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Dieses Buch ist ein Muss für alle Tierfreunde, die es in die große Stadt verschlagen hat: Es verblüfft mit Fakten aus der erstaunlichen Welt der urbanen Fauna, berührt oder erheitert mit Geschichten der Annäherung von Mensch, Tier und Architektur und verrät, an welchen Orten man am besten auf die Suche geht. Ein besonders schöner Nebeneffekt: Beim geduldigen Warten auf tierische Entdeckungen stellen sich Achtsamkeit und Entschleunigung ganz von selbst ein. Eine umwerfende Liebeserklärung an den Großstadtdschungel und zugleich eine unwiderstehliche Einladung zu einem Safari-Spaziergang!
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Für meine geliebte Frau Mignon, die es aushält, mit mir stundenlang Tiere zu beobachten.
99 Tiere, die man in der Stadt entdecken kann
Inhalt
Einladung, Entdecker zu werden
Vorweg 11 Tipps für urbane Naturentdecker
1Die Aaskrähe
Knackt selbst die härteste Nuss
2Die Amsel
Energiesparmeister und versierter Klingeltonimitator
3Die Bettwanze
Blutlüsterner Bettgenosse
4Der Europäische Biber
Versierter Baumeister mit blutroten Nagezähnen
5Die Blaumeise
Hyperaktiver Kurzschnabel
6Die Blattläuse
Heimtückische Pflanzenvampire
7Das Blesshuhn
Schwarz-weißer Paddelexperte
8Die Blindschleiche
Falsche Schlange mit hohem Nutzwert
9Der Braunbrustigel
Stacheliger Stöhnweltmeister
10Der Buchsbaumzünsler
Asiatischer Buchsbaumfan mit Mordsappetit
11Die Nordamerikanische Buchstaben-Schmuckschildkröte
Sonnenhungriges Ex-Haustier
12Der Buntspecht
Perfektionist mit Stoßdämpfer
13Der Europäische Dachs
Baudynast mit sozialer Ader
14Der Eichelhäher
Unmelodischer Waldpolizist
15Der Große Eichenbock
Seltener Riesenkäfer mit speziellen Bedürfnissen
16Der Eichen-Prozessionsspinner
Wuschelviech mit fiesen Nebenwirkungen
17Das Eichhörnchen
Kletterkünstler mit integrierter Kuscheldecke
18Der Eisvogel
Indikator naturnaher Gewässer
19Die Elster
Ist der Ruf erst ruiniert …
20Die Dunkle Erdhummel
Emsiges Rüsseltier
21Der Feldhase
Olympiareifer Läufer und Boxer
22Die Gemeine Feuerwanze
Stinkinsekt in Signalfarben
23Der Fischotter
Haarmillionär mit Tiefgang
24Die Rote Gartenameise
Emsiger Gärtner und Teamworker
25Die Gartenkreuzspinne
Geschickter Netzbaumeister
26Der Gelbrandkäfer
Aquatischer Killer mit Hightech-Ausstattung
27Der Goldfisch
Zählebige Augenweide
28Die Europäische Gottesanbeterin
Killerbraut mit perfekter Camouflage
29Der Graureiher
Adlerauge mit Zen-Faktor
30Der Halsbandsittich
Grüner Raser
31Der Haubentaucher
Emanzipierter Familienvogel
32Der Haushund
Kaltschnäuzer mit wölfischen Wurzeln
33Die Hauskatze
Mini-Löwe mit göttlicher Ausstrahlung
34Die Hausmaus
Monster und Maskottchen
35Der Haussperling
Stadtbekannter Jedermann und Teamplayer
36Das Grüne Heupferd
Trällernder Insektenkiller mit Biss
37Der Hirschkäfer
Rarität mit imposantem Pseudo-Geweih
38Der Höckerschwan
Romantiker mit Rambo-Qualitäten
39Der Gemeine Holzbock
Fauler Krankheitsüberträger
40Die Westliche Honigbiene
Fleißige Blütensammlerin mit Launen
41Die Kanadagans
Airbusschreck und Kotbomber
42Der Karpfen
Festessen, Statussymbol, Haustier
43Die Kellerassel
Allesverwerter und nahrhafter Snack
44Der Kleiber
Nachmieter mit Sonderwünschen
45Die Kleidermotte
Raupe Nimmersatt mit großem Modehunger
46Der Große Kohlweißling
Hochzeitsgast der etwas anderen Art
47Der Kormoran
Geschmähter Feind, gedrillter Freund
48Der Kranich
Lustiger Trompeter
49Der Große Leuchtkäfer
Lichtkünstler von nebenan
50Die Mandarinente
Farbenfrohe Exotin und Romantikerin
51Der Siebenpunkt-Marienkäfer
Glücksbringer mit bitterer Note
52Der Europäische Maulwurf
Grabungsprofi mit Supersinnen
53Die Mehlschwalbe
Langstreckenflieger und Baumeister
54Der Mensch
Beobachter und Teil der Stadtnatur
55Die Blaugrüne Mosaikjungfer
Schillernder Urzeit-Helikopter
56Die Nachtigall
Garant für Jugend und Schönheit
57Der Nashornkäfer
Kompostliebhaber mit markantem Geweih
58Die Nutria
Felllieferant aus Südamerika
59Der Gemeine Ohrwurm
Nachtaktiver Blattlausvernichter
60Der Gemeine Regenwurm
Segmentierter Schwerstarbeiter
61Das Reh
Hungriger Gartengast mit Panoramalinse
62Die Ringelnatter
Meisterschwimmerin und Showgröße
63Die Ringeltaube
Genie mit Imageproblem
64Der Goldglänzende Rosenkäfer
Schmuckstück mit Sonnenfaible
65Der Rotfuchs
Musikgenie und ausdauernder Liebhaber
66Das Rotkehlchen
Kreativer Sänger mit Powerorgan
67Die Schleiereule
Eleganter, lautloser Jäger
68Der Siebenschläfer
Riesensiesta bevorzugt
69Das Silberfischchen
Liebhaber von Feuchtgebieten
70Der Star
Imitationstalent und Massentourist
71Die Gemeine Stechmücke
Vampir unter den Insekten
72Der Steinmarder
Autosaboteur im Blutrausch
73Die Stockente
Eleganter Raser der Lüfte
74Die Stubenfliege
Hundehaufen- und Tortenliebhaber
75Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs
Fleischlieferant auf Wanderschaft
76Das Tagpfauenauge
Luftgaukler und Scheinaugenbesitzer
77Das Taubenschwänzchen
Pseudo-Kolibri mit langer Reichweite
78Der Teichfrosch
Grüner Presslufthammer
79Der Europäische Triops
Überlebenskünstler in der Pfütze
80Der Turmfalke
Mäuseschreck mit Helikopter-Genen
81Der Waldmistkäfer
Musikus mit Fäkalienvorliebe
82Die Wanderratte
Polizeihelfer mit Gemeinschaftssinn
83Der Waschbär
Geschickter Handwerker aus Amerika
84Der Gemeine Wasserläufer
Jesus der Stadtnatur
85Der Wasserskorpion
Taucher mit eingebautem Schnorchel
86Die Wasserspitzmaus
Giftspritze mit Taucher-Gen
87Die Weberknechte
Cowboys auf Stelzen
88Die Spanische Wegschnecke
Schleimer mit Raspelzunge
89Der Europäische Wels
Publikumsliebling mit großem Appetit
90Die Gemeine Wespe
Garstiger Schrecken aller Leckermäuler
91Die Wespenspinne
Farbenfroher Neubürger in Warntracht
92Das Wildkaninchen
Teamplayer mit seltsamen Fressgewohnheiten
93Das Wildschwein
Muskelbepackter Anpassungskünstler
94Die Große Winkelspinne
Hoher Ekelfaktor garantiert
95Die Zauneidechse
Mini-Dino mit ausgefeiltem Fluchtmanöver
96Die Zebraspringspinne
Hochseilartist mit Hydraulikunterstützung
97Der Zitronenfalter
Gelbes Winterwunder mit integriertem Frostschutz
98Die Große Zitterspinne
Helikopter-Mutter mit Hang zum Chaos
99Die Zwergfledermaus
Geselliger Stadtfan mit Horror-Image
»Es ist eine menschliche Universalie, dass wir uns nahezu instinktiv für die Dinge der Natur und für Tiere interessieren. Wer das bezweifelt, soll sich ansehen, wie Kinder orientiert sind. In allen Kulturen interessieren sie sich am meisten für Tiere«, sagte der österreichische Biologe, Verhaltensforscher und Autor Kurt Kotrschal 2014 in einem Interview.
Auch ich war einst ein solches Kind, das stundenlang Tiere mit unverwandtem Staunen betrachtet hat. Je älter ich wurde und je mehr ich um die Zusammenhänge und Besonderheiten dieser Lebewesen wusste, desto mehr steigerten sich meine Ehrfurcht und meine Bewunderung. Obgleich schon unzählige Male gesehen, bleibt mir noch heute der Mund offen stehen, wenn ich eine Kreuzspinne beim Netzbau sehe oder Zeuge der blitzschnellen Fangbewegung einer Gottesanbeterin werde.
Erwachsene Großstädter leiden unter ständiger Zeitknappheit. Die digitalen Technologien haben unser Leben spürbar beschleunigt, Geschwindigkeit ist heute Trumpf. Umso wichtiger sind analoge Zeitinseln. Im Meer der digitalen Reizüberflutung helfen sie uns durchzuatmen, zu uns zu finden und wieder gestärkt in den Alltag zurückzukehren. Die grundsätzliche Neugier auf Tiere ist glücklicherweise in nahezu allen Menschen angelegt, sie ist quasi Teil unseres Betriebssystems!
An genau diese zeitknappen, aber doch naturinteressierten Stadtmenschen richtet sich das vorliegende Büchlein. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, und gehen Sie damit auf Expedition vor die Haustüre. Ihre tierischen Mitbewohner warten nur darauf, von Ihnen entdeckt zu werden! Nicht im fernen Afrika oder Australien, sondern direkt in Ihrer Umgebung. Die Stadttiere sind weitgehend an uns Menschen gewöhnt, ihre Fluchtdistanz ist deshalb nicht sehr groß.
Schon jetzt wünsche ich Ihnen bei Ihren Entdeckungen viel Vergnügen,
herzlichst, Ihr
Nicolas Bogislav von Lettow-Vorbeck
1.
Nehmen Sie sich immer eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken mit!
Man kann nie wissen, wie lang eine urbane Expedition am Ende dauert. Da das Ganze in erster Linie Freude bereiten soll, schadet ein wenig Proviant nie.
2.
Fixieren Sie sich nicht auf eine Tierart!
Natürlich ist es ein großartiges Erlebnis, zum ersten Mal im Leben ein städtisches Wildschwein zu erspähen. Trotzdem sollte man niemals vergessen, dass jedes kleine und große Tier auf seine ganz eigene Weise interessant und wunderbar ist. Ich habe bei meinen Streifzügen eigentlich nie die Tiere gefunden, die ich gesucht habe – und das hat meinen Horizont ganz ungemein erweitert.
3.
Suchen Sie auch an den unmöglichsten Orten!
Natürlich würden wir spannende Tiere instinktiv in städtischen Wäldern oder Parks vermuten. Doch auch an scheinbar naturfernen Orten wie verlassenen Industrieanlagen kreucht und fleucht es. Tiere sind meist sehr flexibel in der Besiedlung neuer Lebensräume, also zeigen auch Sie Flexibilität bei der Suche nach ihnen!
4.
Seien Sie im Alltag aufmerksam!
Es müssen nicht immer ausgedehnte stundenlange Wanderungen durch einsame Naturschutzgebiete sein. Auch in der Mittagspause oder beim Warten auf den Bus kann man wunderbare, schnelle Naturbeobachtungen machen.
5.
Fotografieren Sie nicht zu viel!
Natürlich ist es fabelhaft, seine Beobachtungserfolge auf Facebook und Konsorten mit Freunden zu teilen. Trotzdem sollten Sie die Tiere in erster Linie mit Ihren eigenen Augen und nicht auf einem kleinen Bildschirm betrachten. Zudem geben Fotos oder Videos die wahre Schönheit einer Naturbegegnung oft nur sehr unvollständig wieder.
6.
Kommen Sie mit anderen ins Gespräch!
Oft trifft man in der Großstadtnatur auf Menschen, die ganz offensichtlich ebenfalls eine Passion für Tiere haben. Scheuen Sie sich nicht diese anzusprechen. Die fantastischen Tipps anderer Naturfreunde haben mir unzählige spektakuläre Beobachtungen ermöglicht – allein hätte ich das niemals geschafft!
7.
Fassen Sie die Tiere lieber nicht an!
Auch wenn es in unserer Natur liegt: Die meisten Tiere haben kein Bedürfnis, von uns angefasst oder gar gestreichelt zu werden.
8.
Halten Sie Abstand!
Ähnlich wie wir Menschen, schätzt es kein Tier, wenn man ihm zu nah auf die Pelle rückt. Genießen Sie Ihre Beobachtung lieber mit gebührendem Abstand, statt das Tier unnötig zu verscheuchen.
9.
Kontaktieren Sie im Zweifel Experten!
Viele wichtige Naturentdeckungen wurden durch interessierte Laien gemacht. Falls Sie ein Tier nicht identifizieren können oder es Ihnen irgendwie seltsam vorkommt, sollten Sie unbedingt Fotos machen und eine lokale Naturschutzorganisation kontaktieren. Die Experten vom NABU und dem BUND haben auch mir schon unzählige Male freundlich und kompetent weitergeholfen.
10.
Zeigen Sie bitte Respekt!
Bitte respektieren Sie die Grenzen von Naturschutzgebieten und bleiben Sie auf den gekennzeichneten Wegen. Seltene Arten haben nur Chancen auf eine Zukunft, wenn wir ihnen ungestörte Rückzugsorte zugestehen.
11.
Lesen Sie nach!
Am Ende einer Beobachtung hat man oft viele Fragen, denn das Verhalten eines Tieres erschließt sich niemals nur durch bloßes Anschauen. Dieses Büchlein möchte die wichtigsten Fakten kurz und hoffentlich unterhaltsam darlegen. Für tiefer gehende Informationen empfiehlt sich die Anschaffung eines Tierlexikons.
Wissenschaftlich
Häufigkeit
Lieblingsort
Corvus corone
Parks
Die grau-schwarze Nebelkrähe und die vollständig schwarze Rabenkrähe sind eine gemeinsame Art, die als Aaskrähe bezeichnet wird. Erst dank jüngerer DNA-Analysen ist bekannt, dass keine genetische Trennung zwischen Raben- und Nebelkrähe besteht. Rabenkrähen kommen vor allem in West- und Südwesteuropa vor, Nebelkrähen entdeckt man in Deutschland östlich der Elbe. Typisch für die Aaskrähe ist ihr gradliniger Flug mit langsamem, regelmäßigem Flügelschlag. Nicht nur Getreidesamen und Wirbellose, sondern auch kleine Wirbeltiere, Aas und Vogeleier werden verspeist. Ist in Parks der Inhalt von Mülleimern morgens weit verteilt, so waren oft Aaskrähen am Werk. Akribisch durchstöbern sie Behälter nach Lebensmitteln. Außerhalb der Brutzeit leben die Tiere in großen Schwärmen mit strenger Hierarchie.
Die Tiere knacken hartschalige Nüsse, indem sie diese aus der Luft auf harte Oberflächen fallen lassen. City-Krähen machen es sich noch einfacher: Sie legen die Nüsse bei roter Ampel auf die Straße, warten, bis die Autos rübergefahren sind, um sich ihren Leckerbissen bei der nächsten Rotphase mundgerecht zubereitet wieder abzuholen. In Skandinavien wurde gar beobachtet, wie Krähen an unbeaufsichtigten Angelleinen ziehen, um sich die daran hängenden Fische zu schnappen.
Im Jahr 2015 verbreiteten Aaskrähen in Hamburg Angst und Schrecken bei unbescholtenen Bürgern: Im Ortsteil Harvestehude flogen die Vögel im Sturzflug auf Passanten nieder und attackierten diese mit Schnäbeln und Krallen. Ein Ornithologe fand heraus, dass sich die Krähenopfer unwissentlich einem Jungvogel genähert hatten. Das kleine Tier war aus dem Nest gefallen und harrte im Gras aus. Wenn es gilt, die lieben Kleinen zu retten, sind Echt- oder Scheinangriffe bei Kräheneltern keine Seltenheit.
© koep/Fotolia
Wissenschaftlich
Häufigkeit
Lieblingsort
Turdus merula
Wiesen
Die Amsel ist hierzulande einer der häufigsten Brutvögel und an vielen städtischen Orten wie Gärten, Parks oder Friedhöfen anzutreffen. Der Vogel im schwarzen Ganzkörper-Outfit hält sich überwiegend am Boden auf, wo er unter Laub und auf Rasenflächen nach Fressbarem sucht. Charakteristisch ist dabei folgender Bewegungsablauf: Erst werden hastig Blätter umgedreht, dann hüpft die Amsel ein wenig weiter, hält inne, lauscht mit schräg gelegtem Kopf, um dann blitzschnell mit dem Schnabel zuzustoßen. Ihr Lieblingssnack sind Regenwürmer – beim Verzehr sollte man sie lieber nicht stören, oder sie reagiert mit lautem Gezeter.
Die musikalischen Darbietungen der Amsel klingen ansonsten eingängig und gefällig in unseren Ohren, weshalb Amseln in früheren Jahrhunderten gern als Stubenvögel gehalten wurden. Ihr Talent ist zum Teil angeboren, zusätzliche Gesangselemente werden vom Vater oder anderen Männchen übernommen.
Doch welcher Künstler war jemals frei von Plagiatsvorwürfen? Die Amsel pfeift sprichwörtlich auf Konventionen und bedient sich auch aus dem Lautrepertoire unserer Zivilisation. Egal ob Sirenensignale oder Handyklingeltöne – alles wird aufgegriffen oder ganz neu arrangiert.
Im Frühjahr werden die Nester in sicheren Höhen von etwa zwei Metern errichtet. Architektin ist einzig das Weibchen, die aufwendige Konstruktion nimmt bis zu fünf Tage in Anspruch. Das Nest besteht aus drei Zwischenstufen – Nestbasis, Lehmschicht und Polsterung. Die Amseln setzen also auf modernste Wärmedämmung!
Im Mai 2017 stoppte im bayerischen Germering eine einzelne Amsel den Morgenverkehr auf der Bundesstraße 2. Der Vogel schafft es einfach nicht, sich von einem der viel befahrenen Fahrstreifen in die Lüfte zu erheben. Eine Streife zeigte Herz und stoppte beherzt den Verkehr. Fürsorglich nahmen die Polizisten das Tier in Gewahrsam und päppelten es wieder auf.
© Maciej Olszewski/Fotolia
Wissenschaftlich
Häufigkeit
Lieblingsort
Cimex lectularius
Betten
Zum Glück sind Bettwanzen hierzulande aufgrund guter Hygienestandards kaum mehr verbreitet, doch durch Urlaubsreisen oder Antiquitäten können wir uns die Plagegeister trotzdem einfangen. Ein Schädlingsbekämpfer schätzt, dass es 2016 allein in Berlin etwa fünftausend Bettwanzen-Einsätze gab – rund zwei Drittel in Hotels und Hostels.
Knapp neun Millimeter beträgt ihre Körperlänge, charakteristisch sind die sechs Beine, die flache Körperform und die rotbraune Färbung. Wie der Name sagt, bewohnen die Wanzen mit Vorliebe Betten und Matratzen. Aber auch in Ritzen, hinter Tapeten, Fußleisten oder Lichtschaltern fühlen sie sich wohl.
Der Geruch, die Wärme und der Atem von uns Menschen locken die Tiere an, sie ernähren sich ausschließlich von Blut. Die Insekten stechen ihren Rüssel häufig mehrmals ein, bis sie ein passendes Blutgefäß gefunden haben. So entsteht die typische Wanzenstraße – in einer Reihe angeordnete rote Stellen. Da die Fieslinge nachtaktiv sind, werden sie oft erst zu spät bemerkt.
Blutspuren auf dem Bettbezug, ein süßlicher Geruch, tote Wanzen oder kleine schwarze Punkte (Kot) künden von ihrer Präsenz. Bisher konnte den Tieren nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, dass sie Krankheiten übertragen, dennoch sollten Wanzenbisse mit rezeptfreien Salben oder Medikamenten behandelt werden.
Entdeckt man die Biester im eigenen Heim, führt übrigens kein Weg am Kammerjäger vorbei. Selbst wenn Sie mit bloßem Auge keine Tiere mehr finden, können sich überall noch die winzigen Eier verstecken, denn an einem Tag legt ein Weibchen bis zu zwölf neue Eier!
Im Juni 2017 missbrauchte ein Mann im US-Bundesstaat Maine die Parasiten für einen Racheakt. Als ein Rathausbeamter ihm – wahrscheinlich bei einem Bettwanzenproblem – nicht weiterhelfen wollte, entließ der Mann einen Becher voller Bettwanzen in die Freiheit. Das Rathaus musste daraufhin evakuiert werden.
© smuay/Fotolia
Wissenschaftlich
Häufigkeit
Lieblingsort
Castor fiber
Biberburgen
Noch in den Sechzigern galt der Europäische Biber bei uns als nahezu ausgestorben, heute leben wieder über dreißigtausend Tiere in Deutschland. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von maximal gut einem Meter ist der Biber das größte Nagetier Europas. Die Vorderseite der Zähne ist mit Eisen verstärkt, oftmals sind sie deshalb orangerot gefärbt. Biber sind reine Vegetarier, gefressen werden Baumtriebe sowie eine Vielzahl von Wasser- und Uferpflanzen. Das einprägsamste Merkmal des gedrungenen Tiers ist der halbkörperlange Schwanz, genannt Kelle.
Der Biber fällt am liebsten kleinere Bäume, da diese sich einfach aus dem Bestand herausziehen lassen. Emsig entfernt der Biber die Äste, zerlegt sie und transportiert sie zum Bau – wo sie entweder als Nahrungsvorrat oder Baumaterial dienen. Seine Biberburgen konstruiert das Tier an Böschungen von städtischen Gewässern. Stets gibt es mehrere Eingangsröhren, die unter der Wasseroberfläche liegen. Sie münden in den über dem Wasser liegenden Wohnkessel, dem Treffpunkt von Familie Biber.
Werden Boden oder Decke zu dünn, schichtet das Nagetier einfach neue Äste, Steine oder Schlamm auf. Wie ein Burger wächst das Biberdomizil so bis zu zwei Meter in die Höhe. Mit Dämmen staut der Biber das Wasser, um die Eingänge zu seinem Heim unter der Wasseroberfläche zu halten, außerdem kann er so das Holz leichter transportieren. Mitunter gräbt er zu diesem Zweck sogar eigene Kanäle, die bis zu fünfhundert Meter lang sein können.
Aufgrund dieser regen Bautätigkeit kommt es immer wieder zu Konflikten mit dem Menschen. Tatsächlich verursachen Biber mitunter Schäden: Sie fällen Bäume, überfluten Felder, mopsen Feldfrüchte oder untergraben Deiche. Größer ist aber ihr Nutzen, denn ihre Dämme beugen Überschwemmungen vor und halten Wasser in der Landschaft.
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Wissenschaftlich
Häufigkeit
Lieblingsort
Cyanistes caeruleus
Parks
Die Familie der Meisen umfasst 51 Arten, die in der nördlichen Hemisphäre und in Afrika vorkommen. Als einziger Vogel Europas mit blau-gelbem Gefieder ist die Blaumeise einfach zu erkennen. Naturfreunde finden die Tiere in Parks, Gärten oder auf Friedhöfen. Die Beobachtung der kleinen, rundlichen Vögel macht allein schon wegen deren Agilität einen Riesenspaß. Sie können einfach nicht still sitzen und lassen sich selbst an den dünnsten Zweigen kopfüber hängen.
Als Allesfresser verputzen die Blaumeisen neben Insekten und Spinnen auch pflanzliche Kost. Die Füße setzt der Piepmatz gern als Werkzeug ein, und mit dem kurzen Schnabel werden Leckerbissen aus Spalten gehämmert oder geschickt hervorgeholt. In den 1940er-Jahren sorgten Blaumeisen auf den Britischen Inseln für Aufsehen: Sie hatten gelernt, mit dem Schnabel die Foliendeckel von Milchflaschen aufzupicken, die der Milchmann morgens vor die Haustür gestellt hatte.
Als Höhlenbrüter sind Blaumeisen auf alte Bäume im Stadtgebiet angewiesen. Da diese aber immer seltener werden, freuen sich die Vögel besonders über Nistkästen. Mitunter brüten die Tiere an den ungewöhnlichsten Stellen, ihre Nester wurden bereits in Teekesseln, Briefkästen und Mauerspalten entdeckt. Nach dem Schlüpfen bleiben die Jungvögel zwei bis drei Wochen im Nest und werden aufopferungsvoll von beiden Elternteilen gefüttert.
Der Sperber ist der größte Feind aller ausgewachsenen Blaumeisen. Glücklicherweise ist ihr Warnruf für diesen aufgrund der hohen Frequenz kaum hörbar, weshalb die Blaumeisen nur schwer lokalisiert werden können.
Im August 2011 erlag eine Blaumeise im britischen Somerset einem wesentlich exotischeren Fressfeind. Das Tier hatte versucht, Insekten aus einer fleischfressenden Kannenpflanze zu holen, wurde dabei im Gewächs eingeklemmt und verendete schließlich.
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