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Unerforschte Gebiete Als Gul Macets Kriegsschiff mit einem unerwarteten Passagier an der Station erscheint, eskalieren die politischen Ränkespiele auf Deep Space 9: Die cardassianische Botschafterin Natima Lang ist zurückgekehrt, um Hoffnung zu bringen, öffnet aber alsbald alte Wunden und weckt die Geister der Vergangenheit. Die Spannungen steigen, und Colonel Kira Nerys muss erkennen, dass die Grenze zwischen Freund und Feind schmaler ist als sie dachte. An einem anderen Ort geht die Mannschaft des beschädigten Raumschiffes Defiant eine wacklige Allianz mit einem ungewöhnlichen Volk ein, in dessen einzigartiger Biologie der Schlüssel zur Macht über eine ganze Region des Gamma-Quadranten ruht. Während die Besatzung sich in ein Netz aus Intrigen verstrickt, bemühen sich Lieutenant Ezri Dax und Ensign Thirishar ch'Thane darum, einen Bürgerkrieg zu verhindern, der im Genozid enden könnte.
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Seitenzahl: 668
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Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – DEEP SPACE NINE: MISSION GAMMA II - DIESER GRAUE GEIST wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Christian Humberg;
verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anika Klüver und Gisela Schell; Satz: Amigo Grafik; Cover Artwork: Cliff Nielsen.
Titel der Originalausgabe: STAR TREK – DEEP SPACE NINE: MISSION GAMMA II - THIS GRAY SPIRIT
German translation copyright © 2011 by Amigo Grafik GbR.
Original English language edition copyright © 2002 by CBS Studios Inc. All rights reserved.
© 2010 Paramount Pictures Corporation. All Rights Reserved.
™®© 2011 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.
This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.
ISBN 978-3-942649-93-3 November 2011
www.cross-cult.de · www.startrekromane.de
Für meinen Mann Parry und meinen Vater Jeff,
weil sie mir den Schlüssel übergaben,
und
in Erinnerung an meinen Bruder Tad:
»Nicht jeder, der wandert, [ist] verlorn.«
»Was fürchtet Ihr dann, Herrin?«, fragte er.
»Einen Käfig«, sagte sie. »Hinter Gittern zu bleiben, bis Gewohnheit und hohes Alter sich damit abfinden und alle Aussichten, große Taten zu vollbringen, unwiderruflich dahin sind.«
– J.R.R. Tolkien,»Die Rückkehr des Königs«
Ich bin ein Teil von allem, was ich traf.
Dennoch ist all’ Erfahrung nur ein Tor, durch das
Das Licht der unbetretnen Welt mir scheint, die doch entfleucht,
Wann immer ich mich reg’ …
… Und dieser graue Geist sehnt sich danach,
Fallenden Sternen gleich dem Wissen nachzureisen,
Jenseits der Grenzen selbst des menschlichen Verstehns.
– Alfred, Lord Tennyson,»Ulysses«
»qablIj Hi’ang!«, knurrte Ngara dem näher kommenden Sohn des T’Mokh die traditionelle Kampferöffnung entgegen. Ihre präzisen, sicheren Bewegungen waren wie ein Tanz, dessen Tempo sich mehr und mehr ihrer Wut anglich. Schweißperlen fielen von den Höckern ihrer Stirn auf ihre Wimpern. »Ich werde über deinem Leichnam auf meines Vaters Ehre anstoßen, du wehleidigerpetaQ!«
Lughor war ein Meister mit dem Speer. Er fürchtete sie nicht. Schlag um Schlag würde er sich ihrer beeindruckenden Kraft zu erwehren wissen. »qabwIj vIso’be!«, grollte er – und zeigte ihr, dass auch er sich auf die hohe Kunst des Kämpfens verstand: Mit einer einzigen Bewegung schnitt er ihren Ärmel von der Schulter bis zum Handgelenk entzwei.
Waffen klirrten. Lughor stand seinen Mann, doch Ngara parierte jeden seiner Hiebe. Grunzend kam sie auf ihn zu, den Speer weit über dem Kopf erhoben – und ließ ihn in Lughors Oberschenkel sausen! Schreiend taumelte er zurück, rief nach Kahless und bat um die Stärke, sich ihrer brennenden Wut entgegenzustellen.
Der Kampf begann erneut: Hieb, Parade, Ausweichmanöver. Waffen prallten aufeinander, als sich die so gleichen Gegner Muskel gegen Muskel miteinander maßen.
Der Pulsschlag in ihren Ohren machte Ngara taub für Lughors spöttische Kommentare. »Dies wird die Nacht«, schrie sie über das Rauschen und Pochen hinweg, »in der ich in den dampfenden, dunklen Pfützen deines Blutes stehen werde. Nachdem mein Speer deine Kehle durchschnitt.« Sie sprang hoch, wirbelte durch die Luft und zielte auf seinen Nacken.
Lughor kniff die Augen zusammen. Einer Katze gleich sprang auch er und wehrte ihre Attacke ab. Ngaras Waffe zerbrach. Sofort schob er ihr den Arm um die Hüfte und zwang sie zu Boden. In einer einzigen Bewegung hatte er sie zudem ihres am Schenkel hängenden Messers beraubt.
Kriegsgeheul erschallte aus ihrer Kehle. Ngara entwand sich seinem Griff, warf ihren Gegner auf den Rücken, setzte sich auf ihn und trieb ihre spitzen Fingernägel in sein Fleisch. Lughor bäumte sich auf, und doch hielt sie ihn, presste seine Schultern auf den kalten Waldboden. Der Schweiß auf ihrer nackten Haut vermischte sich, während sie miteinander rangen, und die Luft, geschwängert vom Odem ihrer Ausdünstungen, steigerte ihr Verlangen weiter.
Der Geruch seines Blutes an ihren Händen brachte Ngaras Sinne zum Erbeben. Wie sehr sie sich danach sehnte, die Zunge in seine Wunde zu stecken, gierig die Blutstropfen von seiner Haut zu lecken! Und auch in seinen dunklen Augen sah sie den Hunger, die Begierde. Lughor ergriff ihre Arme, hielt sie ihr über den Kopf und schob seind’k tahgmit seiner freien Hand unter ihr ledernes Korsett, bis die Klinge direkt an ihrer bebenden Brust lag. »Ich werde dich mir nehmen!«, grollte er. Und mit einem schnellen Aufwärtshaken …
»Was in aller Welt lesen Sie da, Nog?«
Das Padd, das Nog so gebannt gehalten hatte, fiel ihm fast aus der Hand, als die Stimme an seinem Ohr erklang. Das Display voran, ließ er es auf den Tisch in der Offiziersmesse fallen und legte schützend die Arme darüber. Dem Chefingenieur derDefiantwar, als müsste sein Herz vor Scham stehen bleiben.
Hinter ihm stand Ezri Dax und grinste spitzbübisch. »Rühren, Lieutenant«, sagte sie. »Ich nehme an, das ist nicht der Maschinenraumbericht, um den ich gebeten habe.«
Den Blick auf Dax geheftet, tastete Nog mit der freien Hand zwischen der Schale mit den Rohrmaden und dem Glas Aalwasser auf dem Tisch herum, bis er das gefragte Padd fand. »Ähm, nein, das wäre dieser hier«, antwortete er und reichte es ihr.Gesegneter Fiskus, bitte erspare mir diese Schmach …
»Danke.« Dax richtete sich auf und betrachtete den Bericht. »Bowers führt gerade eine taktische Diagnose durch. Mit etwas Glück helfen uns diese Daten, die Quelle der falschen Sensorresultate zu finden.«
»Daran hege ich keinen Zweifel«, stimmte Nog zu.Sie wird mich nicht bloßstellen! Oh, danke, danke, danke …
»Das auf dem anderen Padd scheint ja eine faszinierende Lektüre zu sein«, murmelte Dax schließlich. »In den Ingenieurhandbüchern, dieichkenne, werden Lederkorsetts eher selten erwähnt.«
Nog seufzte gequält und spürte, wie seine Ohren warm wurden.Wie würde Vic sagen? Aufgeflogen, Kleiner …
»Oh!Brennende Herzen von Qo’noS!«, rief die Ingenieurin Bryanne Permenter, die am anderen Ende des Raumes stand, deutete in Nogs Richtung und setzte sich, ihr Tablett in Händen, in Bewegung. »Sind Sie schon an der Stelle, an der Ngara dasbat’leth-Duell mit den niederen Lakaien des Hauses Rutark ausfechtet?«
Nog sah zu Dax. Sie verschränkte die Arme, hob eine Augenbraue und wartete ganz offensichtlich auf seine Antwort.
»Ja, gut – ich leseBrennende Herzen von Qo’noS. So, jetzt ist es raus. Sind Sie zufrieden?« Dann wandte er sich an Permenter. »Großartige Stelle, oder? Ich hätte nie gedacht, dass sie an den verzaubertenTargsvorbeikommt, die den Burggraben bewachten.«
Dax verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. »So füllen Ingenieure also ihre Freizeit …«
»Hey, das ist unfair, Lieutenant«, protestierte Permenter. »Ich bekam den Roman von T’rb aus der Wissenschaft. Die fingen damit an. Und wenn der Text für alle zugänglich im Bibliothekscomputer statt kopiergeschützt wäre, müssten wir nicht ein und dasselbe Padd von einem zum nächsten weiterreichen.« Sie sah zu Nog. »Hatte T’rb es nicht von Richter?«
»Nein, Richter bat mich, es ihr zu geben, wenn ich fertig bin«, antwortete er. »T’rb bekam es von Ensign Senkowski.«
Jason Senkowski, der sich gerade einen Chefsalat aus dem Replikator nahm, wehrte sich lautstark. »Wagen Sie es nicht, mich da reinzuziehen! Ich würde meine Zeit niemals mit dieser jämmerlichen Schmonzette vergeuden.« Er wandte sich an Dax. »Stellen Sie sich das mal vor, Lieutenant: ein klingonischer Nackenbeißer. Das Ding markiert das Ende jedweden literarischen Anspruchs, das sage ich Ihnen!«
Permenter schnaubte. »Und das von dem Mann, der mich praktisch anflehte,Vulkanischer Liebessklavelesen zu dürfen.«
Nog sah überrascht zu ihm. »Ernsthaft? Welche Fassung?«
»Selbstverständlich das Original«, antwortete Senkowski. »Von Krem.«
»Krems Autorschaft wurde nie nachgewiesen«, warf Nog ein.
Doch Senkowski hob nur die Schultern. »Und nie widerlegt«, sagte er, als er sich einen Tisch von der Gruppe entfernt niederließ. »Ich weiß, dass die Mehrheit Iskel als Urheber favorisiert, aber die Beweise für Krem sind echt unschlagbar. Ungeachtet der Autorschaft ist mirVulkanischer Liebessklavejedenfalls tausendmal lieber alsBrennende Herzen von Qo’noS.« Dann widmete er sich wieder dem Ersten Offizier derDefiant. »Und nur fürs Protokoll, Lieutenant:Ichmag die Ingenieurhandbücher der Sternenflotte. Sie sind prägnant und genau.«
»Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen, Ensign«, gab Dax zurück und bemühte sich sichtlich, ein Lächeln zurückzuhalten. Jeder an Bord wusste, dass Senkowski sich auf dieser Mission einen zweiten Kragenpin verdienen wollte.
»Na, immer noch miesepetrig, weil Mikaela zum Schichtleiter befördert wurde?«, bohrte Permenter in seiner Wunde.
»Ich nehme bloß meine Ingenieurpflichten ernst«, erwiderte er und führte eine Gabel voller Salat zum Mund.
»Wie Sie es sollten«, ergänzte Dax und stupste Nog mit dem Ellbogen an.
Er verstand den Hinweis. »Sie sind ein wertvolles Mitglied unseres Teams, Ensign«, murmelte er schnell. Dann zog er sich sein Padd heran und wagte einen weiteren Blick auf das Display.
Ezri lachte.
»Was denn?«, protestierte Nog. »Ich komme gerade zu den guten Stellen!«
Die Tür zur Messe öffnete sich und machte den Weg für Lieutenant Sam Bowers frei. »Lieutenant Dax«, rief er, sobald er sie sah, und wedelte mit einem Padd.
Gut so. Soll sie den doch mal ein paar Minuten nerven.Nog konzentrierte sich wieder auf seinen Roman.Ich will nur kurz sehen, was passiert, wenn Lughors Bruder …
»Die Ergebnisse der taktischen Diagnose?«, fragte Dax und kam Bowers auf halbem Weg entgegen.
Widerwillig lenkte Nog seine Aufmerksamkeit von Ngaras und Lughors hitziger Begegnung weg. Er hatte dienstfrei, doch die Probleme mit den Waffensystemen könnten sich auf seine nächste Schicht auswirken. Da schadete es nicht, Vorabwissen zu erhalten.
Bowers hielt sein Padd nahezu triumphierend in die Luft. »Wie sich herausstellte, hatten wir es mit einem Programmierungsfehler zu tun. Nichts Ernstes.«
Dax nahm das Padd und scrollte durch die Daten. »Gut zu wissen. Das Letzte, was wir brauchen, ist eine Torpedostartsequenz, die im Gefecht ausfällt.«
Sam nickte. »Wem sagen Sie das? Ich bin zwar ganz gut im Improvisieren, aber auch ich ziehe ein volles Waffenarsenal jederzeit vor.«
Zufrieden mit der Lösung des Problems, widmete sich Nog abermals der Frage, ob Lughor Ngara schon das Schlüsselbein gebrochen hatte. Permenter schaute dabei über seine Schulter und gab begeisterte »Oh«- und »Ah«-Laute von sich.
Plötzlich wurde die Beleuchtung schwächer. Jedes Besatzungs-mitglied in der Messe richtete sich auf. Alle warteten angespannt.
Nogs sensible Ohren hörten die Veränderung in den EPS-Leitungen schon, bevor diese ungesund leise wurden.Brennende Herzen von Qo’noSunter dem Arm, war er bereits auf dem Weg in den Maschinenraum, als der Funkspruch von der Brücke über das Komm-System erklang:»Roter Alarm! Alles auf Gefechtsstation! Wir werden angegriffen!«
Beißender Rauch füllte den Korridor und reizte ihre Augen. Halb blind eilten Dax und Bowers durch das Chaos zur Brücke. An jeder Wand flackerten die Terminals, während Offiziere Brände einzudämmen und wichtige Funktionen auf andere Konsolen umzuleiten versuchten, wo sie abermals zu Fehlfunktionen führten. »Was zum Donnerwetter ist hier los?«, murmelte Ezri, konnte in dem Geräuschwirrwarr jedoch ihr eigenes Wort nicht verstehen.
Im Rauch machte sie Vaughn aus, der neben dem Kommandantensessel stand und mittels Kommunikator Befehle an den Maschinenraum durchgab. Ezri stolperte über verschmorte und abmontierte Wandplatten hinweg, zerquetschte Abdeckungen und isolineare Chips unter ihren Schuhen. Die schlechte Beleuchtung war keine Hilfe. Irgendwo fluchte Sam – offenbar hatte er den Zustand der taktischen Station bemerkt.
»Captain«, rief Ezri über die Alarmsirenen hinweg.
Vaughn deutete auf eines der blinkenden roten Lichter, während er dem hereinkommenden Bericht zuzuhören versuchte. Ezri verstand den Fingerzeig, eilte zu einer funktionstüchtigen Konsole und bemühte sich, den Alarm auf stumm zu schalten.
Mit einem Mal konnte auch sie Nogs angespannte Stimme hören.»… zielten mit Millionen von Nanobots auf unsere Energiesysteme. Die fressen sich wie Säure durch unser EPS-System, rauben uns unsere Energie. Der Warpkern ist inaktiv. Wir laufen schon komplett auf Notenergie. Und bei dem Tempo, das die Nanobots vorlegen, auch das nicht mehr lange.«
»Verstanden«, sagte Vaughn. »Tun Sie, was Sie können, und halten Sie mich auf dem Laufenden. Vaughn Ende.«
»Was wissen wir bisher?«, fragte Ezri.
»Wir sind in eine Art Sensornetz geraten. Sobald wir drin waren, fielen diese Nanobots aus dem Subraum und via unsere Plasmaklappen über dieDefianther. Als wir begriffen, was geschah, war es bereits zu spät. Ich will sofort einen Statusbericht aller Stationen.« Vaughn wandte sich an Bowers. »Sam, sagen Sie mir, dass wir es mit dem Ende und nicht mit dem Anfang einer Bedrohung zu tun haben!«
Die Wissenschaftsstation war unbesetzt, aber noch halbwegs funktionstüchtig. Ezri setzte sich davor und versuchte, das Ausmaß der Schäden zu ermitteln. Nicht weit entfernt kniete Prynn Tenmei neben der bewusstlosen Ensign Leishman. Ihren Verletzungen und dem Zustand ihrer Konsole nach zu urteilen, musste die diensthabende Brückeningenieurin die Explosion ihres Arbeitsplatzes aus nächster Nähe miterlebt haben.
Ezri wollte schon einen Nottransport zur Krankenstation veranlassen, als ihr bewusst wurde, dass der Transporter nicht mehr zur Verfügung stand. Zum Glück eilte Ensign Richter gerade mit einem Medikit auf die Brücke. Tenmei trat beiseite, um der Krankenschwester Platz zu machen. Erleichtert, dass Leishman nun versorgt wurde, widmete sich Dax wieder der Aufgabe, dem unkooperativen Computer Informationen zu entlocken.
»Lieutenant Dax«, sagte Richter, und zog einige Hyposprays aus ihrem Kit. »Doktor Bashir bat mich, Ihnen auszurichten, dass alle Decks hoher Strahlung ausgesetzt sind. Die gesamte Besatzung wird Hyronalin-Injektionen benötigen, aber uns fehlt das nötige Personal.«
»Ich weiß nicht, wen wir entbehren können«, gab Ezri zurück.
»Ich kann helfen«, bot sich Tenmei an.
Richter hob Leishmans Kopf vom Boden und brachte einen Neuroüberwacher an ihrem Hinterkopf an. »Ich glaube, hier ist kein operativer Eingriff vonnöten. Aber das letzte Wort hat der Doktor.«
Dax winkte zwei Besatzungsmitglieder herbei, die an der hinteren Brückenwand arbeiteten. »Rahim, M’Nok – schaffen Sie Leishman auf die Krankenstation.« Dann sah sie zu Tenmei. Gesicht und Hände des jungen Ensigns waren schwarz vor Schmutz, und auf ihrem Kinn prangte eine böse aussehende Brandwunde. »Sind Sie sicher, Sie schaffen das, Prynn?«
»Mir geht’s gut«, antwortete Tenmei. »Wirklich.«
Richter hob die Schultern. »Die Entscheidung liegt bei ihr.«
Ezri nickte Tenmei zu. Rahim und M’Nok hoben derweil die bewusstlose Ingenieurin vom Boden auf und nahmen sie in ihre Mitte. Als sie zur Tür gingen, folgte ihnen Richter auf dem Fuß. Das Hypospray hatte die Schwester bereits an Tenmei weitergereicht, die nun begann, Vaughn, Dax, Bowers und Ensign Cassini, dem einzigen weiteren Brückenoffizier, das Hyronalin zu verabreichen.
Endlich gelang es Ezri, die Maschinenraumberichte aufzurufen. Den ersten Angaben zufolge waren die Nanobots nun inaktiv.Demnach sollten sie uns schaden, aber nicht töten, folgerte sie.Bleibt die Frage, wie viel Schaden die kleinen Monster angerichtet haben.Die Auswertung der Diagnose, eine beruhigend lange Reihe übereinanderliegender grüner Striche, erschien auf dem Display. Einzig der Datenfluss blieb bei zwei oder drei Strichen. »Komm schon, du schaffst das«, redete Ezri auf die gebeutelteDefiantein – vergebens. »Captain«, rief sie schließlich und versuchte, die Panik aus ihrer Stimme zu halten. »Wir haben da ein Problem.«
Vaughn stand gerade bei Bowers an der taktischen Station, kam aber sofort. »Bericht«, forderte er, als er die Hand auf Ezris Sessellehne legte.
»Auf diesem Schirm sehen Sie den Stand unserer Energievorräte, inklusive der Backups und Hilfssysteme«, meldete sie nüchtern.
Vaughn runzelte die Stirn. »Das reicht noch für maximal drei bis vier Stunden!«
»Drei, vermute ich, aber wenn wir alle nicht essenziellen Systeme abschalten, gewinnen wir vielleicht noch ein paar Minuten.«
»Tun Sie das«, befahl er. Dann kehrte er zu seinem Sessel zurück. »Mister Bowers?«
»Ja, Sir«, antwortete Sam.
»Schicken Sie einen Notruf raus, auf allen Frequenzen. Wir …«
»Sir«, unterbrach ihn Cassini von seiner Station aus. »Ein Schiff nähert sich uns. Entfernung: vierhunderttausend Kilometer.«
»Auf den Schirm.«
Der Monitor kam nur widerwillig in Gang. Als Dax das Raumschiff endlich sah, war ihr, als rollte da ein breites Metallrad auf sie zu. Auf dessen momentan hinterer Seite prangte eine eigenartig geformte Antriebseinheit. Der Teil von Ezri, der Torias und Tobin war – Pilot und Ingenieur –, begann automatisch, das fremde Schiff einzuschätzen: Stärken, Schwächen, Funktionsweise.Wie schnell kann es fliegen? Sind das da Waffenluken? Freund oder Feind?
»Sie umrunden unsere Flugbahn absichtlich, Sir«, berichtete Bowers. »Ich vermute, sie wollen dem entgehen, was uns in diese Lage gebracht hat. Demzufolge stecken sie hinter der Existenz des Sensornetzes.«
»Oder sie haben gesehen, was geschehen ist, und wollen unser Schicksal nicht teilen«, warf Cassini ein.
»Sie kommen näher. Noch hundertfünfzigtausend Kilometer; sie werden langsamer.«
»Rufen Sie sie«, ordnete Vaughn an.
Sam gab den Befehl in seine Konsole ein, wartete und versuchte es erneut. »Unsere Transmitter sind inaktiv«, folgerte er schließlich.
»Sir, wir werden gescannt«, meldete Ezri. Die internen Sensoren derDefianthatten den Scan soeben bemerkt.
»Wie sieht unsere taktische Situation aus, Sam!«
»Phaser und Torpedos sind inaktiv, Tarnvorrichtung und Deflektorschilde funktionsuntüchtig. Wir liegen auf dem Präsentierteller, Sir.«
Vaughn grunzte ungehalten und berührte seinen Kommunikator. »Brücke an Maschinenraum. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, mir mitzuteilen, dass unsere Antriebssysteme wieder arbeiten, Nog.«
»Achtundfünfzig Prozent unseres EPS-Systems sind beeinträchtigt, Sir. Und es werden immer mehr. Wir tun, was wir können, aber eins ist sicher: In naher Zukunft kommen wir hier nicht weg.«
»Das unbekannte Schiff ist nur noch zehntausend Kilometer entfernt«, meldete Bowers. »Man ruft uns, aber ich verstehe den Inhalt der Nachricht nicht. Falls wir über die nötigen Übersetzungsalgorithmen verfügen, kann der Computer momentan nicht darauf zugreifen.«
»Audio«, befahl Vaughn.
Das gutturale Kauderwelsch aus den Lautsprechern des Komm-Systems ähnelte keiner der Sprachen, die Ezri in ihren vielen Leben schon gehört hatte. Das statische Rauschen, das die Laute untermalte, war ebenfalls keine Hilfe.
»Das fremde Schiff ist jetzt etwa dreihundert Meter entfernt und hat sich unserem Tempo angepasst. Die Distanz bleibt konstant.« Plötzlich fluchte Bowers und hob die Stimme. »Transportersignal im Hauptmaschinenraum erfasst!«
Vaughn war schon an der Tür, den gezückten Phaser in der Hand, bevor das Wort »Maschinenraum« über die Lippen des Lieutenants gekommen war. »Dax, Sie haben die Brücke. Sam, Sie kommen mit mir.«
Kalt und dunkel wie in einer Gruft, dachte Nog und wünschte sich, er könnte sein gutes Gehör gegen bessere Nachtsicht eintauschen. Die Plasmalecks und das EPS-System reichten aus, um sein gesamtes Team – ach was, die ganze Besatzung – eine Woche lang auf Trab zu halten.
»Mehr Licht«, forderte er, während er bis zu den Ellbogen in der Wartungsöffnung der Hauptkonsole steckte. Wenn er die wichtig-sten EPS-Leitungen reparieren konnte, hatte dieDefiantvielleicht noch eine Chance. Er lag flach auf dem Rücken, sah zu den verschmorten Anschlüssen hinauf und suchte nach Gründen, optimistisch zu bleiben. Doch sein Husten ließ seine Hände zittern, bis ihm der Hyperspanner zu Boden fiel. »Verflucht!«
Neben ihm lag Ensign Permenter und richtete ihre Lampe nun in seine Richtung aus. »Alles in Ordnung, Boss? Der letzte Plasmaschub ging direkt in Ihr Gesicht.«
Abermals hustete er. »Ohne Energie brauch ich mir um Kühlung sicher keine Sorgen mehr machen. Haben Sie zufällig den Laserbohrer?«
Sie reichte ihm das Arbeitsgerät, hob den Hyperspanner auf und legte ihn in die Werkzeugkiste. »Übrigens: Haben Sie schon von Pfleger Juarez gehört? Mikaela wird es schaffen.«
»Wenigstenseinegute Nachricht.« Nog seufzte tief. »Fragen Sie mal bei Senkowski nach, ob er und sein Team die Hilfsenergie reaktivieren konnten.«
»Ja, Sir.« Permenter erhob sich.
Inmitten der summenden Geräte und flüsternden Ingenieure erklang plötzlich ein metallisches Brummen.
»Transporter!«, brüllte Permenter und berührte ihren Kommunikator. »Eindringlingsalarm! Sicherheit in den Maschinenraum!«
Zwei große Gestalten in leuchtenden Raumanzügen erschienen und trugen eine sargähnliche Kiste zwischen sich. Trotz des Halbdunkels versuchte Nog, die Gesichter hinter den getönten Helmfenstern auszumachen.
Einer der Fremden schien den Raum mit einer Art Scanner zu untersuchen und deutete danach auf die EPS-Hauptverbindung, Nogs Arbeitsplatz. Den Sarg in Händen, kamen beide näher.
»Vergesst es!«, stieß Permenter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und trat ihnen mit drohend erhobenem Phaser in den Weg. »Fallen lassen und zurück mit euch. Sofort!«
Die Fremden hielten inne und sahen einander an. Einer von ihnen murmelte etwas Unverständliches. Dann nahm er ein kleines Gerät von seinem Gürtel und betätigte einen Knopf, woraufhin es grün leuchtete.
Verdammt!Nog trat vor, zog ebenfalls die Waffe. »Zurück!«, warnte er. »Einen Schritt weiter, und ich schieße!« Doch der unheimliche Besucher fuhr mit seinem Gemurmel fort, kam näher und näher.
Zwing mich nicht dazu, flehte Nog in Gedanken.Zwing mich nicht dazu.
Der Fremde wurde nicht langsamer.
Nog drückte ab. Getroffen zuckte das Wesen zusammen und fiel zu Boden.
Doch der Schuss hatte Permenter abgelenkt. Sofort nutzte der zweite Eindringling seine Chance, eilte auf sie zu und riss sie von den Füßen. Den Arm um ihren Hals gelegt, presste er die Ingenieurin gegen seinen Oberkörper und zwang ihr mit der freien Hand den Phaser aus den Fingern. Plötzlich befand sich dessen Lauf an ihrer Schläfe – und der Fremde nickte in Nogs Richtung. Eine klare Botschaft:Waffe fallen lassen.
Nog gehorchte und schob das Gerät mit dem Fuß beiseite, um Bryannes Leben nicht aufs Spiel zu setzen.
Plötzlich öffnete sich die Tür. Alle drehten sich um.
»Zurück!«, rief Vaughn.
Bowers eilte direkt nach ihm in den Raum, drei Sicherheitsoffiziere und Doktor Bashir im Schlepptau. Vielleicht von der Menge an Gegnern überfordert, senkte der Eindringling den Phaser, ließ von Permenter ab und hechtete schutzsuchend hinter den Warpkern.
Julian Bashir ging neben dem verletzten Fremden in die Knie, öffnete seinen Trikorder und begann einen Scan. »Unsere Umweltbedingungen passen zu seiner biologischen Struktur«, berichtete er und zog seinem Patienten den Helm aus. »Diese ist …« Plötzlich hielt er inne, als hätte er gerade eine ihn überraschende Sensoranzeige erblickt. Ohne ein weiteres Wort nahm der Mediziner ein Hypospray aus seinem Medikit und setzte es am Nacken des Fremden an.
»Wird er durchkommen?«, fragte Nog und hockte sich zu ihm.
»Ich denke schon. In einer Minute weiß ich mehr.«
Okay, wen oder was habe ich gerade getroffen?, fragte sich Nog. Soweit er im Dämmerlicht erkennen konnte, hatte ihr fremder Gast ledrige, haarlose, braune Haut. Der Mund war so breit, wie die Augen auseinanderstanden, und über diesen lagen hauchdünne Membranen. Er wirkte amphibisch, bis hin zu den Knorpelwülsten anstelle humanoider Ohren.Seltsam.Ohrlose Humanoide kamen Nog stets eigenartig vor.
»Der Betäubungsschuss hat ihn ganz schön umgehauen«, meldete Julian seinen Gefährten, die ihn konzentriert beobachteten. »Zum Glück hat der Raumanzug die Wucht ein wenig gemindert.«
In den Schatten hinter dem Warpkern lauernd, hatte sich der zweite Fremde mittlerweile eine zerstörte EPS-Leitung über die Schulter gelegt. Er wirkte, als würde er allen Mut zusammennehmen, um sich gegen jedweden Angreifer zu verteidigen. Nach wie vor murmelte er unverständliches Kauderwelsch.
»Warum sind Sie hier?«, fragte Vaughn und näherte sich ihm vorsichtig. »Was wollen Sie von uns?«
Die Antwort des Fremden bestand daraus, die EPS-Leitung in Vaughns Richtung zu werfen und eine lange, unübersetzbare Tirade auszustoßen. Vaughn wich zurück und hielt Abstand.
Mit einem Mal atmete Bashirs Patient laut ein und hustete prompt. Die Membranen über seinen schwarzbraunen Augen hoben sich. Er wandte den Kopf zur Seite und übergab sich.
Bashir klopfte ihm auf den Rücken. »Ich gebe Ihnen etwas gegen die Übelkeit«, sagte er und scannte den Fremden erneut, bevor er wieder zum Hypospray griff. Sofort kippte der Kopf des Eindringlings zurück. Bashir stützte ihn sanft und nahm eine Decke aus seinem Medikit, die er über dem Geschwächten ausbreitete. »Das wird wieder. Sobald sich Ihre Körpertemperatur stabilisiert hat, fühlen Sie sich besser.«
»Nijigon boko nongolikuns angegriffen?«, keuchte der Fremde und fuhr sich mit der behandschuhten Hand über den Mund. »Wir wollten nur helfen.«
»Na endlich«, murmelte Bowers erleichtert. Der Universalübersetzer hatte die Sprache der Besucher also entschlüsselt.
»Wir verstanden Ihre Sprache bislang nicht«, erklärte Vaughn dem zweiten Fremden. »Unser Schiff wurde kürzlich angegriffen. Zu unserem eigenen Schutz mussten wir davon ausgehen, dass Sie hinter der Waffe steckten, die uns Schaden zufügte. Wir glaubten, Sie und Ihr Begleiter hegten böse Absichten. Es freut mich, zu sehen, dass wir uns irrten. Wir wollen niemandem schaden.« Er steckte seinen Phaser weg, breitete die Arme aus und trat vor. »Ich bin Commander Elias Vaughn vomRaumschiff Defiantund repräsentiere die Vereinigte Föderation der Planeten. Wir befinden uns auf friedlicher Mission in diesem Teil der Galaxis.«
Der Fremde nahm seinen Helm ab. Nein, korrigierte sich Nog plötzlich,ihrenHelm. Abgesehen von der grüngrauen Hautfarbe glich sie ihrem Begleiter. Bei jedem Atemzug blähten sich die Hauttaschen unter ihrem Kinn auf.
»Wir sahen, was mit Ihrem Schiff geschah«, sagte sie mit tiefer Stimme. »Als die Falle zuschnappte, registrierten unsere Sensoren es. Da wir Erfahrung mit dieser Art von Waffe haben, kamen wir Ihnen zu Hilfe. Wir brachten eine Energiequelle mit und wollten sie gerade an ihr System ankoppeln, als der da«, sie deutete auf Nog, »meinen Partner angriff.«
»Lieutenant Nog, Chefingenieur«, stellte er sich vor. »Und ich bitte um Entschuldigung. Nach allem, was wir gerade mitgemacht hatten, konnte ich nicht ahnen, dass Sie uns helfen wollten.«
Für einen Moment kehrte Stille ein. Die Fremde ging auf Nog zu, hob und senkte mehrfach ihre wimpernlosen Lider. »Ein verständlicher Fehler, wenn Sie unsere Nachricht nicht übersetzen konnten. Ich bin ebenfalls Technologin meines Schiffes. Mein Name lautet Tlaral.«
Nog grinste. Mehr musste er nicht wissen. Sofort trat er neben sie und staunte über ihre Ausrüstung. »Dann sprechen wir beide die gleiche Sprache. Zeigen Sie mir, wie dieses Gerät funktioniert?«, bat er und sah zu ihr auf. »Ist das eine Duranium-Hülle?«
»Scheint, als würden wir hier nicht mehr gebraucht«, murmelte Bowers amüsiert.
Vaughn verschränkte die Arme vor der Brust und lachte leise, während er Nogs und Tlarals Austausch beobachtete. »Willkommen im Maschinenraum. Erstkontakt nach Art des Hauses …«
Keine Stunde später speiste die fremde Technik schon Energie in die Hilfssysteme derDefiantein. Wie Vaughn von Tlaral erfuhr, würde die Menge ausreichen, um die Umwelt- und Computersysteme bis zum nächsten sicheren Hafen aufrechtzuerhalten. Doch was dann? Um sich darüber klar zu werden, setzte er eine spontane Strategiebesprechung in seinem Bereitschaftsraum an. Tlaral sollte ihr ebenfalls beiwohnen, wohingegen ihr Begleiter, ein »Technologe« namens Shavoh, sich unter Julians wachsamen Augen in der Krankenstation erholte.
Je länger die Besprechung dauerte, desto deutlicher wurde Vaughn, wie wenig Optionen sie noch hatten.
»Abgesehen von Ihrer Welt …«, begann er.
»Vanìmel«, ergänzte Tlaral. »Dort gibt es Werkstätten, Vorräte – was immer Sie benötigen. Mein Fürst hat mich ermächtigt, Ihrem Schiff und seiner Besatzung unsere volle Gastfreundschaft in Aussicht zu stellen. Er wartet auf Ihre Entscheidung.«
»Ihnen zufolge haben wir wenig Alternativen«, sagte Vaughn. Die Technologin hatte nahezu darauf bestanden, dass dieDefiantihre Heimat anflog. Dank Dax’ Überprüfung der Sensorlogbücher wusste er, wie viele andere Klasse-M-Welten mit warpfähigen Zivilisationen sich nur wenige Tagesreisen entfernt befanden. Warum dennoch nur Vanìmel für sie in Frage kommen sollte, musste Tlaral ihm noch erklären.
»Selbstverständlich gibt es andere Welten, die Fremden Hilfe bieten könnten, doch sie liegen weiter entfernt und könnten Sie für Eindringlinge halten und auf Sie schießen.« Sie erhob sich und deutete auf mehrere auf Vaughns Display zu sehende Planetensysteme. »Etwa hier und im Wiiru-System. Aber dort müssen Sie erst einmal hinkommen, ohne wieder einer dieser Waffen ins Netz zu gehen.«
Bowers, der Tlarals Daten über besagte Netzwaffen auf einem Padd begutachtete, fragte: »Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit?«
»Dieser ganze Sektor ist vermint«, gab Tlaral geduldig Auskunft. »Vanìmel und mein Volk, die Yrythny, werden belagert. Deshalb kennen wir die Waffen so gut. Sie sollen uns behindern, machen aber keinen Unterschied zwischen unseren und fremden Schiffen. Lassen Sie sich von den fehlenden Kampfspuren nicht täuschen: Sie befinden sich gerade in einem Kriegsgebiet!«
Vaughn faltete die Hände und ließ sich die Angaben erneut durch den Kopf gehen. Die Energieüberbrückung, die Tlaral im Maschinenraum eingerichtet hatte, sprach für die Effizienz yrythnyscher Technologie. Selbst Nog war beeindruckt. Sobald der Warpantrieb wieder funktionierte, befand sich dieDefiantnoch immer Tage von der nächsten fortschrittlichen Zivilisation entfernt. Es gefiel Vaughn nicht, derart eingeschränkte Optionen zu haben, doch Vanìmel schien die beste Chance zu sein. »Wir danken Ihrem Fürst für seine Einladung und nehmen sie gerne an, Tlaral«, entschied er daher. »Sobald wir Vanìmel erreichen, können wir uns Gedanken über die Reparaturen machen.«
»Unsere Regierung wird Sie nach besten Kräften unterstützen.« Sie klang aufrichtig. »Der Krieg hat uns von unseren Nachbarn isoliert. Ich weiß, wie sehr es meine Führer freuen wird, einen neuen Verbündeten zu haben.«
Verbündeter, dachte Vaughn, irritiert von ihrer Wortwahl.Vielleicht gehen die Motive dieser Yrythny über den Wunsch, geschwächten Reisenden zu helfen, hinaus. Bleibt die Frage, welche Gegenleistung sie erwarten …
Bevor Colonel Kira Nerys die Augen öffnete, widerstand sie dem Impuls, gegen die Wand ihres Quartiers zu schlagen oder zu treten. Ein Teil von ihr befürchtete, selbige würde verschwinden, sobald sie die Worte »Computer, Programm beenden« aussprach. Oder dass sie aus ruhelosem Schlaf auf dem gefrorenen Boden Dahkurs aufwachte und erfuhr, dass sie mit Wache halten dran sei. Die weit bessere Alternative bestand darin, dass sie mitten in einem Gespräch mit Odo eingeschlafen war und seine warme, umfließende Gestalt an ihrer spüren würde. Doch nichts davon trat ein.
Stattdessen lag sie quer in ihrem Bett, ein zerwühltes Laken über den Beinen, die Nase in einem Kissen, und erkannte eines sofort: Welche Realität dies auch sein mochte, es blieb eine, in der sie allein schlief. Die Stille und die Tatsache, dass hier alles nur nach ihr roch, belegten dies unzweifelhaft. Aber vielleicht, nur vielleicht, befand sie sich trotzdem nicht mehr auf der Station, sondern …
»Ops an Colonel Kira.«
Oder sie war nach wie vor daheim.
Daheim? Auf Deep Space 9?Irgendwie weigerte sich ihr Verstand an diesem Morgen, die beiden Begriffe in einen Zusammenhang zu bringen.
Kira seufzte, schob das Kissen weg und drehte sich um. »Kira hier. Sprechen Sie«, rief sie zur Zimmerdecke und ließ die Schultern kreisen, um ihre Muskeln zu lockern. War da ein Zittern in Ensign Beyers Stimme gewesen? Die kühlsten Köpfe waren mit Vaughn in den Gamma-Quadranten gereist, zurück blieben die nervösen. Kira lernte, geduldig zu sein.
»Äh, wir erhielten gerade eine Subraumbotschaft vom cardassianischen SchiffTrager, Sir. Dessen Captain bittet darum, Sie zu sprechen.«
»Stellen Sie ihn in mein Quartier durch, Ensign. Nur Audio.« Obwohl sie ihren morgendlichenRaktajinonoch nicht gehabt hatte, fühlte sich Kira mit einem Mal sehr wach. »Hier spricht Colonel Kira. Sprechen Sie,Trager.«
»Colonel.«Ein tiefer Bariton erfüllte den Raum. Mit nichts anderem hatte sie gerechnet, und dennoch drohten ihre Emotionen, sie zu überwältigen.
»Gul Macet«, grüßte sie knapp. »Was kann ich für Sie tun?« Kira griff nach ihrem Morgenmantel, knotete ihn besonders fest zu und begann sofort, sich mit den Händen durchs Haar zu fahren. Ihre Finger mussten beschäftigt bleiben. Natürlich wusste sie genau, dass Macet nicht Gul Dukat war, der verhasste ehemalige Präfekt des von den Cardassianern besetzten Bajors. Cardassias provisorische Regierung hatte sich für Macet verbürgt und ihr sogar seinen DNA-Scan geschickt, um sie und andere, die seine Identität bezweifeln mochten, zu beruhigen. Doch leider reichte kein wissenschaftlicher Beweis dieses Universums aus, um jahrelang gepflegte Instinkte zu besänftigen. Kira
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