Star Wars. Dunkler Lord. Der Aufstieg des Darth Vader - James Luceno - E-Book

Star Wars. Dunkler Lord. Der Aufstieg des Darth Vader E-Book

James Luceno

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Beschreibung

»Erhebt Euch, Lord Vader!«

Anakin Skywalker ist tot – diese Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch die Galaxis, die unter der Schreckensherrschaft des neuen Imperators Palpatine erbebt. Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn aus dem edlen Jedi-Ritter ist Darth Vader geworden, der mächtigste Gefolgsmann des neuen Imperators. Der Dunkle Lord hadert mit seinem Schicksal und dem, was er als Verrat seiner früheren Freunde ansieht. Da erhält er die Nachricht, dass versprengte Jedi-Trupps die Vernichtung ihres Ordens überlebt haben – und dass sie Luke und Leia verbergen, seine Zwillingskinder …

Die erfolgreichste Weltraum-Saga aller Zeiten geht weiter!

Der Schlüsselroman über Darth Vader, den tragischen Oberschurken des Star-Wars-Universums.

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Seitenzahl: 381

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Die Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: Dark Lord. The Rise of Darth Vader« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Copyright © 2005 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2006 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Design Team, München

Cover Art Copyright © 2005 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by David Stevenson

Redaktion: Rainer Michael Rahn

V. B. · Herstellung: Heidrun Nawrot

Satz: deutsch-türkischer fotosatz, Berlin

ISBN 978-3-641-07769-3V002

www.blanvalet.de

Inhaltsverzeichnis

WidmungTEIL EINS - Die Belagerungen am äußeren Rand
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8
TEIL ZWEI - Der Abgesandte des Imperators
Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16
TEIL DREI - Imperiales Zentrum
Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35
TEIL VIER - Kashyyyk
Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46Kapitel 47Kapitel 48Kapitel 49
Epilog
Kapitel 50Kapitel 51Kapitel 52Kapitel 53Kapitel 54
DanksagungCopyright

Für Abel Lucero Lima, den hervorragenden Führer auf Tikal (auch bekannt als Yavin 4), mit dem ich Spuren in ganz Mundo Maya hinterlassen habe.

TEIL EINSDie Belagerungen am äußeren Rand

1

Murkhana.

In den letzten Stunden der Klonkriege

 

Als Roan Shryne die wirbelnden Wolken sah, die die Wetterstationen von Murkhana erzeugt hatten, fühlte er sich an die Meditationssitzungen erinnert, zu denen sein ehemaliger Meister ihn angeleitet hatte. Ganz gleich, wie angestrengt sich Shryne darauf konzentriert hatte, die Macht zu berühren, vor seinem geistigen Auge war kaum mehr als wirbelndes Weiß erschienen. Jahre später, als er sich besser damit ausgekannt hatte, Gedanken verstummen zu lassen und sich ins Licht zu versenken, begannen visuelle Fragmente aus dieser farblosen Leere aufzutauchen – Teile eines Puzzlespiels, die sich nach und nach zusammenfügten und erkennbarer wurden. Allerdings nicht auf bewusste Weise, obwohl sie ihm häufig deutlich machten, dass seine weltlichen Taten in Einklang mit dem Willen der Macht standen.

Häufig, aber nicht immer.

Wenn er von dem Kurs abwich, auf den die Macht ihn gebracht hatte, wurde das vertraute Weiß erneut von gewaltigen Strömungen bewegt, manchmal durchschossen von Rot, als schaute er mit geschlossenen Augen ins grelle Leuchten einer Mittagssonne.

Rot geflecktes Weiß sah er nun auch, als er tiefer in die Atmosphäre von Murkhana eintauchte. Die Geräuschkulisse dazu war widerhallender Donner, das Rauschen des Winds, ein Gewirr gedämpfter Stimmen …

Er stand nahe an der Schiebetür, die normalerweise das Truppenabteil eines Kanonenboots der Republik verschloss. Nur Augenblicke zuvor waren sie vom vorderen Frachtraum der Gallant aus gestartet, eines Sternzerstörers der Victory-Klasse, der nun von Vulture- und Droiden-Tri-Jägern gehetzt wurde und auf den Befehl wartete, tiefer in Murkhanas künstliche Wolkendecke einzudringen. Neben und hinter Shryne standen Klonsoldaten, Helme fest um die Köpfe geschlossen, Blaster an der Seite, Gürtel mit Munitionsmagazinen behängt, und unterhielten sich auf die Weise, wie es abgebrühte Soldaten häufig vor dem Kampf taten. Sie versuchten, ihre Bedenken mit Witzeleien zu verdrängen, die sich auf ihre Welt bezogen und die Shryne bis auf die Tatsache, dass es sich um recht grimmigen Humor handelte, nicht verstand.

Der Trägheitsausgleich des Kanonenboots gestattete ihnen, ruhig dazustehen; weder der Beschuss vom Boden aus noch die Ausweichmanöver der Piloten vorbei an Raketen und Wolken weiß glühenden Schrapnells brachten das Schiff zum Wackeln. Raketen wurden deshalb eingesetzt, weil die Separatisten nicht nur die Wolken bewirkt, sondern Murkhanas Luft auch mit Anti-Laser-Schwebstoffen durchsetzt hatten.

Beißender Gestank drang in den engen Raum, zusammen mit dem Brüllen der Hecktriebwerke – das an Steuerbord stotterte ein wenig, denn das Kanonenboot war so mitgenommen wie die Soldaten und die Besatzung, die es flog.

Selbst in einer Höhe von nur vierhundert Metern über dem Meeresspiegel blieb die Wolkendecke dicht. Es störte Shryne jedoch nicht, dass er kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Immerhin herrschte immer noch Krieg, und er hatte sich in den letzten drei Jahren daran gewöhnt, dass er nicht sah, wohin er ging.

Nat-Sem, sein ehemaliger Meister, hatte ihm oft gesagt, das Ziel der Meditationsübungen bestehe darin, durch dieses wirbelnde Weiß klar bis zur anderen Seite sehen zu können, und das, was Shryne erblickte, sei nur der trübe Bereich, der ihn von einem vollständigen Kontakt mit der Macht trenne. Shryne müsse lernen, die Wolken zu ignorieren. Wenn ihm das gelänge, wenn er die leuchtende Weite dahinter sehen könne, würde er ein Meister sein.

Shryne, von Natur aus eher pessimistisch, hatte nur gedacht: Nicht in diesem Leben.

Dem Meister gegenüber hatte er das natürlich nicht laut ausgesprochen, aber Nat-Sem hatte ihn so leicht durchschaut, wie er auch durch die Wolken blicken konnte.

Shryne fand, dass die Klonsoldaten einen besseren Blick für den Krieg hatten als er, was nur wenig mit den Bild gebenden Systemen in ihren Helmen, den Filtern, die den scharfen Gestank verringerten, und den Kopfhörern, die die Explosionsgeräusche dämpften, zu tun hatte. Diese Männer waren einfach zum Kriegführen geboren und hielten die Jedi wahrscheinlich für verrückt, wenn sie nur in Tunika und Kapuzengewand in den Kampf zogen, mit einem Lichtschwert als einziger Waffe. Viele von ihnen waren aufmerksam genug, um Vergleiche zwischen der Macht und ihren eigenen weißen Rüstungen zu ziehen, aber nur wenige konnten zwischen »gerüsteten« und »ungerüsteten« Jedi unterscheiden – zwischen jenen, die mit der Macht verbündet, und anderen, die aus welchem Grund auch immer ihrer hilfreichen Umarmung entglitten waren.

Murkhanas schäumende Wolken wurden schließlich doch dünner, bis sie die runzlige Landschaft und das aufgewühlte Meer des Planeten nur noch zart verschleierten. Plötzliches strahlendes Licht ließ Shryne aufblicken. Er nahm an, es handelte sich um ein explodierendes Kanonenboot, aber es hätte auch ein neugeborener Stern sein können, und für einen Augenblick schien die Welt aus dem Gleichgewicht zu geraten. Dann öffnete sich ein klarer Kreis in den Wolken, ein Riss im Schleier, und Shryne sah einen tiefgrünen Wald, so grün, dass er ihn beinahe schmecken konnte. Kämpfer eilten durchs Unterholz, und schlanke Schiffe schwebten durch die Wipfel. In der Mitte von all dem streckte eine einzelne Gestalt die Hand aus und riss einen Vorhang beiseite, der schwarz war wie die Nacht…

Shryne wusste, dass er die Zeit hinter sich gelassen hatte und sich inmitten einer zeitlich nicht zuzuordnenden Wirklichkeit befand.

Vielleicht war es eine Vision des Kriegsendes – oder des Endes der Zeit selbst.

Wie auch immer, es machte ihm deutlich, dass er sich in der Tat dort befand, wo er sein sollte. Der Krieg mochte ihn gelehrt haben, sich auf Tod und Zerstörung zu konzentrieren, aber er war immer noch mit der Macht verbunden und konnte ihr auf seine eigene eingeschränkte Weise dienen.

Dann ballten sich die Wolken erneut zusammen, als wollten sie ihm wieder nehmen, was enthüllt worden war, und schlossen das Portal, das eine Luftströmung geöffnet hatte. Und Shryne war wieder, wo er angefangen hatte, während Böen supererhitzter Luft an den Ärmeln und der Kapuze seines Gewands zupften.

»Die Koorivar haben mit ihren Wettermaschinen gute Arbeit geleistet«, sagte eine lautsprecherverstärkte Stimme in sein linkes Ohr. »Haben einen bösen Himmel aufgewirbelt. Wir haben auf Paarin Minor die gleiche Taktik angewandt. Haben die Seps in künstliche Wolken gelockt und sie dann weggeblasen.«

Shryne lachte freudlos. »Schön zu sehen, dass Sie auch die kleinen Dinge immer noch zu schätzen wissen, Commander.«

»Was bleibt einem schon übrig, General?«

Shryne konnte die Miene hinter dem getönten T-Visier nicht erkennen, aber er kannte dieses Gesicht ebenso gut wie jeder andere, der im Krieg kämpfte. Der Klonoffizier, der das 32. Luftkampfgeschwader befehligte, hatte sich irgendwann in diesem Krieg den Namen Salvo erworben, der hervorragend zu ihm passte.

Die reibungsverstärkten Sohlen seiner Kampfstiefel machten ihn gerade groß genug, um mit Shryne Schulter an Schulter zu stehen. Wo seine Rüstung nicht verbeult und versengt war, war sie mit rostbraunen Flecken überzogen. An den Hüften trug er Handblaster und – aus einem Grund, der Shryne vollkommen unklar war – eine Version des umhangähnlichen Kampfrocks, der im dritten Kriegsjahr in Mode gekommen war. In die linke Seite seines von Schrapnell verbeulten Helms war das Motto LEBEN, UM ZU DIENEN! eingraviert.

All diese Beulen und Brandstellen zeigten, dass Salvo schon auf vielen Planeten im Kampf gestanden hatte, und er war zwar kein ARC – Advanced Reconnaissance Commando –, hatte aber viele von deren Eigenschaften, und natürlich die seiner Klonvorlage Jango Fett, dessen kopflose Leiche Shryne in einer geonosianischen Arena gesehen hatte, kurz bevor Meister Nat-Sem Opfer des feindlichen Beschusses geworden war.

»Die Allianzwaffen sollten uns inzwischen im Visier haben«, sagte Salvo, während das Kanonenboot sich weiter senkte.

Andere Angriffsschiffe brachen ebenfalls durch die Wolkendecke und wurden von Raketenschwärmen empfangen. Zwei, vier, dann fünf von ihnen wurden direkt getroffen und explodierten; brennende Rumpfteile und verwundete Soldaten fielen in die wogenden roten Wellen der Murkhana-Bucht. Aus dem Bug eines Kanonenboots fiel eine Fluchtkapsel und trug den Piloten und den Kopiloten bis fast zum Wasser, dann wurde sie von einem entschlossenen Hitzesucher getroffen.

In einem dieser mehr als fünfzig Kanonenboote, die sich der Planetenoberfläche näherten, zogen drei weitere Jedi in den Kampf, darunter Meister Saras Loorne. Shryne suchte in der Macht nach ihnen, und schwache Echos bestätigten, dass alle drei noch am Leben waren.

Er hielt sich an einer Sichtluke der Seitentür fest, als die Piloten ihr wenig wendiges Schiff herumrissen und nur knapp zwei Hagelfeuer-Raketen entgingen. Kanoniere in den Geschütztürmen eröffneten das Blasterfeuer, als Geschwader von Mankvim-Abfangjägern gegen die Schiffe der Republik ausschwärmten. Die Anti-Laser-Schwebstoffe zerstreuten die Blasterstrahlen, aber Dutzende von Separatisten-Schiffen wurden Opfer von Raketen, die die Kanonenboote aus ihren Werfern absetzten.

»Das Oberkommando hätte uns erlauben sollen, den Planeten aus dem Orbit zu bombardieren«, erklang Salvos verstärkte Stimme.

»Wir wollen die Stadt einnehmen, Commander, und sie nicht dem Erdboden gleichmachen«, erwiderte Shryne. Man hatte Murkhana Wochen gegeben, um sich zu ergeben, aber nun war das Ultimatum der Republik abgelaufen. »Palpatines Politik, mit der er die Herzen und Köpfe der Bevölkerung separatistischer Planeten gewinnen will, ist militärisch vielleicht umständlicher, politisch jedoch sehr sinnvoll.«

Salvo starrte ihn durch sein Visier an. »Wir interessieren uns nicht für Politik!«

Shryne lachte. »Das taten die Jedi auch nicht.«

»Aber warum kämpft ihr, wenn ihr nicht dafür gezüchtet wurdet?«

»Um dem, was von der Republik übrig ist, zu dienen.« Shrynes kurze grüne Vision des Kriegsendes kehrte einen Moment zurück, und er grinste bedauernd. »Dooku ist tot. Grievous wird gejagt. Ich nehme an, das bedeutet, dass es bald vorüber sein wird.«

»Der Krieg – oder dass wir Schulter an Schulter stehen?«

»Der Krieg, Commander.«

»Und was wird dann aus den Jedi?«

»Wir werden tun, was wir immer getan haben: der Macht folgen.«

»Und die Große Armee?«

Shryne sah ihn an. »Hilft uns, den Frieden zu sichern.«

2

Murkhana City war jetzt deutlich zu erkennen. Die Stadt zog sich einen steilen Hügel hinauf, der hinter einer langen halbmondförmigen Küstenlinie aufragte. Das Schimmern überlappender Partikelschilde wirkte wegen der dichten grauen Wolkendecke matter als sonst. Shryne konnte einen kurzen Blick auf den Argente-Turm werfen, bevor das Kanonenboot bis dicht über die Kämme der schäumenden Wellen herabsank und dann den Kurs in Richtung auf die hoch aufragende Skyline änderte, wobei es sich durch eine Art Slalom den Gefechtsköpfen aus den Geschützstellungen am Strand zu entziehen versuchte.

Murkhana befand sich in der gleichen Klasse wie Mygeeto, Muunilinst und Neimoidia, war also kein von den Separatisten eroberter Planet, sondern ein Gründungsplanet, in diesem Fall Wohnort des ehemaligen Senators und Mitglieds des Separatistenrats Passel Argente und der Hauptsitz der Firmenallianz. Murkhanas Geschäftemacher und Firmenanwälte, umgeben von Armeen von Haushaltsdroiden und privaten Sicherheitstrupps, hatten hier eine hedonistische Domäne aus hoch aufragenden Bürogebäuden, luxuriösen Wohnkomplexen, exklusiven Med-Zentren und protzigen Einkaufsboulevards, Casinos und Nachtklubs geschaffen. Nur die teuersten Speeder flogen durch diese vertikale Stadtlandschaft sich anmutig in die Höhe schraubender Gebäude, die aussahen, als wären sie nicht gebaut worden, sondern eher wie Korallen aus dem Meer gewachsen.

In Murkhana befand sich auch die beste Kommunikationseinrichtung in diesem Teil des Äußeren Rands, und von hier kamen die meisten Produkte separatistischer Propaganda, die auf den Welten der Republik und der Konföderation verbreitet wurden.

Vier zehn Kilometer lange Brücken, arrangiert wie die Speichen eines Rads, verbanden die Stadt mit einer riesigen Landeplattform, die sich vor der Küste befand. Sie war sechseckig und stand auf dicken, im Meeresboden verankerten Säulen. Diese Plattform galt es für die Republik zu sichern, bevor der eigentliche Angriff beginnen konnte. Und damit das möglich war, musste die Große Armee mit den Verteidigungsschirmen fertig werden, also möglichst einen der Generatoren zerstören, die sie mit Energie versorgten. Da jedoch beinahe alle Landeplattformen auf Dächern und Repulsorlifts durch Schilde gesichert wurden, war Murkhanas bogenförmiger schwarzer Sandstrand der einzige Ort, an dem die Kanonenboote ihre Ladung an Klonsoldaten und Jedi absetzen konnten.

Shryne betrachtete gerade die Landeplattform, als er spürte, dass sich jemand zwischen ihn und Commander Salvo drängte, offenbar in dem Bedürfnis, einen besseren Blick durch die offene Luke werfen zu können. Noch bevor er die dichten, langen schwarzen Locken sah, wusste er, dass es sich um Olee Starstone handelte. Er legte die linke Hand fest auf ihren Kopf und schob sie zurück nach hinten.

»Wenn du dich unbedingt zum Ziel machen willst, Padawan, solltest du zumindest warten, bis wir am Strand sind.«

Die zierliche, blauäugige junge Frau warf einen Blick über die Schulter zu der hoch gewachsenen Jedi, die hinter ihr stand. »Seht Ihr, Meisterin? Er macht sich doch Gedanken meinetwegen.«

»Trotz aller Beweise des Gegenteils«, sagte die Jedi.

»Ich meinte auch nur, dass der Sand es mir leichter machen würde, sie zu begraben«, erklärte Shryne.

Starstone verzog missbilligend das Gesicht, verschränkte die Arme vor der Brust und wandte sich von beiden Jedi ab.

Bol Chatak warf Shryne einen milde tadelnden Blick zu. Die Kapuze ihres schwarzen Gewands verbarg ihre rudimentären Hörner. Sie war eine iridonianische Zabrak und ausgesprochen tolerant, und daher hatte sie Shryne nie offen wegen seiner Reizbarkeit getadelt oder sich in den Austausch von Boshaftigkeiten zwischen ihm und ihrer Padawan-Schülerin eingemischt, die sich Chatak erst vor einer Standardwoche im Murkhana-System angeschlossen hatte, als sie zusammen mit Meister Loorne und zwei Jedi-Rittern dort eingetroffen war. Die Belagerungen im Äußeren Rand hatten so viele Jedi von Coruscant abgezogen, dass der Tempel so gut wie verlassen war.

Bis vor kurzem hatte Shryne ebenfalls noch einen Padawan-Schüler gehabt …

Als Freundlichkeit gegenüber den Jedi kündigte der Pilot des Kanonenboots an, dass sie sich dem Sprungpunkt näherten.

»Waffen prüfen!«, befahl Salvo seinen Leuten. »Gas und Energie!«

Als sich das Truppenabteil mit den Geräuschen der Waffenaktivierung füllte, legte Chatak die Hand auf Starstones bebende Schultern.

»Nutze dein Unbehagen, damit es deine Sinne schärft, Padawan.«

»Ja, Meisterin.«

»Die Macht wird mit dir sein.«

»Wir sterben alle«, rief Salvo seinen Leuten zu. »Nehmt euch vor, der Letzte zu sein, der stirbt!«

Luken öffneten sich in der Decke, und mehr als ein Dutzend Polyplast-Kabel fielen in Reichweite der Soldaten herunter.

»Also los!«, sagte Salvo. »Wir haben auch noch genug für euch drei, General«, fügte er hinzu, während behandschuhte Hände die Taue packten.

Da er sah, dass der Sprung kaum zehn Meter tief sein würde, schüttelte Shryne den Kopf. »Nein danke, Salvo. Wir sehen uns drunten.«

Unerwartet gewann das Kanonenboot wieder an Höhe, als es sich dem Ufer näherte, dann verlor es kurz vor dem Strand an Tempo. Die Repulsoren zündeten, und das Schiff blieb in der Luft stehen. Sofort marschierten hunderte von Separatistendroiden auf den Strand hinaus und schossen gleichzeitig ihre Blaster ab.

Das Interkom krächzte, und der Pilot sagte: »Droidenknacker abgesetzt!«

Die Rakete explodierte fünf Meter über dem Boden und warf alle Droiden in einem Umkreis von fünfzig Metern um. Ähnliche Explosionen nicht weit entfernt machten deutlich, dass auch ein Dutzend anderer Kanonenboote in der Nähe war.

»Wo waren diese Waffen vor drei Jahren?«, fragte einer der Männer Salvo.

»Das nennt man Fortschritt«, antwortete der Commander. »Ganz plötzlich gewinnen wir den Krieg innerhalb einer Woche.«

Das Kanonenboot schwebte tiefer, und Shryne sprang ab. Er benutzte die Macht, um seinen Fall zu leiten und zu bremsen, und landete geduckt auf dem festen Sand, ebenso wie Chatak und Starstone nach ihm, wenn auch etwas weniger geschickt.

Salvo und die Klonsoldaten folgten, eine Hand an den Tauen, und schossen gleichzeitig. Als der letzte Mann am Boden war, hob das Kanonenboot die Nase und begann sich vom Ufer zu entfernen. Am ganzen Strand spielten sich ähnliche Szenen ab. Mehrere Kanonenboote konnten jedoch dem Artilleriefeuer nicht entgehen und stürzten brennend ab, bevor sie beidrehen konnten.

Andere wurden abgeschossen, noch bevor sie ihre Mannschaft abgeladen hatten.

Geschosse und Blasterblitze fegten an den Köpfen der Jedi und der Soldaten vorbei, als sie vorwärts eilten und sich hinter einen Wall duckten, der eine Straße zwischen dem Strand und den beinahe senkrechten Klippen dahinter befestigte. Salvos Kommunikationsspezialist bat um Unterstützung aus der Luft gegen die Geschützbatterien, die für das schlimmste Feuer verantwortlich waren.

Durch eine Öffnung im Schutzwall kamen die vier Mitglieder eines Sondereinsatzteams, die einen Gefangenen mit sich führten. Anders als Salvos Leute trugen diese Kommandosoldaten die grauen Rüstungen der Katarn-Klasse und schwerere Waffen. Ihre Schutzpanzer waren gegen magnetische Impulse verstärkt, was ihnen gestattete, sich auch durch Verteidigungsschilde zu bewegen.

Ihr Gefangener trug ein langes Gewand und einen mit Quasten besetzten Kopfputz, aber er verfügte nicht über die bleiche Haut, die waagerechten Gesichtszeichen und die Hörner der Koorivar. Passel Argentes Volk war ebenso wenig eine Kämpferspezies wie ihre Mitseparatisten, die Neimoidianer, hatte aber nichts dagegen, die besten Söldner anzuheuern, die für Credits zu haben waren.

Der große, kräftige Anführer des Kommandotrupps ging sofort auf Salvo zu.

»Ion-Team, Commander, von der Sechsundzwanzigsten aus Boz Pity.« Er drehte den Kopf leicht in Shrynes Richtung und nickte mit dem behelmten Kopf.

»Willkommen auf Murkhana, General Shryne.«

Shryne zog die dunklen Brauen hoch. »Die Stimme kommt mir bekannt vor …«, begann er.

»Das Gesicht noch bekannter«, beendete der Mann den Satz.

Dieser Scherz war beinahe drei Jahre alt, aber unter den Klonsoldaten oder zwischen ihnen und den Jedi immer noch im Umlauf.

»Climber«, nannte der Soldat seinen Namen. »Wir haben zusammen auf Deko Neimoidia gekämpft.«

Shryne schlug dem Mann auf die Schulter. »Schön, Sie wiederzusehen, Climber – sogar hier.«

»Ich sagte es ja bereits«, wandte sich Chatak an Starstone. »Meister Shryne hat überall Freunde.«

»Vielleicht kennen Sie ihn nicht so gut wie ich, Meisterin«, murrte Starstone.

Climber hob den behelmten Kopf zum grauen Himmel. »Ein guter Tag zum Kämpfen, General.«

»Ich verlasse mich auf Ihr Wort«, sagte Shryne.

»Erstatten Sie Bericht, Truppführer«, unterbrach Salvo sie.

Climber drehte sich wieder zu dem Commander um. »Die Koorivar evakuieren die Stadt, aber sie lassen sich Zeit. Sie verlassen sich viel zu sehr auf diese Energieschilde.« Er winkte den Gefangenen herbei und drehte ihn grob um, damit Salvo ihn ansehen konnte. »Darf ich Ihnen Idis vorstellen – unter der Koorivar-Kleidung ist er ein Mensch. Ein ehrenwertes Mitglied der Vibromesser-Brigade.«

»Eine Söldnerbande«, erklärte Bol Chatak Starstone.

»Wir haben ihn, nun, sagen wir mal, mit heruntergelassenen Hosen erwischt«, fuhr Climber fort, »und ihn überredet, uns zu erzählen, was er über die Verteidigungsanlagen an der Küste weiß. Er war so freundlich, uns zu sagen, wo sich der Schildgenerator für die Landeplattform befindet.« Der Kommandosoldat wies auf ein hohes, spitz zulaufendes Gebäude weiter unten am Strand. »Gleich nördlich der ersten Brücke, nahe dem Jachthafen. Der Generator ist zwei Ebenen unter der Erde untergebracht. Wir müssen vielleicht das gesamte Gebäude zerstören, um ihn betriebsunfähig zu machen.«

Salvo winkte seinem Kom-Experten. »Gib der Gallant die Koordinaten zum Beschuss durch …«

»Wartet«, warf Shryne schnell ein. »Das Gebäude zu beschießen, würde die Brücken gefährden. Und die brauchen wir intakt, wenn wir Fahrzeuge in die Stadt bringen wollen.«

Salvo dachte kurz darüber nach. »Also ein chirurgischer Angriff.«

Wieder schüttelte Shryne den Kopf. »Es gibt noch einen Grund, vorsichtig zu sein. Dieses Gebäude ist ein Krankenhaus, oder jedenfalls war es noch eins, als ich Murkhana das letzte Mal besuchte.«

Salvo sah Climber fragend an.

»Der General hat Recht, Commander. Es ist immer noch ein Med-Zentrum.«

Salvo starrte nun Shryne an. »Ein feindliches Med-Zentrum, General.«

Shryne kniff die Lippen zusammen und nickte. »Selbst in diesem Stadium des Krieges werden Patienten noch als Nichtkombattanten betrachtet. Denken Sie daran, was ich über die Strategie des Kanzlers, die Herzen der Bevölkerung zu gewinnen, gesagt habe, Commander.« Er wandte sich an den Söldner. »Ist der Schildgenerator vom Erdgeschoss aus zu erreichen?«

»Das hängt davon ab, wie gut Ihr seid.«

Shryne warf Climber einen Blick zu.

»Kein Problem«, sagte der Kommandosoldat.

Salvo gab ein angewidertes Geräusch von sich. »Ihr verlasst Euch auf das Wort eines Söldners?«

Climber drückte den Lauf seines DC-17-Gewehrs gegen den Rücken des Söldners. »Idis steht jetzt auf unserer Seite, nicht wahr?«

Der Söldner nickte nachdrücklich. »Und das ganz umsonst.«

Shryne wandte sich an Climber. »Hat Ihr Team genügend Thermalsprengsätze dabei?«

»Ja, Sir.«

Salvo mochte die Idee immer noch nicht. »Ich empfehle mit allem Nachdruck, die Operation der Gallant zu überlassen.«

Shryne sah ihn an. »Was ist los, Commander, bringen wir nicht genügend Separatisten um?«

»Genügend schon, General. Nur nicht schnell genug.«

»Die Gallant befindet sich fünfzig Kilometer entfernt«, warf Chatak in versöhnlichem Ton ein. »Wir haben Zeit, uns das Gebäude anzusehen.«

Salvo demonstrierte seine Missbilligung durch ein gleichgültiges Achselzucken. »Wenn Ihr Euch irrt, wird es Eure Beerdigung sein, nicht meine.«

»Das hilft uns alles nicht weiter«, sagte Shryne. »Wir treffen uns am Sammelpunkt Aurek-Bacta. Wenn wir nicht da sein sollten, sobald die Gallant eintrifft, geben Sie ihnen die Koordinaten des Gebäudes durch.«

»Darauf könnt Ihr Euch verlassen, Sir.«

3

Murkhana war schon lange ein gefährlicher Planet gewesen, bevor er auch zu einem verräterischen geworden war. Magistrat Passel Argente hatte kein Problem mit dem Wachstum der Kriminalität gehabt, solange die Firmenallianz und ihr wichtigstes Tochterunternehmen, Lethe Merchandising, ihren Anteil erhielten. Als Argente sich Graf Dookus Bewegung anschloss und Murkhana in die Konföderation Unabhängiger Systeme brachte, unterschieden sich die Taktiken der Firmenallianz kaum mehr von denen der Schwarzen Sonne und anderer Verbrechersyndikate, wenn man einmal von der Tatsache absah, dass die Allianz mehr Interesse daran zeigte, sich Unternehmen anzueignen, als ihre Einkünfte durch Glücksspiel, Erpressung und den Handel mit illegalen Gewürzen zu erzielen.

Wo Überredung nicht funktionierte, verließ sich die Firmenallianz auf Panzerdroiden, um Firmeneigner davon zu überzeugen, dass es klüger war, das Angebot einer Übernahme zu akzeptieren, und Dutzende dieser gefürchteten Kriegsmaschinen hatten nun in den steilen Straßen von Murkhana City Stellung bezogen, um die Besetzung durch die Republik zu verhindern.

Shryne kannte sich hier recht gut aus, aber er überließ den Kommandosoldaten die Führung. Sie wichen dem Feuer der Kampfdroiden und Söldnerbanden aus und verließen sich dabei darauf, dass der Gefangene es vorzog, sie nicht in die Irre zu führen. Die drei Jedi folgten Climber und seinen Männern auf einem umständlichen Kurs über die Serpentinenstraßen. Hoch über ihnen krachten nicht nur Laser- und Ionenstrahlen gegen die Energieschilde, sondern auch Droidenschiffe und Sternjäger, die bei den wilden Kämpfen in den Wolken abgeschossen worden waren.

Bald schon erreichten sie die Zufahrtsstraße zur südlichsten der vier Brücken, die die Stadt mit der Landeplattform verbanden. Sie stießen auf dem Weg zum Med-Zentrum auf keinen Widerstand und drangen in das vielstöckige Atrium des Gebäudes ein. Trübes Licht fiel durch hohe Permaplex-Fenster; Staub und Schutt rieselten auf einen Mosaikboden herab, als das Gebäude im Einklang mit dem heftiger werdenden Bombardement der Republik erbebte.

Die partikelhaltige Luft summte aufgrund der Energie des Schildgenerators, und Shrynes Nackenhaare sträubten sich. Das Gebäude sah verlassen aus und fühlte sich auch so an, aber Shryne schickte trotzdem Chatak, Starstone und zwei der Soldaten aus, um die oberen Stockwerke zu erkunden, nur um ganz sicher zu sein. Er selbst, Climber und der Sprengstoffspezialist, der Ex-Drei des Ion-Teams, suchten sich, immer noch dem Wort des Söldners vertrauend, ihren Weg durch einen Irrgarten schwach beleuchteter Flure, die zu einem Turbolift führten, der sie angeblich direkt in den Schildgeneratorraum bringen würde.

»Sir, ich wollte vor General Chatak nicht darüber sprechen«, sagte Climber, als sie nach unten fuhren, »aber es passiert nicht oft, dass ein Jedi und ein Commander sich über die Taktik uneinig sind.«

Shryne selbst konnte das nur bestätigen. »Commander Salvo hat gute Instinkte. Aber es fehlt ihm an Geduld.« Er drehte sich um und schaute den behelmten Mann direkt an. »Der Krieg hat einige von uns verändert, Climber. Aber es war stets der Auftrag der Jedi, für Frieden zu sorgen, ohne dabei alle umzubringen, die im Weg stehen.«

Climber nickte verständnisvoll. »Ich kenne ein paar Commander, die zum Förderunterricht nach Kamino zurückgeschickt wurden.«

»Und ich kenne ein paar Jedi, die so etwas ebenfalls nötig hätten«, sagte Shryne. »Denn wir alle wollen, dass dieser Krieg endlich ein Ende findet.« Er berührte Climber am Arm, als der Turbolift anhielt. »Ich möchte mich schon im Voraus entschuldigen, falls dieser Einsatz sich als Zeitverschwendung erweist.«

»Kein Problem, Sir. Wir betrachten es als Urlaub.«

 

Außerhalb des Antigrav-Schachts machte es das ohrenbetäubende Summen des Generators beinahe unmöglich, sich ohne Kom zu verständigen. Shryne holte seins aus einem Beutel am Gürtel und schaltete es auf die Frequenz, die Climber und seine Leute benutzten, um über die Helmverbindung zu kommunizieren.

Vorsichtig schlichen die drei durch einen unbeleuchteten Flur und erreichten schließlich einen wackeligen Laufsteg, der über den Generatorraum führte. Den größten Teil des riesigen Saals füllte die stumpfe Durastahlpyramide aus, die den beeindruckenden Schildprojektoren der Landeplattform Energie zuführte.

Climber klappte das Makrofernglas über das gefärbte Visier und sah sich um.

»Ich sehe zwölf Wachen«, sagte er über das Kom zu Shryne.

»Dazu noch drei Koorivar-Techniker auf der anderen Seite des Generators«, fügte der Sprengstoffspezialist von seiner Position aus hinzu.

Selbst ohne Fernglas konnte Shryne erkennen, dass es sich bei den Wachen überwiegend um Söldner handelte, Menschen und Humanoide, die mit Blastergewehren und Vibroklingen bewaffnet waren, der Waffe, nach der die Söldnerbrigade sich benannt hatte. Hörner – besonders bei Murkhanas Elite ein Statussymbol – kennzeichneten die Koorivar in der Gruppe. Drei Kampfdroiden der Handelsföderation komplettierten das Kontingent.

»Sie schützen den Generator zu gut, als dass wir im Verborgenen vorgehen könnten«, sagte Climber. »Entschuldigt, dass ich das erwähne, aber vielleicht hatte Commander Salvo Recht, als er die Arbeit der Gallant überlassen wollte.«

»Wie ich schon sagte, er hat gute Instinkte.«

»Sir, diese Wachen mögen nicht aus medizinischen Gründen hier sein, aber wir können sie immer noch zu Patienten machen.«

»Gute Idee«, sagte Shryne. »Aber wir sind drei gegen zwölf.«

»Ihr könnt es doch mit mindestens sechs von ihnen aufnehmen, oder, Sir?«

Shryne kniff die Augen ein wenig zusammen und grinste. »An einem guten Tag.«

»Am Ende wird sich herausstellen, dass sowohl Ihr als auch Salvo Recht hattet. Und außerdem können wir der Gallant ein paar Laserschüsse ersparen.«

Shryne schnaubte. »Wenn Sie es so ausdrücken wollen, Climber …«

Climber machte ein paar Gesten zu seinem Sprengstoffspezialisten, dann schlichen sich die drei hinunter zum schmierigen Boden.

Shryne gab Gedanken und Gefühle auf und überließ sich der Macht. Er vertraute darauf, dass sie ihn leiten würde, solange er entschlossen und nicht im Zorn vorging.

Die Wachen auszuschalten war etwas, was getan werden musste.

Auf Climbers Zeichen hin fällten er und der Ex-Drei vier Wachen mit präzise gezielten Blasterschüssen, dann rannten sie los, um sich um die anderen zu kümmern, wobei sie hektisch dem Gegenfeuer auswichen.

So unsicher sein Kontakt zur Macht manchmal sein mochte, Shryne war immer noch ein Meister mit dem Schwert, und beinahe dreißig Jahre der Ausbildung hatten seine Instinkte geschliffen und seinen Körper in ein Werkzeug von gewaltiger Geschwindigkeit und Kraft verwandelt. Die Macht führte ihn dorthin, wo die größte Gefahr bestand, die blaue Klinge seines Lichtschwerts schnitt durch die abgestandene Luft, schlug Geschosse zur Seite, trennte Glieder ab. Die Zeit dehnte sich, gestattete ihm, jeden einzelnen Energieblitz zu erkennen, jedes Schnippen einer Vibroklinge. Unbeugsame Entschlossenheit gab ihm genügend Zeit, sich jeder Gefahr anzunehmen und zu tun, wozu er gekommen war.

Seine Gegner fielen seinen sauberen Schnitten zum Opfer, selbst einer der Droiden, von dessen geschmolzenen Schaltkreisen der Geruch nach Ozon ausging. Ein Söldner wimmerte, als er nach hinten stürzte. Die Luft entwich rasselnd aus einem Loch in seiner Brust, sein Blut strömte aus den Gefäßen, die von der Hitze der Klinge nicht verschlossen worden waren.

Einen anderen musste Shryne köpfen.

Er spürte Climber und den zweiten Mann zu beiden Seiten, wo sie mit ähnlichem Erfolg vorgingen. Das Zischen ihrer Waffen bildete einen Kontrapunkt zu dem ununterbrochenen Summen des Generators.

Ein Droide explodierte, Schrapnell sauste durch die Luft.

Shryne wich einem wirbelnden Strom heißen Metalls aus, das einen Koorivar traf.

Dann stolperte er aus der Flugbahn einer Vibroklinge und bemerkte, dass zwei Techniker um ihr Leben rannten. Er hätte sie gehen lassen, aber der Sprengstoffexperte sah sie ebenfalls und zeigte keine solche Gnade. Er streckte sie beide nieder, bevor sie die Sicherheit des Hauptturbolifts erreichen konnten.

Damit war der Kampf beinahe zu Ende.

Shrynes Atem und Herzschlag dröhnten ihm laut in den Ohren, waren aber beherrscht und gleichmäßig. Dennoch, er wurde unvorsichtig, und Gedanken störten seine Wachsamkeit.

Die Klinge eines Söldnermessers verfehlte ihn nur um ein Haar. Er fuhr auf dem Absatz herum, schlug die Beine seines Angreifers unter ihm weg und hackte dem Mann dabei den linken Fuß ab. Der Söldner heulte und fuchtelte wild mit den Armen, was Shryne das Lichtschwert aus der Hand schlug und es über den Boden schlittern ließ.

Ein Stück entfernt von dieser Szene war Climber von einem Kampfdroiden und zwei Söldnern angegriffen worden. Er hatte den Droiden erledigt, aber das glänzende Gehäuse war auf ihn gefallen und hielt seine rechte Hand und das Blastergewehr am Boden fest. Die beiden Söldner drangen nun auf ihn ein.

Der Kommandosoldat war imstande, einen der Männer mit gut platzierten Tritten in Schach zu halten und gleichzeitig einem Blastergeschoss auszuweichen, das vom Boden und der schrägen Oberfläche des Schildgenerators abgeprallt war. Der Sprengstoffexperte stürzte sich auf den Söldner, den Climber abgewehrt hatte, aber für den zweiten Angreifer fielen dem am Boden liegenden Mann nun keine Tricks mehr ein.

Der feindliche Kämpfer sprang vor, die Vibroklinge in beiden Händen.

Shryne bewegte sich so schnell, dass er nur verschwommen zu sehen war – nicht auf Climber zu, denn er wusste, dass er ihn niemals rechtzeitig erreichen würde, sondern zu dem sich immer noch drehenden Lichtschwertgriff, den er direkt in Climbers behandschuhte und ausgestreckte linke Hand kickte. Im gleichen Augenblick, in dem sich der Söldner über Climber beugte, um ihm einen tödlichen Stich zu versetzen, drückte der Kommandosoldat den Aktivierungsknopf des Lichtschwerts. Eine Säule blauer Energie schoss aus dem Griff und durchbohrte den Söldner.

Shryne eilte an Climbers Seite, während sich der Ex-Drei noch einmal umsah, um sich zu überzeugen, dass keine Überraschungen mehr lauerten.

Yoda und so gut wie jeder andere Jedi-Meister hätten Climber mit einem Machtstoß von dem umgefallenen Kampfdroiden befreien können, aber Shryne brauchte die Hilfe des Soldaten, um das glänzende Droidenwrack zur Seite zu hieven. Jahre zuvor hätte er es alleine schaffen können, aber jetzt ging das nicht mehr. Er war nicht sicher, ob es seine eigene Schwäche war oder mit dem Tod jedes weiteren Jedi der Krieg einen Teil der Macht aus dem Universum sog.

Climber rollte die Leiche des Söldners weg und setzte sich. »Danke, General.«

»Ich wollte nicht, dass Sie enden wie Ihre Vorlage.«

Climber starrte ihn an.

»Kopflos.«

»Ah.« Climber nickte. »Ich dachte schon, Ihr meintet, getötet von einem Jedi.«

Shryne streckte die Hand nach dem Lichtschwert aus, das Climber nun betrachtete, als sähe er es zum ersten Mal. Dann schien er Shrynes Blick zu bemerken und sagte: »Tut mir Leid, Sir«, und warf ihm den Griff zu.

Shryne hängte das Lichtschwert an den Gürtel und zog Climber hoch. Im gleichen Augenblick bemerkte er Chatak, Starstone und die beiden anderen Männer des Ion-Teams, die mit gezogenen Waffen hereingestürmt kamen.

Shryne bedeutete ihnen, dass alles unter Kontrolle war.

»Sind Patienten da oben?«, fragte er Chatak, als sie in Hörweite war.

»Nein«, antwortete sie. »Aber wir hatten noch nicht das ganze Gebäude überprüft, als wir die Blasterschüsse hörten.«

Shryne wandte sich an Climber. »Bringen Sie Ihren Sprengstoff an. Dann setzen Sie sich mit Commander Salvo in Verbindung. Sagen Sie ihm, er soll die Gallant unterrichten, dass der Energieschild der Landeplattform gleich ausfallen wird, sich jemand aber immer noch um die Küstenbatterien an den Brücken kümmern muss, bevor Truppen und Artillerie in die Stadt gebracht werden können. General Chatak und ich werden den Rest des Gebäudes absuchen, und dann treffen wir uns am Sammelpunkt.«

»Verstanden, Sir.«

Shryne machte sich auf den Weg, dann blieb er noch einmal stehen. »Climber.«

»General?«

»Richten Sie Commander Salvo von mir aus, dass wir es auch auf seine Art hätten tun können.«

»Seid Ihr sicher, dass Ihr das wollt?«

»Warum denn nicht?«

»Na ja, es wird ihn nur ermutigen.«

4

»Ras sagt, du hast jemanden mit General Shrynes Lichtschwert getötet«, sagte einer der beiden Männer, die Bol Chatak begleitet hatten, zu Climber, während alle vier Angehörigen des Ion-Teams Thermalsprengsätze an den Kontrolltafeln des Schildgenerators anbrachten.

»Stimmt. Und da ich wusste, dass du es sehen wolltest, habe ich meine Helmcam ein Holo anfertigen lassen.«

Climbers Sarkasmus war zu hoch für den Handfeuerwaffenexperten, den Ex-Zwo, der sich Trace nannte.

»Wie hat es sich angefühlt?«

Climber hielt einen Moment inne. »Mehr wie ein Werkzeug als wie eine Waffe.«

»Ein gutes Werkzeug zum Öffnen von Söldnern«, sagte Ras, der ganz in der Nähe arbeitete.

Climber nickte. »Da widerspreche ich dir nicht. Aber ich ziehe trotzdem eine Siebzehn vor.«

»Shryne ist in Ordnung«, stellte Trace fest, nachdem sie sich wieder an die Arbeit gemacht hatten.

»Bei einer Schießerei wäre er mir lieber als Salvo«, sagte Climber, »aber nicht auf einem Schlachtfeld. Shryne macht sich zu viele Sorgen um die Zivilisten.«

Als er fertig war, ging er durch den Kontrollraum und sah sich die Arbeit der anderen an. Der Kom-Experte des Teams kam eilig auf ihn zu, als Climber einen der Zünder an einer besseren Stelle anbrachte.

»Hast du Commander Salvo informiert?«, fragte Climber.

»Der Commander will mit dir persönlich sprechen«, berichtete der Mann.

Climber ging ein paar Schritte vom Rest des Teams weg und wechselte auf eine verschlüsselte Frequenz. »Ex-Null Climber auf sicherer Frequenz, Commander.«

»Sind die Jedi bei euch?«, fragte Salvo abrupt.

»Nein, Sir. Sie durchsuchen den Rest des Gebäudes, für den Fall, dass wir etwas übersehen haben.«

»Wie ist eure Situation?«

»Wir verschwinden hier, sobald die restlichen Zünder angebracht sind. Spätestens in fünf.«

»Behaltet ein paar von diesen Sprengsätzen. Sorgt dafür, dass eure Gruppe so schnell wie möglich wieder zu uns stößt. Unsere Prioritäten haben sich geändert.«

»Geändert?«

»Die Jedi sollen getötet werden.«

»Auf wessen Befehl?«

»Stellst du meine Autorität in Frage?«

»Nein, Sir. Ich mache nur meine Arbeit.«

»Deine Arbeit besteht darin, deinem Vorgesetzten zu gehorchen.«

Climber erinnerte sich daran, was Shryne im Generatorraum getan hatte, an sein Tempo und seine Genauigkeit und daran, wie gut er mit dem Lichtschwert umgehen konnte.

»Ja, Sir. Ich bin bloß nicht versessen darauf, es mit drei Jedi aufzunehmen.«

»Das ist keiner von uns, Climber. Deshalb brauchen wir dein Team hier. Ich will kurz vor dem Sammelpunkt einen Hinterhalt legen.«

»Verstanden, Commander. Wir machen uns auf den Weg. Ende.«

Climber ging zu seinen drei Teamgefährten, die ihn alle forschend ansahen.

»Worum ging es denn?«, fragte Trace.

Climber hockte sich hin. »Man hat uns befohlen, einen Hinterhalt für die Jedi zu legen.«

Ras schnaubte. »Komischer Zeitpunkt für eine Übung!«

Climber sah ihn an. »Es ist keine Übung.«

Ras rührte sich nicht. »Ich dachte, die Jedi wären auf unserer Seite.«

Climber nickte. »Das dachte ich ebenfalls.«

»Was haben sie angestellt?«, fragte Trace.

Climber schüttelte den Kopf. »Das hat Salvo nicht gesagt. Und es ist keine Frage, die wir stellen sollten, ist das klar?«

Die drei Kommandosoldaten sahen einander an.

»Wie sollen wir es machen?«, fragte Ras.

»Der Commander will einen Hinterhalt«, sagte Climber entschlossen. »Ich denke, wir geben ihm, was er will.«

5

Von der steilen Anhöhe oberhalb des Med-Zentrums aus beobachteten Shryne, Chatak und Starstone, wie das hohe Gebäude erbebte und der Schildgenerator begraben wurde, als die Fundamente explodierten. Rauchwolken stiegen zum Himmel auf, und das Gebäude schwankte gefährlich. Zum Glück fiel es nicht in sich zusammen, wie Shryne befürchtet hatte, und die Brücken über die Bucht wurden nicht beschädigt. Zehn Kilometer entfernt verschwand der schimmernde Energieschild, der die Landeplattform geschützt hatte, und das riesige Sechseck lag ungeschützt da.

Sofort kamen Staffeln von V-Flügler-Sternjägern und ARC-170-Bombern ununterbrochen feuernd aus den huschenden Wolken gerast. Flakbatterien auf dem Landefeld und den Brücken eröffneten das Feuer und füllten den Himmel mit Streifen roher Energie.

Weiter im Süden hing die Gallant reglos fünfhundert Meter über dem aufgewühlten Wasser der Bucht. Kanonenboote der Republik starteten aus den Andockbuchten des Sternzerstörers und rasten durch heftigen Beschuss auf die Küste zu.

»Jetzt geht es wirklich los«, sagte Shryne.

Die drei Jedi hielten sich nach Westen, auf die Stadt und den Sammelpunkt zu. Sie gingen Kampfdroiden und Söldnern aus dem Weg, wo sie konnten, und überwältigten ihre Gegner schnell, wenn ein Ausweichen nicht möglich war. Shryne war erleichtert zu sehen, dass Chataks lockenköpfige Padawan-Schülerin bemerkenswerten Mut zeigte und so geschickt mit dem Lichtschwert umgehen konnte wie so mancher erfahrene Jedi-Ritter. Er nahm an, dass sie eine stärkere Verbindung zur Macht hatte, als es ihm selbst in seinen besten Jahren als lernbegieriger Schüler möglich war.

Wenn er nicht versuchte, Konfrontationen zu vermeiden, machte sich Shryne Gedanken wegen seiner falschen Entscheidung hinsichtlich des Med-Zentrums.

»Ein gezielter Schlag aus der Luft wäre tatsächlich vorzuziehen gewesen«, gestand er Chatak, als sie durch eine düstere Gasse eilten, die Shryne von früheren Besuchen auf Murkhana in Erinnerung hatte.

»Sei nicht so hart mit dir selbst«, sagte sie. »Der Generator befand sich genau deshalb an diesem Ort, weil die Firmenallianz wusste, dass wir ein Med-Zentrum nicht einfach zerstören würden. Und Commander Salvos Ansichten über dich sind langfristig unwesentlich. Wenn ihr euch nicht beide so in militärische Strategiedebatten verrennen würdet, könnte ich mir gut vorstellen, wie ihr irgendwo in Ruhe beisammen sitzt und Cognac trinkt.«

»Wenn wir trinken würden.«

»Es ist nie zu spät, damit anzufangen, Roan.«

Starstone seufzte. »Das ist die Weisheit, die Ihr an Eure Schülerin weitergebt – dass es nie zu spät ist, mit Trinken anzufangen?«

»Habe ich da eine Stimme gehört?«, fragte Shryne und sah sich mit gespielter Besorgnis um.

»Keine wichtige«, versicherte Chatak ihm.

Starstone schüttelte den Kopf. »So habe ich mir meine Lehrzeit wirklich nicht vorgestellt.«

Shryne warf ihr einen Blick zu. »Wenn wir nach Coruscant zurückkehren, werde ich daran denken, einen Zettel in den Beschwerdekasten des Tempels zu stecken, auf dem steht, dass Olee Starstone mit ihrer Behandlung unzufrieden ist.«

Starstone verzog das Gesicht. »Na ja, ich dachte zumindest, dass man mich nicht mehr veralbern würde, wenn ich erst Padawan-Schülerin bin.«

»Dann geht es erst richtig los«, sagte Chatak und verkniff sich mühsam ein Lächeln. »Warte ab, was du bei den Prüfungen alles ertragen musst.«

»Mir war nicht klar, dass die Prüfungen auch Psychoterror beinhalten.«

Chatak sah sie an. »Am Ende, Padawan, ist alles Psychoterror.«

»Der Krieg ist Prüfung genug«, sagte Shryne über die Schulter. »Ich bin dafür, dass alle Padawane automatisch zu Jedi-Rittern befördert werden.«

»Es macht Euch doch nichts aus, wenn ich das Yoda gegenüber erwähne?«, fragte Starstone.

»Für dich immer noch Meister Yoda, Padawan«, tadelte Chatak.

»Verzeiht, Meisterin.«

»Selbst wenn Yoda und der Rest des Hohen Rats die Köpfe in den Wolken haben.«

Starstone biss sich auf die Lippen. »Ich werde so tun, als hätte ich das nicht gehört.«

»Du solltest besser sehr genau hinhören«, sagte Shryne mit einem Blick zu ihr.

Sie zogen weiter nach Südwesten.

Die Kämpfe an der Küste wurden heftiger. Sternjäger und Droidenjäger flogen weit unterhalb angemessener Höhen, und manche verschwanden in Feuerkugeln. Überlastet von dem Ionengeschützfeuer der Gallant, begannen die Energieschilde in der ganzen Stadt zu versagen, was eine Massenflucht auslöste. Unzählige verängstigte Koorivar flohen aus Bunkern, Wohnungen und Büros. Söldnerbrigaden, verstärkt von Kampfdroiden und Panzern, verschanzten sich in den Hügeln. Shryne nahm an, dass die Schlacht um Murkhana lange und brutal sein und vielleicht mehr Leben kosten würde als jede andere Schlacht zuvor.

Zweihundert Meter vor dem Treffpunkt wurde er von einer plötzlichen Unruhe erfasst, die nichts mit dem Kampf zu tun hatte. Er hatte das Gefühl, die anderen nichts ahnenden Jedi direkt in die Ziellinie feindlicher Scharfschützen zu führen, und er bedeutete Chatak und Starstone stehen zu bleiben, dann führte er sie ohne Erklärung in den Schutz eines verlassenen Ladens.

»Ich dachte schon, ich wäre die Einzige, die es spürt«, sagte Chatak leise.

Das überraschte Shryne nicht. Wie Starstone hatte auch die Zabrak-Jedi eine tiefe und beständige Verbindung zur Macht.

»Kannst du herausfinden, worum es geht?«, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf. »Nicht genau.«

Starstone schaute von einem zum anderen. »Was ist denn? Ich spüre nichts.«

»Genau«, sagte Shryne.

»Wir sind dicht vor dem Sammelpunkt, Padawan«, sagte Chatak mit ihrer besten Lehrerinnenstimme. »Wo stecken die anderen also? Warum haben die Soldaten die Randstellungen nicht gesichert?«

Starstone dachte darüber nach. »Vielleicht warten sie damit nur, bis wir kommen.«

Die beiläufige Bemerkung der jungen Frau traf genau das, was Shryne und Chatak befürchteten. Die beiden Meister sahen einander an, dann lösten sie die Lichtschwerter vom Gürtel und aktivierten die Klingen.

»Sei achtsam, Padawan«, warnte Chatak, als sie den Schutz des Ladens verließen. »Dehne deine Wahrnehmung aus.«

Weiter vorn, wo gewundene Straßen aufeinander stießen, entdeckte Shryne Commander Salvo und einen Trupp Soldaten, die in einem engen Halbkreis aufgestellt waren. Das taten sie jedoch nicht, um den Jedi Deckung zu geben, falls diese verfolgt würden. Shrynes schlechtes Vorgefühl wuchs zu Bestürzung, und er schrie Chatak und Starstone zu, sich zu Boden zu werfen.

Im gleichen Augenblick erschütterten Explosionen die Straße. Aber sie erfolgten auf eine Weise, dass sie Salvos Stellung und nicht die Jedi trafen.

Shryne verstand sofort, dass die flammenlosen Explosionen von elektrostatischen Sprengsätzen verursacht worden waren. Diese wurden für gewöhnlich benutzt, um Droiden kampfunfähig zu machen, eine taktische Version der magnetischen Impulswaffen, die die Kanonenboote an der Küste benutzt hatten. Salvo und seine Leute, die sich innerhalb des Explosionsradius befanden, schrien überrascht, als ihre Helmsysteme und Waffen ausfielen. Kurzfristig geblendet durch den grellen Lichtblitz auf ihren Displays, versuchten die Soldaten, ihre Helme abzusetzen, und griffen gleichzeitig nach den Kampfmessern an ihren Gürteln.

Inzwischen waren Climber und der Rest des Ion-Teams jedoch aus den Verstecken geeilt, und zwei von ihnen rannten bereits auf die kurzfristig geblendeten Soldaten zu.

»Sammelt die Waffen ein!«, wies Climber sie an. »Nicht schießen!«

Den Blaster in der Hand, den Helm unter dem anderen Arm, näherte sich Climber langsam den drei Jedi. »Keine mentalen Tricks, General«, warnte er.

Shryne war nicht sicher, ob er diese Jedi-Techniken überhaupt noch in seinem Repertoire hatte, aber das behielt er für sich.

»Meine Leute haben ihre Statikgeneratoren eingeschaltet«, fuhr Climber fort. »Wenn sie hören, dass ich auch nur einen Teil eines Eurer Sätze wiederhole, werden sie Euch erledigen. Verstanden?«

Shryne schaltete sein Lichtschwert nicht ab, richtete es aber zum Boden. Chatak und Starstone taten es ihm nach, ohne ihre defensiven Haltungen aufzugeben.

»Was ist hier los, Climber?«

»Wir haben den Befehl erhalten, Euch umzubringen.«

Shryne starrte ihn ungläubig an. »Wer hat diesen Befehl ausgegeben?«

Climber bewegte das Kinn, um auf etwas hinter sich zu weisen. »Da werdet Ihr Commander Salvo fragen müssen, Sir.«

»Climber, wo bist du?«, schrie Salvo, als Climbers Ex-Zwo ihn nach vorn führte. Der Commander hatte den Helm abgesetzt und die behandschuhten Hände auf die Augen gedrückt. »Habt Ihr diese Sprengladungen gezündet?«

»Ja, Sir. Um dieser Sache auf den Grund zu gehen.«

Salvo, der spürte, wie Shryne näher kam, hob die gepanzerte Faust.

»Rühren, Commander«, sagte Shryne.

Salvo entspannte sich ein wenig. »Sind wir Eure Gefangenen?«

»Haben Sie den Befehl gegeben, uns zu töten?«

»Darauf werde ich nicht antworten«, sagte Salvo.

»Commander, wenn das etwas mit unserer Auseinandersetzung vorhin zu tun haben sollte …«

»Nehmt Euch nicht so wichtig, General. Das hier ist von größerem Belang als wir alle.«

Shryne war verwirrt. »Dann haben Sie den Befehl nur weitergegeben. Haben Sie um Verifizierung gebeten?«

Salvo schüttelte den Kopf. »Das war nicht notwendig.«

»Climber?«, fragte Shryne.

»Ich weiß nicht mehr als Ihr, General. Und ich bezweifle, dass Commander Salvo sich ebenso leicht überreden lässt, Informationen weiterzugeben, wie unser gefangener Söldner.«

»General Shryne«, unterbrach der Kom-Experte und tippte mit dem Zeigefinger gegen die Seite seines Helms. »Nachricht von der Kommandozentrale. Mehrere Züge sind auf dem Weg hierher.«

Climber sah Shryne in die Augen. »Sir, wir werden sie nicht alle aufhalten können, und wenn es zu einem Kampf kommt, können wir Euch nicht helfen. Wir bringen unsere eigenen Leute nicht um.«

»Ich verstehe, Climber.«

»Es muss ein Missverständnis sein, Sir.«

»Ganz Ihrer Meinung.«

»Um der alten Zeiten willen gebe ich Euch die Chance zu entkommen. Aber Befehle sind Befehle. Wenn wir Euch finden, werden wir kämpfen.« Climber sah Shryne immer noch eindringlich an. »Ihr könntet uns jetzt selbstverständlich alle töten, Sir, und damit Eure Überlebenschancen erhöhen.«

Salvo und der Ex-Zwo wirkten ein wenig nervös.

»Wie Sie schon sagten«, erklärte Shryne, »wir bringen unsere eigenen Leute nicht um.«

Climber nickte erleichtert. »Genau das habe ich auch von Euch erwartet, General. Das bestätigt mir, dass es richtig war, einem direkten Befehl nicht zu gehorchen und die Strafe dafür in Kauf zu nehmen.«

»Hoffen wir, dass es nicht dazu kommen wird, Climber.«

»Hoffnung gehört nicht zu unserer Ausrüstung, General.«