Sonnenkönig der Spätantike - Martin Wallraff - E-Book

Sonnenkönig der Spätantike E-Book

Martin Wallraff

4,3

Beschreibung

Kaiser Konstantin (reg. 305-337) ist eine Schlüsselfigur der europäischen Religionsgeschichte. Häufig wird er als "Vater des christlichen Abendlandes" bezeichnet. Dieses Bild ist im Licht der jüngeren Forschung zu korrigieren. Im vorliegenden Buch wird ein anderes und neues Konstantinbild entwickelt, das Konstantin zwar nicht weniger christlich als bisher angenommen zeichnet, aber doch in seinem Christentum anders, als den zeitgenössichen Theologen lieb sein konnte und als es sich viele moderene Gelehrte vorstellten. Mit der "Sonne" (dem Sonnengott) als religiösem Leitbild gewinnt der Kaiser als typischer und prägender Exponent seiner Epoche, der Spätantike, an Profil. Und überraschend erweist sich diese Epoche dabei ganz aktuell: eine religionsplurale Gesellschaft, in der Raum war für originelle religiöse Suchbewegungen.

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Seitenzahl: 307

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Martin Wallraff

Sonnenkönig der Spätantike

Die ReligionspolitikKonstantins des Großen

Impressum

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder GmbH

Umschlagmotiv: Konstantin mit Strahlenkrone;

in Gold gefasstes Medaillon

© Dumbarton Oaks, Byzantine Collection, Washington, DC

ISBN (E-Book) 978-3-451-34560-9

ISBN (Buch) 978-3-451-30708-9

Inhalt

1. Drei Mauern:Wege und Abwege der Konstantinforschung

2. Bischof, Theologe, Lobredner: Euseb von Caesarea

3. Der Weg zur Macht

4. Herrschaftsdarstellung im öffentlichen Raum

5. Militärpolitik und Gesetzgebung

6. Kirchenpolitik und Kirchenbau

7. Traditionelle Kulte

8. Tod und Bestattung

9. Sonnenkönig der Spätantike:Konstantins unorthodoxe Religionspolitik

Anmerkungen

Literatur

Abbildungsnachweis

Register

1 Drei Mauern: Wege und Abwege der Konstantinforschung

Konstantinforschung gleicht einem Kaleidoskop. Je nachdem, wie man es dreht, erscheinen immer neue bunte und überraschende Muster. Das Spiel der Farben fasziniert, daher wird man des Drehens und Staunens nicht müde. Und doch sind die bunten Steinchen, an denen sich das Licht bricht, immer die gleichen. Es ist eine überschaubare Zahl von Elementen, die eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Figuren hervorbringt. Ebenso sind die Debatten über Konstantin, die „Sphinx der historischen Wissenschaft“1, durchaus vielgestaltig. Der Kaiser gehört – vielleicht zusammen mit dem Kirchenvater Augustin – zu den bekanntesten und meist behandelten Figuren der Spätantike. An Büchern, Ausstellungen, Tagungen, Forschungsbeiträgen über ihn besteht wahrlich kein Mangel; in den letzten Jahren nimmt die Produktion fast schon industrielle Züge an2. Gleichwohl ist das Bild, das sich dabei ergibt, keineswegs eintönig und flach. Die Vorstellungen von Rolle und Bedeutung dieses Kaisers divergieren stark, und man wird feststellen, dass es zumeist Religiöses ist, das diese Differenzen hervorruft. Konstantins Stellung zum Christentum könnte unterschiedlicher kaum gesehen werden – bis in die neue und neueste Forschungsliteratur hinein.

Konstantin als überzeugter Christ von Anfang an, Konstantin als „Heide“, der irgendwann eine regelrechte „Bekehrung“ erlebt habe (wann? – wiederum höchst unterschiedliche Antworten), Konstantin als Machtpolitiker, der mit Religion immer nur taktierend umgegangen ist, Konstantin als „klassischer“ römischer Kaiser, der parallel dazu „privat“ vom Christentum überzeugt war, Konstantin als theoretischer Monotheist, der verschiedene Ausprägungsformen zu integrieren suchte: diese und manche weitere Formation bringt das konstantinische Kaleidoskop hervor, wenn man es sich drehen lässt, und es spricht alles dafür, dass es sich auch weiterhin drehen wird, mitunter mit schwindelerregender Geschwindigkeit.

Die Vielfalt der Bilder ist nicht zuletzt deshalb so erstaunlich, weil alle Gelehrten immer aus den gleichen Quellenbeständen schöpfen. Wie könnte es auch anders sein? Die literarischen Quellen sind seit langem bekannt und ediert. Der archäologische Befund wächst durch die Bemühungen der Spezialisten, doch ist das ein – aufs große Ganze gesehen – eher langsamer und unauffälliger Prozess. Auch „Neuentdeckungen“ von Texten oder Monumenten sind bei näherem Hinsehen meist „Wiederentdeckungen“, also der mehr oder minder berechtigte Hinweis auf einen Teil des Bestandes, der in letzter Zeit nicht die Beachtung gefunden hatte, die ihm gebührt, oder der nicht gut erschlossen und daher nicht angemessen ausgewertet war3.

Wie kommt es, dass die Gelehrten aus der immer gleichen Quellenbasis so höchst unterschiedliche, teilweise sich komplett widersprechende Schlüsse ziehen? Offensichtlich liegt der Unterschied nicht darin, was, sondern wie gelesen wird. Nehmen wir ein Beispiel. Der christliche Bischof Euseb von Caesarea schreibt über Konstantins Münzprägung: „Wie groß aber die Macht des göttlichen Glaubens war, der in seiner [des Kaisers] Seele festgewurzelt war, kann man auch daraus erschließen, dass er auf den Goldmünzen sein eigenes Bild so darstellen ließ, dass es schien, er blicke nach oben wie einer, der innig zu Gott betet. Münzen mit dieser Prägung nahmen ihren Weg über den ganzen Erdkreis.“4 Dieser Text kann gleichermaßen als Beleg für die Christlichkeit wie für die Unchristlichkeit der Münzprägung Konstantins genommen werden. Im einen Fall muss man der Aussageintention des christlichen Berichterstatters folgen: Offenbar konnte ein Zeitgenosse wie Euseb in den Münzbildnissen mit zum Himmel erhobenem Blick ein Indiz für die christliche Gesinnung des Kaisers erblicken. Im anderen Fall muss man den Text gewissermaßen „gegen den Strich“ lesen: Wenn selbst ein so offensichtlich am Christentum interessierter Berichterstatter wie Euseb keine spezifisch und eindeutig christlichen Prägungen anführen konnte, dürfte das heißen, dass er keine kannte und dass daher solche so gut wie keine Rolle spielten. Man sollte meinen, dass es bei diesem konkreten Beispiel relativ einfach sein müsste, eine Entscheidung zwischen beiden Auffassungen zu treffen, denn was in der Münzprägung tatsächlich geschah, ist ja aufgrund des erhaltenen Materials leicht feststellbar. Das ist in der Tat so – ich komme auf das Beispiel zurück –, aber die Auffassungen der Gelehrten divergieren dennoch.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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