Star Wars. Labyrinth des Bösen - James Luceno - E-Book

Star Wars. Labyrinth des Bösen E-Book

James Luceno

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Beschreibung

Die Begleiter von Anakin Skywalker, allen voran Obi-Wan Kenobi und Padmé Amidala, beobachten mit großer Sorge, wie ihr Freund immer größere Schwierigkeiten hat, sein hitziges Temperament zu zügeln. Umso mehr, als der Krieg mit den Separatisten immer aussichtsloser wird, und die Enttäuschung des jungen Jedi-Ritters über die korrupten Politiker und Mächtigen der Republik von Tag zu Tag wächst. Da geschieht etwas, dass von entscheidender Bedeutung für Anakins Zukunft und das Schicksal der gesamten Galaxis sein wird …

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Seitenzahl: 430

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Inhaltsverzeichnis

WidmungKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37Kapitel 38Kapitel 39Kapitel 40Kapitel 41Kapitel 42Kapitel 43Kapitel 44Kapitel 45Kapitel 46Kapitel 47Kapitel 48Kapitel 49Kapitel 50Kapitel 51Kapitel 52Kapitel 53Kapitel 54Kapitel 55Kapitel 56DanksagungenCopyright

Für Rosemary und Joe Savoca,meine liebevolle Tante und meinen Onkel.Und für meine ersten Mentoren:Pat Mathison, der mich ständig gedrängt hat,ihm Geschichten zu erzählen;Richard Thomas, der michin die Science-Fiction eingeführt hat;und für Ian Fleming und Thomas Pynchon.

1

Dunkelheit senkte sich über die westliche Hemisphäre von Cato Neimoidia, obwohl die zuckenden Strahlen von gebündeltem Licht hoch über der belagerten Welt den Himmel zum Leuchten brachten. Tief unter diesem Himmel, in einer Manaxplantage, die sich um die unteren Schutzmauern von Vizekönig Gunrays majestätischer Festung zog, metzelten Kompanien von Klonsoldaten und Kampfdroiden einander mit gnadenloser Präzision nieder.

Unter einer Baumgruppe flackerte blaues Licht auf und beleuchtete die Unterseite der Wipfel: das Lichtschwert von Obi-Wan Kenobi.

Obi-Wan wurde von zwei Wachdroiden angegriffen, aber er ließ die erhobene Klinge nach links und rechts schnellen, um die Blasterblitze zurückzuschlagen. Beide Droiden wurden von ihren eigenen Strahlen in der Mitte getroffen und fielen auseinander.

Obi-Wan rollte sich unter dem segmentierten Thorax eines neimoidianischen Erntekäfers hindurch, kam wieder auf die Beine und rannte weiter. Das Licht von Explosionen wurde vom Deflektorschild der Zitadelle zurückgeworfen, beleuchtete den lehmigen Boden zwischen den Bäumen und ließ ihre von hohen Wurzeln gestützten Stämme lange Schatten werfen. Ohne auf das Chaos zu achten, das sie umgab, marschierten die fünf Meter langen Erntekäfer in langen Reihen weiter auf den Erdhügel zu, auf dem sich die Festung befand. Zwischen ihren Kiefern oder auf den Rücken trugen sie abgeschnittene Blätter und Äste. Die knirschenden Geräusche ihres ununterbrochenen Kauens bildeten eine unheimliche Hintergrundmusik zum Grollen der Explosionen und dem Zischen und Heulen von Blasterstrahlen. Links von Obi-Wan erklang plötzlich das Klicken von Servogelenken, zu seiner Rechten ein leiser Warnruf.

»Runter, Meister!«

Er hatte sich schon geduckt, bevor das letzte Wort über Anakins Lippen gekommen war, und das Lichtschwert gesenkt, um seinen ehemaligen Padawan, der auf ihn zusprang, nicht aufzuspießen. Blaue Energie zischte durch die feuchte Luft, gefolgt vom beißenden Geruch verschmorter Stromkreise, dem Geruch von Ozon. Ein Blaster entlud sich in den weichen Boden, dann fiel der spitz zulaufende Kopf eines Kampfdroiden keinen Meter von Obi-Wans Füßen entfernt auf den Boden und sprühte Funken, als er weiterhüpfte und dabei immer wieder »Roger, roger … Roger, roger« sagte.

Obi-Wan drehte sich blitzschnell auf dem rechten Fuß und sah, wie der dürre Körper des Droiden zusammenbrach. Dass Anakin seinem ehemaligen Meister das Leben gerettet hatte, war nichts Neues, aber die Klinge des jungen Mannes war Obi-Wan dabei unbehaglich nahe gekommen. Mit überraschtem Blick richtete er sich wieder auf.

»Du hättest mir beinahe den Kopf abgeschlagen.«

Anakin nahm die Klinge herunter. Im blitzenden Licht der Schlacht wurde deutlich, dass in seinen Augen ein amüsierter Ausdruck stand. »Tut mir Leid, Meister, aber Euer Kopf war dort, wo mein Lichtschwert hinmusste.«

Meister.

Anakin benutzte diese Anrede nach wie vor, sprach aber nicht mehr von Schüler zu Lehrer, sondern von Jediritter zu Ratsmitglied. Der Zopf, der seinen Status als Padawan gekennzeichnet hatte, war nach seinen waghalsigen Taten auf Praesitlyn in einem feierlichen Ritual abgeschnitten worden. Seine Tunika, die kniehohen Stiefel und die enge Hose waren schwarz wie die Nacht. Von seinem Zweikampf mit Dookus Schülerin Asajj Ventress war eine Narbe im Gesicht zurückgeblieben. Seine mechanische rechte Hand steckte in einem gut passenden engen Handschuh. In den vergangenen Monaten hatte er sich das Haar wachsen lassen, und nun fiel es ihm beinahe bis auf die Schultern. Er war allerdings glatt rasiert, anders als Obi-Wan, dessen kantiges Kinn ein kurzer Bart schmückte.

»Ich sollte wohl dankbar dafür sein, dass dein Lichtschwert nur dorthin musste und nicht wollte.«

Anakins Grinsen wurde zu einem strahlenden Lächeln. »Ich gehe davon aus, dass wir auf der gleichen Seite stehen, Meister.«

»Trotzdem. Wenn ich auch nur ein bisschen langsamer gewesen wäre …«

Anakin trat den Blaster des Kampfdroiden beiseite. »Diese Ängste sind alle nur in Eurem Kopf.«

Obi-Wan verzog das Gesicht. »Du meinst, ohne Kopf hätte ich keine Angst mehr?« Er vollführte mit dem Lichtschwert eine schwungvolle Geste und deutete auf die Allee von Manaxbäumen. »Nach dir.«

Sie setzten ihren Angriff fort und bewegten sich dabei mit der übernatürlichen Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, die ihnen die Macht verlieh. Obi-Wans brauner Umhang bauschte sich hinter ihm. Die Opfer der ersten Bombardierung, unzählige Kampfdroiden, lagen überall verstreut. Andere hingen wie zerbrochene Marionetten von den Ästen der Bäume, in die sie geschleudert worden waren.

Große Bereiche der Plantage standen in Flammen.

Zwei halb verbrannte Droiden, von denen kaum mehr übrig war als Arme und Oberkörper, hoben die Waffen, als die Jedi näher kamen, aber Anakin brauchte nur die linke Hand zu heben, um sie mithilfe der Macht auszuschalten.

Die beiden Jedi wichen nach rechts aus, schlugen Saltos unter den breiten Körpern von zwei Erntekäfern hindurch und sprangen dann über ein Dornengebüsch, das aus irgendwelchen Gründen in der ansonsten hervorragend gepflegten Plantage stehen geblieben war. Schließlich standen sie am Ufer eines breiten Bewässerungskanals, der von dem See gespeist wurde, welcher die Zitadelle des Neimoidianers auf drei Seiten umgab. Im Westen hingen drei keilförmige Schiffe der Acclamator-Klasse in den dahinhuschenden Wolken. Der Himmel im Nordosten war ein einziges Chaos von Ionenspuren, Turbolaser-Strahlen und Streifen aus scharlachrotem Licht, die von Geschützen außerhalb des Energieschilds der Zitadelle ausgingen. Die Terrassenfestung auf dem Hügel am Ende der Halbinsel erinnerte an die Kommandotürme von Kernschiffen der Handelsföderation, und tatsächlich waren Gebäude wie diese das Vorbild dafür gewesen. Irgendwo dort drinnen, belagert von den Streitkräften der Republik, befand sich die Elite der Handelsföderation.

Da sein Heimatplanet in Gefahr war und die Republik die Welten Deko und Koru Neimoidia bereits verwüstet hatte, hätte Vizekönig Gunray besser daran getan, sich zum Äußeren Rand zurückzuziehen, wie es andere Angehörige des Separatistenrates taten. Aber Denken war noch nie eine Stärke der Neimoidianer gewesen, und auf Cato Neimoidia befanden sich Dinge, ohne die der Vizekönig offenbar nicht leben konnte. Durch eine Kampfgruppe von Kriegsschiffen der Föderation geschützt, war er heimlich auf Cato Neimoidia gelandet, mit der Absicht, die Zitadelle zu plündern, bevor sie fiel. Aber Streitkräfte der Republik hatten schon auf ihn gewartet; er sollte möglichst lebendig gefangen genommen werden, damit man ihn der Gerechtigkeit überantworten konnte – dreizehn Jahre zu spät, wie viele dachten.

Seit beinahe vier Standardmonaten waren Obi-Wan und Anakin Coruscant nicht näher gekommen als bis nach Cato Neimoidia, und nachdem die letzten verbliebenen Separatistenfestungen im Kern und in den Kolonien nun gesäubert waren, erwarteten sie, dass man sie gegen Ende der Woche wieder zum Äußeren Rand schicken würde.

Obi-Wan hörte, dass sich auf der anderen Seite des Bewässerungskanals etwas bewegte.

Einen Augenblick später schlichen dort vier Klonsoldaten unter den Bäumen hervor, um sich hinter die vom Wasser geglätteten Steine am Rand des Grabens zu ducken. Weit hinter ihnen brannte ein abgestürztes Kanonenboot. Auf dem stumpfen Schwanz des LAAT, der aus der Kuppel ragte, war das Kriegswappen der Galaktischen Republik zu erkennen.

Ein Kanonenboot kam kanalabwärts in Sicht und hielt auf die Jedi zu. Ein Klonkommandant namens Cody stand am Bug und gab den Soldaten an Land und denen im Kanonenboot Handzeichen, woraufhin diese sofort ausschwärmten, um einen Bereich zu sichern.

Die Soldaten konnten durch die Komlinks in ihren Helmen mit den T-Schlitzen miteinander kommunizieren, aber die Angehörigen der Spezialeinheiten des Advanced Recon Commando hatten darüber hinaus ein kunstvolles System von Gesten entwickelt, für den Fall, dass der Feind sie belauschte.

Ein paar geschickte Sprünge brachten Cody direkt zu Obi-Wan und Anakin.

»Sirs, die neueste Meldung vom Kommandanten.«

»Zeigt sie uns«, sagte Anakin.

Cody ließ sich auf ein Knie nieder und aktivierte mit der rechten Hand ein Gerät, das in seinen linken Handschuh eingebaut war. Ein Kegel aus blauem Licht erschien, und ein Hologramm von Kampfverbandkommandant Dodonna tauchte auf.

»Generale Kenobi und Skywalker, die lokale Überwachung zeigt, dass Vizekönig Gunray und sein Gefolge auf dem Weg zur Nordseite der Festung sind. Unsere Streitkräfte haben den Schild von oben und vom Ufer her beschossen, aber der Schildgenerator ist schwer gepanzert. Die Kanonenboote werden von den Turbolasergeschützen auf den unteren Mauern massiv beschossen. Wenn Ihr immer noch vorhabt, Gunray lebendig zu erwischen, müsst Ihr diese Verteidigungsanlagen umgehen und einen alternativen Weg in den Palast finden. Im Augenblick können wir Euch nicht unterstützen. Ich wiederhole: Wir können Euch nicht unterstützen.«

Obi-Wan sah Cody an, als das Hologramm verblasste. »Vorschläge, Commander?«

Cody veränderte etwas an dem Handgelenksprojektor, und ein 3-D-Modell der Festung erschien in der Luft. »Wenn wir davon ausgehen, dass Gunrays Zitadelle ähnlich aufgebaut ist wie die, die wir auf Deko und Koru gefunden haben, befinden sich in den unterirdischen Geschossen Pilzfarmen, Verarbeitungs- und Ladebereiche. Von den Ladebereichen aus gelangt man in die Larvenbrutstätten auf der mittleren Ebene, und von dort aus könnten wir die oberen Ebenen erreichen.« Cody trug ein DC-15-Blastergewehr mit kurzem Lauf sowie die weiße Rüstung und den Helm mit integriertem Screen, die inzwischen für die Streitkräfte der Republik Standard waren – für die Männer, die vor drei Jahren auf dem weit abgelegenen Planeten Kamino gezüchtet, aufgezogen und ausgebildet worden waren. Im Augenblick jedoch war das Weiß der Rüstung nur dort zu erkennen, wo sich kein Schlamm und kein getrocknetes Blut befanden, keine Kratzer oder versengten Stellen. Codys Rang war den orangefarbenen Abzeichen auf seinem Helmkamm und den Schulterpanzern zu entnehmen. Auf seinem rechten Oberarm zeigten außerdem Streifen, an welchen Feldzügen er schon teilgenommen hatte: Aagonar, Praesitlyn, Paracelsus Minor, Antar 4, Tibrin, Skor II und Dutzende anderer Welten vom Kern bis zum Äußeren Rand.

Im Lauf der Jahre hatte Obi-Wan mit diversen Kommandanten der ARC-Spezialeinheiten zusammengearbeitet – mit Alpha, mit dem zusammen er auf Rattatak im Gefängnis gesessen hatte, und mit Jangotat auf Ord Cestus. Die früheren Generationen von ARCs waren von dem Mandalorianer Jango Fett ausgebildet worden, der auch das genetische Material für die Klone geliefert hatte. Es war den Kaminoanern zwar gelungen, Fetts Persönlichkeitsmerkmale bei den gewöhnlichen Soldaten etwas zurückzunehmen, aber bei den ARCs waren sie selektiver vorgegangen. Die Folge war, dass ARCs mehr individuelle Initiative und Führungseigenschaften zeigten. Kurz gesagt, sie waren dem verstorbenen Kopfgeldjäger ähnlicher, also mehr menschlich. Genetisch betrachtet war Cody zwar kein Advanced-Recon-Commando-Soldat, aber er hatte die ARC-Ausbildung und viele ARC-Eigenschaften.

In den frühen Stadien des Krieges waren die Klonsoldaten für viele nicht mehr gewesen als die Kriegsfahrzeuge, die sie steuerten, oder die Waffen, die sie benutzten. Man war allgemein davon ausgegangen, dass sie nicht viel mit Menschen gemein hatten und eher so etwas wie die Kampfdroiden waren, die zu tausenden von Baktoid-Waffenschmieden auf zahlreichen Separatistenwelten hergestellt wurden. Aber diese Haltung begann sich zu verändern, als mehr und mehr Soldaten starben. Die unerschütterliche Treue der Klone zur Republik und den Jedi zeigte, dass sie echte Waffenbrüder waren und den Respekt und das Mitgefühl verdienten, die sie nun auch erhielten. Es waren die Jedi selbst gewesen, gemeinsam mit anderen progressiv denkenden Würdenträgern der Republik, die veranlasst hatten, dass die Soldaten der zweiten und dritten Generation Namen statt Nummern erhielten, um diese Kameradschaft zu fördern.

»Ja, wenn wir erst mal drin sind, können wir wahrscheinlich auch die oberen Ebenen erreichen, Commander«, sagte Obi-Wan schließlich. »Aber wie sollen wir überhaupt in die Pilzfarmen reinkommen?«

Cody richtete sich wieder auf und zeigte auf die Käfer. »Wir gehen mit den Erntern rein.«

Obi-Wan warf Anakin einen unsicheren Blick zu und zog ihn beiseite.

»Nur wir beide. Was denkst du?«

»Ich denke, Ihr macht Euch zu viel Sorgen, Meister.«

Obi-Wan verschränkte die Arme. »Wer sonst sollte sich um dich sorgen, wenn ich es nicht tue?«

Anakin legte den Kopf schief und grinste. »Ach, es gibt schon noch ein paar andere.«

»Damit kannst du höchstens C-3PO meinen. Und selbst den musstest du erst bauen.«

»Denkt, was Ihr wollt.«

Obi-Wan kniff die Augen zusammen. »Oh, ich verstehe. Aber ich hätte angenommen, dass es eher Senatorin Amidala ist, die dich interessiert, als Kanzler Palpatine.«

Bevor Anakin reagieren konnte, fügte er hinzu: »Obwohl auch sie eine Politikerin ist.«

»Glaubt nicht, dass ich nicht versucht hätte, ihr Interesse zu wecken, Meister.«

Obi-Wan warf Anakin einen schiefen Blick zu. »Und wenn Kanzler Palpatine sich wirklich um dein Wohlergehen sorgen würde, hätte er dich nicht so weit von Coruscant weggeschickt.«

Anakin legte die künstliche Hand auf Obi-Wans linke Schulter. »Mag sein, Meister. Aber wer würde sich dann um Euch kümmern?«

2

Trotz ihrer zwei Paar kräftiger Beine und den sägenartigen Zangen, die von ihrem Unterkiefer ausgingen, waren die breiten Erntekäfer fleißige Geschöpfe und recht friedlich, solange man sie nicht direkt bedrohte. Aus ihren flachen Köpfen ragten gebogene Fühler, die auch als Kommunikationsorgane dienten, indem sie starke Pheromone absonderten. Jeder Käfer konnte das Fünffache seines beträchtlichen Gewichts an Blättern und Zweigen tragen. Ihre Gesellschaft war ebenso hierarchisch gegliedert wie die der Neimoidianer, die sie gezähmt hatten. Arbeiter, Ernter, Soldaten und Brutpfleger dienten alle einer Königin, die Leistung mit Nahrung belohnte.

Obi-Wan, Anakin und die Soldaten von Gruppe Sieben mussten sich beeilen, um die Käfer einzuholen, als diese ihre frisch gepflückte Ladung aus der Plantage zu dem höhlenartigen Eingang im natürlichen Hügel am Fuß der Festung brachten. Die Panzer der Käfer boten ihnen Sicherheit vor Kampfdroiden auf STAPs, die Überwachungsflüge vornahmen. Und was noch besser war: Die Ernter kannten die sichersten Wege durch den verminten gerodeten Bereich zwischen der Plantage und der eigentlichen Festung.

Die Gewohnheit der Käfer, häufig die Köpfe zu senken, um mit Schwarmangehörigen, die sich in die Gegenrichtung bewegten, Informationen auszutauschen, verlangte, dass die Jedi und die Soldaten sich zwischen den Hinterbeinen der Ernter hielten. Obi-Wan lief vornüber gebeugt und hatte das Lichtschwert in der Hand, aber deaktiviert. Als die von einem Schild geschützte königliche Residenz in Sicht kam, schienen die Geschöpfe unsicher zu werden, und ihre Reihen waren nicht mehr so geordnet wie vorher. Obi-Wan nahm an, dass die nach draußen marschierenden Käfer ihnen ihre Besorgnis über mögliche Gefahren für das Nest durch den gnadenlosen Beschuss vermittelten. Ergebnis dieser Irritation war, dass sich auch Soldatenkäfer der Prozession anschlossen und die nervösen Ernter rasch wieder in Reih und Glied brachten.

Weil Anakin größer war, hatte er ganz hinten unter dem kurzen Schwanz des Käfers bleiben müssen. Rechts von Obi-Wan lief Cody, die anderen Soldaten befanden sich hinter oder seitlich von ihnen.

Soldatenkäfer hin oder her, die Disziplin brach schnell wieder zusammen.

Ein Erntekäfer, unter dem ein Klonsoldat marschierte, löste sich aus der Reihe, bevor er wieder zurückgescheucht werden konnte. Statt unter einem anderen Käfer Schutz zu suchen, blieb der Soldat bei dem Fliehenden und war rasch in offenem Gelände.

Obi-Wan spürte die Veränderung in der Macht, einen Sekundenbruchteil bevor der Ernter mit seinem rechten Vorderbein auf eine Mine trat.

Eine gewaltige Explosion erschütterte den felsigen Boden und riss das halbe Vorderbein des Geschöpfs weg. Der Soldat warf sich auf die Seite und versuchte, den drei stampfenden Beinen zu entgehen, musste sich aber immer wieder ducken, als der Käfer nun hektisch im Kreis lief, offenbar entschlossen, ihn niederzutrampeln. Schließlich wurde er vom linken Hinterbein getroffen und umgerissen. Verwirrt senkte der Erntekäfer den Kopf und schubste den festen weißen Gegenstand in seinem Weg wieder und wieder, bis es an der Rüstung des Soldaten keine Stelle mehr gab, die nicht eingebeult war.

Die Panik dieses Käfers wirkte sich sofort auf den Rest der Insekten aus.

Die meisten drängten sich dicht zusammen, aber andere huschten plötzlich ebenfalls aus der Reihe, was die Soldatenkäfer in Alarm versetzte. Nachdem er hintereinander zwei Minen ausgelöst hatte, wurde ein zweiter Ernter von den Explosionen zerrissen. Das war das endgültige Ende des geordneten Marschierens, und Ernte- und Soldatenkäfer rannten hierhin und dahin, während Soldaten und Jedi ihr Bestes taten, um sich zu schützen.

»Haltet euch an die, die immer noch zum Nest laufen«, rief Anakin.

Obi-Wan tat genau das, als er bemerkte, dass der niedergetrampelte Soldat wieder auf die Beine gekommen war und auf ihn zutaumelte, dabei mit der Hand gegen die Seite seines Helms schlug und offensichtlich nicht darauf achtete, wo er hintrat. Ein Ernter, der direkt auf die Höhlenöffnung zulief, rannte den Mann nieder, packte ihn mit der Zange und hob ihn hoch in die Luft. Der Soldat aktivierte seine letzten Kraftreserven und wand sich hin und her, konnte sich aber nicht losreißen.

Plötzlich sprang Anakin unter seinem Käfer vor.

Das Lichtschwert fest in der behandschuhten Hand, rannte er über das kahle Feld auf den gefangenen Soldaten zu. Die Macht führte ihn sicher über das Minenfeld. Die Erntekäfer hätten ihn vielleicht für einen verrückten Wiesenspringer gehalten, aber sie interessierten sich ohnehin nicht für ihn und waren nur darauf konzentriert, mit ihrer Ladung das sichere Nest zu erreichen.

Anakins letzter Sprung brachte ihn direkt vor den Erntekäfer, der den Soldaten gepackt hatte. Mit einem Aufwärtsstoß seines Lichtschwerts trennte er die Zange vom Käfer ab und befreite den Mann, versetzte dadurch aber auch die Soldatenkäfer in helle Aufregung. Obi-Wan konnte beinahe sehen, wie Pheromone ausgestoßen wurden und die Käfer die Informationen entzifferten.

Es wimmelt hier nur so von Raubtieren!

Die Käfer stießen Schreie aus, so hoch, dass sie kaum hörbar waren, und die Stampede begann. Minen explodierten auf allen Seiten, und aus einer Rauchwolke oberhalb der Plantage schwärmten mehr als hundert STAPs.

In der neimoidianischen Version der beweglichen Repulsor-Plattform, die in der ganzen Galaxis als Beobachtungsfahrzeug benutzt wurde, war jede Single Trooper Aerial Platform mit Doppelblastern ausgerüstet, die mehr Feuerkraft hatten als die kurzläufigen Modelle der Infanteriedroiden.

Sobald sie Schussweite erreicht hatten, ließen die Droiden Energiestrahlen auf alles in Sicht niederprasseln, mähten die Erntekäfer nieder und verwandelten den felsigen Boden in ein Schlachtfeld. Explosionen erschütterten das Gelände, als Dutzende weiterer Minen ausgelöst wurden. Anakin stützte den verwundeten Soldaten mit dem linken Arm und wehrte im Laufen Blasterstrahlen ab. Der Rest von Gruppe Sieben gab ihnen Deckung und holte mit ununterbrochenem Feuer mehrere STAPs herunter.

Cody winkte alle zu sich in einen flachen Bewässerungsgraben kurz vor dem Hügel. Als Obi-Wan dort eintraf, hatte der Commander schon seine Soldaten den Graben entlang ausschwärmen lassen und schoss weiter auf die Plattformen der Feinde. Anakin glitt einen Moment später in den Graben und ließ den Soldaten sanft auf das schlammige Ufer sinken. Der MedSpec von Gruppe Sieben kroch zu ihm und nahm dem Mann den halb zerrissenen Mehrzweckgürtel und den verbeulten Helm ab.

Obi-Wan betrachtete das Gesicht des verwundeten Klons.

Ein Gesicht, das er nie vergessen würde, und nun ein Gesicht, das er nicht mehr vergessen konnte.

Nach all diesen Jahren erinnerte er sich immer noch an sein kurzes Gespräch mit Jango Fett auf Kamino. Er warf einen Blick zu Cody und den anderen. Eine Armee, die aus nur einem einzigen Mann besteht … aber dem richtigen Mann für diese Arbeit.

Das Motto der Kloner.

Der verwundete Soldat hatte bereits seine Rüstung veranlasst, ihm Schmerzmittel zu injizieren, also regte er sich nicht, als ihm der Brustpanzer abgenommen und der schwarze, eng anliegende Overall darunter aufgeschnitten wurde. Die Zange des Erntekäfers hatte ihm die Rüstung in den Bauch gedrückt. Seine Haut war nicht aufgerissen, aber die Prellungen waren sehr schmerzhaft.

Nachdem nur noch die Hälfte der ursprünglichen Armee von 1,2 Millionen Männern kampffähig war, zählte das Leben eines jeden Klons. Blut und Organe – von den Soldaten als »Ersatzteile« bezeichnet – waren schnell requiriert, aber da der Krieg seine bisher schlimmste Phase erreicht hatte, nahmen auch die Verwundungen auf dem Schlachtfeld zu.

»Hier kann ich nicht viel für ihn tun«, sagte der MedSpec zu Anakin. »Vielleicht können wir für uns einen FX-7 abwerfen lassen …«

»Wir brauchen keinen Droiden«, unterbrach ihn Anakin. Er kniete sich hin, legte dem verletzten Soldaten die Hände auf den Bauch und benutzte eine Heiltechnik der Jedi, um zu verhindern, dass der Klon in einen Schock fiel.

Plötzlicher Lärm von oben ließ alle aufmerksam werden.

Unzählige felsgroße Gegenstände rollten aus Öffnungen in den unteren Befestigungen der Zitadelle. Cody hob ein Fernglas und spähte nach oben.

»Das ist keine gewöhnliche Lawine«, sagte er und reichte das Fernglas an Obi-Wan weiter.

Obi-Wan hob das Glas und wartete darauf, dass es sich scharf stellte.

Mit mehr als achtzig Stundenkilometern rollten die gefürchtetsten Waffen aus dem Infanteriearsenal der Separatisten auf den Graben zu.

Droidekas.

3

Droidekas, auch unter der Furcht erregenden Bezeichnung Zerstörerdroiden bekannt, waren schnell einsetzbare Killermaschinen, produziert von einer Spezies, die es als lobenswert betrachtete, bei jeder erdenklichen Gelegenheit zu kämpfen. Eine Kombination aus hoher Geschwindigkeit und nacheinander gezündeten Mikrorepulsoren gestattete den bronziumgepanzerten Droiden, wie Kugeln zu rollen und sich dann in Sekundenschnelle zu dreibeinigen Kampfmaschinen zu entfalten, geschützt von individuellen Schilden und bewaffnet mit zwei doppelläufigen Hochleistungsblastern.

Da die Schilde stark genug waren, um Lichtschwertern, Blastern und sogar leichter Artillerie standzuhalten, bestand die beste Strategie im Umgang mit Droidekas darin, einfach davonzulaufen.

Die Tatsache, dass sie nie Gefangene machten, ließ das noch wichtiger werden.

Aber Anakin hatte eine andere Idee.

»Fordert Deckung für einen Artillerieangriff an«, befahl er Cody laut genug, um sich über das Feuer der STAPs und DC-15s verständlich zu machen.

»Zu Befehl.«

Cody gehorchte gern, denn schließlich kam der Befehl von dem »Helden ohne Angst«, wie die Soldaten Anakin nannten.

Der Krieger des Unendlichen.

Es gab allerdings eine Kommandokette zu beachten, also warf Cody Obi-Wan einen Blick zu.

Obi-Wan nickte. »Tut, was er sagt.«

Der Commander rief nach seinem Kom-Spezialisten, der geduckt durch das flache Wasser rannte und sich neben Cody warf. Als der Spezialist die benötigten Koordinaten eingegeben hatte, öffnete Cody eine Frequenz zur Kampfgruppenbasis und gab die Anforderung durch. »Gruppe Sieben an Basis. Wir werden im Sektor Jenth-Bacta-Ion ununterbrochen von STAPs beschossen und demnächst unter Zerstörerdroiden aus der Festung begraben sein. Ich fordere sofortige Artillerieunterstützung auf den Sendekoordinaten an. Ich empfehle einen taktischen elektromagnetischen Impuls, gefolgt von SPHA-T-Beschuss.«

»Impulswaffen machen keine Unterschiede«, fühlte sich Obi-Wan verpflichtet einzuwenden.

Cody zuckte die Achseln. »Das ist die einzige Möglichkeit, Sir.«

»Meldet ihnen, wir haben einen Verwundeten für die Mobile Lazaretteinheit«, sagte Anakin.

Cody gab auch diese Anforderung durch. »Sagt dem Piloten, dass er in einer heißen Zone landen muss. Wir werden den Landebereich mit Rauch markieren und zwei Männer zurücklassen, die ihm helfen.«

Codys Stellvertreter machte eine Reihe von Gesten. Nachdem die Handzeichen durch die Reihe weitergegeben worden waren, setzten die Männer die Helme ab und begannen, die elektronischen Systeme ihrer Rüstung zu deaktivieren.

Wie ein einziger Mann duckten sie sich in das trübe, stinkende Wasser.

Ein Kreischen erklang aus dem Süden.

Dann folgte ein novahelles Aufblitzen weißen Lichts, zwei Sekunden später gefolgt von einem Tosen, das Obi-Wans Trommelfelle beinahe platzen ließ. Eine Schockwelle brach sich an den Mauern über dem gerodeten Bereich am Fuß des Hügels und raste über die bereits in Flammen stehende Plantage hinweg. Oberhalb des Grabens löste sich die Hälfte der Droidekas verfrüht aus der Kugelform und begann in einem Durcheinander von Gliedern und Waffen den Hang hinunterzutaumeln. Hinter dem Graben fielen STAPs wie Steine vom Himmel und krachten in die brennenden Bäume.

Die wenigen überlebenden Erntekäfer rannten im Kreis herum und verloren ihre kostbare Ladung.

Nun erklang ein höllisches Heulen aus dem Süden, als SPHA-Ts – die Artillerie der Republik – jene Droidekas, die den Angriff der Impulswaffe überstanden hatten, mit Laser beschossen. Ohne Schilde und unfähig zu schießen, schmolzen die Zerstörerdroiden wie Wachs in den Wellen strahlender Energie, die den Hang trafen.

Immer noch ohne Helm stand Cody auf und signalisierte mit beiden Händen.

Obi-Wan übersetzte die Gesten: Zählt bis sechzig, dann schaltet die Rüstungen wieder ein und greift den Nesteingang an. Er versuchte, sich wieder zu beruhigen.

Bei all ihrer Vorliebe für Droiden, bei all ihrer Begeisterung für Technologie, bei all ihrer angeborenen Feigheit, ihrer Gier und ihrer Tücke hatten Neimoidianer eine Schwäche, wenn es um ihre Jugend ging – diese sieben prägenden Jahre als Larven, in denen sie sich in Schwarmnestern um die beschränkte Nahrung stritten und schon früh die Vorzüge von Falschheit und Eigennutz entdeckten. Sie liebten die Pilznahrung dieser frühen Jahre als Erwachsene noch ebenso sehr wie als frisch geschlüpfte Larven, und das war kein Wunder, denn es handelte sich um den gleichen Pilz, der überall in der Galaxis beliebt war und der es den Neimoidianern gestattet hatte, sich zu einer wohlhabenden raumfahrenden Gesellschaft zu entwickeln, mit genug Schiffen, um das Interesse der berüchtigten Handelsföderation zu wecken, und am Ende auch genug Droiden, um es mit einer ganzen Armee aufzunehmen.

Man hätte annehmen sollen, dass der Pilz – der sowohl wegen seines medizinischen als auch wegen seines Nährwerts geschätzt wurde – in dem Manax-Laub gedieh, das die Ernter sammelten. Aber tatsächlich bildeten die Blätter und Zweige kaum mehr als eine Unterlage. Es waren vor allem Enzyme, die die Käfer produzierten, verbunden mit der Feuchtigkeit der Höhlen und Gänge der Nesthügel, die den schnellen Wuchs eines Produkts förderten, das nicht viel Bearbeitung brauchte, um schmackhaft zu sein.

Während der Belagerung von Deko und Koru Neimoidia war Obi-Wan nicht dazu gekommen, eine Pilzfarm aufzusuchen, aber sobald er und Anakin durch die höhlenartige Öffnung ins Nest stürzten, fiel ihm wieder ein, was er vor mehr als zehn Standardjahren gelernt hatte.

Hier gab es alles, was zu einer Pilzfarm gehörte: die teilweise zerkauten Blätter, sorgfältig in Schichten arrangiert, die aussortierten Klumpen von Zweigen und anderen Unreinheiten, die Arbeiterkäfer, die Aufseher-Droiden, die Förderbänder und anderen Geräte, die dem Transport und dem Sortieren dienten – und natürlich war kein einziger Neimoidianer in Sicht, was zu ihrem Grundsatz passte, dass jede Art von Anstrengung zu vermeiden sei.

Tief unter dem Hügel, unberührt von Sonnenlicht, wurden die Pilzkulturen – Schimmel, Mehltau und kränklich weiße Pilze – mit natürlichen und synthetischen Wachstumsbeschleunigern behandelt. Und höher oben, im eigentlichen Keller der Zitadelle, wurde das gereifte Endprodukt wahrscheinlich von Larven konsumiert oder zur Verschiffung verpackt.

Cody befahl seinen Leuten, den Bereich abzusichern. Die Nachhut wurde immer noch sporadisch von STAPs beschossen, aber die Droidenpiloten kamen nicht nahe genug an den Eingang heran, weil sich draußen die Leichen von Käfern häuften.

Der MedSpec von Gruppe Sieben eilte zu Obi-Wan und Anakin.

»Sirs, ich empfehle, dass Sie Ihre Atemgeräte bereithalten. Wir müssen wahrscheinlich nicht tiefer ins Nest eindringen, aber es besteht immer die Gefahr, dass wir auch in anderen Bereichen auf hohe Sporenkonzentration in der Luft stoßen.«

Obi-Wan runzelte die Stirn. »Giftsporen, Sergeant?«

»Nein, Sir. Aber die Sporen haben eine unangenehme Wirkung auf Menschen.«

»Auf welche Weise unangenehm?«, fragte Anakin.

»Die Wirkung wird überwiegend als ›Verdrängung von Realität‹ beschrieben.«

Obi-Wan warf Anakin einen Blick zu. »Dann schlage ich vor, wir tun, was der Sergeant sagt.«

Er war gerade dabei, mit der linken Hand das kleine Atemgerät mit den zwei Tanks aus dem Beutel an seinem Gürtel zu ziehen, als eine Salve von Energiestrahlen in die Höhle prasselte. Zwei Soldaten, in die Brust getroffen, wurden umgerissen.

Das Feuer kam aus einer schmalen Seitenhöhle, die durch ein Tor vom Hauptbereich abgetrennt werden konnte. Anakin rannte bereits auf diesen Eingang zu, das Lichtschwert in beiden Händen, und lenkte dabei die meisten Blitze wieder zu den Schützen zurück.

Obi-Wan sprang zur Seite und hob die Klinge, um zwei Strahlblitze zurückzuschlagen, die Anakin nicht erwischt hatte. Den ersten schickte er zu seinem Ursprung zurück, den zweiten richtete er nach unten. Der Strahl traf auf den festen Boden der Höhle, prallte von dort ab an eine Wand, dann an die Decke, dann an die andere Wand und wieder auf den Boden, von wo aus er direkt in die Schalttafel zur Bedienung der Tür zur Seitenhöhle schlug.

Funken sprühend gab das Gerät den Geist auf, und eine dicke Metallplatte sackte aus der Halterung und verschloss die Höhle mit einem lauten Krachen.

Anakin schaltete sein Lichtschwert aus und warf einen bewundernden Blick über die Schulter. »Gute Arbeit, Meister.«

»Die Schönheit von Form Drei«, erklärte Obi-Wan mit übertriebener Lässigkeit. »Du solltest es irgendwann mal probieren.«

»Ihr wart immer schon besser als ich, wenn es ums Ausweichen ging«, sagte Anakin. »Ich ziehe eine direktere Taktik vor.«

Obi-Wan verdrehte die Augen. »Ein Meister der Untertreibung.«

»General Kenobi«, rief der Kom-Spezialist von der anderen Seite der Höhle. »Die Aufklärung berichtet, dass Vizekönig Gunray und sein Gefolge auf dem Weg zu den Startbuchten sind. Sie werden von Superkampfdroiden eskortiert und nähern sich jetzt diesem Bereich.«

Anakin fuhr zu Obi-Wan herum. »Einer von uns muss die Droiden ablenken.«

»Einer von uns«, wiederholte Obi-Wan. »Das kommt mir irgendwie bekannt vor.«

»Das ist das Schöne an unserer Zusammenarbeit, Meister. Ihr lockt die Leibwächter weg, und ich schnappe mir Gunray. Bis jetzt haben wir auf diese Weise noch nie versagt, oder?«

Obi-Wan kniff den Mund zusammen. »Wenn du das so siehst, Anakin.«

Anakin zog eine Grimasse. »Na gut, dann spiele ich eben diesmal den Köder.«

»Das wäre dumm«, sagte Obi-Wan rasch und schüttelte den Kopf. »Jeder sollte seine jeweils stärkste Seite nutzen.«

Anakin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Ich wusste, dass Ihr Vernunft annehmen würdet, Meister.« Er wählte vier Soldaten aus. »Ihr kommt mit mir.«

»Sir!«, sagten sie wie aus einem Mund.

Obi-Wan, Cody und der Rest von Gruppe Sieben machten sich auf den Weg zu den Turboliften. Obi-Wan hatte noch keine fünf Meter zurückgelegt, als er stehen blieb und sich noch einmal umdrehte. »Anakin, ich weiß, dass wir mit Gunray abrechnen wollten, aber mach es nicht zu persönlich. Wir wollen ihn lebendig!«

4

Aber es ist eine sehr persönliche Angelegenheit, dachte Anakin, während er zusah, wie Obi-Wan, Cody und vier Soldaten in den Turbolift sprangen.

Es war persönlich wegen der Dinge, die Nute Gunray vor dreizehn Jahren auf Naboo getan hatte.

Es war persönlich, weil Gunray Jango Fett vor drei Jahren dazu angeheuert hatte, Padmé umzubringen – erst hatte der Kopfgeldjäger es mit einer Bombe auf ihrem Schiff versucht, dann mit zwei Kouhuns, die eine Gestaltwandlerin auf Coruscant in Padmés Senatorenwohnung eingelassen hatte.

Gunray hatte Padmé umbringen wollen – die Frau, die Anakin mehr als alles andere liebte. Seine Frau. Das tiefste, aber auch strahlendste all seiner Geheimnisse. Selbst Obi-Wan wusste nichts davon, denn das hätte Probleme gemacht.

Abgesehen davon war dies eine persönliche Angelegenheit wegen all der Dinge, die sich auf Geonosis ereignet hatten: der Schauprozess, die Verurteilung, die Hinrichtung, die in der Arena hatte stattfinden sollen …

Und selbst wenn er all dies hätte beiseite schieben können, wie Obi-Wan es offenbar erwartete, war es persönlich, weil Gunray sich mit Dooku und den Separatisten zusammengetan hatte, und der geplante Krieg tausend Welten zerstörte.

Der sofortige Tod aller Separatistenführer war die einzige Lösung. Es war immer schon die Lösung gewesen, obwohl gewisse Mitglieder des Jedirats, die immer noch an friedliche Möglichkeiten glaubten, dagegen Einspruch erhoben. Ebenso, wie der Senat versuchte, Kanzler Palpatine die Hände zu binden, sodass korrupte Politiker weiter ihren Profit machen konnten. Sie füllten sich die Taschen ihrer Schimmerseidenumhänge mit Bestechungsgeldern der unmoralischen Konzerne, die die Kriegsmaschinerie finanzierten. Diese Firmen versorgten beide Seiten mit Schiffen, Waffen und allem anderen, was benötigt wurde, um den Konflikt anzuheizen.

Das brachte Anakins Blut zum Kochen.

Ja, Yoda hatte das ganz richtig gespürt, nachdem Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Anakin aus der Sklaverei auf Tatooine befreit und zum Jeditempel gebracht hatten: Er war voller Zorn. Aber was Yoda nicht erkannt hatte, war, dass Zorn auch als Antrieb dienen konnte. In friedlichen Zeiten wäre Anakin vielleicht imstande gewesen, seine Wut zu zügeln, aber nun verließ er sich auf sie, denn sie trieb ihn vorwärts, sie machte ihn zu der Person, die er sein musste.

Ich werde ihm den Kopf abschlagen.

Zweimal schon hatte er die Möglichkeit gehabt, Dooku zu töten, aber Obi-Wan hatte ihn zurückgehalten. Nicht, dass er das seinem ehemaligen Meister übel genommen hätte. So fähig er auch selbst sein mochte, Anakin blickte immer noch zu Obi-Wan auf.

Hin und wieder.

Als er zusammen mit den vier Soldaten die Höhle verließ, trat er mit der Stiefelspitze gegen etwas, das über den Boden rutschte. Spontan benutzte er die Macht, um das Ding in seine linke Hand zu rufen, und erkannte, dass es sich um Obi-Wans Atemgerät handelte, das dieser wohl während des kurzen Feuergefechts mit den Kampfdroiden in der Seitenhöhle verloren hatte. Aber das war gleich – Obi-Wan befand sich wahrscheinlich bereits in den unteren Ebenen der Festung, wo er das Gerät kaum brauchen würde.

Anakin öffnete einen der Beutel an seinem Gürtel und steckte das Atemgerät ein. Er ging nun schneller, und die Soldaten folgten ihm.

Sie nutzen alle Möglichkeiten, nach oben zu gelangen: Gänge, Schächte und Rampen, die nur von Droiden benutzt wurden. Sie kamen durch Verarbeitungs- und Versandbereiche, durch Brutkammern voll mit quäkenden Larven bis zur luxuriösen mittleren Ebene der Zitadelle. Durch Räume, so groß wie die Landebucht für ein Sternenschiff, die vom Boden bis zur Decke mit … Plunder voll gestopft waren. Eine endlose Sammlung von Nippes und rituellen Geschenken. Tausende modischer Geräte, die nie benutzt worden waren, aber zu wertvoll, als dass man sie wegwerfen, verschenken, weitergeben oder zerstören könnte. Mehr Technologie, als auf manchen Planeten insgesamt existierte, war hier gehortet, gestapelt, gehäuft und in jeden erdenklichen Raum gezwängt.

Anakin konnte nur staunend den Kopf schütteln. In Mos Espa auf Tatooine hatten er und seine Mutter ein einfaches Leben geführt und nichts weiter haben wollen.

Sein Grinsen hielt nicht lange an. Zorn und Verzweiflung ließen ihn die Zähne zusammenbeißen.

Sie mussten weiter nach oben, zu dem halbkreisförmigen Vorsprung der Zitadelle mit den Start- und Landebuchten, von dem aus man den See und in der Ferne waldige Berge sehen konnte.

Dann blieben sie abrupt stehen. Einer der Soldaten hob die Hand mit der Handfläche nach außen und berührte dann die Seite seines Helms, um anzuzeigen, dass er Informationen empfing. Der Mann lauschte, dann benutzte er Handzeichen.

Gunray ist ganz in der Nähe.

»Sie prüfen, welcher Fluchtkurs am günstigsten ist, indem sie den Verteidigungsschild senken und Köder starten«, fügte der Mann leise hinzu. »Einigen dieser Köder ist es gelungen, trotz des Turbolaserfeuers unsere Blockade zu durchbrechen; sie haben die Kernschiffe in der Umlaufbahn erreichen können.«

Anakins Kiefermuskeln spannten sich sichtbar an. »Dann müssen wir schnell handeln.«

Niemand widersprach, als Anakin voranging. Die Soldaten akzeptierten ohne weitere Fragen, dass ihre Rüstungen samt den Helmscreens im Vergleich zur Macht primitiv waren. Sie bewegten sich wachsam durch einen Irrgarten eleganter Flure, die von ihren Bewohnern so rasch verlassen worden waren, dass sie auf der Flucht die Hälfte ihrer Habe hatten fallen lassen.

Als sie zu einer Stelle kamen, wo ein weiterer Flur abzweigte, bedeutete Anakin seinen Leuten, stehen zu bleiben.

Er lauschte einen Augenblick; aus dem Seitenflur waren die schweren Schritte von Superkampfdroiden zu vernehmen. Der Mann links von Anakin nickte bestätigend, dann fuhr er eine fingerdünne Holocam aus, die um die Ecke spähen konnte, und aktivierte den Holoprojektor in seinem Handschuh. Bilder von Nute Gunray und seinem Gefolge aus Würdenträgern erschienen. Sie eilten den Flur entlang, mit wackelndem Kopfschmuck, wehenden Gewändern und ringsum von wuchtigen Superkampfdroiden geschützt.

Anakin bedeutete seinen Leuten absolute Ruhe und wollte gerade in den Flur hinaustreten, als ein verbeulter Protokolldroide hinter ihnen erschien und in überraschtem Entzücken die Hände hob.

»Willkommen, meine Herren!«, sagte er laut. »Ich kann Euch gar nicht sagen, wie schön es ist, Gäste im Palast zu finden! Ich bin TC-16 und stehe Euch zu Diensten. Selbstverständlich haben wegen der Invasion viele die Zitadelle bereits verlassen, aber ich bin sicher, dass Ihr Euch hier wohl fühlen werdet und dass Vizekönig Gunray sehr erfreut sein wird …«

Ein Soldat drückte die Hand auf den kleinen rechteckigen Vokabulator von TC-16 und riss den Droiden zur Seite, aber es war zu spät. Als Anakin um die Ecke sprang, sah er nur noch, wie die Neimoidianer im Laufschritt flüchteten und der rotäugige, flachnasige Gunray einen nervösen Blick über die Schulter warf.

Die Superkampfdroiden jedoch marschierten steifbeinig auf Anakin zu. Als sie ihn entdeckten, fuhren sie die rechten Arme weiter aus, zogen sie nach unten und ließen sie in der Schussposition einrasten.

Plötzlich war der Flur voller Strahlblitze.

5

Qui-Gon Jinn hatte nie etwas von diesen Ablenkungsaktionen gehalten, fiel Obi-Wan ein, als er zusammen mit den Soldaten im Turbolift zur untersten Ebene der Festung fuhr. Solche Operationen verlangten ein gewisses Maß an Vorausplanung, und dafür hatte Qui-Gon keine Geduld gehabt. Er hatte die Situationen genommen, wie sie kamen, hatte die Schultern gereckt und war mit stolzem Schritt auf die Gefahr zugegangen, wobei er sich ebenso auf seine Instinkte wie auf sein Lichtschwert verließ. Es musste schwierig für ihn gewesen sein, einen so methodischen Meister zu haben wie Dooku, diesen leidenschaftlichen Planer und Duellanten.

Dooku, der nun ein Sith war.

Aber irgendwie passte das zusammen. Der Wunsch zu beherrschen, zu kontrollieren.

Einige Zeit war es bei den Konflikten zwischen Obi-Wan und Anakin um die gleichen Dinge gegangen. Anakin war eindeutig stärker in der Macht als die meisten Jedi, die je im Rat gesessen hatten. Aber wie Obi-Wan ihm wieder und wieder gesagt hatte, hing das Wesen eines Jedi nicht von der Beherrschung der Macht, sondern von der Beherrschung seiner selbst ab. Eines Tages würde Anakin das akzeptieren, und dann würde er nicht mehr aufzuhalten sein. Qui-Gon hatte das bereits vor mehr als zehn Jahren erkannt, und Obi-Wan fühlte sich gegenüber seinem ehemaligen Meister verpflichtet, Anakin bei der Erfüllung seines Schicksals zu helfen.

Sein Glaube an Anakin war so sehr gewachsen, dass er zu einem der leidenschaftlichsten Verteidiger des jungen Mannes gegenüber jenen im Rat geworden war, die an Anakins Eignung zweifelten und seine vertrauliche, beinahe familiäre Beziehung zu Kanzler Palpatine beunruhigend fanden. Wenn Obi-Wan, wie Anakin manchmal sagte, der Vater war, den der Junge nie gehabt hatte, dann war Palpatine ein weiser Onkel, Berater und Mentor bei allen Fragen, die mit dem Leben außerhalb des Tempels zu tun hatten.

Obi-Wan glaubte, dass Anakin ihn um seinen Platz im Rat beneidete, aber das war wohl kaum anders möglich, da man ihn fast überall als »den Auserwählten« anerkannte, Palpatine ihn ununterbrochen lobte und er sich verpflichtet fühlte, seinem ehemaligen Meister ständig zu beweisen, dass er der perfekte Jediritter sein konnte.

Bei zahllosen Gelegenheiten hatten Anakins mutige Taten ihnen erlaubt, in scheinbar unmöglichen Situationen zu bestehen. Aber ebenso oft war es Obi-Wans Vorsicht gewesen, die sie in letzter Sekunde gerettet hatte. Ob diese Vorsicht Obi-Wan angeboren oder das Ergebnis seines fortwährenden Umgangs mit der einigenden Macht – der langfristigen Perspektive – war, hätte Obi-Wan selbst nicht sagen können. Er wusste allerdings genau, dass er gelernt hatte, sich auf Anakins Instinkte zu verlassen.

Hin und wieder.

Ansonsten wäre er nicht bereit gewesen, sich in einer Situation wie dieser als Köder anzubieten.

»Wir sind fast da, General«, sagte Cody hinter ihm.

Als Obi-Wan sich umdrehte, sah er, wie Cody einen neuen Energiepack in sein DC-15 rammte, und hörte das vertraute Aufheulen des Lademechanismus der Waffe.

Zur Antwort schob er den Daumen auf den Aktivierungsknopf seines Lichtschwerts.

»Wie wollt Ihr es angehen, Sir?«

»Ihr seid der Meister der Kriegskunst, Commander. Ich folge Eurer Anleitung.«

Cody nickte – vielleicht grinste er unter seinem Helm. »Nun, Sir, unsere Aufgabe ist einfach: so viele Feinde zu töten wie möglich.«

Obi-Wan erinnerte sich an ein Gespräch, das er auf Ord Cestus mit einem Klonsoldaten namens Nate gehabt hatte und in dem es um Analogien zwischen den Jedi und den Klonen gegangen war: Erstere wurden von den Midi-Chlorianern getrieben, der Macht zu dienen, Letztere waren gezüchtet und programmiert zum Dienst an der Republik.

Aber damit hatten die Analogien auch schon ein Ende, denn die Soldaten dachten nie über die möglichen Folgen ihrer Taten nach. Sie erledigten, was man ihnen auftrug, so gut sie konnten, während in der letzten Zeit selbst die mächtigsten Jedi von Zweifeln erfüllt waren.

Qui-Gon hatte den Rat immer dafür kritisiert, autoritär zu sein und unflexible Methoden zu kultivieren. Er war der Ansicht gewesen, dass der Tempel zu einem Ort geworden war, in dem Kandidaten darauf programmiert wurden, Jedi zu werden, ohne es ihnen zu gestatten, langsam hineinzuwachsen.

Qui-Gon hatte sich mit dem, was die Jedi als »aggressive Verhandlungen« bezeichneten, bestens ausgekannt: Diplomatie mithilfe des Lichtschwerts. Aber Obi-Wan fragte sich, was er wohl zu diesem Krieg gesagt hätte. Er erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen, an Dookus höhnische Bemerkung auf Geonosis, dass Qui-Gon, wäre er noch am Leben, auf Seiten der Separatisten stünde.

Sobald der Turbolift zum Stehen kam, warfen zwei Soldaten Granaten in den Flur. Links und rechts wurden Kampfdroiden gegen Wände und Decke geschleudert. Obi-Wan, Cody und die anderen warfen sich in den Wirbel der nun folgenden Blasterstrahlen. Repetierblaster erwachten zum Leben. Stakkatosalven machten kurzen Prozess mit den Droiden, aber Verstärkung war bereits auf dem Weg.

Zwei Soldaten fielen, als Obi-Wans Team sich weiter den Flur entlang auf die Verpackungs- und Versandräume der Zitadelle zu bewegte. Auf halbem Weg stießen sie auf ein Kontingent von Superkampfdroiden, das die Neimoidianer den Eindringlingen entgegengeschickt hatten.

Diese schwarzen Superkampfdroiden mit einem der schmalen Infanteriedroiden zu vergleichen, war, als vergliche man einen Schockballspieler der Oberliga mit einem Muun. Man konnte diese Maschinen nicht einfach enthaupten, da ihre Köpfe tief im breiten Torso saßen. Dicke Panzer schützten Arme und Beine. Monogriffhände waren nur dazu gedacht, Hochleistungsblaster zu packen und abzuschießen.

»Sieht aus, als hätten sie den Köder geschluckt, General«, sagte Cody, während er, Obi-Wan und zwei Soldaten sich zu einem Seitenraum durchkämpften.

»Ein weiteres erfolgreiches Manöver. Jetzt müssen wir nur noch überleben!«

Cody zeigte auf den Eingang zu einem zweiten Raum, der ihrer derzeitigen Position gegenüberlag. »Dort rein«, sagte er. »Drüben gibt es weitere Turbolifte.« Er tippte Obi-Wan auf die Schulter. »Ihr zuerst. Wir geben Euch Deckung!«

Obi-Wan eilte auf den Eingang zu, wehrte Strahlblitze ab und zerfetzte dabei zwei Droiden, die im Weg standen. Im Raum hinter dem Durchgang befanden sich sarggroße Repulsorlift-Frachtcontainer aus Leichtmetall. Arbeitsdroiden waren damit beschäftigt, weitere Container aus dem angrenzenden Packbereich in den Raum zu schaffen. Plötzlich erschien ein Kampfdroide im Eingang. Obi-Wan warf einen Blick zu der Schalttafel, mit der man die Schiebetüren bediente. Er ging in Verteidigungsstellung und wiederholte das Manöver, das sich in der Höhle bewährt hatte: Er schickte den ersten Blasterstrahl des Droiden direkt zu ihm zurück und lenkte den zweiten auf einen Weg, der so berechnet war, dass er den Türmechanismus zerstören würde.

Das hätte auch funktioniert wie geplant, wäre nicht in diesem Moment ein Arbeitsdroide durch die Tür gekommen, der einen schwebenden Frachtcontainer hinter sich herzog. Der abprallende Strahl durchschlug den Container, bevor er den Türmechanismus traf. Die Schiebetüren begannen sich zu schließen, aber nun war der Container im Weg, was dazu führte, dass sich die Türen immer wieder zu schließen und zu öffnen versuchten.

Jedes Mal, wenn die Türen aufgingen, huschte ein Kampfdroide hindurch und zwang Obi-Wan wieder zurück in den Raum, aus dem er gekommen war, den Raum, in dem die Soldaten immer noch gegen Superkampfdroiden kämpften.

Und während all dies geschah, ereignete sich auch noch etwas anderes. Schwaden einer weißen Substanz quollen durch die Löcher im Frachtcontainer nach draußen.

Obi-Wan erkannte sofort, worum es sich handelte. Er nahm eine Hand vom Griff des Lichtschwerts, tastete nach dem Atemgerät an seinem Gürtel und fand den Beutel leer.

»Verdammt«, fluchte er, eher enttäuscht als zornig. Er fühlte sich bereits ein wenig seltsam.

6

»Meine Herren, das ist ein schreckliches Missverständnis«, klagte TC-16 während einer kurzen Pause im Kampf.

»Bring ihn zum Schweigen«, rief Anakin dem Soldaten zu, der dem Droiden am nächsten war.

»Meine Herren …«

Ein zweiter Soldat warf Anakin einen Blick zu und zeigte auf den Flur hinter ihnen. »Sechs Infanteriedroiden nähern sich. Wir werden ins Kreuzfeuer geraten.«

Anakin schüttelte kurz den Kopf. »Falsch. Folgt mir – und bringt den Droiden mit.«

Ein gedämpftes verzweifeltes Geräusch drang aus dem Vokabulator von TC-16.

Zorn umwölkte Anakins Blick. Das Lichtschwert hoch erhoben, stürzte er in den abzweigenden Flur. Er brauchte die Macht nicht zu nutzen, wie es viele Jedi ausdrückten, denn er lebte stets vollständig in der Macht. Stattdessen beschwor er seinen Zorn herauf, zusammen mit Bildern, die ihn nährten. Das war nicht schwierig, denn er hatte viele, aus denen er wählen konnte: Bilder von einem Tusken-Lager auf Tatooine, Yavin IV, die Niederlage auf Jabiim, Praesitlyn …

Mit blitzender blauer Klinge hackte er eine Schneise in die Formation der Superkampfdroiden, schnitt ihre polierten Panzer auf, hackte Blasterarme ab und lähmte sie, indem er Laserstrahlen in ihre luftdicht versiegelten Knie lenkte. Er ließ kaum einen Schuss passieren, sodass die Soldaten, die ihm folgten, ihr Feuer auf die Droiden konzentrieren konnten, die Anakin verwundet hatte.

Ihre Feinde wichen beiseite, beinahe, als wollten sie sich ergeben.

Konzentriert auf den Weg, den Gunray und seine Lakaien genommen hatten, eilte Anakin durch die Flure, bog um Ecken, ohne langsamer zu werden, und rannte auf die Startbucht am anderen Ende des letzten Flurs zu. Als er sich dort einer Irisblendenluke gegenüberfand, stieß er die glühende Klinge durch das Metall, als wäre es Haut. Die Zähne gefletscht, versuchte er, mit dem Lichtschwert einen Kreis in die Tür zu schneiden. Er konzentrierte seinen ganzen Willen auf die Aufgabe, aber selbst in der Hand eines mächtigen Jedi hatte ein Lichtschwert seine Grenzen.

Er zog die Klinge zurück, trat von der Tür weg und bewegte die Hände in der Macht, um das Portal zu öffnen. Die Luke bebte, blieb aber geschlossen. Er biss die Zähne zusammen, stieß ein Knurren aus und versuchte es abermals. Als die Soldaten ihn endlich eingeholt hatten, fuhr er zu ihnen herum.

»Sprengt die Tür!«

Ein Soldat eilte vorwärts, um magnetische Sprengladungen anzubringen. Anakin ging hinter ihm ungeduldig auf und ab. Ein anderer Soldat musste ihn in Sicherheit ziehen.

Die Ladungen explodierten, und die Luke gab nach. Anakin stürmte hindurch, noch bevor sie sich vollkommen geöffnet hatte.

Rund um die Startplattform lagen Container, Kleidungsstücke und andere Gegenstände, die die Neimoidianer nicht mehr hatten einpacken können.

Der Shuttle selbst war weg.

Rauchfahnen wirbelten umher, und es roch schwach nach Treibstoff. Anakin rannte zum gebogenen Rand der Plattform und hielt am lichtdurchfurchten Himmel von Cato Neimoidia nach einer Spur des fliehenden Schiffs Ausschau. Der Verteidigungsschild des Palasts war deaktiviert. Dicke, scharlachrote Lichtbündel gingen von den Geschützbatterien auf den Hängen aus.

Anakins Soldaten traten neben ihn, einer mit festem Griff um den linken Oberarm von TC-16.

»Was für ein Typ von Schiff war das?«, fragte Anakin den Droiden.

TC-16 legte den Kopf schief.

»Der Shuttle – Gunrays Shuttle, was für ein Modell?«

»Ich glaube Sheathipede-Klasse, Sir.«

»Ein Haor-Chall-Transportshuttle der Sheathipede-Klasse«, erklärte einer der Soldaten. »Nach dem Vorbild der Soldatenkäfer gebaut. Hochgezogenes Heck, Bugrampe, Landevorrichtung mit Klauen. Gunray hat es Lapis Cutter genannt.«

Ein zweiter Soldat mischte sich ein, denn er hatte eine Meldung empfangen. »General, eine Meldung von Commander Dodonnas Flaggschiff: Mehr als sechzig Shuttles und Landefahrzeuge sind von der Festung gestartet. Dreizehn wurden zerstört, achtzehn erobert. Einer unbekannten Menge ist es gelungen, an den Schiffen der Handelsföderation und an Lucrehulk-Frachtern mit offenem Ring anzulegen. Weitere Shuttles befinden sich noch in der Atmosphäre.«

Anakin drehte sich im Kreis, die behandschuhte Hand am Lichtschwertgriff, die andere zur Faust geballt. Seinen ersten Zorn ließ er an einem Leitungsbündel aus. Von der Klinge durchtrennt, fiel es in Stücken auf den Boden der Startplattform. Wieder begann Anakin, auf und ab zu gehen, dann blieb er stehen und packte einen Soldaten an der Schulter.

»Sag dem Commander, dass ich mein Schiff und meinen Astromech-Droiden sofort hier haben will. Einer der ARC-170-Piloten kann es fliegen.«

Der Mann nickte, gab die Meldung durch, dann sagte er: »Der Commander hat es bereits veranlasst. Ihr werdet Euren Jäger sofort bekommen.«

Anakin kehrte zum Rampenrand zurück und starrte in die Nacht hinaus. Der Kampf schien nachzulassen, außer in ihm selbst. Erst wenn er Gunray vor sich hatte …

»General Skywalker«, sagte ein Mann hinter ihm. »Dringende Meldung von Commander Cody. Er und General Kenobi sind auf Ebene Eins in die Enge getrieben worden.«

Anakin sah ihn erstaunt an. »Von Droiden?«

»Offensichtlich sind es ziemlich viele.«

Anakin warf noch einen Blick in den glühenden Himmel, dann sah er wieder den Soldaten an, der Codys Botschaft übermittelt hatte. »General, das Kampfgruppenkommando berichtet, dass Euer Jäger auf dem Weg ist«, meldete ein anderer Mann.

Wieder warf Anakin einen Blick zum Himmel, aber dann wandte er sich erneut seinen Leuten zu. »Was sagt Ihr, wo Obi-Wan und Cody stecken?«

»Ebene Eins, Sir. Im Versandbereich.«

Anakin kniff die Lippen zusammen. »Also gut. Gehen wir und retten sie.«

7

In der Versandhalle öffneten und schlossen sich die Schiebetüren immer noch – sie stießen gegen den durchlöcherten Frachtcontainer, zogen sich zurück, versuchten abermals, sich zu schließen. Kampfdroiden drängten immer noch nach, und die Sporen schwebten durch die Luft.

Nicht viel hatte sich verändert, außer bei Obi-Wan, der sich fühlte, als hätte er drei Flaschen Whyren’s Reserve getrunken. Mit trübem Blick und dennoch vollkommen klar, angesäuselt, aber mit sicherem Schritt, müde, aber aufmerksam, schien der Jedimeister die Summe aller Gegensätze zu sein.

Mehr oder weniger an Ort und Stelle schwankte, wackelte, torkelte und drehte er sich und schlug einen beinahe ununterbrochenen Strom von Strahlblitzen zurück. Sein angesengter Umhang kündete von vielen Beinahe-Treffern, aber der Boden, auf dem sich Droiden häuften – ganz und in Stücken, zuckend und Funken sprühend –, legte Zeugnis von der Genauigkeit seiner Schläge ab.

Manchmal hatte er das Gefühl, als hielte er das Lichtschwert nur fest und überließe ihm die Arbeit. Mit einer Hand, mit beiden, das war gleich. Bei anderen Gelegenheiten konnte er die Schüsse vorhersehen, warf sich im letzten Augenblick zur Seite und ließ sie von Wänden und Boden abprallen.

Manchmal nahm er sich sogar einen Augenblick Zeit, um sich zu seinen Fähigkeiten zu gratulieren.

Er befand sich eindeutig tief in der Macht, aber auch in einer anderen Zone, schwindlig vor Staunen, während die Welt sich in Zeitlupe weiterdrehte.

Die Soldaten hatten sofort bemerkt, dass Sporen in der Luft waren, also trug Anakin sein Atemgerät, als er sich dem Raum näherte, in dem Obi-Wan gegen fünfzig Droiden gekämpft hatte, die nun fast alle am Boden lagen. Ein schwankender, schlurfender, taumelnder Obi-Wan kümmerte sich gerade um den letzten von ihnen, als Anakin hereinkam. Als der Droide zusammengebrochen war, richtete Obi-Wan das Lichtschwert lässig nach unten und blieb schwankend stehen, schwer atmend, aber mit so etwas wie einem Grinsen.

»Anakin«, sagte er vergnügt. »Schön, dich zu sehen.«

Als Anakin ihn erreichte, sackte sein ehemaliger Meister ihm in die Arme.

Anakin deaktivierte Obi-Wans Klinge und schob ihm das Atemgerät in den Mund, das er zuvor auf dem Boden der Höhle gefunden hatte. Dann trug er ihn in den Nebenraum, wo Cody und andere Soldaten warteten. Einige hatten die Helme bereits abgesetzt.

»Was für eine Lichtschwertform habt Ihr da eigentlich benutzt, Meister?«, fragte Anakin, nachdem Obi-Wan wieder zu sich gekommen war und sie die Atemgeräte nicht mehr brauchten.

»Form?«

»Es war wohl mehr ein Mangel an Form.« Anakin schnaubte. »Ich wünschte, Mace, Kit oder Shaak Ti hätten Euch sehen können.«

Obi-Wan blinzelte verwirrt, als er die niedergemetzelten Droiden im Frachtbereich sah. »Das haben wir getan?«, fragte er Cody.

»Ihr habt die meisten davon erledigt, General.«

Obi-Wan schaute Anakin verwirrt an.

»Ich erkläre es Euch später«, sagte Anakin.

Obi-Wan fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann sagte er, als wäre es ihm gerade wieder eingefallen: »Gunray! Hast du ihn erwischt?«

Anakin ließ den Kopf hängen. »Er ist mit seinem gesamten Gefolge entkommen.«

Obi-Wan dachte einen Augenblick nach. »Du hättest sie verfolgen können.«

Anakin zuckte die Achseln. »Und Euch hier zurücklassen?« Er hielt inne, dann sagte er: »Selbstverständlich, wenn ich gewusst hätte, dass Ihr ein Meister einer neuen Kampfform geworden seid …«

Obi-Wans Miene hellte sich auf. »Man wird sie in der Umlaufbahn erwischen.«

»Vielleicht.«

»Und wenn nicht, wird es andere Gelegenheiten geben, Anakin. Dafür sorgen wir schon.«

Anakin nickte. »Das weiß ich, Meister.«

Obi-Wan wollte gerade noch etwas hinzufügen, als ein behelmter Soldat aus dem Turbolift trat und auf ihn zueilte.