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SODOMIE - bei diesem Begriff stellen sich den meisten von uns sofort die Nackenhaare auf und ein Schauder des Abscheus und Ekels läuft uns über den Körper. Wir denken: Pfui Teufel! Sodomie, das ist doch, wenn einer ... - Ja, was genau ist eigentlich mit einem sodomitischen Akt gemeint? Und versteht jeder Mensch das Gleiche darunter? Dieses Buch entriegelt die Schreckenskammern der Sexualität und erläutert und bebildert ausführlich, was weltweit mit Sodomie gemeint war und ist. Doch Vorsicht, bei dieser Thematik sind starke Nerven gefragt, denn hier handelt es sich größtenteils um das Erschreckendste, Abartigste und Perverseste, was der menschliche Sexualtrieb zu bieten hat: Der Begriff Sodomie beinhaltet je nach Land, Kulturkreis und Zeitalter - Analverkehr und Homosexualität, die Lust an Spielen mit Urin [= Urophilie] und am Essen von Kot [= Koprophagie], Klistieranwendungen und Katheterspiele, Windelfetischismus, Sex mit Tieren, sexuelle Handlungen mit Leichen [= Nekrophilie], aber auch Lustmorde und Kannibalismus. Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit Sodomie bezeichnet die Gesellschaft das, was sie als die tiefsten Abgründe der menschlichen Sexualität ansieht! Wir sind entsetzt und angewidert von diesen meist höchst bizarren Handlungen - und gleichzeitig fasziniert und interessiert. Staunend und kopfschüttelnd, erschrocken und doch neugierig lesen wir über das, was der menschliche Sexualtrieb an kaum vorstellbaren Abartigkeiten hervorbringt. Denn Verbotenes und Verdammtes hat auch gleichzeitig etwas Fesselnd-Faszinierendes, das uns unweigerlich in seinen Bann zieht.
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Seitenzahl: 322
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Die verdammte Sexualität
Zwischen Analverkehr und Tierkontakt
Sachbuch Jürgen Wolter
Hinweis: Die Anleitungen in diesem Buch sind sorgfältig recherchiert und geprüft worden. Dennoch ist jegliche Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen, soweit gesetzlich zulässig. Insbesondere handelt es sich bei den Ratschlägen und Empfehlungen dieses Buches um unverbindliche Auskünfte.
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eISBN 9783798607699
Die verdammte Sexualität
Zwischen Analverkehr und Tierkontakt
Sachbuch Jürgen Wolter
Sodom und Gomorrha
Was ist eigentlich Sodomie?
Sex ist keine Hexerei
Sexualunterdrückung durch die Kirche
An und für sich
Die Selbstbefriedigung
Jetzt wird’s eng!
Der Analverkehr
Dunkle Kanäle
Die Physiologie des Afters
So flutscht es
Tipps und Tricks
Vorsicht, Hintermann!
Die männliche Homosexualität
Fröhliche Verrichtung!
Faszination und Ekel
Wasser marsch!
Natursekt im Liebesspiel
Es geht um die Wurst
Die Koprophilie
Heiß und kalt
Klistiere und Katheter
Charaktersache
Windeln und die anale Phase
Liebe und Triebe
Tierliebe auf andere Art
Mädchen mit Pferdeschwänzen
Die tierischen Partner
Roß und Reiter
Zoophilie weltweit
Mein lieber Schwan
Zoophilie in der Antike
Esel am Galgen
Recht, Kunst und Pornografie
Jedem Tierchen sein Pläsierchen
Das Sexleben der Tiere
Das letzte Geleit
Die Nekrophilie
Leichenschmaus
Lustmörder und Kannibalen
Literaturverzeichnis
SODOM UND GOMORRHA
WAS IST EIGENTLICH Sodomie?
ES MUSS SICH WIE EIN Lauffeuer herumgesprochen haben, dass zwei fremde Männer in die Stadt gekommen waren. Die schlenderten zunächst eine Weile durch die Gassen, ehe sie vom Bürger Lot dazu eingeladen wurden, die Nacht unter dem Dach seines Hauses zu verbringen. Lot servierte ihnen ein gutes Abendmahl und wollte gerade das Nachtlager bereiten, als er eine lärmende Menschenmenge vor seiner Tür vernahm.
Jung und Alt waren zusammengelaufen, weil alle Lust auf eine große Orgie hatten. Sie riefen: „Lot, wo sind die Männer, die diese Nacht zu dir gekommen sind? Führe sie zu uns heraus, dass wir sie beschlafen können!“ Lot trat vor die Tür: „Ach, liebe Brüder, tut doch nichts Böses, lasst diese Männer in Ruhe! Seht doch, ich habe zwei Töchter, die sind noch jungfräulich, die will ich zu euch herausbringen. Macht mit ihnen alles, was euch gefällt!“
Die Meute wollte mehr und bedrohte Lot: „Wohlan, wir werden dich übler plagen als jene!“ Im letzten Moment zogen die beiden Gäste den armen Lot zurück ins Haus. Dann schlugen sie den vergewaltigungstrunkenen Mob mit Blindheit.
Die beiden waren nämlich Engel, göttliche Botschafter mit himmlischen Fähigkeiten. Sie sollten sich in dem Städtchen Sodom umschauen, das wegen des Stolzes und Hochmuts, aber auch wegen der Unmoral seiner Bewohner einen schlechten Ruf hatte. Der bestätigte sich: Daumen runter!
„Da ließ der Herr vom Himmel herab Schwefel und Feuer regnen auf Sodom und Gomorrha. Und kehrte die Städte, die ganze Gegend, alle Einwohner und alles, was auf dem Land gewachsen war, um.“ Lot samt Weib und Töchtern durfte vorher fliehen: „Rettet eure Seelen, und seht nicht hinter euch!“ Lots Gattin guckte jedoch zurück – und erstarrte zu einer Salzsäule.
„Weit und breit kein Mann mehr, der uns begatten kann“, stellten die Mädchen angesichts des Trümmerfeldes fest. „So komm … Geben wir unserem Vater Wein zu trinken und schlafen mit ihm, auf dass wir seinen Samen erhalten.“ So geschah es. Sie machten den Vater betrunken, schliefen mit ihm und wurden schwanger.
Diese Geschichte ist nachzulesen im Alten Testament [1. Buch Mose, 19]. Seither steht der Name Sodom für den Sündenpfuhl schlechthin, wird mit dem Begriff Sodomie die allerschlimmste Sexualpraktik bezeichnet.
Doch was passierte eigentlich in Sodom und Gomorrha, weshalb bestrafte Gott die Städte kollektiv? Unterstellt man, dass der vor Lots Haus herumlungernde Haufen vor allem aus Männern bestand, dann kann man aus deren Lust auf die Engel folgern, dass sie gleichgeschlechtlichen Verkehr wollten. Tatsächlich wird unter dem Terminus Sodomie die männliche Homosexualität verstanden, und zwar heute in der englischsprachigen Welt, früher auch in Deutschland. Woanders dehnte man die Bedeutung auf den Analverkehr schlechthin aus, wie beispielsweise in Frankreich. Wenn sein Glied in ihrem After steckt, dann sodomieren dort Männlein und Weiblein. In deutschen Übersetzungen französischer Erotika wurde das Wort häufig übernommen, sodass auch bei uns Sodomie mit heterosexuellem Analverkehr verbunden wurde.
Die meisten jedoch definieren Sodomie völlig anders: sexuelle Handlungen zwischen Menschen und Tieren. Aber in der biblischen Geschichte von Sodom bellt kein Hund und kräht kein Hahn. Die Verwendung des Ausdrucks Sodomie für human-animalische Kontakte lässt sich nicht aus den Verfehlungen der Sodomiter ableiten.
Am empörendsten in der Sodom-Story erscheint, dass Lot seine unschuldigen Töchter der gierigen Meute zur Entjungferung vorwerfen wollte und dass es die Mädchen später mit dem Vater blutschänderisch trieben. Anders als in der heute vorherrschenden Realität, in der manche Väter zu Tätern werden und ihre heranwachsenden Töchter missbrauchen, ging nach der Lot-Flucht die Initiative von den Mädchen aus. Sie flößten ihrem Vater Alkohol ein, bemächtigten sich seines Spermas und machten sich davon. Niemals aber wurde das Wort Sodomie mit Notzucht und Vergewaltigung, mit Inzest oder Blutschande übersetzt.
Einig waren und sind sich alle Völker, die ihre Moral-Ordnungen auf der jüdisch-christlichen Sagenwelt aufbauen, dass Sodom das Epizentrum der Sittenlosigkeit war und dass Sodomie der sexuelle GAU ist. Sodomie war und ist die am meisten verachtete und verdammte Sexualpraktik.
Lange hüteten sich die kirchlichen Sittenwächter vor genauen Definitionen. Nebulös sprach man von Geschlechtsakten wider die Natur und von Handlungen, welche ihrer Abscheulichkeit wegen gar nicht genannt werden können. Als solche widernatürliche Unzucht galt zeitweise alles, was nicht der Zeugung eines Kindes diente. Als Inanspruchnahme der falschen Öffnungen prangerte man den Oral- und Analsex, aber auch Tierkontakte [Zoophilie] und Leichenschändungen [Nekrophilie] an. Verboten war zudem die Verschwendung des Ejakulats durch selbstbefriedigendes Rubbeln [Masturbation] und vorzeitiges Rausziehen des Gliedes beim Beischlaf [Coitus interruptus].
Wie gesagt: In der mit Sodomie beschrifteten Schublade blieb bei uns nur noch der Sex mit Tieren übrig, alles andere wurde auf die Felder von Toleranz, Legalität oder Desinteresse ausgeschüttet.
Andere sexuelle Handlungen empören inzwischen viel mehr, wie Geschlechtsakte mit Kindern [Pädophilie] oder unter Anwendung von Gewalt [Sadismus, Masochismus]. Unser Strafgesetz verbietet unter anderem sexuelle Übergriffe gegen Kinder, Schutzbefohlene oder Widerstandsunfähige und regelt den professionellen, käuflichen Sex, eben Prostitution und Pornografie. Als harte Pornografie werden Darstellungen von Tier- und Kindersex sowie von sadomasochistischen Handlungen eingestuft; deren Verbreitung [und teilweise Besitz] ist verboten.
Während man überall mit der Schutzbedürftigkeit von Kindern einig geht und es nirgendwo mehr legal pädophile Pornos zu kaufen gibt, werten andere Länder Zoophilie, Sadismus und Masochismus ganz anders. Dort wird ganz offen tierisches und gewalttätiges Bild- und Textmaterial offeriert.
Dafür werden anderswo Körperteile als anstößig empfunden, die hierzulande an jedem Strand und in jedem Magazin präsentiert werden. So dürfen die Brustwarzen in den USA oft nicht gezeigt werden und müssen auf den Titelbildern von Heften und Filmen überklebt werden. Was umso lächerlicher erscheint, weil im gleichen Laden, direkt daneben, wirklich harter Stoff liegt: Romane über die Freuden eines Reitlehrers mit Schülerin und Stute oder über die Schrecken eines KZ-Häftlings unter der Fuchtel einer Nazi-Domina. In japanischen Magazinen deckt die Zensur die Genitalien ab, drumherum aber tobt Zwang und Gewalt. Da müssen Schulmädchen in weißen Söckchen vor ihrem Erzieher niederknien und das Gesicht tief in ihren Schritt versenken. Da werden junge Mädchen zu Paketen zusammengeschnürt und von alten Männern penetriert. Die Ansichten darüber, was unzüchtig und sündig, pervers und gefährlich ist, liegen weit auseinander …
Einige Sexpraktiken, die früher mit hohen Strafen bedroht waren, sind heute gang und gäbe. Wer masturbiert nicht ab und zu? Wer hat noch nicht die anale Penetration versucht? Dereinst hielt man den Selbstmord für eine probate Antwort auf die Masturbation und zündete den Scheiterhaufen an für die im After Verkehrenden. Tausende bezahlten mit ihrem Leben für einen einzigen Orgasmus …
Andererseits gibt es Sachen, die heute sogar öffentlich diskutiert und mitunter verurteilt werden, die früher aber offenbar niemanden aufregten. Ein Beispiel dafür ist der Spaß an menschlichen Ausscheidungen.
Dass heute von manchen Leuten Urin zu Natursekt und Kot zu Kaviar geadelt und verzückt genossen wird, hätte vor 100 oder 1.000 Jahren nur ein Kopfschütteln hervorgerufen. Menschliche Exkremente waren allgegenwärtig, galten als lästig, aber unvermeidlich. Der Inhalt des Nachttopfes wurde einfach aus dem Fenster auf die Straße gekippt, wo das dann schrecklich zum Himmel stank. Selbst die Prunkschlösser von Versailles und Fontainebleau wurden Ende des 17. Jh. ohne Toiletten gebaut, die hochherrschaftliche Notdurft wurde im Garten verrichtet. Mit der Hygiene war es sowieso nicht weit her, man wusch und pflegte sich selten und roch entsprechend streng. Wer tagtäglich dieses Aroma einatmen und durch diesen Modder waten musste, konnte in den menschlichen Ausscheidungen nur schwerlich eine Quelle des Lustgewinns erkennen.
Auch die Themen Sadismus und Masochismus brachte man früher nicht in Verbindung mit Lust und Leidenschaft. Die Geschichte einer Karmeliterin namens Maria Magdalena di Pazzi wirkt heute wie ein S/M-Porno, galt aber seinerzeit [Ende des 16. Jh.] als heiliges Lehrstück. Maria Magdalena wälzte sich in Dornen, ließ sich heißes Wachs auf die Haut träufeln, ließ sich beschimpfen und ins Gesicht treten. In Ekstase verfiel sie, wenn die Oberin sie vor versammelter Schwesternschaft auspeitschte: „Es ist genug, entfache nicht stärker diese Flamme, die mich verzehrt. Nicht diese Todesart ist es, die ich mir wünsche. Sie ist mit allzu viel Vergnügen und Seligkeit verbunden.“ Maria Magdalena fegte durch das Kloster, riss sich die Kleider vom Leibe und schrie: „Liebe, Liebe, Liebe, ach, nicht mehr Liebe, es ist zu viel!“ In der Kapelle ergriff sie dann schließlich das Kruzifix, löste die Christusfigur, schob sie zwischen ihre Brüste und bot sie ihren frommen Mitschwestern zum Kuss an.
In Demut betrachtete der brave Mensch sadistische Darstellungen, etwa das Kreuz mit dem angenagelten Jesus oder die Gemälde mit den Stationen seiner Marter. Und als Drohung vernahm er die Schreie der brennenden Hexen und der gevierteilten Verräter. An einen Bezug zwischen körperlichen Qualen und geschlechtlichem Spaß war da nicht zu denken. Keiner unser Ahnen hätte gedacht, dass sich jemand freiwillig auf eine Streckbank legt, sich knebeln und fesseln lässt und dabei auch noch wonnevoll quiekt.
Warum das eine mal erlaubt und bejubelt, mal verpönt und verboten wird, hat verschiedene Gründe. Oft ist es der Wunsch der Herrschenden nach mehr Kindern und gut funktionierenden Wehr- und Arbeitskräften, der zum Anziehen der sexuellen Zügel führt. Manchmal sind es auch die Befürchtungen der Sextreibenden selbst, sie könnten mit ihrem Tun wichtige Wertvorstellungen verletzen. In den Hochphasen der altrömischen Lustkultur war es z. B. untersagt, vor Beginn der Dämmerung, in einem unverdunkelten Zimmer oder mit einer nackten Frau geschlechtlich zu verkehren. Zumindest einen BH musste die Gespielin anbehalten. Als unmännlich und damit verwerflich galt auch der Cunnilingus und der passive Analverkehr. Solche Spiele zeugten von mangelnder Selbstachtung – wurden klammheimlich aber dennoch durchgeführt. Schon im alten Rom hatte das Verbotene seinen besonderen Reiz, suchten die wahren Lüstlinge ihren Kick beim Tabubruch.
Weder biblische Geschichten noch bürgerliche Gesetze oder gar das sogenannte Volksempfinden können sicher sagen, was anständig und verderblich, was zu tun und was zu lassen ist. Heute, da so ziemlich alles Sexuelle auf dem Seziertisch von Medizin und Psychologie gelandet und grell ausgeleuchtet wurde, scheint alles denk- und machbar zu sein. Nur bei vier Sachen schüttelt es den guten Bürger: bei Sex mit Tieren, Sex mit Leichen, Sex mit Kindern und Sex mit Exkrementen. 95 - 99 % der Deutschen sagen in Umfragen, dass solche Aktionen für sie niemals infrage kommen. Das sind die Praktiken, die heute verdammt werden. Die sind Kandidaten für die Sodomie-Etikettierung.
Dieses Buch will die Schreckenskammern der Sexualität entriegeln. Es will zeigen, warum beispielsweise Analverkehr einmal als Misthaufen und ein andermal als Lustgarten der Sexualität angesehen wurde.
SEX IST KEINE HEXEREI
SEXUALUNTERDRÜCKUNG DURCH DIE KIRCHE
„Auf und davon! Hui! Oben hinaus und nirgends an!“ Mit diesem Spruch starteten die Hexen zu ihrem großen Fest, dem Sabbat. Gewöhnlich wählten sie zur Anreise den Luftweg, wobei eine Zaubersalbe die irdische Anziehung aufhob und ihnen imaginäre Flügel verlieh. Kamen sie zu Lande, dann bedienten sie sich Ziegen, Ochsen, Hunden oder Schweinen als Reittiere. Taten sich mehrere Hexen zu einer Art Reitgemeinschaft zusammen, dann steckten sie den Tieren Stangen in den Hintern, auf denen die weiteren Freundinnen Platz fanden.
Nicht immer sah man den Frauen ihre Menschlichkeit an. Oft wandelten sie sich vor dem Ausflug in Tiergestalten, wurden zu Mäusen, Hasen oder Schlangen, ganz besonders gern aber zu Katzen. Dann funkelten ihre Augen in der Nacht, dann schlichen sie lautlos aus dem Haus. Während ihre Ehemänner selig und ahnungslos schliefen, sprangen sie auf leisen Tatzen zum Festplatz.
Dort wurden sie wieder zu leibhaftigen Frauen. Nackt begrüßten sie den Gastgeber, den Teufel: Ein Küsschen auf den linken Fuß, eins auf die linke Hand, auf den After und auf den Penis … Sie warfen sich in den Staub und riefen ehrfurchtsvoll: „Herr und Meister, Gott sei bei uns!“ Auch der Teufel war oft in Tiergestalt, sah aus wie ein Bock, hatte kurze Hörner, gespaltene Hufe, ein dichtes Fell und einen buschigen Schwanz.
Immer aber hatte er ein mächtiges, hartes und kaltes Glied. „Wie das eines Maulesels“, meinte eine Frau. „Es ist lang und dick wie ein Arm.“ Ein zeitgenössischer Bericht sagte aus: „Es war von greulicher Größe, Dicke und Länge, zwei Fäuste dick und eine halbe Elle lang gewesen. Hingegen müsse man sich vorstellen, wie eng und klein die vagina uteri feminei sei, dass solche gar keine Proportion gegen solche abscheuliche Größe und Länge habe, und so werde ein verständiger Mensch nicht leicht glauben, dass ein solches Membrum penetrieren möge.“
Trotzdem, es ging. Die Hexen bekamen das membrum satanicum [also den Teufels-Penis] reichlich zu spüren, denn die allgemeine Kopulation war ein wichtiger Bestandteil der Veranstaltung, die Messe und Sexorgie, Picknick und Saufgelage zugleich war. Mit von der Partie waren neben den Hexen und dem Teufel auch Männer, die ebenfalls über zauberische und fliegerische Fähigkeiten verfügten.
Nach dem Essen, das oft Ratten- und Menschenfleisch, aber nie Salz enthielt, begann die Orgie: „Dann wurden die Fackeln gelöscht und auf Geheiß des Teufels nahm jeder seinen Partner und hatte Geschlechtsverkehr mit ihm“, erzählte ein Zeuge. „Gelegentlich wurden auf Befehl des Teufels unbeschreibliche Ausschweifungen begangen. So wurden die Frauen ausgetauscht, eine Frau gezwungen, mit anderen Frauen zu verkehren, und ein Mann mit anderen Männern. Dabei und beim Verkehr zwischen Mann und Frau wird die übliche Körperöffnung, aber auch eine andere benutzt, ein Verstoß gegen die Natur der Frauen und in gleicher Weise gegen die Natur der Männer.“
Eine Frau sagte aus: „Der Teufel hat ihnen befohlen, sich zu paaren, und jeden verhalten, das zu tun, was die Natur am meisten verabscheut, nämlich: die Töchter mit dem Vater, der Sohn mit der Mutter, die Schwester mit dem Bruder, das Patenkind mit dem Paten, das Beichtkind mit dem Beichtvater, ohne Unterschied des Alters.“
Der Teufel leerte seine Blase in ein Gefäß oder ein Erdloch und seine Zeremonienmeisterin besprengte die Versammelten dann mittels eines schwarzen Weihwedels mit dieser Flüssigkeit. Die gaben als Opfer ihren Speichel, Urin oder Kot ab. Das alles ergibt ein wahrhaft sodomitisches Bild mit Ehebruch, Partnertausch und Blutschande, mit Oral- und Analverkehr, mit Natursekt- und Kaviarspielen, mit Homosexualität und Zoophilie.
Novizinnen wurden noch vor dem großen Schmaus vom Satan ins Unterholz geschleppt, „damit er sie auf seine Weise lieben und körperlich besitzen könnte“, wie ein Dokument vermerkt. „Nach der Rückkehr auf den Festplatz schlief sie, noch vor dem Mahl, mit irgendeinem anderen Mann.“ Nach Notzucht und Essen bekam sie eine Kröte oder ein anderes Tierchen mit, das sie sorgfältig zu pflegen hatten. Sie musste es stets liebkosen und es öfters an sich saugen lassen. War das orgiastische Treiben beendet, schickte der Teufel alle Hexen und Zauberer zurück in ihre Dörfer mit der Aufforderung: „Gehet hin und stiftet Unfrieden und Schaden!“
Das taten sie denn auch. Sie zerstörten Ernten, verursachten Unwetter, legten Brände.
Falls sie – oder der Teufel – ihre geschlechtliche Gier nicht bis zum nächsten Hexensabbat beherrschen konnten, dann trieben sie es auch zwischendurch, im häuslichen Ehebett. Der daneben liegende Gatte merkte nichts, der Satan konnte den Akt völlig unsichtbar und geräuschlos vollziehen. Zuweilen kam er auch als Tier, besprang die Hexe förmlich: „Der Teufel ist in Gestalt eines Hundes bei mir gewesen und hat bei mir geschlafen“, behauptete eine Frau.
Der wichtigste Hexensabbat des Jahres fand jeweils in der Walpurgisnacht [vom 30. April zum 1. Mai] statt. Der Schauplatz hieß meist Blocksberg, ein Sammelbegriff für diese satanischen Kultorte. Der berühmteste lag auf dem Brocken im Harz. Unten, auf der Erde, bereuten die Hexen anschließend ihr Dabeisein. Strenge Männer in klerikaler Kluft verurteilten sie durchweg zum Tode.
Die Hexen und ihr Sabbat entsprangen natürlich nur der Fantasie der Kirchenherren. Die wollten ihren Schäfchen damit auf drastische Weise klarmachen, wie das Böse aussieht und mit welcher Härte es verfolgt wird. Hexen und Teufel taten geschlechtlich all das, was dem gemeinen Volk streng verboten war. Das durfte Sexualität nicht in Verbindung mit Lust und Genuss, Abwechslung und Geselligkeit bringen, sondern nur als Mittel der Fortpflanzung begreifen.
Die Kirchenoberen, die die Sexualität ihrer Gemeindeglieder kontrollieren wollten, beriefen sich dabei weniger auf die Bibel, denn die gibt nur wenige diesbezügliche Stellen her. Vielmehr formulierten sie selbst ihre Meinungen und Vorschriften in sogenannten Beichtspiegeln und Sündenregistern und setzten ihre ganze Macht daran, diese Regeln durchzusetzen. In der Bibel selbst gibt es keine Aussagen zur Schändlichkeit von Masturbation, Partnerwechsel, vorehelichem Geschlechtsverkehr, Prostitution und anderem. Und manches ist so schwammig ausgedrückt und falsch interpretiert worden, dass es kaum als Richtschnur taugt. Erst die Lehrbücher des Neuen Testaments, namentlich die Briefe des Apostels Paulus an die Korinther, bringen eine Sexualfeindlichkeit hinein. „Ein Mann tut gut daran, keine Frau zu berühren“, heißt es da beispielsweise [1. Korinther 7, 1]. Oder: „Lasset euch nicht verführen! Weder die Unzüchtigennoch die Ehebrecher noch die Lustknaben noch die Knabenschänder werden das Reich Gottes ererben“ [1. Kor. 6, 9].
Aus Rom kamen die ersten großen Kirchenlehrer, Hieronymus und Augustinus. Sie lebten im 4. und 5. Jh. Vor ihren Bekehrungen hatten sie viel Spaß an Sex und Frauen, danach aber setzten sie wahrhaft haarsträubende Texte auf, wie z. B. die Erziehungstipps des Heiligen Hieronymus für römische Maiden: „Es soll keine Bäder erhalten; sie verletzen das Schamgefühl eines jungen Mädchens, das sich niemals unbekleidet sehen sollte. Am besten wird das Kind, sobald es von der Mutterbrust entwöhnt ist, möglichst rasch aus dem sündigen Rom nach Bethlehem gebracht, wo es im Kloster aufgezogen wird und keine Männer zu Gesicht bekommt und gar nicht erst erfährt, dass es ein anderes Geschlecht gibt.“ Oder Augustinus: „Unerlaubt und unsittlich ist der Eheverkehr, selbst mit der rechtmäßigen Gattin, wenn dabei die Weckung neuen Lebens verhütet wird. Das hat Onan getan, und darum hat ihn Gott getötet.“ Onan hat laut Bibel den Geschlechtsverkehr unterbrochen und außerhalb der Scheide ejakuliert [Coitus interruptus], daher stammt auch der Begriff Onanie.
Das Nein zur Empfängnisverhütung zieht sich durch die ganze Kirchengeschichte, bis hin zur sogenannten Pillen-Enzyklika »HUMANAE VITAE« von Papst Paul VI. [1968]. Darin heißt es, dass der Geschlechtsakt eben Zeugungsakt sei, in dem nach göttlichem Willen neues Leben gesät wird. Alles, was dem zuwiderläuft, wird verdammt: die Antibabypille oder das Diaphragma, der Oral- und Analverkehr. Jeder Erguss außerhalb des richtigen Gefäßes ist sündig, jeder Aufbau eines Spermienwehrs verwerflich! Wer Sex, aber keine Kinder haben will, der darf sich allenfalls die Fruchtbarkeitsphasen ausrechnen und danach Sex haben.
Im 13. Jh. mahnte der Kirchenlehrer Thomas von Aquin die Eheleute, beim Geschlechtsverkehr bloß keinen Stellungswechsel zu vollziehen. Beim Koitus hatte die Frau unten, auf dem Rücken zu liegen, der Mann hatte sie von oben, von Angesicht zu Angesicht zu nehmen. Alle anderen Positionen galten als schwerst sündhaft, weil zeugungsverhindernd. Man dachte, dass in anderen Lagen die Samenflüssigkeit nicht zur Gebärmutter gelangen würde oder gar aus der Scheide ausfließen könnte. Würde die Frau über dem Mann reiten, wäre die Gebärmutter auf den Kopf gestellt und damit für die Spermien unerreichbar.
Weil man das Blut von menstruierenden und gerade niedergekommenen Frauen für giftig hielt, durften sie oft nicht in die Kirche gehen und erst recht keinen Sex haben. Alle maßgeblichen Moraltheologen verboten den Verkehr während der Periode. Einer, Berthold von Regensburg [11. Jh.], drohte zuwiderhandelnden Frauen: „An jedem Kind, das in diesen Zeiten empfangen wird, wirst du keine Freude erleben. Denn es wird entweder behaftet mit dem Teufel, oder es wird aussätzig, oder es bekommt die fallende Sucht, oder es wird höckerig oder blind oder krumm oder stumm …“
Verboten war auch der Verkehr mit Schwangeren. Ambrosius, Bischof von Mailand [4. Jh.], mahnte die freudig Erwartende: „Beherrsche deine Lust und schaue die Hände deines Schöpfers, der im Mutterleib einen Menschen bildet. Er ist am Werk, und du willst das stille Heiligtum des Mutterleibes durch Wollust schänden?“
Sex war an allen Sonn- und Feiertagen, zur Fastenzeit sowie jeweils einen Monat vor Ostern und Weihnachten generell unstatthaft. Unterm Strich blieben gerade mal 150 Tage im Jahr, in denen es Mann und Frau treiben durften. Halleluja!
Sorgen bereiteten den Klerikern die Pollutionen, die spontanen Ergüsse in Verbindung mit erotischen Träumen. Die kannten sie vermutlich aus eigenem Erleben bestens, weil sie bei längerer Enthaltsamkeit ganz automatisch vorkommen. Jungen Gläubigen empfahlen sie beim Herannahen des Unheils, eine kühle Stelle im Bett aufzusuchen oder aus dem Bett zu springen. Wenn es dann doch passierte, verdonnerten sogenannte Pönitenzbücher die Besudelten zu Psalmensingen und einen Tag Fasten [bei willentlicher Pollution] bzw. zwei bis drei Tage Buße tun [bei erotischen Fantasien].
Jedwede Praktik jenseits von Monogamie und Missionarsstellung war tabu. Im Beichtstuhl wurden solche Sünden aufgespürt, auf der Anklagebank verhandelt. Am Ende des Mittelalters wurden viele solcher sexuellen Fehltritte von der staatlichen Gerichtsbarkeit verfolgt und hart bestraft. Ehebrecher, Fellatricen und Cunnilinguisten, Schwule und Lesben mussten oft mit dem Leben büßen. „Schafft Gerechtigkeit gegen dieses verfluchte Laster wider die Natur!“, rief Girolamo Savonarola, Dominikaner aus Florenz, aus. „Straft nicht mit Geldbußen und auch nicht hinter verschlossenen Türen, sondern macht ein Feuer, von dem das ganze Land spricht!“
Selbst jugendliche Experimentierfreude konnte unmittelbar auf das Schafott führen, wie ein Fall aus dem Jahre 1553 zeigt. Ein 15-jähriges Hausmädchen namens Jaquema Gonet hatte durch schlüpfrige Reden die Neugier der gleichaltrigen Tochter ihres Arbeitgebers, Esther Bodineau, geweckt und daraufhin ihren Finger in Esthers Natur gesteckt und horrende Handlungen der Sodomie und eine Sünde wider die Natur begangen. Unter Mitwirkung des achtjährigen Bruders Nicolas demonstrierte die Bedienstete Jaquema, wie Jungen ihre Glieder lang machen können. „Ein Akt der Unzucht, der ebenfalls wider die Natur gerichtet war, insbesondere im Hinblick auf das Alter des besagten armen Kindes“, befanden später die Richter. Jaquema Gonet wurde gesagt, dass sie „ein verabscheuungswürdiges Verbrechen begangen hat, das unausgesprochen bleiben muss.“ Strafe: Ertränken.
Esther Bodineau war nach Ansicht der Richter „auf dem Weg in die Hölle und hat jeden Anstand und jede Ehrenhaftigkeit vergessen und hat sich ihrer sündigen Lust hingegeben.“ Esthers Alter war ein mildernder Umstand; sie wurde bis aufs Blut geprügelt, musste sich die Ertränkung Jaquemas ansehen und dann ihre Heimatstadt verlassen. Ihr Bruder Nicolas wurde freigesprochen.
Die Bürger kamen in Massen zu dem grausamen Spektakel des Vollzugs, wussten aber nicht so recht, warum das eine Mädchen sterben und das andere nur leiden musste. Die Justiz gab nur die Floskel vom verabscheuungswürdigen Verbrechen, das unausgesprochen bleiben muss aus. Genauer drückte man sich nie aus, um das interessierte Volk nicht auf krumme Gedanken zu bringen. Meist flogen die Gerichtsakten mit auf den Scheiterhaufen, um das Verbrechen völlig vergessen zu machen. Das macht es heute schwer, genau zu bestimmen, was unter Sodomie zu verstehen war.
Während der Klerus dem Volk Keuschheit und Anstand predigte, nahmen es seine Vertreter damit nicht allzu genau. Manch ein Kloster glich einem Freudenhaus, manche Sakristei einem Brunsthof. Selbst der Heilige Stuhl erinnerte eher an eine Lotterliege.
Ende des 15. Jh. stellte beispielsweise eine erzbischöfliche Inspektion in der englischen Abtei St. Albans fest, dass die Mönche alle Nonnen herausgeworfen und durch Dirnen ersetzt hatten. Mit denen führten sie ein wildes, schamloses Leben: „Das Kloster war ein Meer von Samen und Blut.“Aus der gleichen Zeit datiert ein Visitationsbericht aus niederösterreichischen Abteien: „So hatten die 9 Mönche des Benediktinerklosters Schotten 7 Konkubinen, 2 Eheweiber und 8 gezeugte Kinder bei sich, die 18 Benediktiner zu Garsten 12 Konkubinen, 12 Eheweiber und 19 Kinder, die regulierten Chorherrn zu Klosterneuburg 7 Konkubinen, 3 Eheweiber und 14 Kinder, die 40 Nonnen zu Aglar 19 Kinder und so weiter …“ Den Klerikern war es zeitweise gestattet, gegen eine Gebühr [Hurenzins] Konkubinen zu halten. Das war prima für die Kirche, denn die Priester und Mönche hatten ihr Vergnügen und die Bischöfe und Kardinäle wohlgefüllte Kassen.
Nonnenklöster nahmen gerne männliche Besucher auf und verwöhnten diese mit Speis, Trank und körperlicher Nächstenliebe. Weil sie das unentgeltlich taten, beschwerten sich die Damen von den kommerziellen Freudenhäusern. „Wer die meisten Kinder macht, wird als Äbtissin geacht’“, hieß es in einem Spottvers. Tatsächlich bekamen die lüsternen Gottestöchter so manches Mal Nachwuchs. Der wurde entweder im Kloster versteckt oder gar getötet. In einigen Nonnenklöstern fand man später Dutzende von Kinderleichen.
Die Nonne Roswitha von Gandersheim schilderte im 10. Jh. detailliert das Treiben hinter den Klostermauern, erzählte von nimmersatten Mönchen, vergewaltigten Nonnen, ausgepeitschten Mädchen und geschändeten Leichen. Beim Schreiben sei sie oft „mit Schamröte übergossen gewesen“, bekannte sie und pries „die löbliche Keuschheit heiliger Jungfrauen.“
Mit dem Ablasshandel verlor die Kirche den letzten Rest von Unschuld. Gegen Zahlung einer entsprechenden Summe konnte man sich von Sünden freikaufen und dem Fegefeuer entgehen. Für Kirchenleute gab es Sondertarife: Halten einer Konkubine sieben Groschen, Beischlaf in der Kirche sechs Groschen.
Um 1770 beschwerte sich eine Maya-Gemeinschaft in Mexiko in einer Eingabe über die christlichen Missionare: „Der wahre Gott erscheint nicht in der Hostie, wenn sie die Messe lesen, denn unsere Priester haben steife Penisse. Am Morgen riechen ihre Hände schlecht, denn sie haben mit ihren Geliebten gespielt. Ihnen fehlt es nur noch, sexuelle Handlungen mit männlichen Hintern zu betreiben. So Gott will, werden ihnen die Pocken auf die Eichel gerieben.“
Mit den Pocken war damals die Syphilis gemeint, die seit dem 15. Jh. in ihrer allerschlimmsten, entstellenden und tödlichen Form grassierte. Ihre Urheber sah man[n] in partnertauschenden, promisken Frauen. Man stellte sich vor, dass die verschiedenen Samenladungen in der Hitze des weiblichen Uterus vermischt werden, faulen und gären und alsdann den nächsten einlaufenden Penis vergiften. Bei Prostituierten war demzufolge eine sehr hohe Ansteckungsgefahr gegeben.
Die sonst so sittenstrenge Kirche tolerierte den käuflichen Sex lange Zeit, profitierte sogar davon. Es galt als rücksichtsvoller, wenn ein lüsterner Mann zu einer Dirne ging, statt seine Gattin zu belästigen. Und es war sowieso aussichtslos, das älteste Gewerbe der Welt auszurotten: „Die Prostitution in den Städten gleicht der Kloake im Palast“, schrieb Thomas von Aquin. „Schafft die Kloake ab und der Palast wird zu einem unreinen und stinkenden Ort.“
In einem Londoner Vorort standen 18 Bordelle unter der Leitung des dortigen Bischofs [12. Jh.]. In Rom baute Papst Sixtus IV. [Pontifikat 1471 - 1484] ein pompöses Bordell und er trieb von jeder Hure sechs Groschen pro Woche ein. In einem Jahr spülte das horizontale Gewerbe bis zu 80.000 Dukaten in die vatikanischen Kassen. Geld, mit dem der Papst seinerzeit unter anderem den Bau der Sixtinischen Kapelle finanziert hat.
Sixtus IV. selbst war ausgesprochen lustgierig und scherte sich wenig um die kirchlichen Moralregeln. Mit seiner Schwester soll er kopuliert haben, Jahre später mit dem bei diesem Akt gezeugten eigenen Sohn. Seine unehelichen Söhne machte er zu einflussreichen Kardinälen.
Wenige Jahre später trieb es Papst Alexander VI. [Pontifikat 1492 - 1503] noch schlimmer. Der in Spanien als Rodrigo de Borgia geborene Pope war als Weiberheld bekannt und hinterließ auf seinem Weg zum Thron des Vatikans eine Spur aus unehelichen Kindern. Als Erzbischof von Valencia hatte er ein Verhältnis zu einer Witwe und ihren beiden Töchtern. Nach dem Tod der Witwe steckte er die Ältere in ein Kloster und nahm die jüngere und hübschere Tochter zu sich. Die schenkte ihm einen Sohn und zwei Töchter.
Als Kardinal in Rom lernte er die bildhübsche 18-jährige Vanozza Catanei kennen, mit der er lange zusammenblieb und die er viermal schwängerte. Daneben trieb er es auch mit Vanozzas Mutter und Schwester.
Rom war in jenen Jahren außer Rand und Band. Sex and Crime bestimmten das Straßenbild und beherrschten die Gespräche. 50.000 Dirnen legten sich in der ewigen Stadt flach, Mörder legten an einem Tag durchschnittlich 14 Menschen um. Wohlhabende Bürger schützten ihre Häuser durch Barrikaden und Wachleute. Eigentlich ein gutes Pflaster für einen tugendlosen Geistlichen …
Aber Rodrigos Eskapaden gingen selbst den hartgesottenen Glaubensbrüdern zu weit, was dem Papst-Anwärter harsche Rüffel einbrachte und ihn bei der Konklave 1492 die Mehrheit kostete. Um von dieser Versammlung dennoch zum Papst gewählt zu werden, bestach er einen venezianischen Mönch. Für seine Stimme erhielt der 5.000 Kronen und eine Nacht mit Rodrigos 12-jähriger Tochter.
Dann, als Papst Alexander VI., gab er großzügig christlich-moralische Prinzipien preis, wenn es ihm Spaß oder Geld brachte. Gegen Güldenes erlaubte er einem Adeligen den blutschänderischen Verkehr mit der Schwester oder segnete einen 15-jährigen Burschen, den sieben Nummern in einer Stunde dahingerafft hatten.
Alexander empfand mit 58 Jahren seine 12 Jahre jüngere Freundin Vannozza als zu verblüht und liierte sich mit der 15-jährigen Giulia Farnese. Giulia Bella – Julia die Schöne rief man angesichts ihrer Wohlgestalt aus. Später nannte man sie nur noch Braut Christi und Hure des Papstes. Alexander und Giulia hatten zwei Kinder.
Eine weitere wichtige Frau im Leben des Alexander VI. war Lucrezia Borgia, seine eigene Tochter aus der Beziehung zu Vannozza Catanei. Papa und Filia standen sich sehr nahe; ob sie miteinander geschlafen haben, ist nicht bewiesen, darf aber angenommen werden. Dann hätte sich Alexander an drei Frauengenerationen der eigenen Familie vergriffen: seiner Tochter, ihrer Mutter und ihrer Großmutter.
Lucrezia wurde die heimliche Regentin des Vatikan. Sie führte Vaters Korrespondenz und leitete die Versammlungen des Heiligen Kollegiums. Denen saß sie wie eine Bacchanantin vor, mit entblößter Brust und einem weiten transparenten Musselinumhang. Die frommen Brüder forderte sie bei dieser Gelegenheit zu frivolen Wortbeiträgen auf. Wenn ihr die gefielen, dann gab es zur Belohnung ein Küsschen und ein Stößchen.
Lucrezias erster Eheversuch schlug fehl. Um die Genehmigung für eine Wiederverheiratung zu bekommen, musste eine päpstliche Kommission die Impotenz des Gatten und die Jungfräulichkeit der Frau feststellen. Die Jury bestätigte beides, „eine Nachricht, bei der ganz Italien vor Lachen schrie“, wie ein Chronist bemerkte. „Es war hinlänglich bekannt, dass sie die größte Hure war, die es in Rom je gab.“
Das Fest zur dritten Vermählung von Lucrezia fand ganz nach Vaters Geschmack statt. Es war eine große Sexparty: 50 der schönsten Liebesdienerinnen waren geladen, spärlich in dünne Gazestoffe gehüllt. Sie umturtelten die Gäste, Kardinäle und Granden des papalen Hofes und sie tanzten nackt um den üppig gedeckten Tisch Alexanders. Lucrezia warf Kastanien auf den Boden, die die Dirnen aufsammeln mussten. Auf allen vieren krochen sie über das Parkett, die Ärsche hoch aufgerichtet. Wer die meisten aufhob, wurde mit Schmuck und Seide belohnt. Den Abschluss des Hurenturniers bildete ein Wettrammeln. Der Gast, der die meisten Damen beglücken konnte, wurde zum Sieger gekürt. Chef-Punktrichterin war Lucrezia Borgia.
Sie schaute nicht nur gerne bei der Paarung von Zweibeinern zu, sie regte auch ein tierischer Deckakt an. So ließ sie einmal mehrere Stuten und Hengste in einen Innenhof des Vatikanpalastes treiben und delektierte sich, zusammen mit ihrem Vater, an den violenten Kopulationen der Pferde.
Alexander VI. starb bei einem Mahl mit einem fragwürdigen Kardinal. Eigentlich sollte der Gottesmann vergiftet werden, doch das Arsengebräu kam ins falsche Essen. „Wie kein anderer hat er die Heilige Kirche entweiht“, urteilte Nachfolger Julius II. über Alexander alias Rodrigo de Borgia. „Er hat mit Hilfe des Teufels widerrechtlich die päpstliche Macht an sich gerissen, und ich verbiete jedem unter Androhung der Exkommunikation, je wieder von Borgia zu sprechen oder nur an ihn zu denken. Er muss aus jedemDokument und von jedem Denkmal getilgt werden. Sein Pontifikat muss ausgelöscht werden.“
Eine Randnotiz aus der Chronik des Heiligen Stuhls betrifft die Päpstin Johanna, die angeblich im Jahre 855 den Thron des Vatikans bestiegen hatte. Während einer Prozession kam ihr falsches Geschlecht heraus, denn inmitten der Gläubigen, unweit der Kirche San Clemente, gebar sie ein Kind. „Sie war hochschwanger, und ein Engel stellte ihr die Frage, ob sie lieber auf ewig im Fegefeuer brennen oder sich offen der Welt stellen wolle“, erzählt eine offizielle vatikanische Chronik. „Da sie nicht für alle Ewigkeit verloren sein wollte, wählte sie die Beschämung der öffentlichen Schande.“ Das Kind starb bei der Geburt, darüber sind sich alle Quellen einig. Ob auch Johanna dabei ums Leben kam oder von Kardinälen in einen Kerker gesteckt wurde, ist nicht sicher überliefert.
Fortan wollte man bei jeder Papst-Inthronisierung sicher sein, dass der Heilige Vater auch tatsächlich ein Mann sei. Deshalb musste sich ein Papst am Tage seiner Weihe auf einen Stuhl mit durchbrochenem Sitz hocken, auf dass sein herunterbaumelndes Gemächt von einem jungen Diakon inspiziert werden könne. Alles musste vorhanden sein, auch die Hoden. Viele Gläubige hatten sich kastrieren lassen, weil sie glaubten, anders nicht private Wollust und klerikales Keuschheitsgebot vereinbaren zu können. Eunuchen und Frauen aber waren für das Papsttum ungeeignet.
So begründete man gegenüber dem gemeinen Volk die Existenz jenes merkwürdigen Sitzes. Tatsächlich aber sollten sich die frisch gekürten Päpste auf diesen Stuhl setzen, um nicht in Übermut zu verfallen und die Demut nicht zu verlernen. Sängerknaben stimmten Psalm 113 an, nachdem der Pontifex Platz genommen hatte: „Der Herr richtet denGeringen auf aus dem Staube und erhöhet den Armen aus dem Kot, dass er ihn setze neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes.“ Diese Sitte schaffte Papst Leo X. im 16. Jh. ab, der sogenannte Kotstuhl [sedes stercoraria] wurde ausrangiert. Der heute angewandte Begriff vom Heiligen Stuhl, der den Papst persönlich oder irgendeine päpstliche Behörde bezeichnet, hat mit dem vieldeutigen Möbelstück im Übrigen nichts zu tun.
Während im Lande die Daumenschrauben angezogen und die Scheiterhaufen entfacht wurden, um die Sodomie zu vertilgen, gab man sich hinter Kirchenmauern ebenjenen Belustigungen hin. Ungeniert und sanktioniert. Man forderte Reinheit und suhlte sich selbst im Dreck.
Manche frühen Theologen waren der Meinung, dass ein Minimum an äußerer Hygiene ein Maximum an innerer Reinheit symbolisiert. Innen hui, außen pfui! Viele fromme Männer vernachlässigten ihre Körperpflege und gingen sorglos mit ihren Exkrementen um. In manchen Klöstern wurde nur zwei- oder dreimal pro Jahr gebadet, und dementsprechend streng war das monastische Aroma. „Es ist nicht gut, sich ihm zu nahen, denn er lässt einen fürchterlichen Gestank von sich“, schrieb der Gelehrte Ignaz von Born Ende des 18. Jh. über die Begegnung mit einem Kapuzinermönch. „Rücksichtnahme kennt er nicht, ohne Weiteres schlägt er die Kutte in die Höhe und scheißt und brunzt, ohne den geringsten Anstand – dann wischt er sich den Podex mit dem Strick am Leib ab.“ Im Volksmund hieß es: „Luft ist Luft, sagte der Pfaffe und ließ einen streichen.“
Der Heilige Arsenius füllte seine Klosterzelle ganz bewusst mit Gestank an, um sich den Pestgeruch der Hölle zu ersparen. Und der Eremit Antonius badete niemals, was zu einer gewissen Assoziation mit Schweinen führte. Er wurde der Schutzpatron der Haustiere und sein Antoniterorden bekam als Insignie das Schwein.
Die Salesianerin Marguerite Marie Alacoque verschlang neben verschimmeltem Brot und faulem Obst auch den Darmbrei eines unter Durchfall leidenden Mannes, die Heilige Angela von Foligno schlürfte das Waschwasser von Aussätzigen: „Nie hatte ich mit solcher Wonne getrunken! Ein Stück der schorfigen Haut aus einer Wunde war in meiner Kehle stecken geblieben. Statt es auszuspucken, gab ich mir größte Mühe, es herunterzuschlucken, und es gelang mir auch. Ich meinte, ich habe eben kommuniziert. Nie vermag ich die Wonnen auszudrücken, die mich überliefen.“
In ihren Predigten machten die Priester vor Kot und Urin keinen Halt, sie nahmen derlei Worte reichlich in den Mund. Mit derben Geschichten versuchten sie, ihre Schäflein – oder Schweinchen – auf den rechten Weg zu führen: „Das Arbeiten und Ausmisten im Schafstall Christi ist immer für uns Geistliche fruchtlose Arbeit, so sehr wir uns auch Mühe geben, den Stall recht rein zu erhalten, weil die Schafe immer wieder hineinscheißen und brunzen und des Unrats gar kein Ende machen“, polterte ein Dorfpfarrer in einer Adventspredigt 1782. „Man sollte euch lieber christliche Schweine als christliche Schafe nennen, weil ihr in allen Sündenlöchern herumstänkert und mit euren Fotzen überall umnurscht wie die Schweine.“
Der Bibelgelehrte Martin Luther kam ausgerechnet bei einer ausgiebigen Sitzung auf dem Klo zu der Erkenntnis, dass individueller Glaube an die Gnade Gottes wichtiger als das päpstliche Dogma sei. Das öffentliche Anschlagen seiner Thesen läutete 1517 die Reformation ein. Luther forderte zum Kampf gegen die Römisch-Katholischen auf, meinte, man müsse den Dreck, „der so gern stinken wolle, weidlichrühren, bis sie Maul und Nase voll kriegen.“ Agitationshefte mit Illustrationen von Lukas Cranach und Versen von Martin Luther bedienten sich skatologischer [= eine schmutzige Ausdrucksweise bevorzugender] Motive zur Verächtlichmachung des Papsttums. Auf einem Bild zeigen einige Männer dem Papst ihre nackten dampfenden Hintern, auf einem anderen scheißt einer in die papale Krone. Ein weiterer Kupferstich zeigt den Papst in vollem Ornat beim Ritt auf einer Sau und beim Segnen eines Haufens Kot.
Freimütig bis vulgär war die Ausdrucksweise Luthers, Fäkalien kamen häufig vor. Dem Teufel rief er einmal zu: „Ich habe in die Hose geschissen, und du kannst sie dir um den Hals legen und dir den Mund damit wischen!“ Er rühmte sich, einen bösen Geist mit einem einzigen Furz vertreiben zu können. Seinen Exkrementen und Winden brachte er großes Interesse entgegen, erzählte offen in seinen Briefen über das Befinden seines Verdauungssystems. Schon in seiner Zeit als Augustinermönch faszinierten ihn seine Ausscheidungen und Ausdünstungen. Er wechselte seine Bettwäsche ein Jahr lang nicht, weil es ihm der Schmier und Schweiß im Textil angetan hatte.
Bei seiner Übersetzung der Bibel hingegen säuberte er den Text, ersetzte klare Originalausdrücke durch nebulöse Umschreibungen. So wurde z. B. Fürze gegen Inwendiges, Mist gegen Unrat und mit Scheiße schmeißen gegen ganz gräulich machen ausgewechselt.
Martin Luther wetterte nicht bloß gegen Buße und Ablass, er wurde auch persönlich gegen die Unfreiheit in Klöstern aktiv. Ein Dutzend junger Nonnen wollten während der Reformationszeit das Zisterzienserkloster Nimbschen verlassen, indes, man ließ sie nicht ziehen. Luther organisierte ihre Flucht, in und zwischen leeren Heringsfässern kamen sie nach Wittenberg. Alle getürmten Schwestern fanden alsbald Ehemänner – bis auf eine, Katharina von Bora. Die heirate Martin Luther. Der Ehe zwischen dem abgefallenen Mönch und der entflohenen Nonne entsprangen drei Töchter und drei Söhne.
Die protestantische Kirche legalisierte die Priesterehe, was ihr enormen Zulauf von Seiten der unter Sexentzug leidenden Geistlichkeit brachte. Ein Chronist notierte damals: „Die Mätresse zu einer ehrbaren Ehefrau und die ehrlosen Bastarde zu ehrbaren Kindern werden zu lassen, das war das eine entscheidende Geschenk, das der Protestantismus dem Klerus machte.“
Die Hexenverfolgung ging indes weiter. Auch Luther hielt Zauberer und Hexen für die Huren des Teufels. 1782 fand die letzte Hinrichtung im deutschen Sprachraum statt.