Sokratischer Dialog im Alltag - Das Praxisbuch: Wie Sie mit der sokratischen Gesprächsführung negative Glaubenssätze aufdecken und Ängste überwinden für mehr Selbstbewusstsein und innere Ruhe - Ruben Germerot - E-Book

Sokratischer Dialog im Alltag - Das Praxisbuch: Wie Sie mit der sokratischen Gesprächsführung negative Glaubenssätze aufdecken und Ängste überwinden für mehr Selbstbewusstsein und innere Ruhe E-Book

Ruben Germerot

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Beschreibung

Sokratischer Dialog: Mit der alltagstauglichen Philosophie-Variante praktisch & konkret die wichtigen Probleme des Lebens lösen "Ich weiß, dass ich nichts weiß" – eine fürchterliche Vorstellung? Keine Angst! Denn in der Erkenntnis, manches doch gar nicht so gut zu wissen, liegt ein gigantisches Potential zur Lösung zahlreicher Probleme und dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie die altsokratische Befragungskunst dieses Potential ganz einfach ausschöpft. "Das schaffe ich nicht", "Meine Gefühle sind ihm egal", "Das hat doch ohnehin keinen Zweck" – Gedanken dieser Art kennt wohl jeder und egal, ob es um kleine Alltäglichkeiten oder tiefgreifende Lebensfragen geht, hilfreich sind sie nie. Jahrelang verinnerlichte Glaubenssätze und Überzeugungen lassen sich meist nicht einfach so abstellen, doch die Technik des sokratischen Dialogs bietet Ihnen eine einfache und zugleich hochwirksame Methode, durch gezielte Fragestellungen alte Muster aufzubrechen, zu hinterfragen und dank völlig neuer Erkenntnisse bedeutsame Veränderungen im Leben zu bewirken. Reflexion und Selbsterkenntnis werden so zum Schlüssel für die Befreiung von hinderlichen Fehlannahmen und helfen in unterschiedlichsten Fragen rund um Job, berufliche Entwicklung, Partnerschaft, familiäre Beziehungen, Selbstwertgefühl und in vielem mehr weiter. Trockene Philosophie-Theorie? Ganz und gar nicht! Denn der praxisnahe Ratgeber zeigt Ihnen konkret, wie Sie von der Technik des sokratischen Dialogs im Alltag profitieren können, und verbindet auf spannende Weise wichtige Basic-Infos und effiziente Hilfe zur Selbsthilfe für alle Lebenslagen. Grundkurs Sokratischer Dialog: Erfahren Sie kompakt und leicht verständlich alles Wichtige rund um die Methode, ihre Hintergründe sowie mögliche Anwendungsgebiete und werden Sie in kürzester Zeit zum Sokrates-Experten. Techniken & Methoden: Explikativer, normativer oder funktionaler Dialog, Gesprächsphasen und verschiedene Fragetechniken – lernen Sie den vielfältigen Werkzeugkoffer des sokratischen Dialogs von Grund auf kennen. Psychotherapeutischer Exkurs: Finden Sie heraus, wie in fünf Schritten eine erfolgreiche kognitive Umstrukturierung erreicht werden kann, mit der gesunde und funktionale Kognitionen etabliert werden. Praktische Anwendung: Ob Wertekonflikte, Zielunklarheit, limitierende Glaubenssätze, Umgang mit Partner, Kollegen & Co. – entdecken Sie, wie Sie den sokratischen Dialog ganz einfach im Alltag nutzen können. Dieses Buch zeigt Ihnen, welche Macht in Ihren Gedanken schlummert, und präsentiert Ihnen eine alltagstaugliche Möglichkeit, Ihr Denken optimal zu Ihren Gunsten zu verändern. Ob Sie endlich den beruflichen Durchbruch erreichen, Ihrem Beziehungsglück zu neuem Schwung verhelfen oder Ihr Selbstbewusstsein auf ein neues Niveau heben möchten – mit diesem Buch erreichen Sie zuverlässig große und kleine Ziele. Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "Jetzt kaufen mit 1-Click" und schlagen Sie schon bald ein neues Kapitel der Selbstbestimmtheit in Ihrem Leben auf!

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Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Auflage 2024

Inhalt

Vorwort

Was Sie hier erwartet ...

Der Sokratische Dialog: Eine uralte Kunst

Sokrates – der erste „Coach“ der Welt

Was ist der Sokratische Dialog?

Ausblick: Potenziale und Anwendungsgebiete

Praktische Anwendung: Techniken und Methoden

Der konkrete Ablauf

Überblick: Formen des Sokratischen Dialogs

Fragetechniken

Psychotherapeutischer Exkurs: Die kognitive Umstrukturierung

Vermittlung des kognitiven Modells

Aufdeckung dysfunktionaler Kognitionen

Infragestellung dysfunktionaler Kognitionen

Erarbeitung angemessener Kognitionen

Einüben der neuen Kognitionen

„Ich lerne, mir selbst zu helfen“: Anwendung des Sokratischen Dialogs

Zielkonflikte

Wertkonflikte

Zielunklarheit

Entscheidungsfindung

Negatives (Selbst-) Bild

Veränderung limitierender Glaubenssätze und Ansichten

Umgang mit anderen: Der sokratische Dialog in Familie, Partnerschaft und Beruf

Welche Form eignet sich für welches Problem?

Die Lösung liegt bereits in uns

Streite und Konflikte lösen

Kooperationsbereitschaft beim Gegenüber erzielen

Gemeinsame Ziele festlegen

Den Zusammenhalt stärken

Sokratischer Dialog verdeckt: Einzelne Techniken für den Alltag

Fazit

Literaturverzeichnis

Vorwort

„Das hat alles keinen Zweck“, „Ich kann das sowieso nicht“ oder „Wie soll ich das nur schaffen?“ sind Floskeln, die wahrscheinlich jeder von uns bereits im Alltag verwendet hat. Sie sind auf der einen Seite Ausdruck einer empfundenen Hilflosigkeit, eines Gefühls, machtlos zu sein; auf der anderen Seite drücken Sie aber bereits eine gewisse Resignation aus. Wir haben das Gefühl, nichts bewirken zu können, und glauben, uns selbst gut genug zu kennen, dass wir diese Aussage auf alle Fälle treffen können. Oftmals sind wir dabei festgefahren oder gefangen in unseren alltäglichen Strukturen und Denkmustern.

In manchen Fällen mag die Aufmunterung ausreichen, um uns aus der negativen Gedankenspirale herauszuhelfen. Ein freundschaftliches „Du schaffst das“ oder „Natürlich kannst du das“ mag uns bei der Bewältigung eines überschaubaren, konkreten Problems helfen. Nehmen Sie an, Sie fühlen sich überarbeitet, weil Sie in Ihrem Job aktuell zwei Projekte gleichzeitig betreuen müssen. Hier kann es durchaus helfen, wenn Ihnen Ihr Kollege bloß gut zuredet. Schließlich ist der Zustand nicht von Dauer und Sie müssen nur kurzfristig daran glauben, dass Sie zwei Projekte parallel stemmen können, denn in zwei Wochen ist eines der beiden ohnehin abgeschlossen.

Doch was ist, wenn der Zustand der Überforderung oder Überarbeitung dauerhaft ist? Wenn Sie also immer zwei oder mehr Projekte gleichzeitig bearbeiten müssen oder wenn Sie von Selbstzweifeln geplagt werden, die Sie selbst beim einfachsten Projekt daran zweifeln lassen, ob Sie es erfolgreich meistern können? Dann hilft Ihnen der sinnbildliche Klaps auf die Schulter nicht mehr. In diesem Fall sind Sie gut beraten, das Problem bei der Wurzel zu packen. Und die ist meist mit Ihrer inneren Einstellung und Überzeugung verknüpft.

Der Sokratische Dialog oder auch die Sokratische Gesprächsführung ist eine Methode, mit deren Hilfe Sie negative Glaubenssätze überwinden und tiefere Erkenntnisse über sich selbst und Ihre Umwelt gewinnen können. Durch diese Art der Reflexion werden Sie schnell bemerken, dass Ihr negatives Selbstbild, Ihre kreisenden Gedanken und die Wahrnehmung Ihres privaten oder Arbeitsumfeldes keine objektiven Wahrheiten sind. Ihre Sicht der Dinge ist also nicht in Stein gemeißelt, denn es gibt zu all Ihren Gedanken einen entsprechenden Widerspruch. In einem Sokratischen Dialog werden diese Widersprüche aufgezeigt und Sie erkennen Ihre eigene Denkstruktur, inklusive Denkfehlern und Hemmnissen.

Dabei handelt es sich nicht um ein Therapiegespräch im klassischen Sinne. Niemand wird Ihnen sagen, was Sie richtig oder falsch machen oder wie Sie sich zu verhalten haben. Ziel des Dialogs ist es, dass Sie sich selbst helfen können – Ihr Dialogpartner hilft Ihnen dabei, doch die Überzeugung und die tiefere Erkenntnis kommen aus Ihnen selbst.

„Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet, stark verkürzt, das Motto dieses Buches. Es geht nicht darum, Sie zu belehren oder Ihren bisherigen Umgang mit Problemen oder schwierigen Situationen zu kritisieren. Es geht darum, Ihnen bei zukünftig auftretenden Problemen zu helfen, sich selbst zu helfen. Denn das Potenzial, mit Ihren Problemen fertig zu werden, schlummert in Ihnen! Lassen Sie es uns anhand dieses Ratgebers gemeinsam aktivieren und Ihre alltäglichen Sorgen und negativen Gedankengänge über Bord werfen.

Was Sie hier erwartet ...

„Ich weiß, dass ich nicht weiß.“

(Sokrates)

Dies ist der vielleicht berühmteste Satz, der dem antiken griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben wird. Gelegentlich wird dieser Satz jedoch falsch zitiert: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ geistert als immer wieder reproduzierte Fehlinterpretation nicht nur durch die Welt der Ratgeber, sondern selbst durch die akademische Philosophie. Dabei wäre es selbst für Sokrates zu viel der Koketterie, wenn er behauptet hätte, über keinerlei Wissen zu verfügen.

Doch die Erkenntnis der Tatsache, dass man nicht weiß, ist eine fast schon unglaubliche Erkenntnis, die trotz ihrer vermeintlichen Banalität zu einer tiefen Einsicht führen kann. Schließlich kennen wir vermutlich alle die Situation, dass wir jemandem zuhören (müssen) und uns dabei still und heimlich denken, dass es besser gewesen wäre, wenn derjenige rechtzeitig erkannt hätte, dass er nicht weiß und sich deshalb nicht zu dem Thema geäußert hätte. Vorträge von Familienmitgliedern oder Bekannten zu politischen Themen, gerne gespickt mit Verschwörungstheorien oder eigenen heiklen Thesen, bilden wohl die Extremform dieser Erlebnisse.

Und so sollten auch wir stets in Betracht ziehen, dass wir unter Umständen nicht wissen, dass wir uns selbst und unser Verhalten hinterfragen und reflektieren sollten. So werden wir nicht bloß zu angenehmeren Gesprächspartnern, sondern erkennen unsere eigenen Denkfehler, die uns im Alltag hindern, und unsere falschen Annahmen, die uns einbremsen oder in ein Gedankengefängnis sperren.

Gemeinsam werden wir in dem vorliegenden Buch den Grundstein für diesen Reflexionsprozess legen. Wir werden zunächst erfahren, was es mit der Methode des Sokratischen Dialogs auf sich hat und wo man sie noch immer erfolgreich anwendet, auch wenn sie bereits mehrere tausend Jahre alt ist. Danach beschäftigen wir uns mit der praktischen Anwendung des Dialogs und lernen, wie dieser im konkreten Fall durchgeführt wird. Auch ein Exkurs in die Psychologie erwartet uns, um im Anschluss anhand konkreter Fallbeispiele festzumachen, in welchen Alltagssituationen uns der Sokratische Dialog aus unseren Denkgefängnissen befreien kann.

Um ein wenig Theorie kommt man bei einem solchen Thema nicht herum, schließlich sollen die Hintergründe und psychologisch-behavioristischen Grundlagen des Sokratischen Dialogs nicht außer Acht gelassen werden, doch keine Angst: Es handelt sich nicht um einen Lektürekurs zu Sokrates oder um ein Philosophie-Seminar wie an der Universität. Die Praxis steht im Vordergrund, weshalb es an vielen Stellen praktische Erläuterungen und Beispiele zum besseren Verständnis geben wird.

Lassen Sie uns also gemeinsam starten und den Bereich unseres Nichtwissens ein wenig verkleinern.

Der Sokratische Dialog: Eine uralte Kunst

„Das gute Gelingen ist zwar nichts Kleines,

fängt aber mit Kleinigkeiten an.“

(Sokrates)

Der Sokratische Dialog geht, wie der Name bereits verrät, auf den antiken griechischen Philosophen Sokrates zurück, der im vierten Jahrhundert vor Christus gelebt hat. Sie sehen also, dass die Methode keineswegs eine von vielen neumodischen Coaching-Methoden ist, sondern ihren Ursprung in der Antike hat und sich somit über viele Jahrhunderte hinweg bewährt hat.

Sokrates – der erste „Coach“ der Welt

Der Begriff des Coaches

Der Begriff des Coaches wird heutzutage bisweilen inflationär verwendet. In den sozialen Netzwerken wimmelt es nur so von angeblichen Coaches und Beratern, die uns vorgeblich helfen wollen, unser Leben zu verbessern. Doch auch, wenn unter diesen Coaches die eine oder andere zwielichtige Gestalt sein mag, gibt es dennoch Lebensbereiche, in denen ein Coaching sinnvoll sein kann. Dazu benötigt man jedoch den passenden Coach, also eine Person, die einen anleitet und einem die passenden Techniken und Tricks mit auf den Weg gibt. Dabei löst der Coach nicht im klassischen Sinne das Problem, sondern er hilft Ihnen vielmehr dabei, Ihr Problem eigenständig zu lösen.

Der wohl bekannteste Kontext, in dem der Begriff Coach verwendet wird, ist der Sport. Der Trainer oder Coach leitet seine Spieler an, er gibt ihnen eine Taktik mit auf den Weg oder zeigt einem Spieler auf, welche Schwächen er hat, und versucht, individuell mit ihm an diesen zu arbeiten. Dabei ist die Umsetzung allerdings den Spielern überlassen, denn der Coach spielt schließlich nicht selbst, sondern steht an der Seitenlinie und greift gegebenenfalls korrigierend ein. Die Umsetzung der erlernten Techniken und Taktiken obliegt gänzlich den Spielern. Ebenso ist es auch mit Mental- oder Business-Coaches; letztlich liegt es an uns, die gelernten Tricks und Kniffe zum besseren Umgang mit Stress oder zur Gründung eines Start-ups umzusetzen. Der Coach vermittelt uns lediglich die Grundlagen hierfür.

Letzteres gilt auch für dieses Buch. Wenn Sie die folgenden Kapitel lesen, können Sie diese wie ein Coaching begreifen. Sie erhalten eine Menge wertvoller Praxistipps und Anleitungen zur Erlernung des Sokratischen Dialogs und werden darüber hinaus erfahren, wie dessen Anwendung Ihnen im Alltag behilflich sein kann. Die Umsetzung des Erlernten obliegt allerdings Ihnen.

Sokrates als „Coach“

Warum also können wir Sokrates als „Coach“ bezeichnen? Sicherlich ist der Begriff hier in Anführungszeichen zu setzen, denn Sokrates war schließlich weder Fußballtrainer oder Anlageberater noch Mentaltrainer. Doch auch er verstand sich in seiner Philosophie vor allem als Stichwortgeber, als einer, der sein Publikum dazu anregen wollte, selbst zu denken. Sokrates predigte nicht von der sprichwörtlichen Kanzel herab, sondern er suchte den Dialog zu seinen Schülern, die durch das Austauschen von Argumenten und die Entwicklung von Gegenargumenten zu einer eigenständigen Denkstruktur finden sollten. Sokrates leitete seine Schüler sozusagen dazu an, selbst zu denken und die Stichworte oder Fragestellungen, die er ihnen vorgab, eigenständig zu durchdenken.

Für Sokrates stand zudem die Selbsterkenntnis eines jeden Individuums im Fokus. Der Spruch des Orakels von Delphi, „Erkenne dich selbst“, kann als ein zentraler Bestandteil der Sokratischen Philosophie betrachtet werden. Durch ständiges Nachfragen und ständiges Reflektieren der eigenen Position soll beim Fragenden eine tiefere Erkenntnis des Selbst entstehen. Denn nur, wer sich selbst reflektiert, kann auch über andere oder über Phänomene urteilen, die außerhalb der eigenen Person stehen.

Eine zentrale Rolle kommt in diesem Prozess der Reflexion und des Erkenntnisgewinns dem Lehrer zu. Laut Sokrates ist jeder Mensch zu einer tieferen Einsicht fähig, es gibt also keine Menschen, die zu dumm oder zu ungebildet sind, um zu reflektieren – jeder trägt das dazu vorhandene Wissen bereits in sich. Die Aufgabe des Lehrers ist es, dieses Wissen hervorzubringen, ähnlich wie bei einer Geburt. Daher wird die Lehre des Sokrates auch als Mäeutik bezeichnet, was wörtlich übersetzt Hebammenkunst bedeutet. Die Aufgabe des Lehrers ist es also, das Wissen, welches in den Schülern schlummert, fachgerecht und behutsam auf die Welt zu bringen, ebenso wie es die Aufgabe der Hebamme ist, das im Mutterleib schlummernde Kind behutsam auf die Welt zu bringen (Erler, 2007).

Information: Mäeutik

Die Mäeutik oder auch Hebammenkunst bezeichnet die auf Sokrates zurückgehende Art der Gesprächsführung, bei der mithilfe eines Dialogs eine Erkenntnis „zur Welt gebracht“ wird. Angeblich wurde der Begriff sogar von Sokrates‘ Mutter inspiriert, die selbst als Hebamme tätig gewesen ist, ebenso denkbar ist jedoch, dass Platon den Begriff erfunden und im Nachhinein Sokrates zugeschrieben hat. Sokrates grenzte seine Art des Dialogs, bei dem ein Gesprächspartner mit Fragen und Anmerkungen versucht, die bereits vorhandene Erkenntnis im anderen Gesprächspartner zu stimulieren und so auf die Welt zu bringen, mit dem Begriff der Mäeutik von der klassischen Form der Wissensvermittlung ab. Damals wie heute wurde in Schulen und Universitäten hauptsächlich doziert, es gab also einen Lehrer (Dozenten), der das Wissen vortrug und so an die Lehrenden vermittelte. Die Mäeutik hingegen setzt auf das bereits vorhandene Potenzial im Menschen und sieht die Gesprächspartner auf Augenhöhe, was bei einem klassischen Lehrer-Schüler-Verhältnis nicht der Fall ist.

Diese Idee erfuhr über die Jahrhunderte hinweg eine breite Rezeption. So beschäftigte sich zum Beispiel Montaigne im 16. Jahrhundert intensiv mit Sokrates. Besonders im Zuge der Aufklärung, bei der die Mündigkeit des Bürgers und die Potenziale des Einzelnen wieder vermehrt im Zentrum der philosophischen Diskussion standen, wurde die Mäeutik sehr häufig zitiert. Kant etwa empfahl für die Vermittlung ethischer Grundsätze eine dialogische Art der Lehre. Im 19. Jahrhundert verhalf der dänische Philosoph Sören Kierkegaard der Mäeutik zu einer weiteren Blüte, als er in seinem Aufsatz Werke der Liebe die christliche Vorstellung von Liebe als mäeutisch bezeichnete und damit eine Kontroverse in Gelehrtenkreisen anstieß. Auch im 20. Jahrhundert gab es Wissenschaftler, die den Sokratischen Dialog und die Mäeutik rezipierten und weiterentwickelten, etwa die Philosophen Leonard Nelson und Gustav Heckmann, die das sogenannte Sokratische Gespräch als Methode der Erwachsenenbildung etablierten (Wöhrmann, 1983).

In der modernen Pädagogik wird bisweilen die starke Steuerungsfunktion kritisiert, die dem Lehrenden, also dem Fragesteller, zukommt. Kreativität und Eigeninitiative der Lernenden könnten so gehemmt werden. Dies gilt jedoch auf andere Weise ebenso für den Frontalunterricht, weshalb heutige Pädagogen häufig Teile der Sokratischen Lehrweise in ihre Arbeit einfließen lassen und sie mit anderen Methoden kombinieren (Bühler, Negative Pädagogik. Sokrates und die Geschichte des Lernens, 2012).

Dabei bedient sich der Lehrer der Methode der Fragestellung. Die richtige Fragestellung gibt den entsprechenden Impuls, um das Wissen im Schüler zu wecken. Durch das Nachdenken über und die Beantwortung der Frage wird das Vorwissen aktiviert und strukturiert. Plötzlich erkennt der Schüler, dass die richtige Antwort und die tiefere Erkenntnis bereits die ganze Zeit in ihm geschlummert haben. So wird Sokrates zum Beispiel das treffende Zitat „Lernen besteht aus einem Erinnern von Informationen, die bereits seit Generationen in der Seele des Menschen wohnen“ zugeschrieben (Bühler, Die Verwirrung des Bewusstseins in sich. Sokrates und die Geschichte der Pädagogik, 2005). Es geht also nicht darum, neue Informationen aufzunehmen, sondern die Informationen zu (re)aktivieren, die bereits in uns schlummern, aber noch nicht strukturiert gedacht beziehungsweise artikuliert wurden.

Somit sind das Menschenbild und die Absicht von Sokrates ähnlich denen eines heutigen Coaches. Auch der Coach geht schließlich davon aus, dass in jedem Spieler oder jedem Klienten, den er anleitet, die entsprechenden Anlagen vorhanden sind. Andererseits könnte man das Coaching als Zeitverschwendung ansehen, denn jemandem ohne Anlagen kann man auch nichts beibringen. Auch die Absicht, eine Anleitung zu geben, entspricht der eines Coaches. Da zuvor kein Gelehrter die Mäeutik praktizierte oder an deren Grundsätze glaubte, kann man Sokrates mit Fug und Recht als den ersten Coach der Weltgeschichte bezeichnen. Noch heute können wir von seiner Lektüre lernen, wie man sich einer großen Erkenntnis durch Fragen und Hinterfragen nähert und wie man eigenständige Gedankengänge entwickeln, vertiefen und verknüpfen kann. All diese Eigenschaften helfen uns im Alltag und spielen auch bei der Ausführung des Sokratischen Dialogs eine entscheidende Rolle.

Im Folgenden werden wir nun betrachten, was der Sokratische Dialog genau ist und wie wir ihn anwenden, um eine tiefere Erkenntnis im besten sokratischen Sinne zu gewinnen.

Biographie: Sokrates (* 469 v. Chr., 399 v. Chr. in Athen) war ein griechischer Denker, der heute der Philosophie zugerechnet wird. Die akademische Philosophie, wie wir sie heute kennen, wurde als Begriff erst später geprägt, jedoch von Sokrates maßgeblich mit beeinflusst. Den Großteil seines Lebens verbrachte er in seiner Geburtsstadt Athen, wo er in der von ihm ins Leben gerufenen Akademie viele weitere, als bedeutend angesehene Philosophen, wie etwa Platon oder Xenophon, unterrichtete.

Eben jener Platon ist zugleich auch die wichtigste Quelle, die wir heute in Bezug auf Sokrates heranziehen können. Er selbst hinterließ keinerlei schriftliche Aufzeichnungen, weshalb seine Biographie schwer zu rekonstruieren ist. Laut Platons Dialogen wurde Sokrates im Jahr 399 v. Chr. im Alter von 70 Jahren hingerichtet, woraus sich das Geburtsjahr 469 v. Chr. rekonstruieren lässt. Zum Tode verurteilt wurde der Denker aus recht diffusen Gründen, wie „Ablehnung der staatlich anerkannten Gottheiten“ oder „Verführung der Jugend“. Tatsächlich scheinen viele Thesen Sokrates‘ politisch nicht opportun gewesen zu sein, weshalb die Machthaber in Athen sich seiner entledigten.

Zu seinen Lebzeiten revolutionierte er allerdings die Denkweise vieler Zeitgenossen und er wird bis heute als eine der, wenn nicht als die zentrale Figur der antiken Philosophie angesehen. Als Erster stellte er zum Beispiel menschliche Bedürfnisse und Moralvorstellungen in das Zentrum seiner Überlegungen. Die Philosophie orientierte sich also nicht mehr nur an der Betrachtung natürlicher oder göttlicher Phänomene, sondern vor allem am Menschen als Subjekt. Weitere Fragen, die ihn umtrieben, waren die politische Philosophie, zum Beispiel die Konstitution der Polis oder die Herausbildung von Rechtsnormen, aber auch eine kritische Reflexion von Sprache und Rhetorik sowie tradierter Erzählungen und Mythen. Insbesondere die Polis interessierte Sokrates – der Begriff beschreibt nicht nur die antike griechische Stadt, sondern auch die Konstitution der Gesellschaft, die in der Stadt lebte. Das Zusammenleben der verschiedenen Stände, der Handel mit anderen Städten, die Organisation von Familien und Hausgemeinschaften, all das wurde unter dem Begriff der Polis diskutiert, insbesondere, da diese Verflechtung aus Stadtorganisation, Gesellschaft, Politik, Ökonomie und Recht einzigartig in der antiken Welt und zunächst auch einzigartig im Mittelmeerraum war, bis andere Königreiche die Idee der Polis teilweise adaptierten (vgl. Hansen, 2006).

All diese Themen sind bis heute von zentraler Bedeutung für Geistes- und Sozialwissenschaften und verdanken ihre grundsätzliche Betrachtungsweise vor allem der Pionierarbeit von Sokrates (Döring, 1998).

Was ist der Sokratische Dialog?

Definition:

Kurz gesagt ist der Sokratische Dialog eine Methode zur Gesprächsführung, bei der ein Dialogpartner durch gezielte Fragen sein Gegenüber erkennen lässt, dass dieser falsche Annahmen trifft, Denk- und Logikfehler begeht oder über Scheinwissen verfügt.

Der Fragende nimmt dabei (in Anlehnung an Sokrates – „Ich weiß, dass ich nicht weiß“) die Rolle eines Nicht-Wissenden ein. Er stellt bloß Fragen, die auf den ersten Blick keinerlei Implikation haben, sondern das Gegenüber lediglich zum Denken anregen sollen.

So führt der Fragesteller seinen Dialogpartner zu der Erkenntnis, dass er die Fragen nicht in vollem Umfang beantworten kann und somit neu über die Fragestellung nachdenken muss. Es handelt sich also um eine Methode zur Anregung von Selbstreflexion und Selbsterkenntnis.

Information: Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie ist eine besondere Form der Psychotherapie. Genau wie in der klassischen Psychotherapie liegt ihr die Annahme zugrunde, dass Konditionierung ein wesentlicher Treiber des menschlichen Verhaltens ist. Konditionierung wiederum bedeutet, dass auf einen bestimmten Reiz eine bestimmte Reaktion folgt. Auf die unbedachte Handlung (Reiz) eines Ehepartners folgt also die wütende Reaktion des anderen. Der russische Mediziner Iwan Pawlow gilt als Pionier auf diesem Gebiet. Er experimentierte mit seinem Hund, denn jedes Mal, bevor er ihn fütterte, klingelte er zuvor mit einer Glocke. Nach einiger Zeit stellte Pawlow fest, dass dem Hund bereits der Speichel im Mund zusammenfloss, wenn er nur mit der Glocke klingelte, selbst dann, wenn er das Futter noch gar nicht geöffnet oder „serviert“ hatte. Der Hund hatte also gelernt, dass nach dem Klingeln der Glocke (Reiz) Futter gebracht wird, was zum Speichelfluss (Reaktion) führte.

Es geht in der Verhaltenstherapie, passend zum Ansatz des Sokratischen Dialogs, darum, dem Patienten das Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, mit dem er sich selbst helfen kann. Es handelt sich also ebenfalls um Hilfe zur Selbsthilfe. Basierend auf dem Konzept der Konditionierung geht man davon aus, dass negative Verhaltensmuster erlernt sind, der Patient wurde entsprechend konditioniert. Dieser Prozess sei jedoch auch umkehrbar, man könne die negativen Denkmuster auch wieder verlernen, so der Ansatz. Hierbei soll der Verhaltenstherapeut unterstützen. Anwendungsbereiche sind z. B. die Paar- oder Familientherapie sowie die Gruppentherapie. Auch individuelle Therapieansätze können verhaltenstherapeutisch sein, doch meist werden zwischenmenschliche Konflikte (wie beeinflusst das Verhalten des einen den anderen?) mit verhaltenstherapeutischen Methoden behandelt. Ziel ist es dabei, die genannten Verhaltensmuster zu verstehen und zu durchbrechen. Der Sokratische Dialog eignet sich insbesondere für den Teil des Verstehens und Hinterfragens der Verhaltensmuster und kann daher als eine Methode im Repertoire der Verhaltenstherapie angesehen werden (Batra, 2013).

Obgleich die Methode des Sokratischen Dialogs aus der Antike herrührt, ist sie auch heute noch aktuell und daher keineswegs als verstaubt oder altmodisch zu bezeichnen. In unserer heutigen Zeit geht es jedoch weniger um den Gewinn fundamentaler philosophischer Erkenntnis als vielmehr um die Anwendung der sokratischen Methode auf konkrete Probleme des Alltags. Vor allen Dingen Probleme im beruflichen oder Beziehungskontext können mit Hilfe eines Sokratischen Dialogs besprochen werden.

Der Sokratische Dialog als Lösung für Alltagsprobleme

Berufliche Probleme sind oft entweder von Denkblockaden geprägt, die uns daran hindern, bestimmte Problemstellungen zu erkennen und Lösungen zu finden, oder aber das zwischenmenschliche Verhältnis von Arbeitskollegen untereinander ist gestört. In beiden Fällen hilft die Herangehensweise des Hinterfragens und Reflektierens der eigenen Denkweise; vielleicht gibt es alte Glaubenssätze, die uns daran hindern, lösungsorientiert zu arbeiten. Wir denken, dass es ohnehin keine Lösung gibt, oder wir wagen uns nicht, überkommene Arbeitsstrukturen zu durchbrechen, weil wir sie gewohnt sind und wir uns keine grundlegenden Innovationsmöglichkeiten vorstellen können. Doch nur, weil Sie es zum Beispiel gewohnt sind, mit Papierakten oder mit veralteter Software zu arbeiten, heißt es nicht, dass man dieses Problem nicht angehen sollte. Machen Sie sich klar, welche Strukturen Sie im Arbeitsalltag daran hindern, produktiv zu sein und die Ihnen übertragenen Aufgaben bestmöglich auszufüllen. Sowohl als Mitarbeiter als auch als Unternehmer kann diese Fragestellung Sie weiter bringen. Als Mitarbeiter können Sie zwar nicht direkt alle Erkenntnisse anwenden, Sie können sie aber wesentlich strukturierter und überzeugender bei Ihrem Vorgesetzten ansprechen.

Ähnlich verhält es sich bei den zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese können im Kontext der Arbeit, des Freundes- und Bekanntenkreises oder der Paarbeziehung stehen. Oftmals laufen soziale Konflikte zwischen zwei Personen, unabhängig davon, ob sie sich ein Büro oder ein Schlafzimmer teilen, nach einem bestimmten Schema ab. Person A tut oder unterlässt etwas, worauf Person B wütend reagiert. Person A reagiert wiederum wütend auf diese Reaktion und derselbe Konflikt wird in Bezug auf unterschiedliche Themen immer wieder aufs Neue ausgefochten. Nehmen wir ein Beispiel aus der Arbeitswelt: Die Kollegen A und B sitzen zusammen in einem Büro; A ist von seinem Naturell her leicht unruhig und neigt dazu, entweder mit einem Kugelschreiber zu klicken oder mit den Fingern leicht, aber hörbar auf den Schreibtisch zu klopfen. B benötigt für seine Arbeit Ruhe und Konzentration und ist entnervt von As Unruhe. Anstatt ihm jedoch den eigenen Standpunkt zu erläutern und ihn zu bitten, das Klopfen oder Klicken zu reduzieren oder zu unterlassen, entwickelt A eine unterschwellige Abneigung gegen B, die dazu führt, dass beide nicht zusammenarbeiten können. In einem Sokratischen Dialog könnte der Therapeut also zunächst fragen, was A an B stört. Unter Umständen ist A der eigentliche Grund gar nicht bewusst, da sich der Konflikt auf der Ebene des Unbewussten abspielt.

Therapeut: Sie sagen, Sie können nicht mit Ihrem Kollegen B zusammenarbeiten? Warum?

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