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Kevratas ist eine öde, gefrorene Welt auf der entfernten Seite der romulanischen Neutralen Zone, wo die Föderation für die von einer Seuche heimgesuchten Einheimischen zur letzten echten Hoffnung auf Überleben und Freiheit geworden ist. Die Sternenflotte hat keine andere Wahl als ein weiteres Team zur Rettung der Kevrataner zu entsenden - und Picard ist die logische Wahl. Entscheidend für den Erfolg der Mission sind zwei Kollegen, die bereits bei seinem Kommando des Raumschiffes Stargazer unter ihm dienten - Pug Joseph, ein Mann mit einer Vergangenheit, die er ungeschehen machen will, und Doktor Carter Greyhorse, der eine Haftstrafe für versuchten Mord verbüßt hat - sowie ein Romulaner, der sein Volk vor Jahren verlassen hat und nie erwartet hat, einmal zurückzukehren. Zusammen verfolgen sie die Spur der vermissten Beverly Crusher nach Kevratas, entschlossen dort zu siegen, wo die Ärztin scheiterte. Auf der romulanischen Heimatwelt wird inzwischen das durch den Tod des Praetors Shinzon entstandene politische Vakuum durch seine standhafteste Unterstützerin, Senatorin Tal'Aura, gefüllt. Aber es gibt auch Widersacher, zu denen auch Commander Donatra und die Flotte von Warbirds unter ihrem Kommando gehören, die Tal'Aura vorwerfen, auf Rebellionen von Vasallenwelten des Imperiums falsch reagiert zu haben. Und eine Rebellion im Besonder
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Seitenzahl: 404
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Based upon
Star Trek: The Next Generation
created by Gene Roddenberry
Ins Deutsche übertragen von
Stephanie Pannen
Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – THE NEXT GENERATION: TOD IM WINTER
wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Stephanie Pannen;
verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Anika Klüver und Gisela Schell;
redaktionelle Mitarbeit: Julian Wangler; Satz: Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei.
Titel der Originalausgabe: STAR TREK – THE NEXT GENERATION: DEATH IN WINTER
German translation copyright © 2009 by Amigo Grafik GbR.
Original English language edition copyright © 2005 by CBS Studios Inc. All rights reserved.
© 2009 Paramount Pictures Corporation. All Rights Reserved.
™®© 2009 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are trademarks of CBS Studios Inc.
This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc., pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.
ISBN 978-3-942649-73-5 April 2011
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Für die Girgentis, den Nachtisch
auf der Speisekarte des Lebens
Manathas runzelte die Stirn und wünschte, man würde ihm ein wenig mehr entgegenkommen. Schließlich hatte er einen Auftrag auszuführen und konnte nicht ruhen, ehe er erledigt war.
Natürlich gab es in seiner Branche viele Risiken und sehr viele Möglichkeiten für Katastrophen. Er hatte vor langer Zeit gelernt, sich in Geduld zu üben und lautlos auf seine Gelegenheit zu warten – und sich darauf zu stürzen, wenn sie kam.
So stand er also, die behandschuhten Hände an seinen Seiten, zusammen mit all den anderen förmlich gekleideten Kellnern und Kellnerinnen und beobachtete die etwa hundert Hochzeitsgäste im Ballsaal, die an dem Dinner teilnahmen, während eine Musikgruppe ein flottes Liebeslied aus dem zwanzigsten Jahrhundert spielte. Er hoffte inständig, dass ein spezieller Gast endlich sein Hähnchen Cordon Bleu probieren würde.
Aber der Gast – ein junger Mann mit hellbraunem Haar, markanten Gesichtszügen und gespaltenem Kinn, der die rotschwarze Uniform eines Captains trug – enttäuschte Manathas erneut. Er ließ sein Hauptgericht unangetastet, genauso wie er seine achtel Scheibe Honigmelone, seinen Nizza-Salat, seinen Champagner, sein Mineralwasser und selbst die schwarze Stoffserviette ignoriert hatte.
Ach, Picard,dachte Manathas.
Er hatte den Burschen bereits gefragt, ob er eine andere Beilage zu seinem Hähnchen wolle, wobei er nah herangetreten war, um über der Musik gehört zu werden. Aber Picard hatte den Vorschlag mit der gemurmelten Begründung abgewiesen, dass er nicht hungrig sei.
Aber Manathas gab die Hoffnung nicht auf.Früher oder später wird der gute Captain nachgeben. Er wird irgendetwas von den Speisen oder den Getränken zu sich nehmen. Und wenn er das tut, werde ich bereit sein.
Unglücklicherweise konnte er seine Aufmerksamkeit nicht nur auf Picard richten. Es befanden sich noch drei andere Raumschiffcaptains im Raum und jeder von ihnen war für Manathas ebenso wichtig wie Picard.
Es war ungewöhnlich, dass sich vier so hochdekorierte Offiziere zur gleichen Zeit im Speisesaal befanden. Tatsächlich verstrichen häufig ganze Wochen, ohne dass auch nur eineinzigersolcher Offizier erschien. Und wenn doch mal einer vorbeischaute, handelte es sich ausnahmslos um jemanden, den er bereits bedient hatte.
Daher war dieses Hochzeitsbankett, so vulgär es nach den Maßstäben von Manathas’ Volk auch sein mochte, auch für ihn ein besonderes Ereignis – aber nicht in der Art, die sich die Frischvermählten vorgestellt hatten. Für Manathas war es ein äußerst vielversprechender Tag mit großem Potential, ein Tag, auf den er seit langer Zeit hingearbeitet hatte.
Walker Keel. Leo Blais. Marielle Kumaretanga. Und der selten gesehene, aber oft erwähnte Jean-Luc Picard.Ja, ein äußerst vielversprechender Tag.
Während Manathas das dachte, begaben sich die Braut und der Bräutigam auf die Tanzfläche. Der Bräutigam war groß, wirkte sportlich und unbekümmert. Seine Partnerin war ein Rotschopf von ungewöhnlicher Schönheit – natürlich von einem menschlichen Standpunkt her.
Und als sie auf der Tanzfläche herumwirbelten und das perlweiße Kleid der Braut wie Meerschaum einer Welle folgte, applaudierten ihre Gäste und gaben Bemerkungen von sich, die sie zweifellos für humorvoll hielten. Der Moment hatte keinen Anstand, keine Zurückhaltung, keine Würde.
Diese menschliche Trauungszeremonie war ein seltsamer Brauch – fast klingonisch in ihrem Überfluss und ihrer Maßlosigkeit. Aber andererseits gab es vieles an den Menschen, das Manathas seltsam fand.
Schließlich waren auch andere Paare mit ihrem Hauptgericht fertig und schlossen sich dem Brautpaar auf der Tanzfläche an. Und während sie das taten, stattete Manathas einem ihrer Tische einen Besuch ab. Er schob einen Servierwagen vor sich her, in dem ein Plastikbeutel hing.
Unglücklicherweise hatte er ein kleines Problem mit Bakterien – eine Phobie, um genau zu sein. Aber das hielt ihn nicht davon ab, seinen Auftrag zu erfüllen, dank der dünnen, sterilen Handschuhe, die er unter denen aus Baumwolle trug.
Stück für Stück sammelte er das benutzte Silberbesteck der Gäste ein und steckte es in den Plastikbeutel, um einer anderen Kellnerin so für neues Besteck Platz zu machen. Dann ging er zum nächsten Tisch und tat das Gleiche.
Ein Großteil des Bestecks landete wahllos in dem Sack. Ein paar Stücke wurden allerdings in einen kleineren Beutel sortiert, der unauffällig im größeren verborgen war.
In Gedanken beschriftete Manathas jedes Einzelteil mit dem Namen eines Captains. Die Gabel war von Keel. Der Löffel gehörte Blais. Das Messer war von Kumaretanga benutzt worden.
Aber nichts davon war von Picard und so fehlte Manathas’ Sammlung ein Stück zur Vervollständigung. Doch er war sich sicher, dass dieses Defizit schon noch rechtzeitig ausgeglichen werden würde.
Er ließ seinen Blick über den Raum schweifen, um sicher zu gehen, dass ihm niemand übertriebene Aufmerksamkeit schenkte. Aber natürlich tat das niemand. Keiner von ihnen hielt ihn für etwas anderes als einen menschlichen Kellner, der die niedere Arbeit ausführte, die man ihm zugewiesen hatte.
Wer würde ihn denn auch verdächtigen, ein chirurgisch veränderter romulanischer Spion zu sein – ein Agent, der über die trügerisch stille Neutrale Zone ausgesandt worden war, um ein Programm voranzutreiben, das sich nur der Scharfsinn des Praetors hatte ausdenken können?
Ein Plan, um Klone aus dem genetischen Material der berühmtesten Captains der Sternenflotte zu züchten, um sie zu einem günstigen Moment in ein paar Jahren oder vielleicht Jahrzehnten durch ihre geheimen Nachkommen zu ersetzen.Scharfsinnigwar sicherlich eine Untertreibung.
Aber Manathas war kein Wissenschaftler. Sein Job bestand nur darin, das erforderliche genetische Material für den Praetor zu beschaffen, und nicht, daraus hinterher Menschen zu reproduzieren.
Auch gut. Für seine Arbeit wurde er großzügiger entlohnt als die Wissenschaftler des Praetors. Außerdem zog er die Intrigen einer verdeckten Mission auf einer feindlichen Welt einem Leben vor, das damit verbracht wurde, auf einem Computerbildschirm DNA-Moleküle zu studieren.
Selbst in den Momenten, in denen »Intrigen nicht mehr bedeutete als das Einsammeln von schmutzigem Besteck.
Manathas hatte seinen dritten und letzten Tisch abgeräumt, als einer der Gäste aufstand und sein Glas erhob. Er hatte dunkles Haar, markante Wangenknochen und weit auseinanderstehende Augen, die jedermanns Aufmerksamkeit einzufordern schienen.
Es war Keel, der hochdekorierte Captain derHoratio, einem Raumschiff derAmbassador-Klasse. Keel, der sowohl mit der Braut als auch mit dem Bräutigam gut befreundet war, hatte den Ballsaal vor Monaten für die beiden gebucht.
»Ich bin glücklich, Sie alle heute hier zu sehen«, sagte er und ließ seinen Blick über die Menge uniformierter und ziviler Gäste schweifen. Er grinste. »Nun, vielleicht nichtalle.«
Die Bemerkung wurde mit Gespött und Gelächter quittiert. Aber es war freundliches Gespött zwischen Kollegen.
Keel fuhr fort. »Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass ich ein paar Dinge in meinem Leben erreicht habe. Ich habe mich als der mit Abstand fähigste Captain der Flotte herausgestellt ...«
Wieder gab es eine Welle der Missbilligung.
»Nicht zu vergessen der bestaussehenste ...«
Dieses Mal dauerte es etwas länger, bis die Unruhe nachließ.
»Sowie der beliebteste Captain des gesamten Sektors. Oder sollte ich sagen dergeliebteste ...?«
»Sie reizen es aus«, bemerkte Captain Blais, ein notorisch freundlicher Mann.
Keel lachte. »Vielleicht tue ich das. Aber unter all meinen Leistungen war es bis jetzt die größte ...« Er wandte sich an das Brautpaar. »... diese beiden ganz besonderen Personen zusammenzubringen, die dazu bestimmt sind, ihr Leben gemeinsam zu verbringen.«
Der Bräutigam drohte Keel mit dem Finger. Die Braut lächelte nur und verdrehte die Augen.
»Meine Damen und Herren«, sagte Keel, »Ich bitte Sie nun, Ihre Gläser zu erheben. Auf die reizende Beverly Crusher und ihren unwürdigen Ehemann Jack – mögen sie immer so glücklich sein wie heute.«
Der Trinkspruch hallte von einem Ende des Raums zum anderen. Dann tranken Keel und all die anderen Gäste auf das Wohl der Frischvermählten, ein hier auf der Erde üblicher Brauch.
»Und nun«, sagte Keel, »übergebe ich die Bühne an meinen Kollegen Jean-Luc Picard, ohne dessen Nachsicht diese Romanze nie in Gang gekommen wäre.«
Alle Augen richteten sich auf Picard, der überrascht wirkte. Er wies die Einladung mit einer Geste zurück.
»Kommen Sie schon«, sagte Keel winkend. »Der Anlass würde ohne ein paar Worte von Ihnen nicht vollständig sein.«
Andere wiederholten die Bitte. Und nach und nach wurde es zu einem rhythmischen Ruf:Jean-Luc, Jean-Luc ...
Schließlich gab Picard dem Drängen der anderen Gäste nach. Er erhob sich, nahm sein Glas und begab sich an Keels Seite. Dann ließ er seinen Blick über die Menge schweifen.
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Manathas konnte das Geräusch von Eiswürfeln in Gläsern und Absätzen auf dem glatten Fußboden hören. Schließlich räusperte sich Picard, erhob sein Glas in Richtung des Paares und begann.
»Wie Jack Ihnen bestätigen wird«, sagte er, »bin ich kein großer Redner. Meine Worte werden im Vergleich mit denen unseres Freundes Captain Keel sicherlich verblassen.«
Es wurden gegenteilige Ermunterungen ausgesprochen, doch Picard schien nicht überzeugt zu sein.
»Ich möchte nur sagen, wie froh ich bin, hier zu sein«, fuhr er fort, »und wie glücklich ich mich schätze, die Hochzeit von Beverly und Jack, die mir sehr am Herzen liegen, miterlebt haben zu dürfen.«
Alle Anwesenden nickten zustimmend. Einige erhoben sogar ihre Gläser. Aber sie hielten sich mit ihrem Applaus zurück und warteten offenbar darauf, mehr zu hören.
»Außerordentlicham Herzen liegen«, sagte Picard.
Manathas, der einige Zeit auf der Erde gelebt hatte, war inzwischen so etwas wie ein Experte für menschliches Verhalten geworden, genauso wie er das schon für sein eigenes Volk war. Er merkte, ob eine Person wütend oder ängstlich war oder etwas amüsant fand, egal wie sehr diese Person auch versuchte, es zu verbergen.
Und ebenso merkte er, wenn jemand über den Ausgang einer Sache enttäuscht war. Als der Romulaner Picard näher beobachtete, gab es keinen Zweifel: dieser Mann trug eine beträchtliche Menge an Schmerz und Enttäuschung mit sich herum.
Manchmal war es schwierig, die Ursache des emotionalen Zustandes eines Menschen herauszufinden. Aber nicht in diesem Fall. Manathas musste lediglich der Richtung von Picards Blick folgen ...
Geradewegs zur Braut, die sich in die Arme ihres neuen Partners schmiegte.
»Ich ... wünsche ihnen nur das Beste«, sagte der Captain. Die anderen Gäste schienen mehr zu erwarten. Aber Picardsagtenichts mehr. Ohne Vorwarnung erhob er sein Champagnerglas und trank.
Erst da begriffen die anderen, dass der Sprecher seine Rede beendet hatte. Allmählich erhob sich unter seinen Zuhörern ein zustimmendes Gemurmel, aber es war keine auch nur annähernd so enthusiastische Reaktion wie die, die Keel entgegengekommen war.
Mit einem Lächeln, das zu sehr nach einer Grimasse aussah, kehrte Picard an seinen Platz zurück. Und obwohl ihm seine unmittelbaren Tischnachbarn auf die Schulter klopften, als er sich hinsetzte, wusste er ebenso gut wie alle anderen, wie lustlos seine Rede gewesen war.
Aber schließlich liebte er ja auch die Braut.
Da war sich Manathas ganz sicher. Und obwohl er keinen Grund dazu hatte, Picards Partei zu ergreifen, hatte er ein wenig Mitleid. Auch er hatte einmal eine Frau an einen anderen Mann verloren. Aber glücklicherweise war dieser andere Mann nicht sein Freund gewesen.
Ausgehend von dem, was Manathas zusammengetragen hatte, standen sich Picard und der Bräutigam recht nahe. Und außerdem dienten sie zusammen auf derStargazer– oder genauer: der eine diente unter dem anderen. So würde der Captain jeden Tag daran erinnert werden, was er verloren hatte.
Und er würde jeden Tag seinen Schmerz verbergen müssen, um die Freundschaft mit Braut und Bräutigam nicht zu zerstören.
Allerdings gab es ein Licht am Ende jedes Tunnels, und Manathas hatte es schnell gefunden. Während sich Picard auf seinem Platz zurücklehnte, griff sich der Romulaner eine gekühlte Champagnerflasche und ging in seine Richtung.
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er, als er vor ihm stand.
Picard sah zu ihm hoch. »Ja?«
»Darf ich Ihr Glas auffüllen?«
Der Captain schien die Frage ungewöhnlich lange zu überdenken. Dann blinzelte er und sagte: »Nein. Das ist nicht nötig, vielen Dank.«
Manathas hatte gehofft, dass Picard ja sagen und ihm so die Chance geben würde, das Glas näher zu untersuchen. Aber es war nicht so wichtig. Er konnte sein Ziel immer noch erreichen.
»Es tut mir leid«, sagte er, als er das Glas ergriff und es gegen das Licht hielt, »aber in diesem hier ist ein Splitter. Ich bitte um Entschuldigung.«
Der Captain zuckte mit den Schultern. »Nichts passiert.«
»Ich bringe Ihnen gleich ein neues, Sir«, versprach Manathas. Dann nahm er das Champagnerglas und trug es so unauffällig wie möglich davon.
Es war für den Romulaner nicht schwer, mit seiner Beute davonzukommen. Picards Blick war bereits wieder in die Richtung der Braut gewandert. Und währenddessen hatte er Manathas vollkommen vergessen.
Als er sichergestellt hatte, dass niemand ihn beobachtete, schüttete er das, was von Picards Champagner noch übrig war, in ein anderes Glas – eines, das zuvor im Besitz der Braut gewesen war. Er war dabei sehr vorsichtig, um auf keinen Fall an die Stelle zu kommen, an der der Mund des Captains das durchsichtige Glas berührt hatte.
Schließlich wollte der Romulaner keine der epidermalen Zellen verlieren, die der Mensch dort zurückgelassen hatte. Beverly Cru-shers Zellen hingegen hatten keinerlei Wert für ihn. Sie befehligte kein Raumschiff und passte daher nicht in die Pläne des Praetors.
Manathas fügte seine neueste Beute seiner bisherigen Sammlung hinzu und schob den Wagen in die Küche. Dort, in einer abgeschiedenen Ecke, brach er den Stiel des Champagnerglases ab. Dann entfernte er den inneren Beutel aus dem äußeren und steckte ihn in eine Innentasche seiner Jacke.
So,dachte er.Alles was ich benötige, gut weggepackt, wo keiner es finden wird.
Später würde Manathas die Gegenstände sorgfältig verpacken – mit Hilfe eines weiteren Paars steriler Handschuhe, damit er nicht mit den sicherlich bösartigen menschlichen Bakterien in Berührung kam – und sie über eine Reihe von Frachtschiffen zurück nach Romulus schicken, von denen jedes einen Geheimagenten an Bord hatte, um die sichere Reise der Gegenstände zu gewährleisten. Und in ein paar Wochen würde das genetische Material von Jean-Luc Picard, Leo Blais, Walker Keel und Marielle Kumaretanga das Eigentum eines überaus dankbaren Praetors werden.
Aber Manathas hatte nicht vor, die Dankbarkeit des Praetors jetzt schon einzustreichen. Schließlich hatte er lange und emsig daran gearbeitet, ein vertrauenswürdiger Angestellter im Hauptspeisesaal der Sternenflotte zu werden. Und mit all den interessanten Gesprächen, die dort stattfanden, gab es mehr zu holen als DNA ...
Wenn es irgendetwas gab, das Beverly Howard noch mehr hasste als Rosenkohl, dann war es Bobby Goldsmith. An jenem Abend musste sie beides über sich ergehen lassen.
Während sie ihr Bestes tat, um Bobby zu ignorieren, der ihr am ovalen Tisch gegenübersaß und sie mit seinen dunkelbraunen Augen anstierte, schob sie eines der Röschen von den anderen weg und schnitt es so klein sie konnte. Dann spießte sie eines der Stückchen auf und schob es in ihren Mund.
Beverly hätte den Rosenkohl am liebsten in seinem zerschnittenen Zustand auf dem Teller gelassen, aber das hätte ihre Großmutter nicht gerne gesehen. Wenn sie etwas servierte, hieß es entweder, es zu essen oder noch Stunden später davon zu hören.
»Verschwende nichts, dann fehlt es dir auch an nichts«, sagte Felisa Howard oft und gerne, obwohl es viele Generationen her war, seit es einem Mitglied der Familie Howard tatsächlich an irgendetwas gefehlt hatte.
»Dieser Rosenkohl ist einfach himmlisch«, sagte Mrs. Goldsmith, eine hagere Frau mit einem dichten, dunklen Pferdeschwanz, die zu Beverlys Rechten saß.
»Sie haben wohl ein Händchen für den Replikator«, sagte Mr. Gold-smith, ein großer Mann mit kurz geschorenem Haar.
»Genau genommen«, sagte Beverlys Großmutter mit dem Anflug eines Lächelns, »habe ich ihn in meinem Garten geerntet.«
Als eine der Gründerinnern der Arvada-III-Kolonie sah sie es als ihre Pflicht an, den Neuankömmlingen dabei zu helfen, sich daheim zu fühlen. Die Goldsmiths waren erst vor zwei Wochen zusammen mit drei anderen Familien mit dem Shuttle von Alpha Sindaari gekommen.
Aber keine von ihnen hatte Kinder im Teenageralter mitgebracht, überlegte Beverly. Sie wünschte sich, dass man das Gleiche von den Goldsmiths hätte sagen können. Nicht, dass Bobby es darauf anlegen würde, ihr auf die Nerven zu gehen. Aber jedes Mal, wenn sie sich umdrehte, starrte er sie an und sie fragte sich inzwischen, ob sie Dreck auf der Nase hatte oder so etwas.
Und das hatte sie manchmal – nicht nur auf ihrer Nase, sondern unter ihren Fingernägeln und in den Linien ihrer Hände. Schließlich arbeitete ihre Großmutter nicht gerne allein im Garten und Beverly war das einzige Familienmitglied, das ihr dabei helfen konnte.
Sie erinnerte sich kaum an ihre Eltern. Sie waren bei einem Ubarrak-Angriff auf ihr Forschungsschiff umgekommen, als Beverly noch sehr klein gewesen war. Seitdem hatte sie bei ihrer Großmutter gelebt, ganz weit draußen im Arvada-System.
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