Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers - Michael Kogge - E-Book

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers E-Book

Michael Kogge

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Beschreibung

Der neunte Film der legendären Skywalker-Saga, die mit den großen Kino-Blockbustern das Zentrum der gesamten Star Wars Galaxis bildet, beschließt die epochale Geschichte um Luke, Leia und Anakin alias Darth Vader, sowie den in der Sequel-Trilogie hinzugekommenen Helden wie Rey, Finn oder Poe Dameron. Dies ist der offizielle Jugendroman zum Kinohighlight des vergangenen Winters Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers.

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Nähere Infos und weitere Bände unter:

www.paninibooks.de

JUGENDROMAN ZUM FILM

VON MICHAEL KOGGE

BASIEREND AUF DEM DREHBUCH VON CHRIS TERRIO &J. J. ABRAMS, NACH EINER GESCHICHTE VON DEREK CONNOLLY & COLIN TREVORROW SOWIE CHRIS TERRIO & J. J. ABRAMS

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Deutsche Ausgabe 2020 Panini Verlags GmbH, Schlossstr. 76, 70176 Stuttgart.

Alle Rechte vorbehalten.

© & TM 2020 LUCASFILM LTD.

Titel der Amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The Rise of Skywlaker – A Junior Novel” by Michael Kogge, based on the screenplay by Chris Terrio & J.J. Abrams.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Marc Winter

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWEP009E

ISBN 978-3-8332-9908-0

Gedruckte Ausgabe: 1. Auflage, Mai 2020

ISBN 978-3-8332-3891-8

Findet uns im Netz:

www.paninicomics.de

PaniniComicsDE

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Die Toten sprechen! In der Galaxis war eine mysteriöse Übertragung zu hören, die Androhung von RACHE durch die düstere Stimme von IMPERATORPALPATINE.GENERALLEIAORGANA entsendet Geheimagenten, um Informationen zu sammeln, während REY, die letzte Hoffnung der Jedi, für den Kampf gegen die finstere ERSTEORDNUNG trainiert.Unterdessen jagt der Oberste Anführer, KYLOREN, dem Phantom des Imperators hinterher, wild entschlossen, jegliche Bedrohung seiner totalen Kontrolle zu vernichten …

PROLOG

Es war einmal eine Frau, die war zur Anführerin geboren. Als Kind wurde sie zur Waise und von einer Königsfamilie adoptiert, woraufhin sie als Prinzessin eines friedlichen Planeten aufwuchs. Als freimütige imperiale Senatorin stellte sie ihr Leben in den Dienst ihres Volkes, ehe sie zu einer der Führungspersonen der Rebellenallianz wurde, anschließend zu einer Politikerin in der Neuen Republik und dann das Oberhaupt des Widerstands im Kampf gegen die Erste Ordnung. Als junge Rebellin erfuhr sie die dunkle Wahrheit über ihre Herkunft. Ihr Name war Leia, und von Bluts wegen war sie eine Skywalker. Aber sie nahm diesen Namen nie für sich in Anspruch – überall in der Galaxis war sie seit jeher als eine Organa bekannt.

Es war einmal ein alter Mann, der niemals sterben wollte. Er gehörte dem Adelsstand einer reichen Welt an, und er wurde gewählt, um die Alte Republik während ihrer schwersten Krise als Kanzler anzuführen. Sein Name war Palpatine, und er wurde oft als gütige Person beschrieben, die nichts anderes wollte, als einer vom Krieg zerrissenen Galaxis Stabilität zu bringen. Aber er verfolgte noch ein anderes Ziel, so verstohlen und finster, dass kaum jemand es durchschaute. Und dann hatte er die Republik bereits in ein Imperium verwandelt und sich selbst zum Imperator ausgerufen. Schon bald kannte man ihn nur noch unter diesem Titel – sein eigentlicher Name geriet in Vergessenheit, gemeinsam mit dem Wissen über die tapfersten Beschützer der Republik, die Jedi-Ritter, deren Auslöschung Palpatine eingefädelt hatte. Danach konnte ihn niemand mehr aufhalten, und er kontrollierte die gesamte Galaxis. Nur seine Sterblichkeit stand seiner ewigen Herrschaft noch im Weg, aber sogar dieses Hindernis hoffte er aus dem Weg zu räumen, indem er nach uralten Geheimnissen suchte. Auf dem Höhepunkt seiner Macht schien ihn nichts ins Wanken bringen zu können, aber genau da geschah das Unvorhergesehene. Sein eigener Schüler stellte sich gegen ihn und warf ihn in die Tiefe, dem sicheren Tod entgegen. Das Imperium wurde gestürzt.

Es war einmal ein Junge, der mit einer außergewöhnlichen Gabe auf die Welt kam. Er konnte Dinge hören, sehen und tun, wie es andere nicht vermochten. Seine Mutter hatte ähnliche Fähigkeiten, ebenso wie sein Onkel, nicht aber sein Vater. Das Besondere an der Gabe des Jungen war, dass er von Zeit zu Zeit Stimmen hörte. Diese Stimmen verrieten ihm Geheimnisse und warnten ihn, wenn er in Gefahr schwebte. Er tat, was die Stimmen ihm sagten, und erzählte niemandem davon, nicht einmal seinen Eltern oder seinem Onkel, der ihn ausbildete, um Teil eines neuen Ordens von Jedi-Rittern zu werden. Als der Junge älter wurde, verschwanden die Stimmen aus seinen Träumen, bis er sie völlig vergaß. Aber ihr Einfluss währte fort. Schließlich brach er mit den Lehren seines Onkels und setzte seine Gabe nicht mehr für das Gute, sondern für das Böse ein. Seine Eltern hatten ihm den Namen Ben gegeben, aber er selbst nannte sich fortan nur noch Kylo Ren.

Es war einmal ein Mädchen, das viele Träume hatte. Einer dieser Träume war, Pilotin zu werden und die Sterne zu sehen. Zur Vorbereitung übte sie endlos mit Flugsimulatoren und baute sich aus Schrottteilen ihre eigenen Flitzer. Sie träumte aber auch von der Vergangenheit. Sie las und sah sich alles an, was sie über die alten Jedi und ihre mythischen Kräfte finden konnte. Aber ganz egal, wie sehr sie sich auch wünschte, Raumschiffe zu fliegen, ganz gleich, wie oft sie Geschichten über legendäre Krieger von fremdartigen Welten las – sie saß auf dem Wüstenplaneten fest, auf dem ihre Eltern sie zurückgelassen hatten. Dort blieb ihr nichts anderes übrig, als auf ihre Rückkehr zu warten. Ihr Name war Rey, Tochter einer Familie, die sie selbst nicht kannte.

Aber eines Tages war Rey durch Ereignisse, auf die sie keinen Einfluss hatte, gezwungen, ihre Wüstenheimat dennoch zu verlassen. Gemeinsam mit einem gefeierten Captain flog sie ein berühmtes Raumschiff, und der Mann erzählte ihr, dass die Jedi und ihre Kräfte mehr waren als nur eine Legende. Außerdem stellte sie fest, dass sie Fähigkeiten besaß, die sie selbst zu einer Jedi machen könnten, wenn sie nur die richtige Ausbildung bekam. Sie suchte den letzten der Jedi auf, aber er konnte ihr nicht alles beibringen, was sie lernen musste. So wandte sie sich jemand anderem zu: einer Frau, die selbst eine Jedi-Ausbildung erhalten hatte, aber dann einem anderen Weg gefolgt war.

Und so lernte Rey unter der Aufsicht von Leia Organa, was es hieß, ein Jedi zu sein.

1. KAPITEL

Der Dschungel war lebendig, und Rey teilte dieses Gefühl der Lebendigkeit mit ihm. Sie flitzte durch das dichte Unterholz, und ohne je stehen zu bleiben oder langsamer zu werden, duckte sie sich unter halb verborgenen Ästen hindurch und sprang über hochragende Wurzeln hinweg. Sie fegte einen Netzweber von ihrer Schulter und wich der giftigen Zunge eines Zymoden aus, die dieser hervorschnellen ließ. Als sie einen sumpfigen Abschnitt erreichte, packte sie kurzerhand eine Liane und schwang sich darüber hinfort. Ihr Atem blieb die ganze Zeit ruhig, und trotz der hohen Luftfeuchtigkeit schwitzte sie nicht. Rey stammte vielleicht aus der Wüste von Jakku, wo es nur Sand gab, trotzdem bewegte sie sich durch den Dschungel, als hätte sie schon ihr ganzes Leben hier verbracht.

Das war die Kraft der Macht. Wer sich ihr öffnete, für den fühlte sich selbst die fremdartigste Umgebung vertraut an.

Doch egal, wie schnell Rey rannte, ihre Verfolger konnte sie nicht abschütteln: vier Trainingsdrohnen – eine blau, eine weiß, eine grün und eine rot –, die hinter ihr durch die Luft surrten und sie mit ihren harmlosen Stechstrahlen ins Visier nahmen. Rey konnte die robotischen Drohnen nicht auf dieselbe Weise spüren, wie sie lebende Organismen wahrnahm, aber indem sie beobachtete, wie die Drohnen mit ihrer Umgebung interagierten, konnte sie ihre Flugbahn doch erahnen. Ihre verchromte Oberfläche spiegelte sich im Regenwasser der Pfützen. Das Zischen ihrer Manövrierdüsen ließ die Vögel in den Bäumen verstummen. Ihre Stechstrahlen hinterließen den eigentümlichen Geruch von Ozon in der Luft. All diese Dinge, die sie sah, hörte und roch, verrieten Rey die Position der Drohnen. So gelang es ihr, ihnen einen Schritt voraus zu bleiben und ihren präzisen Schüssen auszuweichen.

Rey hatte noch einen weiteren Verfolger, der surrend versuchte, mit ihr Schritt zu halten, aber der war ihr freundlich gesonnen. Der orange-weiße Astromechdroide BB-8 hatte einen kugelförmigen Körper und einen kuppelartigen Kopf. Er war dafür entworfen, Raumschiffe zu reparieren und Flüge durch den Hyperraum zu berechnen – Hetzjagden durch den Dschungel waren nicht gerade seine Stärke. Und da er rollte und nicht auf Beinen lief oder schwebte, stellten das unebene Gelände und die dichte Vegetation des Urwalds eine noch größere Herausforderung für ihn dar. Indem er sämtliche Hilfsmittel eines Astromechs einsetzte, gelang es BB-8 dennoch, in Piepsreichweite zu bleiben.

Rey hatte ihrem kleinen Freund eigentlich gesagt, er solle bei der Basis bleiben, aber natürlich hatte BB-8 sich geweigert. Wenn der Droide eines war, dann loyal bis zur Grenze der Sturheit. Aber nur, weil Reys unerwünschter Helfer hinter ihr herhinkte, hieß das nicht, dass sich die Drohnen ebenfalls zurückhielten. Sie beharkten sie gnadenlos mit Stechstrahlen, während sie auf ihr Ziel zurannte, in der Hand den Griff ihres Lichtschwerts. Die Schüsse der Drohnen fühlten sich an wie ein fieser Insektenstich, aber Rey hatte keine Angst, getroffen zu werden. Ihre einzige Sorge war, dass sie Zeit verlieren könnte. Jede Sekunde zählte, wenn sie ihre Lehrmeisterin beeindrucken und eine persönliche Bestleistung erreichen wollte.

Sie griff nach einem Ast, der ihr den Weg versperrte, sprang darüber hinweg und ließ ihn dann wieder los, sodass er nach hinten schwang, auf ihre Verfolger zu. Der Ast klatschte gegen die weiße Drohne und schleuderte sie in die Büsche. Ihr blaues Gegenstück gab einen Schuss ab, aber Rey duckte sich, und der Stechstrahl traf stattdessen die grüne Drohne, die zischend zu Boden fiel. Die blaue hingegen kam weiter näher, also blies Rey auf die Fangblätter eines blumenartigen Gewächses, an dem sie vorbeipreschte. Alarmiert durch den Luftzug, schnappte die fleischfressende Pflanze nach oben, und die kugelförmige Drohne landete in den Fängen ihres Blütenmauls.

Vor Rey lag nun eine tiefe Schlucht, aber sie blieb nicht lange stehen, um sich zu orientieren. Den Instruktionen ihrer Lehrmeisterin folgend, griff sie nach einem alten Pilotenhelm, der dort auf einem Baumstumpf lag. Sie setzte ihn auf und klappte das undurchsichtige Schutzvisier vor ihre Augen. Dann tat sie etwas, das BB-8 so laut lospiepsen ließ, dass sie es selbst durch die Lärmfilter des Helmes hören konnte. Sie aktivierte ihr Lichtschwert und trat auf das Tau hinaus, das sich über dem Abgrund spannte.

Die rote Drohne surrte hinter ihr her. Rey mochte praktisch blind sein, aber sie hatte die Macht. Obwohl sie die Drohne nicht mit den Augen sehen konnte, wusste sie genau, wo ihr Verfolger in Bezug auf ihre Umgebung war. Dies erlaubte ihr, den nächsten Angriff vorherzusehen. Als die Drohne von hinten auf sie feuerte, wehrte Rey die Schüsse mit der Klinge ihres Lichtschwerts ab. Gleichzeitig balancierte sie weiter über das Tau, dann sprang sie auf die andere Seite der Schlucht und landete auf festem Boden. Hier nahm sie den Helm wieder ab und warf ihn beiseite. Anstatt zu der letzten Drohne zurückzublicken, machte sie sich sofort daran, einen mächtigen Laubbaum hinaufzuklettern. Von einem seiner oberen Äste flatterte ein rotes Band. Das musste sie sich holen.

Als Rey sich dem Stück Stoff näherte, erreichte auch die rote Drohne den Baum. Rey stieß sich von dem dicken Stamm ab und schnitt das Band im Fallen vom Ast. Der Strahl der Drohne verfehlte sie und versengte stattdessen das Ende des Stoffbandes.

Rey landete mit den Stiefeln voraus auf dem Boden, blieb aber gerade so lange stehen, um sich das Band unter den Gürtel zu klemmen. Danach rannte sie mit im Wind flatterndem Gewand über das Tau zurück. BB-8 wartete auf der anderen Seite der Schlucht und rollte wieder hinter ihr her, als sie den Weg weiter zurücksprintete. Er stieß eine Reihe beglückwünschender Piepslaute aus – Rey war im Begriff, diesen Test in Rekordzeit abzuschließen. Der General würde stolz sein.

Dann blieb Rey stehen, und ihre Stiefel wirbelten Erde und Laub auf. Vor ihr schwebte die rote Drohne. Ihre Manövrierdüsen zischten. Das Ding war hartnäckig, das musste man ihm lassen. Aber nun war es Zeit, die Spielchen zu beenden. Das blaue Lichtschwert, das sie hielt, hatte einst Luke Skywalker gehört – und vor ihm dessen Vater. Es hatte mehr als nur ein paar Kämpfe hinter sich. Zuletzt war es im Thronsaal des Obersten Anführers Snoke zum Einsatz gekommen. Der Kyberkristall, der die Energiequelle im Innern darstellte, war damals zerstört worden, als Rey und Kylo Ren um die Waffe gekämpft hatten. Aber Rey hatte die Bruchstücke mitgenommen, und nachdem sie die Jedi-Schriften von Ahch-To eingehend studiert hatte, war es ihr gelungen, den Kristall wieder zusammenzufügen und das Lichtschwert zu reparieren.

Doch bevor Rey die Klinge nun vor sich in Position bringen konnte, traf sie bereits ein Stechstrahl an der Schulter. Rey zuckte zusammen, aber der Schmerz hätte viel schlimmer sein können. Der Strahl der Drohne war auf die niedrigste Energiestufe eingestellt. Das Ding spielte mit ihr!

Die nächsten Schüsse prallten vom Lichtschwert ab und wurden auf die Drohne zurückgelenkt. Nun musste die Maschine den Strahlen ausweichen, und während sie das tat, konnte sie ihr Ziel nicht weiter verfolgen – zumindest dachte Rey das. Sie versuchte, an der Drohne vorbeizusprinten, aber da traf sie ein weiterer Stechstrahl, bevor sie überhaupt merkte, dass die kleine Kugel gefeuert hatte. Sie verzog das Gesicht, weniger vor Schmerz als vor Frustration. Auf keinen Fall würde sie sich von einer Trainingsdrohne besiegen lassen.

Rey sprang vor. Die Drohne wich vor ihrem Angriff zurück und flog dann in einem Bogen um sie herum, wobei sie weiter feuerte. Den Großteil der Strahlen wehrte Rey ab, aber ein paar kamen durch. Sie brannten – und diesmal ließ der Schmerz nicht nach. Die Drohne hatte die Intensität ihrer Schüsse verstärkt.

Nun war Rey wütend. Sie schlug nach der Maschine. Schweiß trat ihr auf die Stirn, ihr Atem wurde schwerer. Die blaue Klinge schnitt einen Baum nieder, dann noch einen, aber sie achtete kaum darauf. Die Drohne hielt sich knapp außer Reichweite und beharkte sie mit einer Kanonade von Schüssen. Jeder Treffer brannte schlimmer als der vorige, aber der Schmerz erfüllte sie mit neuer Energie. Rey würde diesen ganzen Dschungel abholzen, falls es sein musste, aber sie würde diesen mechanischen Quälgeist erwischen!

Die rote Drohne schwirrte über ihr hinweg, und in ihrer Frustration schleuderte Rey ihr Lichtschwert hinter der Maschine her. Die Klinge kam dem Ziel unglaublich nahe, aber dann richtete die Drohne ihre Düsen neu aus und schnellte aus der Flugbahn des Lichtschwerts. So schnitt die Waffe nur ein Loch in das Blätterdach über Rey, ein kleines Fenster, durch das man den Himmel sehen konnte.

Rey wirbelte herum und suchte mit den Augen nach der Drohne. Da! Sie raste von hinten heran. Offenbar hatte sie nun ebenfalls genug von den Spielchen – ihr hohes Surren zeigte an, dass ihr Stechstrahl nun auf maximale Leistung eingestellt war. Der nächste Treffer würde Reys Muskeln lähmen und sie zu Boden schicken. Dann könnte sie sich von ihrer neuen Rekordzeit verabschieden.

Die Drohnen waren alle darauf programmiert, Reys Kampfmanöver zu analysieren und anhand dieser Daten ihre nächste Aktion vorherzuberechnen. Bislang hatte die rote Drohne erstaunlich oft richtig gelegen. Zu dumm nur, dass sie einen wichtigen Faktor nicht miteinberechnen konnte: die Macht! Folglich konnte die Maschine nicht rechtzeitig reagieren, als ein Ast den Gesetzen der Schwerkraft trotzte und vom Boden hoch in Reys Hand flog. Sie schwang den Ast, wie sie ihren Kampfstab schwingen würde, und schmetterte die Drohne damit gegen einen Baum. Der Aufprall ließ die rote Kugel zerbersten und hinterließ eine kleine Delle in der Rinde des Baums.

Rey stieß den Atem aus. Sie hatte ihr Lichtschwert losgelassen, um den Ast zu greifen, und die Klinge hatte sich in der Luft automatisch abgeschaltet. Aber bevor die Jedi-Waffe den Boden berührte, hatte Rey sie bereits wieder aufgefangen. Sie hatte ihren alten Rekord gebrochen, trotzdem empfand sie keine Freude angesichts dieser Leistung. Bäume, die seit Jahrhunderten hier gestanden hatten, lagen rings um sie herum gefällt auf der Erde. Ihr Leben, das Rey in der Macht unterstützt hatte, war durch ihre Klinge beendet worden. Ihre Taten entsetzten sie. Es wäre besser gewesen, gegen die Drohne zu verlieren, als dem Dschungel solchen Schaden zuzufügen. Rey würde nicht triumphierend, sondern beschämt zu ihrer Lehrmeisterin zurückkehren.

Doch bevor sie auch nur einen Schritt in Richtung der Widerstandsbasis machen konnte, erstarrte sie. Eine Vision legte sich vor ihre Augen.

Rey sah einen jungen Mann, der über einer verkohlten, schwarzen Maske meditierte. Dann hob er den Kopf, als hätte er sie bemerkt. Der junge Mann war Kylo Ren, und die Maske war die seines Großvaters, Darth Vader.

Einen Moment später verwandelte sich Reys Umgebung in eine große, dunkle Kammer. Vor ihr befand sich ein großes Gebilde, aus dem Dornen hervorragten. Es sah ein wenig aus wie ein riesiger Sandigel von Jakku. Eine verhüllte Gestalt in dunkler Robe saß auf einem Thron inmitten all dieser Stacheln. Rey konnte sie nicht erkennen, aber da war etwas Vertrautes an ihr. War das vielleicht wieder …

Kylo Ren? Entweder war er dort gewesen, befand sich gerade dort oder würde irgendwann dort sein. Rey spürte das Echo seiner Gegenwart – seine Wut, seinen Zorn. Seine Seele befand sich ewig im Krieg. Was immer sie da vor sich sah, er hatte auf irgendeine Weise damit zu tun.

Erinnerungen stürmten auf sie ein. Die erste stammte geradewegs aus ihrem schlimmsten Albtraum: Rey war ein Kind und musste zusehen, wie das Raumschiff ihrer Eltern aus dem Sand der Wüste abhob, um sie für immer auf Jakku zurückzulassen. Aber sie erinnerte sich auch an einen Moment, an den sie schon lange nicht mehr gedacht hatte: Sie selbst als kleines Kind, in den Armen einer Frau, die nur ihre Mutter sein konnte. Am liebsten hätte sie diesen Augenblick ewig festgehalten, aber Kylo Ren ging dazwischen. Er stand im Thronsaal des Megazerstörers, die Leiche des Obersten Anführers Snoke vor seinen Füßen, und streckte ihr die Hand entgegen.

Komm mit mir …

Aber Halt, das war nicht Rens Stimme. Sie war tiefer und kratziger, als hätte der Sprecher Mühe zu atmen.

Als Nächstes sah sie Meister Luke, der in seiner braunen Robe auf den Klippen der Insel Ahch-To stand, genauso wie damals, als sie ihm das erste Mal begegnet war. Auf sein Bild folgte das von Han Solo. Solo hatte sie zwar nur ein paar Tage unter seine Fittiche genommen, aber seine ermutigenden Worte hatten ausgereicht, um sie zu Leia und zum Widerstand zu führen. Sie sah, wie Han das Gesicht seines Sohnes berührte, nur um von ebendiesem Sohn ein Lichtschwert in die Brust gerammt zu bekommen. Das warst du, hörte sie Meister Luke sagen. Du hast ihn umgebracht. Und dann war sie plötzlich wieder zurück in dem dunklen Raum. Schwaches Licht umspielte die kapuzenverhüllte Gestalt auf dem Thron. Nein, das war nicht Kylo Ren. Das Gesicht, das Rey erblickte, erschreckte sie.

Ein dumpfes, leises Piepsen rettete sie, bevor sie genaueren Details ausgesetzt wurde. Sie blinzelte – und dann war sie wieder im Dschungel, in der Mitte eines Kreises aus umgestürzten Bäumen. BB-8 war unter einem der Baumstämme eingeklemmt und quiekte laut. Seine Servomotoren brummten, aber er konnte sich nicht befreien. Armes Ding … Eine Platte am Rumpf war aufgebrochen, sodass man darunter seine inneren Schaltkreise sehen konnte.

Mit ihrem gedankenlosen Wüten mit dem Lichtschwert hatte Rey ihren kleinen Freund beschädigt. Hastig rannte sie zu ihm hinüber. „Es tut mir so leid.“ Der Droide piepste, während sie ihn unter dem Baumstamm hervorzog, aber er beschwerte sich nicht. Nein, er klang eher besorgt. War alles in Ordnung mit ihr? Hatte sie eine Vision gehabt?

„Ja, Beebee-Acht, es ist wieder passiert.“ Sie hatte keine Lust, ins Detail zu gehen.

Doch BB-8 war nicht die Art Droide, die sich einfach so abspeisen ließ. Nicht, wenn es um die Sicherheit seiner Freunde ging. Drängend zwitscherte er weiter. Was hatte sie gesehen? Was hatte die Macht ihr sagen wollen?

„Nein, ich weiß immer noch nicht, was die Macht mir zu zeigen versucht“, seufzte Rey. „Aber diesmal war es … noch schlimmer als sonst.“

Während ihrer Jugend als Waise auf Jakku hatte Rey unglaublich lebhafte Träume und Albträume gehabt – so lebhaft, dass sie sich real anfühlten. Einer dieser Albträume hatte sie öfter heimgesucht als alle anderen. Er hatte sie nicht nur im Schlaf verfolgt, sondern selbst dann, wenn sie wach war, und nun war er in ihrer jüngsten Vision zurückgekehrt. Es war der grausamste Moment ihrer Kindheit, als sie sich schreiend in Unkar Plutts Griff gewunden hatte, während ihre Eltern Jakku verließen, um nie wieder zurückzukehren. Die Triebwerke ihres Raumschiffs glühten in der Erinnerung so hell, als wären sie erst gestern losgeflogen, aber die Gesichter ihrer Eltern waren vollkommen verblasst. Rey hatte keine Ahnung mehr, wie sie ausgesehen hatten. Alles, woran sie sich noch erinnerte, war eine Stimme.

Bleib hier. Ich komme zurück und hole dich, Schatz. Das verspreche ich dir.

Sie konnte nicht genau sagen, wem diese Stimme gehörte, ihrer Mutter oder ihrem Vater – oder sagten sie es beide? Nicht, dass es wichtig war. Alles, was zählte, war ihr Versprechen zurückzukommen. Deswegen hatte sie jahrelang allein auf Jakku ausgeharrt und Schrott gesammelt, um sich Nahrungsrationen zu verdienen. Darum hatte sie für jeden vergangenen Tag eine kleine Linie in die Wand des imperialen Läufers geritzt, der ihr als Zuhause diente.

Die Stimme war Teil ihrer Vergangenheit. Als Rey sich auf dem Megazerstörer mit Kylo Ren duelliert hatte, hatte er gesagt, dass ihre Eltern niemand waren – gemeine Schrottsammler, die sie verkauft hatten, um sich von dem Geld zu betrinken. Rey wusste, dass Ren ein Meister der Lügen war – er belog ja sogar sich selbst, um sein eigentliches Ich, Ben Solo, zu leugnen. Aber seine Worte hatten sich nicht wie eine Lüge angefühlt. Sie hatten wie die Wahrheit geklungen.

Rey hatte sich eingestehen müssen, dass diese Stimme, die sie schon ihr halbes Leben begleitete, nichts weiter war als ein Verteidigungsmechanismus – eine Hoffnung, die sie erfunden hatte, damit sie nicht der Verzweiflung erlag. Damit sie in einer schwierigen Situation durchhielt. Damit sie das harte Leben auf Jakku überstand. Rens Ziel war natürlich gewesen, sie mit seinen Worten zu verletzen und zu verwirren. Doch stattdessen hatte er Rey unbeabsichtigt gezwungen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Sie brauchte nicht länger auf ihre Eltern zu warten, wenn sie in der Tiefe ihres Herzens wusste, dass sie nie zurückkehren würden. Außerdem hatte Rey beim Widerstand eine eigene Familie gefunden. Ihre Freunde wie Finn, General Organa, Chewbacca und BB-8 mochten und respektierten sie, genauso wie Rey sie mochte und respektierte. Seit sie ihr neues Leben akzeptiert hatte, war sie nicht mehr von der Stimme und dem Traum heimgesucht worden.

Das bedeutete jedoch nicht, dass sie keine Albträume mehr hatte. Im Gegenteil. Sie sah dunkle Orte, an denen sie nie gewesen war, seltsame Gestalten, die sie nicht erkannte, und unheilvolle Ereignisse, die sie nicht verstand. Rey versuchte, dem Rat ihrer Lehrmeisterin zu folgen und ihren Geist in die Macht hinauszustrecken, um die Jedi vergangener Tage um Hilfe zu bitten. „Vergiss alle bewussten Gedanken. Vergiss alle Furcht. Lade sie ein, mit dir zu sein, und sie werden zu dir sprechen. Sie können dir helfen“, das waren Leias Worte gewesen.

Doch so sehr Rey sich auch anstrengte, sie hatte noch keinen Pieps gehört, und sie hatte auch keine Präsenz gespürt, weder die von Luke noch die irgendeines anderen. Da war nichts als Stille. Was Leia von ihr verlangte, schien unmöglich zu sein.

„Nichts ist unmöglich.“ Das bläute Leia ihr ein ums andere Mal ein.

Aber wenn nichts unmöglich war, warum konnte Rey dann nicht diesen Visionen entkommen? „Gehen wir zurück“, sagte sie. Diesmal stellte BB-8 keine weiteren Fragen.

2. KAPITEL

Mustafar war ein von Hitze und Erdbeben, Vulkanen und Bodenspalten geprägter Ort. Eine Welt mit einem instabilen Kern, wo Kontinente aufplatzten und Feuer aus den Rissen hervorsprudelte. Eine Welt, wo Flüsse aus Lava bestanden und Asche wie Regen vom Himmel fiel. Eine Welt, die auf sich selbst wütend zu sein schien.

Eigentlich hätte Kylo Ren sich auf dieser Welt zu Hause fühlen sollen. Doch er empfand nichts dergleichen, als er den Planeten betrat. Diese rot glühende Welt, auf der Anakin Skywalker gestorben war und auf der Darth Vader geherrscht hatte – sie war dabei, sich allmählich abzukühlen.

Wo eigentlich der Tod herrschen sollte, war Leben entsprungen. Eisenbäume bedeckten die einst geschmolzenen Ebenen nahe der Festung seines Großvaters, und ringsum stand eine Gruppe in Fetzen gekleideter Kolonisten mit Schutzbrillen, bekannt als die Alazmec. Trotzig hoben sie ihre primitiven Waffen, als wären sie die heiligen Beschützer des Waldes.

Ren und seine Einheit von Sturmtrupplern standen ein paar Meter von den Verteidigern entfernt. „Beugt euch dem Obersten Anführer der Ersten Ordnung, Kylo Ren“, rief der Captain der Sturmtruppen, „oder ihr werdet vernichtet.“

Die Schutzbrillen der Kolonisten schillerten wie Sterne. Einer von ihnen krächzte etwas unter seinem grob gewebten Schal hervor. Ren schnappte genug auf, um die Bedeutung des Gesagten zu verstehen. Wir beugen uns nur einem, dem Dunklen Lord, dem wahren Vater und Herrscher der Galaxis. Vader.

Diese Alazmec waren Pilger, die nach Mustafar gekommen waren, um Darth Vader zu ehren. Der Dunkle Lord mochte bereits seit einer Generation tot sein, aber die Furcht, die er in der Galaxis verbreitet hatte, saß so tief, dass ein Kult entstanden war, der ihn verehrte. Es war ein wenig wie bei den Jedi – die hatte man trotz ihrer bizarren Weltanschauung schließlich auch verehrt.

„Falls ihr euch Vader beugt“, sagte Ren, „dann beugt ihr euch auch mir.“ Sein schwarzer Umhang bauschte sich hinter ihm auf. Ascheflocken hingen in seinem dunklen, strähnigen Haar. Die Augen blinzelten nicht, während er den Blick über seine Gegner schweifen ließ.

Die meisten Leute kannten Kylo Ren nur mit seiner Maske, aber nun starrte er die Alazmec mit dem bloßen Gesicht an. Es war vernarbt, wirkte unerbittlich und vermutlich noch furchterregender, als irgendeine Maske es je sein könnte, denn es zeigte ihn als reale Person – und dass seine Macht ebenso real war. Ein paar der Alazmec wirkten verunsichert, trotzdem beugte sich niemand.

Nun, falls sie seine Macht nicht anerkannten, dann würde er ihnen eine Lektion erteilen müssen. Ren trat auf die Kolonisten zu und aktivierte sein Lichtschwert. Blutrotes Plasma schoss aus dem Griff, ein langer Strahl als Klinge, zwei kurze Strahlen als Parierstange. Die Waffe knisterte wie brennendes Holz, ihre Energie war gerade so unter Kontrolle. Kylo hatte das Lichtschwert selbst gebaut und einen zerbrochenen Kyberkristall als Energiequelle benutzt. Wegen dieser Instabilität fühlte sich jeder Einsatz der Klinge an, als würde man mit dem Feuer spielen. Aber genau das war Rens Absicht gewesen. Schließlich hatte er fast sein ganzes Leben schon mit dem Feuer gespielt. Mehr noch, er war das Feuer.

Die Alazmec waren deutlich in der Überzahl, aber das bedeutete nur, dass er heute mehr Gegner töten würde. Ihre Streublaster, Knüppel, Äxte und Metallschwerter waren seiner Klinge nicht gewachsen. Und die, die zu fliehen versuchten, kamen auch nicht weit. Kylos Sturmtruppen erledigten sie mit ihren Gewehren.

Schon bald war der Kampf vorbei. Ren wirbelte herum, aber da waren keine Alazmec mehr, die er noch töten konnte. Ihre Leichen lagen rings um die Bäume auf dem Boden verstreut. Keiner von ihnen rührte sich noch.

Die Sturmtruppler ließen ihre Blaster sinken, doch Ren deaktivierte seine Klinge nicht. Er konnte noch immer die Präsenz von Leben spüren – nicht die dumpfe, gedankenlose Existenz der Eisenbäume, sondern ein Wesen, das stark, intelligent und gerissen war. Es rief ihn, ein tiefes Grummeln, das aus dem Herzen des Waldes kam. Er marschierte auf das Geräusch zu, das Lichtschwert in der Hand. Was immer es war, es konnte ihm vielleicht die Wahrheit über diese mysteriösen Botschaften verraten, die die Galaxis in Aufruhr versetzt hatten.

Endlich ist das Werk von Generationen vollendet. Der große Fehler wurde korrigiert. Der Tag des Sieges steht bevor. Der Tag der Rache. Der Tag der Sith.

Die Übertragung war kurz, und sie wurde von einem alten imperialen Kommunikationsrelais gesendet. Überall in der Galaxis war sie zu hören, vom Kern bis zum Äußeren Rand. Es wurde viel über die Bedeutung der Nachricht spekuliert – und darüber, wie alt sie wohl war. Die meisten gingen davon aus, dass sie bereits zu Zeiten des Imperiums aufgezeichnet worden war und durch einen Fehler erst jetzt gesendet wurde. Aber die Stimme, die diese Botschaft verkündete, war unverkennbar. Die Analytiker bestätigten, dass die Worte von niemand anderem stammten als von Imperator Palpatine, der seit rund dreißig Jahren für tot gehalten wurde.

Die Übertragung hatte die Gerüchte angefacht, dass der Imperator noch immer lebte und in einem Versteck irgendwo auf seine Rückkehr wartete. Und falls dies tatsächlich zutraf, sähen viele in der Ersten Ordnung wohl lieber ihn an der Macht als Kylo Ren. Aber das würde Ren nicht zulassen. Er würde dieser Sache auf den Grund gehen – und wenn nötig, würde er den Imperator töten, genauso wie er den früheren Obersten Anführer Snoke getötet hatte. Dann würde es keine Diskussion mehr darüber geben, wer die Erste Ordnung leiten sollte.

Mustafar war die logische Wahl gewesen, um nach der Antwort zu suchen. Die dunkle Seite war stark auf dieser Welt – so stark, dass Kylos Großvater dort sogar seine Festung errichtet hatte.

Ren stapfte ins Zentrum eines Waldstücks, wo dichter Nebel über einem sumpfigen Tümpel hing. Eigentlich sollte es auf einem vulkanischen Planeten kein Marschland geben, und doch war es da und roch förmlich nach der dunklen Seite. Ein mächtiger, humanoider Kopf ragte halb aus dem schleimigen Wasser des Tümpels. Er war völlig unbehaart, hatte spitze Ohren, geschlossene Augen und eine schweineartige Nase. Oben auf dem Schädel saß eine spinnenartige Kreatur mit zahlreichen Augen und Beinen, die seitlich über den Kopf darunter herabhingen.

Ren sah, dass die Spinne sich durch den Schädel gefressen hatte. Ihr Unterleib pulsierte, während sie sich vom Gehirn ihres Wirts nährte. Er behielt das Lichtschwert kampfbereit in der Hand. Die mustafarianischen Legenden berichteten von einem Orakel, das in einem verborgenen Sumpf hauste und in die Zukunft sehen konnte. War diese Kreatur vielleicht das sagenumwobene Auge des Nebelsumpfs?

„Ssspross von Ssskywalker“, zischte die Spinne. Am liebsten hätte Ren ihr sofort die Klinge in den Leib gerammt. Er würde niemals auf diesen Namen hören. Aber er beherrschte sich und ließ das Orakel weitersprechen. „Du hast meine Beschützer besiegt und dir damit meine Weisheit verdient.“

Das Orakel bewegte eines seiner langen Beine, und so, als hätte jemand an den Fäden einer Marionette gezogen, hob die Wirtskreatur ihre riesige, fünffingrige Hand aus dem Sumpf. Ein gummiartiger Finger deutete auf eine Stelle jenseits des Sumpfes, woraufhin sich der Nebel teilte und Ren durch eine Lücke zwischen den Eisenbäumen die Ruine von Lord Vaders Festung sehen konnte.

„Im Schloss deines Vorfahren herrscht die Dunkelheit. Dort erwartet dich ein alter Wegfinder“, verkündete das Orakel, während Ren noch zu der Ruine hinüberblickte. „Dieser Wegfinder wird dir den Pfad zu dem Einen weisen, den du suchst. Aber sei gewarnt – die Geheimnisse hier haben einen Preis.“

Als Ren sich wieder umdrehte, war das Auge des Nebelsumpfes mitsamt dem riesigen Kopf, auf dem es gesessen hatte, im Tümpel versunken. Ein paar Luftblasen waren der einzige Beweis, dass Ren sich das alles nicht nur eingebildet hatte. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg um den Tümpel herum und verließ auf der anderen Seite den Eisenbaumwald. Anschließend überquerte er eine Ebene, die noch von abkühlendem Magma rauchte, und näherte sich der Festung. Einst hatte sie hoch über dem Land aufgeragt, ein sich pfeilartig verjüngender Bau mit zwei Resonanztürmen aus Obsidian an der Spitze. Nun waren nur noch gesprengte Trümmer übrig, zwischen denen die dunkle Seite umherwaberte wie Nebelphantome.

Als wäre er ein Jäger auf der Spur seiner Beute, folgte Ren diesen Nebelschwaden durch die Ruine. Alles, was ihn leitete, war sein Instinkt. Er stellte sich seinen Großvater vor, wie er einst durch seine Festung geschritten war, mit dem roten Lichtschwert in der Hand, ohne jede Furcht, die ganze Galaxis unter Kontrolle. Ren hätte alles dafür gegeben, diesem großen Mann zu begegnen – einmal nur. Aber nicht als Anakin, wie Luke Skywalker ihn genannt hatte. Anakin Skywalker war ein Feigling und ein Verräter. Nein, Darth Vader war sein wahrer Großvater.

Vorsichtig streckte Ren seine Sinne in die Macht aus. Es konnte schließlich sein, dass die Pilger recht hatten und Vaders Geist in dieser Ruine hauste. Doch niemand reagierte auf seinen mentalen Ruf.

Die Nebelschleier wiesen Ren den Weg zu einem Bereich, wo Eisenbäume aus den Rissen im Boden emporgewachsen waren. Die meisten Trümmer waren beiseitegeräumt worden, mit Ausnahme einer rissigen Säule, auf der eine kleine, dunkle Truhe ruhte. Sofort spürte Ren, dass er auf heiligem Boden stand. Vader hatte hier zahllose Stunden meditiert, über die Zukunft nachgedacht und Pläne für die Rache an seinen Feinden gesponnen. Womöglich hatte er sogar vorhergesehen, dass sein Enkel eines Tages hierherkommen würde. Konnte es sein, dass er Ren eine Botschaft hinterlassen hatte?

Die Truhe hatte keine Griffe und kein Schlüsselloch, denn der Schlüssel, mit dem sie sich öffnen ließ, war nicht materieller Natur. Ren legte eine Hand auf die Oberseite und drückte mit der Macht dagegen. Der Deckel flog zur Seite und zerschellte auf dem Boden. Anschließend griff Ren in die Truhe hinein und zog ein kleines, pyramidenförmiges Objekt heraus. Navigationssymbole waren auf seine glasartigen Seiten geritzt, und aus dem Innern drang ein schwaches, grünes Glühen hervor.

Während seiner Ausbildung durch Snoke hatte Ren gelernt, dass die alten Sith und Jedi Geräte dieser Art benutzt hatten, sogenannte Wegfinder. Durch sie konnte man einen Kurs zu Welten berechnen, die auf normalem Wege nicht erreichbar waren. Das Geheimnis lag darin, dass die Wegfinder mit einem Hauch der Macht erfüllt waren. Was Ren nun in den Händen hielt, musste der Wegfinder seines Großvaters sein, denn er konnte ganz klar die Energie der dunklen Seite darin spüren. Es war, als würde Vaders Zorn in seinem Herzen pulsieren.

Exegol.

Kylo Ren kannte nun sein nächstes Ziel.