Star Trek - Corps of Engineers 27: Natürliches Gleichgewicht - Heather Jarman - E-Book

Star Trek - Corps of Engineers 27: Natürliches Gleichgewicht E-Book

Heather Jarman

3,9

Beschreibung

Jeder der überlebenden Besatzungsmitglieder der da Vinci hat unter den Folgen der Weltenbrand-Katastrophe zu leiden – auch die Nasat P8 Blau. Als sie auf ihre Heimatwelt zurückkehrt, findet sie sich unversehens in einem Netz von Intrigen wieder: Immer wieder verschwinden Nasat, überall in ihrem Heimat sorgen mysteriöse Ereignisse für gelähmte Behörden. Aufgrund ihrer Erfahrungen mit der Sternenflotte im Allgemeinen und dem S.I.K. im Besonderen, wird Blau gebeten, bei den Ermittlungen zu helfen. Doch ihre Untersuchungen konfrontieren Blau mit einem schrecklichen Geheimnis aus ihrer Vergangenheit und es braucht all ihren Einfallsreichtum, um ihr Volk und eine ganze Welt zu retten ...

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NATÜRLICHES GLEICHGEWICHT

HEATHER JARMAN

Based onStar TrekandStar Trek: The Next Generationcreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen von Susanne Picard

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – CORPS OF ENGINEERS: NATÜRLICHES GLEICHGEWICHT wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Susanne Picard; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust und Gisela Schell; Cover Artwork: Martin Frei.

Titel der Originalausgabe: STAR TREK – CORPS OF ENGINEERS: BALANCE OF NATURE

German translation copyright © 2016 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2003 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2016 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc. All Rights Reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

ISBN 978-3-86425-903-6 (Dezember 2016)

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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Kapitel 1

Die Furcht drohte, sie zu überwältigen. Sie nahm ihr die Stimme und alles um sie herum verblasste. P8 Blau klammerte sich an ein Geländer, während die Welt auf dem Mutterbaum bebte und zitterte. In Gedanken schrie sie laut nach ihrer Freundin Zoeannah, sie möge sich gut an etwas festhalten, damit sie nicht fiele, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Plötzlich erregte ein Schatten, der an ihr vorbeizog, ihre Aufmerksamkeit. Instinktiv, ohne einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden, ließ eines ihrer Glieder los und ergriff den Riemen ihrer Reisetasche, bevor diese über die Kante rutschte.

Mein Vermächtnis …

Die Abendbrise kümmerte sich nicht um das Chaos, sie wehte durch die offenen Seiten des Übergangs und wirbelte winzige Splitter und Schmutz auf, die ihr die Sicht nahmen. Pattie wollte nicht loslassen, um sich den Staub aus den Augen zu reiben, und blinzelte heftig, um wieder klar sehen zu können. Sie verzog das Gesicht, als die Schmutzpartikel, die unter ihren Lidern gefangen waren, über ihre Augenmembranen rieben und heftigen Schmerz verursachten. Loszulassen wäre ganz einfach. Ihr Instinkt befahl ihr, sich zu einer schützenden Kugel zusammenzurollen, aber das zu tun hätte den sicheren Tod bedeutet. Ihr Griff wurde mit jedem trunkenen Schwanken des Mutterbaums fester.

Eine plötzlich vor ihr aufblitzende Flamme, ein metallisches Summen, dann fielen sämtliche Lichter in der Nähe aus. Die tintenschwarzen Silhouetten des Regenwalds in der Umgebung waren in der immer tiefer werdenden Dunkelheit kaum noch zu erkennen. Selbst wenn sie dieses Erdbeben überlebten – das erste ihres Lebens, das erste seit Generationen von Nasats –, fragte sich Pattie besorgt, welche Schäden die Stadt wohl davongetragen hatte: Von brechenden Stützen bis hin zu den tragenden Bohlen, die sorgfältig zwischen den Ästen ausbalanciert waren und zusammenbrechen würden, wenn dass sich das strukturelle Gewicht verlagerte. All diese Szenarien waren der Albtraum eines jeden Ingenieurs.

Wenn ich das hier überlebe, kommt viel Arbeit auf mich zu.

Dann hörte das Beben auf. Schweigen breitete sich in der Leere aus, die das Beben hinterlassen hatte, und schluckte jeden Klang, bis es auch in die letzten Ecken gedrungen war.

Die Pause gab P8 Blau einen Augenblick, um durchzuatmen. Und noch einen. Sie gestattete sich, zu entspannen und an mehr als nur ans Überleben zu denken.

Vielleicht ist es vorbei. Aber wenn sie verletzt ist …

Pattie gab besorgt einige klickende Laute von sich.

Zoeannah wäre nun zu Hause in ihrem Koben, wenn sie meinen Transport nicht erwartet hätte. Sie wäre dort sicherer als hier, mit Wänden, die sie umgeben und schützen.

Sie verfluchte die Dummheit des Nasat-Architekten, der geglaubt hatte, ein zu den Seiten hin offener Übergang trüge zur Ästhetik der Stadt bei. Ein Fehltritt hier hatte einen Hunderte von Metern tiefen Sturz durch Pilze, Ranken, Vogelnester und Blumen bis in die Unterholzebenen zur Folge, die einige Kilometer unter der Stadt lagen.

Zoeannah hätte fallen können. Und was ist mit Tarak? Was würde ich ihm dann sagen?

Sie schüttelte die beunruhigenden Gedanken ab, denn sie wusste, Schuld und Sorge konnten lähmen. Wenn sie nur den Trikorder an ihrem Gürtel erreichen könnte, wäre sie vielleicht in der Lage, nach Zoës betazoidischen Lebenszeichen zu scannen …

Wieder bebte der Boden unter ihren Füßen und ließ den Mutterbaum schwanken. Jedes Schaukeln löste Transportwaggons aus den Gleisen und warf die Tragebündel wie Treibgut in die Luft. Sie spürte, wie ihr Griff ein wenig nachließ, und verstärkte ihn ganz bewusst wieder. Ihre durch Angst geschärften Sinne nahmen den Übelkeit erregenden Lärm von Nasat wahr, die in Unterstände krachten, und den beißenden Qualm, der aus den explodierenden Konsolen quoll. Fallende Gebäudetrümmer prallten auf die Nasat, die zu verwirrt waren, um sich in ihre defensiven Positionen zusammenzurollen, oder nicht schnell genug ausweichen konnten.

Doch Pattie brachte genug schwarzen Humor auf, um auf makabre Weise von der ruhigen Computerstimme amüsiert zu sein, die wieder und wieder eine Botschaft über das Kommunikationssystem schickte und dabei zwischen Klicklauten und Föderationsstandard hin- und herwechselte.

„Bitte bleiben Sie ruhig, während der Zentrale Dienst die Lage analysiert. Automatische Systeme werden sobald wie möglich wieder mit voller Leistung bereitgestellt. Danke für Ihre Kooperation. Wir wünschen Ihnen eine ruhige Dunkelperiode …“

Pattie erschrak, als hinter ihr ein ohrenbetäubender Krach ertönte. Sie wirbelte herum und ließ den Blick durch den Wald schweifen. Ein abgebrochener Ast raste wie ein Rammbock auf ihren Übergang zu. In Gedanken berechnete Pattie, dass der Einschlag in rund dreißig Sekunden erfolgen würde. Die Zeit stolperte und verlangsamte sich.

Bitte bleiben Sie ruhig, während Sie platt gequetscht werden. Widerstand ist zwecklos!, wandelte sie die Computerdurchsage ab.

Es muss doch einen Fluchtweg geben, dachte sie. Ein weiterer Übergang, kaum hundert Meter entfernt, führte durch den Stamm des Mutterbaums hindurch auf eine andere Astsektion. Angenommen, sie könnten diesen Tunnel erreichen, ohne in den Wald hinabgeworfen zu werden, würden sie dem herabstürzenden Ast entkommen können. Doch als die Bohlen unter ihren Füßen wieder erzitterten, verwarf sie die Idee.

Es muss andere Möglichkeiten geben.Zurück zum Aufzug, der sie zur Transportstation in der Krone des Mutterbaums bringen würde? Das gleiche Problem. P8 Blau, ihre Freundin Zoeannah und andere, die ebenfalls das Pech hatten, diese Reiseroute gewählt zu haben, saßen buchstäblich in der Falle. Nichts, was sie taten, konnte den drohenden Einschlag noch verhindern. Aber mit etwas Glück überlebten sie den Aufprall vielleicht.

Nach allem, was sie in der letzten Zeit durchgemacht hatte, musste Pattie an ihr Überleben glauben. Sie starrte auf die Wut der Zerstörung, die auf sie zuraste und mit jeder Sekunde größer wurde, und war nicht in der Lage, den Blick abzuwenden.

Ein paar Schritte nur. Wir müssen nur ein paar Schritte weiterkommen. Galvan VI hätte mich das Leben kosten müssen. Nun auf diese Art und Weise sterben zu müssen fühlt sich an wie ein Epilog, dachte sie, erstaunt über die Willkür des Schicksals. Jetzt wird er jeden Augenblick hier einschlagen. Die Geschwindigkeit, mit der der abgebrochene Ast auf sie zuraste, nahm zu. Ungeachtet des ständigen Schwankens des Stamms wiederholte sich auch die lächerliche Nachricht des Computers. Wenn Pattie nur ihren Phaser zur Hand gehabt hätte, hätte sie das Kommunikationssystem ohne zu zögern zerstört. Es hatte etwas Würdeloses, dem Tod ins Auge zu sehen, während ein Computer nüchtern darauf bestand, dass es nichts gab, um das man sich hätte sorgen müssen. Sie holte tief Luft und bereitete sich auf den Aufprall vor …

Dann stoppte das Beben.

Mit einem Ruck richtete sich der Mutterbaum unter Kreischen und Krachen wieder in eine aufrechte, vertikale Position auf.

Die abrupte Bewegung des Baums bildete ein Gegengewicht zu dem Schwung des Asts. Ein widerhallender Krach, ein Zucken, dann fiel er wie ein Bleigewicht durch die sie umgebenden Etagen des Baums.

Keiner rührte sich, keiner sagte etwas.

Die Erleichterung kam nur langsam. Pattie beobachtete. Und wartete ab.

Die Brise trieb mit einem silbrigen Rascheln Blätter vor sich her. Zweige beugten sich. Rufe wilder Vögel erklangen in der Ferne und wurden nur von dem Gurren der pelzigen laito-Affen unterbrochen, die sich von einer Liane zur anderen schwangen, um nach einem nächtlichen Snack aus Früchten und Samen zu angeln.

Die Zeit verging wieder wie gewohnt.

Auch wenn es so schien, als sei die Normalität wiederhergestellt, spürte Pattie, dass niemand, sie selbst eingeschlossen, sich zu rühren wagte. Die Furcht, das Beben würde wiederkehren, war zu stark. Sie weigerte sich, die Erste zu sein, die es riskierte, sich zu rühren. Sie konnte warten.

Hinter ihr erklang das Rascheln von Gliedern, die über ein umgestürztes Terminal flitzten. Dann folgte das panische Klicken eines Nasat, der nach einem Vermissten suchte. Trümmer fielen von der Decke. Verbindungen, die wieder zum Leben erwachten, summten leise und fuhren sich hoch, bis das vertraute Brummen im Hintergrund zu hören war. Die alte Durchsage spulte sich immer schneller ab, bis sie sich verhaspelte, innehielt und durch eine andere ersetzt wurde: „Der Planetare Wissenschaftsrat gibt Entwarnung auf allen Ebenen. Keine erkennbaren seismischen Aktivitäten in der Umgebung. Ich wiederhole: Keine erkennbaren seismischen Aktivitäten. Der Grund des Bebens ist unbekannt. Bitte kehren Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit in Ihre Koben zurück und bleiben Sie dort. Erwarten Sie die aktuellen Berichte zum Status der Stadt.“

Eine fleischige, humanoide Hand berührte ihre primären Scheren.

Sie rang nach Luft und schloss die Augen. Ihre Glieder zitterten vor Erleichterung. Sie lebt. Patties Atem ging schneller und unregelmäßig, als sie sich endlich die Emotionen gestattete, die sie seit Beginn des Bebens zurückgehalten hatte.

Wir sind am Leben.

„Pattie …“ Zoeannah hustete und packte unwillkürlich fester zu. „… Ist alles in Ordnung?“ Ohne Patties Hand loszulassen, kroch sie näher heran, sodass sie von Angesicht zu Angesicht reden konnten. Sie stützte ihre Ellenbogen auf dem Boden auf und legte das Kinn in die Handfläche. „In diesem Licht kann ich nicht erkennen, ob du Dellen im Panzer hast.“

Das warme Gewicht von Zoës Hand beruhigte Pattie mehr, als irgendetwas sonst das gekonnt hätte. Dankbarkeit erfüllte sie.

Es geht ihr gut!, dachte sie und wiederholte den Satz immer wieder, um sich zu trösten. Dann erwiderte Pattie den Druck von Zoës Händen und berührte mit ihren Antennen Zoës Stirn. „Was ist mit dir? Bist du verletzt?“ Sie wandte den Kopf, um ihre Freundin besser sehen zu können. Ein Trümmerstück, das Zoës untere Körperhälfte unter sich begraben hatte, machte ihr Sorgen, Pattie schob es zur Seite. Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und sie ließ den Blick auf der Suche nach gebrochenen Knochen, blutenden Wunden und anderen Anzeichen für schwere Verletzungen, die Zoeannah erlitten haben mochte, an ihrer Lehrerin und Freundin hinabgleiten. Wieder und wieder untersuchte sie sie mit Blicken, bevor sie endlich entspannen konnte. Auch wenn sie einen Trikorder benötigt hätte, um es zu bestätigen, konnte sie aus dem, was sie sah, schließen, dass Zoë nur ein paar Kratzer davongetragen hatte und von Kopf bis Fuß mit Deck und getrocknetem Moos bedeckt war. Pattie griff nach einem kleinen Zweig und zog ihn aus den durcheinandergeratenen Locken ihrer Freundin. Weiche brauchten so viel Pflege. Es muss wirklich lästig sein, die fleischigen Teile außen zu tragen!

„Deine Telepathie hatte wohl einen Kurzschluss, wenn du mich fragen musst, ob es mir gut geht.“

Zoë hustete und kicherte gleichzeitig. Ihre Schultern zuckten. „Es gehört zum guten Ton, zu fragen, wie sich jemand fühlt. Auch wenn ich es schon längst weiß, Pattie.“

Sie rollte sich auf den Rücken und dehnte erst den einen, dann den anderen Arm vor der Brust. „Abgesehen von der Tatsache, dass ich mich scheußlich fühle, brauche ich wohl nur etwas Salbe für meine aufgeschürften Hände. Ehrlich, ich weiß nicht, ob ich mich noch länger hätte festhalten können.“ Sie hielt inne und kämmte sich mit den Fingern Rindenstücke aus den Haaren. „Und ein Bad. Ich hätte wirklich gerne ein Bad.“

Pattie wusste nicht, warum sich die fleischlichen Spezies ständig mit den verschiedensten Sauberkeitsritualen befassten, wahrscheinlich hätte eine Kruste aus Rindenstaub und Pilzen den natürlichen Gesundheitszustand ihrer Haut nur verbessert. In all den Jahren, die sie nun schon mit Humanoiden diente, hatte ihrer Meinung nach kein Wasser, Ultraschall, Öl, Parfum, Seife oder sonstiger Duftstoff den säuerlichen und unangenehmen Geruch verbessern können, der jeden Winkel ihrer Lebensräume durchdrang. Aber sie hatte sich daran gewöhnt. Tolerant zu sein, was die Lebensgewohnheiten anderer Spezies anging, wurde von einem Mitglied einer Gemeinschaft vieler Welten erwartet. Es gab allerdings einen Grund, warum Nasat es im Allgemeinen vermieden, zu dicht an Zoës und Taraks Labor zu wohnen, und das hatte nichts damit zu tun, dass die beiden laute Nachbarn gewesen wären.

„Die Abendregen werden bald beginnen“, erklärte Pattie. Ihr waren die Nebel, die aufgekommen waren, und die geringfügige Änderung des Luftdrucks aufgefallen. „Du musst nicht einmal in deinen Koben zurückkehren. Mach einfach einen Spaziergang über die Veranda da hinten.“ Pattie wies mit dem Kinn auf eine Art Balkon, der den Übergang erweiterte. „Und warte.“

„Das ist kein Bad, sondern eine Schlammpackung“, erklärte Zoë. Sie massierte sich die Hände und wechselte dabei von einer Hand auf die andere. „Pattie … glaubst du, du könntest deinen Kommunikator benutzen, um Tarak zu rufen? Er lässt gewöhnlich den Transmitter angeschaltet, wenn ich ausgehe.“ Ihre Stimme zitterte leicht.

Pattie berührte ihren Kommunikator. „P8 Blau an Dr. Tarak.“

Ein Krachen erklang, dann Statik. Schließlich: „Tarak hier. Du hast mich kontaktiert, also nehme ich an, du hast das Beben in akzeptablem körperlichem Zustand überlebt, aber was ist mit Dr. Xanfer … geht es ihr auch gut?“

„Ja, Doktor. Sie ist wohlauf. Schmutzig, aber wohlauf.“

„Die minimale Unannehmlichkeit des Schmutzigseins ist wohl anderen potenziell ernsthaften Verletzungen ihrer Person vorzuziehen. Ich wünsche euch auch weiterhin Gesundheit und klares Denken. Ich erwarte eure Gesellschaft, sobald es die Umstände erlauben. Tarak Ende.“

Zoë seufzte tief und legte eine Hand auf ihr Herz. „Ich habe gespürt, dass es ihm gut geht, aber ich konnte nicht sicher sein, ob der Wunsch, dass es ihm gut geht, mich vielleicht täuscht.“

Zufrieden seufzte sie wieder und ihre Schultern sackten vor Erleichterung ein wenig herab.

Sie ist verliebt, erkannte Pattie überrascht und glücklich. Sie hatte einige romantische Beziehungen zwischen Humanoiden in der letzten Zeit erlebt und interpretierte die Zeichen wohl richtig. Aber was für ein Zeitpunkt, das herauszufinden! Sie hatte Fragen an Zoë, aber sie würden warten können, bis sich eine bessere Gelegenheit ergab.

Zoë setzte sich im Schneidersitz hin, klopfte sich erneut den Staub von der Uniform und reckte den Hals, um sich einen Überblick zu verschaffen, was um sie herum geschah. „Kommen diese Beben öfter vor? Und wenn sie es tun, wird es noch mehr geben?“

„In meinen sechzehn Jahreszeiten – oder acht Jahren nach Föderationszeitrechnung – gab es keine. Wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, ist es viele Jahre her, seit es hier ernsthafte Erdbeben gegeben hat.“

Ein lautes Brummen und Stöhnen zeigte an, dass die Energiesysteme unter ihnen wieder ansprangen. Das Stöhnen signalisierte Pattie auch, dass sie sich nun ebenfalls sicher genug fühlen konnte, um sich aufzurichten. Zoë folgte ihrem Beispiel und kam noch ein wenig unsicher auf die Beine.

Hinter einem umgestürzten Kiosk, der vor ihnen lag, erkannte Pattie nun, dass sich einige Nasat entrollten, andere humpelten auf den nächstbesten Ausgang zu. Die meisten waren noch zu benommen, um sich zu bewegen oder sich gar in Sicherheit zu bringen. Ein paar kauerten noch an einem Geländer. Ein Energiebogen, der zwischen zwei zerstörten Computerterminals entstanden war, hielt sie gefangen. Jede der beiden Maschinen konnte jeden Moment explodieren.

„Glaubst du, wir sollten hierbleiben? Und auf den Sicherheitsdienst warten, der uns evakuiert?“, wollte Zoë wissen.

„Ich bin nicht sicher.“ Pattie ging vorsichtig um den Kiosk herum und hielt sich dicht an der Wand, um das Gleichgewicht zu bewahren. Zoë blieb dicht hinter ihr.

Hinter den Trümmern entdeckten sie noch ungefähr ein Dutzend Nasat, die verletzt waren – einige von ihnen tödlich.

„Wir müssen helfen“, erklärte Zoë. Es war eine Feststellung und keine Frage.

Pattie nickte.

„Ich werde damit anfangen, festzustellen, welche Verletzungen vorliegen“, entschied Zoeannah. „Meine Telepathie kann uns helfen, wo unser Training versagt.“ Sie wies mit dem Kinn in die Richtung der öffentlichen Informationsbildschirme. „Sieh du nach, ob es irgendwelche medizinische Ausrüstung hier gibt, mit der wir arbeiten können. Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, wo ich danach suchen sollte.“

Pattie schob die Trümmer auf dem Boden beiseite, um nach Nischen und Schränken zu suchen, in denen vielleicht medizinische Notfallkits aufbewahrt wurden. Ich hoffe, dass die Regierung beim Bau dieser Labore die neuesten Sicherheitsvorschriften für Gebäude beachtet hat.

Glücklicherweise hatte sie Jahre damit verbracht, die Gebäudestrukturen der Föderation zu studieren, und konnte nun darauf zurückgreifen. Sie erriet schnell, wo solche Notfallkoffer sich befinden sollten, und fand sie dort, wo man sie auch auf Vulkan, Trill oder Andor hätte erwarten können. Wenigstens haben wir ein paar Dinge standardisieren können, seit wir der Föderation beigetreten sind. Nasat tendierten dazu, sich nicht viele Gedanken um Details zu machen. Sie öffnete eine Bodenplatte und nahm ein paar Handgelenklampen heraus, einen medizinischen Notfallkoffer und einen medizinischen Trikorder.

Zoeannah nahm eine der Lampen entgegen, band sie sich ums Handgelenk und schaltete sie an. Kaum erhellte der Lichtkegel die Umgebung, murmelte sie: „Was für ein Chaos!“

Sie kniete sich neben einen bewusstlosen roten Nasat, der ganze Stücke seiner Unterpanzerung verloren hatte. „Wirklich ein dramatischer Auftritt, den du da hingelegt hast, Pattie. Vielleicht bringst du das nächste Mal einfach eine Flasche ktarischen Merlot oder eine Keramik von Risa mit und sparst dir die Melodramatik für das Ingenieurkorps der Sternenflotte“, sagte Zoë trocken.

„Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass es dir nicht gefallen könnte. Ich gebe zu, dass Beben war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber meine Heimatwelt ist schon lange nicht mehr wach gerüttelt worden“, gab Pattie schlagfertig zurück. „Manchmal muss man Dinge einfach gut schütteln, damit sie funktionieren.“

„Diesen ‚Witz‘ werde ich nicht einmal kommentieren.“

Pattie antwortete mit ihrem Äquivalent eines Zwinkerns: Sie rollte einen ihrer Fühler in Zoës Richtung zusammen.

„Sarkasmus steht dir, P8. Ich hatte schon immer den Verdacht, dass du ein Scherzbold wirst, wenn du erst die Grundlagen der Kommunikation gemeistert hast.“

Zoë setzte sich auf ihre Fersen, warf Pattie einen Blick zu und grinste. „Entweder das oder du verbringst so viel Zeit mit den Weichen, dass sie langsam auf dich abfärben.“

Pattie verbiss sich eine freche Antwort und hielt instinktiv inne. Verschiedene Szenen ihres Lebens in den letzten Jahren zogen innerhalb eines Augenblicks an ihrem inneren Auge vorbei. Es war eine lange Reise gewesen, in der sie etliche Schwierigkeiten hatte meistern müssen, aber sie hatte alle überwunden.

Dann sagte sie still: „Wenn ich irgendetwas gewonnen habe in der ganzen Zeit, die ich mit euch Weichen verbracht habe, dann war es die Erkenntnis, dass ich alles tun kann, was ich will. Eure Gegenwart hat mir erst das Selbstbewusstsein verliehen, der Sternenflotte beitreten zu wollen. Danke.“

Zoë lächelte. „Gern geschehen.“