Sommerhochzeit in Schweden - Lina Hansson - E-Book

Sommerhochzeit in Schweden E-Book

Lina Hansson

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Beschreibung

Nach der schmutzigen Trennung von ihrer Geschäftspartnerin braucht Hochzeitsplanerin Ella dringend einen neuen Auftrag. Die Anfrage eines Stockholmer Anwalts scheint ihre Rettung zu sein, aber es bleiben nur wenige Wochen, um die Traumhochzeit zu organisieren. Ella stellt sich der Herausforderung – bis ihre Vergangenheit sie einholt und droht, den großen Tag zu vereiteln. Doch Ellas Auftraggeber gibt ihr eine zweite Chance und nach und nach verändert das Projekt ihr ganzes Leben. Daran ist nicht nur der attraktive Gärtner Ruben schuld, der ihr hilfreich zur Seite steht …

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Sommerhochzeit in Schweden

SCHWEDEN-LIEBESROMAN 3

LINA HANSSON

Copyright © 2022 Lina Hansson

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags und der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Bereitstellung.

© Covergestaltung: Prenner & Frank unter Verwendung von Motiven von stock.adobe.com

Korrektorat: Sandra Linke (wortnoergler.de)

Verlag: Pia Prenner BA, Am Bahndamm 9, 7000 Eisenstadt

Inhalt

1. Ruben

2. Ella

3. Ella

4. Ella

5. Ruben

6. Ella

7. Ruben

8. Ella

9. Ella

10. Ella

11. Ruben

12. Ella

13. Ella

14. Ruben

15. Ella

16. Ella

17. Ruben

18. Ella

19. Ella

20. Ruben

21. Ella

22. Ella

23. Ella

24. Ruben

25. Ella

26. Ruben

27. Ella

28. Ruben

29. Ella

30. Ruben

31. Ella

32. Ruben

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Über die Autorin

KAPITEL1

Ruben

»Welche Laus ist Malin über die Leber gelaufen?« Ruben sah Jule, die ihm auf halbem Weg von den Blumenbeeten der Gärtnerei zu ihrem kleinen, roten Häuschen entgegenkam, fragend an. Dann spähte er noch einmal zu der Terrasse, wo Malin finster dreinblickend saß. Die beste Freundin seiner Schwester hatte so offensichtlich schlechte Laune, dass er überlegte, sein Vorhaben, den beiden ein wenig Gesellschaft zu leisten, zu verwerfen. Vielleicht sollte er lieber nach Hause gehen, sich duschen und umziehen und danach mit seinem Bruder ein Bier trinken.

»Eine in einem Brautkleid«, antwortete Jule, und Ruben runzelte irritiert die Stirn. Er hatte keine Ahnung, was sie meinte. Allerdings gewann der alternative Plan beim Wort ›Brautkleid‹ an Attraktivität.

Seine Schwester atmete einmal tief durch und sagte: »Im Schnelldurchlauf die wichtigsten Fakten, dann kannst du entscheiden, ob du dich zu uns gesellst. Wehe dir, wenn du die ganze Zeit nur blöde Witze machst!«

Blöde Witze? Er? Nie!

Ruben setzte ein unschuldiges Gesicht auf, das Jule ihm natürlich nicht abnahm.

»Ruben, ich meine es ernst. Malin ist schon aufgebracht genug, ich kann es echt nicht brauchen, dass du Öl ins Feuer gießt.«

»Was ist denn nun eigentlich los?«, erkundigte er sich. »Ärger in der Arbeit? Oder bekommt sie den Auftrag für das Hörbuch nicht?«

»Damit hat das nichts zu tun«, wehrte Jule ab, bevor sie endlich mit der Sprache herausrückte: »Britta und Gunnar heiraten.«

Die Nachricht versetzte Ruben in helle Aufregung. Auf total positive Weise, weshalb er Malins Missmut noch weniger verstand. Sie war doch über die Tatsache, dass aus ihrer Mutter und dem Bruder ihres verstorbenen Vaters so spät im Leben ein Paar geworden war, sehr glücklich. Sollte man nicht meinen, dass sie dann auch die Aussicht auf die Hochzeit freute?

»Das ist nicht das eigentliche Problem«, fuhr Jule fort. »Dass sie heiraten, das findet sie gut. Allerdings hat Britta ihr vorhin eröffnet, dass sie eine Hochzeitsplanerin engagieren wird. Und darüber ist Malin sauer. Sie dachte, ihr würde diese Aufgabe zufallen, und hat sich schon alles in den buntesten Farben ausgemalt. Aber sie hatte nicht einmal die Gelegenheit, Britta von ihren Ideen zu erzählen, weil jetzt die Verantwortung in die Hände dieser Eventagentur gelegt wird.«

Die Art, wie Jule das Wort ›Eventagentur‹ betonte, ließ Ruben den Verdacht schöpfen, dass hier der Kern von Malins Ärger lag.

»Was ist das für eine Agentur?«, hakte er nach.

Jule verdrehte die Augen. »So ein Schickimicki-Unternehmen. Zwei top gestylte Marketing-Tussis, die jede Veranstaltung zu einem einzigartigen Erlebnis machen, von dem alle Gäste noch lange reden werden.«

»Oh, okay.« Ruben verzog nachdenklich den Mund. Nicht nur, dass Angeberei generell unschwedisch war. Es passte schon gar nicht zu Britta und Gunnar, die beide sehr bodenständig waren, wenngleich er als Anwalt zweifellos hervorragend verdiente.

»Jedenfalls ist Malin deshalb angepisst. Und du kennst sie ja, im ersten Moment steigert sie sich in alles extrem hinein. Wir haben diese Phase noch nicht ganz hinter uns gebracht, also überleg dir bitte dreimal, was du jetzt sagst. Oder geh einfach nach Hause, wenn du doch keine Lust hast, dich zu uns zu setzen.«

Rubens Vorfreude auf das Feierabendbier bei Jule war zwar tatsächlich ein wenig in sich zusammengesackt, dennoch entschied er sich dafür, an dem Plan festzuhalten. Er vermutete, dass der aufgeklappte Laptop auf dem kleinen Tisch neben Malin bedeutete, dass sich die zwei die Website der Agentur angesehen hatten. Und er war neugierig und wollte sich selbst ein Bild von den angeblichen Tussis machen, die von Britta beauftragt werden sollten. Es bestand eine gewisse Chance, dass es sich schlicht und einfach um hübsche junge Frauen handelte, auf die seine Schwester und ihre Freundin ein bisschen neidisch waren.

»Ich verspreche, ich werde mich zurückhalten«, schwor er feierlich und hob sogar seine rechte Hand.

Das entlockte Jule zwar ein Augenrollen, aber sie sagte: »Dann komm! Ich hole dir ein Bier aus der Küche.«

Sie legten die letzten Meter zu Jules Häuschen gemeinsam zurück. Während seine Schwester rasch im Inneren verschwand, nahm Ruben gemächlich die drei Treppenstufen zur Terrasse.

»Hej, hej!«, grüßte er lächelnd und zog einen Stuhl, der neben dem weißgestrichenen Geländer stand, an den kleinen Tisch heran. Leider besetzten die Frauen die bequemen Korbsessel.

»Hej!«, brummte Malin düster. »Hast du es schon gehört?«

»Die guten Nachrichten – und die schlechten«, erwiderte er.

»Ich freue mich, dass sie heiraten, wirklich«, beteuerte Malin. »Dass sie keine Zeit verlieren wollen, leuchtet mir auch ein. Ich meine, immerhin hat Gunnar sein halbes Leben lang auf Mama gewartet. Sie sind nicht mehr jung, und wir wissen alle, wie schnell es vorbei sein kann.« Ruben war sich nicht sicher, ob Malin damit auf ihren eigenen Unfall, den sie nur knapp überlebt hatte, anspielte, oder auf den Tod ihres Vaters bei einem Flugzeugabsturz. Egal was, er konnte nachvollziehen, was sie meinte.

»Aber diese Marketing-Tussis da …!« Aufgebracht deutete sie auf den Monitor des Laptops, und Ruben betrachtete das als Aufforderung, das Gerät in seine Richtung zu drehen, um einen Blick auf die Website zu werfen.

Was er sah, missfiel ihm keinesfalls so sehr wie seinem Gegenüber. Wie erwartet handelte es sich bei den beiden Unternehmerinnen um zwei hübsche, junge Schwedinnen, die in ihren Business-Kostümen eine richtig gute Figur machten. Es fiel ihm schwer, negativ zu reagieren. Im Gegenteil, er hoffte fast, im Zuge der Hochzeit eine Gelegenheit zu bekommen, die Hochzeitsplanerinnen persönlich kennenzulernen.

»Wenn du nicht auf der Stelle zu sabbern aufhörst, gehst du besser«, fuhr Jule ihn an, die gerade mit einer Dose in der Hand durch die Terrassentür getreten war. Trotzdem reichte sie ihm das Bier.

»Was? Die sind heiß!«, rechtfertigte er sich – ohne auch nur einmal darüber nachzudenken, ob das etwas war, was Malin in dieser Situation hören wollte. Seine Schwester sah ihn an, als bereue sie es, ihm die Bierdose bereits gegeben zu haben, weil sie sie nun lieber über seinem Kopf ausleeren wollte.

Doch Malin reagierte überraschend ruhig. »Ja, sie sind hübsch«, gab sie zu. »Sollen sie sein, ist mir egal. Ich bin überzeugt, dass sie was von ihrem Job verstehen. Aber die Art von Event, die sie normalerweise organisieren, die ist völlig falsch für diese Hochzeit. Das sind Mama und Gunnar nicht. Ich will nicht, dass sie Unsummen für ein Fest ausgeben, bei dem sie sich am Ende gar nicht wohlfühlen. Sie haben es verdient, dass das der schönste Tag in ihrem Leben wird.«

Ruben bemerkte die Tränen in Malins Augen und spürte, dass ihre Bedenken von Herzen kamen. Trotzdem – oder vielleicht, weil ihn traurige Frauen einfach verunsicherten – sagte er: »Du machst dir ja nur Sorgen, sie könnten für die Hochzeit dein ganzes Erbe verprassen.«

Malin schnaufte verächtlich und zeigte ihm die Zunge, konnte jedoch ein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Ich will jedenfalls nicht, dass sie das Geld für so etwas aus dem Fenster werfen«, meinte sie und deutete abfällig auf die Website.

Trotz seiner Witze sah Ruben es als seinen Part in dieser Diskussion an, logische Argumente einzubringen, deshalb bemühte er sich um einen beschwichtigenden Ton und antwortete: »Aber Gunnar ist doch niemand, der sich über den Tisch ziehen lässt. Wenn diese Hochzeitsplanerinnen ihm nicht genau das anbieten, was er sich vorstellt – und zwar zu einem vernünftigen Preis – wird er sie nicht engagieren.«

»Das stimmt grundsätzlich«, gab Malin ihm recht. »Allerdings hat Mama da auch ein Wörtchen mitzureden. Und was, wenn sie in ihrer Verliebtheit glaubt, sie brauche eine Traumhochzeit? Wenn sie sich ausmalt, dass sie sich einmal im Leben wie eine Prinzessin fühlen will? Soweit ich weiß, war ihre Hochzeit mit Papa sehr schlicht. Was, wenn sie sich jetzt das komplette Gegenteil vorstellt? Gunnar ist jedenfalls wild entschlossen, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, weil er alles nachholen will, was sie versäumt haben.«

»Hm«, machte Ruben nur. Da war etwas dran. Verliebte Männer neigten vermutlich zu so manchem Unsinn, nur weil ihre Angebetete es sich wünschte.

»Wie auch immer«, murmelte er. »Haben sie schon einen Vertrag unterschrieben?«

Malin schüttelte den Kopf. »Sie haben heute die erste Besprechung. Ganz unverbindlich.« Sie betonte das letzte Wort genervt, als könne sie nicht glauben, dass es sich dabei lediglich um ein Kennenlernen handelte.

Ruben legte vertraulich die Hand auf ihren Unterarm. »Wenn noch gar nichts entschieden ist, dann solltest du dir auch nicht den Abend davon verderben lassen«, riet er. »Genieß die Sonne und deinen Cider und denk nicht an –«, er unterbrach sich kurz, um den Namen von der Homepage abzulesen, »an E-vents und welchen Luxus sie Britta und Gunnar möglicherweise aufschwatzen wollen. So lang es keinen Vertrag gibt, hast du keinen echten Grund für deinen Ärger.«

»Du hast ja recht.« Malin seufzte und lächelte ihn angestrengt an. »Ich steigere mich in etwas hinein, was nicht spruchreif ist und eigentlich gar nicht meine Angelegenheit.«

»Na, siehst du, besser so.« Er prostete ihr grinsend zu und trank endlich einen wohlverdienten Schluck Bier.

»Aber wenn Mama mich am Abend anruft und von Kutschenfahrten oder einer Hochzeit unter Wasser schwärmt, dann sage ich ihr meine Meinung.«

Das mit der Kutsche hielt Ruben zwar für möglich – in Stockholm allerdings nicht gerade für tierfreundlich – dennoch nickte er. »Wenn sie dir von total überzogenen Plänen erzählt, darfst du dich aufregen.«

»Okay.« Sie wirkte nicht ganz zufrieden, war jedoch immerhin bereit, das Thema auf sich beruhen lassen. Ruben warf seiner Schwester einen fragenden Blick zu, den sie mit einem Lächeln erwiderte.

Mission erfüllt, Krise abgewendet – nun konnte er sich zurücklehnen und diesen wunderbaren Sommerabend genießen.

KAPITEL2

Ella

»Wir begeistern unsere Kunden«, murmelte Ella halblaut vor sich hin, ehe sie die Schultern straffte und entschlossen das Glashuset am Stockholmer Strandvägen betrat. Suchend ließ sie ihren Blick über die Gäste schweifen, die umgeben von viel Grün und Glaswänden den Sommertag und die Aussicht bei Kaffee oder Cocktails genossen. Direkt neben der Promenade schaukelten Boote im Wasser und sorgten für maritimes Flair mitten in der Großstadt.

Am ersten Tisch saßen zwei Frauen, die Ella sofort als ihre neuen Kunden ausschließen konnte. Sie hatte den Namen des Anwalts, dessen Hochzeit sie planen sollte, gegoogelt und erwartete einen Mann in seinen Fünfzigern. Der männliche Part des Paares am Nebentisch war offensichtlich zu jung. Über die Braut wusste sie noch nichts, die konnte sehr wohl blutjung sein.

Ella wandte ihren Kopf zur anderen Seite und erblickte einen älteren Herrn, der sich gerade erhob und sie freundlich anlächelte. Er war legerer gekleidet als auf dem Foto auf der Website seiner Anwaltskanzlei, dennoch erkannte sie ihn sofort und machte einen Schritt auf ihn zu.

»Gunnar Forsberg«, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand.

Mit einem Lächeln ergriff Ella sie und erwiderte: »Ella Nyström. Freut mich sehr.«

»Meine Verlobte«, er wies auf die Frau neben ihm, und sie streckte auch ihr die Hand entgegen. »Britta Forsberg.«

Ella stutzte und sah verwirrt zwischen den beiden hin und her. Nicht nur, dass Britta Forsberg ihrer Vorstellung von der Braut auf ganzer Länge widersprach – dass die zwei denselben Familiennamen trugen, irritierte sie komplett.

»Ist das Zufall?«, fragte sie.

Britta lächelte verschmitzt und senkte ein wenig verlegen den Blick. Sie war zu Ellas großer Überraschung in Gunnars Alter. Ihre blonden Haare, die mit grauen Strähnen durchzogen waren, fielen wellig über ihre Schultern. Sie war nur leicht geschminkt, und ein geblümtes Sommerkleid vervollständigte ihr natürliches Äußeres. In Ellas Bekanntenkreis gab es wenige Frauen Anfang fünfzig, die zu ihrem Alter standen, ihre Haare nicht färbten und nicht versuchten, ihre Falten unter vielen Schichten Make-up zu verstecken.

»Kein Zufall«, antwortete Gunnar. »Unsere Geschichte ist ein bisschen speziell. Aber dazu kommen wir gleich. Zuerst die wichtigste Frage: Was möchtet ihr trinken?«

Nachdem er sich um ihre Bestellung gekümmert hatte, übernahm er ganz selbstverständlich die Führung des Gesprächs. Ella fragte sich, ob sie das zulassen sollte. Eva hatte bei Erstbesprechungen mit den Kunden immer sofort das Ruder an sich gerissen und jedes Projekt in die Richtung gelenkt, die sie sich vorstellte.

Obwohl Ella entschlossen war, das Geschäft auch ohne ihre Ex-Partnerin auf dieselbe Art weiterzuführen, nahm sie sich nun zurück und ließ Gunnar erzählen. Es fühlte sich richtig an, die beiden zuerst ein wenig kennenzulernen.

Diesen Schritt hatte Eva entfallen lassen, weil sie im Vorfeld bereits alles über potenzielle Kunden in Erfahrung gebracht hatte, was für sie interessant war. Sie war extrem gut in der High Society von Stockholm vernetzt, kein Name war ihr unbekannt. Das hatte E-vents, der Eventmanagement-Agentur, die Eva und Ella unmittelbar nach dem Studium gegründet hatten, alle Türen geöffnet. Innerhalb kürzester Zeit hatten sie einen lukrativen Auftrag nach dem anderen an Land gezogen.

Das war einmal, rief sich Ella in Erinnerung. Jetzt war sie allein und auf sich gestellt. Daher richtete sie nun ihre ganze Aufmerksamkeit auf Gunnar, der die Sache mit dem Familiennamen erklärte:

»Britta ist die Witwe meines verstorbenen Bruders.«

»Verstehe.« So ›speziell‹ war das in Ellas Augen gar nicht. Es kam doch immer wieder vor, dass eine Frau nach dem Tod des Partners in dessen Bruder mehr als nur Trost fand. Oder ein Mann in den Armen der Schwester seiner toten Ehefrau.

»Wir haben uns bereits vor fast dreißig Jahren ineinander verliebt«, fuhr Gunnar fort. »Allerdings haben es die Umstände lange nicht erlaubt, dass wir zusammen sein können.« Wie er das Wort ›Umstände‹ betonte, weckte Ellas Neugierde, aber sie wagte es nicht, nachzuhaken, was er damit meinte. »Jedenfalls haben wir schon so viel Zeit vergeudet, dass wir jetzt keine mehr verlieren wollen. Deshalb möchten wir schnellstens heiraten.«

Ella nickte und überlegte, welchen Termin sie ihnen als frühestmöglichen vorschlagen sollte. Die meisten Locations waren über Monate, wenn nicht Jahre im Voraus ausgebucht. Falls sie nichts gegen ein Fest in der kalten Jahreszeit einzuwenden hatten, war es vielleicht machbar, die Hochzeit noch in diesem Jahr zu veranstalten.

»In sechs, höchstens acht Wochen.«

Sie hatte sich hoffentlich verhört. Ella schluckte. Wie, um alles in der Welt, sollte sie so kurzfristig einen geeigneten Ort für eine Feier in dieser Größenordnung finden? Sie befanden sich mitten in der Hochsaison für Eheschließungen. Für sämtliche Restaurants und Veranstaltungsorte, mit denen sie normalerweise zusammenarbeitete, sah sie schwarz.

»Das ist sehr wenig Zeit, um eine Hochzeit zu organisieren«, bemerkte sie vorsichtig. Eva hatte immer betont, dass man Kunden niemals das Gefühl geben durfte, irgendetwas wäre ein Problem. Ellas Selbstbewusstsein war allerdings soeben in den Keller gesunken.

»Das ist uns klar.« Britta klang verunsichert, ganz als wüsste sie, dass sie von Ella Unmögliches verlangten.

Doch Gunnar sagte: »Uns wurde vergewissert, dass du genau die Richtige für so ein Vorhaben bist.«

Falls das überhaupt möglich war, sackte Ellas Selbstsicherheit noch weiter in sich zusammen. Offensichtlich waren die beiden an der falschen Stelle gelandet. Sie meinten nicht Ella, sondern Eva. Denn Eva war die Hälfte von E-vents mit den Kontakten und den Überredungskünsten. Sie selbst war immer die Arbeiterin im Hintergrund gewesen.

Wie hatte Ella nur glauben können, dass sie diese Agentur allein weiterführen konnte? Eva war ihr so großzügig vorgekommen, als sie ihr den Firmennamen und die Infrastruktur überlassen hatte – als Ausgleich für Ellas Anteile an der Wohnung, die sie vor einem Jahr zusammen mit ihrem Verlobten gekauft hatte. Sie hatte gedacht, Eva wolle ihr die Möglichkeit geben, schnell wieder Fuß zu fassen, nachdem ihr Leben völlig aus den Fugen geraten war. Doch nun wurde ihr plötzlich klar, dass die Realität ganz anders aussah.

Schon in den vergangenen Wochen hatte sich diese Entwicklung abgezeichnet, Ella hatte sie jedoch hartnäckig ignoriert. Allerdings ließ sich nicht leugnen, dass ihre Arbeit derzeit hauptsächlich daraus bestand, Kundenverträge zu stornieren. Keiner wollte es ihr gegenüber zugeben, aber Ella wusste, dass Evas neu gegründete Agentur die Aufträge bekam. Das Telefonat mit Gunnar Forsberg war das erste gewesen, das sich um ein neues Projekt gedreht hatte.

Es fühlte sich wie eine Kapitulation an, als sie Gunnar antwortete: »Ich fürchte, da war nicht E-vents gemeint. Es gab in der Agentur kürzlich ein paar Veränderungen. Ich weiß, auf der Website steht davon noch nichts. Ich hatte bisher keine Gelegenheit …«

»Das wissen wir«, unterbrach er sie unbeeindruckt. »Deine ehemalige Partnerin hat eine eigene Agentur gegründet.«

Ella wurde ein wenig rot und senkte peinlich berührt ihren Blick. Hier lief einfach alles falsch. Sie sollte über ihre Kunden bestens informiert sein, nicht umgekehrt.

»Aber uns wurde nicht E-vents empfohlen, sondern ausdrücklich Ella Nyström.«

Überrascht hob sie den Kopf. »Wer hat mich empfohlen?«

»William Anderson.«

Konnte dieser Termin eigentlich noch schlimmer werden?

Die Anderson-Hochzeit würde ihr für immer als ein einziges Fiasko in Erinnerung bleiben. Murphys Gesetz hatte an dem Tag gnadenlos zugeschlagen, und Ella war von früh bis spät damit beschäftigt gewesen, Notlösungen zu finden, um die Feier irgendwie zu retten. E-vents war angesichts der chaotischen Zustände nichts anderes übrig geblieben, als dem Brautpaar einen beträchtlichen Teil der Kosten für die Hochzeit zu erlassen.

Dass William Anderson, der Vater des Bräutigams, sie weiterempfahl, konnte nichts Gutes bedeuten, sondern eher, dass er Gunnar eins auswischen wollte.

»Äh, also, seid ihr sicher …?«, stammelte Ella. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Das Beste wäre, ihr Tablet, auf dem sie Gunnar und Britta eigentlich ihre großartigen Referenzen zeigen wollte, zu nehmen und schnellstens zu verschwinden – und sich einen neuen Job zu suchen. Einen, den sie beherrschte und in dem sie nicht vorgeben musste, mehr zu sein, als sie war, um Erfolg zu haben.

»Absolut«, betonte Britta und klang nun viel souveräner als zuvor. »William hat uns versichert, dass die Hochzeit seines Sohnes ohne dich eine Katastrophe geworden wäre. Aber du hast für alles eine Lösung gefunden. Deshalb wollen wir dich engagieren. Wir wissen, dass es nahezu unmöglich ist, in sechs Wochen ein Fest für so viele Gäste zu organisieren. Ich weiß ja nicht einmal, wo ich anfangen sollte.« Sie hob die Arme und ließ sie wieder sinken.

Ellas Augen wurden größer. William Anderson hatte sie empfohlen, weil sie sich dem Chaos gestellt hatte? War das nicht fast so etwas wie ein Kompliment?

Sie war immer noch extrem verunsichert, doch nun keimte ein kleines bisschen Stolz in ihr auf. Es war ihr damals gelungen, den Tag zu retten. Eva war nur damit beschäftigt gewesen, dem Brautpaar einzureden, dass alles nach Plan lief, obwohl für jeden offensichtlich gewesen war, dass es das nicht tat. William Anderson hatte bemerkt, dass sie, Ella, den Karren aus dem Dreck gezogen hatte. Normalerweise sahen alle nur Eva und überschütteten sie mit Lob, während bei Ella die Kritik abgeladen wurde.

»Das hat er wirklich gesagt?«, fragte sie vorsichtig.

Gunnar nickte bestimmt. »William ist ein sehr guter Freund«, ergänzte er. »Ich sollte bei Jakobs Hochzeit eigentlich auch dabei sein, musste aber kurzfristig absagen. Er hat mir danach lebhaft geschildert, dass angefangen vom Wetter alles den Anschein gemacht hat, als wolle es diese Eheschließung verhindern. Und er hat schon damals erwähnt, dass eine der beiden Hochzeitsplanerinnen die Feier im Alleingang gerettet hat. Deshalb habe ich ihn um den Namen gebeten.«

Ellas Herz klopfte wie wild. Einerseits freute es sie wahnsinnig, dass Britta und Gunnar wirklich sie meinten. Andererseits stellte sie dieser Auftrag vor so viele Probleme, dass sie nicht wusste, ob es eine gute Idee war, ihn zu übernehmen.

Bisher hatte E-vents Projekte mit weniger als einem Jahr Vorlaufzeit gar nicht erst akzeptiert. Zum Teil war das Evas Marketingstrategie geschuldet. Niemals den Eindruck erwecken, man sei leicht zu haben – das war ihr Motto. Selbst wenn sich locker ein Platz in ihrem Terminkalender gefunden hatte, hatte sie bei Anfragen immer so getan, als wäre er komplett voll.

Ella war eindeutig nicht in der Position für solche Spielchen. Sie brauchte diesen Auftrag – und zwar dringend. Sollte es ihr nicht schnellstens gelingen, zu beweisen, dass E-vents auch ohne das zweite E, Eva, das Aushängeschild, gewohnt hervorragende Arbeit leistete, dann konnte sie sich die Firma bald an den Hut stecken. Sie würde in kürzester Zeit in Vergessenheit geraten, während Eva ein Vermögen damit verdiente, die Feste der High Society auszurichten.

Ella hatte gar keine andere Wahl, als wenigstens zu versuchen, die Hochzeit von Britta und Gunnar zu einem unvergesslichen Tag werden zu lassen, über den die Gäste noch lange redeten. Das war ihre einzige Chance, dass in Zukunft irgendjemand, der eine Firmenfeier oder ein großes privates Fest ausrichten wollte, ihren Namen im Hinterkopf hatte.

»Also gut«, sagte sie endlich und straffte die Schultern. Sie hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wo sie eine Location für circa hundert Gäste auftreiben sollte, die an einem Wochenende im August nicht ausgebucht war. Aber sie würde gleich nach dieser Besprechung ihr gesamtes Telefonbuch durchrufen, in der Hoffnung, dass es irgendwo einen freien Termin gab.

Entschlossen klappte Ella die Hülle ihres Tablets auf und tippte auf den Ordner mit den Fotos. »Ich habe hier einige Dinge vorbereitet, die ich euch zeigen möchte, damit wir die grobe Richtung festlegen können, die ihr euch vorstellt. Einladungen, Ablauf, Blumenschmuck, Musik, Essen. Wir haben viel zu tun.« Ihr Kopf schwirrte bei dem Gedanken, welche Schwierigkeiten es ihr bereiten würde, die Wünsche des Brautpaares auch zu erfüllen, doch sie setzte ihr Pokerface auf, um sich davon nichts anmerken zu lassen.

Professionalität war das Allerwichtigste, bloß niemals den Eindruck erwecken, als gäbe es irgendeinen unerfüllbaren Traum. Sie hatte es in den letzten Minuten zugelassen, dass ihre Unsicherheit nach außen gedrungen war – dieser Fehler durfte ihr nicht noch einmal passieren.

Britta griff in ihre Handtasche und schob Ella einen USB-Stick hin. »Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und eine Liste mit allen Personen, die wir einladen möchten, erstellt. Inklusive Postadressen, damit die Einladungen rasch verschickt werden können.«

Erleichtert nahm Ella den Stick an sich. Wenigstens diesen Daten musste sie nicht hinterherlaufen. Häufig zogen sich Planungen in die Länge, weil Kunden nicht lieferten, was man für die Organisation brauchte.

»Wir gehen davon aus, dass etliche absagen werden«, fügte Gunnar hinzu. »Ein Teil sind Klienten und Geschäftspartner, die erwarten, zu meiner Hochzeit eingeladen zu werden. Viele werden bereits für den ganzen Sommer Pläne haben. Das soll uns nicht stören. Ich will mir nur nicht nachsagen lassen, ich hätte irgendjemanden vergessen.« Er zwinkerte Ella zu und sein schelmisches Grinsen ließ ihn zwanzig Jahre jünger wirken.

»Das heißt, wenn wir Glück haben, kommen wir mit einer kleineren Location aus«, folgerte sie sachlich aus seiner Erklärung. »Aber genau wissen wir das erst, sobald alle Absagen eingetrudelt sind.« Die Aufgabe wurde dadurch nicht gerade leichter, doch wieder verbot Ella es sich, das zu zeigen oder gar zu erwähnen.

»Wir werden die Karten ganz schlicht halten, um den Versand nicht durch unnötigen Aufwand zu verzögern«, versicherte Britta. »Und der Zeitraum für die Zusage wird so kurz wie möglich angesetzt sein, damit die weitere Planung nicht blockiert wird.«

Ella erkannte in ihren Augen die Aufregung, die auch sie wie ein junges Mädchen wirken ließ, das vor dem größten Schritt in ihrem Leben stand. Sie sah die liebevollen Blicke, die Britta und Gunnar einander zuwarfen, die zärtlichen Gesten – und ihr Herz wurde ganz warm. Das verkleinerte die Probleme nicht, denen Ella sich in den nächsten Wochen stellen musste. Aber sie war entschlossen, sie mit höchster Professionalität und all ihrer Erfahrung aus dem Weg zu schaffen.

Zwei Stunden später verabschiedete sich Ella mit einem zuversichtlichen Lächeln von ihren neuen Kunden. Doch auf dem Weg zu ihrem Cabrio, das sie ein Stück entfernt geparkt hatte, kam sie sich erst recht wie eine Hochstaplerin vor. Die High Heels und das teure Kostüm ließen sie größer und bedeutender wirken, als sie war. Das schicke Auto kam ihr vor wie Cinderellas Kutsche, die sich um Mitternacht in einen Kürbis verwandelte, nicht wie etwas, das sie von ihrem eigenen, hart verdienten Geld gekauft hatte.

Britta und Gunnar setzten große Hoffnungen in sie, aber obwohl Ella etliche Ideen hatte, wusste sie im Moment nicht, ob sie auch nur eine davon umsetzen konnte. Zu viele Fragezeichen standen hinter den Notizen, die sie sich gemacht hatte. Dem Wort ›Location‹ folgten gleich drei, denn was den Veranstaltungsort betraf, war Ella mehr als ratlos. Die einzige Chance, die sie sah, war, dass jemand zufällig eine Buchung für einen passenden Termin stornierte.

Sie legte ihren Finger auf den Knopf, der das Verdeck öffnete, doch dann hielt sie kurz inne. Eine Stornierung. Natürlich. Wieso war sie darauf nicht schon früher gekommen? Sie wusste genau, welche Hochzeit in diesem Sommer nicht stattfinden würde.

KAPITEL3

Ella

»Mari? Bist du da?«

Im Vorraum der Wohnung ihrer Schwester, in der sie seit einem Monat das Gästezimmer bewohnte, schlüpfte Ella aus den Pumps und schob sie achtlos mit dem Fuß in eine Ecke.

»Mari?«

Sie warf einen Blick in die Küche, erst dann wandte sie sich der wahrscheinlichsten Möglichkeit zu: dem Schlaf- und Arbeitszimmer. Dort saß ihr Zwilling an einem geräumigen Schreibtisch, umringt von mehreren Computermonitoren.

»Hier bist du«, stellte Ella fest.

»Was hast du denn erwartet?«, erwiderte Mari, ohne die Augen vom Bildschirm zu lösen. Sie tippte konzentriert einige Zeilen, bevor sie endlich den Kopf hob und sich mit ihrem Sessel in Richtung Tür drehte. Ella sah unter der Tischplatte, dass sie ein Knie angezogen hatte und auf der Ferse saß.

»Wie kannst du nur in dieser Haltung stundenlang programmieren?«, fragte sie.

»Von jemandem, der den ganzen Tag mit Bleistiftabsätzen herumläuft, lasse ich mir nichts über rückenschonendes Arbeiten erzählen«, antwortete Mari schnippisch, woraufhin Ella ihr die Zunge zeigte. Das ignorierte ihre Schwester und wurde stattdessen förmlich. Sie setzte sich aufrecht hin, deutete auf einen Stuhl in der Ecke, als handelte es sich dabei um eine Sitzmöglichkeit für Kunden und nicht um eine Ablage für Krimskrams, und erkundigte sich: »Bitte, was kann ich für dich tun?«

Ella wusste genau, dass sie das nur machte, weil sie bei E-vents Wert auf einen korrekten Umgang mit den Kunden gelegt hatten. Mari verkehrte mit ihren hauptsächlich telefonisch und per E-Mail, diesen Raum betrat so gut wie nie einer. Dementsprechend bestand ihre Arbeitskleidung aus ausgebeulten Jeans und einem alten T-Shirt. Die Haare, die sie – wohl aufgrund einer mysteriösen Zwillingsverbindung – immer gleich lang trugen, waren im Vergleich zu Ellas perfekt geglätteten Strähnen zwar nicht ungepflegt, aber etwas zerzaust. Und während Ellas Schmuck harmonisch mit ihrer Kleidung abgestimmt war, zierte Maris linkes Handgelenk eine Smartwatch mit pinkfarbenem Uhrband und das rechte ein Sammelsurium an bunten Armbändern. Nackt und ungeschminkt glichen sie einander wie ein Ei dem anderen. Sobald jede von ihnen in das Outfit ihrer Wahl schlüpfte, konnte der Unterschied kaum größer sein.

Obwohl Ella bewusst war, dass sich Mari über sie lustig machte, räumte sie den Stuhl ab und stellte ihn direkt vor den Schreibtisch.

»Ich habe einen Auftrag für dich«, verkündete sie, nachdem sie Platz genommen hatte.

»Hat also wieder einer angebissen?«

Ella zuckte ein wenig zusammen. Eva verwendete diese Formulierung in Bezug auf Kunden gern – genau deshalb benutzte Mari sie jetzt –, doch für dieses Projekt fand Ella sie sehr unpassend. Gunnar war bereit, sich die Hochzeit einiges kosten zu lassen, dennoch war dieser Vertragsabschluss ganz anders als alle, die Eva für E-vents an Land gezogen hatte.

»So würde ich das nicht nennen«, entgegnete sie.

»Bist du auf Mäusefallen umgestiegen?«, fragte Mari provokant.

»Nein, ich …« Ella brach ab. Sie empfand dieses Spiel heute ein wenig als ermüdend, obwohl ihre Gespräche meistens so verliefen, dass Mari kaum die Hälfte von dem, was sie sagte, ernst meinte.

»Diesmal ist es anders«, versuchte sie es noch einmal. »Die zwei sind anders.«

»Sag bloß, es soll nicht das Event des Jahres werden.«

»Gunnar ist Mitte fünfzig«, erwiderte Ella, als würde ihn das Alter von so einem Vorhaben abhalten.

»Ein steinreicher Snob in der Midlife-Crisis, der einer halb so alten Tussi die Welt zu Füßen legen will?«, mutmaßte Mari.

Ella schüttelte entschieden den Kopf, relativierte ihre Reaktion allerdings selbst, indem sie präzisierte: »Nicht ganz jedenfalls.«

»Inwiefern?«

»Die Braut ist in demselben Alter wie der Bräutigam. Aber ihr die Welt zu Füßen legen, das will er irgendwie schon, nachdem sie fast dreißig Jahre aufeinander gewartet haben.«

Sie war sich ziemlich sicher, dass die Augen ihrer Schwester hinter der Brille, die sie nur zum Arbeiten trug, vor Rührung für einen Moment ein kleines bisschen feucht wurden. Und tatsächlich legte Mari kurz jegliche Ironie und jeden Sarkasmus ab, als sie antwortete: »Das ist total berührend. Also jedenfalls viel romantischer als all die blasierten Paare, die bloß heiraten, weil sie die Party des Jahres schmeißen wollen.«

»Und genau deshalb muss diese Hochzeit perfekt werden, auch wenn nur wenig Zeit für die Vorbereitungen bleibt.«

Maris Augen verengten sich skeptisch. »Wie wenig?«

»Je nachdem, für welches Augustwochenende wir eine Location finden.«

»August in diesem Jahr?«

»Ja.«

»Also, ich habe ja immer nur am Rande mitbekommen, wie die Dinge in deinem Job laufen. Sechs, vielleicht acht Wochen – ist es nicht unmöglich, da noch ein Veranstaltungslokal zu finden?

---ENDE DER LESEPROBE---