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STAR GATE – das Original: Die 2. Kompilation
Wilfried A. Hary (Hrsg.): „Die Bände 11 bis 20 der laufenden Serie – zusammengefasst!“
Die Serie STAR GATE – das Original existiert nun schon seit 1986(!). Einige Autoren sind daran beteiligt. Viele Leser genießen das Heftformat, in dem die Serie in erster Linie erscheint, aber es gibt nicht wenige Leser, die immer wieder auch nach einem umfangreichen Buchformat verlangen, vergleichbar etwa mit den Silberbänden der Perry-Rhodan-Serie.
Für diese haben wir nun nach der 1. Kompilation die 2. Kompilation geschaffen, basierend auf den Bänden 11 bis 20 der laufenden Serie! Dabei konzentrieren wir uns ausschließlich auf die spannenden Texte und verzichten bewusst auf alle Zusätze, wie sie in den Heften und auch in den Taschenbüchern zu finden sind.
Die Autoren dieser 2. Kompilation sind (in der Reihenfolge ihrer Verwendung):
Kurt Carstens (= W. K. Giesa)
Michael Schmidt
Hermann Schladt
Miguel de Torres
Wilfried A. Hary
Die Kompilation beinhaltet die Romane:
11 »Das Transmitterinferno« Kurt Carstens (GB)
12 »Freie Seelen« Michael Schmidt (TG)
13 »Das MAFIA-Experiment« Hermann Schladt (GB)
14 »Planet der Götter« Kurt Carstens (AS)
15 »Der Schatz des Poseidon« Miguel de Torres (GB)
16 »Frascati mal zwei« Miguel de Torres (GB)
17 »Invasion der Kyphorer« Miguel de Torres (KF)
18 »Menschen unerwünscht« Wilfried Hary (ML)
19 »Der Clan der Rebellen« Wilfried Hary (ML)
20 »Unter fremder Sonne« Wilfried Hary (ML)
Viel Freude beim Lesen dieser immerhin 10(!) Bände umfassenden Kompilation!
Euer Wilfried A. Hary (Hrsg.)
________________________________________
Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie
STAR GATE - das Original:
Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary,
Frank Rehfeld
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch)
by hary-production.de
Die Buchserie „STAR GATE - das Original“ entspricht inhaltlich der gleichnamigen Romanserie, wurde jedoch für das Buchformat optimiert!
ISSN 1860-1855
© neu 2015 by HARY-PRODUCTION
Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * HaryPro.de * eMail: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.
Coverhintergrund: Anistasius
Titelbild: Karl-Heinz R. Friedhoff
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2015
Die 2. Kompilation
Wilfried A. Hary (Hrsg.)
Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de.
ISSN 1860-1855
Diese Fassung basiert auf den Romanen 11 bis 20 der laufenden Serie!
© 2015 by HARY-PRODUCTION
Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken
Telefon: 06332-481150
www.HaryPro.de
eMail: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und
Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.
Titelbild: Karl-Heinz R. Friedhoff
Coverhintergrund: Anistasius
Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!
Die Serie STAR GATE – das Original existiert nun schon seit 1986(!). Einige Autoren sind daran beteiligt. Viele Leser genießen das Heftformat, in dem die Serie in erster Linie erscheint, aber es gibt nicht wenige Leser, die immer wieder auch nach einem umfangreichen Buchformat verlangen, vergleichbar etwa mit den Silberbänden der Perry-Rhodan-Serie.
Für diese haben wir nun nach der 1. Kompilation die 2. Kompilation geschaffen, basierend auf den Bänden 11 bis 20 der laufenden Serie! Dabei konzentrieren wir uns ausschließlich auf die spannenden Texte und verzichten bewusst auf alle Zusätze, wie sie in den Heften und auch in den Taschenbüchern zu finden sind.
Die Autoren dieser 2. Kompilation sind (in der Reihenfolge ihrer Verwendung):
Kurt Carstens (= W. K. Giesa)
Michael Schmidt
Hermann Schladt
Miguel de Torres
Wilfried A. Hary
Die Kompilation beinhaltet die Romane:
11 »Das Transmitterinferno« Kurt Carstens (GB)
12 »Freie Seelen« Michael Schmidt (TG)
13 »Das MAFIA-Experiment« Hermann Schladt (GB)
14 »Planet der Götter« Kurt Carstens (AS)
15 »Der Schatz des Poseidon« Miguel de Torres (GB)
16 »Frascati mal zwei« Miguel de Torres (GB)
17 »Invasion der Kyphorer« Miguel de Torres (KF)
18 »Menschen unerwünscht« Wilfried Hary (ML)
19 »Der Clan der Rebellen« Wilfried Hary (ML)
20 »Unter fremder Sonne« Wilfried Hary (ML)
Der Türcomputer spielte Jerry Bernstein das Holo-Bild eines Mannes zu, den er lieber nicht vor seiner Wohnungstür gesehen hätte. Aber der Mann war hartnäckig und schien Daumen und Summerknopf mit Kontaktkleber verbunden zu haben.
Jerry Bernstein, als Reporter für den Detroiter Großkonzern Mechanics Inc. tätig, schaltete sich über den Türcomputer in die Kommunikation ein.
»Ich pflege jeden dritten Vertreter zu erschießen. Zu Ihrer Information: Der zweite ist vor zehn Minuten gegangen. Ende der Durchsage.«
Pierre Vallon ließ nicht locker. Er raunte draußen Worte in die Sprechrillen des Computers: »Mach keinen Unsinn, Jerry. Ich muss mit dir sprechen. Sofort. Es ist verdammt dringend.«
»Himmel, nein«, murmelte Jerry für Vallon unhörbar. »Der Bursche fehlt mir hier gerade noch. Nun gut...«
Er wusste, dass Vallon nicht nachgeben würde. Und wenn er die ganze Nacht über draußen vor der Tür stand. Jerry traute ihm sogar zu, dass er die Geduld verlieren und den Türcomputer kurzschließen würde. Vallon war mit dem Einsatz seiner Mittel alles andere als zimperlich und er besaß verdammt viele Mittel.
»Okay, öffnen«, wies Jerry den Computer resignierend an.
Er erwartete Vallon in seinem kleinen kombinierten Wohn-Schlaf-Arbeitszimmer. Zu einer etwas komfortableren Wohnung als dieser in den oberen Etagen eines Wohnhochhauses reichte sein bescheidenes Einkommen nicht. Er hatte sich auf einen Langzeitvertrag mit Mechanics Inc. eingelassen, um ein wenig finanzielle Absicherung und vor allem Sicherheit vor seinen Gläubigern zu haben; aber dafür musste er sich mit einer miserablen Honorierung seiner Arbeit abfinden. Er bereute den Vertrag längst und hoffte immer noch, eines Tages die Superstory verfassen zu können, damit er sich aus dem Vertrag freikaufen und sich selbständig machen konnte.
Aber er wusste, dass er ohne finanzielle Absicherung keine Chance hatte. Als freier Reporter musste er schon mehr als Spitzenklasse sein, um existieren zu können. Und er musste ständig auf der Hut sein, nicht ›abgeschossen‹ zu werden - und das unter Umständen durchaus im wörtlichen Sinne.
Vallon nickte Bernstein knapp zu und nahm unaufgefordert Platz. Er hatte sich nicht verändert. Der stechende Blick, die über der Nasenwurzel fast zusammengewachsenen Brauen, der Bauchansatz, der vom maßgeschneiderten Anzug nur teilweise kaschiert wurde - aber wer Vallon dick nannte, musste sich hüten, ihn zu unterschätzen. Wenn es darauf ankam, war er schnell wie eine Quecksilberkugel.
Jerry hatte nie genau erfahren können, womit Vallon seine Milliönchen verdiente. Er wusste nur, dass Vallon in Drogengeschäfte verwickelt war. Manchmal trafen sie sich im Lucky Dreams, einem heruntergekommenen Lokal, in dem sich hauptsächlich die Unterwelt herumtrieb. Zuweilen holte Jerry sich von Vallon Informationen, wenn er an einer bestimmten Story arbeitete.
Aber das Vallon aus freien Stücken zu ihm kam, hatte es noch nie gegeben.
Er war auch nicht unfroh darüber. Wo er sich beruflich aufhielt, um Informationen zu erlangen, war eine Sache. Wer ihn privat aufsuchte, eine andere und für die beiden Klatschbasen in den Appartements rechts und links war es ein gefundenes Fressen, wenn sie entdeckten, dass Bernstein Umgang mit Unterweltlern hatte.
Der Reporter verzog das Gesicht.
»Was willst du, Pierre?«, erkundigte er sich.
»Geld«, sagte Vallon trocken. »Es dürften so um die Zwanzigtausend sein.«
Jerry schnappte nach Luft.
»Aber sonst geht's dir noch blendend, ja? Wenn du Zwanzigtausend brauchst, geh zur Bank. Ich bin keine Verleihanstalt.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen, Jerry?«, fragte Vallon ruhig. In seinen Augen funkelte es seltsam. »Du schuldest mir zwanzigtausend Einheiten und die möchte ich jetzt mitnehmen. Ich habe auch meine Verpflichtungen und muss Leute bezahlen. Irgendwann hat auch meine Engelsgeduld einmal ein Ende und das jetzt. Her mit dem Geld.«
»Pierre, du bist verrückt«, sagte Bernstein fassungslos. »Wie käme ich dazu, dir Zwanzigtausend zu schulden?«
»Tja, das ist so eine Frage«, sagte Vallon dumpf. Er rieb die Handflächen gegeneinander. »Du willst dich nicht mehr erinnern. Das kann ich gut verstehen. Zwanzigtausend sind für einen Mann in deiner Position viel Geld.«
»Du sagst es. Und ich kann mich nicht erinnern, mir von dir gerade diese Summe ausgeborgt zu haben. Ich glaube, du willst mich verkaspern oder mir einen Schrecken einjagen. Das ist dir gelungen. Was noch?«
»Jerry Bernstein«, sagte Vallon leise. »Du enttäuschst mich. Bis heute hatte ich dich immer für ehrlich gehalten und ich habe extra zwei Monate gewartet, damit du Zeit hattest, das Geld aufzutreiben. Ich will dich ja schließlich nicht mit Gewalt ruinieren. Aber jetzt ist Zahltag, alter Freund.«
Jerry war fassungslos.
Irgendwie musste Vallon plötzlich merken, dass die Bestürzung und Ahnungslosigkeit des Reporters echt war. Kaum merklich beugte er sich vor.
»Du weißt es wirklich nicht mehr?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Bernstein verzweifelt.
Vallon pfiff durch die Zähne. »Dann bist du ja noch heißer, als ich dachte«, murmelte er. »Verdammt, ich hätte Dreißigtausend verlangen sollen...«
Jerry straffte sich.
»Entweder redest du jetzt Klartext, oder du fliegst raus. Es ist spät und ich habe noch einiges zu tun.«
»Oh, du machst Heimarbeit? Oder haben sie dir deinen Schreibtisch bei Mechanics weggenommen?«
»Pierre...«, drängte Jerry ungeduldig.
»Nun gut. Du scheinst tatsächlich nichts mehr zu wissen. Vor etwa zwei Monaten kamst du ins Lucky Dreams und batest um meine Hilfe. Die Mechanics-Leute waren hinter dir her und du wolltest dich nach Europa absetzen, nach Rheinstadt. Offenbar bist du wohl über etwas gestolpert, das die Flibo-Leute interessieren könnte. Ich habe dich nicht gefragt, was es war, ich habe dir geholfen. Ein anderer Pass, ein Flugticket, alles recht hübsch unauffällig, damit dir nichts passieren kann.«
»Aber ich bin nie in Rheinstadt gewesen«, protestierte der Reporter.
»Das«, meinte Vallon, »ist deine Sache. Okay, sie haben dich erwischt. Aber trotzdem sind da die Dienstleistungen, die ich für dich erbrachte und dafür habe ich auch erst einmal Geld vorlegen müssen. Du verstehst sicher. Man kann nicht alles allein machen, sondern braucht eben auch Helfer. Und dieser ganze Spaß kostet dich einschließlich meiner Gewinnspanne eben Zwanzigtausend.«
»Du musst verrückt sein«, keuchte Bernstein entgeistert.
»Du wiederholst dich, Jerry. Das lässt nicht gerade auf den umfangreichen Wortschatz schließen, den ein guter Reporter eigentlich beherrschen sollte. Ich will die Zwanzigtausend. Das ist übrigens ein Freundschaftspreis.«
»Verrate mir bei Gelegenheit auch mal, woher ich das Geld nehmen soll, ja? Bei meinem niedrigen Gehalt kann ich froh sein, wenn ich gerade meine Kredite und die Steuern bezahlen kann! Und von den Zweitausend, die ich mir noch an angespart hatte, sind auf diese Weise auch Tausendfünfhundert verschwunden. Meine Bank kann sich die Abbuchung absolut nicht erklären, niemand weiß, wohin das Geld geflossen ist.«
Vallon fasste sich an die Stirn.
»Ach ja«, sagte er überrascht. »Das hatte ich ja ganz vergessen. Oh, Jerry, das tut mir leid. Die Fünfzehnhundert hatte ich damals ja schon von dir bekommen. Gut, dann sind es jetzt eben noch Neunzehntausend.«
»Sag mal, kannst du nicht rechnen oder ich?«, fauchte Bernstein.
»Vergiss nicht die Zinsen, alter Junge«, murmelte Vallon, als sei es ihm äußerst unangenehm, darüber sprechen zu müssen.
»Damit wir uns ganz klar verstehen, Pierre«, sagte Jerry entschlossen. »Ich schulde dir nichts und du verschwindest am besten jetzt.«
»Ich hatte dich bisher immer für ehrlich gehalten«, sagte Vallon traurig. »Nun gut, Jerry. Ich gebe zu, ich habe dich unterschätzt. Hoffentlich unterschätzt du mich nicht auch.«
»Soll das eine Drohung sein?«
»Weißt du, ich drohe nicht«, sagtet Vallon ruhig. »Das habe ich nicht nötig. Nur wer machtlos ist, droht. Ich handle. Bis bald, mein Freund.«
Er erhob sich und ging.
Jerry Bernstein starrte die geschlossene Tür an. Er war nachdenklich geworden.
Irgend etwas stimmte hier nicht. Er kannte den Dealer seit geraumer Zeit und er wusste, dass er eigentlich keine unbegründeten Forderungen stellte. Vallon hatte seine eigene Gangsterehre. Aber andererseits konnte sich Jerry nicht daran erinnern, jemals mit Vallon über zwanzigtausend Einheiten verhandelt zu haben, gleichgültig wofür.
Zwanzigtausend!
Er konnte froh sein, wenn er im Monat Zweitausend einnahm!
Er überlegte, ob er die Werkspolizei einschalten sollte, ließ es dann aber. Erst wollte er selbst Klarheit haben.
*
Einen Tag später wünschte er sich, den Sicherheitsdienst doch informiert zu haben.
Er hatte Spätdienst.
William P. Newton, seinem Chef in der Redaktion, war es völlig gleichgültig, wann seine Mitarbeiter ihren Dienst verrichteten. Hauptsache, sie brachten Knüller. Da konnte man auch schon mal ein Auge zudrücken, wenn jemand drei Stunden weniger machte, denn diese drei Stunden würden sich mit Sicherheit anderweitig wieder einspielen und wenn Außendienst angesagt war, ließ sich ohnehin nichts aufrechnen.
Jerry hatte seine Außendienstrecherchen ein wenig eingeschränkt. Innerhalb des riesigen Werksgeländes von Mechanics Inc. hatte er genug zu tun und in der Regel machte er nur noch Schreibtischarbeit - sich irgendwelche Dinge aus den Fingern saugend, oder die Reportagen von Kollegen überarbeiten. Zunehmend mehr wurde er auf Dinge angesetzt, die ihm überhaupt nicht lagen.
Aber er konnte es sich nicht aussuchen. Newton war der Boss und wenn Newton ihn an den Schreibtisch setzte, saß er eben am Schreibtisch, statt über das Gelände zu strolchen und berichtenswerte Neuigkeiten aufzuschnappen.
Bernstein zog es vor, nachts zu arbeiten. Er kam um neunzehn Uhr, klemmte sich an seinen Schreibtisch, hielt sich an die Arbeitsanweisungen seines Chefs und verabschiedete sich um ein oder drei Uhr nachts wieder.
Falls er nicht Überstunden machte, die ihm keiner bezahlte.
Sein Büro lag im Verwaltungshochhaus innerhalb der Sicherheitszone, seine Wohnung außerhalb in der Wohnstadt Detroit, in der die meisten der für Mechanics Inc. arbeitenden Menschen untergebracht waren. Nur jene, die mit direkten Geheimprojekten zu tun hatten - und davon gab es einige tausend - sowie die Sicherheitstruppen hatten ihre Wohnungen innerhalb des Sicherheitsbereiches auf dem gigantischen Firmengelände. Allein die Sicherheitszone von Mechanics Inc. mit allen Verwaltungs-, Forschungs- und Produktionsanlagen war so groß wie eine Millionenstadt des vorigen Jahrhunderts.
Detroit war durch Mechanics Inc. zu einem Koloss geworden. Daran änderten auch die ausgedehnten Grünerholungszonen nicht viel. Bernstein hätte viel dafür gegeben, irgendwo weitab auf freiem Land zu leben, in einem kleinen, romantischen Dorf, hundert Meilen von Detroit entfernt, oder oben in den kanadischen Wäldern - die Sonnenküsten Kaliforniens und Floridas waren als Wohnland unerschwinglich teuer und ansonsten von sonnenhungrigen Touristen überlaufen - wobei halb Florida inzwischen ohnehin ein Weltraumbahnhof war, der an Bedeutung auf dem amerikanischen Doppelkontinent nur noch vom Mechanics-Spaceport übertroffen wurde.
Bernstein stellte seinen Bodengleiter auf dem Großparkplatz ab, verriegelte ihn sorgfältig, um dann zum großen Portal der Personenschleuse hinüberzugehen, als neben ihm die Seitenscheibe des Gleiters zerplatzte. Sekunden später wurde ein daumennagelgroßes Loch in den Kunststoff der Türschale gestanzt.
Bernstein ließ sich instinktiv fallen. Da, wo er gerade noch gestanden hatte, bildete sich mit hässlichem Knacken ein weiteres Loch, etwa in Herzhöhe.
Der Reporter robbte so schnell wie noch nie in seinem Leben zur vorderen Fahrzeugkante und hechtete um den Bodengleiter herum in Deckung. Es knackte wieder und wieder.
Die Schussdetonationen selbst waren nicht zu hören. Der Killer benutzte Schalldämpfung.
Bernstein schob sich hinter der Verglasung hoch und versuchte, durch zwei Scheiben zu erkennen, von wo genau auf ihn geschossen wurde. Kaum hatte er den Kopf gehoben, flog ein Projektil durch beide Scheiben und verfehlte ihn nur um Zentimeter.
Da ergriff er die Flucht. In Sichtdeckung seines Gleiters wieselte er davon, zwischen anderen abgestellten Fahrzeugen hindurch, die ebenfalls von Geschossen getroffen wurden. Schließlich erreichte er eine Rufsäule, riss die Halbtür auf und schlug mit der Faust blindlings auf den SOS-Schalter. Augenblicklich wurde Vibrationsalarm in Tätigkeit gesetzt.
Jerry zog die Hand zurück und ließ sich fallen. Die Verglasung splitterte und ein weiterer Schuss traf den Schalter, den er gerade noch betätigt hatte.
»Verdammt«, keuchte der Reporter. Der unheimliche Mordschütze, der es auf ihn abgesehen hatte, konnte doch nicht überall zugleich sein! Wo steckte der Kerl, dass er Jerry selbst hier noch im Sichtfeld hatte?
Der Reporter robbte weiter.
Übergangslos hörte der Beschuss auf, als Vibrationsalarm das Nahen von Polizeigleitern ankündigte. Mit dem Betätigen des Alarms hatte die Rufsäule selbsttätig Peilzeichen gegeben. Drüben, vom Sicherheitsbereich her, fegten zwei schwere Maschinen heran.
Jerry Bernstein atmete tief durch, aber er wagte erst, sich wieder zu erheben, als die Uniformierten bei ihm waren.
Er war noch nie so froh wie jetzt über das Erscheinen von Mechanics-Sicherheitsbeamten gewesen, gleich welcher Abteilung sie angehörten. Und er wusste, dass er nur höllisch knapp mit dem Leben davongekommen war.
*
Er wusste jetzt, dass Vallon keinen Scherz gemacht hatte. An der Sache war mehr dran, als es zunächst den Anschein hatte. Denn sonst hätte Vallon ihm nicht den Killer auf den Hals geschickt.
Die Männer der Werkspolizei hatten die Umgebung abgesucht und dort, wo der Killer anfänglich gesteckt haben musste, eine leere Zigarettenschachtel gefunden, dazu zwei Patronenhülsen. Fingerabdrücke gab es keine. Für Bernstein war es klar, dass Vallon nicht selbst geschossen hatte. Vallon rauchte nicht.
Aber die Aktion genau einen Tag nach der Geldforderung war eindeutig Vallons Handschrift. Es war eine Warnung: Bezahle, oder es geht dir ans Leben. Bernstein war sicher, dass der Killer ihn jederzeit hätte töten können, wenn er es gewollt hätte.
Bernstein beantragte einen Schocker. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass das Attentat wiederholt wurde. Die Waffe wurde ihm allerdings nicht genehmigt.
»Für Personenschutz sind wir da, das wissen Sie doch. Und Mechanics Inc. lässt keinen ihrer Mitarbeiter schutzlos im Stich. Wozu also brauchen Sie einen Schocker? Oder können Sie uns einen begründeten Verdacht liefern, mit wem wir es bei dem Attentäter zu tun haben? Vielleicht mit jemanden, den wir nicht so schnell erfassen können?«
Bernstein schwieg. Er erwähnte Vallon nicht. Mit dem Mann musste doch zu reden sein. Was half es, wenn er ihn beschuldigte? Vallon hatte mit Sicherheit ein Alibi und er würde anschließend noch weniger gut auf Bernstein zu sprechen sein.
Erst einmal wollte der Reporter wissen, was wirklich los war.
Und dazu brauchte er Zeit.
*
Routineberichte über Überfälle auf offener Straße landeten normalerweise nicht auf dem Schreibtisch des Sicherheitschefs von Mechanics Inc. Anders war es schon, wenn es innere Sicherheitsfragen betraf.
Jemand im Einsatzleitungsbüro der uniformierten Werkspolizei las im Bericht den Namen Bernstein und erinnerte sich, dass eben dieser Jerry Bernstein vor ein paar Wochen einmal vorübergehend auf der Fahndungsliste des Sicherheitsdienstes gestanden hatte. Das Bild war sogar über TV gesendet worden. Nachdem die Aktion abgeblasen und Bernstein offiziell rehabilitiert wurde, war alles in Vergessenheit geraten.
Jetzt aber war dieser Bernstein schon wieder in etwas verwickelt.
Der zuständige Polizeioffizier leitete den Bericht weiter. In der nächst höheren Instanz war Bernstein auch kein Unbekannter mehr, dieser unscheinbare Reporter, dem man weniger zutraute, als er zustande brachte.
Ohne weitere Umwege wanderte die Akte direkt auf den Schreibtisch von Clint Fisher.
Der war wenig begeistert, von Bernstein in einem Polizeibericht zu lesen, anstatt in der Zeitung. »Geht das schon wieder los?«, murmelte er. »Was kocht der Junge denn jetzt wieder aus?«
Er forderte die Überwachungsberichte an.
Dass Jerry Bernstein unter Beobachtung stand, war dem Reporter selbst nicht einmal aufgefallen. Er wurde auch nicht direkt beschattet, aber Fisher konnte jederzeit erfahren, was Bernstein zu welchem Zeitpunkt getan hatte. Die lockere Überwachung war angeordnet worden, nachdem man Bernsteins Gedächtnis gelöscht hatte.
Mit seinem Wissen über das Star Gate-Projekt war er zu gefährlich geworden.
Cumbraith Jones, Fishers Assistentin, brachte die Unterlagen selbst. Fisher legte den entsprechenden Speicherchip ein und rief die Daten ab. Es gab Dinge, die er selbst über Sperrschaltung dem Mechanics-Computernetz nicht anvertraute und lieber separat abspeicherte.
Der Name Pierre Vallon fiel ihm auf.
Am vergangenen Tag hatte ein Mann namens Pierre Vallon den Reporter in seiner Wohnung aufgesucht. Der Name war vom Türcomputer abgefragt worden - unerlaubt, aber wirkungsvoll.
Der Name Pierre Vallon war dem Sicherheitschef unbekannt.
Er rief Daten am Zentralspeicher ab. Ein Pierre Vallon wurde auch nicht auf der Liste der erkannten Flibo- oder Dai-Mi-Su-Agenten geführt. Das musste nicht besagen, dass er nicht doch ein Agent eines gegnerischen Konzerns war, höchstens, dass man ihn noch nicht entlarvt hatte, um ihm danach gezielte Falschinformationen zuzuspielen. Das war zuweilen wirkungsvoller, als einen Agenten auszuschalten.
Das besorgten dann meist dessen eigene Leute, sobald sie merkten, hereingelegt worden zu sein.
Fisher forschte weiter. Cumbraith Jones war es dann, die fündig wurde.
»Pierre Vallon ist ein Drogenhändler. Handelt mit Calonzon. Das alles lässt sich aber nicht beweisen, deshalb ist er noch auf freiem Fuß. Er versteht es immer wieder, sich polizeilichen Nachforschungen zu entziehen und sich bombenfeste Alibis zu beschaffen.«
Fisher lehnte sich im Drehsessel zurück und sah seine Assistentin nachdenklich an. »Also nur ein kleiner Gauner?«
Er gab sich mit seinem Nicken selbst die Antwort. Ein gegnerischer Agent hätte nach dem vorangegangenen Wirbel um Bernstein gewusst, dass dieser ein Geheimnis entschleiert hatte und seither unter gemäßigter Überwachung stand. Ein solcher Agent wäre niemals so dumm gewesen, sich selbst dadurch in Entdeckungsgefahr zu bringen, indem er den Überwachten in dessen Wohnung aufsuchte.
Sicher, das allein hätte noch nicht unbedingt ausgereicht, Verdacht zu erregen. Aber Besuch und Attentat... Vallon hätte bodenlos leichtsinnig sein müssen.
Cumbraith Jones schien die Gedanken ihres Chefs zu erraten.
»Mister Fisher, es muss nicht unbedingt ein Zusammenhang zwischen Vallons Besuch und dem Attentat auf Bernstein bestehen.«
Fisher nickte. Er erhob sich und trat bis dicht an die riesige Panoramascheibe, die ihm einen Blick über fast das gesamte Mechanics-Gelände gewährte - zumindest auf dieser Seite. Eine Weile sah der eigentlich mächtigste Mann des Konzerns hinaus in die Dunkelheit, die von den Leuchtkörpern erhellt wurde. Eine Million bunter Lichtflecken über eine unabsehbare Weite verteilt. Scheinwerferkegel, die sich hier und da durch die Nacht fraßen und bestimmte Punkte erhellten. Hin und her jagende Bodengleiter, Lastenfahrzeuge, Schweber... Und ganz, ganz weit entfernt, viele Meilen weit außerhalb der Stadt, die Leuchtfeuer des kombinierten Flug- und Weltraumhafens des Konzerns.
»Muss nicht, Cumbraith«, räumte Fisher ein. »Da haben Sie recht. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es so ist.«
Cumbraith Jones sah ihn erstaunt an und an ihrem Gesicht war abzulesen, was sie dachte: Ein Clint Fisher, der sich auf Gefühle verlässt? Dieser eiskalte Logiker, der bedenkenlos über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen? Wie ist das möglich?
Er fuhr herum.
»Es ist möglich und deshalb möchte ich mich persönlich mit diesem Pierre Vallon befassen. Es ist mir einfach zu wichtig. Setzen Sie einen Mann auf ihn an, Cumbraith. Wer von unseren Top-Leuten ist frei?«
»Chan...«, schlug Jones vor.
»Chan ist auf dem Mond und so schnell nicht zu erreichen. Wer noch?«
»Sabaldi, Sir.«
»Gut. Er soll sich um diesen Vallon kümmern. Ich will wissen, welche Rolle er spielt, was er mit Bernstein zu schaffen hat. Ich kann's nicht glauben, dass er nur ein einfacher kleiner Gangster ist.«
An Jansen dachte Fisher nicht mehr. An Jansen, Bernsteins Freund, den sie verhaftet hatten und der unter der Verhörmaschine gestorben war, weil Fisher ihn für den Mann hielt, der den Mikrochip mit Star-Gate-Daten besaß und an Flibo verkaufen wollte. Erst später hatte sich herausgestellt, dass Bernstein der richtige Mann gewesen war.
Bernstein, der plötzlich wieder eine Rolle zu spielen schien.
Aber Fehler verdrängte Clint Fisher grundsätzlich. Zugegeben: Er hatte selten genug die Möglichkeit, welche zu begehen.
Sonst wäre er nicht der mächtigste Mann von Mechanics Inc. geworden.
Mächtiger noch als der eigentliche Chef, Lino Frascati...
Jerry Bernstein war sich darüber im klaren, dass der nächste Schritt bei ihm war. Vallon hatte ihm mit dem Attentat ein Signal gegeben.
Aber der Reporter wusste immer noch nicht, wofür er zwanzigtausend Verrechnungseinheiten bezahlen sollte - von denen er eineinhalbtausend schon vor Wochen auf rätselhafte Weise los geworden war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es für ihn einen Grund gab, eine solche Unsumme auszugeben. Es musste etwas eminent Wichtiges sein. Aber dann hätte er es eigentlich unmöglich vergessen können!
Es sei denn...
Heftig zuckte er zusammen. War seine Erinnerung gelöscht worden? Vallon hatte etwas von Rheinstadt in Europa, Flibo und Verkaufen erwähnt. Also Verrat?
Ich ein Verräter?, dachte Bernstein überrascht.
Wenn es so war, hatten die Mechanics-Leute ihm die Erinnerung genommen. Aber andererseits hatte er genug über Clint Fisher und seine Machenschaften gehört, dass er sich einfach nicht vorstellen konnte, als ertappter Verräter mit dem Leben davongekommen zu sein. Man hätte ihn einfach verschwinden lassen, entweder direkt exekutiert oder in einer Straf-Arbeitskolonie auf dem Mars, der Venus oder den Asteroiden versauern lassen.
Irgend etwas stimmte hier doch nicht.
Wenn er es herausfinden wollte, musste er noch einmal mit Vallon reden. Er musste ihn dazu bringen, alles zu berichten.
Bernstein beschloss, Vallon aufzusuchen. Das konnte er, ohne behelligt zu werden, denn nach dem Anschlag würde Vallon erst einmal abwarten, wie Bernstein reagierte. Er rechnete wohl damit, dass der Reporter jetzt klein beigab und zahlte. Wenn nicht, würde die nächste Lektion drastischer ausfallen.
Bernstein war aber auch nicht gewillt, das Attentat einfach so hinzunehmen. Zwar war er nicht selbst zu Schaden gekommen, aber sein Gleiter war perforiert und die Versicherungen der anderen, ebenfalls von den Schüssen beschädigten Fahrzeuge hielten sich, da die polizeilichen Ermittlungen noch kein Ergebnis brachten, vorerst an Bernsteins Haftpflicht schadlos. Immerhin war er der Verursacher gewesen. Ohne ihn wäre es nicht zu den Beschädigungen gekommen.
»Ja, hätte ich mich beim ersten Schuss schon abknallen lassen sollen?«, hatte er den Versicherungsagenten wütend angeschrieen.
»Sie hätten sich keine schießwütigen Feinde zulegen sollen, Mister Bernstein.«
Bernstein hatte sich entschlossen, ab sofort etwas zur Änderung dieser Sachlage zu tun.
Wo er Vallon finden konnte, war ihm klar. Im Lucky Dream war der Dealer um diese Zeit meistens an Tisch sieben. Dort wickelte er seine Geschäfte ab, die ihm horrende Summen einbrachten. Vallon dachte geldlich in völlig anderen Dimensionen als der Reporter mit seinem kleinen Festgehalt. Zwanzigtausend waren für Pierre Vallon ein Taschengeld. Eine einzige Kiloladung Calonzon verschaffte ihm das zehn- bis zwanzigfache.
Bernstein überlegte kurz, dann schnallte er sich das Schulterhohlster mit dem Schocker um. Seinen offiziellen Antrag hatte man ihm nicht bewilligt, aber die Waffe, die er heimlich schon seit einiger Zeit besaß, konnte ihm niemand verwehren. Er durfte sich damit nur nicht erwischen lassen. Auch wenn Schocker ausgesprochen humane Waffen waren, war ihr Gebrauch nicht für jedermann erlaubt und unterlag einer strengen Kontrolle.
Bernstein hatte sich die Waffe vor Zeiten auf dem Schwarzmarkt besorgt, weil er sich in Heldenträumen erging und ein Held brauchte nun mal eine Waffe. An die andere Komponente, das Dutzend schöner Frauen, das dem Helden zu Füßen liegt, war schon wesentlich schwerer zu gelangen.
Aber Jerry Bernstein war nie ein Held geworden. Ihm fehlte einfach das Zeug dazu. Und nachdem er die Waffe einige Male versteckt getragen hatte und sich nichts ereignete, da war der Jugendtraum verstaubt und die Waffe in den Schrank gewandert.
Jetzt trug er sie wieder. Und er war bereit, sie auch einzusetzen, wenn es sein musste.
Ein Taxigleiter brachte ihn in die Unterstadt. Das Lucky Dream mit seinem anrüchigen Ruf befand sich im Slum-Bereich. Jerry Bernstein betrat das Lokal und sah sich um. Da saßen sie in den Nischen und an den kleinen Rundtischen, die Gescheiterten, die Abhängigen und die Leichenfledderer, die sich am Unglück der anderen bereicherten.
Hier hatte er vor langer Zeit Vallon kennen gelernt, den Mann, der auch einmal Tipps für heiße Reportagen gab, ohne dafür etwas zu verlangen.
Dass er wirklich nur einfach so zwanzigtausend Verrechnungseinheiten aus Jerry herauszupressen versuchte, konnte der Reporter sich nicht vorstellen.
Aber er wollte mehr wissen.
Er versuchte, Vallon an Tisch sieben zu finden. Aber der Dealer war nirgendwo zu sehen, auch an keinem anderen Platz. Bernstein presste die Lippen zusammen. War Vallon untergetaucht? Warum? Doch bestimmt nicht, weil er Bernsteins Rache fürchtete!
Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass er das Lokal mied, nach der damaligen Razzia...
Nach der damaligen Razzia?
Was für eine Razzia? Was war denn das gewesen, das da fragmentarisch in Bernsteins Unterbewusstsein schlummerte, es aber nicht schaffte, an die Oberfläche zu gelangen?
Plötzlich spürte Bernstein heißen Atem in seinem Nacken. Er machte einen schnellen Schritt vorwärts und wirbelte herum.
»Warum so schreckhaft, mein Freund?«, fragte Vallon. »Ich war die ganze Zeit hinter dir. Hast du das nicht bemerkt?«
Bernstein schüttelte überrascht den Kopf.
»Keine Sorge«, sagte Vallon. »Ich will dich nicht umbringen. Schließlich möchte ich das Geld haben. Aber du hast es nicht bei dir.«
»Wie willst du das wissen?«
»Ich habe dich beobachten lassen. Interessanterweise habe ich dabei festgestellt, dass du auch noch von anderen Leuten beobachtet wirst. Nicht regelmäßig, aber immerhin... Ich glaube, es war ein Fehler, zu dir zu kommen. Ich hätte es anders arrangieren sollen.«
»Was soll das heißen?«, fragte Bernstein.
»Setzen wir uns doch«, sagte Vallon lächelnd und schritt an Bernstein vorüber zum Tisch sieben. Dann schüttelte er den Kopf, als Bernstein sich einer Eingebung folgend so setzen wollte, dass er die Tür im Auge hatte. »Nein, mein Freund, das ist mein Platz.«
»Warum hast du auf mich schießen lassen?«, fragte Bernstein.
»Du solltest mir klügere Fragen stellen. Zum Beispiel, warum ich das Geld von dir will. Weißt du es wirklich nicht? Du wolltest etwas an Flibo verkaufen. Ich half dir und du wolltest mich für meine Leistungen am Gewinn beteiligen. Mein Preis waren zwanzigtausend Einheiten.«
»Ich habe eine Gedächtnislücke«, sagte Bernstein. »Sie müssen mich erwischt haben. Offenbar war deine Hilfeleistung doch nicht ganz so gut«, fuhr er spöttisch fort. »Und da haben sie mir wohl das Gedächtnis gelöscht.«
»Man merkt, dass du Reporter bist, Jerry. Die kommen immer auf die haarsträubendsten Dinge. Glaubst du eigentlich selbst an diese Story? Ich nicht! Denn wenn sie dich geschnappt hätten, wärst du jetzt auf den Asteroiden. - Ich will dir etwas sagen, Jerry.«
Er beugte sich vor.
»Ich habe für dich eine Leistung erbracht und ich will dafür bezahlt werden. Du möchtest für deine Berichte ja auch Honorar, nicht wahr?«
»Aber zwanzigtausend...! Woher soll ich die nehmen?«
»Dein Problem«, sagte Vallon. Er hielt wie durch Zauberei eine Pistole in der Hand. Jerry fuhr zurück und wollte zum Schocker greifen.
Die Pistole knackte trocken. Die Schalldämpfung war hervorragend. Der Schuss war gerade noch am Nachbartisch zu hören.
Dafür ging im Eingangsbereich jemand blitzschnell in Deckung.
Jetzt erst begriff Jerry, dass nicht er selbst gemeint gewesen war. Aber er musste damit rechnen, von der Gegenwehr mit erfasst zu werden.
Vallon kippte die Tischplatte mit dem Knie. Der Tisch kam hoch und bildete eine schützende Barriere. Jerry vernahm das helle Singen eines Schockers, der sich gegen den Tisch entlud. Er ließ sich mit seinem Stuhl einfach nach hinten fallen.
Der Mann an der Tür schoss erneut.
Pierre Vallon war plötzlich verschwunden.
Dafür sprangen die Leute an den Nebentischen auf und brachten sich in Sicherheit. Jerry Bernstein sah den Mann von der Tür herankommen, drehte sich selbst in den Schatten und versuchte, unerkannt zu bleiben. Jemand hastete an ihm vorbei.
Dann erst brandete Stimmengewirr auf.
Als Jerry Bernstein sich wieder erhob, zitterten ihm ein wenig die Knie. Er hatte den Mann nicht erkannt, den Vallon unter Beschuss genommen hatte, bevor er floh. Wer war hinter Vallon her?
Es wäre eine prachtvolle Story geworden, ein gefundenes Fressen für einen Reporter wie Jerry Bernstein.
Die Story hatte nur einen Haken: Die Hauptfigur war er selbst.
Und er tappte nach wie vor ihm Dunkeln, was nun geschehen würde.
*
Franco Sabaldi, 27 Jahre alt und aus Trento, Europa, stammend, arbeitete seit über fünf Jahren für Mechanics Inc. und erfreute sich bei seinen Einsätzen einer hohen Erfolgsquote. Der untersetzte, lebhafte Survival-Spezialist hatte sich ziemlich rasch als einer der zuverlässigsten Männer erwiesen, über die Clint Fisher verfügen konnte.
Sabaldi war eine auffällige Erscheinung. Schneeweiß war sein Haar, nicht minder weiß die Pupillen seiner Augen. Es gab ihm ein bizarres, zuweilen erschreckendes Aussehen. Sabaldi, dem man Kontakte zu einigen kriminellen Organisationen nachsagte, hatte aus Gründen, über die er nie sprach, schon in frühen Jahren Europa verlassen müssen. Wahrscheinlich stände er sonst längst in Flibo-Diensten und würde Mechanics-Agenten das Leben schwer machen.
Franco Sabaldi und Clint Fisher passten zusammen. In ihrem skrupellosen Vorgehen ergänzten sie sich prächtig. Der Gedanke, einen Verbrecher dingfest machen zu müssen, hatte ihn allerdings wenig begeistern können. Solche Angelegenheiten waren doch eigentlich Sache der Werkspolizei.
Aber Fisher war der Boss. Wenn Fisher eine Verhaftung anordnete, führte Sabaldi sie aus, ohne lange zu fragen. Er hatte sich Vallons Dossier angesehen, festgestellt, wo der Mann zu finden sein konnte und war losgezogen.
Aber irgendwie hatte dieser Vallon wohl Lunte gerochen und hatte auf Sabaldi geschossen, noch ehe der seinen Gegner richtig ausfindig machen konnte. Und da war noch jemand gewesen. Sabaldi glaubte, diesen Reporter Bernstein erkannt zu haben. Er kümmerte sich nicht weiter um ihn, weil das nicht seine Aufgabe war, aber er speicherte diese Information in seinem Gedächtnis, um sie später im Bericht niederzuschreiben.
Vallon floh durch einen Geheimausgang. Sabaldi setzte ihm nach. Seine schnellen Reflexe und seine Auffassungsgabe ließen ihn am Ball bleiben.
Pierre Vallon, Drogenhändler und mutmaßlicher Flibo-Agent, hatte so gut wie keine Chance mehr, gegen einen gut geschulten Survival-Spezialisten zu bestehen. Entweder ließ er sich gefangen nehmen - oder er starb.
Sabaldi kannte da wenig Hemmungen. Er dachte an die vielen Menschen, vornehmlich Jugendliche, deren Psyche und Körper von den Drogen zersetzt wurde, die Männer wie Vallon ihnen für teures Geld beschafften.
Sabaldi würde Vallon deshalb ohne zu zögern töten, wenn es sein musste.
Er folgte dem Dealer.
*
Pierre Vallon hatte einen Riecher für Mechanics-Agenten. Der hier war einer, auch wenn er nicht die übliche Kombination trug, den blauen Einsatzoverall mit dem Konzernemblem.
Als der Survival-Spezialist auftauchte, wusste Vallon, dass Jerry Bernstein eine Nummer zu heiß für ihn geworden war.
Dieser Mann schleppte ein gefährliches Geheimnis mit sich herum. Und Vallon wollte zwar sein Geld, nicht aber in diese Sache mit hineingezogen werden.
Er reagierte panisch. Wer erst einmal in die Mühlen des Mechanics-Sicherheitsdienstes geriet, kam nicht so schnell wieder heraus. Vallon schoss und ergriff die Flucht durch einen Geheimgang, der ihn - und Bernstein - schon einmal gerettet hatte.
Damals.
Er war sich nicht ganz sicher, ob Bernstein den Mann bewusst mitgebracht hatte, um sich abzusichern, oder ob einer von ihnen beiden verfolgt worden war.
Vallon verließ das Gebäude. Er befand sich jetzt in einem verfallenen Hinterhof, in dem es nach Müll stank und wo die Ratten pfiffen. Vallon atmete durch und lud seine Waffe nach.
Vielleicht hatte er sich in seinem Panik-Reflex falsch verhalten? Vielleicht hätte er nicht auf den Mann schießen sollen? Aber jetzt war es zu spät. Er musste untertauchen oder den Survival-Spezialisten töten. Das letztere war wahrscheinlich die sicherste Methode.
Denn sonst würden sie ihn jagen.
Der Mann hatte ihn angeschaut und nicht Bernstein!
Vallon verwünschte seinen Leichtsinn. Er glitt über den Hof, flankte über eine fast mannshohe Mauer und hörte drüben, wie etwas knackte. Der Survival-Spezialist war ihm durch den Gang gefolgt, ohne dass ihn jemand daran gehindert hatte!
Vallon huschte zwischen zwei Häusern hindurch. Er rannte jetzt, sah sich einmal kurz um und erblickte den Spezialisten, der gerade ebenfalls über die Mauer kam. Vallon schoss. Er verfehlte den Agenten, der federnd aufkam und sofort das Feuer erwiderte. Er benutzte immer noch den Schocker. Vallon hörte das Singen des blassblauen Leitstrahls, an dem die elektrische Überschlagsenergie entlang geführt wurde. Er warf sich zu Boden. Die Energie knisterte über ihn hinweg. Wieder schoss er blindlings, sprang auf und rannte weiter.
Der Spalt zwischen den Häusern führte auf eine Leitstraße hinaus. Sie beschrieb nur zehn Meter weiter einen Bogen und entfernte sich von den Häusern, um eine breite Promenade zu schaffen. Von da aus war unter anderem auch das Lucky Dreams zu erreichen.
Normalerweise reichte der Platz hier noch aus. Der Fußgängerbereich zwischen der Leitstraße und den Häusern war breit genug. Aber Pierre Vallon bewegte sich sehr schnell.
Und noch während er sich zur Seite werfen wollte, prallte er mit einem breitschultrigen Mann zusammen, der sich gerade nichts ahnend über den Gehweg bewegte.
Der Mann reagierte, wie es in dieser Gegend üblich war. Er versetzte Vallon einen Schwinger, der ihn zurücktaumeln ließ.
In der Mitte des Häuserspaltes befand sich der Mechanics-Agent, sah Vallon im Licht der Straßenbeleuchtung und löste den Schocker sofort aus. Vallon wurde von dem Strahl erfasst, taumelte gelähmt seitwärts und hatte nicht einmal mehr Zeit zum Aufschreien, als er auf die Leitstraße flog.
Der heranfegende Taxigleiter, dessen Fahrgast es eilig hatte, kam nicht mehr rechtzeitig zum Stehen. Der gewünschten Geschwindigkeit wegen hatte der Fahrer die Automatik abgeschaltet und fuhr im Manuellbetrieb - und seine Reflexe waren sehr schnell, aber weitaus langsamer, als es die Sicherheitselektronik des Bodengleiters gewesen wäre.
Und weitaus langsamer als der Dealer, der ihm förmlich vor den Gleiter flog.
Pierre Vallon war sofort tot.
*
»Es ist bedauerlich«, sagte Fisher kalt. »Sehr bedauerlich. Eine Verkettung unglücklicher Umstände.«
»Es tut mir leid, Sir«, sagte Sabaldi. »Ich hätte ihn gern lebend erwischt, aber er hatte einfach Pech, dass er auf die Leitstraße flog. Wenn dieser bullige Passant nicht Linkshänder gewesen wäre und Vallon nach rechts auf die Straße geschleudert hätte...«
Clint Fisher winkte ab. Dass er Überstunden machte, war ihm nicht anzusehen. Wenn sich wichtige Dinge abspielten, blieb der Mechanics-Sicherheitschef manchmal tagelang in seinem Büro erreichbar. Dafür konnte es auch geschehen, dass er tagelang nicht aus seiner riesigen Villa in den Randzonen Detroits herauskam.
»Schicken Sie eine Kopie des Berichtes an die normale Polizei. Sie können die Akte Vallon schließen, der Mann verkauft keine Drogen mehr. So gesehen, war der Einsatz zumindest ein Teilerfolg. - Sie sagten, Bernstein habe sich schon mit Vallon getroffen?«
»Sie befanden sich in diesem dubiosen Lokal und redeten an einem Tisch miteinander. Ich hatte gerade Zeit, Bernstein zu erkennen, da schoss Vallon bereits.«
»Eine Panikreaktion. Er muss Sie als Mechanics-Agent erkannt haben und fühlte sich ertappt. Ich bin jetzt sicher, dass er ein Flibo-Mann war. Bleibt nur zu klären, ob er an Bernstein herantrat, oder ob Bernstein ihn zu sich gerufen hat. In diesem Falle ist die Gedächtnislöschung nicht perfekt.«
»Verzeihung, Sir, aber da ist ein Haken«, wandte Sabaldi ein. »Wenn Vallon ein Flibo-Mann war, warum hat er Bernstein die Star Gate-Daten nicht schon damals sofort abgekauft?«
»Wer sagt denn, dass er damals bereits in Flibo-Diensten stand, Sabaldi?«, gab Fisher zurück. »In zwei Monaten kann viel geschehen. Vielleicht hat man ihn erst vor kurzem in Flibo-Dienste gepresst, weiß er mit Bernstein bekannt ist?«
»Aber, verdammt, Bernstein hat den Mikrochip doch gar nicht mehr.«
»Vielleicht wollen sie seine Erinnerung? Hören Sie, Sabaldi: Sie bleiben am Ball. Sie lassen diesen Jerry Bernstein nicht mehr aus den Augen, auf keinen Fall, verstanden?«
*
Jerry Bernstein hätte beruhigt sein können. Der Mann, der zwanzigtausend Verrechnungseinheiten von ihm verlangte, war tot, konnte mithin auch keine Forderungen mehr stellen.
Ein anderer Mann hätte damit vielleicht alles auf sich beruhen lassen, sich gesagt: Okay, du bist in einen schlechten Traum geraten, jetzt aber wieder draußen und mit ein bisschen Glück wiederholt sich das nicht und du hast deine Ruhe. Aber der Reporter dachte anders. Er wollte wissen, was mit seiner Erinnerung geschehen war, was sich damals abgespielt hatte. Hatte er wirklich Geheiminformationen an Flibo verkaufen wollen? Aber warum hatte Mechanics Inc. sich in diesem Fall mit einer Gedächtnislöschung zufrieden gegeben?
Er beschloss, weiter zu forschen. Sein Hauptinformant war tot, aber wenn das passiert war, was er vermutete, dann konnte ihm auch jemand anderes weiterhelfen. Er musste nur herausfinden, wer damals zuständig gewesen war.
Bernstein wurde zum Detektiv in eigener Sache.
Nur ahnte er nicht, dass er beschattet wurde.
Und er ahnte nicht, dass Vallon einen Befehl nicht hatte zurücknehmen können. Den Befehl, Bernstein unter gewaltsamen Druck zu setzen, wenn er nicht zahlte - bis auf Widerruf. Und der kam nie mehr...
*
Rheinstadt war grün. Noch vor der Jahrtausendwende hatten sich die Städte in der ehemaligen Region Deutschland West, Bezirk Ruhrgebiet, zu einem einzigen Verwaltungsbereich zusammengeschlossen. Etwa zur gleichen Zeit war es geschehen, dass die Großkonzerne Bosch und Flick zu Flibo fusionierten. Ein knappes Dutzend Jahre später war der Flibo-Konzern zur kontrollierenden Wirtschaftsmacht in Europa angewachsen, eine Parallelentwicklung zu Mechanics Inc. in Detroit, ehemalige USA. Beide Großkonzerne expandierten in dieselbe Richtung, weiteten sich auf alles aus, was man nur eben produzieren und verkaufen konnte, von Kugelschreiberminen über Brotmaschinen, Textilien und Autos bis hin zum Häuserbau und zu Flugzeugen. Die Medien wurden als nächstes ›geschluckt‹ und damit war der Aufstieg nicht mehr aufzuhalten. Die politischen Bestrebungen, Nationalstaaten in der UNO zu verbinden und zusammenzuschweißen, kam dem politischen Bestreben der Konzernbosse entgegen. Denn die UNO war niemals stark genug, zur Autorität zu werden.
Sie existierte nach wie vor, aber die Politik bestimmten Firmen wie Flibo, Mechanics, Dai-Mi-Su, Freie Seelen und ein paar andere kleinere Firmen.
Durch die intensiven Forschungsarbeiten im Transportwesen, insbesondere auf dem Gebiet der sagenumwobenen und oftmals als unmöglich verkannten Transmitter-Technik, waren Flibo und Mechanics Inc. zu den direktesten und schärfsten Konkurrenten geworden, die man sich nur denken konnte. Wer zuerst mit den Forschungsarbeiten begonnen hatte, frei nach dem Motto, es kann gedacht werden, also kann es auch gemacht werden und ein ›Unmöglich‹ gibt es nicht, ließ sich längst nicht mehr feststellen, auch nicht, wer zuerst mit der Werkspionage begonnen hatte.
Projekt Star Gate war das am strengsten gehütete Geheimnis sowohl bei Mechanics Inc. als auch bei Flibo. Bei beiden Firmen waren die Wissenschaftler unermüdlich am Werk. Dass Mechanics schließlich die Nase vorn hatte, lag allenfalls daran, dass der Mechanics-Professor Holmes die besseren Mitarbeiter hatte. Gerhard von Wylbert, der Leiter des Flibo-Projektes, stand an fachlicher Qualität Holmes nicht nach.
Nicht umsonst war er von Spezialisten der Konkurrenz entführt worden und seither spurlos verschwunden...
Für Kramert, Sicherheitschef bei Flibo, war klar, dass Mechanics Inc. sich die zusätzliche Unterstützung dieses Mannes nicht allein geholt hatte, um der Konkurrenz einen empfindlichen Rückschlag zu versetzen, sondern auch, um selbst noch schneller und sicherer voranzukommen.
Und das, dachte Kramert ergrimmt, war in vollem Umfang gelungen. Und ich darf's ausbaden, weil das Versagen der Wachabteilung auf mich zurückfällt...
Die Jungs von Mechanics waren ein Quentchen gerissener gewesen, als Kramert gehofft hatte. Es war durchgesickert, dass von Wylbert entführt werden sollte und Kramert hatte ihn aus diesem Grund eigens zur Venus ausquartieren lassen.
Genau in die Falle der Mechanics-Spezialisten...
Es war ein haarfein eingefädeltes Husarenstück gewesen, für das Kramert die Kollegen von der anderen Feldpostnummer widerwillig bewundern musste - wenngleich er vor Zorn kochte.
Gerhard von Wylberts Verbleib war nicht zu erforschen, obgleich Kramert sämtliche aktiven und schlafenden Agenten bei Mechanics Inc. auf den Strahlenphysiker scharf gemacht hatte. Aber es war, als wäre der Mann förmlich vom Erdboden verschwunden.
Wie recht er damit hatte, konnte Volker Kramert nicht einmal träumen...
Statt dessen hatten seine Spione in Erfahrung bringen können, dass das Projekt Star Gate bereits über das Erprobungsstadium hinausgewachsen war!
Das war der härteste Schlag gewesen und noch dazu einer, der Kramert vor ein weiteres Rätsel stelltet: Wie er erfahren hatte, war das Star Gate bereits in Betrieb genommen worden, bevor von Wylbert entführt worden war. Wenn Mechanics fertig war, wozu zum Teufel brauchten sie dann den genialen von Wylbert?
Kramert tastete einen Steuerbefehl in seinen pneumatischen Gleitsitz. Auf winzigen Rollen trug der bequeme Sessel ihn hinüber zum Panoramafenster.
Von hier aus konnte Kramert die ausgedehnten Grünanlagen sehen, die es überall in Rheinstadt gab.
Das Büro befand sich in gut dreißig Metern Höhe in einem rotierenden Turmgebäude und füllte fast die gesamte Etage. Per Lift ging es noch einige Etagen höher, aber das Sicherheitsbüro war um die zentrale Liftanlage herum konstruiert worden und wurde nur durch kleine Nebenbüros in seiner riesigen Grundfläche beschnitten.
Das Panoramafenster zog sich fast ganz um das runde, gut dreihundert Quadratmeter füllende Büro, in dem man sich verlaufen konnte. Wer es ahnungslos aus dem Lift kommend betrat, glaubte in einen blühenden Garten zu kommen, in dem Springbrunnen plätscherten, Sträucher natürliche Raumteiler darstellten und sogar einige elektrische Vögel schwirrten und sangen. Irgendwo dazwischen, harmonisch integriert, befanden sich Arbeitspulte, Sitzgelegenheiten und Datenterminals, Sichtschirme und Kommunikationseinrichtungen. Volker Kramert hatte dieses Superbüro nach seinen eigenen Vorstellungen einrichten lassen und fühlte sich darin wohl.
Es war eine Atmosphäre, in der er kreativ arbeiten konnte.
Der Komfort, mit dem er sich umgab, entsprach seiner Verantwortung. Kramert hatte sich innerhalb kurzer Zeit vom einfachen Survival-Spezialisten bis zum Sicherheitschef hochgedient, zu einem geringen Teil durch die persönliche Förderung des Flibo-Chefs Don Harris, zum größten Teil durch eigene Fähigkeiten. Jetzt gebot er über alles, was nur in irgendeiner Form mit der Sicherheit des riesigen europaweiten Konzerns zu tun hatte, der seinen Sitz hier in Rheinstadt hatte.
War Flibo die direkte Konkurrenz von Mechanics Inc., so war Kramert das genaue Gegenteil von Clint Fisher. Fisher war hager und groß, Kramert untersetzt und wohlbeleibt, dazu kahlköpfig. Er wirkte gemütlich wie der Kumpel an der Biertheke, aber seine dünnen Lippen verrieten die Kälte und Härte, mit der er nötigenfalls auftrat. Seine Stimme war beunruhigend tief. Kramert, verheiratet und treusorgender Vater von zwei Kindern, war Nichtraucher, trank nur Mineralwasser und las unglaublich viel - in jeder freien Minute saß er vor antiquierten Büchern oder Lesemaschinen. Vor allem Science-Fiction hatte es ihm besonders angetan. »Das regt meine Fantasie an«, hatte er behauptet.
Mit seinen 45 Jahren war er die Karrieretreppe erstaunlich schnell hinaufgefallen. Nur zu viele Untergebene, an denen er vorbeimarschiert war, neideten es ihm und warteten nur darauf, dass die Sprossen brachen - eine Schlappe wie die Entführung des Professors war für sie natürlich ein gefundenes Fressen.
Aber Volker Kramert schickte sich an, die Scharte auszuwetzen. Er hatte einen entscheidenden Schlag gegen Mechanics Inc. geplant. Die Jungs würden sich wundern...
Drei Survival-Spezialisten hatte er in sein Büro befohlen. Als der Lift ihr Eintreffen meldete, fuhr er mit dem Gleitsessel in die Grünzone zurück. Das Plätschern des Springbrunnens wirkte anheimelnd und beruhigend.
Mannings, Yanner und Dörendorf durften es sich ihm gegenüber auf Steinblöcken, natürlich moosüberwuchert, bequem machen.
»Projektion«, sagte Kramert.
Das schäfchenwolkengeflockte Himmelblau an der Bürodecke wich einem großen Bild. Es zeigte die Luftaufnahme eines riesigen Werkskomplexes. Gleichzeitig erklang eine quadrophone Stimme, die Erläuterungen abgab.
»Detroit, Werksgelände der Mechanics Inc. Der achtstöckige Turmzylinder und die lang gestreckten Flachhallen mit ihren Produktions- und Energieerzeugungsanlagen gehören zum streng geheim gehaltenen Projekt Star Gate. Am 13. Juli dieses Jahres wurde das Transmitter-Tor erstmals produktionsreif in Betrieb genommen. Seither existiert eine Transmitter-Verbindung zwischen Erde und Luna! Die Werksniederlassung von Mechanics auf Luna ist aus organisatorischen Gründen für uns nicht betretbar. Dagegen bereiten unsere Agenten in Detroit den Zugang zu den streng abgeschirmten Star Gate-Gebäudeteilen vor. In wenigen Tagen wird es uns möglich sein, direkt bis zum Transmitter vorzudringen.
Das Kommandounternehmen wird gefährlich sein. Die Überlebenschance beträgt dreiunddreißig Prozent.«
Kramert sah die drei Spezialisten an. In ihren Gesichtern zeigte sich keine Regung.
Die Stimme aus den Rundum-Lautsprechern fuhr fort: »Bis zum heutigen Tag gelang es unseren Agenten weder, das exakte Konstruktionsprinzip des Mechanics-Transmitters zu erbeuten, noch den genauen Aufenthaltsort Professor von Wylberts ausfindig zu machen. Vermutlich befindet von Wylbert sich in der Luna-Basis.
Vordringliches Ziel der durchzuführenden Aktion ist die Ausschaltung des Star Gates durch völlige Zerstörung der Transmitter-Konstruktion. Damit gewinnt Flibo vor der Patenteröffnung durch Mechanics Inc. Zeit, denn zur Patentanerkennung des Star Gate-Prinzips werden zwei funktionstüchtige Aggregate benötigt. Genaue Schätzungen, wie viel Zeit für den Neubau verstreichen wird, sind nicht zu erstellen.
Zweites Ziel der durchzuführenden Aktion ist eine Sicherstellung der Star Gate-Konstruktionsunterlagen, soweit möglich.
Drittes Ziel der durchzuführenden Aktion ist das Herausfinden des derzeitigen Aufenthaltsortes von Professor von Wylbert sowie dessen Rückführung nach Rheinstadt oder Basis Alpha, Venus, soweit möglich. Sollte von Wylbert sich weigern oder durch gewaltsame Betätigung von Mechanics-Agenten an einer Rückkehr gehindert werden, ist er zu liquidieren.
Für die Durchführung des Kommandounternehmens wird eine Gruppe von drei Survival-Spezialisten vorgeschlagen.«
»Und das«, sagte Kramert und deutete auf die vor ihm sitzenden drei Männer, »sind Sie!«
*
Mannings, Yanner und Dörendorf, die drei Spezialisten, wurden eingehend mit den Mechanics-Einrichtungen vertraut gemacht. Yanner äußerte Bedenken. »Bei einer Überlebenschance von dreißig Prozent, wie der Computer errechnet, müsste es doch besser sein, noch ein paar Leute mehr einzusetzen.«
»Yanner, bei einem Einsatz von mehr als drei Spezialisten sinken die Überlebens- und Erfolgsaussichten auf unter zwei Prozent!«
Kramert konnte seine Behauptung mit Computerdaten untermauern. Zwei gegensätzlich programmierte Computer hatten ein Planspiel ausgeführt, in dem alle Eventualitäten berücksichtigt worden waren - sogar die, dass man einer gezielten Falschmeldung aufgesessen war. Die verschiedenen Szenarios, die der konträre Rechnerverbund konstruierte, waren beeindruckend.
Die drei Survival-Spezialisten protestierten nicht. Sie wussten, dass jeder von ihnen bei jedem beliebigen Einsatz fallen konnte. Das war ihnen schon klar gewesen, als sie ihre Verträge unterzeichneten und sie wussten, dass es bei den Konkurrenzunternehmen nicht anders aussah. Jeder Einsatz war ein Kampf auf Leben und Tod. Und dass die Computer eine Chance von einem Drittel einräumten, bedeutete nicht, dass zwei der drei Männer starben.
Es konnte geschehen. Es konnte auch geschehen, dass keiner von ihnen sein Ziel erreichte oder anschließend lebend zurückkehrte. Es konnten aber auch die restlichen zwei Drittel Realität werden.
Die drei Männer wurden eingehend geschult und darauf verwiesen, dass schlafende Agenten, die lange vor ihnen eingeschleust worden waren, alles Nötige vorbereiteten. Dörendorf, Mannings und Yanner brauchten sich nur um ihre ureigenste Aufgabe zu kümmern. Alle Nebenarbeiten wurden von anderen erledigt.
Die Planung war perfekt und ließ nichts aus, nicht einmal, dass einer der Männer überraschend an Durchfall erkrankte.
Die Hypno-Schulung lehrte sie in der Tiefschlaf-Phase alles, was sie über die internen Gebräuche innerhalb des Sicherheitsbereiches wissen mussten. Ihre Gesichter wurden auf biochemischem Wege verändert und Fotos angepasst, die von Mechanics-Männern vorlagen. Diese Männer waren durch die Agenten zu ersetzen.
Es konnte einfach nichts fehlschlagen.
Und wenn doch, war da noch etwas, das in der Tiefschlaf-Phase in das Bewusstsein der drei Männer gesenkt wurde, ohne dass sie es wussten.
Volker Kramert, der Vater zweier Kinder, war schon immer kompromisslos in der Wahl seiner Mittel gewesen.
Am elften September 2063 verließen drei unauffällige Männer Rheinstadt in einem überschallschnellen Strahl-Jet und erreichten in den späten Abendstunden Florida-City. Mit einem Kontinentalgleiter waren sie noch vor Mitternacht in Detroit.
Das Spiel um die Macht konnte in die entscheidende Phase treten.
In seinem Büro im Verwaltungskomplex von Mechanics Inc. hatte Jerry Bernstein die besten Möglichkeiten, aktiv zu werden und Informationen einzuholen. Vor allem interessierten ihn Vorgänge um den zwanzigsten Juli und später.
In diesen Zeitraum fiel die irrtümlich gegen ihn ausgelöste Terroristenfahndung und in diese Zeit fiel auch jene mysteriöse Kontoabbuchung. Die hatte sich inzwischen dahingehend aufgeklärt, dass der jetzt tote Vallon sich das Geld beschafft hatte. Wie, das verstand Bernstein immer noch nicht.
Er wollte es auch nicht verstehen. Er sah eine zu große Gefahr darin, Wissen dieser Art irgendwann einmal auszunutzen und dadurch ungewollt selbst zum Kriminellen zu werden. Wenn er das Prinzip nicht kannte, fehlte auch die Versuchung, es anzuwenden.
An die Sicherheitsabteilung kam er nicht heran. Was sich dort tat, war ohne besonderen Code nicht abzufragen und er konnte auch nicht einfach hingehen, an die Tür klopfen und fragen: »Was war hier eigentlich am Soundsovielten los?«
Aber er konnte es anders versuchen.
Mechanics Inc. war in sich autark. Es gab auf dem Werksgelände Vergnügungseinrichtungen für die hier Wohnenden. Es gab Sporthallen, es gab die Zeitungsdruckerei, es gab Holokinos, es gab einfach alles. Es gab auch ein großzügig angelegtes Medo-Center auf dem modernsten Stand der Technik. Und wo sich ein Medo-Center befand, da gab es auch Ärzte.
Zu denen bekam er Computerzugriff über seinen ungeliebten Job. Kollege Waters hatte die Artikelreihe ›Du und Dein Hobby‹, die Bernstein eigentlich nur als Krankheitsvertretung hatte übernehmen müssen, endgültig an ihn abgetreten. Und als nächstes Opfer für ›Du und Dein Hobby‹ suchte Bernstein jetzt einen Encephalo-Chirurgen!
»Bernstein, wie du deine Arbeit machst, ist mir egal, solange du sie machst«, knurrte H. P. Newton, sein Ressortchef, ihn wieder einmal an wie eine gereizte Bulldogge, »bloß solltest du dir endlich angewöhnen, von Interviewpartnern zu sprechen und nicht von Opfern!«
»Kann ich was dafür, wenn sie Opfer sind für diesen Super-Blödsinn, den ihr mir da aufgehalst habt? Ich könnte Waters dafür umbringen, dass er diesen Schmalz mir hat anhängen können...«
»Kein Wunder, dass sie dich als Terrorist gejagt haben. Du und deine Opfer...«
Bernstein war froh, als er wieder allein hinter seinem Schreibtisch saß. Newton hatte sich in den letzten Wochen angewöhnt, seine Arbeitszeit ebenfalls in die frühen Nachtstunden zu verlegen. Unter den Kollegen kursierten die Gerüchte, dass er dadurch seinem ehelich angetrauten Götterdrachen aus dem Weg gehen wollte. Wenn Newton heimkam, schlief seine Frau den Schlaf der Gerechten und wenn Newton aufwachte, war sie längst an ihrem Arbeitsplatz.
Newton selbst hielt sich aus den Gerüchten raus.
Im Personalstamm des Medo-Centers fand Bernstein gleich drei Encephalo-Chirurgen, aber als er abfragen wollte, welcher der drei in der Woche nach dem zwanzigsten Juli zur Abteilung innere Sicherheit abkommandiert worden war, sperrte der Computer. Die gesamte Display-Fläche glomm in bedrohlichem Leuchtrot. »Abfrage nicht erlaubt«, blinkte es in großen, weißen Lettern.
Damit hatte Bernstein sich zufrieden zu geben, aber niemand konnte ihn hindern, die drei Mediziner persönlich aufzusuchen.
Mit dem Trick hatte er schon einmal gearbeitet, wenngleich Newton einfach nicht verstand, warum man so selten dämliche Fragen, wie sie für ›Du und Dein Hobby‹ üblich waren, nicht per Intercom abhaken konnte. Warum musste man den Leuten auch noch persönlich auf die Nerven gehen?
»Weil das hinterher Leser und Zuschauer merken. Der persönliche Touch ist einfach intensiver«, verteidigte sich Bernstein. »Außerdem gewinne ich dann ein klares Persönlichkeitsbild und sehe, wen ich in die engere Auswahl einbeziehen kann.«
Newton schüttelte nur den Kopf. »Bernstein, du kannst dir so viel Mühe geben wie du willst, aber mit ›Du und Dein Hobby‹ kletterst du auf der Karriereleiter keine Sprosse weiter hoch. Dein Pech, dass du den Kram jetzt hast und damit fertig werden musst, aber Waters hat sich so viel Arbeit nie gemacht und die Zuschauer und Leser waren trotzdem zufrieden. Außerdem, was versprichst du dir davon, Gehirnspezialisten vorzustellen? Meinst du nicht, dass die Leute vor denen Angst haben?«
»Eben drum will ich einen Encephalo-Chirurgen haben«, trumpfte Bernstein auf. »Ich will erreichen, dass die Menschen diese Mediziner nicht als Monster sehen, die anderen im Gehirn herumpfuschen, sondern als Menschen wie du und ich und am besten geht das, wenn man ihre Hobbys vorführt.«
»Bernstein, ich erkenne dich nicht wieder«, sagte Newton kopfschüttelnd. »Du entwickelst einen Ehrgeiz, den ich an dir gar nicht kenne. Hast du nicht selbst vorhin noch von Schmalz geredet?«
»Von Superschmalz«, sagte Bernstein trocken. »Aber wenn Superschmalz nicht wichtig wäre, würde ich doch kaum darauf angesetzt werden oder sonst wer, egal wer es ist. Die Leute wollen den Unsinn doch, also bin ich bemüht, ihnen Unsinns-Qualität zu liefern.«
»Sag mal, Bernstein, kann man den Begriff ›Unsinns-Qualität‹ auch im Lexikon nachschlagen?«
Bernstein winkte ab. Er hielt es für sinnlos, die Diskussion fortzusetzen. Was er wollte, hatte er: grünes Licht seines Ressortleiters für persönliche Besuche.
Über Intercom meldete er sich bei den drei Encephalo-Chirurgen an.
»Was? Mit diesem Unsinn wollen Sie zu mir?«, empörte sich Dr. Cass.
»Die Reihe hat ein neues Gesicht und neue Inhalte bekommen«, rechtfertigte sich Bernstein. »Geben Sie uns eine Chance. Tausende von Menschen lesen unsere Zeitung und sehen unsere parallele Fernsehreihe...« Wobei er verschwieg, dass die leicht intellektueller angehauchte Zeitungs-Ausfertigung weniger Beachtung fand als die Übertragung im Fernsehen, mit der auch der andere Teil der unterhaltungssüchtigen Bevölkerung versorgt wurde.
Er redete mit Engelszungen. Schließlich willigte Cass für einen Termin am 13. 9. ein. Die beiden anderen Encephalo-Chirurgen waren zugänglicher.
Jerry Bernstein klapperte sie notgedrungen ab, stellte Fragen, entwarf sein Persönlichkeitsbild der Männer und kam später auf seine persönlichen Anliegen zu sprechen. Immerhin konnte er so tatsächlich eine Auswahl treffen und brauchte Newton später keine Lügen aufzutischen.
Die beiden ersten Gesprächspartner zeigten auf die entscheidende Frage keine Reaktion. Dr. Cass, der so abweisend gewesen war, wurde deutlich: »Gehört das eigentlich noch zum Thema, Mister Bernstein? Sie sollten wissen, dass es auf Fragen, die den Sicherheitsbereich betreffen, keine Antworten geben darf. Wollen Sie sich in der Sendung blamieren?«
»Dr. Cass, diese Frage habe ich als Privatmann gestellt und soeben durch Sie die richtige Antwort erhalten. Cass, hat es Ihnen Spaß gemacht, meine Erinnerung zu löschen?«
»Ihre... was? Was soll ich getan haben, Mister Bernstein? Sind Sie eigentlich noch gescheit?«
»Fisher hat Sie beauftragt, an mir eine Gehirnwäsche vorzunehmen, nicht wahr? Und Sie haben Redeverbot, natürlich. Ich hebe dieses Redeverbot hiermit auf, Doktor.«
»Verlassen Sie auf der Stelle meine Wohnung!«, sagte Cass kalt.
In Bernstein wuchs langsam Zorn. Dieser Mann, der hier vor ihm saß, hatte ihm einen Teil seines Lebens gestohlen! Auch wenn es auf Befehl geschehen war, änderte das nichts an der Verantwortlichkeit.
»Was ist gelöscht worden, Cass? Was darf ich heute nicht mehr wissen? Sie wissen Bescheid. Helfen Sie mir auf die Sprünge. Mehr will ich nicht.«
Auf der Stirn des Mediziners bildete sich eine steile Falte.
»Sie sind ja immer noch da, Mister Bernstein. Wollten Sie nicht so höflich sein, zu gehen?«
Bernstein wollte nicht.
»Thema Gehirnwäsche. Danach haben Sie Ihre Ruhe und ich meine.«
»Mit der Reihenfolge«, erklärte Cass, »bin ich nicht so ganz einverstanden.« Er erhob sich, erreichte mit wenigen Schritten den Intercom und wollte auf die Notruftaste drücken.
Er wollte Bernstein von Polizeikräften aus seiner Wohnung entfernen lassen.
Dazu kam es nicht.
Bernstein benutzte seinen Schocker. Cass versteifte sich und brach stumm zusammen. Die Energie hatte seine Körperelektrizität vorübergehend kurzgeschlossen. Nur die vegetativen Körperfunktionen wurden noch gesteuert. Die bewusste Steuerung setzte aus.
Bernstein legte den Arzt auf die Wohnzimmercouch und hockte sich neben Cass. Er hatte den Schocker auf minimalste Abgabe gestellt und brauchte nur eine Viertelstunde zu warten, bis Cass sich wieder regen und auch sprechen konnte.
»Ich habe ein Recht darauf, Dr. Cass, zu erfahren, was aus welchem Grund mit mir gemacht worden ist. Können Sie das nicht verstehen?«
»Nein, Bernstein, weil Sie doch auch mich nicht verstehen wollen! Können Sie sich nicht vorstellen, dass man Sie vielleicht behandelt hat, um Sie zu schützen?«
Bernstein schüttelte den Kopf. Er dachte an Vallon und dann sah er wieder den Arzt an.
Er hielt ihm den Schocker vor die Augen.
»Ich werde Sie mit Minimal-Energie mit Streifschüssen bedenken«, sagte er. »Sie sollten wissen, was das auslöst.«
»Sie Killer«, schrie Cass ihn an.
Bernstein schüttelte den Kopf. »Ich bin ebenso wenig ein Killer wie Sie, weil die Energie Sie nicht umbringt, sondern nur Nervenreizungen vornimmt. Wenn der Blitz ein paar Zentimeter an Ihnen vorbeiknistert...«
»Folterknecht!«
Bernstein grinste matt.
»Also gut«, murmelte der Arzt. »Ich musste Ihr Gedächtnis teilweise löschen. Sie wurden zu einem Sicherheitsrisiko für Mechanics Inc. und...«
Gespannt lauschte Jerry Bernstein der Erzählung des Encephalo-Chirurgen.
*
Franco Sabaldi ließ Bernstein nicht mehr aus den Augen, der zum zweiten mal innerhalb eines Vierteljahres zum Sicherheitsrisiko für Mechanics Inc. zu werden schien. Sabaldi richtete seine persönlichen Bedürfnisse nach denen des Reporters ein. War Bernstein wach und aktiv, war es Sabaldi auch. Schlief der Reporter, gönnte auch Sabaldi sich eine Schlafpause. Von einem Kollegen ablösen ließ er sich nicht. Er wollte seiner Sache absolut sicher sein.
Ein anderer Mann hatte Bernstein bei einem Thekengespräch einen Haftpunkt in den Nacken drücken können. Über Funkimpulse unterrichtete dieser Haftpunkt Sabaldi davon, wann Bernstein ruhte und weckte den Spezialisten, wenn jener sich wieder erhob. So konnte Sabaldi sicher sein, dass ihm nichts von dem, was Bernstein tat, entging.
An seinen Arbeitsplatz im Medienbüro konnte Sabaldi ihn nicht verfolgen. Aber dort würde der Reporter sich kaum besonders auffällig benehmen. Da besorgten seine Kollegen die Überwachung, ohne es zu wissen. Wichtig war nur, was geschah, wenn Bernstein unterwegs war.
So wie jetzt.
Sabaldi fragte sich, was der Reporter in diesem Wohnkomplex beabsichtigte. Unauffällig war er ihm gefolgt, hatte sich die Etage gemerkt, die die Leuchtanzeige am Rapidlift signalisierte und hatte dann die Auswahl unter sieben verschiedenen Appartements.
An den Türen waren nur Namen angebracht, sonst nichts. Auf die Idee, sich über Funk oder Intercom Berufsbezeichnungen und nähere Daten durchgeben zu lassen, kam er in diesem Moment nicht.
Er wartete ab, tat das aber nicht oben auf dem Verteilerkorridor, sondern wieder unten an der Straße in der Nähe seines Fahrzeuges. Bernstein musste nicht unbedingt sofort über ihn fallen, wenn er wieder auftauchte. Sabaldi war ohnehin auffällig genug. Er hatte sich einen breitrandigen Hut tief ins Gesicht gezogen, um seine auffälligen Augen zu verdecken. Auf das weiße Haar achtete nicht jeder.
Bernstein ohnehin nicht, der zwar bestimmt mit einer Beschattung rechnete, Sabaldi aber bis jetzt noch nicht bemerkt hatte.
Der Besuch des Reporters in diesem Haus konnte harmlos sein. Es konnte zu seinem Job gehören. Deshalb dachte Sabaldi sich nichts Böses.
Er dachte sich auch nichts Böses, als er den Mann in bunter Freizeitkleidung sah, der in einem offenen Bodengleiter saß und zuweilen herüberschaute, aber dann sah er wieder zu einer bestimmten Haustür am gegenüberliegenden Wohnblock und schien wohl auf seine Freundin zu warten, die mit dem Schminken mal wieder nicht fertig wurde.
Sabaldi war es gleichgültig, was der Mann für Probleme hatte.
Er wartete darauf, dass der Reporter wieder erschien.
Was sich oben in einem bestimmten Appartement abspielte, konnte er sich nicht vorstellen.
*
Der Flibo-Survival-Spezialist Herbert Nelles, als Wissenschaftler in das Team von Professor Holmes eingesickert, entwendet einen Mikrochip mit Konstruktionsdaten des streng geheimen Star Gate-Projektes. Durch einen Zufall wird er enttarnt und muss fliehen. Durch einen weiteren Zufall erwischt er den Bodengleiter des Reporters Jerry Bernstein, den er kennt, aber eigentlich nie in die Spionage einbeziehen wollte. Die aktivierte Diebstallsicherung des entwendeten Gleiters bringt Nelles, bereits vom Mechanics-Survival-Spezialisten Haiko Chan angeschossen und schwer verletzt, zu Bernsteins Wohnung.
Nelles verschafft sich gewaltsam Zutritt, wird aber auf der Türschwelle von Chan in Notwehr erschossen. Dabei verliert Nelles den Mikro-Chip.
Der zunächst nicht sahnende Bernstein findet ihn später, lässt ihn aus Neugierde, da er selbst mit der Verschlüsselung nicht klar kommt, von einem befreundeten Wissenschaftler untersuchen. Der Wissenschaftler verliert an der falschen Stelle eine Bemerkung darüber, wird festgenommen und zwangsverhört, worüber er stirbt. Bernstein erkennt, dass der Chip von eminenter Wichtigkeit ist und kommt auf die Idee, ein Geschäft damit zu machen: Er will den Mikro-Chip an Flibo verkaufen.
Doch dazu muss er nach Europa. Nur dort hat er Chancen, das Geschäft machen zu können. Und er muss unerkannt reisen können. Niemand darf ihn aufhalten. Aber die Mechanics-Leute, allen voran Haiko Chan, sind bereits auf seiner Spur.
Er bittet Pierre Vallon, ihm einen falschen Pass zu besorgen sowie ein Flugticket. Vallon sagt zu, will im Falle eines Erfolges aber am Gewinn beteiligt sein. Als ihm klar wird, auf was für eine gefährliche Sache er sich eingelassen hat, erhöht er den geforderten Preis von zehntausend auf zwanzigtausend Einheiten.
Aber alles nützt nichts. Bernstein wird gefasst, der Chip wird ihm wieder abgenommen und er wird einer Gehirnwäsche unterzogen. Denn er weiß inzwischen zuviel, er ist Geheimnisträger. Das aber kann Clint Fisher nicht dulden.
Und so wird Bernstein eben auf diese Weise aus dem Verkehr gezogen.
Erst als Pierre Vallon unvermutet wieder auftaucht, um abzukassieren, fliegt die Täuschung auf. Selbst Fisher hat damit nicht rechnen können.
Und Jerry Bernstein geht erneut seinen Weg...
*
Jerry Bernstein hatte aufmerksam zugehört. Mit jedem Wort, das Dr. Cass sagte, kam ein Teil seiner Erinnerung zurück. Und schließlich stand das gesamte Geschehen, wie es sich damals abgespielt hatte, wieder vor seinem geistigen Auge.
»Verdammt«, murmelte er.
Er starrte den Arzt an. Was sollte er mit dem Mann jetzt anfangen? Sie sahen sich in die Augen und wussten beide, dass der andere eine Gefahr darstellte. Eine Gefahr, wie sie größer nicht mehr sein konnte.
Wenn Dr. Cass den Sicherheitsdienst alarmierte, begann die Treibjagd auf Jerry Bernstein von neuem. Denn Fisher und seine Männer mussten damit rechnen, dass Bernstein seinerzeit den Chip dekodiert hatte und genug über Star Gate wusste, um die Einzelheiten dennoch zu verraten.
Und Dr. Cass musste seinerseits damit rechnen, dass Bernstein ihn verriet. Auch wenn der Arzt nur unter Zwangsandrohung geplaudert hatte, würde Fisher das nicht anerkennen. In dieser Hinsicht war Fisher allen Argumenten unzugänglich. Cass würde mit einer Bestrafung rechnen müssen - im mildesten Fall mit einer Entlassung.
Bernstein presste die Lippen zusammen.
»Schlagen Sie vor, was wir jetzt tun sollen«, sagte er.
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich mache keine Vorschläge. Sie werden doch tun, was Sie wollen.«
»Da könnten Sie recht haben«, sagte der Reporter leise.
Er hatte sich alles einfacher vorgestellt, um vieles einfacher. Er hatte sich immer darüber beklagt, dass sein Leben so ereignislos, so ermüdend langweilig ablief. Nichts geschah.
Jetzt endlich gab es die ersehnte Abwechslung. Aber es war zwar alles abenteuerlich, aber nicht mehr schön. Die Dinge begannen, ihm über den Kopf zu wachsen.
»Ich verlange nicht, dass Sie mir ein Dutzend heiliger Eide schwören«, sagte Bernstein. »Ihr Treue-Eid gilt Mechanics Inc. Also...«
»Also müssen sie mich umbringen, damit Sie Ruhe haben«, erkannte Dr. Cass. »Sie sind doch ein verdammter Verräter und Killer.«
»Sie täuschen sich«, sagte Bernstein, drehte am Stellrad der Schockerkapazität und schoss.
*
Lino Frascati, Chef von Mechanics Inc., hatte einen einsamen Entschluss gefasst.
Ihm war klar, dass die Geheimhaltung ohnehin nicht auf Monate und Jahre hinaus durchgehalten werden konnte. Es kursierten schon genug Gerüchte hinter vorgehaltener Hand, die zum Teil die abstrusesten Vermutungen beinhalteten. Und je mehr die Gerüchteküche brodelte, um so nachteiliger wurde es für den Konzern.
Es brachte nichts, wenn sich Medien der Konkurrenz mit haarsträubenden Veröffentlichungen um Leser- und Zuschauergunst rangelten. Das von Mechanics Inc. erwünschte Gesamtbild wurde dadurch nur unnötig verfälscht.
Wenn Veröffentlichungen in Wort und Bild kamen, musste das von Mechanics Inc. ausgehen. Und das so früh wie möglich, ehe andere die Gelegenheit erhielten, zuviel Porzellan zu zerschlagen.
Das bedeutete aber auch ein Aufdecken der Karten.
Frascati hatte geraume Zeit mit sich gerungen, bis er den Entschluss fasste, endlich an die Öffentlichkeit zu gehen. Warum auch nicht? Es hatte genug Experimente gegeben, es existierten zwei Star Gates. Eines in Detroit, das andere auf Luna. Und Frascati hoffte, dass seine Leute die Technik allmählich in den Griff bekamen.
Vor allem die Technik der Fremden...
Und von denen brauchte die Öffentlichkeit ja schließlich nichts zu erfahren. Es reichte, wenn die Verbindung Erde-Luna bekannt wurde. Phönix war streng geheim. Ein ganzer Planet, der Mechanics Inc. gehörte! Ein Planet, der nur über Mechanics Inc. zu erreichen war, denn bisher verfügte nur der Detroiter Konzern über funktionierende Transmitter-Technologie.
Und niemand würde ein Star Gate benutzen können ohne die Kontrolle durch den Konzern. Damit war gewährleistet, dass Phönix auf lange Sicht geheim blieb.
Denn selbst wenn es auf dem Konzerngelände Spione gab - und sie gab es natürlich -, würde es ihnen niemals gelingen, die letzten Sicherheitssperren zu durchbrechen. Bisher wusste ja noch nicht einmal jemand, wie ein Star Gate zu konstruieren war. Die Daten waren nach wie vor streng geheim.
Dafür waren selbst Kramerts Leute nicht gut genug, dachte Frascati zufrieden.
Nun, es war soweit. Mechanics Inc. würde mit dem Star Gate an die Öffentlichkeit treten. Die konzerneigenen Medien konnten sich darum kümmern. Was an die Öffentlichkeit gelangte, sollten Fisher und seine Experten erarbeiten.
Frascati hoffte, dass dann auch alles wieder klappte. Die Star Gate-Brücke, das Tor zu den Sternen, musste wieder in Betrieb genommen werden.
*
Jerry Bernstein hatte den Encephalo-Chirurgen mit einer Maximaldosis paralysiert. Jetzt war er auf dem Weg abwärts, um das Gebäude zu verlassen. Unten parkte sein Bodengleiter. Bernstein beabsichtigte, zunächst einmal seine Arbeit ganz normal zu Ende zu führen. Er hatte seine Auswahl getroffen und Dr. Cass kam für ›Du und dein Hobby‹ nicht in Betracht.
Cass lag oben in seinem Appartement und war für gut vierundzwanzig Stunden nicht ansprechbar. Solange würde es dauern, bis die Wirkung der Paralyse nachließ.
Vierundzwanzig Stunden Zeit zum Überlegen für Jerry Bernstein!
Wenn Cass nicht an seinem Arbeitsplatz im Medo-Center erschien, würde sich dennoch niemand um ihn sorgen. Bernstein hatte den Homecomputer angewiesen, jeden Anrufer dahingehend abzuwimmeln, dass Dr. Cass erkrankt und nicht in der Lage sei, an diesem Tag zur Arbeit zu erscheinen.
Von daher war er also abgesichert.
Aber was dann?
Wenn Cass erwachte, würde die Jagd beginnen. Cass konnte den Überfall nicht einfach verschweigen. Selbst wenn er es gewollt hätte - er musste den Sicherheitsdienst alarmieren. Denn wenn Bernstein aus einem anderen Grund erwischt wurde und es sich herausstellte, dass Cass geplaudert hatte, war der Arzt erledigt.
Das konnte er nicht riskieren. Er musste Bernstein verraten, um seinen eigenen Hals zu retten.
Jerry musste sich bis dahin etwas einfallen lassen für seinen Reporterhals, den er eigentlich bereits schon wieder selbst in die Schlinge gelegt hatte. Die Jagd würde wieder beginnen. Er musste untertauchen.
Und warum das alles?
Er begann, sich seine Gedanken zu machen, während er im Lift nach unten fuhr. Was wurde hier gespielt? Was konnte an Star Gate so wichtig sein, dass man dafür Menschen tötete oder ihnen das Gedächtnis auslöschte? Warum diese Hetzjagden? Über kurz oder lang würde das Konstruktionsprinzip ohnehin jedem zur Verfügung stehen.
Gegen Bezahlung...
Aber das war für Bernstein doch weniger wichtig. Es zählte nur die Unmenschlichkeit des Konzerns.
Vielleicht konnte er daraus sogar eine Superstory machen? Aber dazu musste er erst mal in Sicherheit sein. Er wusste jetzt wieder, was man ihm damals genommen hatte und man würde es ihm wieder nehmen wollen.
Seine Superstory konnte er nur bringen, wenn er nicht mehr in Reichweite der Mechanics-Leute war...
Dabei ahnte er nicht einmal, wie weit Mechanics' Arm inzwischen wirklich reichte. Lichtjahre weit in Weltraum-Tiefen...
Bernstein trat ins Freie.
Er sah einen offenen Bodengleiter in einiger Entfernung parken. Der Mann, der darin saß, sah nicht einmal zu Jerry herüber. Die anfängliche Befürchtung des Reporters, es bereits mit einem Schatten zu tun zu haben, war also aus der Luft gegriffen.
Er bestieg seinen Gleiter, aktivierte ihn und fuhr los. Die Automatik lenkte das Fahrzeug zielbewusst wieder zum Gebäudetrakt, in dem das Medienzentrum untergebracht war.
*
Nachts um drei machte der Reporter Feierabend. Seine Unkonzentriertheit hatte er geschickt zu verbergen gewusst. Nicht einmal Newton war etwas aufgefallen. Bernstein hatte sich hinter Routinearbeiten verschanzt und damit die Zeit förmlich totgeschlagen.
Er wusste immer noch nicht, wie er sich weiter verhalten sollte. Vorsichtshalber wollte er sein Bündel schnüren und bereit sein, innerhalb kürzester Frist unterzutauchen.
Aber wohin?
Doch nach Europa, wie damals geplant?
Er verließ das Gebäude. Sein Bodengleiter stand in unmittelbarer Nähe des Eingangs. Seit dem Attentat des von Vallon bezahlten Schützen hatte Bernstein sein Fahrzeug mit in den Sicherheitsbereich geholt. Er fühlte sich hier wesentlich geschützter. Er hatte von Vallons Tod gehört, aber irgendwo in ihm war eine Stimme, die ihn warnte. Das eine Abenteuer hatte ihm gereicht und innerhalb des Sicherheitsbereiches achtete schon der Sicherheitsdienst darauf, dass keine kriminellen Subjekte aufkreuzen und Unruhe stiften konnten.
Glaubte Bernstein. Glaubte auch Clint Fisher.
Sie alle unterschätzten einen Mann, der einen noch nicht widerrufenen Auftrag und entsprechende Bezahlung erhalten hatte und der eine Möglichkeit gefunden hatte, das Sicherheitssystem zu unterlaufen.
Schlicht und ergreifend, weil er einen Werksausweis besaß. Vallon hatte sich an einen Mann gewandt, der bei Mechanics Inc. arbeitete. Einen, der Bernstein kannte und darum genau gewusst hatte, auf welchen Mann er bei dem ersten Attentat zielen musste.
Der Mann war bereits wieder am Werk.
Und als Jerry Bernstein ahnungslos das Gebäude verließ, sah er einen Schatten wirbeln und im nächsten Moment grollte unmittelbar vor ihm eine Explosion auf, so hell wie die Sonne.
*