Star Wars. Millennium Falke - James Luceno - E-Book

Star Wars. Millennium Falke E-Book

James Luceno

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Beschreibung

Han Solo, Prinzessin Leia und ihre Enkelin Allana entdecken ein seltsames Gerät an Bord von Han Solos berühmten Raumschiff, dem Millennium Falken. Um herauszufinden, wie es dorthin gelangte und was es bewirkt, begeben sie sich auf eine Suche, die sie zu den Orten führt, die der Millennium Falke in seiner langen Vergangenheit besucht hat. Doch plötzlich scheint es die ganze Galaxis auf das geheimnisvolle Gerät abgesehen zu haben. Unterweltbosse, Kopfgeldjäger und verbrecherische Politiker machen Jagd auf den Millennium Falken. Allerdings haben sie alle die Solos unterschätzt!

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Seitenzahl: 528

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James Luceno

MILLENNIUM FALKE

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak & Tobias Toneguzzo

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Millennium Falcon«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Januar 2012

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2012 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, München

Cover Art Copyright © 2008 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by John Van Fleet

Redaktion: Marc Winter

HS · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07774-7

www.blanvalet.de

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Einleitung

Als Han das Schiff das erste Mal zu Gesicht bekam, als er zusammen mit Lando auf einer der Permabetonlandeplattformen von Nar Shaddaa stand, einige Jahre, bevor er sich der Rebellenallianz anschloss, sah er in dem ramponierten alten Raumfrachter nicht bloß das, was er war, sondern ebenso all das, was eines Tages womöglich daraus werden würde.

Er starrte das Schiff an wie ein liebeskranker Bengel. Mit großen Augen und weit offen stehendem Mund. Dann versuchte er, sich rasch zusammenzureißen, damit Lando nicht mitbekam, was ihm durch den Kopf ging, und tat das Schiff als Schrotthaufen ab. Doch Lando war kein Narr, und mittlerweile kannte er Han gut genug, um genau zu wissen, was in ihm vorging. Lando, einer der besten Spieler diesseits von Coruscant, wusste, wenn man ihm etwas vormachte. »Es ist schnell«, hatte er mit einem Glitzern in den Augen gesagt.

Daran zweifelte Han nicht.

Schon damals war es leicht, Lando für all das zu beneiden, was er bereits besaß, angefangen mit seinem unverschämten Geschick, wenn es ums Geschäft ging. Doch Glück hatte damit nur wenig zu tun. Lando verdiente dieses Schiff schlichtweg nicht. Er kam ja kaum mit einem Skimmer zurecht, ganz zu schweigen von einem ultraschnellen Raumfrachter, der am besten von zwei fähigen Piloten gesteuert wurde. Er war dieses Schiffs einfach nicht würdig.

Bis dahin hatte Han sich selbst nie als begehrlichen oder habsüchtigen Typen betrachtet, doch mit einem Mal wollte er dieses Schiff mehr, als er in seinem Leben je irgendetwas gewollt hatte. Nach all den Jahren der Knechtschaft und des Umherziehens, nach Beinahekatastrophen und in die Brüche gegangenen Partnerschaften, Liebe da, Liebe weg, in die Akademie aufgenommen, von der Akademie geworfen, selber Opfer ebenso vieler Streiche, die er anderen gespielt hatte … Möglicherweise sah er in diesem Schiff eine Chance auf eine gewisse Beständigkeit.

Als er das Schiff umrundete, immer näher heranging, genoss er den düsteren Anblick, der sich ihm bot. Der alte Raumfrachter übte eine gewaltige Anziehungskraft auf ihn aus, so, wie es zweifellos bei allen gewesen war, die den YT geflogen und der Außenhülle, den Mandibeln und dem mannigfaltigen Technikwald auf der Oberfläche ihren eigenen Stempel aufgedrückt hatten. Er sog den Geruch des Schiffs in seine Nase.

Je eingehender er den Raumfrachter in Augenschein nahm, desto mehr Belege fand er dafür, dass das Schiff immer wieder vor den Verheerungen der Zeit und des Raumflugs bewahrt worden war. Ausgehämmerte Beulen, mit Epoxatal ausgespritzte Risse, Lack, der über Stellen mit kohlschwarzen Brandflecken geschmiert war. Nachgerüstete Bauteile, die mit ungeeigneten Befestigungselementen fixiert oder mit wenig professionellen Schweißnähten gesichert worden waren. Der Raumfrachter war von Rost überzogen, mit Durastahlplatten geflickt, verlor Öl und andere Schmiermittel und starrte vor Dreck. Dieses Schiff hatte viel erlebt, und das lange, bevor Landos glückliches Händchen beim Sabacc es zu seinem Eigentum werden ließ. Doch Han hatte keine Ahnung, in wessen Diensten es gestanden hatte. Kriminelle, Schmuggler, Piraten, Söldner … Gewiss von allem etwas und noch mehr.

Als Lando die Triebwerke hochfuhr, damit Han sie inspizieren konnte, setzte sein Herz einen Schlag lang aus. Und als er wenige Minuten später an den Kontrollen saß, die rasche Reaktion der Sublichttriebwerke aufSteuerbefehle genoss, ordentlich Schub gab und Lando mit seinen Flugmanövern beinahe zu Tode ängstigte, wusste er, dass er vom Schicksal dazu bestimmt war, dieses Schiff zu besitzen. Er würde die Hutts dazu bringen, es für ihn zu kaufen, oder es stehlen, falls er dazu gezwungen war. Er würde eine Rectenna in Militärqualität installieren und die leichten Laserkanonen gegen Vierlingsgeschütze austauschen. Er würde einen ausfahrbaren Repetierblaster in den Bauch des YT einbauen, der bei raschen Fluchten Feuerschutz bot. Zwischen den kastenförmigen Gabeln am Bug würde er ein paar Erschütterungsraketenwerfer anbringen …

Ihm kam keine Sekunde lang in den Sinn, dass er das Schiff von Lando gewinnen würde. Ganz abgesehen davon, dass Lando es dank eines Bluffs verlieren würde.

Den modifizierten SoroSuub zu fliegen, den Chewie und er von Lando gemietet hatten, hatte sein Verlangen nach diesem Schiff nur noch verstärkt. Er malte sich seine Herkunft und die Abenteuer aus, die es erlebt hatte. Ihm wurde bewusst, dass er den YT von Anfang an so akzeptiert hatte, wie er war, dass er Lando nie danach gefragt hatte, wie oder wann das Schiff den Namen Millennium Falke bekommen hatte.

1. Kapitel

CORELLIANISCHE INGENIEURSGESELLSCHAFT – ORBITALFERTIGUNGSANLAGE 7 – 60 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN

Soly Kantt, dessen Schicht langsam, aber sicher zu Ende ging, ließ seinen Blick träge zwischen der Anzeige des Wandchronos und einer Nachrichtenübertragung im HoloNet hin- und herschweifen. Ein Unentschieden im Schockballspiel zwischen Kuat und Commenor gestern Abend und Konflikte unter den Angehörigen eines raumfahrenden Volks, das als die Mandalorianer bekannt war. Kantt, ein schlaksiger Mensch mit einer Familie auf Corellia und zehn Jahre in diesem Job auf dem Buckel, hatte seine empfindlichen Hände hinter dem Kopf verschränkt und seine Füße mit übereinandergeschlagenen Knöcheln auf die Konsole gelegt, die sein ganz persönliches Reich an Bord von CIG-Orbitalstation 7 darstellte. Auf seinem Schoß lag ein aufgeschlagenes Holozin, und ein halbleerer Becher mit kaltem Kaf stand zusammen mit zwei ganz leeren im Getränkehalter des Sessels. Jenseits der Transparistahlscheibe, die das schimmernde Überwachungsdeck krönte, glitt ein steter Strom von YT-1300-Raumfrachtern dahin – frisch aus der Montagestraße, wenn auch noch nicht lackiert –, die von einer Schar Leitbojen dirigiert wurden, die der kybernetische Vorarbeiter der Fabrik bediente.

Mit seinen fünfunddreißig Metern Länge und einem Frachtvermögen von hundert Tonnen war der YT noch kein Standardjahr in Produktion, doch das hatte genügt, um vom Stand weg zu einem echten Klassiker zu werden. Entworfen mit der Unterstützung von Narro Sienar, dem Besitzer eines der größten Mitbewerber der CIG im Schiffsbaugeschäft, wurde der Raumfrachter als kostengünstige und leicht modifizierbare Alternative zu den wenig anpassungsfähigen Schiffen der YG-Serie beworben. Im Gegensatz zum größten Teil der übrigen Raumschiffpalette der CIG, die als ideenlos galt, besaß der YT-1300 ein gewisses Flair der Zweckmäßigkeit. Einzigartig wurde das Schiff durch seinen untertassenförmigen Kern, an den eine breite Vielfalt von Komponenten angebracht werden konnte, einschließlich eines Auslegercockpits und verschiedener Sensormodule. Standardmäßig wurde das Schiff mit zwei Frontmandibeln ausgeliefert, die das Außenhüllendesign in die Länge streckten, und mit einer neuen Generation von Droidenhirn, das die leistungsstarken Sublicht- und Hyperraumtriebwerke des Schiffs überwachte.

Kantt hatte längst aus den Augen verloren, wie viele YTs an ihm vorbeigezogen waren, seit er vor acht Stunden in den Sicherheitsscanner von Anlage 7 geschaut hatte, doch es mussten doppelt so viele gewesen sein wie letzten Monat. Trotzdem verkaufte sich das Schiff so schnell, dass die Produktionskapazitäten nicht ausreichten, um die Nachfrage zu befriedigen. Kantt stellte seine Füße auf den Boden, streckte die Arme über den Kopf und war gerade dabei, herzhaft zu gähnen, als an der Konsole ein schriller Alarm losging, der ihn schlagartig vollkommen munter werden ließ. Seine blutunterlaufenen Augen schweiften über die zahlreichen Anzeigeschirme an Deck, als ein junger Techniker in einem hellen Overall und mit Komlink-Headset von der Station nebenan herübergeeilt kam.

»Das ist das Kontrollventil bei einem der Betankungsdroiden!«

Kantt schoss in die Höhe und beugte sich über die Konsole, um einen besseren Blick auf die Montagestraße zu haben. Auf einer Seite der Anlage, badend im grellen Glanz einer Scheinwerferreihe, war ein Betankungsdroide noch mit dem Backbordtankstutzen des YTs verbunden, obwohl sich alle übrigen identischen Droiden die schwerelose Fertigungsstraße rauf und runter bereits von den anderen Raumfrachtern abgekoppelt hatten. Kantt wirbelte herum.

»Schalt den Droiden ab!«

Der Techniker, der ruck, zuck an einer der Kontrolltafeln stand, schüttelte seinen kahlrasierten Kopf. »Er reagiert nicht.«

»Betankungsprogramm außer Kraft setzen, Bon!«

»Funktioniert nicht.«

Kantt schwang zur Transparistahlscheibe herum. Der Droide hatte sich nicht vom Fleck bewegt und pumpte vermutlich weiterhin Treibstoff in YT 492727ZED. Der Treibstoff, eine Art flüssiges Metall, der die Raumfrachter bis auf manchmal überwältigende Geschwindigkeiten beschleunigte, hatte von dem Moment an eine Kontroverse ausgelöst, als das Schiffskonzept erstmals vorgestellt wurde. Das war beinahe ein Grund dafür geworden, die gesamte Produktreihe einzustellen.

Kantt ließ seinen Blick auf die Monitorschirme und Anzeigen der Konsole fallen. »Die Treibstoffzellen des YT sind im roten Bereich. Wenn wir diesen Droiden nicht vor dem Hochfahren der Antriebssysteme von diesem Raumfrachter losbekommen …«

»Er sollte sich jetzt abkoppeln.«

Kantt drückte förmlich sein Gesicht gegen die kühle Scheibe. »Er ist weg! Aber dieser YT wird uns trotzdem gewaltige Probleme machen!« Er drehte sich um und lief zur Tür gegenüber derjenigen, durch die Bon hereingekommen war. »Komm mit mir!«

Nacheinander eilten sie durch zwei Überwachungsstationen. Als Drittes kam die Datenspeichersektion, und von dem Moment an, als sie dort hineinstürmten, wusste Kantt, dass sich die Lage zunehmend verschlechterte. Die Dralls, die die Sektion betrieben, drängten sich vor dem Sichtfenster, hüpften aufgeregt auf und ab und schnatterten pausenlos miteinander, ohne auf die Bemühungen der Herzogin des Clans zu achten, die Ordnung wiederherzustellen. Kantt bahnte sich seinen Weg durch die Menge kleiner, pelziger Leiber, um hinauszusehen. Die Situation war sogar noch schlimmer, als er befürchtet hatte. Der YT war jetzt im Testbereich für die Brems- und Höhenregulationsdüsen. Übertankt und damit aus dem Gleichgewicht gebracht, hatte sich das Schiff aus der Reihe gelöst, um mindestens ein Dutzend schwerelose Droiden beiseitezustoßen und umzuwerfen, deren Aufgabe es war, die Reihe der zu montierenden Schiffe in Schach zu halten. Während Kantt zuschaute, brachen noch drei weitere Raumfrachter aus der Reihe aus. Der dafür verantwortliche YT rammte einen davon am Heck, sodass er nach vorn trudelte. Das rotierende Schiff tat dasselbe mit dem Schiff davor, aber in der Gegenrichtung, sodass sich die beiden Schiffe einmal komplett um sich selbst drehten, ehe sich ihre Mandibeln miteinander verhakten und beide gegen die geschwungene Innenhülle der Observationsstation an der Rückseite der Montagestraße donnerten.

Während die Testtriebwerkszündungssequenz weiterging, ruckte der unkontrollierte YT nach Backbord, dann nach Steuerbord, schoss in die Höhe und dann nach unten. Kantt sah gerade lange genug zu, um zu wissen, dass sämtliche Gedanken daran, rechtzeitig zum Abendessen nach Corellia zurückzukehren, soeben in Rauch aufgegangen waren. Wenn er Glück hatte, würde er am Wochenende wieder nach Hause kommen. Kantt und der Techniker überließen es den Dralls, darüber zu streiten, wie sie diesen wirtschaftlichen Verlust für das Unternehmen ausgleichen sollten, und stürmten weiter in die nächste Station, wo eine größtenteils aus Menschen bestehende Gruppe leitender mittlerer Angestellter kurz davor war, sich die Haare auszuraufen. Jeder Einzelne von ihnen sah die Neuankömmlinge um das kleinste bisschen guter Neuigkeiten heischend an.

»Ein Droidenteam ist unterwegs«, sagte Bon. »Kein Problem.«

Kantt warf dem Techniker einen raschen Blick zu und wandte sich an seine Vorgesetzten. »Sie haben ihn gehört. Kein Problem.«

Ein rotgesichtiger Mann, der seine Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt hatte, starrte ihn düster an. »Ach, meinen Sie wirklich?« Sein Arm schoss vor und zeigte aus dem Sichtfenster. »Dann sehen Sie selbst.«

Kantt hatte noch keinen einzigen Muskel bewegt, als er von zwei anderen gepackt und nach vorn geschleift wurde. Das Droidenteam war tatsächlich vor Ort eingetroffen – ein Quartett von Cybot-Galactica-Greifern, die mit ausgefahrenen Armen und schnappenden Zangen auf den bockenden YT zusteuerten. Allerdings machte der Raumfrachter jeden ihrer Versuche zunichte, an den Triebwerkszugängen anzudocken. Und obgleich die Montagestraße abgeschaltet worden war, drängten sich ein Stück hinter 492727ZED, wo die verschobenen Leitbojen ihren unfreiwilligen Ausflug beendet hatten, ein Dutzend identischer Einheiten auf einem Haufen. Noch schlimmer: Die Kettenreaktion, mit der die Raumschiffe einander gerammt hatten, hatte mehrere Betankungsdroiden von ihren jeweiligen Raumfrachtern geschleudert, und zwei davon befanden sich auf Kollisionskurs.

Kantt drückte die Augen fest zusammen, doch der höllische Lichtblitz, der durch seine Lider stach, verriet ihm einen Teil der Geschichte: Einer oder vielleicht auch beide Droiden waren explodiert. Seine Ohren erzählten ihm den Rest, als eine Gischt geschmolzenen Metalls und Trümmer der Montagestraße gegen die Transparistahlscheibe hämmerten. Überall an den Überwachungsstationen plärrten Alarmsignale los, und von den halbrunden Strukturen, die die Produktionsgasse begrenzten, ergossen sich Ströme aus Feuerlöschschaum in die Tiefe. Ein kollektives, zutiefst gequältes Stöhnen ging durch den Raum, und Kantt sah vor seinem geistigen Auge, wie sich sein Bonus in Luft auflöste, zusammen mit den Ohrringen, die er seiner Frau zum Geburtstag schenken wollte, der Spielkonsole für seinen Sohn, dem Urlaub auf Sacorria, den sie geplant hatten, und die Kiste Gizer-Bier, die er eigentlich zu den Schockball-Finalfeiern beisteuern wollte.

Als Kantt seine Augen öffnete, glaubte er einen Moment lang, der Alptraum sei vorüber, oder falls nicht, dass die Explosion den widerspenstigen YT in ein angesengtes Wrack verwandelt hatte. Doch das Schiff war dem Feuersturm und dem Trümmerhagel nicht bloß entronnen, es war ihm sogar gelungen, sich im Zickzack seinen Weg durch das nachfolgende Chaos zu bahnen, und es näherte sich nun rasch der Sublichttriebwerk-Teststation.

Kantt schüttelte den Kopf, wie um ihn freizumachen, und schlug mit seiner Handfläche auf den Kommunikationsschalter der Konsole. »Wir brauchen eine Mitarbeitermannschaft in Gasse vier, Sublichtteststation – sofort!«

Den Atem einsaugend legte er seine andere Hand auf die Konsole und lehnte sich gerade rechtzeitig vor, um zu sehen, wie ein Stück weiter die Montagestraße entlang ein Notfallschlitten aus einer Vehikelbucht aufstieg. Der Schlitten – kaum mehr als ein von einem Käfig senkrechter und waagerechter Stangen umgebenes Antriebsaggregat – hatte sechs Arbeiter an Bord, die mit gelben Weltraumschutzanzügen, Helmen und Jetpacks ausgestattet waren. Alle trugen ein Sortiment von Schneidbrennern, Hydroschraubenschlüsseln und Hohlladungssprengsätzen bei sich, die allesamt wie Waffen von ihren Gürteln hingen. Einer von Kantts Freunden gehörte dem Team an, der wie die übrigen Mitglieder dieses Trupps für Notfallsituationen lebte. Doch ein abtrünniges Schiff war etwas vollkommen Neues.

Anfangs schien es, als hätte der Schlittenpilot ebenso Schwierigkeiten damit, sich den Flugmanövern des YTs anzupassen, wie die Greiferdroiden zuvor. Die abrupten Rucke und Sprünge des Raumfrachters waren nichts weiter geschuldet als dem unregelmäßigen Aktivieren der Schub- und Höhendüsen, doch es gab Momente, in denen die Flugmanöver Kantt geradezu beseelt vorkamen. Als würde das Schiff dem Schlitten ganz bewusst ausweichen oder sich ein Rennen darum liefern, die Sublichttriebwerk-Teststation vor seinen gefälligeren Raumfrachtergenossen zu erreichen.

Grässliche Gedanken schlichen sich in Kantts Bewusstsein, darüber, was wohl geschehen würde, wenn es ihnen bis dahin nicht gelang, das Schiff unter Kontrolle zu bringen. Würde der übertankte YT sich selbst zu Schlacke verbrennen? Explodieren und dabei die gesamte Montagestraße mitnehmen? Der Anlage einen Vakuumbruch bescheren und zu den Sternen aufbrechen?

Nach und nach passte sich der Schlittenpilot dem Rhythmus der Schubdüsen an, und es gelang ihm, das skelettartige Gefährt neben den YT zu bringen. Die Arbeiter flogen von dem Schlitten ab, landeten auf dem Raumfrachter und verankerten sich mit Magnetklammern und Ansaugbefestigungen auf der Oberfläche. Der YT, der sich auf seinem Heck aufrichtete wie ein wilder Acklay in einer Tiershow, schien sich nun alle Mühe zu geben, sie abzuschütteln. Doch langsame und stetige Bemühungen erlaubten es einem der Arbeiter, den Außenhüllenzugang auf dem Rücken des Schiffs zu erreichen und im Innern des Raumfrachters zu verschwinden. Als das geschah, stimmten die leitenden Angestellten einen Jubel an, von dem Kantt betete, dass er nicht zu vorschnell sei.

Erst als das Schiff ruhiger wurde, stellte er fest, dass er den Atem angehalten hatte. Jetzt ließ er ihn in einem langen, tiefen Seufzen entweichen und wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Der Jubel ging in erleichtertes Rückenklopfen und schnelle Wortwechsel über, wie die Montagestraße so schnell wie möglich wieder zum Laufen gebracht werden könne. Angesichts des Umstands, dass die Warteliste für den YT von Tag zu Tag länger wurde, musste die Produktion erhöht werden. Urlaube würden gestrichen werden. Überstunden würden zur Norm werden.

Kantt und Bon verweilten nicht länger, wo sie waren.

»Aus Feuer geboren«, sagte der Techniker, als sie durch die Station der Dralls eilten. »Dieser YT«, fügte er hinzu, als Kantt ihm einen Blick zuwarf. »Wenn das gerade keine Heldengeburt war, dann weiß ich nicht, was sonst. Wann hat es so was schon mal gegeben?«

Kantt zog ein Gesicht. »Es ist bloß ein Raumfrachter, Bon. Einer von hundert Millionen.«

Bon grinste. »Wenn du mich fragst, eher einer unter hundert Millionen.«

2. Kapitel

CORUSCANT – WÄHREND DER SCHLACHT VON CORUSCANT – 19 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN

»Dieses Schiff muss man einfach lieben«, sagte Reeze.

»Der Vogel weiß, worauf es ankommt, keine Frage.«

Jadak zog den Raumfrachter zwischen einem corellianischen Transporter und einem Santhe/Sienar-Passagierschiff hindurch, ehe er YT 492727ZED auf die Seite rollte, um an dem Transporter vorbeizuziehen und weiterhin auf den vorderen Teil der Gruppe zuzusteuern. Reeze schaltete die Lautsprecher im Cockpit auf stumm, damit sie sich nicht das Gefluche der Piloten und Navigatoren anhören mussten, die sich über sie Luft machten.

»Vielleicht überlassen sie es uns nach dieser Mission.«

»Hoffen darf man immer«, meinte Jadak.

»Zehn Jahre lang haben wir unseren Kopf riskiert, Tobb. Für so was sollte es ein Gesetz geben.«

»Das sollte es vielleicht, aber es gibt keins. Abgesehen davon versuche ich bloß, dabei zu helfen, die Galaxis auf Kurs zu halten. Was hast du für eine Ausrede?«

»Wie ich dir schon sagte, will ich, dass dieses Schiff uns gehört.«

Beide Piloten waren Menschen, Jadak ein bisschen größer und zwanzig Jahre jünger, mit hellerer Haut und einem gestutzten Vollbart, der sein quadratisches Kinn betonte. Reeze wurde an den Schläfen schon grau, aber seine Augen waren scharf, und er war fit wie ein Sportler. Das Letzte, womit sie auf Coruscant gerechnet hatten, war ein Verkehrsstau, doch der Separatistenangriff auf die galaktische Hauptstadt war so vollkommen unerwartet gewesen, dass nahezu alle im Anflug die Auswirkungen zu spüren bekamen. Einige waren rechtzeitig eingetroffen, um die HoloNet-Meldung über Kanzler Palpatines Entführung mitzubekommen und Zeuge zu werden, wie die republikanischen Kreuzer der Doppelbogen-Flotte in den Realraum heimkehrten. Gemeinsam mit den Kreuzern der Heimatflotte war es den gewaltigen Schiffen der Venator-Klasse erfolgreich gelungen, die Schlacht auf die äußeren Bereiche von Coruscants Atmosphäre beschränkt zu halten. Einige geschickte Piloten hatten es geschafft, ihre Schiffe aus dem Gefecht herauszumanövrieren und wieder in den Hyperraum zu springen. Doch Zehntausende anderer Vehikel – Raumschiffe aller Größen, Bauart und Bestimmung – hielten weiterhin an der Frontlinie stand, warteten darauf, dass die Schlacht auf die eine oder andere Weise zu Ende ging, sodass sie entweder weiter auf Coruscant vorrücken oder in den Äußeren Rand fliehen konnten.

»Selbst wenn sie das täten«, fuhr Jadak fort. »Wie könnten wir uns die Betriebskosten leisten?«

»Indem wir dieselben Jobs erledigen wie jetzt auch. Aber für den Privatsektor.«

»Gewinnbringende Arbeit?«

»Auf jeden Fall Arbeit. Ich bin nicht so wählerisch wie du.«

Jadak runzelte die Stirn. »Ich habe zu viele Schmuggler kennengelernt. Deren Leben ist auch nicht das, was Holodramen daraus machen.«

Reeze lachte bellend. »Dieses hier auch nicht.«

Jadak hatte den YT zu einer Position dirigiert, von wo aus sie einen Panoramablick auf die Schlacht hatten. Mehr ein Schlagabtausch denn koordiniertes Gefecht, boten die großen Schiffe einander die Stirn. Purpurne Striche der Vernichtung pulsten zwischen ihnen, während Staffeln aus ARC-170-, Tri- und Geierdroiden-Jägern in einem wilden Durcheinander umhersausten. Als Kulisse der Schlacht diente Coruscant selbst. Die funkelnden Stadtringe des Planeten waren hier und da verwüstet, wo Abwehrschutzschilde durchbrochen oder Schiffe zu Boden gekracht waren. Die Republik warf alles in die Waagschale, was sie aufzubieten hatte, und Count Dookus Konföderation Unabhängiger Systeme hatte nicht viel mehr zu verlieren als einen Cyborg-General und eine Droidenarmee.

Reeze pfiff überrascht. »Sitze in der ersten Reihe beim Untergang der Zivilisation, so wie wir sie kennen.«

»So schlimm wird’s vermutlich nicht werden. Aber umso mehr Grund für uns, unsere Fracht abzuliefern.«

»Das sagst du.« Reeze schaute aus dem kreisrunden Sichtfenster des YT hinaus. »Ich denke, wir könnten Schwierigkeiten bekommen, es in einem Stück nach unten zu schaffen. Einen Haufen Schwierigkeiten, um genau zu sein, und das Wort Laserkanone spielt bei allen davon eine gravierende Rolle.«

Jadak schwang in seinem Sessel herum. »Wir dürfen nicht zu spät kommen, Reeze. Sie sagten, die Sache sei wichtig.«

Reeze reagierte mürrisch. »Zu spät kommen … Das sind hier eindeutig die Zauberworte. So wie in: Reeze Duurmun ging drauf, weil er partout nicht zu spät kommen wollte.«

»Ich werde allen sagen, dass du als Held gestorben bist.«

»Was … und du überlebst?« Reeze starrte seinen Freund an und lachte dann. »Ja, vermutlich wirst du das.«

Jadak schwang sich nach vorn. »Schau mal, was du über das Kampfnetz empfangen kannst.«

Reeze stülpte das Headset über seine Ohren und tippte einen Code in die Kommunikationskonsole ein. Er lauschte einen Moment lang dem Kom-Geschnatter, ehe er seinen Hals reckte, um etwas weiter an Steuerbord zu studieren. Dann rief er auf einem der Anzeigeschirme der Instrumententafel eine neue Ansicht der Schlacht auf. Er tippte mit seinem Zeigefinger gegen den Bildschirm, um auf das Symbolprofil eines großen Schlachtkreuzers mit einem turmgleich erhöhten Observationsdeck achtern und einer Auslegerbrücke zu deuten.

Jadak las die alphanumerischen Daten unter dem Symbol. »Was sehe ich mir hier an?«

»Die Unsichtbare Hand.«

»General Grievous’ Flaggschiff.«

»Dort haben sie Palpatine gefangen gehalten.«

»Gefangen gehalten? Tun sie das jetzt nicht mehr?«

Reeze schüttelte den Kopf. »Die Jedi haben ihn gerettet. Kenobi und Skywalker. Aber die drei sind immer noch an Bord.«

Jadak zog den YT in eine rasche Drehung, um ihren Ausblick zu verbessern. In mittlerer Entfernung beharkte ein republikanischer Kreuzer das Mittschiff der Unsichtbaren Hand, wo ihr verlängerter Bug auf den bauchigen Heckbereich traf. Vielleicht war das ein Vergeltungsschlag für den Schaden, den die Flakgeschütze der Unsichtbaren Hand dem Republikschiff zugefügt hatten. Jadak warf einen Blick auf den Monitor.

»Sieht aus, als sei dem Kapitän der Guarlara bislang noch nicht zu Ohren gekommen, dass sich der Kanzler an Bord befindet.«

»Vielleicht stören sie das Kom-Signal. Oder möglicherweise kümmert es ihn auch nur nicht.«

Jadak blickte finster drein. »Palpatines Tod würde genauso viele Probleme schaffen, wie er lösen würde.«

Einige Sekunden lang verfolgten die beiden Männer schweigend, wie die Guarlara dem Separatisten-Flaggschiff mit wiederholten Breitseiten ihrer Laserkanonen zusetzte, um klaffende Löcher in die Außenhülle zu reißen und feurige Explosionen auszulösen, die sich vom Vordersteven der Unsichtbaren Hand bis zum Heck ausbreiteten. Jadak konnte sich nicht vorstellen, dass der kybernetische Grievous den Angriff überleben würde, ganz zu schweigen von Palpatine und seinen Rettern, ganz gleich, ob die Macht nun mit ihnen war oder nicht. Als das Flaggschiff nichts mehr weiter einstecken konnte, neigte es sich nach vorn, wurde dann ein Opfer der Schwerkraft und begann einen langsamen Abstieg in die Atmosphäre von Coruscant.

»Das Schiff wird auf dem Planeten aufschlagen«, stellte Jadak fest.

»Und fällt bereits auseinander. Ich wette zwei zu eins, dass es nicht mal die Hälfte des Wegs bis nach unten schafft.«

»Die Wette halte ich.«

Eine Hand um den Steuerknüppel geschlossen, kitzelte Jadak den internen Kompensator und ließ den YT vorwärts schießen. Niemand versuchte, sie daran zu hindern, sich ins Herz des Mahlstroms zu stürzen. Wenn sie so versessen darauf waren, zu einem weiteren Opfer des Gefechts zu werden, war das ihre Angelegenheit.

»Wir könnten zumindest versuchen, ein Ausweichmanöver zu fliegen, weißt du«, meinte Reeze, eine Hand um die Armlehne des Sessels gekrampft.

Jadak konterte mit einem Kopfschütteln. »Die Seps haben den Rest des Planeten mit einer Raumblockade abgeriegelt. Unsere beste Chance ist hier, hinter dem ausbrechenden Heck der Unsichtbaren Hand.«

Reeze warf Jadak einen Blick zu. »Wir folgen ihr nach unten?«

»Sagen wir lieber: Wir folgen ihr rein.«

Reeze nickte. »Reingehen soll mir recht sein.«

»Selbst wenn das bedeutet, eine Wette zu verlieren?«

»Selbst dann.«

Wenn sie im »Windschatten« der Unsichtbaren Hand zur Oberfläche fliegen wollten, mussten sie das Schiff erst einmal erreichen. Das bedeutete, sich einen Weg zwischen den unzähligen Fregatten und Kanonenbooten hindurch zu bahnen, die ihnen in die Quere kamen, den Raumfrachtern auszuweichen, die weiterhin aus den Bäuchen der KTW-Trägerschiffe und den geschwungenen Armen der riesigen neimoidianischen Lucrehulk-Schiffe strömten, und dem Turbolaserbeschuss zu entgehen, der viel zu nah im All vorbeizischte. Doch sie zweifelten keine Sekunde lang daran, dass der YT dieser Aufgabe gewachsen war. Das Schiff hatte sie noch nie im Stich gelassen, und es gab keinen Grund zu der Annahme, dass es das ausgerechnet jetzt tun würde.

Der YT, der für die Freund-oder-Feind-Analysten der Kriegsschiffe, an denen sie vorübersausten, eine unbekannte Größe war, wurde für alle miteinander zu einem Gelegenheitsziel. Da sie selbst keinerlei Geschütze besaßen, mussten sich Jadak und Reeze auf die bemerkenswerte Geschwindigkeit und die beinahe übernatürliche Wendigkeit des Raumfrachters verlassen. Sie trieben das Schiff an seine Leistungsgrenze, flogen korkenziehergleich durch wogende Wolken von Sternenjäger-Luftkämpfen und vollführten Drehungen und Wenden, die man eigentlich besser Jedi-Abfangjägern überließ als einem vierzig Jahre alten leichten Raumfrachter – selbst wenn er so hochgerüstet und verbessert war wie der YT. Die Energie, die nicht vom Sublichtantrieb des YTs benötigt wurde, verschlangen die Deflektorschilde, strapaziert von jedem Streifschuss, den das Schiff abbekam.

Sie schossen hinter einem von Coruscants gewellten Orbitalspiegeln hervor und beeilten sich, sich hinter die brennende, auseinanderbrechende Hülle zu setzen, die von dem Separatisten-Flaggschiff noch übrig war, dessen stumpfer Bug sich in einer Geste der Kapitulation gen Coruscant neigte. Die überanspruchte Panzerung glühte tiefrot, und schorfige Bruchstücke lösten sich von der Außenhülle wie bei einer Monarschlange, die ihre Schuppen verlor.

»Die Rettungskapseln des Kreuzers sind fort«, sagte Reeze.

Jadak vergrößerte die Vorderansicht des Schiffs. Die Hände fest um den Steuerknüppel geschlossen, während der YT im Slalom durch eine Trümmerwolke von Bruchstücken und Bauteilen sauste, verfolgte Jadak entsetzt, wie das Kriegsschiff seine Flugrichtung änderte und auf den Regierungsdistrikt des Planeten zusteuerte. Die Unsichtbare Hand würde abstürzen, das war gewiss, aber es war offensichtlich, dass jemand immer noch das Kommando führte und entschlossen war, das Schiff runterzubringen, indem die Bremsflügel ausgefahren und bei Bedarf die Außenluken eingesetzt wurden, um zu verhindern, dass das Schiff in der Atmosphäre verbrannte.

»Skywalker?«, fragte Reeze.

»Jedenfalls bezweifle ich, dass es Palpatine ist – es sei denn, er besitzt Fähigkeiten, die er bislang für sich behalten hat.«

Hunderte von Kriegsschiffen, die zu groß waren, um von Coruscants Artillerie und Raketen ausgelöscht zu werden, hatten den Schutzschirm durchbrochen und die Stadtlandschaft mit Kratern übersät. Allerdings war offensichtlich, dass die Geschützmannschaften, die ohnehin nicht viel auszurichten vermochten, angewiesen worden waren, die Unsichtbare Hand passieren zu lassen, was wiederum die Chancen des YT erhöhte, auf dem Planeten zu landen. Alles, was sie tun mussten, war, nah genug an dem Schiff dranzubleiben, um nicht entdeckt zu werden, aber weit genug davon weg, um nicht selbst in Flammen aufzugehen.

Jadak hatte seine Hand am Schubdüsenregler, als der gesamte Heckbereich der Unsichtbaren Hand in einer Masse brennender Wrackteile wegbrach und davontrudelte. Nur Reezes Ausweichmanöver in letzter Sekunde verhinderte, dass der YT atomisiert wurde. Genauso schnell drehte Jadak den Raumfrachter auf die Seite und brachte sie mit einer Fassrolle aus der Gefahrenzone. Doch der Trümmerhagel, der gegen die Schutzschilde schlug, war schlimmer als alles, durch das sie zuvor geflogen waren, und all den Alarmsignalen nach zu urteilen, die die Instrumententafel von sich gab, hätten die Deflektoren ebenso gut in den letzten Zügen liegen können.

Ohne Vorwarnung drehte der YT scharf bei. Nur das Sicherheitsgeschirr des Kopilotensitzes verhinderte, dass Reeze auf Jadaks Schoß landete. Auf der Konsole leuchteten Statusanzeigen auf, und ein weiterer Alarmchor erfüllte das Cockpit.

»Das Bremstriebwerk an Backbord hat einen üblen Treffer abbekommen«, erklärte Jadak, als er den YT wieder zurück auf Kurs brachte. »Wir sehen uns das an, sobald wir unten sind.«

Reeze schmiegte sich in das Geschirr. »Der ewige Optimist.«

»Einer in diesem Cockpit muss das ja sein.«

Ungeachtet des Umstands, dass die Hälfte der Masse des Schlachtschiffs inzwischen ans Weltall verloren war, gelang es demjenigen, wer immer das Kommando über die Unsichtbare Hand hatte, den Rumpf weiterhin nach vorn zu steuern, um einen kontrollierten Absturz hinzulegen, vermutlich auf einer der alten, ausgehärteten Landebahnen im Regierungsdistrikt. Mit heulenden Repulsoren folgte der YT dem Schiff in die Tiefe, verlor an Höhe und Geschwindigkeit. Doch als sie bloß noch zwanzig Kilometer vor sich hatten, tauchten auf der Gefahrenanzeige Symbole auf, und der Annäherungsalarm heulte los. Jadak sah ganze Schiffsgeschwader heranschwirren, die der Unsichtbaren Hand zu Hilfe eilten.

»Feuerlöschschiffe«, sagte Reeze. »Und ein paar Klonjäger.«

»Zeit, uns rar zu machen.«

»Wir haben diesen Autorisierungscode …«

»Den heben wir uns lieber für ein andermal auf, wenn wir ihn wirklich brauchen. Schalte um auf Geländeverfolgung.«

»Eine schnelle Planetenumrundung gefällig?«

»Dafür haben wir keine Zeit.«

Jadak warf einen Blick auf die Topografieanzeige und drehte dann aus dem Fahrwasser des Schlachtschiffs ab. Die Hauptschubdüsen protestierten, und gewaltige Hitzewellen schlugen ihnen entgegen. Zwei der Klonjäger nahmen die Verfolgung auf, gaben aber schließlich auf und drehten ab, um sich der Unsichtbaren Hand anzuschließen, die sich rasch der Landebahn näherte.

Der YT glitt nach Westen, über den Raumhafen-Tower und den Jedi-Tempel, dann weiter über die Hüttenstadt, durch Säulen ölig schwarzen Rauchs, der aus Absturzkratern aufwallte und von Bränden emporstieg, die sich in einigen der weiter außerhalb gelegenen Distrikte ausbreiteten.

»Sieht aus, als hätten die Fremdweltler-Sektoren das meiste abgekriegt«, sagte Reeze.

»Eine Menge Leute versuchen schon seit Jahrzehnten, diese Slums loszuwerden.«

»Gehört Grievous jetzt zur Liga der Stadterneuerungslobbyisten?«

»Warum nicht?«

Jadak hatte die vernarbte Landebahn noch nie so verwaist gesehen. Doch unter den Notfallfahrzeugen und Polizeikreuzern befanden sich auch von Klonen geflogene ARC-170-Jäger bei der Verfolgung von Eindringlingen, bis der Ausnahmezustand wieder aufgehoben wurde. In der Zeit, die es kostete, den YT auf Kurs zu bringen, hatte der Raumfrachter das Interesse mehrerer Sternenjäger geweckt.

»Ungefähr zwanzig Geschützstellungen haben uns ins Visier genommen«, meinte Reeze.

»Aktivier das Kom!«

»YT-dreizehnhundert«, sagte jemand über Subraumfunk, »identifizieren Sie sich und nennen Sie uns Ihren Bestimmungsort!«

»Hier spricht die Sternengesandte von Ralltiir«, sagte Jadak in Richtung des Mikrofons. »Unser Ziel ist der Senatskomplex.«

»Der Luftraum rings um den Senat ist gesperrt. Falls Sie einen Autorisierungscode besitzen, übermitteln Sie ihn jetzt. Andernfalls weisen wir Sie an kehrtzumachen. Die Missachtung dieser Aufforderung wird mit tödlicher Gewalt geahndet.«

Jadak nickte Reeze zu. »Nur zu.«

Reeze schwang in seinem Sessel herum und tippte einen Code in die Kom-Tafel.

»Übermittle Autorisierung.«

»Sternengesandte«, sagte dieselbe Stimme einen Moment später, »Sie haben Landefreigabe für das Senatsgebäude.«

3. Kapitel

Die Sternengesandte stieg durch die unteren Verkehrsbahnen in die Höhe und flog einen weiten Bogen, als sie sich dem Regierungsdistrikt näherte. Dieser wurde durch eine kilometertiefe Schlucht von der sich ringsum ausbreitenden Stadt abgegrenzt, die das Gebiet einem Graben gleich umgab. Einige der majestätischsten Türme Coruscant, die wie Sandsteinsäulen in die Höhe ragten, an denen über Äonen Wind und Regen genagt hatten, umringten das Viertel. Von diesem ruhmreichen Zirkel gingen sogar noch tiefere Schluchten ab, und aus einer davon tauchte der YT auf. Die Kuppel des Senatskomplexes beherrschte den Vordergrund, dahinter zeichnete sich der gedrungene Pilz ab, der die Senatsrotunde beherbergte.

Unmittelbar vor der Sternengesandten flog ein stumpfnasiger Gleiterbus des Senats, der in einer sanften Kurve auf einen der Freiluftlandeplätze in der obersten Etage zusteuerte. In dem Gefährt drängten sich schweigsame Leute. Der YT stieg weiter auf, bis sie sich auf einer Höhe mit dem Fundament des Gebäudes befanden, dann pendelten sie sich in der Horizontalen ein und hielten auf eine der kleinen Landebuchten in der untersten Ebene der Kuppel zu.

Jadak aktivierte die Bremsdüsen und Repulsoren, doch trotz seiner Bemühungen setzte das Schiff hart auf den Backbord-Landestützen auf.

»Wir müssen diese Düse reparieren«, sagte er.

»Ich kümmere mich darum.«

Reeze fuhr die Triebwerke runter, und die beiden schnallten sich von ihren Sitzen los. Als Jadak den schmalen Korridor betrat, der das Auslegercockpit mit dem kreisförmigen Kern des Raumfrachters verband, schlug er mit der Handfläche auf das Kontrollfeld, das die Einstiegsrampe an Steuerbord absenkte. Das Schiff gab klopfende und zischende Laute von sich, als sie die Rampe hinunterstiegen. Jadak hielt einen Metallkoffer in der rechten Hand. Die surrenden Lüftungsventilatoren der Sternengesandten wälzten die abgestandene Luft um.

Die Landebucht war matt beleuchtet, und nirgends waren die Lastenheberdroiden zu sehen, die in den oberen Ebenen quasi allgegenwärtig waren. Zwei Wesen in bunten Senatorenroben eilten vor, um sie zu begrüßen. Des’sein war humanoid, Largetto alles andere als das. Beide vertraten belagerte Welten fernab des Kerns.

Weiter an der Seite stand ein Kadas’sa’Nikto-Jedi, dessen langer brauner Mantel und hohe Stiefel ihn sogar noch größer wirken ließen als die zwei Meter, die er ohnehin schon maß. Er hatte seine krallenbewehrten Hände vor sich verschränkt, ein Lichtschwert hing an seinem Gürtel. Er nickte Jadak ernst zu. Sein graugrünes Gesicht sah aus wie gegerbtes Leder. Zu seinen Füßen stand eine Art Werkzeugkasten.

Des’sein erreichte Jadak als Erster. »Haben Sie es?«, fragte er mit gehetzter Stimme, während Largetto sich nervös umschaute.

Jadak hob den Koffer und hielt ihn ihm hin. »Ist alles hier drin. Alles wie gewünscht.«

Des’sein nahm den Koffer entgegen und stellte ihn auf einen kleinen Tisch. Seine knorrigen Finger zitterten, als er sich am Schloss zu schaffen machte. Largetto beugte sich erwartungsvoll über seine Schulter. Nachdem sie den Deckel geöffnet hatten, aktivierten die Senatoren ein Gerät im Innern des Koffers und lauschten einen Moment lang aufmerksam. In Largettos glänzend schwarzen Augen spiegelten sich blinkende Lichter wider.

Des’sein schloss und verriegelte den Koffer und nahm einen stockenden Atemzug.

»Dies wird sich für unsere Sache von großem Wert erweisen, Captain Jadak.«

Largetto nickte zustimmend. »Ehrlich gesagt, Captain, fürchteten wir schon, dass es Ihnen nicht möglich sein würde zu landen.«

»Das haben wir allein dem uns zur Verfügung gestellten Code zu verdanken.«

»Sie sind zu bescheiden. Der Code hat das Schiff nicht geflogen.«

Jadak neigte als Zeichen seines Danks das Haupt.

Aus einer Tür im Hintergrund stürmte ein dritter Senator in die Landebucht. Fang Zar, ein Mensch mit ergrauendem Vollbart und einem Dutt dunklen Haars, war außer Atem, als er sprach.

»Der Kanzler ist unversehrt zu uns zurückgekehrt.« Er warf dem Jedi einen raschen Blick zu. »Eure Ordensbrüder haben ebenfalls überlebt, Meister Shé.«

Die kleinen Hörner rings um die Augen des Jedi zuckten, aber er sagte nichts.

»Kanzler Palpatine und seine Begleiter sind unmittelbar vor Captain Jadak eingetroffen.«

»Der Gleiterbus«, sagte Reeze hinter Jadak.

»Der Ausnahmezustand wurde aufgehoben«, fuhr Zar fort. »Und Count Dooku ist tot.«

Largetto packte aufgeregt Des’seins Oberarm. »Dann brauchen wir womöglich doch nicht auf die Daten zurückzugreifen, die die Captains Jadak und Reeze unter solchen Beschwerlichkeiten hergeschafft haben.«

»Vielleicht war die Macht mit uns«, meinte Fang Zar.

»Ja. Aber wir müssen weitermachen wie geplant, bis wir uns der Absichten des Kanzlers wirklich sicher sein können.« Des’sein sah Jadak an. »Wir haben noch einen weiteren Auftrag für Sie.«

Jadak und Reeze wechselten einen flüchtigen Blick.

»Wir sind ganz Ohr«, erwiderte Reeze.

Des’sein senkte seine Stimme. »Wir möchten Sie bitten, die Sternengesandte zu unseren Verbündeten auf Toprawa zu überführen.«

Jadak legte die Stirn in Falten. »Zu überführen?«

»Genau das«, bestätigte Largetto. »Die antarianische Rangerin, die das Kommando über das Schiff übernehmen wird, nennt sich Folee. Sie finden sie in Salik-Stadt, der Hauptstadt der westlichen Gebiete. Der Kennsatz lautet: Das Ansehen der Republik in der Galaxis wiederherstellen. Würden Sie das bitte für mich wiederholen, Captain?«

Jadaks Mund war aufgeklappt. Dann schloss er ihn und schluckte schwer. »Das Ansehen der Republik in der Galaxis wiederherstellen. Aber diese Folee … Sie übernimmt das Schiff?«

Des’sein musterte ihn. »Haben Sie ein Problem damit?«

»Es ist nur so, dass wir uns, nun ja, irgendwie daran gewöhnt haben«, sagte Reeze. »Ich meine, könnten wir die Gesandte vielleicht käuflich erwerben und ein anderes Schiff auftreiben, um es nach Toprawa zu bringen?«

»Unmöglich«, antwortete Fang Zar. »Die Sternengesandte ist für diese Mission von entscheidender Bedeutung.«

Jadak kniff die Lippen zusammen, um sich zu zügeln. »Wenn wir die Gesandte abgeben … bedeutet das, dass unsere Dienste ebenfalls nicht mehr benötigt werden?«

»Nicht im Geringsten, Captain«, stellte Des’sein hastig klar. »Es sei denn, natürlich, das wäre Ihr Wunsch.«

»Nein«, sagte Jadak, »aber Toprawa liegt ziemlich weit die Hydianische Handelsstraße runter. Ich frage mich bloß, wie wir wieder in den Kern zurückkehren sollen.«

»Wir werden Sie mit ausreichend Geldmitteln für die Reise versehen. Und wenn Sie wieder hier sind, wartet bereits ein folgsameres Schiff auf Sie.«

»Vielleicht sogar auch ein schnelleres«, fügte Largetto hinzu.

»Nicht sonderlich wahrscheinlich«, murmelte Reeze.

Jadak schluckte den Kloß herunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. »Ich hoffe, diese Mission ist ihrer würdig.«

»Oh, das ist sie, Captain«, sagte Fang Zar.

Jadak stieß einen Atemzug aus und nickte resigniert.

Des’sein musterte ihn einen Moment lang. »Darf ich Ihre Geste so deuten, dass Sie bereit sind, den Auftrag auszuführen?«

Jadak schaute zu Reeze hinüber. »Das würden wir niemand anderem überlassen wollen.«

Des’sein wandte sich an Meister Shé, der den Werkzeugkasten hochhob und auf die Einstiegsrampe des YT zuging. Sein brauner Mantel schleifte über den Permabetonboden.

»Meister Shé muss das Schiff ein wenig modifizieren«, erklärte Fang Zar. »Seine Arbeit wird Ihren Flug allerdings nicht beeinträchtigen.«

Jadak verfolgte, wie der Jedi an Bord des Schiffs verschwand. Dann wandte er sich wieder Des’sein zu. »Mit welcher Losung wird Folee sich zu erkennen geben?«

Des’sein blinzelte in kurzlebiger Verwirrung. »Oh, ich verstehe. Nein, Sie haben mich falsch verstanden, Captain. Sie erwartet Sie. Der Codesatz, den wir Ihnen gegeben haben, ist eine Gedächtnisstütze, die sie brauchen wird, um ihren Teil der Mission auszuführen.«

»Eine Gedächtnisstütze?«, fragte Jadak.

»Eine Merkhilfe«, erklärte Largetto. »Folee wird verstehen, was damit gemeint ist. Und die Gesandte wird sich um alles Weitere kümmern.«

Jadak stellte nur selten Fragen zu seinen Aufträgen, doch seine Neugierde obsiegte. »Die Gesandte wurde programmiert …«

»Betrachten Sie das Schiff als eine Art Schlüssel«, sagte Fang Zar. »Als den Schlüssel zu einem Schatz.«

Jadak wartete.

»Zu einem Schatz, der groß genug ist, um das Ansehen der Republik in der Galaxis wiederherzustellen«, sagte Des’sein abschließend.

Armand Isard, der Direktor des Senatsgeheimdienstes, musterte gerade die Menge, die den Obersten Kanzler Palpatine willkommen geheißen hatte, als sein Komlink piepste. Der Gleiterbus war vor wenigen Sekunden in der Bucht gelandet, und der Kanzler und sein handverlesenes Gefolge gingen den mit rotem Teppich ausgelegten Säulengang entlang, auf die Turbolifts im Atrium zu. Beim Vorbeigehen fiel Isard auf, dass Jedi Skywalker zurückgeblieben war, um unter vier Augen mit Senatorin Amidala zu sprechen.

Isard, ein muskulöser Mann, der das Talent besaß, sich trotz seiner Größe unbemerkt in der Menge bewegen zu können, trug eine schlichte graue Uniform. Sein schwarzes Haar besaß denselben Glanz wie die kniehohen Stiefel. Er tauschte den roten Teppich für die relative Abgeschiedenheit des Waldes verzierter Säulen, der diese Ebene beherrschte, drückte die Empfangstaste des Komlinks und blickte auf das Gerät hinab, dessen kleiner Bildschirm das Gesicht des stellvertretenden Direktors seiner Behörde zeigte.

»Ich möchte Sie lediglich über Gerede informieren, das gegenwärtig in einer der unteren Landebuchten die Runde macht«, sagte der stellvertretende Direktor.

Isards dunkle Augen folgten weiterhin den Bewegungen des Begrüßungskomitees. »Fahren Sie fort.«

»Die Senatoren Des’sein, Largetto und Zar haben einen Aktenkoffer an sich genommen, der ihnen von den Piloten eines alten YT-Raumfrachters gebracht wurde.«

Die drei Senatoren waren wohlbekannte Mitglieder der Delegation der Zweitausend, eines Loyalistenklüngels, der die weitreichenden Maßnahmen ablehnte, die Kanzler Palpatine seit Beginn des Krieges in Kraft gesetzt hatte.

»Der Jedi-Meister J’oopi Shé ist ebenfalls vor Ort.«

»Der von der Technikdivision?«

»Genau der.«

Isard ging weiter, während er sprach. »Interessant, dass sie dort unten ein privates Treffen abhalten, während mehrere von ihrem Haufen hier oben sind.«

»Welche von ihnen?«

»Dana, Malé-Dee, Eekway … die übliche Bande. Haben Sie Audioaufnahmen von dem Treffen?«

»Nein. Es wurden Abhörabwehrmaßnahmen ergriffen. Aber es ist uns gelungen, durch eine der Lüftungsöffnungen eine Spionagekamera in die Landebucht einzuschleusen, sodass wir zumindest brauchbare Bilder haben.«

»Der Aktenkoffer …«

»Noch ist es zu früh, um zu sagen, was er enthält. Unsere Leute arbeiten mit Hochdruck daran, die Überwachungsvideos auszuwerten.«

»Wissen wir irgendetwas über diese Kuriere?«

»Bislang noch nicht. Der Raumfrachter ist auf Ralltiir registriert und gehört einem Unternehmen, das sich die Republikanische Gruppe nennt.«

»Das könnte aufschlussreich sein.«

»Das dachte ich mir auch. Die Piloten haben der Luftraumkontrolle des Senats einen gültigen Autorisierungscode übermittelt.«

Isard blieb am Rande des schlichten Atriums stehen, in dem der Kanzler und die anderen auf einen Turbolift warteten. Der Bereich füllte sich rasch mit Senatoren, die aus ihren Löchern gekrochen kamen und Palpatine zu seiner Rettung gratulieren wollten. Isard fand den Mangel an Sicherheitsmaßnahmen beklagenswert. In der Nähe des Komplexes war es zu heftigen Gefechten gekommen, während Palpatine als Geisel gehalten worden war, und es bestand die Möglichkeit, dass die Separatisten Attentäter aus Fleisch und Blut oder auch Droiden eingeschleust hatten. Dennoch verhielt sich Palpatine, als wäre er bloß fortgewesen, um einen Spaziergang zu machen. Sein einziger Schutz waren zwei republikanische Wachen. Doch das war typisch für ihn. Er scherte sich nicht um den Druck, dem er die Geheimdienstbehörde dadurch aussetzte. Ebenfalls typisch für ihn war, dass er lediglich Senatoren Zutritt zu der Andockbucht gewährt hatte, die ihm treu ergeben waren, in vollem Bewusstsein ihrer wachsenden Ungeduld angesichts der drastischen Veränderungen, die er durchgesetzt hatte, der Freiheiten, die er widerrufen hatte. Zumindest war Palpatine mit Isards Vorschlag einverstanden gewesen, dass die Medien noch eine Weile länger in Schach gehalten werden mussten.

Isard dachte über das geheime Treffen nach. Die Senatoren waren harmlos, aber der Gedanke, dass ein Jedi dabei zugegen war, gefiel ihm nicht. In letzter Zeit hatten Angehörige des Ordens intensiver als sonst herumgeschnüffelt. Sie hatten Senatssitzungen abgehört und alte Tunnel ausgekundschaftet, die unter der Hüttenstadt – zuweilen auch das Werk genannt – und den Kellergeschossen von Republica 500 verliefen, dem wohl exklusivsten Apartmentturm auf ganz Coruscant … Das musste aufhören.

»Schicken Sie eine Einheit Stoßtruppen hin, um das Treffen aufzumischen«, sagte er. »Mit dem Befehl, die Senatoren zur Befragung festzuhalten.«

»Was ist mit Meister Shé?«

»Lassen Sie sich für den Vorstoß in die Landebucht einen glaubwürdigen Vorwand einfallen. Sicherheitsbedenken des Senats, eine Bombendrohung, was immer nötig ist. Shé wird sich aus der Angelegenheit raushalten.«

»Und die Kuriere?«

»Nehmen Sie sie wegen des Besitzes eines gestohlenen Sicherheitscodes, der Amtsanmaßung von Notfallpersonal und des Eindringens in gesperrten Luftraum fest.« Isard hielt inne und sagte dann: »Ich werde sie persönlich verhören.«

»Das sollte fürs Erste halten«, sagte Jadak, der unter der Backbord-Mandibel des YTs stand, in das Mundstück seines Headsets. »Aber wir sollten uns auf Kuat Ersatz besorgen, bevor wir nach Toprawa aufbrechen.«

Reeze kauerte in einer Zugangsbucht an der Spitze der Mandibel, wo er das Innere der Bremsdüse näher in Augenschein nahm. Seine Antwort kam durch die Ohrhörer. »Bevor ich mich schlagen lasse.«

Jadak warf der beschädigten Düse einen neuerlichen Blick zu. Während er sich Schmiermittel von den Händen wischte, ging er um den Bug des Schiffs herum und stieß beinahe mit Meister Shé zusammen, der die Einstiegsrampe hinuntereilte. Der Jedi, der seine Arbeit offensichtlich erledigt hatte, hielt den Werkzeugkasten in einer Hand und ein aktiviertes Komlink in der anderen.

»Stoßtruppen sind unterwegs, um die Senatoren festzunehmen«, sagte er, ohne seine Schritte zu verlangsamen. »Ich werde sie in Sicherheit bringen. Macht das Schiff flott, und beeilt euch lieber damit!« Er blieb einige Meter von der Rampe entfernt stehen und drehte sich dann um. »Viel Glück, Captain!«

Bereits auf halbem Wege die Rampe hinauf bedachte Jadak ihn mit einem beiläufigen Salut. »Danke für die Warnung.« Er führte das Headset-Mikrofon an seinen Mund und nahm Kontakt zu Reeze auf. »Wir bekommen Gesellschaft. Raus da!«

Als Jadak hereinkam, kletterte Reeze gerade aus einer Luke im Hauptabteil.

»Klone?«

»Stoßtruppen.«

Reeze blickte finster drein. »Dafür bezahlen die uns nicht genug.«

»Zur Kenntnis genommen.«

»Besonders jetzt nicht mehr, wo sie uns das Schiff wegnehmen.«

»Wir wussten, dass das passieren würde.«

»Das macht es nicht leichter.«

»Wie wär’s, wenn wir dieses Gespräch später führen?« Jadak streckte eine Hand aus und riss Reeze hoch auf die Deckplatten. »Führ einen Bereitschaftscheck durch und lass die Triebwerke warmlaufen. Ich schau mal, ob ich uns etwas mehr Zeit verschaffen kann.« Er ging zur Technikstation und holte einen kleinen Blaster aus einem Fach unter der Konsole hervor.

Reeze stemmte die Hände in die Hüften und lachte. »Tut mir leid, Tobb, aber das ist das Komischste, das ich seit Langem gesehen habe. Du willst mit diesem Spielzeug gegen einen Haufen DC-15-Blastergewehre anstinken?«

Jadak sah ihn stirnrunzelnd an. »Ich habe nicht vor, sie auszuschalten. Ich will sie bloß ein wenig aufhalten.«

»Ich schätze, versuchen kann man’s ja.« Reeze lachte erneut, als er sich auf den Weg zum Cockpit machte.

Jadak raste die Rampe hinunter und eilte zur Hintertür der Landebucht. Er zielte, schickte einen Schuss direkt in die Türsteuerung und trat zurück, während Funken und Rauchfäden von dem Schalter ausgingen. Der Gestank verschmorter Schaltkreise stach ihm in die Nasenlöcher. Das Frachtportal, breiter und höher, war ein vertikales Schott in der Westwand der Bucht. Jadak legte von Neuem mit dem Blaster an und feuerte zwei Schüsse in die Steuertafel, von denen einer als knapper Querschläger dicht an seinem rechten Ohr vorbeizischte. Er hastete gerade zum Schiff zurück, als Fäuste in Schutzhandschuhen von draußen gegen das verkeilte Schott hämmerten. Technisch verstärkt – wenn auch durch das Durastahltor gedämpft – ertönte die Stimme eines Stoßtruppsoldaten.

»Senatssicherheit! Schott öffnen und mit über den Kopf erhobenen Händen zur Mitte der Landebucht! Und keine Fluchtversuche!«

Auf Jadaks Antlitz bildete sich gerade ein zufriedenes Lächeln, als er von oben Lärm vernahm. Eine Klinge aus glühend weißem Licht zog einen Bogen durch die Decke. Mit großen Schritten die Einstiegsrampe hinaufeilend schlitterte er in den Korridor, duckte sich ins Cockpit und ließ sich in den Pilotensessel fallen.

»Hast du ihnen gesagt, sie sollen verschwinden?«, fragte Reeze, die Augen auf die Statusanzeigen gerichtet.

»Zumindest habe ich die Türschlösser geröstet. Aber offenbar seilen sie sich von der verfluchten Decke aus ab!«

Reeze warf ihm einen raschen Blick zu. »Sind die so scharf auf uns?«

»Wir werden nicht hierbleiben und abwarten, bis wir das herausfinden.«

Jadak schnallte sich gerade an, als vom Dach der Gesandten Aufpralllaute nach unten drangen. Über das modulierende Pfeifen der warmlaufenden Triebwerke hinweg war das heisere Sirren eines Schneidbrenners zu vernehmen.

Hastig aktivierte Jadak die Repulsorlifts. Der YT schwebte bereits ein paar Meter über dem Boden, als Blastergewehrschüsse in die Außenhülle schlugen.

»Zeig’s ihnen!«, sagte Reeze.

Jadak packte den Steuerknüppel und vollführte mit der Gesandten eine abrupte 180-Grad-Kehre, darauf vertrauend, dass die Zentrifugalkraft des Manövers die Klonsoldaten von ihrer Außenhülle schleudern würde. Ein Truppler in einer mit rotem Emblem verzierten Rüstung segelte, mit Armen und Beinen um sich schlagend, am Cockpitfenster vorüber.

Reeze zuckte zusammen. »Das bringt uns bei denen mit Sicherheit keine Sympathiepunkte ein.«

Ohne auch nur einen Gedanken an im Anflug befindlichen Luftverkehr zu vergeuden, steuerte Jadak das Schiff in halsbrecherischem Tempo aus der Landebucht.

4. Kapitel

»Ich habe sie«, sagte Isard in das Mikro, das am kurzen Kragen seiner Uniform befestigt war. Am Rande der Gleiterbus-Landebucht stehend schwang er das Makrofernglas herum, um den fliehenden YT im Blick zu behalten. Weit unter ihm tauchte der Raumfrachter in die breite Kluft gegenüber des Senatskomplexes ab.

»Captain Archers ARC-Staffel wird die Verfolgung aufnehmen«, sagte der stellvertretende Direktor via Komlink.

»Was ist mit Fang Zar und den anderen?«

»Die waren bereits weg, als die Stoßtruppen sich Zutritt zur Hangarbucht verschafft hatten. Jemand muss sie gewarnt haben.«

Isard ließ das Makrofernglas sinken und eilte über den roten Teppich in Richtung Atrium. »Wir werden uns zu gegebener Zeit um sie kümmern. Im Augenblick hat der Raumfrachter für uns Priorität.«

»Außer Gefecht setzen oder zerstören?«

»Das ist Archers Entscheidung. Versetzen Sie ein Forensik-Team in Bereitschaft, um die Leichen einzusammeln und das Wrack zu durchsuchen, falls es dazu kommen sollte.«

Blasterschüsse beharkten das Heck des Raumfrachters, als der YT aus erhöhtem Terrain in die Tiefe sauste und dabei beinahe mit einem Gleiterbus zusammenstieß, der sich in stattlichem Tempo im Anflug auf eine der Landebuchten in den oberen Etagen des Gebäudes befand. Zwei Speeder mit am Bug montierten Repetiergeschützen kamen um die Ostkurve der Senatskuppel herumgeschossen. Jadak drückte den Steuerknüppel nach vorn, um die Gesandte in eine der Schluchten abtauchen zu lassen, die vom Senatszirkel abstrahlten. Durch Verkehrsspuren schneidend kippte er den Raumfrachter auf die Seite, brachte die Rolle dann zu Ende und stieg steil zum Himmel empor. Bald waren die Speeder vergessen, doch die Gesandte war noch nicht bis zu den Penthouse-Etagen von Republica 500 aufgestiegen, als die Gefahreneinschätzungskonsole losschrillte.

»V-Flügler und ARC-eins-siebziger«, sagte Reeze. »Ich zähle fünf … sechs, sieben. Nähern sich von vier und neun Uhr.«

Jadak gab Schub und zog den Steuerknüppel in den Schoß, um auf mehreren mittleren Luftstraßen für Chaos zu sorgen, als der YT mehrere hundert Meter senkrecht in die Höhe kletterte, seinem eigenen Überschallknall vorauseilte, während die Gefahrenkonsole die ganze Zeit über heulte.

»Noch mehr ARCs.«

Jadak warf einen Blick auf den Hauptschirm der Instrumententafel. Hitzereduzierende S-Flügel teilten sich in Angriffsposition. Die Verfolgerschiffe folgten mit maximalem Tempo, Laserkanonen und Protonenraketenwerfer wurden aktiviert.

»Wurde die Blockade aufgehoben?«

»Gerade eben«, erklärte Reeze, der die Kom-Kanal-Wählscheibe drehte und in sein Headset horchte. »Die Schiffe lösen sich aus den Warteschleifen. Der Großteil des im Anflug befindlichen Verkehrs wurde zu den Sektoren dreizehn bis zwanzig umgeleitet.«

Jadak änderte den Vektor, drehte in einem weiten Bogen nach Osten ab und gab noch mehr Schub auf die Triebwerke. Die Anzeigen verrieten ihm, dass die Klonpiloten ahnten, was er vorhatte. Derjenige der Aufklärungsjäger, der ihnen am nächsten war, schickte der Gesandten einen Warnschusshagel vor den Bug.

»Also, die meinen es ernst.«

»Ich sagte dir doch, dass du in der Hangarbucht zu rüde zu ihnen warst.«

»Richte die Frontaldeflektoren aus und halt die Augen offen!«

Weiter vorn flog die Vorhut einer kilometerbreiten Schneise von Schiffen, die begierig darauf waren, endlich an ihr Ziel zu gelangen. Eskortiert von Polizeivehikeln und V-Flügler-Sternenjägern, waren die Schiffe gleichmäßig verteilt und sanken in gemessener Geschwindigkeit tiefer. Jadak steuerte die Gesandte direkt in ihre Mitte. Er bewegte sich entgegen des Verkehrsstroms und bahnte sich im Zickzack seinen Weg durch die Menge, wobei er einigen der Schiffe so nahe kam, dass er die erschrockenen Mienen von Menschen, Humanoiden und Fremdweltlern gleichermaßen in den Kanzeln ausmachen konnte. Offenkundig hatten die Piloten nicht annähernd so viel Vertrauen in Jadaks Fähigkeiten wie er selbst. Einem durch das plötzliche Auftauchen eines Raubtiers aufgescheuchten Fischschwarm gleich, verließen einige Schiffe unvermittelt ihren bisherigen Kurs und taten ihr Möglichstes, um Kollisionen zu entgehen, doch in vielen Fällen krachten sie dabei gegen in der Nähe befindliche Vehikel und lösten Kettenreaktionen voller Zusammenstöße aus. Die ARC-170er, die vergeblich versuchten, mit der Geschwindigkeit der Gesandten mitzuhalten, stellten das Feuer ein, aus Angst, unbeteiligte Schiffe zu erwischen. Allerdings dünnte sich die Masse aus, bevor die Gesandte auch nur die oberen Bereiche der Atmosphäre erreicht hatte, und die ARC-Jäger kletterten mit Maximalschub höher.

»Energie zu den Heckschilden umleiten«, sagte Jadak, als die Gesandte das Gravitationsfeld von Coruscant hinter sich ließ.

Das hiesige All war mit Trümmern durchsetzt – mit den rauchenden Wracks von Schlachtschiffen der Republik und der Separatisten, mit den geschwärzten Bruchstücken zerstörter Sternenjäger, mit Fragmentsplittern von Orbitalspiegeln. Von den Schiffen der Handelsföderation und der Handelsgilde, die die Schlacht überlebt hatten, fehlte jede Spur, doch die Kreuzer der Heimat- und der Doppelbogenflotte waren nach wie vor auf Verteidigungsposition, für den Fall, dass die Separatisten beschlossen, einen neuerlichen Angriff auf Coruscant zu starten.

Reeze murmelte vor sich hin, während er dem Kom-Verkehr lauschte. »Die verbündeten Schiffe wurden alarmiert. Wir gelten jetzt als feindliches Ziel.«

Jadak stieß den Schubregler ganz nach vorn. Doch anstatt zu versuchen, Abstand zu den riesigen, pfeilköpfigen KTW-Schiffen zu halten, brachte er den YT so nah an die dicht beieinander arrangierten republikanischen Kreuzer heran, wie er es wagte, sauste an den Außenhüllen entlang, schoss von einem Freiraum zum nächsten, nutzte die Schiffe als Deckung, in dem Bestreben, weit genug von Coruscant wegzukommen, um schließlich den Sprung auf Lichtgeschwindigkeit wagen zu können. Doch die ARC-170-Piloten hatten die Verfolgung noch nicht aufgegeben und machten sich jetzt keine Sorgen mehr um unschuldige Dritte. Die Deflektorschilde der großen Schiffe waren mehr als gewappnet, verirrte Laserkanonenladungen abzufangen.

Die erste Salve schüttelte die Gesandte durch.

Jadak riss das Schiff zur Steuerbordseite herum, als wollte er ihren Verfolgerschiffen den Bauch des Raumfrachters präsentieren. »Wir müssen diese Backbordschubdüse schützen …«

Ein ohrenbetäubender Lärm übertönte den Rest des Satzes, und ein Knäuel blauer Energie tanzte über die Instrumententafel. Die Cockpitlichter und Kontrollen blinkten, erloschen und erwachten dann flackernd wieder zum Leben. Jadak schlug mit der Hand gegen die Decke, um den paar Systemen einen »Motivationsschub« zu geben, die sich weigerten, wieder online zu gehen.

»Leichter Turbolasertreffer von der Redlichkeit. Sie drehen bei, um uns mit ihrem Traktorstrahl zu erfassen.«

»Der Steuerknüppel gehört dir.«

Jadak schwang in seinem Sessel herum, um sich dem Rubicon-Navigationscomputer zuzuwenden, und gab eine Sprungdatenanfrage ein.

»Wir können die V-Flügler abschütteln«, meinte Reeze. »Aber diese ARCs verfügen über einen Hyperantrieb der Klasse eins Komma fünf. Die werden uns in die Hölle und zurück folgen.«

»Dann ist Toprawa fürs Erste gestorben. Wir müssen sie von unserer Fährte abbringen.«

»Wohin dann?«

Jadak sah Reeze über die Schulter hinweg an. »Nar Shaddaa ist unsere beste Option.«

Die nächste Laserladung von der Redlichkeit blendete die Gesandte.

»Ein Sturm droht uns in jedem Hafen.«

Jadak wartete auf die Zieldaten des Rubicon und streckte die Hand nach dem Schubregler des Hyperantriebs aus. Die Sterne zogen sich noch nicht zu Strichen in die Länge, als schon die nächste starke Druckwelle den YT bis ins Innerste durchschüttelte. Der Raumfrachter sprang weniger in den Hyperraum, als dass er regelrecht hineingestoßen wurde.

Sie verbrachten den Großteil der Hyperraumreise damit, durch die Eingeweide des Raumschiffs zu kriechen, den Schaden einzuschätzen und sämtliche Reparaturen durchzuführen, zu denen sie imstande waren. Die Energiewaffen, die sie im Augenblick des Sprungs am Heck getroffen hatten, hatten den Sublichtantrieb lahmgelegt. Nachdem sie das Problem miteinander besprochen hatten, beschlossen sie, dass sie das Schiff in die Umlaufbahn um Nar Shaddaa bringen konnten, indem sie sich auf die Höhen- und Bremsschubdüsen verließen.

Für den Rest der Reise durch das Jenseits des Hyperraums kehrten sie ins Cockpit zurück. Keiner von ihnen sprach, bis Reeze das lange Schweigen schließlich brach.

»Was, glaubst du, hat der Jedi eingebaut?«

Jadak schwang in seinem Sessel herum und ließ den Blick über die Instrumente schweifen. »Keine Ahnung.«

»Ist dir nicht in den Sinn gekommen, danach zu fragen?«

»Warum sollte es?«

Reeze antwortete nicht sofort. »Weißt du, wir könnten einfach weiterfliegen. Das Schiff auf Nar Shaddaa reparieren und uns dann auf den Weg in den Äußeren Rand machen.«

»Das könnten wir, aber das werden wir nicht.«

Reeze schnaubte. »Die Mission kommt stets an erster Stelle. Selbst wenn das bedeutet, das Schiff aufzugeben.«

»Die Senatoren spielen ihre Rolle, wir spielen unsere. Mit etwas Glück geht am Ende alles gut aus.«

»Aber diese Sache ist doch ohnehin schon so gut wie vorbei, oder? Jetzt, wo Count Dooku tot ist. Du hast gehört, was sie sagten. Womöglich brauchen sie uns nicht einmal mehr.«

Jadak ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. »Ich sage dir was, Reeze. Wenn das alles ein Ende hat, bis wir Toprawa erreichen, werde ich ernsthaft über das nachdenken, was du da vorschlägst.«

Reeze setzte sich in seinem Sessel auf. »Dann bist du also sauer auf sie – weil sie das Schiff weggeben, meine ich.«

Endlich sah Jadak ihn an. »Sagen wir lieber, ich bin enttäuscht.«

Reeze grinste. »Enttäuschung ist gut.«

»Du bist in Feierlaune, hm?«

»Warum nicht? Es waren viele Jahre, Tobb.«

»In der Tat. Aber schraub deine Hoffnungen besser nicht zu hoch.«

»Wie könnte ich, wo du in der Nähe bist?«

Jadak lächelte, ohne die Zähne zu zeigen. »Also, nach Nar Shaddaa, in dein altes Revier.«

»Ha! Du meinst wohl den Ort, wo regelmäßig auf mir rumgetrampelt wurde.«

Der Rubicon-Navigationscomputer piepte, und Jadak schwang den Sessel herum.

»Verlassen des Hyperraums steht kurz bevor.«

Sie verfielen in unbehagliches Schweigen, während das Schiff in den Realraum eintrat. Nach einem Moment nahm das Sternenfeld wieder Gestalt an. Die Gesandte bebte und ächzte und wurde jetzt bloß noch von reinem Schwung vorangetrieben.

»Das war gar nicht so übel«, setzte Jadak an … als die Systeme des Schiffs mit einem Mal erstarben.

Reeze wackelte in der Dunkelheit an Schaltern. »Nicht die geringste Energie. Kein Licht, keine Kommunikation, keine Reaktion von den Notfallsystemen.«

Jadak verfolgte, wie Nar Shaddaa im Sichtfenster zunehmend größer wurde. »Diese Druckwelle muss den Energiekern aus dem Konzept gebracht haben.«

»Haben wir irgendeine Möglichkeit, das Tempo manuell zu drosseln?«

»Hätten wir Zeit dafür, wäre das durchaus machbar. Doch so, wie die Dinge liegen, wird es uns dorthin verschlagen, wo immer Nar Shaddaa uns hindirigiert.«

Reeze fing wieder an, Schalter zu betätigen, und fluchte. »Besteht irgendeine Chance, in den Orbit einzutreten?«

»Schwer zu sagen.« Jadak schnallte sich vom Sitz ab und stand auf, um sich zum Fenster vorzubeugen. »Bei dieser Geschwindigkeit und mit diesem Anflugwinkel … könnte es sein, dass wir einfach ins All zurückgeschleudert werden. Ich mache mir mehr Sorgen um Flugverkehr, der hochkommt.«

»Das solltest du auch«, meinte Reeze. Er hatte ein Makrofernglas gegen seine Augen gedrückt. »Ich habe Sichtkontakt zu einem Schiff.« Er verstummte und sagte dann: »Oh, Junge …«

Jadak spähte zu dem größer werdenden Schiff hinüber. »Was für eins ist das?«

Reeze ließ das Fernglas sinken. »Ein corellianischer Massengutfrachter – eins der riesigen Action-Modelle. Groß genug, um eine ganze Ladung Hutts aufzunehmen, und dann wäre immer noch genügend Platz für eine Herde Banthas.«

Jadak schnappte sich das Fernglas und hob es an die Augen. Der Schwertransporter, ein leicht abgerundeter rechteckiger Kasten mit einem gewaltigen V-förmigen Flugwerk, wurde von drei zylindrischen Triebwerken angetrieben. »Das Ding steuert direkt in unseren Vektor. Nimmt Geschwindigkeit auf, um zu springen. Ihre Instrumente werden sie warnen.«

»Sie warnen?« Reeze sah Jadak ungläubig an. »Das hier ist Nar Shaddaa. Hier gilt: Je größer, desto besser! In deren Augen sind wir bloß eine Motte. Sie werden nicht ausweichen.«

Jadak verfolgte, wie das gewaltige Schiff vom Planeten aufstieg.

»Deine Entscheidung, Tobb«, meinte Reeze nach einem langen Moment des Schweigens.

Jadak gab dem Schubregler einen letzten Stups und atmete geräuschvoll aus. »Okay, wir müssen hier raus.«

Sie eilten nach achtern, zu einer der Rettungskapseln, die vom Rumpf des Raumfrachters aus abgeschossen werden konnten, ein gutes Stück unterhalb von Hyper- und Sublichtantrieb. Reeze kletterte hastig hinein und klappte die Abdeckung auf, unter der sich der manuelle Freigabeschalter befand. Jadak quetschte sich durch die kreisrunde Luke und versiegelte sie hinter sich. Reeze hatte gerade den Überbrückungshebel betätigt, als die Gesandte mit einem Mal einen Satz nach vorn machte und das Innere der Kapsel in rotes Licht getaucht wurde.

»Die Systeme sind wieder online!«

Jadaks Augen waren groß. »Jetzt läufst du wieder? Ausgerechnet jetzt?«

Der Sublichtantrieb gab ein Zischen von sich, und der YT drehte abrupt zur Seite, wie um einer Kollision zu entgehen, sodass Jadak und Reeze gegen die geschwungene Wand der Kapsel krachten.

Eine Sekunde später schossen sie spiralförmig ins All hinaus.

5. Kapitel

NAR SHADDAA – 18 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN

Viss und Heet traten durch die Tür des Warteraums und gingen unverzüglich dort hinüber, wo Bammy saß.

»In Ordnung, Mechaniker. Er empfängt dich jetzt.«

Bammy Decree kannte Viss noch aus der Schule, bevor Viss rausgeflogen war und einen Job als einer von Rej Taunts Leibwächtern angenommen hatte. Heet war für Bammy ebenfalls kein Unbekannter. Nach Bammys kurzem Abstecher an die Technikerschule hatte er an einigen von Heets Skimmern und Schaluppen gearbeitet.

Bammy ging auf die Tür zu, durch die die beiden Leibwächter hereingekommen waren, doch Viss streckte eine Hand aus, um ihn zurückzuhalten, und Heet warf ihm einen Bademantel zu.

»Er gönnt sich gerade eine Massage und ein Dampfbad«, erklärte Viss, während Bammy den Mantel ausdruckslos ansah. Er wies mit dem Kinn auf einen kleinen Waschraum an der Seite des Wartezimmers. »Du kannst dich da drin umziehen.«