Spiegel des Todes - Ben B. Black - E-Book

Spiegel des Todes E-Book

Ben B. Black

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Beschreibung

Auf dem Planeten der Brolk kommt die Einsatzgruppe des Forschungsraumers CHARR einer Verschwörung der Knechte der Nogk auf die Spur, Ren Dhark trifft auf einen leibhaftigen Balduren, und ein Unsterblicher blickt in den Spiegel des Todes... Ben B. Black, Jan Gardemann und Uwe Helmut Grave verfassten einen SF-Roman voller überraschender Wendungen nach dem Exposé von Hajo F. Breuer.

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Seitenzahl: 359

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 40

Spiegel des Todes

 

von

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 1 bis 7)

 

Jan Gardemann

(Kapitel 8 bis 12)

 

Ben B. Black

(Kapitel 13 bis 18)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

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Impressum

Prolog

Im Herbst des Jahres 2067 scheint sich das Schicksal endlich einmal zugunsten der Menschheit entwickelt zu haben. Deren Hauptwelt heißt längst nicht mehr Terra, sondern Babylon. 36 Milliarden Menschen siedelten auf diese ehemalige Wohnwelt der Worgun um, als die irdische Sonne durch einen heimtückischen Angriff zu erlöschen und die Erde zu vereisen drohte. Mittlerweile konnte die Gefahr beseitigt werden, und das befreundete Weltallvolk der Synties hat den Masseverlust der Sonne durch die Zuführung interstellaren Wasserstoffgases fast wieder ausgeglichen.

Die Erde ist erneut ein lebenswerter Ort, auf dem allerdings nur noch rund 120 Millionen Unbeugsame ausgeharrt haben. Die neue Regierung Terras unter der Führung des »Kurators« Bruder Lambert hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erde nach dem Vorbild Edens in eine Welt mit geringer Bevölkerungsdichte, aber hoher wirtschaftlicher Leistungskraft zu verwandeln und ist deshalb nicht bereit, die nach Babylon Ausgewanderten wieder auf die Erde zurückkehren zu lassen.

Allerdings haben auch die wenigsten der Umsiedler konkrete Pläne für einen neuerlichen Umzug innerhalb so kurzer Zeit. Es kommt die katastrophale Entwicklung hinzu, die Babylon seit dem Umzug der Menschheit nahm: Durch eine geschickt eingefädelte Aktion war es dem höchst menschenähnlichen Fremdvolk der Kalamiten gelungen, den Regierungschef Henner Trawisheim, einen Cyborg auf geistiger Basis, derart zu manipulieren, daß er zu ihrem willenlosen Helfer und Vollstrecker bei der geplanten Übernahme der Macht über die Menschheit wurde. Erst in allerletzter Sekunde gelang die Revolution gegen die zur Diktatur verkommene Regierung von Babylon und damit gegen die heimlichen Herren der Menschheit, die Kalamiten. Während den meisten der Fremden die Flucht gelang, wurde Trawisheim aus dem Amt entfernt und in ein spezielles Sanatorium für Cyborgs gebracht.

Daniel Appeldoorn, der schon zu den Zeiten, als Babylon noch eine Kolonie Terras war, als Präsident dieser Welt fungiert hatte, bildete mit seinen Getreuen eine Übergangsregierung, deren wichtigste Aufgaben es sind, das Unrecht der Diktatur wiedergutzumachen und neue, freie Wahlen vorzubereiten.

Gleichzeitig ist es Ren Dhark und seinen Getreuen gelungen, die geheimnisvolle Schranke um Orn abzuschalten – und mit ihr auch die verhängnisvolle Strahlung, die die Worgun, das bedeutendste Volk dieser Sterneninsel, in Depressionen, Dummheit und Dekadenz trieb.

Nach seiner Rückkehr in die Milchstraße kann Ren Dhark dem Angebot des industriellen Terence Wallis nicht länger ausweichen und läßt seinen Körper mit Nanorobotern behandeln, die ihn und sieben von ihm Auserwählte unsterblich machen sollen. Doch anstatt sich mit seiner nun vollständig veränderten Lebensperspektive beschäftigen zu können, muß sich Ren Dhark einer neuen Herausforderung stellen: Eine unbekannte Macht vernichtet Kraat, die Begegnungswelt von Menschen und Nogk. Und noch bevor man weiß, wer wirklich hinter dieser schrecklichen Aktion steckt, erweist sich der Hyperraum als nicht länger zugänglich: Transmitter, Hyperfunk und Transitionstriebwerke funktionieren nicht mehr.

Zwar gelingt es bald, Transitionstriebwerke und Transmitter wieder ans Laufen zu bringen, aber Ortung und Funk sind weiterhin nicht möglich. Der Forschungsraumer CHARR unter Generaloberst Huxley sucht nach den Verantwortlichen für die Vernichtung Kraats und stößt auf den geheimnisvollen Planeten der Kumpels oder Brolk.

Ren Dhark hingegen geht einem seltsamen Wissenschaftler in die Falle, dem es offenbar gelungen ist, einen leibhaftigen Balduren zu versklaven…

1.

Hilflos ausgeliefert!

Gab es etwas Schrecklicheres als den Zustand absoluter Wehrlosigkeit? Als Angehörigen des höchsten Volkes traf ihn die totale Handlungsunfähigkeit besonders hart. Er konnte fühlen und denken und wußte genau, daß alles, was er gerade tat – tun mußte! –, grundfalsch war und gegen jedwede Ethik verstieß, doch er schaffte es nicht, sich dem technischen Einfluß zu entziehen, der kontinuierlich von außen auf ihn einwirkte. Er war stärker als er, und er verlor mehr und mehr an Kraft.

Mit dem Sterben hatte er sich nie befassen müssen. Weshalb auch? Er war anders als jedes wie auch immer geartete sterbliche Lebewesen. Schon oft hatte er den Tod Außenstehender miterlebt, ohne daß es ihn sonderlich berührt hatte. Die meisten Geschöpfe wurden zum Sterben geboren, das war nun einmal ihr unabwendbares Schicksal. Das höchste Volk hatte keinen Anlaß, sich über Gebühr mit dieser unumstößlichen Tatsache auseinanderzusetzen, so etwas empfand man als Zeitverschwendung.

Für die Weiterexistenz der universellen Ordnung war es wichtig, daß die Dinge ihren naturgegebenen Lauf nahmen. Der Leitsatz seines Volkes war kurz und prägnant: Es kommt wie es kommt.

Seit er hier gefangen war, hatte sich jedoch einiges verändert. Plötzlich verspürte er Empfindungen, die für seinesgleichen abnormal waren.

Insbesondere die sporadisch wiederkehrenden Schreckensvisionen setzten ihm übel zu. In seinem Geist erschienen aus dem Nichts grauenvolle Bilder von Tod und Verderben, und er »sah« Sterbende, die sich in körperlichem und seelischem Schmerz wanden. Schlimmer noch: Er litt mit all diesen gequälten Wesen, als wäre er eines von ihnen.

Und gleichzeitig – das war das Furchtbarste – spürte er, wie seine energetischen Kräfte allmählich nachließen. Würde er bald selbst sterben? Der Gedanke an den eigenen Tod jagte ihm noch größere Furcht ein als die entsetzliche Vision vom gigantischen Riß im Hyperraum, der gnadenlos eine Sonne nach der anderen verschlang und in naher Zukunft eine ganze Galaxis auszulöschen drohte…

*

Hilflos ausgeliefert!

Auch Ren Dhark wurde angesichts seiner Wehrlosigkeit vom Grauen gepackt. Eben noch hatte er auf Harvard, einem der ersten nach der Giants-Invasion von Menschen besiedelten Kolonialplaneten, mit dem größenwahnsinnigen Wissenschaftler Professor Sherman Cooper geredet – und nun konnte er plötzlich nicht mehr sprechen, geschweige denn sich bewegen. Sein Blutkreislauf und seine Gedanken strömten ungehindert weiter, aber er hatte keine bewußte Kontrolle mehr über seinen Körper. Er konnte zwar denken und fühlen, doch gegen Coopers Beeinflussung seines freien Willens war er machtlos.

Genaugenommen war es gar nicht Sherman Cooper, der diesen starken Einfluß auf ihn ausübte. Die Kraft, die seinen Willen niederdrückte, ging von dem geheimnisvollen Wesen in der Energiekugel aus, die inmitten von gigantischen Maschinen und sonstigen Aufbauten im Zentrum der Anlage schwebte. Im Inneren der etwa fünf Meter durchmessenden Blase aus goldener Energie befand sich etwas, das nur schemenhaft erkennbar war und möglicherweise, wenn man seine Phantasie bemühte, ein Mensch sein könnte, zumindest aber ein Humanoide.

Cooper hatte behauptet, es würde sich um einen gefangenen Balduren handeln – also um einen Angehörigen jenes sagenumwobenen Volkes, das den Worgun einst zu Macht und Ansehen verholfen hatte.

Zu ihren besten Zeiten waren die Worgun von anderen Völkern ehrfürchtig als »die Hohen« bezeichnet worden. Ren Dhark, der wie besessen auf der Suche nach ihnen gewesen war, hatte sie Mysterious genannt.

Inzwischen war ihm klar, daß die Worgun ohne die Unterstützung der Balduren niemals so groß und mächtig geworden wären. Die Balduren waren gewissermaßen die Drahtzieher hinter der Worgun-Kulisse gewesen. Sie, die geheimnisvollen Goldenen, zu deren Ehren zahlreiche Völker gigantische goldene Statuen errichtet hatten, waren die wirklichen, die echten Mysterious.

Was die Menschen und andere ihnen bekannte Sternenvölker von den Balduren wußten, paßte auf einen Stecknadelkopf. Der Vergleich mit menschlichen Göttern lag nahe, beispielsweise mit dem Gott der Christenheit, über den viel geredet und gepredigt wurde, dem aber niemals einer der Prediger nachweislich begegnet war. »Wenn du erst einmal Gott gegenüberstehst«, prophezeiten die Pfarrer und Pastoren voller Überzeugungskraft von ihren Kanzeln, »erkennst du den Sinn und die Wahrheit des Lebens; allerdings hast du fortan keine Gelegenheit mehr, jemandem davon zu erzählen.«

Hier und jetzt befand sich Ren Dhark in unmittelbarer Nähe eines »goldenen Gottes«, wie man die Balduren vielerorts respektvoll nannte. Würde auch er keine Gelegenheit mehr erhalten, anderen darüber zu berichten? Dieser Gedanke hätte ihn erschaudern lassen, wäre er dazu körperlich noch in der Lage gewesen.

Immerhin war er nicht der einzige, der Kenntnis von dem in der Energiekugel gefangenen Balduren hatte. Nach der Beinahebruchlandung der POINT OF auf Harvard war ein Großteil der Besatzung mit ihm ausgestiegen, um das Universitätsgelände in der einzigen Stadt dieser Welt zu stürmen. Leider konnten sich aber auch seine Begleiter nicht mehr rühren und waren ihm daher keine große Hilfe.

Harvard war der vierte von neun Planeten, welche die Systemsonne Ivy umkreisten. Auf dieser Welt regnete es praktisch täglich, und es wurde selten wärmer als zwanzig Grad. Kein Wunder also, daß es hier nur eine einzige große Stadt mit ein paar Vororten gab, nebst der dazugehörigen Infrastruktur; täglich schlechtes Wetter war halt nicht jedermanns Sache.

Mittelpunkt dieser einst von Wissenschaftlern aus Harvard/Boston gegründeten Kolonie war ein überdimensionierter Universitätskomplex, an den eine riesige Industrieanlage grenzte, die komplett, innen und außen, aus einem speziellen goldenen Metall bestand. Ren Dhark und seine Mitstreiter hielten sich im Inneren dieser Anlage auf – mittendrin in der zentral gelegenen großen Haupthalle.

Hilflos ausgeliefert!

Hilflos ausgeliefert!

Dhark lauschte in sich hinein. Täuschte er sich, oder hatte sich ein fremder, gleichlautender Gedanke zu seinen eigenen gesellt? Versuchte der Baldure, mit ihm zu kommunizieren? Falls ja, wurde dies von Cooper sofort unterbunden, denn der kaum wahrnehmbare Gedankenblitz verstummte augenblicklich.

Gern hätte Dhark dem Balduren in der Energiekugel seinen Blick zugewendet, doch er konnte kein Glied seines Körpers bewegen. Seine Augen waren starr auf ein kühlschrankgroßes, mit goldenem Metall verkleidetes Etwas ausgerichtet, das in einigen Metern Entfernung an einer Wand befestigt war. Vermutlich handelte es sich um irgendein fremdartiges Gerät, und aus einem ihm selbst unerfindlichen Grund hatte er es kurz vor seiner Erstarrung fixiert.

Mit triumphierendem Grinsen stolzierte Sherman Cooper an den erstarrten Menschen vorüber. Er blieb direkt vor Ren Dhark stehen und verbaute ihm dadurch den weiteren Blick auf den goldenen »Kühlschrank«.

Cooper war etwa 1,80 Meter groß und hager. Er hatte dichtes graues Haar sowie ein zerfurchtes schmales Gesicht mit dünnen Lippen und einer scharf gezeichneten Nase. Die bunte Kleidung, die unter seinem Kittel hervorlugte, ließ ihn etwas lächerlich erscheinen – aber das war er nicht; er war wie viele Größenwahnsinnige hochintelligent und verdammt gefährlich.

Man mußte sich vor ihm hüten. Cooper hatte nicht nur den Checkmaster und den Funk außer Gefecht gesetzt, sondern wenig später auch die Flash deaktiviert – um sie kurz darauf, als Demonstration seiner Omnipotenz, wieder einzuschalten. Mit Unterstützung des gefangenen Balduren konnte er Technik aller Art offenbar nach Belieben ein- und ausschalten. Auf eine Abschaltung der Kampfroboter, die nebenan in der Vorhalle auf den nächsten Einsatzbefehl warteten, hatte er bisher zwar verzichtet, doch Dhark war sicher, daß ihm auch das kein Problem bereiten würde.

Wie mächtig Cooper war, verspürte Ren Dhark gerade am eigenen Leib. Seine Allmacht beschränkte sich ganz offensichtlich nicht nur auf Technik, sondern erstreckte sich auch auf biologische Lebewesen, wie es ihm beliebte. Eigenen Angaben zufolge hatte er sämtliche Bewohner von Harvard unter seiner geistigen Kontrolle – alle tanzten angeblich nach seiner Pfeife, und niemand widersprach ihm. Dhark zweifelte keine Sekunde am Wahrheitsgehalt dieser Behauptung.

Und sicherlich war auch alles andere wahr, womit sich Cooper gebrüstet hatte.

Er hatte nicht nur seinen Sponsor Jethro Pendergast umgebracht, sondern nach und nach auch alle Mitbegründer dieser Kolonie: den Biokybernetiker Mandy Johnston, den Mathematiker Jeremiah Marple, den Kontinuumsforscher Wayne Herbert sowie viele andere Professoren hier, die früher alle an den Ivy League genannten acht ältesten Hochschulen der ehemaligen Vereinigten Staaten von Amerika gelehrt hatten. Nun, da er die klügsten Kopfe dieser Kolonialwelt beseitigt hatte, gab es auf diesem Planeten nur noch Sherman Cooper und zahlreiche Siedler, die zwar nicht dumm, aber bei weitem nicht so gebildet waren wie er.

Hätte Dhark die Lippen bewegen können, hätte er beim Gedanken an Wayne Herbert unwillkürlich geschmunzelt. Der fünfzigjährige Kontinuums-Grundlagenforscher war laut Coopers Erzählung ein Weiberheld gewesen, der auf Harvard mit drei Frauen gleichzeitig zusammengelebt hatte.

Fast sein ganzes Leben hatte Herbert der Aufgabe gewidmet, Verbindungen zu anderen Kontinua herzustellen – und als ihm dies endlich gelungen war, hatte er die Situation nicht mehr unter Kontrolle gehabt.

Immer mal wieder war er mit einem leisen Ploppen von einem Augenblick auf den anderen verschwunden, und nach seiner Rückkehr hatte er sich entweder nur unzureichend an das Erlebte erinnert, oder er hatte so Unglaubliches berichtet, daß seine Kollegen angefangen hatten, an seinem Verstand zu zweifeln.

»Ich bin untröstlich, ehrlich«, sagte Cooper nun zu Dhark, »denn ich kann schmerzlich nachvollziehen, was in Ihnen vorgeht: Ihr Verstand ist hellwach, aber Ihr Körper ist gelähmt. Sie bekommen alles mit, was um Sie herum vorgeht, doch Sie können nicht eingreifen – weil ich befähigt bin, jedwede den Balduren unterlegene Technik zu kontrollieren sowie jedes nur erdenkliche niedere Lebewesen.«

…weil ich befähigt bin, wiederholte Dhark verächtlich im stillen. Wie anmaßend! Ohne den Balduren in der goldenen Energiekugel wärst du ein Nichts!

Fieberhaft überlegte er, auf welche Weise Cooper dem Balduren seine Befehle übermittelte.

Wahrscheinlich verwendet er eine Art Funkgerät, aber wo hat er es verborgen?

Cooper erriet seine Gedanken. »Ich schätze, Sie überlegen gerade, wie ich die Verbindung zu dem Balduren herstelle, habe ich recht? Und Sie denken darüber nach, wie Sie diese Verbindung unterbrechen könnten.«

Er tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.

»Keine Chance, mein Lieber, es ist alles hier oben drin. Ein winziger, mit meinem Gehirn verwobener überaus kompliziert gestalteter Sender strahlt meine Befehle an den Goldenen ab. Um meine Anweisungen zu übermitteln und selbige auch durchzusetzen – unverständlicherweise sträubt sich der Baldure dagegen –, benötige ich einen überdimensionalen Verstärker: diese goldene Anlage, in der wir uns befinden. Sie ist direkt mit dem Hyperraum vernetzt. Ursprünglich sollte sie zwar dem Zweck dienen, unbegrenzte Energiemengen aus dem Hyperraum in unser Kontinuum abzusaugen, doch dann bescherte mir der Zufall eine unfaßbar gewaltigere Energiequelle aus diesem Universum: den goldenen Balduren.«

Das meiste davon hatte er Dhark und seinen Begleitern bereits erzählt, doch wie alle Größenwahnsinnigen wiederholte er sich gern und oft.

Um den Balduren zu befreien, mußte also die Anlage zerstört werden – oder zumindest das Kernstück, wahrscheinlich ein extrem hochleistungsfähiger Hyperkalkulator, ohne den die Versklavung des Goldenen, die Beeinflussung der Siedler und die Übernahme der technischen Einrichtungen aller Voraussicht nach nicht mehr möglich war.

Aber wo befand sich dieser Dreh- und Angelpunkt der goldenen Anlage?

Ren Dhark überkam eine Ahnung. Hatte er seinen Blick tatsächlich zufällig auf den goldenen, an der gegenüberliegenden Wand befestigten »Kühlschrank« ausgerichtet? Oder hatte ihn der Baldure irgendwie beeinflußt? Wollte ihn der Gefangene auf die einzige Möglichkeit, ihn zu befreien, hinweisen?

Die Lösung des Problems schien so nahe zu liegen und doch so weit entfernt, denn der zur Bewegungslosigkeit verdammte Commander der POINT OF konnte nichts unternehmen. Cooper war zu stark für ihn. Zu stark für jeden, denn auch die anwesenden Cyborgs bewegten keinen Finger.

*

Alles mit Bedacht.

Der 39jährige weißblonde, sportlich gut durchtrainierte Judomeister Ren Dhark war ein Abenteurer, aber kein leichtsinniger Haudrauf.

Diese Eigenschaft zeichnete nicht nur ihn, sondern auch seine Mitstreiter aus. Und selbstverständlich ebenso seine attraktive Lebensgefährtin.

Amy Stewart – 31 Jahre jung, blond, blauäugig und muskulös – war ihm als Partnerin ebenbürtig. Sie besaß die Gabe, komplexe Situationen intuitiv zu erfassen und richtig zu beurteilen. Als Sherman Cooper alle Anwesenden zur absoluten Bewegungslosigkeit verdammt hatte, hatte er nicht ahnen können, daß sich darunter auch mehrere Cyborgs befanden.

Sie war einer davon, und wie die übrigen hatte sie aufs Zweite System umgeschaltet.

Cooper hatte nur die Menschen um ihn herum, nicht aber deren Technik lahmgelegt – und Cyborgs waren mit Technik geradezu vollgestopft.

Obwohl sie sich problemlos bewegen konnte, verharrte Amy von Anfang an wie erstarrt auf demselben Fleck, und die anderen Cyborgs taten es ihr gleich. Cooper war ein geschwätziger Mann, der sich viel zu siegessicher fühlte, daher war anzunehmen, daß er in seiner Aufgeblasenheit das eine oder andere wichtige Detail preisgeben würde.

Leider kam er nicht über das eingebaute »Funkgerät« in seinem Hirn hinaus.

Statt weitere bedeutsame Einzelheiten auszuplaudern, verzettelte er sich immer mehr in Wiederholungen – und wüsten Drohungen gegen Ren.

Um ihren Lebensgefährten zu schützen, handelte Amy umgehend.

Sie ballte eine Faust und schlug zu. Nicht zu hart, schließlich wollte sie den Erbauer der goldenen Anlage nicht töten, nur betäuben.

Cooper knickte um wie ein gefällter dünner Baum und blieb reglos am Boden liegen.

»Leute, müßt ihr mir einen solchen Schrecken einjagen?« fragte Dhark, nachdem er sich aus der Erstarrung gelöst hatte, und atmete erst einmal tief durch. »Ich dachte schon, dieser durchgedrehte Typ hätte auch euch außer Gefecht gesetzt.«

»Das dachte er ebenfalls«, erwiderte Amy. »Schade, daß er keine weiteren Geheimnisse mehr aufgedeckt hat; darauf hatte ich insgeheim gehofft.«

»Gut gemacht, es war einen Versuch wert. Wir müssen sofort seine geistige Verbindung zu dem Balduren kappen.«

Amy grinste böse. »Soll ich ihm das kleine Gehirn herausrei-ßen?«

Obwohl diese Frage nicht ernst gemeint war, antwortete Dhark: »Wir werden einen humaneren Weg finden. Wichtig ist, ihn nicht mehr aus seiner Bewußtlosigkeit erwachen zu lassen.«

Er prüfte sein Vipho. »Unsere Technik funktioniert offensichtlich wieder perfekt.«

Nachdem er ihnen den entsprechenden Befehl gefunkt hatte, rückten die nebenan wartenden Roboter bis in die Haupthalle vor.

Derweil traf auf Dharks Vipho eine Meldung von der auf dem kleinen Raumhafen befindlichen POINT OF ein.

Hen Falluta meldete, Schiff und Checkmaster seien wieder funktionstüchtig – eine Formulierung, die strenggenommen falsch war, denn in Wirklichkeit war der Checkmaster das Schiff.

Ohne diesen außergewöhnlichen Bordcomputer wäre Dharks unitallblauer Ringraumer nur einer von vielen gewesen, mit seinen 180 Metern Durchmesser sogar verhältnismäßig klein, denn inzwischen wurden weitaus größere gebaut.

»Wir müssen uns irgendwie mit dem Balduren in Verbindung setzen«, überlegte Ren Dhark laut. »Unsere Wissenschaftler sollen sofort hierherkommen, um die ganze Anlage von oben bis unten auf den Kopf zu stellen.«

Nachdenklich betrachtete er die kühlschrankgroße Installation an der Wand.

»Ich habe auch schon eine Idee, wo sie mit ihren Untersuchungen beginnen können.«

»Wie geht es Manu Tschobe?« erkundigte sich Bert Stranger über sein eigenes Vipho.

»Er ist vor wenigen Minuten in der Medoabteilung erwacht«, antwortete Falluta.

»Bringt ihn mit«, entschied Dhark und dachte: Vielleicht schafft er es ja mit seiner Hypnofähigkeit, Kontakt zum Goldenen in der Energieblase aufzunehmen.

Der Umstand, daß der afrikanische Arzt nach der Unsterblichkeitsbehandlung seine frühere hypnotische Begabung wiedererlangt hatte, war ihm nicht geheuer – schon deswegen, weil Tschobe auf nahezu unheimliche Weise sogar Pakk Raff hatte manipulieren können, den aufbrausenden Rudelführer der eigentlich pararesistenten Nomaden.

»Ich schlage vor, die Wissenschaftler mit den Flash von Bord zu holen«, meldete sich der Checkmaster über Funk, »da es nicht ratsam ist, die Intervallfelder abzuschalten.«

Das doppelte Intervallfeld war sozusagen der Schutzschirm der POINT OF, die bei Aktivierung desselben in ein eigenes Kontinuum versetzt wurde. Die tonnenförmigen Beiboote konnten die Felder ihres Mutterschiffs aufgrund ihrer Freischaltung problemlos passieren.

Dhark lehnte den Vorschlag kategorisch ab. »Das dauert mir alles zu lange, schließlich gibt es in jedem Flash nur zwei Sitze, und einen davon belegt bereits der Pilot. Deaktiviere die Intervallfelder und schicke die Leute sofort heraus, sie werden hier dringend benötigt.«

»Hinter den Intervallfeldern fühle ich mich sicherer«, argumentierte der Checkmaster. »Die von der unbekannten Biointelligenz ausgehende Bedrohung wirkt sich auf euch Menschen allem Anschein nach stärker aus als auf mich, weshalb mich die Abschirmung eventuell für eine Weile schützt. Im Notfall zählt jede zusätzliche Sekunde, die man für die Abwehr oder Flucht nutzen könnte.«

»Bis jetzt wissen wir noch gar nicht, ob die Intervallfelder überhaupt Schutz vor diesen fremdartigen Angriffen bieten«, erwiderte Dhark.

Er schaute zu Amy Stewart, die neben dem bewußtlosen Cooper am Boden kniete und mit einem Injektionsbesteck hantierte, das sie der Gürteltasche ihres Kampfanzugs entnommen hatte. Offensichtlich wollte sie dem Mann ein Betäubungsmittel verabreichen.

»Im übrigen stellt der Hauptverursacher unserer Probleme augenblicklich keine Gefahr mehr dar«, fuhr Dhark fort. »Einer der Cyborgs sorgt gerade dafür, daß er nicht so bald wieder aufwacht. Auf der Medostation werden wir ihn dann so lange in Dauerschlaf versetzen, bis wir herausgefunden haben…«

Weiter kam er nicht – seine Sprachwerkzeuge versagten ihm plötzlich den Dienst. Amy erstarrte in derselben Sekunde, die Spritze noch in der Hand.

Sherman Cooper öffnete die Augen und grinste die Frau frech an. »Es ist immer wieder belustigend, mitzuerleben, wie ihr Gutmenschen euch ständig selbst zu Fall bringt. Sie hätten halt fester zuschlagen müssen, Gnädigste. Ihre falsche Rücksichtnahme kostet Sie und Ihre Begleiter nun das Leben.«

Noch etwas wacklig auf den Beinen stand er auf.

»Leider habe ich nicht von vornherein bemerkt, daß einige von euch Cyborgs sind, und meinem goldenen Zwangsverbündeten fiel das ebenfalls nicht auf – oder der heimtückische Bursche hielt es nicht für nötig, mich vor dieser versteckten Bedrohung zu warnen. Zum Glück hat sich das Blatt gerade noch rechtzeitig zu meinen Gunsten gewendet. Ich habe die in eure Körper eingebaute Technik inzwischen genauso blockiert wie eure biologischen Funktionen. Keiner von euch kann mir jetzt noch gefährlich werden. Die Roboter übrigens auch nicht mehr, und den Funk zu eurem Schiff habe ich wieder unterbunden.«

Ren Dhark setzte dennoch seine ganze Hoffnung auf den Checkmaster. Auch wenn der nicht mehr übers Vipho mithörte, würde er Mittel und Wege finden, sich ein Bild von der Lage zu machen und hoffentlich bald eingreifen.

Oder Artus würde kommen.

Aber hatte der lebende Roboter, dessen Stahlkorsett humanoide Formen aufwies, überhaupt eine Chance gegen die Macht des Balduren? Zwar war seine Elektronik mit einem Nexus von 24 Programmgehirnen verwoben, doch Cooper hatte sogar den hochleistungsfähigen Checkmaster abgeschaltet – daran gemessen war Artus nur ein kleiner Fisch.

Sherman Cooper stolzierte erneut wie ein aufgeblasener Pfau an den Erstarrten entlang und verspottete sie unverhohlen. Zudem brüstete er sich damit, ein Günstling des Schicksals zu sein, das ihn soeben vor Schlimmerem bewahrt habe.

Nicht das Schicksal hat es gut mit dir gemeint, du Großmaul, sondern ich, dachte Amy ärgerlich. Aufgrund seiner dürren Gestalt hatte sie seine Zähigkeit unterschätzt und den Schlag falsch berechnet. Beim nächsten Mal haue ich so fest zu, daß dir der Kopf von den Schultern fliegt!

Sie wußte nur zu gut, daß sie diesen Gedanken niemals in die Tat umsetzen würde. Zwar war sie durchaus in der Lage, jemanden mit einem einzigen gezielten Hieb zu töten, doch sie respektierte die Unversehrtheit anderer Lebewesen. War das tatsächlich ein »Gutmenschenfehler«, wie Cooper gespottet hatte?

»Was habe ich euch getan, daß ihr mich so schlecht behandelt?« fragte Cooper unvermittelt in die Runde, obwohl ihm niemand antworten konnte. Er blickte Dhark mitleidheischend an. »Wieso schrecken Sie nicht einmal davor zurück, Cyborgs gegen einen harmlosen Wissenschaftler wie mich einzusetzen? Ich will der Menschheit doch nur helfen.«

Einmal mehr wurde Dhark bewußt, wie wahnsinnig Cooper war. Dessen Stimmungsumschwünge nahmen immer paranoidere Züge an. Die Palette reichte mittlerweile vom hochnäsigen Spötter über den Liebling der Schicksalsgötter bis hin zum unverstandenen Menschenretter.

Als nächstes war wieder Prahlen angesagt. Cooper brüstete sich damit, weitere goldene Anlagen dieser Art zu planen.

»Die neuen Anlagen werde ich unter Zuhilfenahme des Hyperraums mit dieser Anlage hier vernetzen, denn die Kraft meines goldenen Freundes scheint nahezu unendlich zu sein. Für die Zweiganlagen auf anderen Planeten genügen bestimmt auch Menschen als Kraftquelle, solange über den Hyperraum eine Rückkopplung mit meinem Balduren gewährleistet ist.«

Mit meinem Balduren – Dhark konnte es nicht fassen. Cooper betrachtete dieses selbständig denkende, gequälte Wesen tatsächlich als seinen privaten Besitz.

Heute gehört mir Harvard, morgen die ganze Galaxis, faßte Dhark ironisch Coopers verquaste Gedankengänge zusammen, und übermorgen das gesamte Universum.

Wann unternahm der Checkmaster endlich etwas? Oder hatte Cooper den Bordrechner trotz der Intervallfelder erneut abgeschaltet?

Die Hilflosigkeit eines wachen Verstandes in einem völlig gelähmten Körper setzte Ren Dhark schrecklich zu, und den anderen erging es genauso. Würde es ihnen noch einmal gelingen, aus dieser Todesfalle zu entkommen?

Sherman Cooper war jedenfalls fest entschlossen, ihnen keine Chance auf Befreiung mehr zu geben. Abrupt beendete er seine Prahlerei, und er verlor sich auch nicht mehr in wilden Phantasien. Statt dessen verkündete er mit entschlossener Miene, seine ungebetenen Gäste mit einem gewaltigen Gedankenschlag töten zu wollen.

Das letzte, was Ren Dhark in seinem erstarrten Zustand hörte, war ein leises Ploppen…

*

Es machte »Plopp!« – und Sekunden später fiel Cooper wie vom Schlag getroffen um. Diesmal war allerdings nicht Amy Stewart der Verursacher, sie konnte sich bis dato ebensowenig bewegen wie alle anderen.

Letzteres änderte sich augenblicklich – plötzlich war Amy frei. Auch Dhark und die übrigen Besatzungsmitglieder verfügten wieder über ihre körperliche Kontrolle.

Einer Ahnung folgend richtete der Commander sein Augenmerk auf den »Kühlschrank«, auf jenes rundum mit massivem goldenen Metall verkleidete Gerät, welches möglicherweise das Kernstück der Anlage war. Zu seinem Erstaunen hatte es sich in eine wabernde wabbelige Gallertmasse verwandelt – sprich: in einen riesigen undurchsichtigen »Wackelpudding«, der sich allmählich aufzulösen schien.

Eine goldene Götterspeise! schoß es Dhark fast unwillkürlich durch den Kopf.

Obwohl sich der größenwahnsinnige Cooper für gottgleich hielt, bezweifelte Dhark, daß ihm diese Speise munden würde. Immerhin war der vermutlich wichtigste Teil der Anlage soeben im Begriff, sich mit wackligen Bewegungen in seine Bestandteile zu zersetzen, da konnte ihm schon der Appetit vergehen.

Amy reagierte schnell und jagte dem bewußtlosen Professor eine Betäubungsladung in die Venen, so stark, daß sie für ein Mammut ausgereicht hätte. Das Risiko einer eventuell tödlichen Wirkung ging sie bewußt ein – besser Cooper segnete das Zeitliche als Ren Dhark, Judd Farell, Pjetr Wonzeff, Bert Stranger, Bram Sass oder gar sie selbst.

Von wegen Gutmensch! Hah!

Dhark hatte ebenfalls schnell reagiert und gleich nach dem Wiedererlangen seiner Bewegungsfreiheit nach seinem Nadelstrahler gegriffen.

Selbigen richtete er nun auf einen Fremden, der sich optisch aus dem Hintergrund der weiten Halle löste und gemächlich auf ihn zukam. In der rechten Hand hielt der Mann eine klobige schwere Waffe von unbekannter Bauart. Da er den Arm gesenkt hatte, suchte er offenbar keinen Streit.

Dhark senkte seinen Strahler ebenfalls zum Zeichen des Friedens und betrachtete den Mann, der immer mehr ungläubige Blicke auf sich zog, abwartend.

Hätte er ihm spontan einen Spitznamen verpassen müssen, wäre ihm wohl »Rambo für Arme« in den Sinn gekommen.

In der Tat wirkte der Fremde wie eine Karikatur, wie die Comic-Version früherer Leinwandhelden.

Er war etwa Ende 40, vielleicht Anfang 50 und um die zwei Meter groß. Allem Anschein nach war er in jungen Jahren einmal dünn gewesen, hatte sich inzwischen aber einen kräftigen Bauch angefuttert, was ihn beinahe – trotz seiner Größe – untersetzt erscheinen ließ. Ein breiter Metallgürtel verdeckte die Bauchwölbung nur mäßig.

Bekleidet war er mit einem Kampfanzug, der wie aus dem Fundus vergangener Armeezeiten daherkam. Die Jacke trug er offen, so daß man seine spärliche Brustbehaarung sah. Nicht minder spärlich gestalteten sich seine fusselgleichen langen Haare.

Der Mann war mit Patronengurten und mehreren fremdartigen modernen Handfeuerwaffen behängt. Prunkstück seiner »mobilen Waffensammlung« war ein großer Compound-Bogen, den er über der Schulter trug, nebst dazugehörigem Pfeilköcher.

Mit bedauerndem Gesichtsausdruck blickte er auf die sich allmählich zersetzende wabbelige Wandkonstruktion. »Schade, daß ich das Gerät nicht näher untersuchen konnte, doch ich mußte schleunigst handeln.« Er hob die klobige Strahlenwaffe leicht an. »Man hat mich zwar auf die zerstörerische Wirkung des Zlokators vorbereitet, dennoch überrascht mich das Ergebnis. Ein Freund baute diese Waffe. In meiner Welt erfindet alle naselang irgendwer einen neuen Schußapparat. Und die Frauen finden das auch noch geil, der Anblick bewaffneter Kerle erregt sie maßlos.«

Dhark horchte auf. »In Ihrer Welt?«

»Nun ja, genaugenommen ist es nicht meine Welt, sondern die der ›Überlegenen‹. Ich habe Vordonn lediglich zu meiner vorläufigen Heimat gewählt. Normalerweise ist man als Deporter dauernd unterwegs.«

Der Fremde machte eine Kopfbewegung in Richtung der goldenen Energieblase.

»Wir sollten uns besser woanders weiter unterhalten. Mit Balduren ist bekanntlich nicht zu spaßen.«

»Ja und? Wir haben ihm nichts getan«, warf Amy ein.

Der Anblick der Energieblase, die nun farbige Schlieren warf und ihr weniger kompakt als noch kurz zuvor erschien, bereitete allerdings auch ihr Sorge. Der Schemen darin bewegte sich jetzt ziemlich energisch, vergleichbar mit einem trotzigen Kleinkind, das aus seinem Laufstall ausbrechen wollte, aber noch nicht so genau wußte, wie das zu bewerkstelligen war.

»Im Zorn unterscheiden die Balduren mitunter nicht zwischen Freund und Feind, daher rate ich zum sofortigen Verlassen des goldenen Gebäudekomplexes«, sagte der Fremde mit Nachdruck. »Mein Name ist übrigens Wayne Herbert. Sicherlich hat Sherman Cooper Ihnen von mir erzählt.«

»Wayne Herbert?« wiederholte Dhark verblüfft. »Der Kontinuumsforscher? Müßten Sie nicht eigentlich tot sein?«

»Entweder setzen wir unser Gespräch woanders fort, oder ich verlasse diesen Ort auf die gleiche Weise, wie ich ihn betreten habe«, drohte Herbert ungeduldig.

Dhark war davon unbeeindruckt, wußte er doch, daß Herbert weder sein Kommen noch sein Verschwinden kontrollieren konnte. Höchstwahrscheinlich würde er nicht einmal mehr in jene Welt mit den Waffenherstellern und den »geilen Frauen« zurückfinden – wohl deshalb hatte er so viele seltsame Waffen wie möglich von dort mitgenommen.

Mit lauter Stimme gab Ren Dhark den Rückzugsbefehl.

Im Laufschritt strebten alle Menschen und Roboter dem Ausgang der Anlage zu.

Anscheinend war es höchste Zeit, denn die Wände fingen an zu vibrieren, und der Boden bebte…

Keiner der Flüchtenden fühlte sich berufen, sein Leben für Sherman Cooper zu riskieren und ihn mitzunehmen. Alles weitere war jetzt Sache zwischen dem Balduren und ihm.

*

Obwohl das Universitätsgelände auf Harvard allein vom Umfang her dominierte – man hatte den Planeten schließlich nicht umsonst nach einer der größten und berühmtesten Universitäten der Erde benannt –, waren die Terraner nur auf wenige Studenten gestoßen, und die hatten sich bei der Erstürmung des Geländes aus dem Staub gemacht. Nachdem sich Professor Cooper aller »Konkurrenten« entledigt hatte, war es ohnehin erstaunlich, daß hier noch unterrichtet wurde.

Nur einer blieb übrig, dachte Ren Dhark und warf einen Seitenblick auf Wayne Herbert, der mit den anderen draußen vor einem langgestreckten Universitätsgebäude stand, in sicherer Entfernung von der goldenen Anlage.

Dhark vermutete, daß Herbert just in dem Moment mit seinem unvergleichlichen Ploppen entschwunden war, in dem er hatte umgebracht werden sollen. Wie sollte Cooper eines Mannes habhaft werden, der nicht einmal selbst wußte, wie und wann er in ein fremdes Kontinuum gerissen wurde?

Glücklicherweise war er wieder rechtzeitig zur Stelle gewesen. Woher er allerdings gewußt hatte, worauf er seine seltsame Waffe richten mußte, um Sherman Cooper gezielt auszuschalten, war Dhark noch ein Rätsel. Er würde Herbert beizeiten danach fragen.

Der goldene Komplex geriet immer heftiger in Bewegung wie bei einem Erdbeben, stürzte jedoch nicht ein. Nach und nach verlor er seinen ursprünglichen Zustand und fing an, sich zu verformen. Die Hallen verflüssigten sich allmählich, bildeten aber keinen goldenen See.

Bald schienen die Massen von goldener Flüssigkeit ein regelrechtes Eigenleben zu entwickeln. Sie formten sich zu einer mächtigen metallenen Amöbe, die nach allen Seiten hin Tentakel ausbildete.

Trotz des furchterregenden Anblicks wichen die Zaungäste keinen Meter zurück, denn sie schwebten keinen Augenblick in Gefahr. Der gespenstisch lautlose Vorgang spielte sich ausschließlich auf dem riesigen Platz vor ihnen ab, dort, wo eben noch der Hallenkomplex gestanden hatte. Nicht ein einziges der goldenen Tentakel erstreckte sich über dieses Gebiet hinaus, als gäbe es zwischen dem Universitätsgelände und der Anlage eine unsichtbare Grenze.

Hinter jener fiktiven Grenze bebte das Erdreich nur unwesentlich, und es bildeten sich auch keine Risse im Boden. Die Besatzungsmitglieder der POINT OF fühlten sich dadurch wie unbeteiligte Zuschauer, die von einem ruhigen Logenplatz aus einer aufregenden künstlerischen Darbietung beiwohnten – dabei waren sie eben noch mittendrin gewesen.

Schließlich wurden die Tentakel eingefahren, und die gigantische goldene Amöbe ballte sich zu einer Kugel zusammen.

Eine Weile tat sich rein gar nichts mehr. Die Kugel blieb ruhig liegen und vibrierte lediglich ein wenig. Niemand sagte ein Wort, manch einer hielt sogar den Atem an. Alle warteten stumm auf das wie auch immer geartete große Finale.

»War’s das?« fragte der japanische Cyborg Lati Oshuta ungeduldig in die Stille hinein.

Wie aufs Stichwort vibrierte die Kugel auf einmal stärker, hob ein paar Meter von Boden ab – und jagte dann mit unvorstellbarer Geschwindigkeit der Sonne entgegen. So schnell, wie sie zwischen den Wolken verschwand, konnten die Männer und die Frau gar nicht gucken.

»Du und deine große Klappe, Lati«, bemerkte Bram Sass trocken.

Wo sich eben noch die Riesenkugel befunden hatte, stand nun der Baldure. Möglicherweise schwebte er auch, das war nicht klar erkennbar.

Genaugenommen konnte man fast gar nichts erkennen. Man sah nur ein goldenes Gleißen, und inmitten des Gleißens befand sich ein etwa zwei Meter großer Humanoide, bei dem es sich mit 99,9prozentiger Wahrscheinlichkeit (wie es der Checkmaster wohl ausgedrückt hätte) um den Balduren handelte. In dem ihn umgebenden goldenen Licht war er mehr zu erahnen, denn zu sehen.

Amy fand für dieses Phänomen ihre eigene Formulierung: »Man erblickt ihn, sieht ihn aber nicht.«

Trefflicher hätte es niemand ausdrücken können.

Hinter dem Balduren lag etwas, das aussah wie ein regloser Mensch. Sherman Cooper? Falls ja, stellte er künftig keine Bedrohung mehr dar, weder in bewußtlosem noch in wachem Zustand. Vielleicht war er ja gar nicht mehr am Leben…

Alle warteten nun gespannt ab, was der Baldure mit ihnen vorhatte. Wayne Herbert hatte einen kolossalen Wutausbruch angekündigt – und damit zweifellos recht gehabt. Die Frage war nun: Gab sich der unheimliche Goldene mit der Zerstörung der Anlage und der Eliminierung seines Widersachers Cooper zufrieden? Oder war sein Rachefeldzug noch nicht vorüber?

*

Ren Dhark wollte sich dem Balduren nähern, doch er sah sich außerstande, zu ihm zu gelangen. Nicht, daß er wieder erstarrt gewesen wäre, im Gegenteil, er hatte sogar das Gefühl, sich in Bewegung zu setzen und loszugehen – aber aus irgendeiner Ursache blieb er trotzdem, wo er war.

Der Baldure trat mit allen Anwesenden in kommunikative Verbindung. Auf welche Weise das »Gespräch« verlief – ob akustisch, telepathisch oder in anderer Form –, wußte hinterher niemand mehr zu sagen; nicht einmal die Cyborgs fanden dazu nähere Informationen in ihren Speichern.

Dem Balduren war durchaus bewußt, daß Ren Dhark der Anführer der Gruppe war. Dennoch wandte er sich als erstes Wayne Herbert zu und erkundigte sich skeptisch, ob der tatsächlich aus einem anderen Universum gekommen sei. Als der Kontinuumsforscher diese Feststellung kurz und knapp bestätigte, befiel den Balduren ein respektvolles Staunen.

»Einigen von euch gelingen offenbar Dinge, zu denen nicht einmal das höchste Volk befähigt ist. Und dabei seid ihr Menschen noch so jung.«

Trotz dieser anerkennenden Bemerkung war seine Skepsis weiterhin zu spüren. Wahrscheinlich hätte er Herbert noch zahlreiche Fragen gestellt, doch Dhark, der seine Neugier nicht länger bezähmen konnte, ergriff rasch das Wort.

»Du verfügst ganz offensichtlich über immense Macht. Wie hat es Cooper trotzdem geschafft, dich einzufangen? Und warum hat dir niemand aus deinem Volk geholfen?«

»Weil keiner von denen, die ihr als Balduren bezeichnet, über meine mißliche Lage informiert war«, antwortete ihm der Goldene. »Der, den ihr Cooper nennt, hat verhindert, daß ich mich mit meinesgleichen in Verbindung setze.

Ich erzähle euch die Geschichte von Anfang an, ohne euch mit zuviel unnützem Wissen zu belasten. Die gesamten komplexen Zusammenhänge würdet ihr sowieso nicht verstehen. Ich werde wohl nicht umhinkommen, mich stellenweise auf euer geistiges und sprachliches Niveau hinabzulassen…«

2.

 

Wer dem höchsten Volk zugehörig ist, hat dieses Universum schon häufig bereist. Dennoch fasziniert mich jeder Flug durchs Weltall immer wieder aufs neue, ganz gleich, ob ich an Bord eines Planetenschiffs mit imposanter Geschwindigkeit die unendlichen Weiten des Weltraums durchkreuze oder ob ich, wie hier und jetzt, allein in einem kleinen Beiboot unterwegs bin. Es gibt nichts Erhabeneres und Entspannenderes als eine Reise durchs All.

Eigentlich müßte ich das Universum inzwischen von Anfang bis Ende kennen. Uneigentlich ist es dermaßen gigantisch groß, daß ich noch längst nicht überall gewesen bin – abgesehen davon hat das Universum weder Anfang noch Ende.

Selbst manche hochentwickelte Spezies vertritt die Überzeugung, es gäbe nur ein Universum. Man leugnet die Existenz weiterer Universen, weil jene Völker nicht das Wissen des höchsten Volkes besitzen. Mein Denken verläuft nicht in derart engen Bahnen. Ich weiß, was ich weiß.

Weniger hochentwickelte Völker weigern sich sogar strikt, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, es gäbe in ihrer eigenen Galaxis weiteres intelligentes Leben. Diese Einstellung ändert sich stets nach dem ersten Kontakt mit »den anderen«. Danach steigt die Wißbegierde der Ungläubigen jedesmal ins Unermeßliche, und sie können die Weiterentwicklung ihrer Raumfahrttechnik gar nicht schnell genug vorantreiben, um noch mehr Wissen zu erlangen.

Das höchste Volk vermeidet die Kontaktaufnahme mit niederen Völkern nach Möglichkeit. Wir haben nicht das Recht, uns in die Belange anderer Lebensformen einzumischen und ihre natürliche Entwicklung zu stören.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen – ich denke dabei an die, die sich Worgun nennen und in der Galaxis Orn leben. Es erschien uns einst sinnvoll, ihnen Hilfestellung zu leisten. Ein paar gezielte Denkanstöße genügten bereits, und schon waren sie nicht mehr aufzuhalten. Obwohl ihr technisches Wissen und Können damals bei weitem nicht an das unsrige heranreichte, leisteten sie dank unserer Förderhilfe Erstaunliches. Man nannte sie bald allerorten »die Hohen«.

Doch wer hoch hinaus will, kann tief fallen.

Das Schicksal der Worgun bestärkte uns in unserem Vorsatz, direkte Kontakte zu niederen Völkern möglichst zu unterlassen.

Die Galaxis, in der ich gerade mit meinem kleinen Beiboot unterwegs bin, erfreut sich aufgrund ihrer vielfältigen Geschöpfe der besonderen Aufmerksamkeit des höchsten Volkes. Vor allem die Menschen haben es uns angetan – auch wenn man mitunter aus ihrer Verhaltensweise nicht schlau wird. Sie benehmen sich oftmals so… so menschlich, weshalb sie sich nur schwer in ein überschaubares Schema einordnen lassen.

Manchmal halten wir uns unter absolut undurchdringlichem Tarnschutz zu Studienzwecken in dieser Galaxis auf, die von ihren Bewohnern »Milchstraße« genannt wird; diesmal bin ich jedoch aus einem speziellen Anlaß gekommen: Dem höchsten Volk ist aufgefallen, daß der Hyperraum in diesem Bereich eine Störung verzeichnet, und ich möchte herausfinden, was hier vorgeht.

*

Meine Meßergebnisse ergeben keinen übermäßigen Grund zur Sorge. In der Tat habe ich eine Anomalie des Hyperraums innerhalb des galaktischen Magnetfeldes festgestellt, eine erhebliche Abweichung von der Norm.

Für die Galaxisbewohner ist das mit Sicherheit bedeutsam – nicht aber für das höchste Volk, damit müssen die, die es betrifft, allein fertigwerden.

Für den Fortbestand des Universums ist diese Anomalie nach dem jetzigen Stand der Dinge ohne Belang, weshalb ich beruhigt wieder zurückfliegen kann.

Aber was ist das? Ich empfange einen merkwürdigen Impuls – und für Angehörige des höchsten Volkes gibt es wahrlich nicht viele Dinge in diesem Universum, die wir als merkwürdig bezeichnen würden. Soweit ich es beurteilen kann, habe nicht nur ich noch nie einen derartigen Impuls angemessen, sondern auch sonst keiner von meiner Art.

Gibt es Dinge in diesem Universum, die sich unserer Kontrolle entziehen?

*

Ich habe meine Meßgeräte auf den Impuls ausgerichtet und bin auf einen Stern gestoßen, der von neun Planeten umkreist wird. Der vierte liegt in der Lebenszone; es scheint auf jener Welt ständig zu regnen.

Wieso wundert es mich nicht, dort ausgerechnet Menschen zu entdecken? Wer sollte für den fremdartigen Impuls verantwortlich sein, wenn nicht sie? Sie schaffen es doch immer wieder, das höchste Volk zu verblüffen.

Obwohl auf jener Welt viel Platz ist, besiedeln die Menschen nur eine geringfügige Fläche. Das Herausragendste ihrer Ansiedlung – und das Erschreckendste! – ist eine große technische Anlage aus goldenem Material. Erschreckend deshalb, weil ich soeben mit einer Technik konfrontiert werde, die höher entwickelt ist als alles, was in diesem Stadium der Entwicklung des Universums eigentlich möglich ist.

Der Technologie der Worgun zu ihren Zeiten als Hohe ist sie in etwa so weit überlegen, wie die Technologie des Informationszeitalters der Technologie des Dampfmaschinenzeitalters überlegen war. Und was noch schlimmer ist: Sie könnte der Technologie des höchsten Volkes ebenbürtig sein!

So etwas kann und darf nicht sein. Zwar sind wir den Menschen durch unsere geistig-energetischen Kräfte, die wir mit technischen Mitteln enorm verstärken können, problemlos gewachsen – aber eines fernen Tages könnten sie ähnliche Kräfte entwickeln. Ansätze dazu gibt es in ihrem Volk bereits, wenn bisher auch nur vereinzelt.

Zuviel Macht in der Hand der Menschen könnte die Ordnung des Universums durcheinanderbringen, daher muß das höchste Volk unverzüglich handeln. Nach meiner Rückkehr werde ich mich mit den anderen über die Zerstörung der goldenen Anlage beraten.

Dafür benötige ich unbedingt nähere Informationen und komme wohl nicht umhin, näher an den Regenplaneten heranzufliegen…

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Das Ergebnis meiner exakteren Messungen übertrifft meine schlimmsten Befürchtungen. Diese neuartige Technologie ist kaum zu kontrollieren.

Ich frage mich, ob sich die Menschen nicht damit übernommen haben.

Sobald ich herausgefunden habe, welchem Zweck all die riesigen Maschinen dienen…

He, was passiert hier? Es kommt zu einer Art Rückkopplungseffekt!

Die eigenartige menschliche Technologie übernimmt die Gewalt über mein Boot! Aber das ist… unvorstellbar! Das unzerstörbare energetische Gefüge, aus dem mein Boot gefertigt wurde, ist normalerweise gegen jeden Angriff gefeit. Und trotzdem beginnt es sich zu zersetzen – unter dem Einfluß einer seltsamen Energie, die zweifelsfrei von der goldenen Anlage ausgeht.

Technische Katastrophen wie Brände oder Explosionen sind dank unserer hochwertigen Technik zwar ausgeschlossen, doch was nutzt mir das, wenn sich das Boot in seine Einzelteile zerlegt? Ich muß diesen Vorgang verhindern! Und einen Notruf absetzen…

Zu spät! Die fremde Energie greift auf mich über!

Dazu habt ihr kein Recht, ihr Menschen! Wißt ihr denn nicht, mit wem ihr es zu tun habt? Ich bin ein Angehöriger des höchsten Volkes! Man wird euch für euren Frevel hart bestrafen!

»Höchstes Volk? Klingt geheimnisvoll. Das dürfte ein höchst interessantes Gespräch werden.«

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Meine Bewegungsfreiheit wurde eingeschränkt. Ein blasenförmiges Energiefeld hält mich fest – und ich weiß nicht einmal, wie ich hierhergelangt bin.

»Damit wären wir schon zwei. Ich kann mir deine Anwesenheit genausowenig erklären. Ursprünglich wollte ich eine Anzapfung des Hyperraums vornehmen, um auf meinem Planeten eine schier unerschöpfliche Energiequelle zu erschaffen, ein Kraftwerk sondergleichen, wie es diese Galaxis noch nicht gesehen hat. Statt dessen bist du mir ins Netz gegangen.«

In meinem Geist erscheint das Abbild eines Menschen männlichen Geschlechts. Ich spüre, daß er ebenso genial wie böse ist. Wer ist er?

»Wenn ich das richtig verstehe, kannst du mich aus deinem Energiegefängnis heraus sehen – wobei sehen vermutlich nicht die passende Formulierung ist. Angesichts deiner seltsamen Kommunikationsart ist es sicherlich ebenso grundverkehrt, zu sagen, wir würden miteinander sprechen. Ich höre nämlich kein Wort, verstehe dich aber trotzdem, so als ob ich in dein Inneres hineinschauen würde.«

Blockade! Blockade! Niemand darf die Wahrheit über das höchste Volk wissen! Ich darf nicht zulassen, daß er noch tiefer in mich eindringt!

»Gib dir keine Mühe. Zwar erreiche ich nicht den Kernpunkt deiner Existenz, habe aber auf einen nicht unerheblichen Teil deines Bewußtseins Zugriff, soweit ich das in diesem Stadium meiner Nachforschungen überblicke. Das reicht völlig aus, um in meinem Sinne auf dich einzuwirken und dir meinen Willen aufzuzwingen.«

Warum tust du das? Wer bist du, und wo bin ich hier?

»Ich heiße Cooper, und du befindest dich innerhalb einer von meinem Genius entwickelten technischen Anlage, die man ohne Übertreibung als Wunder des Universums bezeichnen kann. Welchem Zweck sie eigentlich dienen sollte, habe ich dir bereits mitgeteilt. Doch anstelle von Hyperraumenergie habe ich eine gänzlich andere Energiequelle eingefangen: dich! Nun muß ich erst einmal prüfen, ob und wozu du mir nützlich sein könntest.«

Laß mich frei! Ich bin für dich von keinerlei Nutzen.

»Das wird sich bald herausstellen. Wenn ich erst genügend Informationen aus deinem Bewußtsein geholt und entsprechende technische Tests durchgeführt habe, überlege ich mir, ob ich dich hierbehalte oder töte.«

Du könntest dir eine Menge Ärger ersparen, wenn du mich einfach meiner Wege ziehen läßt.

»Besser nicht. Du verfügst über immense energetische Kräfte und kommst womöglich auf den Gedanken, dich für deine Gefangennahme zu rächen. Entweder erweist du dich als mein nützlicher Diener, oder ich lösche deine Existenz aus.«

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