stockeinsatz, angehobene und nach vorne gezogene Schulter (hinderlich)
Abbildung 5: Richtiger Stockeinsatz
Abbildung 6: Örtlich und zeitlich optimale Streckung der Beine am Beginn der Prallhangfahrt
Abbildung 7: Nicht zielführendes Driften in den Buckeln
Abbildung 8: Zielführendes Driften in den Buckeln
Abbildung 9: Nach außen lenken
Abbildung 10: Absorbieren am Buckel
Abbildung 11: Absorbieren
Abbildung 12: Tiefschwung auf der planen Piste
Abbildung 13: Rücklageposition
Abbildung 14: Drücken der Skispitzen ins Buckeltal
Abbildung 15: Sprunggelenksbeweglichkeit ohne Skischuh
Abbildung 16: Sprunggelenksbeweglichkeit mit Skischuh
Abbildung 17: Optimaler Einsatz von Kanten-Schneiden-Driften
Abbildung 18: Seitbewegung während die Beine beugen und Strecken
Abbildung 19: Seitbewegung und Wellenausgleich
Abbildung 20: Betonte seitliche Streckung der Beine
Abbildung 21: Übergang zur nächsten Kurve
Abbildung 22: Auffahrt auf den Prallhang
Abbildung 23: Offene Beinstellung
Abbildung 24: Geschlossene Beinstellung
Abbildung 25: Armhaltung vor dem Körper
Abbildung 26: Parallele Achsen der Sprung-, Knie-, Hüft- und Schultergelenke (Frontalansicht)
Abbildung 27: Parallele Achsen der Sprung-, Knie-, Hüft- und Schultergelenke (Seitenansicht)
Abbildung 28: Tiefschwung auf planer Piste
Abbildung 29: Körperschwerpunkt bleibt in gleicher Höhe
Abbildung 30: Verschiedene Körperproportionen
Rasante Entwicklung und Lernerleichterung prägen den Skilauf während der letzten Jahrzehnte. Ein junger Skischüler als totaler Anfänger kann heute nach drei Tagen Skischule ohne Probleme eine rote oder blaue Piste herunterfahren. Welch ein Erfolg gegenüber wochenlangen Winzig-Schritten vor fünfzig Jahren! Dieser hohe Spaßfaktor der Skiwelt sollte uns aber trotzdem anspornen, weiter sportliche Herausforderungen zu suchen. Eine davon ist die Buckelpiste.
Der Freeride-Boom lässt auch in den Ostalpen hauptsächlich in Tal-Nähe wieder mehr Buckelpisten entstehen. Allerdings werden diese von sonst guten Geländefahrern oft als Belastung angesehen, weil die Buckeltechnik eben nicht gelernt wurde. Tenor gestreuter Bemerkungen in Freeride-Kreisen: „Du musst deine Kräfte schonen, dienächnächste Buckelpiste kommt bestimmt!" Know-how tut hier not.
Die verfügbaren Schriften und Anleitungen zum Buckelfahren in Büchern, Zeitschriften und Internet gehen sehr wenig auf Einzelprozesse des Lernens ein und zielen meistens auf Techniken ab, die die Beibehaltung des Schneekontaktes nicht als unverzichtbares Prinzip wahrnehmen und somit der weit verbreiteten Meinung Vorschub leisten, Buckelfahren schade den Gelenken, was bei einer solchen Fahrweise auch tatsächlich geschieht. Mir scheint es dagegen wichtig, eine Technik zu vermitteln, die nicht schadet, sondern im Gegenteil den Muskel-Gelenk-Apparat im positiven Sinn trainiert und auch die Herz-Kreislauf-Leistungsfähigkeit steigern kann.
Seit 1994 habe ich gemeinsam mit zwei Sportwissenschaftlern sowie einem Spitzensportler aus dem Bereich Buckelpiste (vgl. S.→) einige wissenschaftliche Projekte zur Darstellung des Bewegungsablaufes auf der Buckelpiste und auch zur allgemeinen Akzeptanz der Buckelpiste im Skigebiet durchgeführt. Neben den jeweils speziellen wissenschaftlichen Aufarbeitungen ergab sich dabei vielfach die Gelegenheit, gemeinsam praktische sport-technische Fragestellungen zu erörtern und zu üben. Viele dokumentierte Meinungen und Empfehlungen haben sich dabei in meinen Aufzeichnungen angesammelt, die dem interessierten Fahrer dienlich sind und die ich in keiner verfügbaren Literatur finden konnte.
Meiner Erfahrung nach fahren viele Freizeitskifahrer aus zwei wesentlichen Gründen eher unsicher oder gar nicht in Buckelpisten: 1. Sie befinden sich oft in steilen Hängen, wo sich nur sehr gute Skiläufer hintrauen und 2. sie wissen gar nicht, worauf sie achten sollen. Deshalb möchte ich helfen, den Spaß am Buckelpistenskilauf zu fördern, denn eins steht für mich fest: wer einmal ein Erfolgserlebnis in der Buckelpiste hatte, bei wem „der Knoten geplatzt ist" und wer erfahren hat, was es bedeutet Geschwindigkeit und Schneekontakt zu kontrollieren, der ist begeistert und wird weiterhin nach Buckelpisten Ausschau halten.
Nicht zuletzt hat hier auch der Umweltfaktor eine hohe Bedeutung: Der Buckelpistenfahrer benötigt verglichen mit den Fahrern auf der planen Piste etwa zwei Drittel bis die Hälfte der Liftkapazität (wesentlich geringere Geschwindigkeit sowie erforderliche Pausen zum Kraft-Schöpfen) und keinerlei maschinelle Präparation. Zusätzlich benötigt er wegen der nicht erforderlichen langen Abfahrt-Distanzen (die bei zügigen Fahrten auf der ebenen Piste den Spaß bringen) kaum Kunstschnee-Strecken. Ein gewaltiges Einsparpotenzial an Ressourcen summiert sich: weniger Energieverbrauch der Lifte, weniger Speicherseen mit immensem Wasserverbrauch für Kunstschnee, weniger Energieverbrauch für Kunstschnee-Erzeugung, kaum Energieaufwand für Präparierfahrzeuge .
In diesem Kapitel wird in zahlreichen Schritten der Bewegungsablauf des Buckelpisten-Schwunges beschrieben, sowie auf mögliche Fehler und deren Behebung eingegangen. Die Nennung ,links' und ,rechts' kann jeweils gegengleich vertauscht werden.
Die Einnahme der Startposition und die Konzentration auf das Kommende kann im Sport manchmal wichtig sein, ein anderes Mal völlig nebensächlich. Hier in der Buckelpiste sollten wir schon bedachtsam an die Fahrt herangehen, allerdings nicht verkrampft. Wir stellen uns etwa in Falllinie auf (vgl. Abb. 1). Von unserem Startplatz aus sollten wir gelassen den ersten Abschnitt des Hanges überblicken.
Ein Tipp: Da wir uns manchmal in etwas steilerem Gelände befinden, müssen wir mit den Skiern quer zum Hang stehen und uns beim Blick in die Fahrtrichtung verwinden. Dies stört die entspannte Inspektion. Falls es die Schneelage erlaubt, kann man nun die Skier in Fahrtrichtung, also einen nach dem anderen um 90° gedreht, mit dem Skiende in den Schnee rammen, so dass der Vorderski leicht von der Waagerechten nach oben abweichend aus dem Schnee herausragt. Mit dem Bindungsabschnitt stehen wir dann noch auf dem Schnee. So können wir bequem und aufmerksam den Hang beurteilen.
Abbildung 1: Aufstellung in Fahrtrichtung
Gedankliche Erfassung der Fahrtlinie in Reichweite der nächsten vier bis fünf Buckel. Bei der weiteren Fahrt sollte immer ein Abschnitt von 3 bis 5 Buckeln überblickt und geplant werden. Dies durchzuhalten ist wichtig, einige Überlegungen und mögliche Fehlerquellen dazu:
Fehlende Übersicht
Der Blick richtet sich beim Fahren fälschlicherweise auf die Fläche der ersten ein bis drei Meter unmittelbar vor den Skiern.
Abhilfe:
Überlegen , was da die Ursache ist. Oft ist es unterschwellig Angst oder Verkrampfung, denn die natürliche und korrekt orientierende Blickrichtung beinhaltet, dass man die nächsten 20 bis 30 Meter überblickt. Diese Vorgabe sich in allen Situationen des Skilaufens immer wieder neu abrufen.
Zu kurzes und zu enges Sichtfeld
Wir sind überfordert, wenn wir den Blick auf den Nahbereich richten und innerhalb der nächsten 1 bis 2 Meter über unsere Technikanwendung in den Buckeln entscheiden müssen (auch wenn dies zum Teil unterbewusst erfolgt). Hinderliche bzw. weniger zielführende Bewegungen sind die Folge.
Abhilfe:
Einen Überblick über die nächsten 3 bis 5 Buckel verschaffen. Am Start: gedanklich die Linie für diese Strecke durchspielen, an die jeweiligen Körperwendungen denken, an die Rechtzeitigkeit, die Betonung von bestimmten Phasen und die erforderliche Lockerheit. Dieser Plan muss nicht 1:1 umgesetzt werden. Aber die Vorausempfindung versetzt uns in die Lage, die spätere Umsetzung mindestens zu einem geringen Teil vorher schon zu wissen . Dies schafft Freiraum.
Die Vorausschau über die benannte Buckelzahl während der Fahrt immer wieder neu herstellen.
Lernhilfe bei vergeblicher Suche nach einer gelungenen Linie:
Wenn man die Möglichkeit hat, hinter jemandem herzufahren, der die Buckelfahrt mit Schneekontakt sehr gut und deutlich besser als man selbst beherrscht, so sollte man dies unbedingt nutzen. Sehr wichtig dabei ist es, einen möglichst geringen Abstand zu halten, damit man der Linie möglichst genau folgen kann. Sie werden feststellen, dass Sie eine Fahrstrecke meistern, die sie allein bei weitem nicht so bewältigen könnten. Der Hauptgrund dafür ist, dass der „Instruktor" eine wesentlich bessere Linie gewählt hat als Sie es vielleicht allein getan hätten. Ein Weltspitzen-Fahrer, mit dem wir längere Zeit in diversen Projekten zusammengearbeitet haben, vertritt die Meinung: „Die Linie ist das A&O".
In weitgehend aufrechter Haltung Beginn der Fahrt leicht nach links kurvend am Höhepunkt des ersten Buckels vorbei zielend.
Da wir uns in einer Lernphase befinden und unsere Fahrten öfter unterbrechen, tritt diese Beginnphase häufig auf. Wichtig dabei ist es, immer wieder die Richtung bei der ersten Kurve zu ändern und dabei den unterschiedlichen Eindrücken nachzuspüren. Dies ist am Anfang bei geringer Geschwindigkeit leicht möglich.Stichworte: Auf welcher Seite bin ich sicherer? Auf welcher Seite gelingt mir der Kanteneinsatz besser?
Hier beginnt also der Tiefschwung (vgl. S. → ff, S.→), das hauptsächlich prägende Merkmal bei der Buckelpistenfahrt.
Bei Erreichen des ersten Buckels im Sprung-, Knie- und Hüftgelenk (später als die drei relevanten Gelenke bezeichnet) so weit beugen, dass der Schwerpunkt des Körpers während der Fahrt in gleicher Höhe bleibt (vgl. Abb.29, S. →), gleichzeitig (früh genug) die Knie nach rechts kippen und somit die sich darstellende Rechtskurve einleiten. Ein aktives Drehen der Skier sollte gar nicht notwendig sein, weil dies durch die Fahrtdynamik und das Geländerelief bewirkt wird. Während dieser Phase des Schwunges trifft der Fahrer seine Linienwahl für die Buckelpiste, weil er mit dieser ersten Kurve meist schon den Ort seiner nächsten Kurve festlegt.
Naturgemäß ist dieser Schwung auf der planen Piste ein „Fremdkörper" und - falls man ihn trotzdem anwendet – weniger effektiv für den Kanteneinsatz und die Richtungsänderung als ein für dieses Gelände (plane Piste) geeignete andere Schwungausführung. Die uns im Allgemeinen zur Verfügung stehende Geländeform (plane Piste) motiviert uns also nicht, den Tiefschwung anzuwenden. Wir sollten jedoch als „Buckelanwärter" den Tiefschwung auch außerhalb der Buckelpiste immer wieder üben. Im,,Ski-Alltag" wird dieser nämlich kaum eingesetzt, selbst wenn man ihn früher einmal gelernt hat.
Übungsmöglichkeiten:
Jedes Gelände , in dem Wellen sind (das kann auch eine einzelne Unebenheit sein), zur Übung des Tiefschwunges nutzen, z.B.: Abfahrten im freien Gelände; Plätze, die sich für einen eleganten Sprung anbieten, mal anders nutzen und mit Tiefschwüngen Schneekontakt halten; Übergänge von der präparierten Piste ins Freigelände; Wellenbahnen in Snow-Parks.
Im Frühjahr, bei wärmeren Temperaturen und Sonnenschein, bilden sich am Nachmittag auf flachen und mittelsteilen präparierten Pisten oft deutliche Buckel aus. Diese sind meist problemlos ohne Ausgleichen mit einfachem Umkanten zu umfahren. Wir hingegen als Buckel-Anwärter sollten diese Strecken als Übungsplätze annehmen und Tiefschwünge fahren.
Abbildung 2: Tiefschwung, ganzer Bewegungszyklus
Die minimale Drehung der Skier unmittelbar nach dem Start und die damit aufgenommene Fahrt wird hier nicht beschrieben, weil sie dem Fahrtbeginn zuzuordnen ist und nur einen Teil der Elemente in voller Fahrt repräsentiert.