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Münchens Straßen haben so viel zu bieten: Skulpturen, moderne Kunst oder Street Art, es ist für jeden etwas dabei! Der Autor nimmt Sie mit in die Vergangenheit und erzählt über die Schöpfer der Skulpturen im Nymphenburger Schlosspark, um Sie dann in die Gegenwart zu holen und mehr über das Mural des blauen Reiters zu verraten. Lassen Sie sich auf sieben Spaziergängen in Münchens kreative Seiten entführen!
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Seitenzahl: 159
Bernd Zillich
7 WalksdurchMünchenskreative Seiten
Einzigartige Kunst in den Straßen Münchens.
Vorwort
Schloss Nymphenburg
1. Die Götter des Schlossparks
U-Bahnhof Westfriedhof
2. Ingo-Maurer-Beleuchtung
Die kultivierte Wohnsiedlung
3. Borstei
Street Art
Dachauer Straße
4. Floral Universe
5. Cucatraffic
6. The Cabinet of Curiosities
7. Wandmalerei an der Kita »Herzerl«
8. Der Reiter
9. MUCCA
10. Hände hoch für Waffenkontrolle
Bayerstraße
11. Georg-Elser-Graffito
12. Durch die Blume gesagt
Westend
13. Bavariapark
14. Sweet Brown Snail
15. Endlose Treppe
16. Gentrifizierung
17. Sturm
Hofmannstraße
18. Mural von Okuda
19. Mural von Jana & JS
20. Harmony
Altstadt Süd
21. Brunnenbuberl
22. Richard-Strauss-Brunnen
23. Keiler am Jagdmuseum
24. Der schöne Turm
25. Die Mariensäule
26. Der Fischbrunnen
27. Airborne
28. Klangsteine in der Gasse
29. Karl-Valentin-Brunnen
30. Liesl-Karlstadt-Brunnen
31. Weiß-Ferdl-Brunnen
32. Ida-Schumacher-Brunnen
33. Roider-Jackl-Brunnen
34. Elise-Aulinger-Brunnen
35. Julia Capulet
Munich Art District
36. Tiger and Dragon
37. Musterhaus
38. Lot und seine Töchter
39. The Painter
40. Meisen
41. Hands
42. Die einfachen Dinge
Altstadt Nord / Kunstareal
43. Bronzestandbild für Lorenz von Westenrieder
44. Aufsteigendes Pferd mit Reiter
45. Christoph-Willibald-Gluck-Denkmal
46. Denkmal für Kurfürst Max Emanuel
47. Orlando-di-Lasso-Denkmal
48. Maximilian-von-Montgelas-Statue
49. Sphere
50. Die hängenden Gärten
51. Tauben-Marie-Brunnen
52. Quellnymphenbrunnen
53. Reiterstandbild Maximilian I.
54. Prinzregent-Luitpold-Brunnen
55. The Wings
56. Large Red Sphere
57. Futuro
58. Buscando la luz
59. Große Biga
60. Trojanisches Pferd
61. Rossebändiger
62. Present Continuous
63. Minna Thiel
Werksviertel-Mitte
64. Hands Off The Wall
65. Stop Bombing Civilians
Leopoldstraße / Schwabing
66. Mahnmal für die Weiße Rose
67. Castor und Pollux
68. Allegorie der Lehre
69. Walking Man
70. Wedekind-Brunnen
71. Die Krumme Laterne
72. Helmut-Fischer-/Helmut-Dietl-Denkmal
73. Bally-Prell-Brunnen
Am Nordbad
74. Oculus memoriae, Oculus oblivionis, Oculus historiae
Entlang der Isar
75. Industrie und Landwirtschaft
76. Meergott auf Seepferd
77. Spiel der Wellen
78. Badende
79. Der Holz sammelnde Mann
80. Bavaria
81. Chronos
82. Bismarck-Denkmal
83. Vater-Rhein-Brunnen
84. Bukolika
85. An der Lilienstraße
86. Gerundetes Blau
Effnerplatz
87. Mae West
Giesing/Candidplatz
88. Räterepublik
89. Candidplatz
Am Hart
90. Denkmal in der Troppauer Straße
91. Feuer & Flamme
92. Weltbürger
Register
Impressum
1 Dachauer Straße
2 Westend
3 Altstadt Süd
4 Altstadt Nord/Kunstareal
5 Leopoldstraße/Schwabing
6 Entlang der Isar
7 Am Hart
Als Münchner Kunstfreund hat man die Qual der Wahl. Die bayerische Metropole hat eine Museumslandschaft, die ihresgleichen su<<<<cht: Pinakotheken, Haus der Kunst, städtische und private Galerien, Künstlervillen, Dauerausstellungen. Und das ist erst der Anfang. Denn Museum ist überall! Auf Schritt und Tritt begegnet man im öffentlichen Raum der Stadt Kunstwerken aller denkbaren Stilrichtungen. Die großen, zu Wahrzeichen der Stadt gewordenen modernen Kunstwerke wie das Montgelas-Denkmal auf dem Promenadeplatz, die Mae-West-Skulptur auf dem Effnerplatz oder der kolossale Walking Man in der Leopoldstraße sind von niemandem zu übersehen. Und freilich sind neben diesen neuen Wahrzeichen auch die klassischen wie der Fischbrunnen oder das Rathaus-Glockenspiel auf dem Marienplatz für die Münchner und auch für die Zugezogenen hochrangige Objekte des Interesses.
Über andere, nicht immer unmittelbar sichtbare Werke »stolpert« man indes immer und immer wieder. Und es liegt an der Neugier bzw. der Aufmerksamkeit des Spaziergängers, ob er achtlos an ihnen vorbeigeht oder ob er sie entdeckt. Sei es ein Basrelief an der Fassade eines Gebäudes aus der Gründerzeit, ein mit Liebe gestalteter Brunnen oder eine originelle Plastik. Die Vielfalt ist unglaublich. Dieses Buch hat das Ziel, auf die Allgegenwärtigkeit von Kunstwerken im öffentlichen Raum Münchens aufmerksam zu machen. Es möchte Kunstsuchenden sowohl eine Reihe von Spaziervorschlägen präsentieren, an denen sie sich orientieren können, als auch auf einzelne weit in der Stadt verstreute Ziele verweisen, die nicht unbedingt auf den ersten Blick spektakulär sind, dafür aber mit ihrer Vielfalt, Fantasie und Originalität punkten.
Neben Skulpturen, Denkmälern und Kunstobjekten richtet das Buch besonderes Augenmerk auf die Street Art – eine Kunstform, die in der subjektiven Wahrnehmung vieler Münchner noch immer keine große Rolle spielt, weil sie im Stadtbild – zumindest in Form von großen Wandmalereien – nur selten zu sehen ist. Sichtbar sind für Laien meist nur die aus kryptischen Schriften bestehenden Graffiti, die in ihrer weniger gelungenen Erscheinung von der »Vox Populi« gerne als Schmierereien interpretiert werden.
Rund um eine nicht allzu akademische Beschreibung der vorgestellten Kunstwerke unterhält uns das Buch mit Schnipseln aus der Biografie mancher Beteiligter und wirft zugleich einen liebevollen Blick auf die Stadt, auf kleine und große Geschichten, auf Skurriles und historisch Interessantes.
Mit herzlichen Grüßen
Bernd Zillich
In der denkmalgeschützten Wohnsiedlung Borstei sind sogar Geräteschuppen kunstvoll bemalt.
Für meinen geliebten Vater, Bernd Zillich (1943–2024). Mit diesem Buch schenkst du uns Einblicke in deine einzigartige Sicht auf dein geliebtes München. Ich bewundere deine Leidenschaft, Momente einzufangen, und die Hingabe, mit der du dieses Werk in deinen schwersten Tagen vollendet hast. Du hast uns mit deiner Unermüdlichkeit berührt. Mit diesen und all den weiteren Spuren deines Lebens, die du uns hinterlassen hast, bleibt uns etwas Unvergängliches, das uns für immer mit dir verbinden wird.
In ewiger Dankbarkeit
Dein Julian
München gilt als Vorreiter der deutschen Street Art, im Stadtbild ist sie allgegenwärtig.
Die Geburt von Kurprinz Max Emanuel von Bayern aus dem Hause Wittelsbach im Jahr 1662 war der Anlass für die Errichtung von Schloss Nymphenburg und seinem Garten. Diese Anlage sollte als Geschenk für die Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen, die junge Mutter des Kurprinzen, dienen. Heute gilt der Nymphenburger Schlosspark als eines der größten und bedeutendsten Gartenkunstwerke in Deutschland.
Ein großzügiges Skulpturenprogramm charakterisiert den Schlosspark. Die majestätischen Statuen im Parterre des Schlossgartens und an der großen Kaskade am östlichen Ende des Mittelkanals sind wahre Publikumsmagnete, die jedes Jahr Tausende von Besuchern in ihren Bann ziehen. Die Statuen zeichnen sich durch ihre beeindruckende Schönheit aus. Besonders sehenswert sind die zwölf Götterstatuen, die das barocke Parterre schmücken. Sie wurden unmittelbar hinter dem Schloss angeordnet und bilden gewissermaßen ein »göttliches Spalier«.
Die Statuen lassen sich nicht nur als Kunstwerke von hoher ästhetischer Bedeutung erleben, sondern bieten zugleich die Gelegenheit, in eine andere Zeit und in die faszinierende Welt der Mythologie einzutauchen. Wie das auch bei christlichen Heiligen der Fall ist, kann man die Götter an den Attributen erkennen, mit denen sie dargestellt werden. Als König der Götter ist Jupiter mit einem Blitzbündel ausgestattet, das seine Macht und Herrschaft symbolisiert. Neptun, der Gott des Meeres, ist mit einem Dreizack versehen, er reitet bisweilen auf einem Wagen, der von Meereswesen gezogen wird. Apollo, der Gott der Sonne, des Lichts und der Kunst, wird mit einer Leier dargestellt, Merkur mit Flügelschuhen und einem Flügelhelm.
Die alten Römer akzeptierten die Götter aller Völker des Imperiums. So übernahmen sie viele Götter von den Griechen und gaben ihnen lateinische Namen. Deshalb sind die Bezeichnungen für die Gottheiten oft unterschiedlich, obwohl es jeweils um die gleiche Figur geht. Beispielsweise wird die Göttin der Liebe bei den Römern »Venus« und bei den Griechen »Aphrodite« genannt. Und »Jupiter«, der höchste aller römischen Götter, hieß in Griechenland »Zeus«.
Statue des Merkur – des Boten der Götter und Vermittlers zwischen Himmel und Erde
Darstellung des Jupiter – das Blitzbündel kennzeichnet ihn als obersten Gott.
Als alte Frau mit Turm auf dem Kopf präsentiert sich die Muttergottheit Kybele.
Statue des Kronos – der machtbesessene Titan verschlingt eines seiner Kinder.
Eine der beeindruckendsten und eine bei genauem Hinsehen fast furchterregende Statue ist jene des Gottes Kronos (lateinisch: Saturn). In der griechischen Mythologie war er einer der zwölf Titanen und der Sohn des Uranus – der als Gott des Himmels galt – und der Gaia – der personifizierten Erde. Mit der Entmannung seines Vaters hatte Kronos der Sage nach die Herrschaft über das Universum übernommen. Kronos wurde eine unglückliche Prophezeiung zuteil, die besagte, dass eines seiner Kinder ihn eines Tages stürzen würde. So verschlang Kronos aus Furcht vor diesem Unheil seine Kinder unmittelbar nach ihrer Geburt. Die Nymphenburger Statue zeigt ihn während dieses grausamen Aktes. Nur Zeus konnte sich retten, denn seine Mutter Rhea hielt ihn versteckt. Sie überreichte Kronos stattdessen einen eingewickelten Felsen. Kronos bemerkte den Betrug nicht und vertilgte den Klotz. Als Zeus zum Mann herangewachsen war, erhob er sich gegen Kronos und die Titanen und stürzte sie schließlich von ihrem Thron, um selbst die Herrschaft über das Universum anzutreten.
Ebenfalls beeindruckend ist die Statue einer Frauenfigur mit einem Turm auf dem Kopf: Kybele ist eine Göttin aus der griechischen Mythologie, die bei den Römern auch als »Magna Mater« (Große Mutter) bekannt war. Sie galt als Göttin der Fruchtbarkeit und der Natur. Ursprünglich war sie eine phrygische Göttin, die von Rom übernommen und in das Pantheon (Haus der Götter) eingeführt wurde. Die Göttin wurde zusammen mit ihrem Geliebten Attis ursprünglich in Phrygien (Kleinasien) und später in Griechenland, Thrakien und Rom verehrt. Der Kybele- und Attis-Kult war bis in die Spätantike ein im ganzen römischen Reich verbreiteter Mysterienkult.
Kybele trägt als Attribut meist eine Krone in Form einer Stadtmauer (»Corona Muralis«) auf dem Kopf. Solch eine »donna turrita« (italienisch: Frau mit Turm) ist eines der Nationalsymbole Italiens, eine weibliche Allegorie für das Land. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Römer ihren Sieg gegen die Karthager dem Schutz der Großen Mutter Kybele zuschrieben.
Jupiter ist eine der bedeutendsten Gottheiten der römischen Mythologie. Mit der Zeit übernahm Jupiter alle Eigenschaften des griechischen Äquivalents Zeus, bis er vollständig mit ihm identifiziert wurde. Jupiter galt als König der Götter. Ursprünglich war er der Gott des Himmels und wurde als Herrscher des Regens, des Donners und des Blitzes verehrt. Seine Darstellung in der Kunst war oft majestätisch und kraftvoll, mit einem Blitzbündel, einem Adler und einem Zepter als typischen Attributen.
Juno ist eine altitalische Göttin, die mit der griechischen Göttin Hera gleichgesetzt wurde. Der Monatsname Juni wurde von ihrem Namen abgeleitet. Juno, Jupiters Gemahlin, wird beschrieben als mächtige und eifersüchtige Göttin, die ihre Ehe und ihre Familie mit aller Kraft zu beschützen versuchte. Sie galt als Göttin der Schönheit, der Ehe, der Geburt und als Beschützerin der Frauen. Sie wurde oft mit einem Pfau dargestellt, was ihre Schönheit unterstreichen sollte.
Eine der ohne Zweifel originellsten Geschichten der römischen Mythologie ist jene von Juno und dem Pfau, die der Dichter Ovid in seinen »Metamorphosen« überliefert. Sie handelt von einem Riesen namens Argus, der 100 Augen hatte. Mit seinen »Argusaugen« war er in der Lage, alles um sich herum zu überblicken.
Als Jupiter, der Seitensprüngen niemals abgeneigt war, einmal bei einem Treffen mit der schönen Io von Juno überrascht wurde, verwandelte er seine Geliebte gerade noch rechtzeitig in eine schneeweiße Kuh. Daraufhin bat die schlaue Juno um dieses Tier als Geschenk. Widerwillig, aber in der Hoffnung, dass seine Tarnung nicht auffliegen würde, übergab Jupiter Juno das Tier. Um dieser Affäre ihres Mannes ein Ende zu setzen, ließ Juno die Kuh von nun an bei Tag und bei Nacht von Argus bewachen. Dessen Augen schlossen sich abwechselnd jeweils paarweise zum Ausruhen, während die anderen wachsam blieben. Doch Junos Plan ging nicht auf: Um wieder zu seiner Geliebten zu gelangen, ließ Zeus Argus töten.
Juno war sehr traurig über den Tod von Argus und wollte ein Andenken für ihn schaffen. Deshalb sammelte sie dessen Augen auf und gab sie einem Vogel, dem Pfau, als Sternenjuwelen auf den gefiederten Schweif. So erhielt der Pfau sein mit Augen geschmücktes Rad und Juno den Pfau als Attribut.
Die imposanteste Statue des Parterres ist ohne Zweifel jene des Hades. Dieser ist in der griechischen Mythologie der Herrscher über die Unterwelt. Sein Name ist zugleich als Bezeichnung für die Unterwelt als Ort geläufig. Die römische Entsprechung dieses Gottes ist Pluto. Hades/Pluto wird oft zusammen mit dem Hund der Unterwelt, Kerberos bzw. Cerberus, dargestellt: einem mehrköpfigen Höllentier, das den Eingang zur Unterwelt bewacht, damit kein Lebender eindringt und kein Toter entrinnt.
In diesem Zusammenhang ist es unausweichlich, die unglückliche Liebesgeschichte des Gottes der Unterwelt mit der römischen Göttin Proserpina zu erzählen – in der griechischen Mythologie kennt man sie als Persephone. Proserpina war die Tochter des Jupiter und der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres. Übrigens: Den Namen Letzterer greift das Wort »Cerealien« auf. Es handelt sich um eine der bekanntesten Sagen der griechisch-römischen Mythologie: die Entführung der Proserpina. Proserpina war Plutos auserwählte Braut. Unter der Beihilfe seines Bruders Jupiter, Proserpinas Vater, entführte er sie in die Unterwelt und machte sie zur Herrscherin über die Toten. Ceres, ihr griechisches Pendant ist die Göttin Demeter, begab sich auf die verzweifelte Suche nach ihrer Tochter. Doch als die anderen Götter sich weigerten, ihr zu helfen, schwor sie Rache. Sie verfluchte die Welt, entzog der Erde ihre Fruchtbarkeit, ließ die Samen verderben und brachte Tod und Verderben über das Vieh und die Bauern. Schließlich sah sich Jupiter dazu gezwungen, Proserpina ihrer Mutter zurückzugeben. Pluto willigte nur unter der Bedingung ein, dass Proserpina bis dahin keinen einzigen Bissen in der Unterwelt gegessen haben dürfe. Doch sie hatte bereits sieben Kerne eines Granatapfels verspeist. Ascalaphus, ein Geschöpf der Unterwelt, hatte sie beobachtet und verraten. Als Vergeltung verwandelte Proserpina ihn in eine Eule. Aus diesem Grund wurde es Proserpina nicht gestattet, permanent aus der Unterwelt zurückzukehren. Stattdessen sollte sie ein Drittel des Jahres bei ihrem Ehemann in der Unterwelt verbringen, weshalb während dieser Zeit Trauer und Winter auf der Erde herrschten. Den Rest der Zeit verbrachte sie auf dem Olymp bei ihrer Mutter, dann erblühte die Natur, und der Frühling kehrte zurück.
Juno, Göttin der Schönheit, erwartet die Besucher gemeinsam mit ihrem Pfau.
Diana, die Göttin der Jagd, ausgestattet mit Pfeilen und einem goldenen Bogen
Meeresgott Poseidon darf im Reigen der Götter des Schlossparks nicht fehlen.
Es würde zu weit führen, den Exkurs in die Mythologie fortzusetzen. Interessierte finden leicht einen Weg, aufgrund von Attributen die entsprechenden Gottheiten zu erkennen. Beispielsweise kann man Bacchus, den Gott des Weines und des Rausches, durch die Darstellung mit Weinranken und Trauben leicht identifizieren. Mercurius/Hermes, der Bote der Götter, wurde oft als junger Mann mit Flügeln an den Fersen dargestellt.
Der Name des griechischen Meeresgottes Poseidon dürfte selbst bei jenen Menschen bekannt sein, die sonst wenig Bezug zur griechischen Mythologie haben. Gefühlt jedes zweite griechische Restaurant in Deutschland trägt diesen Namen. Poseidon galt in der griechischen Mythologie als einer der mächtigsten Götter und hatte die Kontrolle über das Meer, die Flüsse und die Seen.
Ein paar Worte zu den Bildhauern, die die Statuen fertigten: Roman Anton Boos schuf die Figuren des Bacchus (1782), des Merkur (1778), des Apollo (1785), der Venus (1778), der Diana (1785) und der Ceres (1782). Von Dominik Auliczek sind die Statue der Proserpina (1778), der Juno (1791–1792), des Pluto (1778) und des Jupiter (1791–1792). Die Figuren des Saturn und der Kybele stammen indessen von Giovanni Marchiori (1765).
2022 wurden die Skulpturen im Nymphenburger Schlosspark Opfer eines Diebstahls. Die Attribute einiger Statuen wurden entwendet. Trotz intensiver Ermittlungen durch Denkmalschutz und Polizei blieb das Gestohlene, darunter der Stab des Hermes, der Bogen der Diana und das Zepter der Proserpina verschwunden. Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden Repliken aus dem 3-D-Drucker erstellt und mit einem Speziallack vergoldet.
Nur einen kleinen Fußweg von Schloss Nymphenburg entfernt, befindet sich das urgemütliche, schön eingerichtete kleine Café am Schloss – genau der richtige Ort für eine Pause nach einer Besichtigung des Parks und seiner Götter. Das kleine Café inmitten einer der schönsten Wohngegenden Münchens hat einen schönen Außenbereich mit mehr Platz draußen als drinnen.
Bei der Anreise mit der U-Bahn (U1) zum unserem nächsten Ziel sorgt bereits der U-Bahnhof selbst für ein ästhetisches Erlebnis sondergleichen. Vor allem wegen seiner innovativen Beleuchtung in coolem Industrie-Chic ist die Haltestelle nicht umsonst zu einem der beliebtesten Fotomotive im Münchner Untergrund geworden. Elf überdimensionale Lampen erstrahlen in den Farben rot, gelb und blau, was zusammen mit dem am westlichen Ende des Bahnhofs einfallenden Sonnenlicht eine außergewöhnliche Beleuchtung erzeugt. Damit wird der Bahnsteig in unterschiedliche Farbtöne gegliedert. Die rauen Wände des Bahnhofs verstärken dieses bemerkenswerte Ambiente, das man in einer solchen Form eher von Metropolen wie New York erwarten würde.
Das Lichtkonzept stammt vom weltbekannten Designer Ingo Maurer (1932–2019), der vor allem mit seinen Leuchten und Lichtinstallationen bekannt wurde. Er schuf unter anderem die Beleuchtung am Bahnhof Münchner Freiheit und stattete sieben neue U-Bahn-Haltestellen in Karlsruhe aus.
Lichtkunst von Ingo Maurer – das Aussteigen am U-Bahnhof Westfriedhof lohnt sich.
Farben und Licht verschmelzen und kreieren eine einzigartige Stimmung.
Die vergoldete Bronzebüste »Frühling« ist auch im Winter ein Hingucker.
Vom Bahnhof Westfriedhof in Richtung Osten (Baldurstraße) erreicht man in weniger als einem halben Kilometer die Borstei. Die historische und heute denkmalgeschützte Wohnsiedlung wurde in den Jahren zwischen 1924 und 1929 im Stadtviertel Moosach errichtet. Der Unternehmer Bernhard Borst verwirklichte mit diesem Ensemble seine Ideale. Er strebte danach, die Herausforderungen im Wohnungsbau zu lösen, indem er die Vorzüge von Einfamilienhäusern mit der praktischen Gestaltung von Etagenwohnungen vereinte. Dabei lag sein Fokus auf der Entlastung der Hausfrauen und dem Wohlbefinden der Bewohner.
Bernhard Borst (1883–1963) kam im Alter von 13 Jahren als Lehrling im Maurerhandwerk nach München. Anschließend besuchte er die Baugewerkschule und erlangte Anerkennung durch seine Zusammenarbeit mit verschiedenen etablierten Architekten. Im Jahr 1908 machte er sich schließlich als Architekt und Bauunternehmer selbstständig.
1923 erwarb Bernhard Borst ein großes Grundstück an der Dachauer Straße, das über einen Gleisanschluss verfügte und als Standort für sein Bauunternehmen dienen sollte. Neben Werkstätten plante er auch die Errichtung von Wohnhäusern. Als die Stadt 1927 den Bau von 26 Gebäuden genehmigte, entschied er sich, das gesamte Areal mit Wohnungen auszustatten und dabei großzügige Gartenflächen zu integrieren, um den Grundriss aufzulockern. Die Höfe und Wohnhäuser wurden durch Gewölbe und Durchfahrten miteinander verbunden. Das Ergebnis war die Borstei, eine Siedlung mit gehobener Ausstattung, einschließlich Zentralheizwerk und allen notwendigen Annehmlichkeiten für das anspruchsvolle Bürgertum.
Die Vereinigung von Kunst und Natur hatte für Bernhard Borst eine herausragende Bedeutung. Die zahlreichen Skulpturen und Reliefs, die in den Gärten der Anlage zu finden sind, gehen mit den großformatigen Fresken, die einige Gebäude zieren, eine harmonische Verbindung ein.
Da die Borstei weit abseits der üblichen Touristenpfade liegt und nur geringe Erwähnung in Reiseführern findet, bleibt dieses einzigartige Juwel in München oft unentdeckt und ist nur einer begrenzten Anzahl von Besuchern bekannt. Ein vergleichbares Beispiel ist deutschlandweit kaum zu finden.
Die Borstei setzt sich heute aus 77 miteinander verbundenen Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 778 Wohnungen zusammen. Diese umgeben sieben begrünte Höfe, die jeweils eine unterschiedliche Geometrie aufweisen: die Kastanienallee, der Garten der Ruhe, der Rosengarten, der Ladenhof, der Weidenhof, der Paul-Bürck-Garten und der Verwaltungshof.
Die zauberhaften Gärten der Borstei sind ein Ruhepol mitten in der Großstadt. In der Borstei wurde die Natur großzügig eingebunden: ein Teich, mehrere Brunnen und sehr viel Grün – nur 20 Prozent der Fläche sind bebaut. Hierzu schrieb Borst seinerzeit: »Nachdem ich schon die ersten Häuser der Borstei erbaut hatte, kam mir an einem wundervollen Maisonntag im Schleißheimer Schlossgarten der Gedanke: Warum baut man nicht um den Garten, der den Menschen so viel Freude, Ruhe und Entspannung geben kann, Wohnungen?«