Star Trek - The Next Generation: Ein Ruf in die Dunkelheit - Michael Jan Friedman - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Ein Ruf in die Dunkelheit E-Book

Michael Jan Friedman

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Beschreibung

Auf einer gefährlichen Suche gerät die Enterprise in Gefahr

Auf der Suche nach dem Forschungsschiff Gregor Mendel dringt die Enterprise weit über die Grenzen der Föderation hinaus in unerforschte Raumsektoren vor. Eine Spur führt zum Planeten A'klah. Doch dessen Bewohner verbergen sich hinter einem starken Energieschild. Erst als die Enterprise diesen Schild durchbrochen hat, kann sie das gesuchte Schiff orten. Captain Jean-Luc Picard befehligt den Suchtrupp auf dem Planeten selbst. Kurz nach der Landung bricht der Kontakt zur Enterprise ab. Der Captain und seine Suchmannschaft lösen sich buchstäblich in Luft auf. Und als sie wieder zu sich kommen, haben sie ihr Gedächtnis verloren.

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Auf der Suche nach dem Forschungsschiff Gregor Mendel dringt die Enterprise weit über die Grenzen der Föderation hinaus in unerforschte Raumsektoren vor. Eine Spur führt zu dem Planeten A'klah. Doch dessen Bewohner, die Klah'kimmbri, verbergen sich und ihre Welt hinter einem undurchdringlichen Energiemantel.

Erst als die Enterprise diesen Energieschild durchbrochen hat, kann sie das gesuchte Schiff orten. Von der Besatzung jedoch fehlt jede Spur. Captain Jean-Luc Picard entschließt sich zu einem riskanten Schritt: Er will den Suchtrupp auf A'klah selbst leiten.

Kurz nach der Landung auf dem Planeten bricht der Funkkontakt zur Enterprise

MICHAEL JAN FRIEDMAN

EIN RUF IN DIE DUNKELHEIT

Star Trek™

The Next Generation

Kapitel 1

CAPTAINS LOGBUCH: STERNZEIT 42908.6

Die Suche nach dem Forschungsschiff Gregor Mendel hat uns ins Trilik'kon Mahk'ti-System geführt, das sich ein ganzes Stück jenseits der Föderationsgrenzen befindet.

Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich Trilik'kon Mahk'ti als unsere letzte Hoffnung bezeichne.

Schon seit Wochen suchen wir in diesem Sektor und überprüfen jedes Sonnensystem, jeden einzelnen Planeten – bisher ohne Erfolg. Selbst unsere Kommunikationsbojen sind bisher nutzlos geblieben. Nur Stille antwortet ihren Signalen.

Doch für gewöhnlich sind die Berechnungen unseres Bordcomputers sehr genau. Die letzte Kom-Nachricht des Forschungsschiffs, ein Subraum-Notruf, stammte aus diesem Bereich.

Die Mendel kann wohl kaum viel weiter geflogen sein, zumindest nicht aus eigener Kraft.

Die gleiche plötzliche und für gewöhnlich recht gefährliche Murasaki-Anomalie hat nicht nur den Kurs des Forschungsschiffs verändert, sondern auch das Antriebssystem beschädigt. Von dieser Annahme gehen wir jedenfalls aus.

Es erscheint immer wahrscheinlicher, dass die Mendel einer der vielen Gefahren zum Opfer gefallen ist, die das All für ein havariertes Raumschiff bereithält.

Oder die Beschädigungen des Antriebssystems sind ernster, als der erste Bericht vermuten ließ – ernst genug, um zu einer verheerenden Explosion zu führen.

Trotzdem setzen wir die Suche fort.

Captain Jean-Luc Picard lehnte sich im Kommandosessel zurück, und die Worte des Logbuch-Eintrags, den er vor einer Stunde aufgezeichnet hatte, hallten noch immer unheilvoll hinter seiner Stirn wider.

Logbuch-Einträge sind so glatt und präzise, dachte er. Aus gutem Grund. Starfleet befasst sich mit Fakten, nicht mit Gefühlen.

Doch manchmal reichten die Fakten allein nicht aus. Manchmal wollten auch die Emotionen sich Gehör verschaffen.

Aus den Augenwinkeln bemerkte er den Blick der Bordcounselor Troi. Er drehte den Kopf und sah sie an.

Troi war Betazoidin, eine Empathin. Sie spürte, was ihn bewegte, aber sie würde es nicht zur Sprache bringen, nicht hier auf der Brücke. Sie wusste es besser.

Dennoch tauschten sie eine stumme Botschaft aus, als sich ihre Blicke trafen. Wärme. Nein, noch etwas mehr. Anteilnahme und eine wortlose Versicherung: Was auch immer er durchmachte – er war dabei nicht allein. Diese mentale Mitteilung schenkte Picard Ruhe, klärte seine Perspektive.

Er neigte andeutungsweise den Kopf, eine Geste der Dankbarkeit, die nur Troi bemerkte und verstand.

Die Counselor lächelte und konzentrierte sich wieder auf die Darstellungen des großen Wandschirms. Sie suchte auf eine ganz persönliche Weise nach der Gregor Mendel, beziehungsweise nach der Besatzung des Forschungsschiffs. Zwar reichten ihre empathischen Fähigkeiten nicht so weit wie die Fernbereichssenoren und -scanner der Enterprise, aber sie versuchte trotzdem, emotionale Signale zu empfangen.

Picard sah sich auf der Brücke um und überlegte, ob den anderen seine zunehmende Unruhe auffiel. Wenn das der Fall war, so ließ sich niemand etwas anmerken.

Der Erste Offizier Riker stand neben dem Navigationspult und sprach mit dem dort sitzenden Offizier. Zwar kannte Riker den Captain besser als sonst jemand – mit Ausnahme von Troi natürlich –, aber es gab zu viele Leute, die seinen Rat brauchten, und aus diesem Grund blieb ihm kaum Zeit, an Picard zu denken.

Data arbeitete an der Operatorstation und beobachtete die Zahlen- und Buchstabenkolonnen auf dem Monitor. Er hätte ohnehin keine Veränderungen im Verhalten des Captains bemerkt. Leider offenbarte der Androide gewisse Beschränkungen, wenn es darum ging, Nuancen des menschlichen Gebarens zu erkennen und zu deuten.

Worf bewies gelegentlich eine erstaunliche Aufmerksamkeit, zumindest in Bezug auf weniger sanfte Gefühle. Doch mehrere Angehörige der wissenschaftlichen Abteilung umringten den hochgewachsenen Klingonen im rückwärtigen Teil der Brücke und halfen ihm dabei, Thoriumionen anzumessen. Impulstriebwerke setzten solche Partikel frei, und Worf nahm an, dass der Mendel genug Antriebskapazität geblieben war, um eine derartige Spur zu hinterlassen.

Picard unterbrach die Grübeleien, als der Erste Offizier den Kontrollraum durchquerte. Trotz seiner Größe bewegte er sich überraschend geschmeidig, als er neben dem Captain Platz nahm.

»Offenbar hatten Sie recht«, ragte Riker.

»Was meinen Sie, Nummer Eins?«

»Unsere Sicherheitsmaßnahmen. Von den Klah'kimmbri ist nichts übriggeblieben. Abgesehen von Trümmern, wo es einst Raumschiffe, Orbitalstationen und Satelliten gab. Nichts deutet darauf hin, dass noch irgendwelche Klah'kimmbri in der Nähe sind.«

Riker nickte in Richtung Wandschirm. Der äußerste Planet des Trilik'kon Mahk'ti-Systems zeigte sich als langsam anschwellendes Loch in der Schwärze des Weltraums. Silberweißes Licht schimmerte auf der Tagseite.

»Wenn sie überlebt haben«, fuhr Riker fort, »so müsste es hier eigentlich einen Außenposten geben – immerhin handelt es sich gewissermaßen um das Tor zu ihrem Heimatsystem. Aber die Scanner registrieren keine Anlagen irgendeiner Art auf dem Planeten.« Er lehnte sich zurück. »Nur zwei tiefe Krater dort, wo sich vielleicht welche befanden.«

Picard musterte ihn. »Sie klingen enttäuscht.«

Riker lächelte. »Vielleicht bin ich es auch. Ein wenig. Ich meine, ich habe mich bestimmt nicht auf eine Konfrontation mit den Klah'kimmbri gefreut. Sie stehen – oder standen – in keinem besonders guten Ruf. Es heißt, sie schossen erst und stellten später Fragen. Aber ich hoffte, dass wenigstens etwas von ihnen übrig ist. Eine Kultur, die nach dem Konflikt mit den Cantiliac zur Vernunft kam und den Frieden zu schätzen begann …« Er seufzte.

Picard nickte. »Ja. Das wäre sicher interessant gewesen. Aber wenn sie zur Einsicht gelangten, so war es bereits zu spät. Die Offensive der Cantiliac muss so massiv gewesen sein, dass die Klah'kimmbri innerhalb kurzer Zeit ausgelöscht wurden. Die Raumflotte bekam gar keine Gelegenheit, eine Verteidigung zu organisieren, und wenig später traf es den Rest der Zivilisation.«

Riker brummte zustimmend. »Mein Großvater sagte immer: Ganz gleich, wie stark und zäh jemand sein mag – es gibt immer jemanden, der noch stärker und zäher ist.«

»Ein kluger Mann, Ihr Großvater.« Doch die Gedanken des Captains galten weder dem Schicksal der Klah'kimmbri noch der hausbackenen Weisheit des Ersten Offiziers. Er dachte wieder an das Forschungsschiff Gregor Mendel und die persönliche Bürde, die es für ihn darstellte.

Eine Zeitlang herrschte fast völlige Stille, nur unterbrochen vom beständigen Summen des Impulstriebwerks und dem leisen Gespräch auf dem Oberdeck der Brücke. Der Wandschirm zeigte noch immer den langsam größer werdenden äußersten Planeten des Sonnensystems.

»Ich würde gern die Deflektoren aktivieren«, sagte Riker. »Falls wir es hier mit einer Der-Schein-trügt-Situation zu tun haben.«

»Selbstverständlich«, antwortete Picard. »Ergreifen Sie alle Maßnahmen, die Sie für richtig halten.«

Dann rief jemand nach dem Ersten Offizier, und Riker stand auf, ging mit langen Schritten davon.

Picard blieb allein zurück – Troi horchte noch immer in den emotionalen Äther – und beobachtete den Planeten im Projektionsfeld. Er erinnerte sich an das statistische Datenmaterial, mit dem er sich beschäftigt hatte, bevor sie das Trilik'kon Mahk'ti-System erreichten.

Eine bestimmte Information fiel ihm ein. Drei Milliarden und neunhunderttausend Kilometer. Die durchschnittliche Entfernung des äußersten Planeten von der Sonne. Data hätte sicher genauere Angaben machen können, aber der Captain gab sich mit dieser Zahl zufrieden.

Drei Milliarden und neunhunderttausend Kilometer. Kein sehr großes Sonnensystem. Das letzte war fast doppelt so groß gewesen. In gewisser Weise wünschte sich Picard ein wesentlich größeres, praktisch unendliches System. Es hätte ihn davor bewahrt, sich einer Wahrheit zu stellen, die kaum mehr Platz für Zweifel ließ.

Plötzlich hielt er es nicht länger im Kommandosessel aus. Er spürte das unwiderstehliche Verlangen, aufzustehen und sich zu bewegen, etwas zu unternehmen.

Picard brauchte seine ganze Willenskraft, um sich würdevoll zu erheben. Er legte die Hände auf den Rücken, als er zum Wandschirm trat, blieb erst stehen, als er die vorderen Konsolen erreichte.

Der Planet war jetzt ein wenig näher und schien am Rand zu glühen, doch der Rest blieb dunkel und konturlos. Picard beobachtete ihn so konzentriert, als könne er die Mendel entdecken, indem er nur aufmerksam genug Ausschau hielt – als sei er in der Lage, allein mit fester Entschlossenheit mehr zu leisten als die komplexen Ortungsinstrumente der Enterprise, ganz zu schweigen von Trois beträchtlichen mentalen Fähigkeiten.

Aber natürlich gab es überhaupt nichts zu sehen. Selbst wenn sich das Forschungsschiff in der Umlaufbahn jener Welt befunden hätte – die Entfernung war noch immer viel zu groß, um es mit bloßem Auge zu erkennen.

Der Captain holte tief Luft und ließ den Atem mit einem leisen Zischen entweichen. Es ist alles so verdammt … frustrierend, dachte er.

Die Tür des Turbolifts glitt auf und lenkte Picard ab. Er warf einen Blick über die Schulter und sah, wie jemand aus der Sicherheitsabteilung die Brücke betrat. Er führte ein kurzes leises Gespräch mit dem Klingonen und verließ den Kontrollraum wieder.

Der Captain runzelte verwirrt die Stirn. Wenn es dem Mann darum gegangen war, Worf eine Nachricht zu übermitteln – warum hatte er dann nicht das Interkom benutzt?

Dann begriff Picard.

Der Sicherheitsbeamte hatte Worf ablösen wollen. Die Schicht des Klingonen war zu Ende, aber er lehnte es trotzdem ab, seinen Posten auf der Brücke zu verlassen.

Damit verstieß er gegen die Vorschriften, auch wenn gute Absichten dahintersteckten.

Picard ließ die Projektion des Planeten hinter sich zurück und durchquerte den Kontrollraum. Als er sich den Stationen des Achterdecks näherte, sah Worf kurz auf und senkte dann den Kopf.

Er meidet meinen Blick, stellte der Captain fest. Ihm ist klar, dass ich Bescheid weiß.

»Mister Worf«, sagte er. »Ich möchte Sie sprechen.«

Mit offensichtlichem Widerstreben wandte sich der Klingone von den Scanner-Monitoren ab.

Picard ging zum Bereitschaftsraum. Die Tür öffnete sich, und er trat ein, gefolgt von Worf.

Der Captain setzte sich hinter den Schreibtisch und beobachtete, wie der Sicherheitsoffizier auf der anderen Seite Platz nahm. Worf schien sich nicht besonders wohl zu fühlen, und das lag wohl kaum an dem für ihn zu kleinen Stuhl.

»Ich dachte, wir hätten das alles hinter uns«, begann Picard. »Wir haben schon einmal darüber gesprochen, vor einigen Monaten.«

Worf schnitt eine finstere Miene und hielt den Kopf hoch erhoben. Doch bei ihm wirkte dieses Gebaren nicht trotzig, wie es bei einem Menschen der Fall gewesen wäre. »Aye, Sir«, erwiderte er schlicht.

»Warum haben Sie es dann abgelehnt, sich am Ende Ihrer Schicht ablösen zu lassen?«

Der Klingone zuckte mit den breiten Schultern, wodurch das metallene Ehrenband auf seiner Brust leise klirrte. »Ich hielt es für besser, auf meinem Posten zu bleiben.«

Picard seufzte. »Ich begrüße Ihren Diensteifer, Lieutenant. Niemand wird Sie als Drückeberger bezeichnen. Aber alle Brückenoffiziere haben eine spezielle Ausbildung genossen, was gerade Ihnen klar sein dürfte – immerhin sind Sie in einigen Fällen der Ausbilder gewesen. Nun, die einzelnen Schichten sind nicht ohne Grund von begrenzter Dauer. Weder Menschen noch Klingonen oder Angehörige anderer Völker können beliebig lange allen Anforderungen des Dienstes gerecht werden.« Der Captain unterstrich die Bedeutung seiner Worte mit einer kurzen Pause. »Haben Sie verstanden?«

»Aye«, brummte Worf. Er schien mit sich selbst zu ringen, schwieg jedoch.

»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte Picard.

Die Falten fraßen sich tiefer in Worfs Stirn, aber einer direkten Frage durfte er nicht ausweichen. Zumindest nicht ganz.

»Ja, Sir«, antwortete er schließlich.

»Ich höre«, sagte Picard. Er wusste aus Erfahrung, wie schwierig es sein konnte, von dem Klingonen Auskünfte zu bekommen. Unter gewissen Umständen waren Gespräche mit ihm sehr mühsam.

Worf kniff die Augen zusammen. »Sie.«

Der Captain beugte sich vor. »Ich? Was ist mit mir?«

»Sie sind der Grund dafür, dass ich den Dienst fortsetzen wollte – Sir. Alles deutet darauf hin, dass Ihnen diese Mission viel bedeutet. Deshalb hielt ich meinerseits größeres … persönliches Engagement für angebracht.«

Es war so ziemlich die längste Rede, die Picard jemals von Worf gehört hatte. Sie stellte eine Überraschung dar, verblüffte ihn geradezu.

Worf hatte ihn durchschaut und wusste offenbar um seine Besorgnis. Obwohl ich sicher gewesen bin, dass mir niemand etwas angemerkt hat, fuhr es Picard durch den Sinn. So kann man sich irren.

Der Captain räusperte sich. »Haben Sie Ihre Beobachtungen den anderen mitgeteilt?«

Worf nickte – eine knappe, ruckartige Bewegung des großen Kopfes. »Mister LaForge hat mich darauf hingewiesen. Allerdings hatte ich zu jenem Zeitpunkt bereits eigene Schlussfolgerungen gezogen.«

Picard dachte darüber nach. »Mister LaForge«, wiederholte er. »Er glaubt also, dass ich in Hinsicht auf diese Mission … beunruhigt bin.«

»Aye«, bestätigte Worf. »Das gilt auch für Mr. Crusher und Commander Riker. Counselor Troi ist sicher ebenfalls unterrichtet, aber sie spricht nicht darüber.«

Picard stellte fest, dass ihm der Mund offenstand. Er schloss ihn. »Sind das alle?«, fragte er.

»Nein.« Der Klingone nannte auch die übrigen Brückenoffiziere.

»Nun gut«, sagte der Captain langsam. »Und worauf führen Sie – Sie alle – meine Beunruhigung zurück?«

Worf zuckte erneut mit den Schultern. »Der auslösende Faktor ist uns unbekannt«, entgegnete er. »Nur Sie kennen ihn.«

Picard atmete innerlich auf. Wenigstens das blieb ein Geheimnis. Er beugte sich über den Schreibtisch vor.

»Ich gebe zu, dass die gegenwärtige Mission eine persönliche Bedeutung für mich hat«, erklärte er. »Obwohl ich mir Mühe gegeben habe, niemanden darauf hinzuweisen. Außerdem bin ich Ihnen für Ihre Anteilnahme dankbar.« Ganz bewusst veränderte er den Tonfall. »Dennoch besteht kein Anlass, die Schichten des Brückendienstes zu verändern. Sie werden sich unverzüglich ablösen lassen.«

»Aye, Sir«, brummte Worf. Kam in seiner Stimme eine gewisse Verdrießlichkeit zum Ausdruck? Klingonen hatten es nicht gern, wenn man ihnen eine Standpauke hielt. »Ich benachrichtige die anderen.«

Picard bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Soll das heißen, auch Ihre Kollegen machen Überstunden?«

In Worfs Mienenspiel zeigte sich etwas, das Picard dort nun zum ersten Mal sah. Es handelte sich um eine seltsame Mischung, die zu gleichen Teilen aus Überraschung, Verlegenheit und dem Wunsch bestand, die Flucht zu ergreifen.

In den Schläfen des Klingonen zuckte es, als er nach den richtigen Worten für eine Antwort suchte, mit der er leben konnte.

»Lieutenant?«

Der Sicherheitsoffizier seufzte. »Aye, Sir. Es … ist so, wie Sie vermuten.«

Picard spürte, wie Ärger in ihm emporquoll. Er richtete sich nicht etwa gegen die Crew, sondern betraf in erster Linie ihn selbst. Hatte er sich von seiner Sorge in Bezug auf die Gregor Mendel so sehr in Anspruch nehmen lassen, dass er alles andere übersah?

Er wandte sich abrupt von dem Klingonen ab und schaltete das Computerterminal ein. Eine Liste erschien auf dem Monitor. Eine Zeitlang starrte Picard auf die Daten, und dann löschte er die Darstellung.

Worf saß noch immer auf der anderen Seite des Schreibtischs und wirkte zerknirscht.

»Sie können gehen«, sagte Picard.

Der Klingone stand auf. »Danke, Sir.« Er drehte sich ruckartig um, verließ den Bereitschaftsraum und wirkte dabei recht erleichtert, fand der Captain.

Nun, Worf war also nicht der einzige, der gegen die Vorschriften verstieß. Fast ein Drittel der Brückenoffiziere ignorierte die übliche Diensteinteilung.

Eigentlich rührend, dachte Picard. Er hatte nie beliebt sein wollen, nur fair und gerecht. Es erfüllte ihn mit Zufriedenheit festzustellen, wie viel Mühe sich die Offiziere für ihn gaben. Andererseits: Er durfte nicht zulassen, dass dieses Verhalten andauerte.

Picard erhob sich, trat um den Schreibtisch herum und durchquerte das Zimmer. Die Tür öffnete sich, und der Captain kehrte auf die Brücke der Enterprise zurück.

Niemand sah in seine Richtung. Es war fast komisch.

Picard unterdrückte ein leises Lachen, als er zwischen den vorderen Konsolen und dem großen Wandschirm stehenblieb. »Achtung«, sagte er mit tiefer, volltönender Stimme und sprach laut genug, um auch im Bereich der hinteren Stationen gehört zu werden.

Plötzlich herrschte Stille im Kontrollraum.

»Offenbar haben es einige von Ihnen mit ihrem Diensteifer übertrieben«, sagte der Captain. »Ich erwarte, dass umgehend die normale Situation wiederhergestellt wird.« Er beschloss, seine Dankbarkeit für die Bemühungen der Crew zu zeigen. »Darüber hinaus werden Sie alle von den Freizeiteinrichtungen an Bord dieses Schiffes Gebrauch machen. Das ist nicht nur eine Empfehlung.« Er erinnerte sich daran, dass Worf Geordi erwähnt hatte. »Damit meine ich auch die Angehörigen der technischen Abteilung.«

Die Offiziere wechselten stumme Blicke. Größtenteils waren es keine besonders glücklichen Blicke; immerhin vertraten sie alle die Ansicht, auf die Brücke zu gehören. Und jeder von ihnen konnte die Freizeitdecks ganz nach Belieben aufsuchen – dazu brauchten sie keinen Befehl.

Dennoch gehorchten die Offiziere. Mehrere Männer und Frauen an verschiedenen Stationen öffneten interne Kom-Kanäle und baten um Ablösung.

Picard nahm wieder im Kommandosessel Platz. Er sah nicht nach rechts oder links, als er sich zurücklehnte, spürte deutlich Rikers und Trois Aufmerksamkeit.

»Ich bin enttäuscht von Ihnen«, sagte der Captain leise. »Und das gilt insbesondere für Sie, Nummer Eins. Wenn ich nicht zugegen bin, sollen Sie mein Stellvertreter sein. Dass ausgerechnet Sie die Revolte anführen …«

Aus den Augenwinkeln sah er, wie die Counselor schmunzelte. Es war schwer, sich in Gegenwart einer Empathin verärgert zu geben.

Riker schien nichts davon zu bemerken und rutschte ein wenig zur Seite. »Von einer Revolte kann keine Rede sein, Sir. Es handelt sich eher um ein Zeichen von Loyalität. Die Offiziere haben es gut gemeint.«

»Ja. Aber Sie wissen ebenso gut wie ich, dass wir in diesem Sonnensystem mit unbekannten Gefahren rechnen müssen. Deshalb ziehe ich es vor, dass sich meine Crew ihre überschüssige Energie für Notfälle aufspart und sie nicht an routinemäßige Aufgaben verschwendet, die auch von anderen wahrgenommen werden können.« Picard räusperte sich demonstrativ. »Einige Offiziere haben bereits mit der dritten oder gar vierten Schicht begonnen, ohne sich auszuruhen. Unter solchen Umständen ist es unmöglich, voll leistungsfähig zu bleiben.«

Riker nickte. »Ich verstehe. Sie sind also der Meinung, dass nach rund vierundzwanzig Stunden die Konzentration nachlässt?«

»Ja, allerdings.« Der Captain kniff argwöhnisch die Augen zusammen und musterte den Ersten Offizier. Aber Riker trug eine Poker-Miene, die nichts verriet. »Worauf wollen Sie hinaus, Will? Gibt es jemanden, der schon so lange im Dienst ist und meinen Befehl nicht beachtet?«

Riker und Troi sahen sich kurz an.

»Aha«, brummte Picard. »Ich habe also richtig getippt.«

»Aye, Sir«, bestätigte der Erste Offizier.

»Heraus damit, Nummer Eins. Wer ist es?«

»Sie, Sir«, erwiderte Riker sanft. »Wenn ich richtig gerechnet habe, sind Sie schon seit sechsundzwanzig Stunden auf der Brücke.«

»Seit siebenundzwanzig Stunden und neununddreißig Minuten, um genau zu sein«, ließ sich Data vernehmen und warf einen Blick über die Schulter. Bei ihm kamen diese Worte einer sachlichen Information gleich.

Picard runzelte die Stirn. Leider war Datas Taktgefühl nicht annähernd so gut ausgeprägt wie seine Wahrnehmungssinne, zum Beispiel das Gehör, Picard atmete tief durch und wandte sich wieder an Riker.

»Danke für Ihren Hinweis«, sagte er. »Ich weiß ihn sehr zu schätzen. Sie haben das Kommando, Nummer Eins.«

Er nickte Troi ein kurzes Adieu zu und ging zu den Offizieren, die am Turbolift warteten.

Zuerst dachte Fredi, es liege an der Erschöpfung. Immerhin arbeitete er schon ziemlich lange an der Auswertung der geologischen Daten, die er auf Baldwin-McKeans Planet gesammelt hatte.

Eigentlich brauchte er sich gar nicht zu beeilen, was die Analyse betraf. In seinem beruflichen Leben als Geologe kam es praktisch nie zu Notfällen. Die Steine auf Baldwin-McKean existierten schon seit langer Zeit, und bestimmt gab es sie auch dann noch, wenn er längst gestorben war. Außerdem bekam er sicher erst Gelegenheit, neue Proben zu sammeln, wenn die Suche nach der Mendel zu Ende ging – so oder so.

Selbst unter normalen Umständen konnte man Fredi nicht als vielbeschäftigten Mann bezeichnen. Wie oft geschah es, dass sich die Enterprise für banale Kartographierungen fremder Planeten Zeit nahm? Nur sehr selten. Dafür standen kleinere, weniger leistungsfähige Raumschiffe zur Verfügung, wie zum Beispiel die Mendel.

An Bord eines Schiffes der Galaxis-Klasse stellte Fredi eigentlich einen Luxus dar. Er bekam nur dann zu tun, wenn es keine wichtigen Dinge zu erledigen galt.

Als die Nachricht vom Verschwinden des Forschungskreuzers eintraf, entfaltete sich hektische Aktivität in einigen wissenschaftlichen Subsektionen. Nukleonik. Quantenmechanik. Fredi hätte längst daran gewöhnt sein sollen zu beobachten, wie seine Kollegen zwei oder drei Schichten hintereinander arbeiteten und Berichte für die Brücke erstellten, während er Däumchen drehte. Aber diesmal konnte er einfach nicht untätig bleiben.

Nervöse Energie brodelte in ihm, suchte nach einem Ventil. Zum Glück wartete noch immer ein ganzer Datenberg darauf, ausgewertet und korreliert zu werden – andernfalls wäre Fredi vielleicht explodiert. Er stürzte sich in die Arbeit, mit dem gleichen Eifer wie die Wissenschaftler der anderen Abteilungen. Er folgte ihrem Beispiel, saß zwei Schichten lang am Computerterminal, schlief dann ein wenig und kehrte ins Labor zurück.

Und es fühlte sich gut an. Eine seltsame Euphorie erfasste den Geologen. Er konnte keinen Beitrag zur Lösung des aktuellen Problems leisten, aber es erfüllte ihn mit Genugtuung, hart zu arbeiten und Teil der allgemeinen Entschlossenheit zu werden. Schon seit vielen Jahren – vielleicht seit seiner Schulzeit, von der ihn inzwischen eine halbe Ewigkeit trennte – hatte er nicht mehr auf diese Weise empfunden.

Dann spürte er die ersten Anzeichen der Müdigkeit: in den Fingern, im Rücken. Das kommt davon, wenn man zu lange an einem Monitor sitzt, dachte er. Es spielt keine Rolle, wie ergonomisch sie gestaltet sind – früher oder später wird man müde. Diese Erklärung genügte, um keine Besorgnis in ihm entstehen zu lassen.

Doch schon nach kurzer Zeit wurde es schlimmer. Die Finger versteiften sich so sehr, dass er sie nicht mehr krümmen konnte. Krämpfe entstanden in den Muskeln des verlängerten Rückens und der Beine. Es strengte ihn an, aufrecht zu sitzen.

Eine Pause, überlegte er. Ich brauche nur eine Pause.

Einige Sekunden später begann er zu begreifen, wie schlimm es um ihn stand. Als er seinen Platz verließ, um sich etwas zu trinken zu holen, gaben die Knie unter ihm nach. Die Knochen in den Beinen schienen sich plötzlich in eine gallertartige Masse zu verwandeln und lehnten es ab, Fredis Gewicht zu tragen. Er stürzte zu Boden.

Verdammt!, fuhr es ihm durch den Sinn. Was ist los mit mir?

Er glaubte noch immer, dass es sich nicht um eine ernste Angelegenheit handelte, schob es auf Durchblutungsstörungen. Ich habe zu lange in der gleichen Position gesessen.

Doch dann hätte die Taubheit rasch nachlassen müssen – und das war nicht der Fall. Fredi zog sich an der Rückenlehne des Stuhls hoch, doch die Beine verweigerten ihm erneut den Dienst. Es dauerte nicht lange, bis die Kraft aus den Armen wich und er zurücksank.

»Computer!«, rief er. Das heißt, er wollte rufen und das Terminal auffordern, jemanden zu benachrichtigen, aber nur ein dumpfes, völlig unverständliches Ächzen entrang sich seiner Kehle. Er versuchte es noch einmal, ohne Erfolg. Die Stimme klang sogar noch unartikulierter als vorher. Die Taubheit dehnte sich nun auch auf den Mund aus, lähmte die Zunge.

Fredi lag auf dem Teppichboden des Labors, und Panik nagte an seiner inneren Barriere aus Vernunft und Rationalität. Er begann zu ahnen, dass er krank war, sehr krank. Und wenn er nicht bald Hilfe bekam, mochten sich außerordentlich ernste Konsequenzen ergeben.

Die Tür, nur knapp zwei Meter entfernt. Wenn er sie erreichen und den Sensor auslösen konnte …

Das Schott des Laboratoriums glitt beiseite, gab den Blick in einen leeren Korridor frei. Derzeit herrschte ›Nacht‹ an Bord der Enterprise, und deshalb glühten nur einige wenige Orientierungslichter an den Wänden. Fredi strich mit gespreizten Fingern über den Teppich und zog sich zum Ausgang. Er was schwächer als noch vor wenigen Minuten. Viel zu schnell strömte die Kraft aus ihm …

Es kostete ihn enorm viel Mühe, zur Tür zu kriechen. Die Beine halfen ihm nicht, im Gegenteil: Sie belasteten ihn mit zusätzlichem Gewicht. Schweißgebadet erreichte er den Korridor und schnappte nach Luft.

Fredi schnaufte und keuchte …

Lag es an der körperlichen Anstrengung? Oder betraf die zunehmende Taubheit nun auch jene Muskeln, die ihm das Atmen ermöglichten?

Mit Armen und Schultern schien soweit alles in Ordnung zu sein – sah man von den stechenden Schmerzen darin ab. Es fühlte sich an, als triebe jemand kleine scharfe Messer hinein. Der linke Wadenmuskel verkrampfte sich, und Fredi schnitt eine gepeinigte Grimasse.

Wie lange dauerte es noch, bis er sich überhaupt nicht mehr von der Stelle rühren konnte?

Der Geologe hob den Kopf und starrte in beide Richtungen. Leer. Der gewölbte Gang war vollkommen leer. Und alles blieb still.

Er holte tief Luft und versuchte, ›Hilfe!‹ zu rufen, doch irgend etwas schnürte ihm die Kehle zu. Kein Laut kam von seinen Lippen, nicht einmal ein Röcheln.

Stille. Nur das beständige Summen des Triebwerks, der Pulsschlag des Schiffes.

Das nukleonische Labor war zwei Türen entfernt, und dort hielt sich bestimmt jemand auf. Fredi klammerte sich an dieser Hoffnung fest.

Er zog sich in den Korridor und trachtete danach, die stärker werdenden Schmerzen in den Schultern zu ignorieren. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, während der Körper nach Sauerstoff gierte.

Mach jetzt bloß nicht schlapp!, dachte er. Nur noch ein paar Meter.

In den Nackenmuskeln brannte heißes Feuer, und nach einer Weile ließ Fredi den Kopf aufs Deck sinken, obgleich er auf diese Weise noch langsamer vorankam.

Er rang mit sich selbst, als er das Schott des Astrophysik-Labors passierte. Der Geologe war fast sicher, dass dort um diese Zeit niemand arbeitete. Wenn er innehielt, um nachzusehen … Vielleicht fehlte ihm dann die Kraft, den Weg fortzusetzen.

Fredi schenkte der Tür keine Beachtung, dachte nur an das Ziel. Er biss die Zähne zusammen und kroch weiter. Den rechten Arm nach vorn schieben, die Muskeln spannen und ziehen. Dann der linke Arm. Und weiter. Wie ein Fisch auf dem Trockenen. Verzweiflung flackerte in den weit aufgerissenen Augen, und er hatte das schreckliche Gefühl, langsam zu ersticken.

Das Schnaufen und Keuchen schien zuerst laut im Korridor widerzuhallen, doch allmählich metamorphierte es zu einem Stöhnen, das immer leiser wurde.

Die Konturen der Umgebung gingen ineinander über, verschwammen zu formlosen Strukturen. Ein metallischer Geschmack klebte an Fredis Gaumen.

Die Tür des nukleonischen Labors. Nur noch ein Meter. Vielleicht auch zwei. Doch der Geologe wusste, dass er es nicht schaffen würde. Die Lider kamen herab, und das Bewusstsein fiel in einen pechschwarzen Strudel, der es in einen unauslotbar tiefen Abgrund zerrte …

Kapitel 2

Der Abend dämmerte. Außerhalb der Kolonnaden des weiten und offenen Saals, jenseits der Obstgärten mit Birn-, Granatapfel- und Feigenbäumen, schien der ferne Horizont in Flammen zu stehen. Glühendes Blau, brennendes, goldenes Gelb und wehmütiges Grün wetteiferten miteinander, während die Sonne hinter den Hügeln versank.

Geordi war froh darüber, dass er eine solche Programmierung gewählt hatte. Das richtige Szenario für Homers Vorstellung. Alles andere wäre unangemessen gewesen.

Darüber hinaus freute sich Geordi über die Gelegenheit, es direkt zu erleben. Zwar brachte er immer die Bereitschaft mit, mehrere Schichten hintereinander im Dienst zu bleiben, aber den Hinweisen des Captains fehlte es nicht an einer gewissen Stichhaltigkeit. dachte er.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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