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Panini präsentiert exklusiv zum Kinoerlebnis des letzten Jahres den Jugendroman zu "Das Erwachen der Macht", mit neuen Helden, aber auch den alten Haudegen Leia, Luke, Han und Chewbacca. DER OFFIZIELLE JUGENDROMAN ZUM FILM!
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Seitenzahl: 212
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AUSSERDEMVONPANINIERHÄLTLICH:
Star Wars: Bewegliches Ziel – Ein Prinzessin Leia-Abenteuer
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Cecil Castellucci, Jason Fry – ISBN 978-3-8332-3197-1
Star Wars: Die Waffe eines Jedi – Ein Luke Skywalker-Abenteuer
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Jason Fry – ISBN 978-3-8332-3196-4
Star Wars: Im Auftrag der Rebellion – Ein Han Solo & Chewbacca-Abenteuer
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Greg Rucka – ISBN 978-3-8332-3195-7
Star Wars: Verlorene Welten
(Journey to Star Wars: Das Erwachen der Macht)
Claudia Gray – ISBN 978-3-8332-3194-0
Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung
Patricia C. Wrede – ISBN 978-3-8332-2450-8
Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger
Patricia C. Wrede – ISBN 978-3-8332-2694-6
Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith
Patricia C. Wrede – ISBN 978-3-8332-2865-0
Star Wars: Eine neue Hoffnung – Drei gegen das Imperium
Alexandra Bracken – ISBN 978-3-8332-3023-3
Star Wars: Das Imperium schlägt zurück – Du willst also ein Jedi werden?
Adam Gidwitz – ISBN 978-3-8332-3024-0
Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter – Hüte dich vor der Dunklen Seite der Macht
Tom Angleberger – ISBN 978-3-8332-3025-7
Star Wars:DARTHVADER – Aufstieg und Fall
Ryder Windham – ISBN 978-3-8332-1655-8
Star Wars:OBI-WANKENOBI – Leben und Legende
Ryder Windham – ISBN 978-3-8332-1877-4
Star Wars:LUKESKYWALKER – Eine neue Hoffnung
Ryder Windham – ISBN 978-3-8332-2034-0
Star Wars:DARTHMAUL – Der dunkle Jäger
Ryder Windham – ISBN 978-3-8332-2449-2
Nähere Infos und weitere Bände unter:
www.paninicomics.de
VON MICHAEL KOGGE
Basierend auf dem Drehbuch von
LAWRENCE KASDAN & J. J. ABRAMS und MICHAEL ARNDT
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Deutsche Ausgabe 2016 Panini Verlags GmbH, Rotebühlstraße 87, 70178 Stuttgart.
Alle Rechte vorbehalten.
© & TM 2016 LUCASFILM LTD. ALL RIGHTS RESERVED.
Titel der Amerikanischen Originalausgabe: »Star Wars: The Force Awakens« by Michael Kogge.
Geschäftsführer: Hermann Paul
Head of Editorial: Jo Löffler
Head of Marketing: Holger Wiest (email: [email protected])
Presse & PR: Steffen Volkmer
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Lektorat: Marc Winter
Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart
Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln
YDSWEP007E
ISBN 978-3-8332-3285-5
Gedruckte Ausgabe:
ISBN 978-3-8332-3026-4
1. Auflage, März 2016
Findet uns im Netz:
www.paninicomics.de
PaniniComicsDE
Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …
Luke Skywalker ist
verschwunden. Während seiner
Abwesenheit hat sich die
finstere ERSTE ORDNUNG aus
der Asche des Imperiums
erhoben und wird nicht ruhen,
bis Skywalker, der letzte der
Jedi, vernichtet wurde.
Mit der Unterstützung der
REPUBLIK führt General Leia
Organa den tapferen
WIDERSTAND. Sie versucht
verzweifelt, ihren Bruder Luke
zu finden und seine Hilfe dabei
zu erlangen, Frieden und
Gerechtigkeit in der Galaxis
wiederherzustellen.
Leia hat ihren mutigsten Piloten
in geheimer Mission nach Jakku
entsandt, wo ein alter
Verbündeter einen Hinweis auf
Lukes Aufenthaltsort
entdeckt hat …
PROLOG
Einst gab es eine Alte Republik, eine gerechte und wohlwollende Regierung, die die Galaxis tausend Jahre vereinte. In dieser großen Demokratie herrschte uneingeschränkter Friede. Wissenschaft und Technik erblühten, und neue Sternensysteme wurden entdeckt. Die Künste erlebten ein goldenes Zeitalter, die Bürger konnten frei ihre Meinung äußern und durch die Einführung des Galaktischen Senats erhielt jede Welt eine Stimme in der Regierung. Doch wie alles, was altert, wurde auch die Republik schwächer – Teile von ihr verrotteten, ihr Kern verfaulte, Krieg wurde eine alltägliche Tragödie. Als man sie schließlich für tot erklärte, war sie nur noch eine verblassende Erinnerung in den Köpfen ihrer ehemaligen Bürger.
Einst gab es einen mystischen Orden der Jedi-Ritter, Hüter des Friedens und der Gerechtigkeit in jener Alten Republik. Legenden erzählten von ihren übernatürlichen Fähigkeiten, zu denen unsichtbare geistige Kräfte, die Gabe der Voraussicht und große Weisheit gehörten. Aber so weise sie auch waren, die Jedi erkannten dennoch nicht das Böse inmitten ihrer geliebten Republik. Jene, denen sie vertraut, die sie als Freunde und Verbündete angesehen hatten, betrogen und vernichteten die Jedi.
Einst gab es auch ein Galaktisches Imperium, geboren aus der Asche der Republik, aber das genaue Gegenteil von allem, wofür jene Republik gestanden hatte. Es war keine große Demokratie, vielmehr herrschte ein tyrannischer Imperator mit eiserner Faust. Freiheiten wurden eingeschränkt, Gehorsam erzwungen. Propaganda bemächtigte sich der Kunst. Wissenschaft und Technik dienten nur noch dem Militär. Neue wie alte Sternensysteme wurden erobert und geplündert, die Bürger lebten in ständiger Furcht vor Bestrafung, sollten sie je gegen die Ausbeutung durch das Imperium protestieren. Der Senat wurde aufgelöst, die Jedi ausgelöscht. Die einzige Stimme, die nun noch Gewicht hatte, war die des Imperators. Doch sosehr er es auch versuchte, er konnte die Flamme der Hoffnung nicht vollends ersticken.
Einst gab es eine Rebellion, ins Leben gerufen von ein paar wenigen Tapferen, die die Prinzipien der Republik in Ehren hielten und das Imperium verabscheuten. Zunächst war es nur ein bunter Haufen von widerspenstigen Freidenkern, rebellischen Künstlern, aufgeklärten Adeligen und rastlosen Jungspunden. Sie begannen ihren Kampf gegen das Imperium schlecht organisiert, klein und schwach, unfähig, eine Schlacht zu gewinnen, ganz zu schweigen von einem Krieg. Obwohl sich die Niederlagen häuften und ein Sieg unerreichbar schien, gaben diese Rebellen nicht auf. Sie fanden Hoffnung in den Heldentaten eines jungen Mannes namens Luke Skywalker. Dieser erlernte die Fähigkeiten der Jedi und half, der Tyrannei ein Ende zu bereiten. So schnell das Imperium aufgestiegen war, so schnell fiel es nun, und an seiner statt wurde eine Neue Republik gegründet.
Doch wenn ein Krieg erst einmal begonnen hat, lässt er sich nur schwer wieder beenden. So war es auch, als die Neue Republik versuchte, Frieden zu schaffen. Denn nicht alle wollten zurück zur Demokratie. Der Bürgerkrieg hatte viele Herzen bitter und hart gemacht, und Welten, die die imperiale Zucht und Ordnung vorzogen, lösten sich von der Neuen Republik. Sie vereinigten sich unter dem Namen Erste Ordnung und waren entschlossen, die Neue Republik zu zerschlagen und die Galaxis zur verklärten Herrlichkeit imperialer Zeiten zurückzuführen.
Nur wenige in der Republik nahmen diese Bedrohung ernst, aber jene, die es taten, starteten eine Gegenoffensive. Im Angesicht der wachsenden militärischen Macht der Ersten Ordnung war dieser Widerstand allerdings viel zu schwach. Und von dem einen, der die Macht gehabt hätte, ihnen hilfreich zur Seite zu stehen, dem Mann namens Luke Skywalker, fand sich weit und breit keine Spur.
1. Kapitel
Der Krieg kam nach Jakku. Sein Herold war der gigantische Schlachtkreuzer Finalizer, der durch die Tiefen des Alls rauschte, ohne einen Angriff fürchten zu müssen. Beinahe drei Kilometer maß der Sternenzerstörer vom Bug bis zum Heck, bestückt mit Turbolaserkanonen, Traktorstrahlen, Schildgeneratoren und Raketenwerfern – und das war nur das äußerlich Sichtbare.
Im Inneren der Finalizer befand sich die wahre Feuerkraft dieses Schiffs: seine Besatzung. Tausende von Offizieren, Schützen, Soldaten und Technikern, die ein Ziel vereinte: die Erste Ordnung zur dominanten Macht in der Galaxis zu machen. Ihre Hingabe an dieses Ziel war unerschütterlich, und diese Loyalität gebar tödliche Effizienz. Befehle wurden exakt so ausgeführt, wie sie gegeben wurden, ohne einen Gedanken an mögliche moralische Konsequenzen. Denn in den Köpfen der Besatzung war die Erste Ordnung immer im Recht.
Die Heerscharen von Soldaten, die den Willen der Ordnung auf dem Schlachtfeld ausführten, wurden Sturmtruppen genannt, und ebenso wie der Anblick ihrer Sternenzerstörer weckte auch ihr Anblick nicht nur Furcht, sondern auch Ehrfurcht.
Die Sturmtruppen trugen weiße Rüstungen, wie sie bereits das vielleicht hervorstechendste Symbol des einstigen Imperiums gewesen waren, aber eine neue Version. Die Panzerplatten waren leichter und nicht mehr so wuchtig, was größere Flexibilität und Bewegungsfreiheit ermöglichte. Und ihr Helm – dieses unverkennbare, immer gleiche Gesicht der imperialen Brutalität – weckte zwar weiterhin die Assoziation eines menschlichen Totenschädels, war aber stromlinienförmiger und seine Sichtschlitze waren in die Länge gezogen, um ein größeres Blickfeld zu ermöglichen.
Die Truppen der Ersten Ordnung waren mehr als nur gewöhnliche Soldaten in furchterregenden Rüstungen. Es waren ihre Fähigkeiten im Kampf, die sie wirklich auszeichneten. Schon als Kinder hatte man sie für diese Aufgabe ausgewählt – das Sturmtruppenkorps war zu ihrer Familie geworden, ihr alphanumerisches Rufzeichen zu ihrem Namen. Ihre Ausbildung war so gründlich, so eisern, dass nichts ihnen Angst machen konnte. Sie würden, ohne zu zögern, ihr Leben opfern, unaussprechliche Dinge tun, falls sie den Befehl dazu erhielten. Skrupel waren ihnen fremd. Die Erste Ordnung war immer im Recht.
FN-2187 war erst seit Kurzem ein vollwertiger Sturmtruppler und brannte darauf, seine Pflicht zu tun. Er und seine Einheit näherten sich gerade einer Wüstensiedlung. Die meisten der Einwohner waren geflohen, aber eine Handvoll Gestalten, die kaum mehr als alte Lumpen trugen, waren zurückgeblieben, um ihre Heimat zu verteidigen. Ihr Widerstand war schwach und kurz. Jeder Schuss, den ein Dorfbewohner aus einem Jagdblaster oder Kugelwerfer abgab, wurde von einer Kanonade aus den Gewehren der Sturmtruppen beantwortet. FN-2187 war meist der Erste, der das Feuer erwiderte, und sein letzter Schuss hatte einen Scharfschützen auf einem Dach erledigt.
„Gib anderen auch mal eine Chance, Acht-Sieben! Ich hatte dieses Ziel auch im Visier“, sagte FN-2003 über die interne Kom-Verbindung in ihren Helmen.
„Wozu? Damit du wieder danebenschießen kannst, Slip?“, warf FN-2199 ein, der den Spitznamen Nines trug.
„Slip kann danebenschießen, so viel er will, aber ich brauche einen Treffer“, erklärte FN-2000 – oder Zeroes, wie alle im Ausbildungskader ihn nannten. „Es ist nicht fair, dass Acht-Sieben den ganzen Ruhm einstreicht.“
Laut dem Zähler, der zu den Anzeigen seines Helmdisplays gehörte, hatte FN-2187 mehr Ziele eliminiert als irgendein anderes Mitglied seiner Einheit. Doch er empfand keinen Stolz angesichts dieser Tatsache – er tat einfach nur seine Pflicht. Sein Infrarotsensor erfasste eine Bewegung auf der anderen Straßenseite, und er vergrößerte den Bildausschnitt.
Eine Frau mit schmutzverkrusteten Haaren kauerte hinter einer Stange, an der man Reittiere anbinden konnte. Sie starrte die Sturmtruppler zitternd und bebend an, dann griff sie in ihre Tasche. Was sie hervorholte, war dunkel und rund, genau wie eine Granate.
„Alle Mann runter!“ FN-2187 ließ sich flach auf den Boden fallen, und seine Kameraden folgten seinem Beispiel. Er war nur einen Herzschlag davon entfernt, den Abzug zu drücken, als sein Helm den Gegenstand in der Hand der Frau als heimische Gugu-Frucht identifizierte. Sie biss hinein, vermutlich, um ihren klappernden Zähnen etwas zu tun zu geben und sich zu beruhigen.
Das Kom-Geplapper verwandelte sich in Lachen. „Achtung, essbare Geschosse!“, witzelte Nines. „Könnten Flecken hinterlassen.“
Zeroes erhob sich und rückte seine Brustplatte gerade. „Jetzt hat meine Rüstung eine Delle. Vielen Dank auch, Acht-Sieben!“
„Ich tu, was ich kann“, erwiderte FN-2187, ohne sich von ihren Sticheleien beeindrucken zu lassen. Um ein Haar hätte er jemanden erschossen, der kein feindlicher Kämpfer war. Er musste vorsichtiger sein.
Eine Hand in einem schwarzen Handschuh streckte sich ihm entgegen, um ihm aufzuhelfen. Es war FN-2003 – Slip. „Egal, was er sagt, Acht-Sieben, so schnell, wie du das Ziel neu bewertet hast – das war eine phänomenale Reaktionszeit.“
„Ja, ich glaube nicht, dass ich noch rechtzeitig den Finger vom Abzug genommen hätte“, fügte FN-2199 hinzu.
„Darum geht dir auch immer die Munition aus, Nines“, bemerkte Zeroes.
Der Lärm des Kampfes war inzwischen verstummt. „Sturmtruppen, stillgestanden!“, erklang eine ernste Stimme aus verborgenen Lautsprechern. „Die Simulation ist beendet.“
Das Wüstendorf verschwand, und FN-2187 und die anderen Soldaten der Einheit fanden sich im leeren weißen Simulationsraum der Finalizer wieder. In den Wänden, an der Decke und im Boden befanden sich Tausende winziger Öffnungen – sie hatten die holografischen Bilder projiziert, die ihre Übung so realistisch hatten wirken lassen.
„Melden Sie sich zum Einsatz“, dröhnte die körperlose Stimme.
Während sie sich auf den Weg zum Hangar machten, bemerkte FN-2187 die spürbare Erregung seiner Kameraden. Er selbst war ebenfalls aufgeregt, aber auch erleichtert. Endlich keine Simulationen mehr. Sie waren im Begriff, zu ihrem ersten echten Kampfeinsatz aufzubrechen.
In der Andockbucht schlossen sich ihnen drei Trupps aus anderen Eingängen an, und gemeinsam marschierten sie an Reihen von TIE-Jägern vorbei, bis sie alle im exakt selben Moment und in exakt derselben Entfernung vor Captain Phasma stoppten. Phasma war die Anführerin der Sturmtruppenlegionen der Ersten Ordnung.
Phasma hatte sich vor vier Truppentransportern aufgebaut. Sie trug eine makellose glänzende Chromrüstung und als Zeichen ihres Kommandos einen schwarzen Umhang mit einem roten Streifen am Rand, der über ihrer rechten Schulter mit einer Spange geschlossen war. „Sturmtruppen“, begann sie, ihre Stimme durch den Helm verfremdet. „Das Ziel ist simpel. Findet diesen Flüchtigen unter allen Umständen.“ Sie hob ein portables Holopad hoch, und über ihrer Handfläche materialisierte sich das Bild eines alten Menschen in einem schlichten Gewand. „Er nennt sich Lor San Tekka und ist ein Todfeind der Ersten Ordnung. Fordern Sie sofort Verstärkung an, sobald Sie ihn finden. Er soll lebend gefangen genommen werden, damit die Erste Ordnung ihn verhören kann.“
FN-2187 studierte das bläuliche Hologramm des Mannes. Dieser Flüchtige musste äußerst wichtig sein, dass ein Sternenzerstörer und vier Einheiten der Sturmtruppen losgeschickt wurden, um ihn zu finden.
„Haben Sie irgendwelche Fragen?“, wollte Phasma wissen. Als die Soldaten jedoch still und reglos stehen blieben, die Gewehre mit beiden Händen umschlossen, trat sie einen Schritt nach vorn. „Für die meisten von Ihnen ist dies der erste richtige Kampfeinsatz. Ich kann nicht glauben, dass keiner von ihnen Fragen hat.“
FN-2187 hob die Hand.
„Sprechen Sie, Zwei-Eins-Acht-Sieben“, forderte Phasma ihn auf.
Der Sturmtruppler legte die Hand wieder auf seine Waffe. „Was ist mit Kollateralschäden? Wie vermeiden wir zivile Opfer?“
„Gar nicht“, entgegnete Phasma. „Diese Dorfbewohner mögen arm und schutzlos wirken, aber da sie einem bekannten Feind Unterschlupf gewährt haben, haben sie der Ersten Ordnung den Krieg erklärt. Falls sie sich nicht sofort ergeben, tun Sie, was nötig ist.“ Sie wandte sich von ihm ab und sprach alle Sturmtruppler an. „Haben Sie das verstanden?“
„Jawohl, Captain“, antwortete FN-2187 im Chor mit seinen Kameraden.
„Es ist wichtig, dass Sie nicht zu viel in die Situation hineininterpretieren. Wenden Sie an, was Sie in der Ausbildung gelernt haben, befolgen Sie Ihre Befehle, und schon bald werden Sie alle siegreich zurückkehren.“
Phasma deutete mit ihrem Gewehr auf die Landungsboote. „Gehen Sie jetzt an Bord der Ihnen zugewiesenen Transporter“, ordnete sie an. „Lang lebe die Erste Ordnung!“
FN-2187 und die anderen wiederholten den Ruf: „Lang lebe die Erste Ordnung!“
Die Sturmtruppler salutierten vor Captain Phasma, als sie an ihr vorbei zu ihren Schiffen marschierten. Phasmas Blick schien dabei einen Moment länger auf FN-2187 zu verweilen als auf den anderen – er wusste, dass sie Großes von ihm erwartete. Schon einmal hatte sie ihn als einen der stärksten unter den neuen Kadetten gelobt. Doch jetzt war er kein Kadett mehr – er war ein Sturmtruppler der Ersten Ordnung, der nun in einer echten Situation auf Leben und Tod beweisen musste, was in ihm steckte. Bei dieser Operation konnte er seinen Kameraden zeigen, dass er es verdiente, an ihrer Seite zu stehen. Und Captain Phasma und der Ersten Ordnung konnte er beweisen, dass ihr Vertrauen in ihn gerechtfertigt war.
Im Gleichschritt mit seiner Einheit salutierte FN-2187 vor dem Captain, dann stieg er an Bord des Transporters, bereit, gegen den Widerstand anzutreten.
Ein Vorteil davon, ein Sternenjägerpilot zu sein, war es, dass man die Galaxis bereisen konnte. Poe Dameron war erst für die Neue Republik und dann für den Widerstand geflogen, und er hatte vom Rand bis zum Kern alles gesehen. Leblose Felsbrocken, Waldmonde, Sumpfplaneten, auf denen sein X-Flügler beinahe versunken war, und mehr als genug Wüstenplaneten wie Jakku.
General Leia Organa hatte ihn in geheimer Mission hierhergeschickt – „eine Mission, die für den Widerstand überlebenswichtig ist“, hatte sie gesagt. Eine Mission, die ihr helfen könnte, ihren lange verschollenen Bruder Luke Skywalker zu finden.
Bislang war alles nach Plan verlaufen. Poe war im Schutz der Nacht in die Atmosphäre von Jakku eingetreten und hatte seinen X-Flügler unter einem Felsvorsprung versteckt abgestellt, dann hatte er seinen kugelförmigen Astromechdroiden BB-8 instruiert, sich in der Gegend umzusehen, während er seine Fliegerjacke übergestreift hatte und durch die kalte Wüstennacht zu einem nahen Dorf namens Tuanul marschiert war. Dort, inmitten von Zelten und Hütten, lebte Lor San Tekka, der Mann, mit dem er Kontakt aufnehmen sollte.
Die Dorfbewohner waren nicht gerade freundlich, aber sie hielten ihn auch nicht auf. Jakku war eine Welt, auf der sich jeder um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte – und das aus gutem Grund. Die Galaxis war groß, voller Welten mit milderem Klima, und wer sein Dasein trotzdem auf einem Wüstenplaneten fristete, der war entweder dort geboren, oder er versteckte sich hier. Darum war es besser, keine Fragen zu stellen und niemanden schief anzusehen. Man konnte nie wissen, wen man vielleicht verärgerte.
Tekka schien nicht im Geringsten überrascht von Poes Eintreffen. Er bedeutete ihm, in seine Hütte zu treten, und begrüßte den Piloten mit einem warmen Lächeln. Der Mensch war sehr alt – seine Sorgenfalten hätten für mehrere Leben gereicht –, und Poe schätzte, dass er seine besten Jahre zur Zeit der Klonkriege gehabt hatte. Dieser Konflikt war vor über einem halben Jahrhundert ausgetragen worden, und seitdem hatte sich die Galaxis extrem verändert – ein Wandel, den jemand in Tekkas Alter persönlich mitverfolgt hatte.
Der Mann stand hoch aufgerichtet vor ihm und zeigte auch sonst keine der in seinem Alter üblichen Gebrechen. Als er zu Poe sprach, strahlte seine Stimme eine gewisse Wärme aus, und er klang aufrichtig, als würden sie sich schon ihr ganzes Leben kennen. Zunächst plauderten sie ein wenig – das gehörte dazu, damit niemand, der sie belauschen mochte, Verdacht schöpfte. Doch diese oberflächliche Unterhaltung endete in dem Moment, als Tekka dem Piloten einen kleinen Lederbeutel reichte und die Hand darauf legte. „Das wird alles in Ordnung bringen“, sagte er und zog die Hand zurück, sodass der Beutel nun ganz in der Hand des Besuchers lag.
„In den Legenden heißt es, diese Karte sei unauffindbar“, meinte Poe. „Wie habt Ihr es geschafft?“
Der alte Mann lächelte nur.
Dameron erwiderte das Lächeln. „Ihr werdet es mir nicht verraten, oder? Das ist schon in Ordnung.“ Er schloss die Finger fest um den Beutel. „Ich habe Geschichten über Eure Abenteuer gehört, seit ich ein Kind war. Es ist eine Ehre für mich, Euch kennenzulernen.“
Tekka reagierte mit ernster Miene auf Poes Bewunderung. „Ich bin zu weit gereist und habe zu viel gesehen. In der Galaxis herrscht überall Verzweiflung“, erklärte er. „Etwas muss geschehen – egal wie hoch der Preis oder das Risiko ist. Ohne die Jedi kann es kein Gleichgewicht der Macht geben, und alles wird an die Dunkle Seite fallen.“
Poe war klug genug, keine Fragen über die Jedi oder die Macht zu stellen. Diese Themen lagen weit über seinem Rang. „Der General sucht schon ewig danach“, merkte er an.
„Der General…“ Das Lächeln des alten Mannes kehrte zurück. „Für mich ist sie immer noch eine Hoheit.“
„Ja, in der Tat, das ist sie, aber nennt sie lieber nicht Prinzessin“, riet Poe ihm. „Zumindest nicht, wenn sie in Hörweite ist. Das kann sie nicht ausstehen.“
Der Pilot wollte gerade aufbrechen, als BB-8 in die Hütte rollte. Leute, die nichts von den Fähigkeiten des Droiden wussten, meinten meist nur, dass er niedlich aussehe. Andere verglichen seinen runden Kopf und Körper mit einer umgedrehten Obstschale, die auf einem orange-weißen Grav-Ball ruhte. Doch wie so oft trog der Schein, denn sein harmloses Aussehen machte BB-8 zu einem perfekten Begleiter auf Spionagemissionen. Mit drängenden Piepslauten berichtete der Droide Poe, was er während seines Aufklärungsausflugs außerhalb des Dorfes entdeckt hatte.
Poe holte sein Quadrofernglas hervor und eilte, dicht gefolgt von Tekka, nach draußen. Als er zum Himmel aufblickte, enthüllte das Fernglas vier Transporter, die schnell auf den Planeten herabsanken. Poe erkannte Hersteller und Bauart sofort: Die Schiffe gehörten zur Ersten Ordnung. Der Krieg kam nach Jakku.
2. Kapitel
Ein Gefühl von Kameradschaft erfüllte die Transporter der Ersten Ordnung. Man klopfte sich gegenseitig auf den Rücken und überprüfte seine Waffen. Kleine Sticheleien wurden ausgetauscht. Würde FN-2000 den anderen die korrekten Ortungsdaten übermitteln? Würden FN-2199 die Magazine für seinen Blaster ausgehen? Würde FN-2003 mit den anderen Soldaten mithalten können, oder würde er hinter ihnen zurückfallen? Würde FN-2187 seinen Helm aufbehalten?
FN-2187 lachte mit seinen Kameraden, aber er wusste, dass er konzentriert bleiben musste und die Vorbereitungen nicht unter der Vorfreude auf die Mission leiden durften. FN-2003s zustimmendes Nicken verriet ihm, dass er mit seiner Aufregung nicht allein war. Der Truppentransporter erbebte, als er auf dem Boden aufsetzte, aber FN-2187 blieb sicher stehen. Unerschütterlich, unnachgiebig, bereit für den Kampf – und dasselbe galt für die anderen. Dies war ihr Moment, das Ziel ihrer jahrelangen Ausbildung. Eines Tages würden sie auf diesen Tag zurückblicken und darin den Beginn einer langen und ereignisreichen Laufbahn im Sturmtruppenkorps sehen.
Die Luke öffnete sich, die Rampe wurde heruntergelassen und FN-2187s Helmvisier glich die nächtliche Dunkelheit aus – dank Infrarotsicht würde er potenzielle Feinde problemlos erkennen können. Dennoch musste er warten, bis sich der von der Landung aufgewirbelte Staub wieder gesetzt hatte, bevor er sich ein richtiges Bild von ihrem Schlachtfeld machen konnte.
Das Dorf war kleiner und erbärmlicher als das aus den Simulationen. Seine zerfledderten Zelte und vom Sand abgeschliffenen Hütten wirkten kaum wie eine passende Zuflucht für Widerstandskämpfer. Doch es war FN-2187s Pflicht, seinen Vorgesetzten zu gehorchen, nicht ihre Befehle zu hinterfragen. Die Erste Ordnung war immer im Recht.
FN-2003 gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter, und er erwiderte die Geste. Das Signal wurde gegeben, und FN-2187 marschierte mit seinen Kameraden in die Schlacht.
Poe kletterte in das Cockpit seines X-Flüglers und fuhr die Systeme hoch. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er floh, während Tuanul sich einem Angriff durch die Sturmtruppen der Ersten Ordnung gegenübersah. Doch Lor San Tekka hatte ihm klargemacht, dass er gehen musste. Seine Mission war zu wichtig, zu viel stand auf dem Spiel. Das Schicksal der gesamten Galaxis hing davon ab, dass er dem General das Artefakt überbrachte. Der gesamten Galaxis. Der alte Mann wusste, wie er jemandem Druck machen konnte.
BB-8 wippte im Droidensockel hinter dem Cockpit hin und her. Er wurde allmählich ungeduldig.
„Wir fliegen ja gleich los“, beschwichtigte Poe ihn. Er aktivierte die Repulsoren und setzte dazu an, die Maschine unter dem Felsvorsprung herauszufliegen. In wenigen Augenblicken hätten sie freie Bahn.
Da erklang plötzlich ein hohes Ping-Ping, und das Schiff erbebte. Poe riss den Steuerknüppel zurück, um zu verhindern, dass der X-Flügler die Felswand rammte. Sie wurden beschossen! Der Scanner zeigte ihm zwei Sturmtruppler, die mit erhobenen Waffen auf ihre Position zurannten.
Doch sie rannten nicht mehr lange. Poe feuerte mit der nach unten ausfahrbaren Laserkanone des Sternenjägers auf sie, und die beiden Soldaten gingen gemeinsam mit dem Großteil der umliegenden Vegetation in Flammen auf.
Weitere Sturmtruppler waren sicherlich schon auf dem Weg – sie mussten verschwinden. Poe überprang sämtliche Systemchecks und startete die Triebwerke, doch sein X-Flügler gab nur ein ungutes Klappern von sich. Der Pilot sprang aus dem Cockpit und kletterte am Rumpf nach unten. BB-8 löste sich aus dem Droidensockel und rollte neben ihm her.
Der Schaden war schlimmer, als er angenommen hatte: Rauch stieg aus zwei der Triebwerke auf. Diese Soldaten der Ersten Ordnung hatten genau gewusst, welche Stelle sie treffen mussten, um einen X-Flügler außer Gefecht zu setzen.
So, wie es aussah, würde Poe Jakku wohl doch nicht verlassen. Er holte den Lederbeutel hervor, den Tekka ihm gegeben hatte, und nahm seinen Inhalt heraus – ein seltsames Objekt, das aus verschieden langen silbernen Blöcken zusammengesetzt zu sein schien. Die Blöcke waren alle miteinander verbunden, wobei bei manchen an den Seiten quadratische und rechteckige rote Flächen zu erkennen waren. Der Gegenstand war so klein und gleichzeitig so wichtig für das Überleben des Guten in der Galaxis.
Die Größe sagte nichts über die Bedeutung einer Sache aus, das bewies BB-8 jeden Tag aufs Neue. Darum vertraute Poe auch darauf, dass der kleine Droide Tekkas Artefakt beschützen und die Mission ohne ihn zu Ende bringen würde. Er legte den Gegenstand in den vorderen Datenschacht seines Begleiters. „Verschwinde von hier so weit weg, wie’s nur geht! Ich komme dich später holen.“
BB-8 schrillte protestierend – er wollte seinen Herrn nicht verlassen.
„Los!“, befahl Poe, dann senkte er die Stimme und sprach mit einer Warmherzigkeit zu seinem treuen Droiden, die nur die wenigsten für Maschinen aufbrachten. „Ich werde so viele von diesen Eimerköpfen ausschalten, wie ich kann. Und mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut – ich finde dich schon.“
BB-8 stieß piepend seine Gegenargumente aus.
Aber Poe ließ sich nicht beirren. „Verschwinde endlich! Es wird schon alles gut gehen“, drängte er.
Der kleine Droide rollte davon und mit ihm die Informationen, die so überlebenswichtig für die Zukunft des Widerstands waren – ein Hinweis auf den Aufenthaltsort von Luke Skywalker, den letzten der Jedi.
3. Kapitel
Die Einnahme von Tuanul verlief völlig anders als die Simulationen, die FN-2187 und seine Einheit durchlaufen hatten. Die Dorfbewohner nahmen nicht voller Grauen Reißaus oder ergaben sich, als sie die weiß gerüsteten Sturmtruppen erblickten. Stattdessen bekämpften sie sie mit einer Entschlossenheit, wie sie keine Trainingsdrohne und kein holografischer Soldat an den Tag legen konnte. Einige stürmten den Angreifern frontal entgegen und schossen mit ihren Jagdwaffen auf sie, andere verbargen sich hinter Kisten und nahmen willkürlich Sturmtruppler ins Visier. Man konnte getroffen werden, ohne auch nur zu wissen, woher der Schuss gekommen war.
FN-2187 gehörte zum letzten Trupp, der am Ort des Geschehens eintraf, und er hatte seine Waffe noch nicht ein Mal abgefeuert, als FN-2003 mit rauchender Rüstung auf dem Boden zusammenbrach. Sofort ließ sich FN-2187 neben seinem Freund auf die Knie fallen, um medizinische Hilfe zu leisten, aber die Verwundung war zu schwer – für den Truppler, den sie alle Slip nannten, kam jede Hilfe zu spät. FN-2187 starrte auf ihn hinunter.
Slips Finger, die aus seinem zerrissenen, blutigen Handschuh hervorragten, griffen nach seinem Kameraden.
Unter dem Helm rann Feuchtigkeit über FN-2187s Gesicht, doch es war kein Schweiß. Er war froh, dass sein Freund ihn nicht so sehen konnte. Seine Tränen hätten die Wirkung der zahllosen Stunden des Trainings und der Disziplin geschmälert.
FN-2003s Finger bewegten sich nicht länger.