Soziologische Rollentheorie - Kathrin Rühling - E-Book

Soziologische Rollentheorie E-Book

Kathrin Rühling

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2007
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Soziologie - Soziales System und Sozialstruktur, Note: 1,5, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Veranstaltung: Einführung in die Soziologie für Lehramtsstudierende , Sprache: Deutsch, Abstract: Im Folgenden werde ich den Begriff „Rolle“, die Rollentheorie, ihre Vertreter und die Kritik an ihr näher erläutern. Als Vorläufer des Rollenbegriffs gilt der Begriff der „Charaktermaske“, worunter Karl Marx „die entfremdete Existenzform des Menschen durch die ihm aufgezwungene Klassenlage versteht“ und ihr das freie Individuum der klassenlosen Gesellschaft gegenüberstellt. Der Begriff der „Rolle“ gehört zum beständigen Inventar der Soziologie. Allerdings gibt es nur wenige Begriffe, die so unscharf definiert worden sind, wie dieser. Linton nannte Rolle „die Gesamtheit der kulturellen Muster“ Dahrendorf: „ein Bündel von Erwartungen“. Seine große Wirkung beruht zum Teil auf seinen Bezug zum Alltagsleben, insbesondere zur Welt des Theaters, wo jemand in einer bestimmten Rolle auf die Bühne tritt, diese spielt und danach wieder abtritt. Von marxistischer Seite wurde der Rollenbegriff vielfach als Element der Verschleierung von Herrschafts- und Macht-strukturen kritisiert. Grundsätzlich kann man drei Dimensionen des Rollenbegriffs unterscheiden: 1. Rolle als dynamischer Aspekt von Status/ Position, 2. Rolle als Verhaltensmuster, 3. Rolle als an Positionsinhaber gerichteter Erwartungskomplex. Der Begriff „Rolle“ bedeutet, dass normierte Verhaltenserwartungen von Personen, die einen Bezug zu der Rolle haben (Bezugspersonen oder Bezugsgruppen), an den Inhaber einer bestimmten Rolle herangetragen werden. Zwar werden diese Erwar-tungen an das Individuum herangetragen, sie meinen aber ausschließlich die Rolle in der sich das Individuum befindet. 1. Inhaltsverzeichnis 2 2 Ausführungen zur Rollentheorie 3 2.1 Der Begriff „Rolle“ 3 2.2 Die Rollentheorie 5 3 Literatur 19

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1. Inhaltsverzeichnis

 

2 Ausführungen zur Rollentheorie

2.1 Der Begriff „Rolle“

2.2 Die Rollentheorie

2.1.1 Geschichte der Rollentheorie und ihre Vertreter

2.1.2 Kritik an der Rollentheorie

2.1.3 Ergänzende Aspekte zur Rollentheorie

3 Literatur

2 Ausführungen zur Rollentheorie

 

Im Folgenden werde ich den Begriff „Rolle“, die Rollentheorie, ihre Vertreter und die Kritik an ihr näher erläutern.

 

2.1 Der Begriff „Rolle“

 

Als Vorläufer des Rollenbegriffs gilt der Begriff der „Charaktermaske“, worunter Karl Marx „die entfremdete Existenzform des Menschen durch die ihm aufgezwungene Klassenlage versteht“ (zit. nach Endruweit/ Trommsdorff, 1989, S. 549) und ihr das freie Individuum der klassenlosen Gesellschaft gegenüberstellt (vgl. Endruweit, G./ Trommsdorff, G.: Wörterbuch der Soziologie, 1989, S. 549).

 

Der Begriff der „Rolle“ gehört zum beständigen Inventar der Soziologie. Allerdings gibt es nur wenige Begriffe, die so unscharf definiert worden sind, wie dieser. Linton nannte Rolle „die Gesamtheit der kulturellen Muster“ (Linton, 1945, S. 252, in: Abels, 2001, S. 81) Dahrendorf: „ein Bündel von Erwartungen“(Dahrendorf 1958, S. 33, in: Abels, 2001, S. 81). Seine große Wirkung beruht zum Teil auf seinen Bezug zum Alltagsleben, insbesondere zur Welt des Theaters, wo jemand in einer bestimmten Rolle auf die Bühne tritt, diese spielt und danach wieder abtritt (vgl. Abels, H.: Einführung in die Soziologie, 2001, S. 81). Von marxistischer Seite wurde der Rollenbegriff vielfach als Element der Verschleierung von Herrschafts- und Macht-strukturen kritisiert (vgl. Schäfers, Bernhard: Grundbegriffe der Soziologie, 1986, S. 254).

 

Grundsätzlich kann man drei Dimensionen des Rollenbegriffs unterscheiden: 1. Rolle als dynamischer Aspekt von Status/ Position, 2. Rolle als Verhaltensmuster, 3. Rolle als an Positionsinhaber gerichteter Erwartungskomplex (vgl. Endruweit& Trommsdorff, 1989, S. 548).

 

Der Begriff „Rolle“ bedeutet, dass normierte Verhaltenserwartungen von Personen, die einen Bezug zu der Rolle haben (Bezugspersonen oder Bezugsgruppen), an den Inhaber einer bestimmten Rolle herangetragen werden. Zwar werden diese Erwar-tungen an das Individuum herangetragen, sie meinen aber ausschließlich die Rolle in der sich das Individuum befindet (vgl. Schäfers, 1986, S. 252/253).

 

Rollen erfüllen eine allgemeine Orientierungsfunktion, da sie für planbares Verhalten aller am gesellschaftlichen Leben beteiligten Personen sorgen und somit eine Voraussage, Regelmäßigkeit und Berechenbarkeit der sozialen Handlungsbeiträge dieser Personen ermöglichen.

 

Rollenkonformes Verhalten ermöglicht den anderen Gesellschaftsangehörigen eine Entlastung hinsichtlich eigener Anpassung und Entscheidungen sowie der Erwart-barkeit des Verhaltens anderer (Entlastungseffekt). Die Gesellschaft kann, mit ihren sozialen Gebilden, als ein komplexes Gefüge von funktional und hierarchisch auf-einander bezogenen Rollen betrachtet werden. Soziales Handeln wird je nach Entwicklungsstand einer Gesellschaft und Eigenart einzelner Gesellschaftsbereiche unterschiedlich durch Rollen im Voraus normiert, d.h. in manchen Gesellschafts-formen gibt es Spielräume für eigenständige Verhaltensentscheidungen der Rollen-inhaber oder die Rolle kann individuell ausgestattet werden. Die Erfüllung der Rollen-erwartungen resultieren durch Lernprozesse, in deren Verlauf viele Rollenvorschrif-ten verinnerlicht werden.

 

Normative Erwartungen an eine Rolle sind positionsbezogene Konkretisierungen sozialer Normen, die durch soziokulturelle Werte gerechtfertigt werden, d.h die Rolle hängt von ihrer sozialen Position und deren Funktion sowie vom gesellschaftlichen Werte- und Normensystem ab.

 

Die Komplementarität der Rollenerwartungen, d.h. den Pflichten des Rolleninhabers entsprechen Rechte seiner Rollenpartner und umgekehrt, ist grundlegend für die Stabilität und das Funktionieren von Gesellschaft, sozialen Gebilden und Handeln. Die Ausgewogenheit der Rechte und Pflichten zwischen Rollenpartnern hängt von den jeweiligen Macht- und Herrschaftsverhältnissen ab (vgl. Hillmann, Karl- Heinz: Wörterbuch der Soziologie, 1994, S. 742).

 

Die Bezugsgruppen können den Rolleninhaber auch sanktionieren mit dem Ziel Rollenkonformität zu erzielen und abweichendes Verhalten zu verhindern vgl. Schäfer, 1986, S. 253). Nach der Schärfe der Sanktionen läst sich der Grad der Verbindlichkeit der Rollenerwartungen (kann-, soll-, muss- Erwartungen) für den Rollenträger bestimmen (vgl. Hillmann, 1994, S. 743).

 

Jeder Mensch hat so viele soziale Rollen wie er Gruppen oder sozialen Gruppierungen angehört. Hartley hat folgende Rolleneinteilung vorgenommen:

 

1.      durchdringende (Rollen, die andere Rollen beeinflussen) und begrenzte (Rollen die keinen Einfluss auf andere Rolle ausüben) Rollen