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STAR GATE – Staffel 2 – 013-014: Ailinia Kromak
Wilfried A. Hary:
„Ein Geheimnis der grausigen Art!“
Die ehemals größte Terroristin aller Zeiten, Ailinia Kromak, erwies sich bereits im Doppelband 005-006: „Tödlich“ als die einzig mögliche Retterin in höchster Not! Ausgerechnet sie! Und jetzt ist sie schon wieder mit dabei, nachdem seit Doppelband 011-012: „Das ewige Meer“ endlich Licht in das Dunkel ihrer Vergangenheit gekommen ist.
Fest steht jedenfalls in ihrem neuen Soloeinsatz, ohne ihre Psychonauten-Crew: Ohne sie wäre mal wieder alles verloren, nicht nur das Leben!
Achtung: "STAR GATE - das Original" ist eine eigenständige Serie, die inhaltlich nichts zu tun hat mit Serien ähnlichen Namens, die im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren!
Urheberrechte 1986 am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by hary-production.de.
Logo: Gerhard Börnsen
Nähere Angaben zum Hauptautor und Herausgeber der Serie Wilfried A. Hary siehe Wikipedia-Eintrag: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary
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Veröffentlichungsjahr: 2019
„Ailinia Kromak“
Wilfried A. Hary:
„Ein Geheimnis der grausigen Art!“
Die ehemals größte Terroristin aller Zeiten, Ailinia Kromak, erwies sich bereits im Doppelband 005-006: „Tödlich“ als die einzig mögliche Retterin in höchster Not! Ausgerechnet sie! Und jetzt ist sie schon wieder mit dabei, nachdem seit Doppelband 011-012: „Das ewige Meer“ endlich Licht in das Dunkel ihrer Vergangenheit gekommen ist.
Fest steht jedenfalls in ihrem neuen Soloeinsatz, ohne ihre Psychonauten-Crew: Ohne sie wäre mal wieder alles verloren, nicht nur das Leben!
Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist genauso wie STAR GATE – das Original - Staffel 2“ eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!
Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:
Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de
Diese Fassung: © 2019 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855
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Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary
Ailinia Kromak war alt, nach menschlichem Ermessen sogar mehr als uralt.
Und in den undenklichen Zeiten ihrer Existenz war sie gewiss mehr als einmal schon in Situationen geraten, die eigentlich als unentrinnbar gelten durften. Um sie am Ende doch noch meistern zu können. Sonst hätte sie längst nicht mehr gelebt.
Immerhin hatte sie es beim letzten Soloeinsatz geschafft, nicht nur ihr eigenes Leben zu retten, sondern auch das des Sicherheitsoffiziers an Bord, Sternenadmiral Calin Brodna, und das des Kommandanten Sul Schorn. Außerdem hatte sie natürlich auch die Lage vor Ort gerettet, obschon dabei leider ihr stolzes Kriegsschiff, die Superexplorer, verlustig gegangen war.
Genau genommen hatte es so gut wie keine Tote gegeben. Weil diejenigen, die zur Besatzung gehört hatten, immer noch dort waren, wenngleich nicht mehr als das, was man allgemein unter Mensch verstand.
Aber das war ja ein völlig anderes Thema. Hier und heute ging es ja nur darum, dass dieser Erfolg einerseits auf der anderen Seite natürlich auch als Misserfolg gewertet worden war von der Höchsten Admiralität auf XAPANAMUR.
Fakt war zwar, dass Ailinia Kromak überaus erfolgreich gewesen war. Fakt jedoch blieb außerdem, dass sie ein Raumschiff verloren hatten, wie es als schier unbezahlbar galt. Mitsamt Besatzung wohlgemerkt.
Unter dem Strich musste man sogar auch noch zugeben, dass ohne das letztendliche Eingreifen der geheimnisvollen Psychonauten-Crew mit ihrem namenlosen Schiff am Ende die ganze Angelegenheit irgendwo doch noch hätte schief gehen können.
Das hatte zwar nicht dazu geführt, dass Calin Brodna und Captain Schorn degradiert worden waren, aber man hatte ihnen ein kleineres Kommando zugebilligt. Gewissermaßen. Obwohl die Höchste Admiralität das ziemlich positiv verpackt hatte:
„Ihre Verdienste in der Angelegenheit waren überzeugend und brachten uns zu dem Entschluss, dass ein Schiff der Entdeckerklasse bestens geeignet wäre für Ihr neues Kommando. Alles ein wenig bescheidener und natürlich bei weitem nicht so kampfstark, aber…“
Bescheidener? Weniger kampfstark?
Also, wenn das nicht trotzdem eine Art von Degradierung war…
Sie mussten es hinnehmen. Dabei wissend, dass die streng geheime Psychonauten-Crew, zu der Ailinia Kromak normalerweise gehörte, sie eigentlich doppelt gerettet hatte:
Nicht nur ihr Leben, sondern eigentlich auch vor der echten Degradierung, denn im Abschlussbericht musste alles so hingebogen werden, dass die Crew überhaupt keine Erwähnung fand. Als hätten sie es mit Unterstützung von Ailinia Kromak ganz allein geschafft.
Wobei die Verdienste von Ailinia Kromak unbestritten blieben. Ihr gebührte nach wie vor höchstes Lob von Seiten der Höchsten Admiralität. Daher war es für Sul Schorn und Calin Brodna eigentlich verwunderlich, als sie die Mitteilung bekamen, dass Ailinia Kromak sich ihrem neuen Kommando anschließen wollte. Freiwillig, wohlgemerkt. Mehr noch: Auf ausdrücklichen persönlichen Wunsch sogar!
Sie hatten sie an Bord genommen, neben einer Hundertschaft raumerprobter Soldaten unter dem Kommando von Sternenadmiral Calin Brodna, den üblichen Besatzungsmitgliedern unter dem Kommando von Captain Sul Schorn und zwei dutzend Wissenschaftlern, die als besonders hochrangig galten.
Also zwar ein arg abgespecktes Kommando für Calin Brodna und Sul Schorn, aber dennoch für ein Scoutschiff eine außerordentliche Bestückung.
Grund war das Ziel, das sie anfliegen sollten, nämlich der Planet ERONIMUS-23, benannt nach seinem Entdecker, der jedem von ihm entdeckten Planeten eine laufende Nummer gegeben hatte. Wohlgemerkt, nur den Planeten, nicht den Sonnen, um die diese Planeten kreisten. Diese nannte er in seinen Berichten lediglich Sonne von ERONIMUS, gefolgt von der jeweiligen laufenden Nummer.
Die meisten der von ihm entdeckten Planeten waren nicht nur besiedelt worden, sondern hatten sich über die Jahrtausende hinweg mehr oder weniger prächtig entwickelt. Immerhin war der Entdecker vor rund zehntausend Jahren unterwegs gewesen.
Dinge, die Calin Brodna durch den Kopf gingen, als sie sich in der Zentrale der ENTERPRISE (so sinngemäß übersetzt in eine irdische Sprache) gegenseitig begrüßten. Dabei tat Captain Schorn ziemlich reserviert gegenüber Calin Brodna, obwohl sie beide ja in Wahrheit ein Liebespaar waren. Aber das wusste außer Ailinia Kromak niemand an Bord des neuen Kommandos.
„Wieso eigentlich hier, gemeinsam mit uns?“ Diese Frage konnte sich Schorn nicht verkneifen, an Ailinia Kromak gewandt. Und er fügte auch noch rasch hinzu: „Was sagt denn deine streng geheime Crew und ihr namenloses Schiff eigentlich dazu?“
Sie schaute ihn nur an und stellte die Gegenfrage:
„Wieso eigentlich nicht?“
Aber dann lachte sie klirrend wie eine zerberstende Glasscheibe:
„Waren wir nicht ein unschlagbares Team letzthin? Immerhin haben wir gemeinsam überlebt, nicht wahr? Und schon vergessen, dass ich auch beim alten Kommando freiwillig bei euch an Bord war, als AO, als Außerordentlicher Offizier in beratender Funktion?“
Calin Brodna war mit der Antwort nicht ganz zufrieden:
„Wie ist das jetzt noch mit deiner eigentlichen Crew?“
„Was heißt eigentliche Crew? Sagen wir doch mal so: Ich gehöre sozusagen als Stammmitglied dazu, was aber nicht heißen soll, dass ich nicht auch mal etwas anderes machen kann. Dann etwa, wenn ich darin einen Sinn sehe.“
„Und du bist sicher, Ailinia Kromak, dass es nicht etwa mit unserem Ziel zu tun hat?“
„Das hat es immer! Hatte es beim letzten Mal schon und natürlich auch diesmal. Die Admiralität hätte mich doch sonst gar nicht an Bord gelassen, nicht wahr?“
Calin Brodna dachte jetzt an die Besonderheit von diesem Eronimus-23 – und musste insgeheim Ailinia Kromak rechtgeben. Diese Welt war im Verlauf von immerhin zehntausend Jahren insgesamt fünfmal besiedelt worden. Alles hatte hier hervorragend geklappt. Die ersten Jahre. Bis nach etwa fünf Jahren… der Kontakt plötzlich abgebrochen war.
Ein Scoutschiff war hingeschickt worden. Um alle Siedler tot vorzufinden. Sie hatten sich offensichtlich gegenseitig umgebracht, aus nicht ersichtlichen Gründen.
Es gab auch keinerlei Kinder. Nicht nach fünf Jahren wohlgemerkt. Wo doch ausschließlich Siedlerpärchen auf den Weg geschickt wurden, die nicht nur fruchtbar waren, sondern sich auch möglichst vermehren wollten. Wie sonst hätten sie ihre neue Heimat erobern sollen?
Keine Kinder, und auch keine der toten Frauen war schwanger gewesen. Dabei hatten sie sich gegenseitig so umgebracht, dass fast kein Sachschaden entstanden war.
Eine Katastrophe eigentlich, aber eine, die erfolgreich vertuscht worden war. So der geheime Bericht von damals.
Es hatte weitere tausend Jahre gedauert, bis die nächste Besiedlung gewagt worden war.
Um die neuen Siedler nicht zu erschrecken, wenn sie merkten, dass hier schon einmal eine erfolglose Besiedlung stattgefunden hatte, war die alte Siedlung komplett dem Erdboden gleich gemacht worden, und man hatte die neuen Siedler in einer anderen Gegend sich ansiedeln lassen.
Um nach fünf Jahren genau dasselbe zu erleben: Sie brachten sich gegenseitig um, nachdem sie fünf Jahre lang keinerlei Nachkommen gezeugt hatten. Es gab weder eine Notiz von ihnen, die über die Motive dieses grauenvollen Massakers hinwies, noch gar irgendwelche Aufzeichnungen.
Das normale Logbuch der Siedlung mit der Siedlungschronik enthielt natürlich ebenfalls keinerlei Hinweise. Es wurde noch nicht einmal darauf eingegangen, wieso es keinen Nachwuchs gegeben hatte.
Im Abstand von bis zu zwei Jahrtausenden waren dann weitere drei Besiedlungen erfolgt. Die letzte vor gut dreitausend Jahren. Und ihr Auftrag war es nun, nachzusehen, woran es gelegen haben konnte. Deshalb die vielen Wissenschaftler an Bord, die als ziemlich hochkarätig galten.
Keine zwei Wochen später standen sie über der Ekliptik des Zielsystems, an der gedachten Grenze zwischen dem interstellaren Raum und dem wie zur flachen Scheibe angeordneten stellaren Raum mit seinen Planetenbahnen. Wobei Eronimus-23 der dritte Planet des Zentralgestirns war.
Der Zielplanet Eronimus-23 war von ihnen aus gesehen nur noch etwas mehr als zwei Millionen Kilometer entfernt. Für kosmische Verhältnisse also weniger als der sprichwörtliche Katzensprung.
Von hier aus konnten sie erst einmal Ferndaten sichern. Dann konnte Calin Brodna entscheiden, ob sie einen oder mehrere der Raumjäger los schicken sollte, wie man die kleinen, kampffähigen Beiboote manchmal jargonhaft nannte, oder ob es Sinn machte, gleich die Zielwelt anzufliegen, um dort in den Orbit zu gehen.
Aus dem Orbit heraus konnte man dann die gesamte Welt erst einmal scannen. Damit wären sie dann für Wochen beschäftigt gewesen.
Gleichzeitig konnten die Raumjäger besonders interessant erscheinende Punkte an der Oberfläche anfliegen, um vor Ort diese näher in Augenschein zu nehmen, natürlich mit Wissenschaftlern an Bord, die jetzt schon ganz heiß auf diese Arbeit waren.
Zwar war es das erste Kommando dieser Art für Calin Brodna und Sul Schorn, aber immerhin hatten sie die Gelegenheit vor Kommandoübernahme genutzt, um sich entsprechend vorzubereiten und sachkundig zu machen. Und eigentlich war es ja nicht wirklich schlecht, einmal ohne Kampfauftrag unterwegs zu sein, um rein nur zu erkunden.
„Achtung!“, schrie in diesem Augenblick Ailinia Kromak.
Erschrocken fuhren Calin Brodna und der Captain herum und sahen sie an.
Ailinia Kromak hatte sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten, bemüht, unauffällig zu erscheinen, was bei ihrer Erscheinung natürlich ziemlich schwer fiel.
Jetzt hatte sie die Augen weit aufgerissen. Sie schien Dinge zu sehen, die jedem normalen Menschen wohl für immer verborgen blieben.
„Schutzschirme!“, fügte sie hinzu.
Calin Brodna wäre nicht verdient der oberste Sicherheitsoffizier an Bord gewesen, hätte sie nicht auf den Sekundenbruchteil genau reagiert. Sie betätigte ohne weitere Überlegung die Alarmtaste, was zwei Dinge gleichzeitig verursachte: Erstens einmal klang der nervenzerfetzende Rotalarm auf, und zweitens wurde alle Energie auf die Schutzschirmprojektoren geleitet, die sich blitzschnell aufbauten.
Waren es zwei oder drei Sekunden später, als diese kleinen Beiboote auftauchten, quasi aus dem Nichts?
Sie hatten eine perfekte Tarnung, wie es schien, oder sie konnten tatsächlich aus dem Nichts materialisieren. Jedenfalls flogen sie mit unverminderter Geschwindigkeit direkt auf die Enterprise zu.
„Entfernung: Dreitausend Kilometer!“, berichtete die KI lapidar. Man konnte es auch von den Kontrollen ablesen.
Über mehrere Bildschirme wurden die kleinen Boote angezeigt, die sie für Beiboote hielten.
Andererseits: Beiboote wovon?
Es erinnerte sie fatal an ihr Erlebnis beim letzten Kommando, das mit dem Totalverlust des Schiffes geendet hatte.
Was, zum Raumteufel, ging jetzt wieder vor? Wieso waren sie nicht vor einem eventuellen Angriff gewarnt worden, und nach einem Angriff sah es tatsächlich aus. Denn es war zuvor kein Anruf erfolgt. Nichts und niemand hatte sich gezeigt.
„Scheiße!“, brüllte Captain Schorn unkonventionell. Nicht weil er etwa die Nerven verlor, denn dazu musste es schon wesentlich heftiger kommen, sondern weil er sich einfach maßlos darüber ärgerte, dass man sie praktisch blind in die Falle hatte tappen lassen, ohne jegliche Hinweise.
Als wäre Eronimus-23 einfach nur eine zwar belebte aber ansonsten unbewohnte Welt, die es lediglich zu erforschen galt, also ganz klar eine Welt ohne intelligentes Leben.
Nichts dergleichen! Wie sonst hätten sie dann den Rotalarm auslösen müssen?
Und dieser war rechtzeitig ausgelöst worden, weil sie Ailinia Kromak mit an Bord haben.
„Es nutzt nichts!“, sagte diese jedoch resignierend.
„Was nutzt nichts?“, fauchte Calin Brodna, die sich wünschte, Ailinia Kromak würde sich einmal klarer ausdrücken.
Da sah sie es selbst:
Einer der kleinen, tropfenförmigen und mit keinem erkennbaren Antrieb ausgestatteten Flugkörper war schneller da als alle anderen.
Insgesamt waren es fünf.
Der erste erreichte den Schutzschirm, blitzte kurz auf, aber nicht, weil der Schutzschirm den Durchbruch verhinderte, ganz im Gegenteil: Das Beiboot hatte einen eigenen Schutzschirm, der sich innerhalb von Nanosekunden an den Schutzschirm der Enterprise anpasste, ja, regelrecht damit verschmolz, um so ungehindert weiterfliegen zu können, als würde es überhaupt keinen Schutzschirm geben.
Im nächsten Moment schlug das Beiboot in die Hülle der Enterprise ein.
Nicht, um sie völlig zu durchstoßen. Nein, die Kontrollen zeigten es deutlich: Um sich darin festzukrallen, wie eine Zecke im Fleisch ihres Opfers.
Die nächsten Zecken folgten bereits. Eine nach dem anderen schlug in die Außenhülle ein. Die Enterprise war ja sowieso fast ungeschützt, weil sie eben kein echtes Kriegsschiff war, sondern ein Schiff der Entdeckerklasse. Dass sie überhaupt einen Schutzschirm besaß, war schon ein echter Gewinn, obwohl er in diesem Fall völlig nutzlos war.
Die winzigen Beiboote hatten sich festgekrallt, und die Besatzung der Enterprise hatte nicht die geringste Ahnung, was das alles überhaupt sollte.
„Sie sind schon vor uns her gekommen!“, berichtete Ailinia Kromak mit emotionslos klingender Stimme.
„Wer denn?“, schrie Captain Schorn sie an.
„Die Fremden!“, antwortete Ailinia Kromak, und sie alle wurden dadurch auch nicht schlauer als zuvor.
*
Calin Brodna hatte noch niemals von einem auch nur ähnlichen Fall gehört. Sie reagierte dennoch mit der Präzision eines Uhrwerks, womit sie bewies, dass sie ihres Postens mehr als würdig war.
Ihre Befehle knallten durch die Zentrale. Ihre Soldaten waren sowieso in Bereitschaft, wie die Situation es erforderte.
Die Namen der Unterführer hatte sie sich längst eingeprägt. Sie wies fünf der Kommandos an, die für die Raumjäger bestimmt waren.
Auch der Captain reagierte. Da es sich erwiesen hatte, wie wertlos die Schutzschirme waren, ließ er sie erlöschen, damit die Energie für die Waffensysteme zur Verfügung stand. Das konnte er veranlassen, auch wenn dafür in erster Linie der Sicherheitsoffizier zuständig war.
Allerdings: Wogegen sollten sich die schiffseigenen Waffensysteme eigentlich wenden, wenn da offenbar überhaupt nichts war außer den fünf „Zecken“? Und die Enterprise konnte sich ja schlecht selber unter Beschuss nehmen.
Dank der Kontrollen wusste Calin Brodna zumindest, wo die Angreifer sich in die Außenhülle gekrallt hatten. Dass sie jetzt dabei waren, sich in das Innere durchzubohren, ohne dass Atmosphäre entweichen konnte, gerade wie es Insekten taten bei ihrem Opfer, änderte nichts an ihren Befehlen:
Sie schickte die entsprechenden Soldateneinheiten an die entsprechenden Stellen innerhalb des Schiffes, um den Angreifern einen im wahrsten Sinne des Wortes heißen Empfang zu bereiten.
Die Trooper waren bis an die Zähne bewaffnet. Zwar stand ihr nur eine Hundertschaft zur Verfügung anstelle von mindestens tausend Soldaten auf einem richtigen Kriegsschiff, aber das musste genügen. Dafür war halt auch die Enterprise bei weitem nicht so groß wie ein Kriegsschiff.
Captain Schorn wandte sich indessen an den Chefwissenschaftler, der sich bei ihnen in der Zentrale befand. Der ältere Mann mit dem schütteren Haar und dem zerzausten Bart wackelte lediglich mit dem Kopf. Das war seine einzige Reaktion auf die Vorkommnisse. Zumindest war es das, was man ihm ansehen konnte. In seinem Innern indessen schien das reine Chaos zu herrschen, das ihn daran hinderte, überhaupt nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
Der arme Mann war naturgemäß völlig überfordert.
„Ihre Leute sollen sich einigeln!“, wies Schorn ihn an.
Der Chefwissenschaftler reagierte gar nicht.
Captain Schorn grübelte darüber nach, wie der Mann eigentlich hieß. Es wollte ihm in dieser Stresssituation einfach nicht einfallen.
„Hören Sie?“, brüllte er jetzt.
Der Chefwissenschaftler zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb.
„Ja?“
„Sie sollen Ihre Leute anweisen, sich ein-zu-igeln. Kapiert?“
„Einigeln? Was ist das?“
„Bei dem allmächtigen Weltraumgott…“
Captain Schorn hieb auf den Sprechknopf für den Innercom, und im nächsten Moment hallte seine Stimme durch das gesamte Schiff:
„Wissenschaftler bleiben in ihren Kabinen. Von innen absperren. Schiff ist in unmittelbarer Gefahr. Angreifer unbekannt. Unbedingt einigeln und nicht rühren, bis Entwarnung erfolgt.
Besatzungsmitglieder: Alle auf eure Posten. Ihr wisst, was zu tun ist, und wenn einer dieser verdammten Wissenschaftler außerhalb seiner zugewiesenen Kabine auftaucht: einsperren! Ich wiederhole…“
Da erst erwachte der Chefwissenschaftler aus seiner Erstarrung. Er schickte sich an, den gleichen Befehl zu wiederholen, aber Captain Schorn winkte einfach nur ab.
Verdattert blieb der Wissenschaftler auf seinem Platz.
Der Außerordentliche Offizier Ailinia Kromak trat vor.
„Es hat alles keinen Zweck. Die Fremden sind uns überlegen.“
„Das kannst du herausfinden, Ailinia Kromak? Einfach so?
Schnell! Berichte!“
„Ich – ich kann ihre Gedanken nicht lesen.“
„Du kannst Gedanken lesen?“, entfuhr es der erschrockenen Calin Brodna, aber sie schüttelte den Kopf und sagte sich im Stillen:
Logisch, was denn sonst? Sie ist schließlich Ailinia Kromak…
Diese ging gar nicht auf die Frage ein. Sie sagte nur noch:
„Als hätten die Fremden gar keine Gedanken. Als wäre ihr Gehirn leer.
Haben sie überhaupt ein… Gehirn?“
*
Endlich fiel Captain Schorn ein, wie der Chefwissenschaftler hieß:
„Professor Tonim Mor-San, hören Sie?“
„Ja?“, murmelte der alte Mann verdattert.