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Ein Buch für Eltern, PädagogInnen, Lehrkräfte, TrainerInnen sowie für alle Interessierte, die lernen möchten, wie man ressourcenschonende Strategien nutzt, um (wieder) Freude im Umgang und der Kommunikation mit Kindern zu haben. Ein Buch für Erwachsene, die sich wünschen, dass sich die Kinder auf sie verlassen und "einfach mal das tun, was ihnen gesagt wird" Dieses Buch erklärt aus ganzheitlicher Sicht die Ursachen unserer Handlungen in der Erziehung von Kindern. Sowohl aus der Sicht des Kindes als auch aus der Sicht des Erwachsenen. Die Autorin nimmt die LeserInnen mit vielen praktischen Beispielen mit, logische Zusammenhänge zu verstehen und bietet konkrete Handlungsansätze für den Erziehungsalltag an. Dieses Buch richtet sich an alle Eltern und an all diejenigen, die sich mit Themen wie "wertschätzende Kommunikation" und "logische Konsequenzen" auseinandersetzen möchten.
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Seitenzahl: 163
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Ein Buch für Eltern, PädagogInnen, Lehrkräfte, TrainerInnen sowie für alle Interessierte, die lernen möchten, wie man ressourcenschonende Strategien nutzt, um (wieder) Freude im Umgang und der Kommunikation mit Kindern zu haben. Ein Buch für Erwachsene, die sich wünschen, dass sich die Kinder auf sie verlassen und "einfach mal das tun, was ihnen gesagt wird".
Gabriele Wenzelburger
Dipl. Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin
Beratung und Management - Schulungen und Vorträge auf
Anfrage via [email protected]
Feedback aus Vorträgen für Eltern:
„Frau Wenzelburger bringt die wichtigen Themen super gut und verständlich auf den Punkt. Dank Ihrer Hilfe ist unser Familienleben mittlerweile deutlich entspannter!“
„Sie bringt auf den Punkt, worauf es in der Erziehung ankommt, gibt wertvolle, praktische und einfach anzuwendende Handlungstipps mit nach Hause, die das Familiengefühl langfristig und positiv stärken und eine liebevolle Erziehung unterstützen.“
„Frau Wenzelburger hat uns Eltern an diesem Abend auf eine Reise mitgenommen - durch die Stationen und verschiedenen Kapitel kindlicher Entwicklung mit ihren Besonderheiten und Bedürfnissen, Eigenheiten und Hintergründen. Sie spannte den Bogen bis hin zu allgemeinen praktischen Handlungstipps für wertschätzende Kommunikation, die für jede Familie im Alltag anwendbar sind. Frau Wenzelburger hat aus meiner Sicht viele bekannte und griffige Beispiele aus einem Familienalltag gewählt und auf unterhaltsame interaktive, aber auch sehr sympathische Art die Zuhörer mitgenommen, die Perspektive der Kinder einzunehmen.”
„Praxisnah und gut nachvollziehbar hat sie kleine Anregungen gegeben, welche sehr gut und einfach in den Alltag zu integrieren sind. Sie ist wie ein Übersetzungsbuch zwischen der Handlung der Kinder und unserer Reaktion.“
Vorwort
1 - Stress und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Erziehung
2 - Glaubenssätze
3 - Selbstliebe als Grundlage zur Vermittlung von Selbstwert
4 - „Weil ich bei mir bin, kann ich für dich da sein!“
5 - Als Erwachsene für Kinder sichtbar sein
6 - Haltung durch Handlungsplanung
7 - Methodisches Vorgehen
8 - Logische Konsequenzen und die Einbeziehung der Fachlichkeit“
9 - Zusammenführung aller Methoden
10 - Geschwisterrivalität
11- Wahrnehmungsentwicklung
12 - Ausblick auf die zukünftigen Herausforderungen im schulischen und pädagogischen Alltag
Schlusswort
Seit über 25 Jahren interessiere ich mich nun für die kindliche Entwicklung.
Während ich meine berufliche Laufbahn als Erzieherin startete, dachte ich bereits darüber nach, wie schön es wäre, einen eigenen „Kinderladen“ zu leiten. Einen Ort, an dem Kinder sich wohlfühlen und an dem sie viele Möglichkeiten geboten bekommen, ihre Zeit in einer wertschätzenden Lernumgebung zu verbringen.
Nachdem ich viele wertvolle Erfahrungen während meiner Ausbildung sammeln konnte, war es dann sehr schnell soweit, dass ich mich selbstständig machte. Als „Erzieherin auf Leihbasis“ führte ich unterschiedliche Projekte, hauptsächlich in Kindergärten durch. Jeden Tag begann ich damit, mir vorzustellen wie es wäre, wenn ich eigene Räume hätte, in denen ich meine Arbeit durchführen könnte. Vielfältige Angebote sollten es sein, so dass für jede Familie etwas dabei wäre. Freizeitangebote für Kinder, Hausaufgabenhilfe, viel Musik, aber auch Angebote für Eltern zum Austauschen und Entspannen. Unterschiedliche Altersgruppen, die sich begegnen und miteinander lernen.
Und mitten in der Stadt sollte es sein, so dass die Wege für Eltern kurz wären und sie ihre alltäglichen Erledigungen einfach verbinden könnten.
Die Miete durfte nicht hoch sein, schließlich verdiente ich noch nicht viel als Selbstständige. Aber irgendwann traute ich mich, nach diesem einen leerstehenden Ladenlokal zu fragen. Es lag in der ersten Etage und wurde als Motorradlager genutzt. Nichts sah zunächst danach aus, dass sich hier einmal Kinder und Familien wohlfühlen könnten.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich mich mit den Vermietern geeinigt hatte. Das war meine Chance. Gerade hatte ich noch mein Studium zur Sozialarbeiterin begonnen. Ich wollte damit fertig sein, wenn der Laden richtig läuft. Mit einer Studienkollegin begann ich das Ladenlokal zu renovieren. Immer wieder kamen noch Helfer vorbei und so wurde aus diesem „Lagerraum“ ein kleines Spielparadies. Der „Musikzirkus“ lud zum Verweilen ein, zur Einkaufsbetreuung, oder dazu, Hausaufgaben zu machen. In einem Musikzimmer konnten Kinder das Klavier spielen lernen. Viele kreative Hände sorgten täglich für weitere schöne Details, die aus den Räumen einen ganz besonderen Ort zauberten.
Jeden Tag streckten Eltern und Kinder den Kopf zur Türe herein und bald wurde klar, dass sich mein Studium etwas länger hinziehen wird. Es kristallisierten sich die Bedürfnisse im Stadtteil heraus und die Arbeit wurde schnell mehr. Neben kreativen Projekten, stand dann die Betreuung von Kindern ganz oben auf der Prioritätenliste und so, wurden wir eine der ersten Großtagespflegestellen der Stadt.
In altersgemischter Gruppe betreute und förderte ich Kinder, gemeinsam mit meiner Kollegin, von der ich noch so unfassbar viel lernen durfte.
Eine großartige Zeit stand uns bevor und die Einzigartigkeit bestand darin, dass sich Eltern genauso aufhalten und wohlfühlen durften, wie die Kinder selbst. Der Musikzirkus wuchs zu einem Kinderförderzentrum und damit zu einer großen Familie heran.
Bald mieteten wir angrenzende Räume dazu und verfügten sogar über einen Außenbereich. Es gab eine Hausaufgabenhilfe mit Lerntherapie, eine Musikschule und zwei Betreuungsgruppen. Die Kinder verbrachten viele Jahre in diesen Räumen und wuchsen in dieser Gemeinschaft auf.
Viele Entwicklungsabenteuer, die ich begleiten durfte und viel Raum, um weitere Erfahrungen sammeln zu können. Es sollten tiefe Einblicke in die Bedeutung wertschätzender Kommunikation und logischer Konsequenzen folgen. Die Kinder bereicherten mein Wissen zur kindlichen Logik und der enge Kontakt zu den Eltern, schenkte mir die Möglichkeit die Kommunikationsstrukturen und die Bindung von Eltern zu ihren Kindern studieren zu können.
Am meisten habe ich aber von den Kindern selbst gelernt, die mir mit ihrer Ehrlichkeit und ihrem Mut, Einblicke in ihr Denken gewährt haben. Was habe ich anfangs alles falsch gemacht und es ging mir wie vielen Eltern. Ich dachte mir, dass meine gelernten Methoden doch funktionieren müssen und ich wurde immer wieder an die Grenzen dieser Erziehungsmethoden geführt.
Letztlich basierten diese immer auf dem Prinzip von Belohnung und Belohnungsentzug. Während dieser intensiven Zeit fand ich schnell heraus, warum Eltern immer wieder an ihre Grenzen kamen. Ich teilte meine Erfahrungen, unterstützte die Eltern mit vielen Gesprächen und Coachings und lernte selbst dabei immer mehr.
Dieses Buch versteht sich nicht als klassischer Erziehungsratgeber. Gute Autoren und Autorinnen von Erziehungsbüchern gibt es schließlich genug. Die Erkenntnisse aus diesen Büchern sind wunderbar. Aber Eltern verzweifeln immer wieder daran, dass einige dieser Methoden mal verlässlich funktionieren und mal nicht. Ich habe bestehende Methoden daher weiterentwickelt und Regeln erarbeitet, die diese Methoden verlässlich machen. In diesem Buch möchte ich mit Ihnen diese langjährig, in der Praxis erprobten Erkenntnisse teilen, die ich auch in meinen Seminaren und Coachings weitergebe.
Besonders bei der Beratung von Eltern, LehrerInnen und ErzieherInnen die Kinder mit AD(H)S, Hochsensibilität, Hochbegabung, Autismus oder Entwicklungsverzögerungen erziehen, haben diese Erkenntnisse bereits vielfach weiterhelfen können. Dieses Buch richtet sich an alle Eltern und Interessierte.
Schon lange sehne ich mich danach, ein Buch in den Händen zu halten, auf das ich verweisen kann.
Da ich selbst mit einem AD(H)S – Gehirn ausgerüstet wurde, kann ich viele Gedanken und gefühlsmäßige Interpretationen, die Kinder empfinden und ausdrücken, nachvollziehen.
Mir erscheinen diese Gedankenformen natürlich und logisch. Ich erkenne, wenn diese Logik in der Erziehung nicht berücksichtigt wird und welche logischen Konsequenzen sich daraus für alle ergeben.
Dieses Buch vermittelt Ihnen die Grundlage für zielführendes Denken und praktikables Handeln im Erziehungsalltag. Dabei wird es nicht um Belohnungssysteme und andere Formen der „Erpressung“ gehen. Aber ich werde Ihnen erklären, wie sie Autoritätskonflikte vermeiden können, wie sie im Familiensystem Werte etablieren und Vitalität, sowie Gesundheit fördern und erhalten.
Eltern wünschen sich, dass sich die Kinder auf sie verlassen und einfach mal das tun, was sie ihnen sagen.
Ich möchte Ihnen daher genau erklären, wie Sie das erreichen können. Natürlich sind Kinder keine Roboter. Aber eine negative Erpressung mit „Wenn Du nicht das machst, dann darfst du auch nicht das!“ schadet am Ende nur dem Selbstwert des Kindes und auch der Eltern-Kind-Bindung.
Das wird nicht angestrebt. Sicherlich ist jede Einflussnahme auf das Kind mit dem Ziel verknüpft, dass es im Familienalltag gut läuft.
Dass Sie weniger „brüllen“ müssen und wertschätzende Gespräche mit den Kindern führen können. Jedes Einwirken ist daher eine Form der Manipulation.
Die Frage ist, welches Ziel verfolgt diese Manipulation? Wenn wir das wertschätzende und liebevolle Ziel im Blick behalten, das Kind in seinem Selbstwert zu stärken und ihm wertfreie Handlungsabläufe zu vermitteln, dann bereiten wir es für das Leben vor, in dem es resilient sein kann. Dann lernt das Kind widerstandsfähig zu sein und seine Fähigkeiten auch in schwierigen Situationen gut einzusetzen.
Ich werde Ihnen aber keine Patentrezepte geben, wie Sie perfekte Eltern und PädagogInnen werden, denn das ist es auch nicht, was die Ihnen anvertrauten Kinder wirklich brauchen.
In diesem Buch wird es ausschließlich um logische Konsequenzen gehen. Und logische Konsequenzen gelten für alle gleich. Für uns Erwachsene genauso wie für die Kinder. Und es wird um Persönlichkeitsentwicklung gehen. Denn nur von Menschen, die sich weiterentwickeln, können Kinder wirklich etwas lernen.
Aber eines kann ich Ihnen schon jetzt versprechen: Mit diesen Methoden sind Sie befähigt, Kinder ganzheitlich darin zu unterstützen, das Leben zu begreifen und mit Stress gut umzugehen. Darüber hinaus werden die Methoden auch Sie mitreißen, in das Abenteuer der persönlichen Weiterentwicklung und ja, es wird das eintreffen, was Sie sich ersehnen: Mehr Ruhe, mehr Harmonie und mehr Zufriedenheit im Alltag mit den Kindern.
Ich bitte Sie aber liebe LeserInnen, hinterfragen Sie alles, was ich Ihnen in diesem Buch an Informationen präsentiere. Nur das, was Ihnen selbst logisch erscheint, kann Sie auf Ihrem persönlichen Weg weiterbringen. Es gibt so viele Ansätze und damit verbundene Impulse, dass Jeder und Jede die Möglichkeit hat, einen eigenen Weg zu gehen.
Auch ich durfte mich in meiner Persönlichkeit entwickeln. Ich lernte viel über meine eigene Neurodiversität als Mensch mit ADHS und hoher Sensibilität. Ich erfuhr, wie unterschiedlich wir Menschen sind und wie wichtig es ist, Kinder in ihrer ganz individuellen Entwicklung zu erkennen und anzuerkennen.
Einen besonderen Dank möchte ich dem Mann an meiner Seite aussprechen, der mich immer unterstützt hat, bei all meinen Vorhaben, der immer ein Teil von dem ist, was mich bewegt. Der mit mir jedes Abenteuer erfahren hat, dass diese Zeit mit sich brachte. Seine empathisch-logische Denkweise hat meine Erkenntnisse sehr geprägt und ich bewundere ihn für seine Selbstlosigkeit, seine tiefe Loyalität und die damit verbundene Wertschätzung, mit der er in dieser Welt seine Spuren setzt.
Aber ich widme dieses Buch auch vielen anderen, die mich stets bestärkt und mein Wissen bereichert haben. Danke an alle, die das Leben im Musikzirkus mitgestalteten und damit so viel für die Kinder und ihre Eltern ermöglicht haben. An Erika, die mir als Kollegin, mit ihrem liebevollen Wesen, aber auch mit ihrer erzieherischen Klarheit so viel beigebracht hat. Danke an all die Eltern, die mir mit so viel Vertrauen begegneten. Aber auch ein großes Dankeschön an diejenigen, die mir mit ihrer Hilfe und ihrem Zuspruch die Motivation gaben, dieses Buch tatsächlich zu realisieren. Danke liebe Steffi, liebe Karin, liebe Theo, für den inhaltlichen Austausch. Danke an Jennifer, Sandra und Lennon für die Grafiken und Danke an alle anderen Helferlein und Fürsprecher!
Bevor wir uns mit den Methoden auseinandersetzen, ist es zwingend notwendig, dass wir uns mit Grundlagenwissen beschäftigen. Nur wenn wir uns selbst verstehen, das Menschsein verstehen, können wir auch ein Gefühl für die Kinder entwickeln und Verständnis für deren Entwicklung aufbringen. Eine absolute Grundvoraussetzung, um Methoden zielgerichtet anwenden zu können.
Kinder bringen von Natur aus Kompetenzen mit auf diese Welt, die ihnen bei der Bewältigung von Stress helfen. Sie sind zunächst frei von Bewertungen und nutzten ihren Körper und ihre Stimme, um sich selbst zum Ausdruck zu bringen. Und das tun sie so lange, bis sie von uns Erwachsenen gründlich abgeschaut haben, wie man Stress unterdrückt. Beobachten Sie Kinder, wie Sie spielerisch ihre Muskulatur anspannen und entspannen. Wie sie Bewegungsimpulse nutzen, sich mit Quatschwörtern zum Lachen bringen und sie damit in der Lage sind, Stresshormone abzubauen.
Kinder schlurfen mit den Gummistiefeln über den Asphalt, machen zwanzig Mal das Licht an und aus, klopfen, klatschen, schnalzen und erleben dadurch eine gewisse Leichtigkeit. Und das brauchen sie auch.
Kinder müssen täglich stundenlang Tätigkeiten nachgehen, die nicht ihrem kindlichen Interesse entsprechen, sondern dem Interesse der Erwachsenen. Und das bedeutet Stress für sie. Stress, dem sie wieder mit Verhaltensweisen entgegenwirken müssen, die wir Erwachsenen als Provokation oder Ablehnung wahrnehmen.
Wenn ich in den Elterngruppen nachfrage, wie gut sich die Eltern in den Interessensgebieten ihrer Kinder auskennen, also Pokémon, Fußball usw., dann erinnern mich die Gesichtsausdrücke der Eltern an die der Kinder, wenn ich ihnen gesagt habe, dass sie erst die Hausaufgaben machen sollen, bevor sie spielen gehen. Wir, Erwachsene und Kinder, sind also gar nicht so unterschiedlich.
Um Kinder richtig verstehen zu können, müssen wir uns also selbst verstehen und wir sollten damit aufhören, uns von den Kindern unterscheiden zu wollen. Schließlich haben wir diese Phase des Lebens alle erlebt und wissen daher unbewusst, was ein Kind wirklich braucht.
Erst Stress bringt uns in Selbstzweifel und treibt uns weg von unserer eigenen Intuition. Stress lässt es zu, dass wir in Versagensängste verfallen und unser logisches Denken nicht mehr adäquat nutzen können.
Vereinfacht erklärt, funktionieren wir Menschen alle nach denselben Prinzipien.
Wir sind auf „Überleben“ programmiert und unser biochemisches System reagiert auf jegliche Unsicherheiten, die dieses Überleben gefährden könnten. Hier kommt eine sehr wichtige These. Nach meiner Meinung ist es die Grundlage, um Kommunikationsstrategien wirklich zielführend und sicher anwenden zu können:
Auf Unsicherheiten reagieren Lebewesen mit kontrollierenden Verhaltensweisen wie z.B. Flucht/Kampf oder Zwang, die eine Veränderung der Situation herbeiführen sollen.
Haben Sie schon einmal gestresst das Haus verlassen? Vorher noch mehrere Dinge gleichzeitig erledigt und sich dann durch die Tür gestürzt? Nach zehn Schritten haben Sie sich vielleicht umgedreht, um zu überprüfen, ob die Türe auch wirklich zu ist.
Passiert das einmal ist es nicht weiter tragisch. Dann drehen wir uns eben kurz um und überprüfen die Türe. Passiert dies aber öfter, dann wird es irgendwann nicht ausreichen, sich umzudrehen. Dann geht man zurück, steht vor der geschlossenen Türe und traut den eigenen Sinnen nicht mehr. Ein Indiz dafür ist das „Rütteln“ am Türknauf oder das Auf- und wieder Abschließen der Türe. Man sieht also eine geschlossene Türe vor sich, aber man braucht die absolute Sicherheitsgarantie.
Der eigenen Intuition nicht mehr zu vertrauen, führt zu diesen erzwungenen Verhaltensweisen und zu weiteren logischen Konsequenzen. Die Entscheidungsfreudigkeit lässt nach. Es können Ängste davor entstehen, das Falsche zu tun. Dann möchte man unbedingt alles richtig machen, was natürlich selten gelingt. Das Selbstwertgefühl leidet und man muss noch mehr Leistung erbringen, um das Gefühl von Kontrolle aufrecht zu erhalten.
Und das alles nur wegen ein bisschen Stress? Können wir denn noch adäquat unterscheiden, was wirklich Stress in unserem Alltag ist und was nicht?
Simulieren wir unserem System nicht ständig eine nichtexistente Gefahr und vergessen wir nicht dabei uns selbst darüber aufzuklären, dass der Säbelzahntiger nur der gestresste Vorgesetzte ist, oder die Erzieherin, die sich beschwert, wenn das Kind zu spät abgeholt wird?
Natürlich, man möchte bestehen, jeder von uns. Auch der Chef und auch die Erzieherin der Kinder. Aber im stressigen Alltag bleibt kaum mehr Zeit für Achtsamkeit. Niemand soll denken, man sei nicht verantwortungsbewusst und hätte vielleicht irgendetwas nicht im Griff.
Also, wie oft lassen wir es zu, dass unsere Atmung flacher wird und wir angespannt sind?
In diesem Zustand simulieren wir schon den Angriff des Säbelzahntigers und unser Körper tut alles, damit Arme und Beine gut durchblutet sind und wir rennen und kämpfen können.
Aber anstatt diese überschüssigen Nährstoffe, die für das Kämpfen und Fliehen vom Körper bereitgestellt werden, durch Bewegung wieder abzubauen und im Anschluss den Körper zu regenerieren, gehen wir direkt über in die nächste Säbelzahntigersimulation.
Und dieses Mal ist es vielleicht die Hausaufgabensituation mit dem eigenen Kind.
Zur Erklärung: Wenn wir eine überlegte und reflektierte Haltung haben, dann ist unser logisches Gehirn aktiv. Befinden wir uns aber in einem Zustand von Stress und Anspannung, so ist unser instinktives Gehirn aktiv. Dabei handelt es sich um das Stammhirn, dem ältesten Teil des menschlichen Gehirns. Es wird umgangssprachlich auch als „Reptiliengehirn“ bezeichnet.
Von hier aus werden alle Vorgänge gesteuert, die nicht unsere bewusste Aufmerksamkeit benötigen, wie z.B. das Atmen, Schlucken oder Blinzeln. Der Stress bewirkt, dass wir aus dieser unbewussten Aufmerksamkeit impulsgesteuert reagieren, ohne dass wir unser logisches Denken dazwischenschalten.
In diesem Zustand versucht der Körper alles dafür zu tun, dass das Überleben gesichert ist. Das logische Gehirn wird dafür nicht benötigt und entsprechend wird es mit Nährstoffen und Sauerstoff kurzfristig unterversorgt.
Bitte berücksichtigen Sie, dass es sich bei meiner Beschreibung um eine sehr bildhafte Darstellung komplexer, wissenschaftlicher Erkenntnisse handelt. Sie dient aber unserem Verständnis dafür, dass wir in diesen Momenten wie „fremdgesteuert“ agieren und dass wir, um unsere unabhängigen Entscheidungen zurückerlangen zu können, unser logisches Gehirn bewusst aktivieren müssen, indem wir der vermeintlichen Gefahr eine realistische Bewertung zukommen lassen.
Dies kann man sehr gut mit Hilfe einer Einschätzung auf einer Skala von eins bis zehn tun. Fragen Sie sich, wie wahrscheinlich ist es, dass es sich bei der Hausaufgabensituation um eine reale Gefahr handelt, bei der es um Leben und Tod geht? Bewerten Sie die Gefahr, auch wenn es Ihnen zunächst lächerlich erscheint.
Fällt die Bewertung auf der Skala mit unter 5 Punkten aus, dann möchte ich Sie bitten: Atmen Sie! Erkennen Sie an, dass die Hausaufgabensituation und damit auch das Verhalten Ihres Kindes nicht der Säbelzahntiger ist und Sie sich die Zeit nehmen können, um sich über die Logik der Situation und die Sache an sich Gedanken zu machen.
Dazu gehört auch, dass Sie Ihr Ziel formulieren, indem die Bedürfnisse beider Seiten berücksichtigt werden und dass Sie überprüfen, ob die Methoden wirklich zielführend sind.
Nachfolgend sehen Sie den „zahmen“ Säbelzahntiger. Hoffentlich bringt er sie zum Schmunzeln und vielleicht dringt dieses Bild in Ihre Gedanken, wenn sich im Alltag eine „Säbelzahntigersituation“ aufdrängen möchte.
Denn, befinden wir uns zu oft in diesem Zustand von Flucht und Kampf, dann lernt das Kind, dass das Leben einen ständigen Kampf erfordert und man auf der Hut sein muss vor immer wiederkehrenden Selbstwertkonflikten.
Wie sich Stress auf unsere Haltung und unsere Entscheidungsfähigkeit noch auswirkt, erkläre ich im Folgenden so:
Stellen Sie sich Stress als ein Gefühl vor, als stünden Sie in einem brennenden Haus. Sie sind nervös und wissen, dass Sie auf Hilfe angewiesen sind. Welcher Weg nach draußen ist der Richtige?
Stellen Sie sich nun vor, jemand käme auf Sie zu und erklärte Ihnen den Weg nach draußen. Aber dieser Jemand ist auch gestresst und vielleicht noch viel gestresster als Sie selbst. Er oder sie redet laut, hektisch und schnell auf Sie ein. Stellen Sie sich vor, wie die Tonlage des vermeintlichen Retters sich auf sehr hohe und monotone Töne beschränkt, wie die Wörter wie starker Hagel auf Sie einschlagen und wie Ihr Unterbewusstsein „Alarm, Alarm!“ ruft.
Nein, dieser Jemand könnte Sie nicht aus dieser Gefahrensituation bringen. Dieser Jemand, der so überfordert reagiert, kann keine Verantwortung übernehmen. Die logische Konsequenz ist, Sie müssen allein zusehen, wie Sie sich aus dieser Lage befreien.
Wenn Sie ein „Kämpfer“ sind und sich dem Feuer nicht ergeben wollen, dann widersetzen Sie sich auch den Anweisungen des vermeintlichen Retters und entscheiden selbst, welcher der richtige Weg nach draußen sein könnte. Vielleicht versuchen Sie noch den Retter zu überrumpeln und mit nach draußen zu ziehen. Denn, Sie wissen ganz tief in sich drin, dass dieser mit seiner unsicheren Haltung keine Überlebenschance hat. Sie werden also kontrollierend und dominant.
Haben Sie sich selbst, oder andere Erwachsene schon einmal im Umgang mit Kindern beobachtet?