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Die Zeiten sind hart für die Neue Republik. Gerade als Einigkeit besonders Not tut, erhebt neue Zwietracht ihr Haupt. Sogar die Jedi-Ritter spüren die Spannungen, als abtrünnige Elemente sich gegen Luke Skywalkers Führungsanspruch auflehnen. Da schlagen ohne jede Vorwarnung fremde Invasoren zu und drängen die Republik in die Defensive. Die Yuuzhan-Vong sind gnadenlose Krieger, die sich grausamer Kamikaze-Techniken rühmen. Doch nichts ist schlimmer als der unheilvolle Umstand, dass sie nicht mit der Macht in Verbindung stehen. Luke muss die Furcht einflößende Macht des Jedi-Meisters ins Feld führen, um mit der ärgsten Bedrohung seit Darth Vader fertig zu werden. Während Leia und Gavin Darklighter in einem Rückzugsgefecht eine Gruppe verzweifelter Flüchtlinge vor der Streitmacht der Yuuzhan-Vong in Sicherheit bringen, werden Mara Jade, Anakin, Jacen und der Jedi Corran Horn von einem gesichtslosen Feind auf eine nie gekannte Probe gestellt. Das Licht der Neuen Republik droht für immer unter einem Leichentuch finsterster Boshaftigkeit zu verschwinden.
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Seitenzahl: 515
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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: The New Jedi Order – Dark Tide: Onslaught« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York
Deutsche Erstveröffentlichung Dezember 2001 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.
Copyright © 2000 by Lucasfilm Ltd. & ® or™ where indicated.
All rights reserved. Used under authorization.
Translation Copyright © 2001 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Covergestaltung: Design Team, München
Cover Art Copyright © 2000 by Lucasfilm Ltd.
Cover illustration by John Harris
Satz: deutsch-türkischer fotosatz, Berlin
VB/Redaktion: Rainer Michael Rahn
Herstellung: Peter Papenbrok
ISBN 978-3-641-07803-4V002
www.blanvalet.de
Aus allen offensichtlichen Gründenund einigen mehr widmeich dieses Buch Timothy Zahn.Wenn wir das nächste Malin Tasmanien sind, werde ichversuchen zu tauchen.
Elegos A’Kla: Ein Caamasi und Senator der Neuen Republik
Lando Calrissian: Der Planetare Administrator von Dubrillion
Colonel Gavin Darklighter: Ein Mitglied der Renegaten-Staffel
Borsk Fey’lya: Der bothanische Staatschef der Neuen Republik
Corran Horn: Ein Jedi-Ritter
Danni Quee: Eine Angehörige der ExGal-Gesellschaft
Ganner Rhysode: Ein Jedi-Ritter
Shedao Shai: Der Kommandant der Yuuzhan Vong
Luke Skywalker: Ein Jedi-Meister
Mara Jade Skywalker: Eine Jedi
Anakin Solo: Ein Jedi-Ritter
Jacen Solo: Ein Jedi-Ritter
Jaina Solo: Eine Jedi
Leia Organa Solo: Eine Diplomatin der Neuen Republik
Der Pirat Urias Xhaxin stand auf der Brücke seiner Nebulon-B-Fregatte und umspannte mit der Rechten seine ins Kreuz geschmiegte kybernetische linke Hand. Er starrte geradeaus in den Tunnel aus Licht, in den sich sein Schiff, die Free Lance, soeben stürzte. In Anbetracht der Bauweise der Fregatte, deren Brücke weit vorragte, kam es ihm so vor, als würde er ganz allein in die Tiefen der Äußeren Randterritorien vorstoßen, in die sich niemand bei gesundem Verstand freiwillig begeben würde.
Er warf einen Blick über die Schulter zu dem Twi’lek an der Navigationskonsole. »Wie lange noch bis zum Rücksturz, Khwir?«
Die langen Lekku des Twi’lek zuckten. »Fünf Minuten.«
Xhaxin aktivierte das am Kragen seiner Jacke befestigte Komlink.
»An alle, an alle, hier spricht Xhaxin. Staffeln Rot und Blau, bereitmachen zum Start. Sie werden die äußeren Vektoren ansteuern und die kleineren Raumjachten ausschalten. Kanoniere, wir nehmen die Geleitschiffe aufs Korn. Wenn alle die Augen offen halten, ist das hier vielleicht der letzte Überfall, den wir machen müssen. Rein, raus. Saubere, schnelle Arbeit. Ich weiß, Sie werden alle Ihr Bestes geben. Xhaxin Ende.«
Eine dunkelhaarige Frau trat neben Xhaxin. »Glauben Sie wirklich, dass uns dieser Fang genug einbringt, um uns zur Ruhe setzen zu können?«
»Das hängt ganz davon ab, was Sie sich unter Ihrem Ruhestand vorstellen, Doktor Karl.« Der Mann mit dem weißen Haar und Bart drehte sich zu ihr um und lächelte. »Ihre Talente werden Ihnen fast überall in der Neuen Republik einen guten Lebensunterhalt ermöglichen, und mit Ihrem Anteil an diesem Überfall können Sie sich leicht ein oder zwei neue Identitäten leisten.«
Anet Karl legte die Stirn in Falten. »Seit dem Frieden zwischen den Imperialen Restwelten und der Neuen Republik vor sechs Jahren waren wir gezwungen, uns immer kleinere Ziele auszusuchen. Die Neue Republik hat unsere Aktivitäten nie gebilligt, aber solange die Imperialen noch eine Bedrohung darstellten, haben sie ein Auge zugedrückt. Dann haben wir unseren Schnitt gemacht, als die versprengten Imperialen hierher flohen, um sich neu zu formieren, aber da war in letzter Zeit nicht mehr viel zu holen. Ist dieser Überfall irgendwie anders?«
Xhaxin schürzte einen Augenblick die Lippen, dann senkte er die Stimme. »Ihre Frage verdient eine offene Antwort: Ja, ich kann es in meinen Knochen spüren. Dieser Überfall wird mit nichts zu vergleichen sein, das wir in den letzten fünf Jahren erlebt haben.«
Anet lächelte verschmitzt, ihre braunen Augen funkelten. »Sie geben mir hier doch nicht den Jedi und erzählen mir, dass die Macht Ihnen verrät, wie dieser Überfall ablaufen wird?«
»Nein, ich bin viel praktischer veranlagt als die Jedi und außerdem viel gefährlicher.« Er breitete die Arme aus. »Wir haben fast neunhundert Mann Besatzung auf diesem Schiff – neunmal so viel, wie es Jedi-Ritter in der ganzen Galaxis gibt. Und wo denen ihre Macht hilft, habe ich zwei mächtige Verbündete auf meiner Seite – die Gier und den Hochmut.«
»Oh, und Sie hatten eine gute Idee.«
»Ich korrigiere: eine brillante Idee.« Xhaxin lachte. »Wir haben zuerst ein paar Schiffe durchgelassen, die im Verband unterwegs waren, anschließend hat ein Typ in meinem Auftrag verbreitet, dass er Tiefraumkonvois organisieren kann, um die Imperialen Restwelten anzufliegen. Darauf haben eine Menge Leute einen Platz im ersten Geleitzug verlangt und für das Privileg, sicher zu reisen, gut bezahlt.«
»Aber ohne Rückerstattungsklausel, richtig?« Doktor Karl lächelte. »Die Credits, die sie hinblättern mussten, waren vermutlich nur eine Anzahlung.«
»Ganz genau. Die Schiffe haben sich bei Garqi versammelt und sind aufgebrochen. Das letzte müsste in ungefähr zehn Minuten bei den Rendezvouskoordinaten eintreffen. Wir treiben alles zusammen, was schon da ist, sammeln die Nachzügler ein und verschwinden.« Xhaxin strich sich mit der rechten, aus Fleisch und Blut bestehenden Hand sanft über den Schnurrbart. »Dieser Konvoi war der Hauptgewinn. Dieser letzte Überfall … wird in die Geschichte eingehen. Ich hätte mich dem Gedächtnis der Völker lieber auf eine andere Weise eingeprägt, aber das hier wird genügen, vor allem da alle hier den Lohn für ihre harte Arbeit erhalten werden.«
Anet Karl betrachtete die Menschen und Nichtmenschen unterschiedlicher Spezies, die an ihren Konsolen auf der Brücke beschäftigt waren. »Wir hatten auch nicht viel für das Imperium übrig, Captain. Wir schulden Ihnen Dank, weil Sie uns heil durchgebracht und uns die Möglichkeit gegeben haben, denen die vergangenen Jahre heimzuzahlen. Wir hätten auch weitergemacht, aber …«
»Ich weiß, aber die Neue Republik hat ihren Frieden mit den Imperialen Restwelten gemacht.« Xhaxin seufzte. »Man sollte die Verlockungen des Friedens niemals unterschätzen. Ich denke, wir haben uns auch ein wenig Ruhe und Frieden verdient.«
»Zehn Sekunden bis zum Rücksturz, Captain.«
»Danke, Khwir.« Xhaxin deutete mit einer Geste auf das Panoramafenster. »Dort sehen Sie unser Ziel, Doktor.«
Der Tunnel aus Licht zerbarst zu zahllosen Einzelsternen unterschiedlicher Färbung. Sie waren buchstäblich am Ende der Welt herausgekommen – an einem Punkt im Weltraum, den sie nur aufgrund der besonderen Schwerkraftverhältnisse ausgewählt hatten, die ihnen die schnellstmögliche Passage von Garqi nach Bastion im Gebiet der Imperialen Restwelten ermöglichen würden. Dieser Ort hier müsste vollkommen verwaist sein.
Aber das war er nicht. Neben den brennenden Trümmern eines zerfetzten Frachters, der sich unkontrolliert im Raum drehte, sowie hin und her sausenden Rettungskapseln und Raumjachten, hing ein großes Objekt im All. Das Aussehen des Objekts, seine unregelmäßige Oberfläche und träge Drift ließen Xhaxin zuerst an einen Asteroiden denken. Es wurde jedoch von kleineren Asteroiden umkreist, die immer wieder zu Angriffen auf die Raumjachten ausbrachen.
Und jetzt werden sie auf uns aufmerksam! Xhaxin wirbelte vor dem Panoramafenster herum. »Alle Schilde hoch, sofort! Setzen Sie die Jäger aus. Ich habe keine Ahnung, welcher Irre einen Asteroiden mit einem Hyperantriebskern ausrüsten konnte, aber unsere Schiffe wird er nicht kriegen! Kanoniere, erfassen Sie diesen Riesenfelsbrocken und sprengen Sie ihn auseinander!«
»Zu Befehl, Captain.«
Noch während Xhaxin seine Befehle erteilte und darüber nachdachte, wie man einen kompletten Planetoiden in Bewegung setzen konnte, ging ihm auf, dass seine Überlegungen keine ausreichende Erklärung für die kleineren Felsbrocken lieferten, die ringsum wie Sternjäger durchs All schossen. »Sensoren, was geht da draußen vor?«
Ein Duros hob hinter seinen holografischen Datendisplays den Blick, und der Ausdruck seines langen Gesichts war noch mürrischer als gewöhnlich. »Es gibt hier jede Menge Schwerkraftanomalien, Sir.«
»Traktorstrahlen? Projektoren, die Schwerkrafttrichter erzeugen?«
»Nein, Sir.« Der Duros runzelte die Stirn, als seine Holokonsole von überlappenden farbigen Feldern überflutet wurde. »Gebündelte, dichtere Strahlen. Mächtiger als Traktorstrahlen.«
Die Turbolaserbatterien der Free Lance eröffneten das Feuer und schossen lange, knisternde rote Blitze auf den Asteroiden ab. Die Feuerstöße schienen ihr Ziel zunächst genau treffen zu wollen, knickten dann jedoch mitten im Flug ab. Die Laserblitze trafen im Abstand von fast einem halben Kilometer vor dem Asteroiden aufeinander. Xhaxin erwartete, dass die Blitze den Schnittpunkt ihrer Bahnen ungehindert passieren und ihr Ziel trotzdem treffen würden, doch stattdessen verschwanden sie einfach nur.
»Was ist jetzt passiert? Geschütze, Sensoren, was ist passiert?«
Sein Kanonier, ein Iotraner namens Mirip Pag, schüttelte ungläubig den Kopf. »Wir hatten das Ziel genau erfasst, Captain.«
Der Duros, Lun Deverin, stieß mit einem zitternden Finger nach einem kleinen Feld seiner Holografie. »Die Feuerstöße wurden von einer Schwerkraftanomalie angezogen. Es ist, als würden sie zu ihrem Schutz ein Schwarzes Loch einsetzen.«
Xhaxin wandte sich um und warf einen Blick auf die Daten. Er sah zu, wie sich das fragliche Feld ausdehnte und sich seiner Fregatte näherte. Im Moment der Berührung lief eine Erschütterung durch das Raumschiff. Alarmsignale schrillten und verkündeten, dass der Steuerbordschild zusammengebrochen war.
»Gehen Sie auf 57 Strich 12. Volle Kraft voraus. Schütteln Sie diesen Strahl oder was auch immer ab.«
»Ein zweiter Strahl nähert sich uns, Captain. Er wird sich den Achterschild vornehmen …«
Pen Grasha, der für die Sternjäger der Free Lance verantwortliche Offizier, brüllte durch das Heulen der Sirenen: »Captain, unsere Jäger sind ohne Schutzschilde, und ihre Blaster und Laser können dem Gegner nichts anhaben.«
Der Duros hob eine Hand und winkte, dann griff er nach seiner Sensorkonsole und hielt sich daran fest. »Bereitmachen zum Aufprall. Sie haben auf uns geschossen.«
Aufprall? Xhaxin drehte sich wieder zum Panoramafenster um und sah eine knisternde goldene Kugel aus einem unbekannten Material – Plasma? – blitzartig vorübersausen. Die Kugel traf die Free Lance mitten in der Bewegung und ein wenig links von der Rumpfmitte. Der Backbordschild fing die Detonation zunächst auf, brach jedoch nach wenigen Sekunden zusammen. Ein Funkenregen prasselte über die Brücke, der ein Besatzungsmitglied von den Füßen riss und über den Boden schlittern ließ. Einen Herzschlag später prallte das, was die Schilde durchbrochen hatte, gegen den gepanzerten Rumpf der Free Lance.
Zum Glück haben wir eine zusätzliche Panzerung. Xhaxin hatte eine Menge Mittel in die Nachrüstung seiner Fregatte gesteckt. Das Schiff hatte bereits dem Beschuss durch einen imperialen Sternzerstörer standgehalten, und sie waren mit heiler Haut davongekommen, um von ihren Heldentaten zu berichten. Genau genommen haben wir die Flucht ergriffen, um überhaupt Bericht erstatten zu können.
Der Aufprall ließ die Generatoren, die auf dem Schiff für die künstliche Schwerkraft sorgten, einen Augenblick lang aussetzen, sodass Xhaxin vom Boden abhob und gegen Doktor Karl stieß. Die Schwerkraft kehrte jedoch in der nächsten Sekunde zurück und schickte sie beide zu Boden, ohne sie indes allzu hart aufschlagen zu lassen. Xhaxin rappelte sich auf ein Knie auf und verhalf Doktor Karl in eine sitzende Position, während er sich umdrehte und den Duros ansah. »Was war das?«
»Ich habe keine Ahnung, Captain, aber es frisst sich weiter durch den Rumpf.« Der blauhäutige Nichtmensch wurde blass. »Voraussichtlicher Hüllenbruch auf Deck sieben in zwanzig Sekunden.«
»Den Bereich evakuieren und alle Schotten dicht.«
»Weitere Feuerstöße nähern sich.«
Nein! Das kann nicht wahr sein! Xhaxins Hände, die aus Fleisch und die aus Metall, ballten sich zu Fäusten. Dann verdrängte er die Verzweiflung und die Panik, die in ihm wüteten. Höchste Zeit, die Sorte Mann zu sein, dem eine Mannschaft die Treue hält.
»Pen, rufen Sie unsere Jäger zurück. Nehmen Sie die ohne Hyperantrieb zuerst an Bord. Khwir, berechnen Sie einen Sprungpunkt, der uns von hier wegbringt.«
Die Lekku des Twi’lek versteiften sich. »Die Schwerkraftanomalien verschieben sich ständig. Es ist völlig unmöglich, einen Sprungpunkt zu berechnen.«
»Sind es so viele, dass sie uns vom Sprung in den Hyperraum abhalten können?«
»Nein, aber …«
Xhaxin knurrte und taumelte zurück auf ein Knie, als der nächste Treffer des Asteroiden das Schiff erschütterte. »Dann springen Sie blind. Übermitteln Sie die Koordinaten an unsere Jäger, aber springen Sie blind!«
»Captain, ein Blindsprung könnte uns umbringen.«
»Ja, der Blindsprung bringt uns vielleicht um.« Xhaxin stieß einen Finger in Richtung Panoramafenster. »Die werden uns ganz sicher umbringen. Tun Sie es, Khwir, und tun Sie es jetzt!«
»Zu Befehl, Captain.« Der Twi’lek machte sich sofort daran, Koordinaten in den Navcomputer einzugeben. »Sprungbereitschaft in fünf Sekunden, Captain. Vier, drei …«
Xhaxin starrte aus dem Panoramafenster und sah eine leuchtend goldene Kugel, die das Sichtfenster immer mehr ausfüllte. Er wusste nicht, wer die Angreifer waren, weshalb sie hier waren oder wie ihre Waffen funktionierten. Während er noch über diese Fragen nachdachte, explodierte vor seinen Augen die Aussicht auf den Weltraum. In diesem Moment wusste er irgendwie, dass er aus den Antworten auf diese Fragen einen gewissen inneren Frieden würde schöpfen können, aber dass das Gleiche hinsichtlich der Neuen Republik auf keinen Fall behauptet werden konnte.
Während Leia Organa Solo auf der Empore der Senatshalle darauf wartete, von Borsk Fey’lya, dem Staatsoberhaupt, an das Rednerpult gerufen zu werden, bemerkte sie, dass sie ein wenig nervös war. Sie erinnerte sich daran, wie es ihr bei ihrem ersten Auftritt im Imperialen Senat, als die jüngste Person, die jemals in ein derart hohes Amt gewählt worden war, zumute gewesen war. Sie war als Kandidatin zur Unterstützung ihres Vaters Bail Organa aufgestellt worden, um den Widerstand gegen Palpatine und gegen den Irrsinn fortsetzen zu können, der Dinge wie den Bau des Todessterns zuließ.
Ich war jung damals, sehr jung, und meine Nervosität war verständlich. Sie sah sich in der riesigen Halle um und überblickte das Meer der Senatoren, die sie füllten. Dieser Senat besaß nicht mehr die Größe der alten Kammer, in der sie zuerst gedient hatte, aber die Traditionen der Neuen Republik wurden hier deutlich. Zur Zeit des Imperiums, nachdem Palpatine die ganze Macht an sich gerissen hatte, gab es kaum mehr als eine Hand voll Nichtmenschen in der Kammer, die zudem lediglich als Hilfskräfte der menschlichen Senatoren fungierten. Jetzt waren die Menschen in der Minderheit, fast so wie zur Zeit der Alten Republik. Sie erkannte die Senatorin Viqi Shesh von Kuat sowie einige ihrer Telbuns und Senator Cal Omas von Alderaan, doch es fiel ihr schwer, außer den beiden noch weitere Menschen auszumachen.
Und das liegt nicht bloß daran, dass meine Augen mit dem Alter immer schlechter werden. Sie lächelte in sich hinein und wollte nicht daran erinnert werden, wie viel ihrer Lebenszeit bereits verstrichen war. Einen großen Teil davon hatte sie hier auf Coruscant zugebracht und dabei geholfen, die Neue Republik zu der Konföderation von Welten zu machen, die aus den Schatten des Imperiums herausgetreten war. Oder ich war draußen und habe gegen das Imperium gekämpft und ließ mich beschießen. Die Angriffe hier waren subtiler, aber beinahe immer ebenso tödlich. Sie erschauerte, als sie sich an den Bombenanschlag auf die alte Senatshalle erinnerte.
Sie warf einen Blick über die Schulter und sah Danni Quee. Die junge Frau hatte vor kaum zwei Monaten einen Angriff und die anschließende Gefangennahme durch ein aggressives nichtmenschliches Kollektiv überlebt, das über eine Reihe von Welten am äußersten Rand der Galaxis hergefallen war. Danni hatte in einer Forschungseinrichtung gearbeitet, die der Überwachung des Weltraums jenseits der Grenzen der Galaxis diente, und Hinweise darauf gefunden, dass die Invasoren aus einer anderen Galaxis gekommen waren. Deren skrupellose Vorgehensweise, die mit der schieren Effizienz eines in einer fernen Galaxis organisierten Überfalls einherging, hatte Leia zu der Überzeugung gebracht, dass die Fremden sich große Teile ihrer Heimatgalaxis unter den Nagel reißen wollten. Sie war heute in den Senat gekommen, um die Neue Republik über die Bedrohung zu informieren und Hilfstruppen für die Randwelten zu fordern, die die volle Wucht des Ansturms der Fremden erleiden würden.
Neben der zierlichen brünetten Frau stand Leias Noghri-Leibwächter Bolpuhr. Die Noghri hatten sich Leia und ihrem Bruder Luke auf Gedeih und Verderb verschrieben, da die beiden in der Vergangenheit alle erdenklichen Anstrengungen unternommen hatten, die Schäden zu beheben, die Honoghr, der Heimatwelt der Noghri, durch das Imperium entstanden waren. Aus Dankbarkeit lohnten die Noghri Leia und ihrer Familie ihr Eingreifen mit einer wild entschlossenen Loyalität, die nur von der einmal geschworenen Lebensschuld eines Wookiee übertroffen wurde.
Borsk Fey’lyas Stimme schraubte sich aus einer tiefen, brummenden Tonlage allmählich in größere Höhen. Leia dachte daran, welche Tonlage diese Stimme erreichen würde, wenn Fey’lya in Stress geriet. Der Gedanke ließ sie das Kinn recken und sich auf das konzentrieren, was der Bothan zu sagen hatte.
»… und daher ist es mir eine besondere Freude, einmal mehr eine Frau in dieser Kammer willkommen zu heißen, die hier stets mehr zu Hause war als irgendjemand sonst in der Geschichte des Senats. Ich darf Ihnen also Leia Organa Solo, die Botschafterin von Dubrillion, vorstellen.«
Das wird auch höchste Zeit, dachte Leia. Du hast mich lange genug an der Nase herumgeführt. Sie drängte bereits seit Wochen auf diese Anhörung.
Fey’lya wandte sich vom Rednerpult ab und winkte sie nach vorne. Der Bothan hatte sich heute für ein sandfarbenes Gewand entschieden, das nur um eine Nuance dunkler war als sein cremefarbenes Fell. Das Gewand war mit violetten Litzen besetzt, die zu Fey’lyas Augen passten. Es erinnerte Leia an die schlichte Kleidung, die Mon Mothma getragen hatte, wann immer sie sich an den Senat oder das Volk wandte, doch irgendwie gelang es dieser Kleidung trotzdem nicht, dem Bothan die gleiche Wirkung einfacher Vornehmheit zu verleihen wie ehemals Mon Mothma.
Leia hatte schwarze Stiefel und Hosen ausgewählt, dazu eine Hemdbluse aus ceruleanischer Seide. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt und gab bereits mit ihrem ganzen Erscheinungsbild und Gebaren einen Hinweis auf die kriegerische Begegnung, die der Grund ihres Berichts war. Ihr war klar, dass sie damit entschieden unterhalb der opulenten Kleiderordnung des Senats blieb, doch sie hoffte, ihr Äußeres würde einige der Anwesenden an die alten Tage zurückdenken lassen, in denen der Kampfanzug ihre alltägliche Kleidung war und Entscheidungen rasch getroffen werden mussten.
»Danke, Staatschef Fey’lya. Hoch geschätzte Senatoren, verehrte Gäste, ich überbringe Ihnen die Grüße und besten Wünsche der Bevölkerung von Dubrillion, deren Anliegen es ist, dass ich Sie von einer ernsten Krise im Äußeren Rand in Kenntnis setze. Eine bislang unbekannte Spezies hat unlängst im Rand eine Serie von Angriffen durchgeführt. Sie haben die Forschungsstation ExGal 4 auf Belkadan ausgelöscht, Dubrillion überfallen, bei Helska das republikanische Raumschiff Jungbrunnen zerstört und schließlich den Planeten Sernpidal vernichtet, indem sie den Mond dieser Welt auf die Oberfläche stürzen ließen. Es ist uns gelungen, den Stützpunkt der Fremden auf Helska 4 zu lokalisieren und zu zerstören, aber damit ist die Gefahr noch nicht gebannt.«
Leia blickte zu ihrer Zuhörerschaft auf und sah überrascht, wie viele Senatoren sich zu langweilen schienen, als wäre sie nur die Erzählerin in einem Kuati-Sittenstück. Nun, ich habe ihnen nichts mitgeteilt, was sie nicht schon längst wussten, aber jetzt müssen sie es endlich zur Kenntnis nehmen und sich damit auseinander setzen. Sie räusperte sich und warf einen Blick auf den Datenblock auf dem Pult, der ihre Notizen enthielt.
»Luke Skywalker hat auf Belkadan Hinweise auf eine ökologische Katastrophe gefunden, die die Zusammensetzung der Atmosphäre dieser Welt von Grund auf verändert hat. Diese Katastrophe wurde bis zu einem fremden Agenten zurückverfolgt, der sich auf dem Planeten aufhielt und getötet wurde, als er auf Mara Jade Skywalker und meinen Bruder losging. Die Hinweise legen offenbar den Schluss nahe, dass die Fremden den Planeten zu ihrer Invasionsbasis machen wollten.«
Ehe sie fortfahren konnte, erhob sich langsam ein buckliger echsenartiger Senator, der die zahlreichen Baragwin-Gemeinden vertrat. »Wenn der Senat gestattet, würde ich die Sprecherin gerne fragen, ob sie dieselbe Leia Organa Solo ist, die es unternommen hat, im Streit zwischen Rhommamool und Osarian zu vermitteln?«
Leias Augen wurden schmal, während sie das Kinn hob. »Senator Wynl weiß sehr wohl, dass ich dieselbe Person bin, die sich um einen Friedensschluss in diesem Konflikt bemüht hat.«
»Und war es nicht die Handlungsweise eines voreiligen Jedi-Ritters, durch die sich die Osarianer gezwungen sahen, einen Angriff zu starten, der das ganze System in einen Krieg gestürzt hat, in dessen Verlauf auch Nom Anor, der Führer von Rhommamool, ums Leben kam?«
Leia hob die Hände. »Bei allem schuldigen Respekt, Senator, der Krieg zwischen Rhommamool und Osarian hat wenig oder nichts mit der Invasion zu tun, von der ich hier spreche.«
Borsk Fey’lya wandte sich von seinem Sitz rechts von ihr auf der Empore an Leia. »Wenig oder nichts? Das würde bedeuten, dass es möglicherweise doch irgendeine Verbindung gibt.«
Sie nickte unbehaglich. »Als der Eindringling Mara angriff, versuchte er zuerst, R2 zu zerstören, den Astromechdroiden meines Bruders. Dabei brüllte der Fremde die gleichen gegen Droiden gerichteten Sprüche, die auch die Roten Lebensritter von Rhommamool während ihrer Kreuzzüge verwendeten.«
Der Bothan zwinkerte mit den violetten Augen. »Wollen Sie damit sagen, dass die Roten Ritter hinter der Vergiftung von Belkadan, der Vernichtung von Sernpidal und hinter dem Überfall auf Dubrillion stecken? Und dass sie Waffen besaßen, die einen Mond aus seiner Umlaufbahn zerren konnten, aber nicht in der Lage waren, ihre Anführer gegen einen Angriff der Osarianer zu verteidigen? Verstehe ich Sie da richtig?«
»Nein, ich glaube nicht, dass Sie das tun, Staatschef Fey’lya.« Leia legte jetzt einen Eiseshauch in ihre Stimme. »Ich glaube keineswegs, dass der Fremde auf Belkadan unter dem Einfluss der Roten Ritter stand, aber es ist durchaus möglich, dass die Roten Ritter Teil eines Komplotts zur Zerschlagung der Neuen Republik sind.«
Ein weiterer Senator, ein Rodianer diesmal, stand auf. »Sie wollen uns also glauben machen, Botschafterin, dass Ihre Bemühungen aufgrund einer außergalaktischen Verschwörung fehlgeschlagen sind?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Niuk Niuv, seines Zeichens Senator von Sullust, kam auf die Beine. »Ich denke, Sie wollen uns von der Bedrohung ablenken, die der Jedi-Orden gegenwärtig für die Neue Republik darstellt. Es war ein Jedi, der die Spannungen aufseiten der Osarianer erhöht und damit den Krieg vom Zaun gebrochen hat. Sie sagen, ein Jedi habe ihnen von diesem Fremden und von seinen Worten berichtet. Ich bin nicht dumm genug, um nicht die Hand eines Jedi zu erkennen, der uns von den Schwierigkeiten ablenken will, die uns sein Orden beschert hat.«
»Der Jedi auf Belkadan war mein Bruder, der Jedi-Meister Luke Skywalker!«
»Und wer könnte ein größeres Interesse daran haben, die Fehler seiner Schüler vergessen zu machen?«
Leia zwang sich, den Griff um den Rand des Pults zu lockern. »Ich weiß um die Kontroverse, die um die Rolle der Jedi entbrannt ist, aber ich bitte Sie nach bestem Wissen und Gewissen, über diesen Streit hinwegzusehen und Ihre Aufmerksamkeit auf das zu richten, was ich Ihnen zu sagen habe. Jenseits der Grenzen unserer Galaxis wurde eine Invasion ins Werk gesetzt, die die Neue Republik auslöschen wird, wenn Sie nichts dagegen unternehmen.«
Da stand ein menschlicher Senator auf, den Leia nicht kannte, und ergriff das Wort. »Vergeben Sie mir, aber es ist eine allseits bekannte und seit langem unbezweifelte Tatsache, dass eine Hyperraumanomalie am Rande der Galaxis Reisen in diese Galaxis oder über ihre Grenzen hinaus ganz unmöglich macht. Diese angebliche Invasion hätte also gar nicht stattfinden können.«
Leia schüttelte den Kopf. »Wenn diese Barriere existiert, haben die Fremden einen Weg gefunden, sie zu umgehen. Sie waren hier, und es gibt stichhaltige Beweise für ihr Eindringen in den Äußeren Rand.«
Der Quarren, Pwoe, stand auf und fuhr sich mit den Fingerkuppen über das spitze Kinn. »Ich bin verwirrt, Botschafterin. Sie haben uns eben mitgeteilt, dass Sie Teil eines Unternehmens zur Zerstörung der eindringenden Streitmacht waren. Ich war zu der Überzeugung gelangt, Sie hätten Erfolg gehabt.«
»Hatten wir.«
»Es hat also seitdem keine weiteren Sichtungen dieser Invasoren mehr gegeben?«
»Nein, aber …«
»Und besitzen Sie Beweise, die sie mit den Roten Rittern in Verbindung bringen, die über bloßes Hörensagen hinsichtlich gewisser Bemerkungen eines inzwischen verstorbenen Individuums hinausgehen?«
»Nein, aber …«
»Besitzen Sie greifbare Beweise für die Existenz der Invasoren?«
»Einige. Ein paar Leichen, einige ihrer Korallenskipper.«
Fey’lya lächelte und ließ die spitzen Zähne blitzen. »Korallenskipper?«
Leia schloss die Augen und seufzte. »Diese Fremden scheinen von genetisch erzeugten biomechanischen Organismen abzuhängen. Sie züchten ihre Sternjäger aus so genannten Yorik-Korallen.«
Der Bothan schüttelte den Kopf. »Wollen Sie damit sagen, dass sie Mineralien benutzt haben, um einen Sternzerstörer zu vernichten?«
»Ja.«
Pwoe senkte kurz den Blick auf sein Pult, dann sah er mit einem übel wollenden Glanz in seinen schwarzen Augen auf. »Leia, als jemand, der in der Vergangenheit zu Ihnen aufgeblickt hat, bitte ich Sie inständig zu schweigen. Sie können nicht ahnen, wie bejammernswert Sie hier erscheinen. Sie haben sich für den Rückzug aus dem öffentlichen Leben entschieden. Es steht Ihnen nicht an, jetzt vor uns zu erscheinen, mit dieser Geschichte, und einen derartigen Versuch zu unternehmen, die Kontrolle von uns zurückzuerlangen.«
»Was?« Leia blinzelte vor Verblüffung. »Sie denken, ich sei hier, um die Macht an mich zu reißen?«
»Ich habe keine Veranlassung, etwas anderes zu denken.« Pwoe spreizte die Hände und schloss mit einer Geste die gesamte Kammer ein. »Sie wollen Ihren Bruder und Ihre Kinder schützen, denn sie alle sind Jedi, und ich kann das durchaus verstehen. Überdies glauben Sie offensichtlich nicht, dass wir in der Lage sind, irgendeine Katastrophe ohne Sie zu überstehen, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Dinge seit der Lösung der Bothan-Frage zum Besten stehen. Wir alle kennen das Verlangen der Menschen nach Macht, und wir haben Sie bewundert, da Sie dieses Verlangen solange zu beherrschen vermochten. Doch jetzt diese …«
»Nein, nein, das ist ganz und gar nicht meine Absicht.« Leia sah die versammelten Senatoren bestürzt an. »Was ich Ihnen sage, ist die Wahrheit. Es geschieht wirklich. Mag sein, wir haben die Vorhut zurückgeschlagen. Aber sie werden kommen.«
Der sullustanische Senator bedeckte die Ohren mit den Händen. »Bitte, Leia, kein Wort mehr, kein Wort. Ihre Treue zu den Jedi ist lobenswert, aber dieser Versuch, uns davon zu überzeugen, sie könnten uns gegen irgendeine nebulöse Bedrohung beistehen … ist Ihrer nicht würdig!«
»Aber sehr menschlich«, rümpfte der Baragwin die Nase. Eine unsichtbare Faust schien sich wie eine Klammer um Leias Herz zu legen und ihr die Luft zu rauben. Sie beugte die Ellbogen und stützte die Unterarme auf das Rednerpult. »Sie müssen mir zuhören!«
»Leia, bitte, tun Sie, was auch Mon Mothma getan hat.« Pwoes Stimme triefte vor Mitleid. »Ziehen Sie sich still zurück. Die Regierung liegt nun in unseren Händen. Lassen Sie sich das offen gesagt sein, als eine Frau, die das Maß ihrer Menschlichkeit überschritten hat.«
Leia blickte in die Reihen der Senatoren und wünschte, das Alter hätte ihre Augen bereits so sehr getrübt, dass sie die verächtlichen Blicke, die auf ihr ruhten, nicht hätte erkennen können. Sie wollen es nicht sehen, weil sie nicht zulassen können, es zu sehen. Sie bedürfen der Kontrolle so sehr, dass sie die Gefahr lieber leugnen, als die Existenz einer Krise einzuräumen. Sie werden alles verspielen, nur weil sie vorgeben wollen, alles unter Kontrolle zu haben. Ihre mutwillige Ignoranz erschöpfte sie und machte sie sprachlos, und die Last ihres Mitleids und ihrer Geringschätzung erschütterte sie.
Das kann nicht wahr sein. Alles, was wir erreicht haben, einfach wegzuwerfen. Leias Griff um den Rand des Pults löste sich endlich, und sie wich langsam zurück. Alles zu verlieren …
Da durchschnitt eine kraftvolle, scharfe Stimme das verhaltene Murmeln in der Senatshalle. »Wie können Sie es wagen? Wie kann es einer von Ihnen wagen, so mit ihr zu sprechen?« Im Zentrum des Saals erhob sich ein langer, schlanker Nichtmensch mit goldenem Fell und Purpurstreifen, die sich von den Augenwinkeln schräg aufwärts nach hinten zogen, zu seiner vollen Größe. »Wenn es diese Frau und die Opfer ihrer Familie nicht gegeben hätte, wäre niemand von uns hier. Die meisten von uns wären längst tot.«
Elegos A’Kla öffnete die mit drei Fingern ausgestatteten Hände. »Ihre offenkundige Undankbarkeit verleiht der Vorstellung der Imperialen, nach der wir alle nur Tiere sind, im Nachhinein Glaubwürdigkeit!«
Der Senator von Rodia stieß einen mit Saugnäpfen bewehrten Finger in die Richtung des Caamasi. »Vergessen Sie nicht, dass sie eine von ihnen war!«
Elegos kniff die Augen zusammen, und Leia spürte eine Welle von Schmerz von ihm ausgehen. »Können Sie das vorbringen, ohne zu bemerken, wie schwachsinnig Sie sich dabei anhören? Sie mit den Imperialen in einen Topf zu werfen ist pure Verblendung – die Art Verblendung, mit der sich die Imperialen gebrüstet haben, als sie uns unterdrückten.«
Niuk Niuv tat die Bemerkungen des Caamasi mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Ihr Tadel hätte mehr Gewicht, Senator A’Kla, wenn Sie nicht dafür bekannt wären, schon früher mit den Jedi zusammengearbeitet zu haben. Ihre Sympathien für die Jedi reichen tief. War Ihr Onkel nicht einer von ihnen?«
Elegos warf den Kopf zurück und unterstrich damit seine Größe und schlanke Gestalt. »Meine Verbundenheit mit Freunden und Verwandten, die zu den Jedi gehörten, macht mich nicht blind für das, was Leia hier zu sagen versucht hat. Es steht Ihnen allen frei, in den Jedi eine Gefahr zu sehen – ich will sogar einräumen, dass die Handlungen mancher von ihnen mir wenig erfreulich erscheinen –, aber sie berichtet hier von einer neuen, möglicherweise weit größeren Bedrohung für die Neue Republik. Diese Gefahr mutwillig zu ignorieren ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.«
Pwoes Fangarme rollten sich im Zorn auf. »Was Sie sagen, ist schön und gut, A’Kla, aber Ihr Volk hat sein Überleben zum großen Teil Leia und ihrer Familie zu verdanken. Viele Ihrer Leute sind auf Alderaan ums Leben gekommen, und Sie stehen seit Jahrzehnten unter dem Schutz des Schuldbewusstseins und der Wohlfahrt der Menschen. Da ist es nicht überraschend, dass Sie sich hier erheben und für sie sprechen. Sie gleichen einem Nek-Kampfhund, der die Hand des Trainers leckt, der ihn gezähmt hat.«
Leia spürte, dass diese Bemerkung sie traf, und kehrte an das Rednerpult zurück. Ihre Stimme blieb ungeachtet der Wut, die sie innerlich wie mit Dornen quälte, ruhig und gelassen. Obwohl sie ihre Zuflucht eigentlich nicht bei einer Jedi-Entspannungstechnik suchen wollte, tat sie es doch, da diese es ihr ermöglichte, sich zusammenzureißen. Sie setzte eine entschlossene Miene auf und ließ den Blick über die Versammlung der Senatoren schweifen.
»Sie mögen mir alle erdenklichen finsteren Motive unterstellen. Das ist Ihr gutes Recht. Ich verstehe sogar, dass Sie Ihre alten Ressentiments auf mich übertragen, wenngleich ich geglaubt hatte, meine Geschichte hätte Sie gelehrt, für welche Seite mein Herz schlägt. Nun erwarte ich vermutlich nicht einmal mehr von Ihnen, dass Sie mir zuhören. Sie betrachten die Neue Republik als Ihren Besitz, und dass Sie sich endlich dazu durchgerungen haben, Verantwortung zu übernehmen, findet meinen Beifall. Ganz gleich, was Sie denken mögen oder glauben wollen, diese Versammlung hier erfüllt mich mit großem Stolz. Was mich indes enttäuscht, ist Ihre Selbstsucht. Die Kraft der Neuen Republik erwuchs stets aus der Vereinigung der unterschiedlichsten Völker.« Sie zuckte die Achseln und richtete sich auf. »Ich werde Ihnen alles überlassen, was wir über die Invasoren in Erfahrung gebracht haben. Ich hoffe, Sie werden diese Informationen nutzen, wenn Sie die Zeit finden, sich mit ihnen zu beschäftigen.«
Borsk Fey’lya fasste sie ins Auge, als sie vom Rednerpult zurücktrat. »Was werden Sie jetzt unternehmen, Leia?«
Sie ächzte leise und starrte ihn einen Moment lang an. Hast du etwa Angst, ich könnte einen Staatsstreich anzetteln, um meinen Willen durchzusetzen, Borsk? Glaubst du wirklich, ich hätte die Macht, das zu tun? »Ich werde tun, was ich tun muss. Die Neue Republik mag mich im Stich lassen, ich werde die Republik jedenfalls nicht im Stich lassen. Dieser Bedrohung muss Einhalt geboten werden.«
Das Rückenfell des Bothan richtete sich langsam auf. »Sie bekleiden kein öffentliches Amt mehr. Sie können nicht einfach Ausrüstung anfordern, Befehle erteilen und dergleichen.«
Sie schüttelte langsam den Kopf und lächelte, als Elegos an ihrer Seite erschien. »Ich kenne die Regeln, Staatschef Fey’lya. Sowohl die öffentlich festgelegten als auch die, nach denen das Spiel wirklich gespielt wird. Es ist nicht mein Wunsch, mich gegen Sie zu stellen, zwingen Sie mich also nicht dazu.«
Elegos legte Leia begütigend eine Hand auf die Schulter. »Dieser Senator möchte mehr über die drohende Gefahr erfahren. Ich denke, Staatschef Fey’lya, da besteht kein Interessenkonflikt mit meinen Ermittlungen.«
»Ein Interessenkonflikt, nein …« Die violetten Augen des Bothan verengten sich zu Schlitzen. »Aber gehen Sie mit Bedacht zu Werk. Neugier ist willkommen, Verrat jedoch wird bestraft werden. Sie verstehen mich?«
Elegos nickte, und Leia tat es ihm gleich. »Ihre Botschaft ist angekommen, Staatschef Fey’lya. Senator A’Kla und ich werden sehr vorsichtig sein, aber das Gleiche sollte für Sie gelten. Eine Verurteilung wegen Hochverrats in diesen Zeiten könnte die gesamte zukünftige Geschichte gegen Sie aufbringen, falls die Invasoren jemanden davonkommen lassen, der sich darum noch schert.«
Colonel Gavin Darklighter, der kommandierende Offizier der Renegaten-Staffel, hatte es sich in der Kanzel seines X-Flügler-Simulators gemütlich gemacht und schnippte mit dem Daumen der Rechten gegen den Ring, den er an dieser Hand trug. Besorgnis ergriff ihn, doch er wusste, es hatte wenig Sinn, auch nur eine Sekunde länger zu zögern. Er warf einen Blick über die Schulter auf den R2-Delta-Astromechdroiden, der hinter ihm kauerte. »Alles klar, Catch, starte die Simulation mit der Bezeichnung Skipchaser .«
Der kleine goldene und weiße Droide signalisierte Genugtuung, und die Kanzel des Simulators belebte sich mit Lichtern und Daten, die über den primären Monitor rollten. Ungeachtet der diversen Nachrüstungen, die der Droide im Lauf der Jahre in Darklighters Dienst erlebt hatte, darunter die erforderlichen Speichertilgungen und Programmerweiterungen, begrüßte er seinen Master noch immer mit einer kurzen Zusammenfassung der Wetterlage auf Tatooine und Coruscant. Gavin wusste diese höfliche Geste durchaus zu schätzen und hatte den Droiden daher auch nie durch ein neueres Modell ersetzt – wenngleich ihm die Delta-Erweiterung zur Beschleunigung der Navigation äußerst willkommen war.
Die größte Veränderung in seiner Beziehung zu dem Droiden war jedoch dessen Name. In den alten Tagen hatte er ihn Jawaswag genannt, da er sich vorstellte, dass jeder Jawa es auf den Astromech abgesehen haben würde. Später, im Anschluss an die Thrawn-Krise, hatte eine Hand voll Jawas tatsächlich versucht, Jawaswag zu stehlen, doch der Droide hatte sich erfolgreich gegen die Räuber zur Wehr gesetzt und einen von ihnen sogar verletzt. Von diesem Tag an hatte Gavin den Kleinen Toughcatch genannt und den Namen schließlich zu Catch verkürzt.
Das Sichtfeld des Simulators füllte sich jetzt mit Sternen. Dann erschien ein Asteroidenfeld, in das Gavin seinen X-Flügler lenkte. Die Maschine unterschied sich gefühlsmäßig kaum von den alten T-65-Jägern, die die Renegaten-Staffel benutzt hatte, als er zum ersten Mal zu den Rebellen stieß, aber das T-65A3-Modell war erheblich weiter entwickelt als die ursprünglichen Sternjäger dieses Typs. Der A3-X-Flügler war zwar nicht so schnittig wie das neue XJ-Modell, besaß aber verbesserte Schutzschilde und Laser mit größerer Treffsicherheit und Durchschlagskraft. Der mit den Imperialen Restwelten ausgehandelte Frieden brachte es mit sich, dass es nur noch wenige fähige Gegner gab, gegen die man die neuen Jäger hätte testen können – im Einsatz gegen Piraten in den Randregionen der Neuen Republik hatten sich die Maschinen indes als ziemlich tödlich erwiesen.
Gavin warf einen Blick auf seinen Primärmonitor, doch dort sprang ihm kein bedrohliches Ziel ins Auge. Er rief eine zusätzliche Datenerfassung auf, die das Feld der möglichen Ziele beträchtlich erweiterte. »Catch, gib mir alle Lebensformen bis zur Größe von Mynocks auf den Schirm und alles, was sich sprunghaft oder auf einem Kurs bewegt, der von der Norm orbitaler Trümmer abweicht.«
Der Droide zwitscherte bestätigend, doch noch immer zeigte sich nichts auf Gavins Bildschirm. Er runzelte die Stirn. Was soll ich hier sehen? Dass Admiral Kre’fey mir den Zugriff auf diese Simulation gewährt, wenn da draußen überhaupt nichts zu entdecken ist, ergibt keinen Sinn.
Gavin hielt einen Moment inne. Ihm war klar, dass seine Vorstellung von Sinn eine ganz andere sein mochte als die eines bothanischen Admirals. Er und seine Staffel hatten es schon häufig mit bothanischen Manipulationen zu tun gehabt, und in den meisten Fällen war ein Debakel das Ergebnis gewesen. Aber obwohl der Kre’fey-Clan aufgrund gewisser Ereignisse, die vor zwei Jahrzehnten stattgefunden hatten, nicht gut auf die Renegaten zu sprechen war, hatte Gavin den jungen Traest Kre’fey im Allgemeinen als einen bemerkenswert geradlinigen Mann kennen gelernt – und das umso mehr, wenn es um die Renegaten-Staffel ging.
Die Primärkonsole gab ein Piepsen von sich, und auf dem Bugdisplay des X-Flüglers bildete sich um ein fernes Objekt ein eng gefasster Rahmen. Gavin erkannte das Objekt als ein Ziel und warf einen Blick auf dessen Profil und Darstellung auf dem sekundären Monitor. Zunächst hätte man es irrtümlich für einen Asteroiden halten und leicht übersehen können, aber Gavin kam das Gebilde viel zu symmetrisch vor. Es erinnerte ihn stark an ein Samenkorn – ein wenig ausgestülpt in der Mitte, verjüngte es sich an beiden Enden. Das hintere Ende wies einige Einkerbungen auf, in denen die Austrittsdüsen von Triebwerken verborgen sein konnten, während einige weitere Kerben an der Spitze Waffen beherbergen mochten.
Gavin fröstelte, dann stieß er den Steuerknüppel des X-Flüglers nach vorne. »Catch, beginne mit der Aufzeichnung dieses Feindflugs. Ich möchte mir nachher die Wiedergabe ansehen können.« Gavin lenkte die Nase des X-Flüglers auf einen Kurs, der ihn hinter das Samenkorn bringen würde. Er griff nach rechts oben und schnippte gegen den Schalter, der die S-Flächen des Jägers in Angriffsstellung einrasten ließ. Er schaltete die Waffenkontrolle mit einem Zucken des Daumens auf die Laser um und koppelte die vier Geschütze so, dass sie beim geringsten Druck auf den Abzug gemeinsam feuern würden.
Das Samenkorn drehte sich und richtete seine Spitze genau auf seinen Annäherungsvektor aus. Seine Sensoren gaben keinen Hinweis auf geladene Energiewaffen, was ihn indes weniger beunruhigte als das Fehlen irgendeiner Triebwerksanzeige. Wie bewegt sich dieses Ding fort?
Ehe sich ihm jedoch eine Antwort auf diese Frage aufdrängte, trieb Gavin den X-Flügler rasch in eine Kehre nach steuerbord und richtete den Jäger so weit auf, bis sich das Samenkorn genau in seinem Fadenkreuz befand. Er löste einen kurzen Feuerstoß aus und wartete darauf, dass das Samenkorn explodierte. Doch nichts geschah. Als sich das Feuer der Vierlingslaser dem Ziel näherte, verschwanden die Laserblitze in einem unsichtbaren Strudel und lösten sich schließlich in einem grellweißen Lichtpunkt auf.
Bei den schwarzen Knochen des Imperators …
Das Samenkorn richtete seine Spitze abermals auf den X-Flügler aus. Gavin leitete darauf eine Backbordkehre ein und tauchte ab, doch irgendwas erfasste und erschütterte sein Schiff. Einen Herzschlag später ließ Catch ein wildes Kreischen hören, und die Bugschilde des Sternjägers brachen zusammen. An der Spitze des Samenkorns leuchtete etwas mattrot auf und schoss im nächsten Moment auf den X-Flügler zu. Das rote Leuchten prallte hart auf und zerstreute sich ein wenig. Dann begann sich das, was wie geschmolzenes Gestein anmutete, durch die stählerne Haut des Jägers zu fressen.
Alarmsirenen plärrten und erstickten das panische Heulen des Droiden; leuchtend rote Schadensmeldungen rollten über den Primärmonitor, die bis auf eine so schnell vorüberzogen, dass Gavin außer Stande war, sie zu entziffern. Die Anzeige, die er lesen konnte, zeigte die vorzeitige Zündung der Steuerdüsen eines Protonentorpedos an, die das gesamte Backbordmagazin erfasste und den X-Flügler in Fetzen riss.
Gavin ließ sich betäubt in seinen Sitz zurücksinken, während die Bildschirme schwarz wurden und die Haube der Kanzel aufsprang. Er blickte auf sein Chronometer und schüttelte den Kopf. »Catch, wir haben nur fünfundzwanzig Sekunden durchgehalten. Was war das für ein Ding?«
Ein junger Soldat erschien am Rand der Kanzel. »Colonel Darklighter, der Admiral lässt Ihnen seine Bewunderung übermitteln.«
Gavin blinzelte und fuhr sich mit einer behandschuhten Hand über den braunen Spitzbart. »Seine Bewunderung? Ich habe weniger als eine halbe Minute geschafft.«
»Ja, Colonel, ganz recht.« Der Soldat lächelte. »Der Admiral sagte, dass er Sie in einer Stunde in Ihrem Büro treffen und Ihnen erklären will, weshalb man Ihnen zu Ihrer Leistung gratulieren darf.« Gavin saß hinter seinem Schreibtisch und rief müßig holografische Bilder über dem Wiedergabefeld seines Holoprojektors auf. Das erste Bild zeigte ihn mit seinen beiden Söhnen – verwaiste Kinder, die nach der Thrawn-Krise in der Nachbarschaft des Renegaten-Hangars gehaust hatten; alle strahlten von einem Ohr zum anderen. Das nächste zeigte die beiden Jungs zwei Jahre später, und sie strahlten noch immer, obwohl sie sich in Schale geworfen hatten und neben Gavin und seiner Braut Sera Faleur standen.
Sie war die Sozialarbeiterin, die ihm während der Adoption der beiden zur Hand gegangen war. Gavin lächelte, als er daran dachte, wie seine Staffelkameraden ihm versichert hatten, dass diese Mischehe nicht lange halten würde. Sie waren beide Menschen, aber sie stammte von Chandrila und war an den Ufern des Silbersees aufgewachsen, er auf Tatooine. Doch sie kamen ungeachtet ihrer unterschiedlichen Heimatwelten gut miteinander aus.
Das nächste Bild zeigte Sera und Gavin zusammen mit ihrer ersten Tochter, danach folgten Abbildungen mit ihrem jüngsten Sohn und einem weiteren Mädchen. Ein Bild, das als Neujahrsgruß angefertigt worden war, zeigte sie schließlich alle sieben zusammen. Gavin konnte sich gut erinnern, wie glücklich sie gewesen waren. Ehe er Sera begegnet war, hatte er sich so ziemlich damit abgefunden, niemals jemanden zu finden, den er lieben könnte. Doch Sera war der Balsam, der sein gebrochenes Herz geheilt hatte. Sie hatte ihn die Vergangenheit und die Liebe, die er verloren hatte, nicht vergessen lassen, sondern ihm lediglich geholfen, die Freude am Leben und seinen zahlreichen Möglichkeiten wieder zu finden.
»Ich hoffe, ich störe Sie nicht, Colonel.«
Gavin hob den Blick, sah durch das Bild seiner Familie hindurch und schüttelte den Kopf. »Nein, Admiral, ganz und gar nicht.« Er schaltete den Holoprojektor ab, erleichtert darüber, dass der Bothan-Admiral die Bilderfolge an dieser Stelle und damit bei den glücklichen Tagen unterbrochen hatte.
Admiral Traest Kre’fey sah den anderen Mitgliedern der Kre’fey-Familie, die er kennen gelernt hatte, verblüffend ähnlich: dem verstorbenen Großvater des Admirals, General Laryn, und seinem Bruder Karka. Obwohl Gavin bereits einige Zeit in der Gesellschaft von Bothan zugebracht hatte, konnte er sich an keinen außerhalb der Kre’fey-Familie erinnern, dessen Fell ebenso schneeweiß gewesen wäre. Traest besaß indes nicht die goldenen Augen der beiden anderen, seine waren überwiegend violett mit goldenen Flecken. Gavin nahm an, dass das Gold in den Augen von Borsk Fey’lyas Linie herrührte, da er wusste, dass die beiden aufgrund äußerst verwickelter Heiraten zwischen beiden Familien irgendwie verwandt waren.
Traest trug einen schwarzen Fliegeranzug, den er bis zur Brust geöffnet hatte. Er schloss die Tür zu Gavins Büro und ließ sich ohne jede Feierlichkeit auf die Couch sinken, die links vom Eingang stand. Gavin kam hinter dem Schreibtisch hervor und ging zu einem der beiden Sessel, die die Kommunikationsecke in seinem Arbeitsraum komplettierten.
Er nahm Platz und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Es hat mich binnen fünfundzwanzig Sekunden abgeschossen. Was war es?«
Der Bothan lächelte. »Gratuliere. Ich selbst war bei meiner ersten Begegnung nach fünfzehn Sekunden tot. Der Aufruf der biologischen Zieldaten hat sie gewarnt.«
»Wenn ich nicht hinüber wäre, würde ich mich dadurch bestimmt besser fühlen.« Gavin zog die Stirn kraus. »Wissen wir, was das war?«
Der Bothan-Admiral fuhr sich mit den Krallen durch die fahle Mähne. »Vor zwei Tagen hat Leia Organa Solo vor dem Senat gesprochen und die Senatoren vor einer unbekannten fremden Streitmacht zu warnen versucht, die jenseits von Dantooine bereits mehrere Randwelten angegriffen hat. Sie wurde nicht besonders herzlich aufgenommen, ließ aber Datenmaterial zurück, das die Grundlage für diese Simulation bildete.«
Gavin lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Wollen Sie damit sagen, dieses Samenkorn, dieses Ding, ist eine Art Sternjäger, der von Leuten eingesetzt wird, die den Äußeren Rand angegriffen haben?«
»Ja. Die genaue Bezeichnung der Erbauer für diese Schiffe lautet Korallenskipper. Sie lassen sie aus etwas wachsen, das sie Yorik-Korallen nennen. Ich weiß, dieser Name ist nicht besonders Furcht erregend, aber ich vermute, er hat bei der Übersetzung aus ihrer Sprache ein wenig gelitten. Ich habe sie für unsere Zwecke einfach Skips genannt.«
»Und die Prinzessin hat dies dem Senat vorgetragen, und niemand hat ihr zugehört?«
Traest schüttelte den Kopf. »Die Opposition hat ihre Kräfte vereint, um eine Auseinandersetzung über die Jedi-Frage auszutragen. Der Vorwurf, das vorschnelle Eingreifen eines Jedi hätte den Rhommamool-Konflikt entzündet, hat den Streit gefährlich zugespitzt. Einige Senatoren sahen in dem Bericht der Prinzessin den Versuch, die Aufmerksamkeit von den Jedi abzulenken. Da war es keine Hilfe, dass die Jedi-Ritter der Schlüssel zur Abwehr der Invasoren waren.«
Gavin nickte. Er hatte nie ein Problem mit den Jedi gehabt und zählte einen von ihnen, Corran Horn, sogar zu seinen besten Freunden. Es gab ein paar reichlich überhebliche Jedi, aber Gavin hatte derartige Fälle aufgeblasener Egos auch unter Jägerpiloten erlebt, daher überraschte ihn dieser Umstand nicht im Geringsten. Es war eine Tatsache, dass manche Aufgaben ausschließlich von den Jedi gelöst werden konnten, und er gehörte dem Militär schon zu lange an, um eine verbündete Macht abzulehnen, nur weil einige ihrer Elemente zersetzend wirkten.
»Gibt es Beweise dafür, dass die Invasion fortgesetzt wird?«
»Eigentlich nicht, aber die Vernunft legt den Schluss nahe, dass der Kraftaufwand, der nötig ist, um von einer Galaxis in die andere zu wechseln, einen Stützpunkt erfordert, über den der Transfer der erforderlichen Mittel abgewickelt werden kann.« Der Bothan lächelte. »Und wenn man eine Menge Credits ausgibt, um an einen bestimmten Ort zu gelangen, dann plant man auch, eine Weile dort zu bleiben.«
»Richtig, und die Randwelten sind nicht gerade der Ort, an dem man seine Ferien verbringt.« Gavin fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Diese Skips sind ziemlich Furcht erregend. Wie bewegen sie sich fort? Wie haben sie meine Schilde kollabieren lassen?«
»Wir müssen weitere Nachforschungen anstellen, um Gewissheit zu erlangen, aber offenbar setzen sie Wesen ein, die sie Dovin Basale nennen und die ein integraler Teil ihrer Jäger sind. Diese Wesen manipulieren die Schwerkraft. Auf diese Weise konnten sie Ihren Beschuss absorbieren und Ihre Schutzschilde ausschalten. Wir glauben den Zusammenbruch der Schilde verhindern zu können, wenn wir die Reichweite der Trägheitskompensatoren erweitern. Außerdem denke ich, dass ein in kürzeren Intervallen erfolgender Laserbeschuss bei geringerer Energie die Skips zwingen wird, eine Menge Kraft auf die Erzeugung ihrer schützenden Schwarzen Löcher zu verwenden. So lange die Skips mit dem Abfangen von Feuerstößen beschäftigt sind, ist ihre Manövrierfähigkeit stark eingeschränkt. Das ist natürlich nur eine hypothetische Strategie, die sich erst im Kampf bewahrheiten muss.«
»Ich verstehe.« Gavin presste die Handflächen gegeneinander. »Ich kann die Staffel im Simulator gegen diese Dinger fliegen lassen. Anschließend könnten Sie uns im Rand gegen sie einsetzen. Dann werden wir sehen.«
»Mir ist klar, dass Sie darauf brennen, das zu tun, und ich weiß das durchaus zu schätzen. Aber bevor es so weit ist, müssen wir noch ein anderes Problem lösen.«
»Und das wäre?«
Der Bothan seufzte. »Aufgrund der Art und Weise, in der Prinzessin Leia abgewiesen wurde, wird jede Handlung, die auch nur den Verdacht aufkommen lässt, dass sie Recht haben könnte, mit Missbilligung aufgenommen. Obwohl ich zurzeit im Rand stationiert bin, sehe ich mich außer Stande, irgendeines der Kampfgebiete untersuchen zu lassen, anderen bei ihren Nachforschungen zu helfen oder sonst irgendetwas zu unternehmen. Es wäre politischer Selbstmord, so zu handeln, als stünde Leias Bericht auch nur die geringste Glaubwürdigkeit zu.«
»Ja, aber ist es nicht tatsächlicher Selbstmord, einfach darüber hinwegzusehen?« Darklighter senkte den Blick und sah dann wieder in Traests violette Augen. »In Anbetracht der Tatsache, dass Borsk Fey’lya jetzt der Führer der Neuen Republik ist, haben Sie es sicher nicht leicht, aber die Lage völlig zu ignorieren …«
Traest hob eine Hand, um Gavins weiteren Worten zuvorzukommen. »Colonel, wegen des Fehlers, dessen sich mein Großvater bei Borleias schuldig gemacht hat, nahm der Einfluss meiner Familie zu der Zeit, als ich mein Studium an der Bothan-Kampfakademie antrat, immer mehr ab. Ich wechselte auf eine der kleineren angeschlossenen Schulen und traf dort auf einen Ausbilder, der mich auf bestimmte Schwächen im Gefüge der bothanischen Gesellschaft aufmerksam machte. Ich hoffe, Sie haben mich in den vergangenen Jahren gut genug kennen gelernt und wissen daher, dass ich einer neuen Generation angehöre und nicht unbedingt das tue, was meine Vorgesetzten von mir erwarten. Wenn meine Vorgesetzten zum Beispiel wüssten, dass ich Sie diese Simulation habe durchführen lassen, würde ich auf der Stelle zum Flugoffizier degradiert und müsste mich aus eigener Kraft wieder nach oben arbeiten.«
»Das haben Sie beim ersten Mal erstaunlich schnell geschafft, Admiral.«
»Da nach der Caamasi-Krise zahlreiche Führungskräfte in den oberen Rängen des bothanischen Militärs zurücktreten mussten, ging mein Aufstieg schneller vonstatten. Ich habe nichts gegen die Politik, solange sie mir hilft, eine Richtung einzuschlagen, in die ich ohnehin gehen wollte, aber ich lehne sie ab, wenn sie mich daran hindert, das Richtige zu tun.« Traest kehrte die Handflächen nach außen. »Ich hatte daran gedacht, die Renegaten-Staffel im Rand einzusetzen, getarnt als Piratenbande, die entlegene Systeme überfällt. Meine Streitkräfte dort werden Sie jagen, aber Sie werden sich nach Belieben verstecken und Nachforschungen anstellen können, wo immer Sie wollen.«
»Und wenn wir zufällig auf ein Kontingent Skips stoßen, während wir da draußen operieren?«
»Ich hoffe um unser aller willen, dass es nicht so weit kommt.« Der Bothan lächelte grimmig. »Aber falls doch, werden Sie sie auseinander nehmen und dem Senat Beweise liefern, die niemand mehr ignorieren kann.«
Luke Skywalker stand am Rand des Wäldchens und ließ die milde Brise von Yavin 4 sanft nach dem Saum des schwarzen Umhangs greifen, der ihn umhüllte. Über der kreisrunden Lichtung des Wäldchens erhob sich eine Reihe grauer Stelen, deren jede als Denkmal für einen gefallenen Jedi oder Schüler diente. Gantoris war der Erste gewesen, dann Nichos Marr, Cray Mingla und Dorsk 81, denen wieder andere gefolgt waren. Der bislang Letzte war Miko Reglia.
Luke fühlte sich zwischen widersprüchlichen Emotionen hin und her gerissen, während er die Gedenksteine betrachtete. Er empfand Stolz angesichts der Opfer, die diese Jedi-Ritter gebracht hatten. Sie waren nicht einmal voll ausgebildet gewesen, hatten trotzdem die Verantwortung angenommen, die ihnen als Jedi auferlegt worden war, und sich bewundernswert geschlagen. Sie waren ein Beispiel für die neuen Schüler und lehrten sie, wie schwierig es sein konnte, ein Jedi zu sein.
Aber er spürte auch ein zehrendes Bedauern. Ich wäre kein Mensch, wenn ich mir nicht die Frage stellen würde, ob ich irgendetwas hätte unternehmen können, um ihren Tod zu verhindern. Die erste Zeit der Jedi-Akademie war schwierig gewesen, weil er noch nicht recht gewusst hatte, wie er die Rolle des Jedi und Lehrers ausfüllen sollte. Die Erfahrungen, die er gemacht hatte, als er während der Wiederkehr des Imperators auf die Dunkle Seite wechselte, hatten ihn für einige Bedürfnisse seiner Schüler mit Blindheit geschlagen. Obwohl er einsah, dass er sich ein wenig zu früh an die Ausbildung eigener Schüler gewagt hatte, wusste er doch, dass es, wenn er dies nicht unternommen hätte, in diesen Tagen noch weniger Jedi geben würde, die sich der Invasion der Yuuzhan Vong entgegenstellen könnten.
»Wir werden auf keinen Fall einen dieser Gedenksteine für Mara aufstellen.«
Luke hob den Kopf und spürte, wie sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. Er drehte sich nach dem dunkelhaarigen Jedi in der grünen Robe um, der hinter ihm stand. »Das war es nicht, woran ich gerade dachte, Corran.«
Corran Horn zuckte die Achseln. »Vielleicht nicht in diesem Moment, aber irgendwo wird sich der Gedanke sicher eingeschlichen haben. Mir kommt er jedenfalls, wenn ich diesen Ort anschaue, jedes Mal in den Sinn, seitdem ich weiß … aber sie wird hier nicht durch einen Stein verewigt werden.«
Luke wölbte eine Braue und sah ihn an. »Das könnte man auf zweierlei Weise auffassen. Eine legt nahe, dass die Krankheit sie nicht umbringen, die andere, dass es keinen Jedi mehr geben wird, der hier einen Stein für sie aufstellen könnte.«
Der grünäugige Jedi nickte, dann kratzte er sich den Bart, der einst braun gewesen und jetzt von weißen Strähnen durchzogen war. »Ich setze auf die erste Möglichkeit, obwohl ich weiß, dass es eine Menge Leute in der Neuen Republik gibt, die der zweiten keine Träne nachweinen würden.«
»Leider wahr.« Luke seufzte und sah wieder zu den Gedenksteinen. »Sie waren alle noch so jung.«
»Ah, Luke, verglichen mit uns ist jeder jung.« Corran lächelte vergnügt. »Gemessen an Ihrer Lebenserfahrung müssten Sie ungefähr tausend Jahre alt sein.«
»Seit ich mit Mara verheiratet bin, hat sich dieser Prozess hoffentlich verlangsamt.«
»Schon, aber die Jahre, die sie Ihrer Lebensspanne hinzugefügt hat, ehe Sie beide endlich zusammenkamen, zählen noch immer.« Corran wies mit dem Daumen über die Schulter. »Aber bevor wir hier noch älter werden, wollen Sie sicher erfahren, dass alle gekommen sind. Die letzte Fähre ist vor ungefähr zehn Minuten mit Kyp Durron an Bord gelandet. Er hatte wie immer seinen großen Auftritt.«
Luke schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe keinen Zweifel, dass er einen großen Auftritt hatte, aber Ihr wie immer hat er nicht verdient.«
Corran hob die Hände. »Vielleicht, aber seine Ankunft hat einige der jüngeren Jedi und Anwärter in helle Aufregung versetzt.«
»Ihren Sohn auch?«
Der Corellianer zögerte, dann verneigte er sich leicht. »Valin hat bestimmt zu denen gehört, die schwer beeindruckt waren, aber ich mache mir größere Sorgen um den Kader junger Jedi, die in Miko eine Art Märtyrer sehen. Zu viele von ihnen scheinen seinen Platz einnehmen zu wollen. Ganner Rhysode und Wurth Skidder haben sich genau wie eine große Zahl anderer junger, glänzender Jedi sofort um Kyp geschart. Ich denke, wenn Jacen, Jaina und Anakin sich nicht zurückgehalten hätten, wäre Kyp zur Begrüßung gleich von allen bestürmt worden.«
Der Jedi-Meister ließ seine Besorgnis in einem langen beruhigenden Atemzug entweichen. »Ich kenne Ihre Befürchtungen, und Sie sind nicht der Einzige, der sie vorbringt. Auch Kam und Tionne machen sich Sorgen um die Akademie. Es war gut, die Kinder hier in einer Gruppe zu unterrichten. Und dass wir die älteren Schüler darauf vorbereitet haben, ihre Erfahrungen mit anderen Jedi-Rittern zu teilen, hat ihre Möglichkeiten immens erweitert. Das bedeutet natürlich auch, dass einige der Jedi-Ritter, die von Kyps unbesonnener Auffassung hinsichtlich der Pflichten eines Jedi angetan sind, am Ende unsere älteren Anwärter unterweisen werden.«
»Ich haben nichts gegen die Methoden einzuwenden, Meister Skywalker, und ich erkenne die Risiken, die ihnen innewohnen.« Corran seufzte. »Was mir aber Sorgen bereitet, ist, dass Kyp sich des politischen Unwetters, das seine Aktionen heraufbeschwören, durchaus bewusst ist, sich aber keinen Deut darum schert. Wir haben das doch längst erörtert, wir alle, aber das Problem hat sich erst mit Skidders Eingreifen bei Rhommamool wirklich zugespitzt.«
»Ich weiß. Und vor allem aus diesem Grund habe ich Sie alle hierher gerufen.« Luke bemerkte ein selbstgefälliges Grinsen, das an Corrans Mundwinkeln zupfte. »Und ich weiß auch, dass die Abberufung hierher jeden Einzelnen wissen lässt, wer die Verantwortung trägt. Ich bin vielleicht nicht auf Corellia aufgewachsen, wo diese Dinge jedermann im Blut liegen, aber ich bin mir dieser Wirkung bewusst.«
»Gut. Dann wissen Sie auch, dass Kyp als Letzter hier eingetroffen ist, weil er sich damit als Ihr hartnäckigster Widersacher ausweisen wollte.«
»Ja, das ist mir nicht entgangen.« Luke wandte sich von dem kleinen Waldstück ab und deutete auf den Großen Tempel. »Wollen wir?«
Corran nickte und marschierte los. Luke holte nach ein paar Schritten auf. Er betrachtete Corran einen Moment lang und lächelte dann. Als Corran zum ersten Mal an die Akademie gekommen war, hatte er sich zum Jedi ausbilden lassen wollen, um seine Frau Mirax Terrik befreien zu können. Er hatte sich eigensinnig und arrogant aufgeführt – ganz so, wie Luke es von einem Sternjägerpiloten und Gesetzeshüter erwartet hatte. Und von einem Corellianer. Doch während er allmählich lernte, was es bedeutete, ein Jedi zu sein, war er reifer geworden und hatte sich verändert. Obwohl es erst sechs Jahre her war, dass Corran sich nach dem Friedensschluss mit dem Imperium dazu durchgerungen hatte, seinen Abschied von den Renegaten zu nehmen und ein ganzer Jedi zu werden, hatte er die Philosophie des Ordens und deren Anforderungen voll in sein Leben integriert.
So seltsam es schien, aber während Corran seine Überheblichkeit ablegte, hatten sich Kyp und andere auf gefährliche Weise von ihrem Stolz in die Irre führen lassen. Doch Luke wusste nur zu gut, wie so etwas geschehen konnte. Für jemanden, der stark in der Macht war, stellte sich die Beschaffenheit des Lebens und der Wirklichkeit wesentlich klarer dar. Möglichkeiten, die andere gar nicht wahrnahmen oder ausloten konnten, lagen in schmerzlicher Deutlichkeit vor ihnen. Während Luke und andere Jedi-Ritter, wann immer sie ein Problem lösten, darauf achteten, ihre Handlungsweise und ihre Beweggründe darzulegen, zogen Kyp und seine Anhänger in dem Bewusstsein, die beste Lösung für jedes anstehende Problem parat zu haben, lieber einfach los und handelten.
Luke hegte gar keinen Zweifel daran, dass die Jedi in den meisten Situationen wahrhaftig stets die beste Lösung fanden, doch mitunter mochten die Folgen dieser Lösung für andere nur schwer verständlich sein. Schließlich mussten andere mit den Folgen leben und nicht die Jedi, die sie herbeiführten, daher waren Ressentiments gegen eigenmächtig handelnde Jedi kaum zu vermeiden.
Der Jedi-Meister streckte die linke Hand aus und legte sie Corran auf die Schulter. »Bevor wir uns der Versammlung stellen, möchte ich Ihnen noch dafür danken, dass Sie eingesprungen sind und hier aushelfen, seit Mara krank geworden ist.«
»Ist mir ein Vergnügen. Ich werde Valin und Jysella sehen. Sie hat mehr Zeit hier an der Akademie zugebracht als mit ihrer Mutter und mir. Ich möchte die Bindungen aufrechterhalten.«
Luke drückte Corrans Schulter. »In der alten Zeit wurden alle potenziellen Jedi ihren Familien schon als Kinder weggenommen und ausgebildet. Ich kann mir allerdings nicht denken, dass das damals einfacher war. Es gibt noch so viel, das wir nicht wissen …«
»Sicher, aber wir dürfen dem Gedanken keinen Raum geben, dass das, was Sie hier geschaffen haben, falsch ist oder schlecht oder dass der alte Rat nicht damit einverstanden wäre. Immerhin haben Obi-Wan und Yoda Sie damals aufgenommen. Einen älteren Jedi auszubilden ist nicht unmöglich, nur schwieriger.« Corran warf seinem Meister einen Seitenblick zu. »Und trotz unserer früheren Differenzen über die richtige Ausbildung glaube ich doch, dass Sie hier großartige Arbeit geleistet haben. Wir haben hundert Jedi, die die Galaxis durchstreifen, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Das ist schon eine Leistung.«
»Das wird sich erst erweisen, wenn man uns weitermachen lässt.« Luke folgte Corran in den Turbolift. »Leias Bericht über die Stimmung auf Coruscant war nicht sehr erfreulich. Ich war selbst erst vor kurzem dort, und der Senat war wegen Rhommamool ausgesprochen verärgert. Jetzt ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, die Gründung eines neuen Jedi-Rats vorzuschlagen.«
»Die Karten sind ausgeteilt. Wir müssen das Spiel beginnen und hoffen, dass sich das Blatt nicht gegen uns wendet.« Die Tür des Turbolifts ging auf, und Corran trat zurück, um Luke den Vortritt zu lassen. »Ihre Schüler erwarten Sie, Meister.«
Luke machte einen großen Schritt aus der Liftkabine und fühlte, wie ihm das Herz in der Brust schwoll. Die Jedi hatten in der Versammlungshalle des Großen Tempels in langen Reihen Aufstellung genommen. Sie waren weder so zahlreich noch so bunt gemischt wie die Kämpfer der Rebellen, die sich nach der Vernichtung des Todessterns auf ähnliche Weise hier versammelt hatten, trotzdem spürte Luke wieder die gleichen Schwindel erregenden Emotionen, die ihn damals überkommen hatten. Der bloße Anblick der Jedi, eine gute Mischung aus Menschen und Nichtmenschen, Männern und Frauen, ließ die Jahre von ihm abfallen und erinnerte ihn an die heroischen Anstrengungen, die notwendig gewesen waren, um das Imperium zum Rückzug zu zwingen.
Er marschierte über den roten Teppich, der die Halle der Länge nach teilte, und stieg langsam die Stufen zu dem Podest an ihrem Ende hinauf. Er nickte Kam Solusar und Tionne zu, dem Verwalter-Ehepaar der Akademie, dann wandte er sich um und erhaschte einen Blick auf Corran, der soeben an seinen Platz in der Reihe hinter seinem Sohn glitt. Die jüngeren Anwärter waren dem Podest am nächsten positioniert worden, während die Jedi-Ritter und ihre Schüler sich in frei gewählten Gruppierungen über den hinteren Teil der Halle verteilt hatten.
Wenn alle auf der linken Seite sich mit Kyp zusammengetan haben, dann ist die Spaltung deutlicher, als ich dachte. Auf der linken