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Das spektakuläre Finale von »Das Erbe der Jedi-Ritter«!
Der Kampf zwischen den Yuuzhan Vong und der Galaktischen Allianz erreicht seinen Höhepunkt. Während ein Großteil der Jedi-Ritter auf Zonama Sekot festsitzt, planen die Yuuzhan Vong den alles entscheidenden letzten Schlag – und ein Opfer für ihre blutdurstigen Götter. Als Han Solo und Leia sich in einen Einsatz begeben, der die Rückeroberung Coruscants ermöglichen soll, stoßen sie auf einen alten Feind, der nun die Seiten gewechselt hat. Doch ist er wirklich zum Verbündeten geworden?
Das Jubiläum des Mega-Kults: 30 Jahre Star Wars – und die Begeisterung ist ungebrochen!
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Seitenzahl: 866
Zur Erinnerung an meinen Compadre Tom Peirce,der verstand, dass den Tod zu akzeptieren nicht bedeutet,dem Sterben gegenüber zu resignieren.Ein wahrer Krieger bis zuletzt.
Vereint durch die Macht verdankt jedem etwas, der geholfen hat, dem erweiterten Universum Gestalt und Kontinuität zu geben – angefangen bei Alan Dean Foster über Tim Zahn bis hin zu Matt Stover; von Bill Smith über Stephen Sansweet bis zu den hunderten von Fans, die zahllose Stunden gaben, um selbst das Esoterischste noch in Einzelheiten zu beschreiben. Ich möchte jedoch ein paar Leuten besonders danken, deren Hilfe und Ermutigung unersetzlich waren: Shelly Shapiro und Sue Rostoni für ihre Lektorats-Magie; Greg Bear, Greg Keyes, Sean Willams und Shane Dix für ihre Verpflichtung, alles konstant zu halten; Troy Denning für seine vielen Vorschläge; Dan Wallace, Rick Gonzolez, Miles Kogge, Helen Keier, Eelia Goldsmith Henderscheid und Enrique Guerrero für ihre unermüdliche Arbeit an der gesamten Erbe-der-Jedi-Ritter-Reihe. Und vor allem danke ich George Lucas, der ein Universum geschaffen hat, das sich immer weiter ausdehnt …
Nom Anor, Exekutor der Yuuzhan Vong Wedge Antilles, General Nas Choka, Kriegsmeister der Yuuzhan Vong Kyp Durron, Jedi-Meister Jagged Fel, Pilot Harrar, Priester der Yuuzhan Vong Traest Kre’fey, Admiral, Bothan Cal Omas, Staatschef Onimi, Beschämter der Yuuzhan Vong Danni Quee, Wissenschaftlerin Shimrra, Höchster Oberlord der Yuuzhan Vong Luke Skywalker, Jedi-Meister Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin Han Solo, Captain des Millennium FalkenJacen Solo, Jedi-Ritter Jaina Solo, Jedi-Ritter Prinzessin Leia Organa Solo, Diplomatin
Selvaris, schwach grünlich vor einem Bogen weiß glühender Sterne und mit nur einem winzigen Mond als Begleitung, sah wie der einsamste aller Planeten aus. Der Krieg dauerte nun beinahe fünf Jahre und hatte zur Vernichtung friedlicher Planeten, zur Unterbrechung größerer Hyperraumrouten und dem Sturz und der Besetzung von Coruscant selbst geführt, und die Tatsache, dass ein solch unwesentlicher Ort plötzlich bedeutsam werden konnte, zeigte vielleicht am deutlichsten den schrecklichen Schatten, den die Yuuzhan Vong auf die Galaxis warfen.
Ein direkter Beweis dieser Bedeutsamkeit bestand in dem Kriegsgefangenenlager, das aus dem dichten Küstendschungel von Selvaris’ bescheidenem Südkontinent geschlagen worden war. Das Lager bestand aus hölzernen Gebäuden für die Gefangenen und den organischen, stockähnlichen Strukturen, die als Grashals bekannt waren. Es verfügte über Mauern aus Yorikkorallen und Wachtürme, die aussahen, als stammten sie aus dem aquamarinblauen Meer des Planeten. Hinter dem grob kreisförmigen Gelände, wo man die Vegetation weggeschlagen oder mithilfe von Plasmawaffen zu Asche reduziert hatte, bohrte sich festes kniehohes Gras aus dem sandigen Boden und erstreckte sich bis zu der lebhaft grünen Palisade der Baumlinie. Gepeitscht von einem dauerhaften salzigen Wind, flatterten und schnappten die fächerartigen Blätter der höchsten Bäume wie Kriegsbanner.
Zwischen dem Gefangenenlager und einer brackigen Flussmündung, die sich schließlich ins Meer ergoss, vereinte dieser Dschungel seinen eigenen Bewuchs inzwischen mit exotischen Spezies, die von den Yuuzhan Vong geschaffen worden waren und bald auf Selvaris dominant werden würden, wie es schon auf zahllosen anderen Planeten geschehen war.
Zwei schwer verbrannte Yorik-Trema-Landefahrzeuge, die sich noch nicht von ihren Raumkämpfen gegen den Feind erholt hatten, standen auf dem großzügig angelegten Gefängnishof. An ihnen vorbei schlurfte nun eine Gruppe von Menschen, Bith mit kahlen Köpfen und dickhornige Gotals, die drei in Tuch gewickelte Leichen trugen.
Mit dem Rücken an ein Korallenschiff gelehnt, sah eine Yuuzhan-Vong-Wache zu, wie die Gefangenen sich mit den Toten abmühten.
»Beeilt euch gefälligst«, befahl er. »Das Maw Luur wartet nicht gerne.«
Die Gefangenen des Lagers hatten sich vehement dafür ausgesprochen, dass die Leichen entsprechend den Bräuchen der Verstorbenen entsorgt wurden, aber Gräber oder Scheiterhaufen waren durch eine Anordnung der Yuuzhan-Vong-Priester, die in einem Tempel in der Nähe lebten, ausdrücklich verboten worden. Sie waren der Ansicht, dass alles Organische zur Wiederherstellung genutzt werden solle. Die Toten konnten entweder Selvaris’ großen und hungrigen Herden von Aasfressern überlassen oder an das Yuuzhan-Vong-Biot namens Maw Luur verfüttert werden, das einige der weiter gereisten Gefangenen als eine Mischung aus Müllpresse und Sarlacc bezeichneten.
Der Yuuzhan-Vong-Krieger war hochgewachsen und langgliedrig, mit einer verlängerten, schrägen Stirn und bläulichen Tränensäcken. Das Licht von Selvaris’ zwei Sonnen hatte seine Haut stärker gerötet, und die Treibhaushitze des Planeten machte ihn schlank. Gesichtstätowierungen und Narben kennzeichneten ihn als Offizier, aber ihm fehlten die Deformationen und Implantate, die den Kommandanten vorbehalten waren. Sein dunkles Haar, gefasst von einem Ring aus schwarzen Korallen, fiel bis über seine Schultern, und die Uniformtunika wurde von einem schmalen Gurt aus Haut zusammengehalten. Eine Nahkampfwaffe wand sich um seinen muskulösen rechten Unterarm wie eine tödliche Ranke.
Der Subaltern-Offizier S’yito war jedoch vor allem deshalb ungewöhnlich, weil er Basic beherrschte, wenn auch nicht annähernd so gut wie sein Kommandant.
Die Gefangenen hielten in Reaktion auf S’yitos Befehl, sich zu beeilen, kurz inne.
»Wir würden ihre Knochen lieber von Aasfressern sauber gepickt sehen statt als Mahlzeit für Euren Müllfresser«, sagte der klein gewachsene Mensch.
»Mach das Maw Luur glücklich, indem du dich selbst hineinwirfst«, fügte ein weiterer Mensch hinzu.
»Ja, sag es ihm, Commenor«, ermutigte ihn der Gotal neben ihm.
Die Gefangenen waren hemdlos und verschwitzt und viele Kilos leichter als bei ihrer Ankunft auf Selvaris vor zwei Standardmonaten, nachdem man sie bei einem misslungenen Versuch, den Planeten Gyndine wieder zu übernehmen, gefangen genommen hatte. Jene mit Hosen hatten sie an den Knien abgeschnitten und auch ihre Fußbekleidung verkürzt, bis sie nicht mehr leistete, als ein wenig Schutz vor dem rauen Boden oder den dornigen Senelaks zu bieten, die sich vor den Wänden ausbreiteten.
S’yito fletschte nur die Zähne über ihre Unverschämtheit und fuchtelte mit der linken Hand, um die Wolke von Insekten zu verscheuchen, die ihn umgab.
Der klein gewachsene Mensch lachte leise. »Das hast du nun davon, Blut als Körperfarbe zu benutzen, S’yito.«
S’yito gelang es, die Bedeutung der Anmerkung herauszufinden. »Insekten sind nicht das Problem. Nur, dass es keine Yuuzhan-Vong-Insekten sind.« Mit ungewöhnlichem Tempo schnappte er sich eins der kleinen Tiere und schloss die Hand darum. »Jedenfalls noch nicht.«
Die Weltenformung war auf der Osthemisphäre von Selvaris fortgesetzt worden und schlich sich angeblich mit einem Tempo von zweihundert Kilometern pro Tag um den Planeten. Künstlich veränderte Vegetation hatte bereits mehrere Bevölkerungszentren verschlungen, aber es würde noch Monate dauern, bis die Formung vollendet war.
Bis dahin war ganz Selvaris ein Gefängnis. Man hatte keinem Bewohner erlaubt, den Planeten zu verlassen, seit das Internierungslager gezüchtet worden war, und alle feindlichen Kommunikationszentren waren abmontiert worden. Technologie war verboten. Besonders Droiden wurden beinahe feierlich und im Namen der Gutwilligkeit zerstört. Befreit von ihrer Abhängigkeit von Maschinen, gelang den fühlenden Wesen zumindest endlich ein Blick auf das wahre Wesen des Universums, das Yun-Yuuzhan in einem Akt selbstlosen Opfers erzeugt hatte und das von den geringeren Göttern aufrechterhalten wurde, denen der Schöpfer vertraute.
»Vielleicht solltet ihr einfach unsere Insekten konvertieren«, schlug einer der Humanoiden vor.
»Fangt damit an, ihnen zu drohen, ihnen die Flügel auszureißen«, sagte der Mensch.
S’yito öffnete die Hand und zeigte den geflügelten Käfer, den er nun zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, ohne ihn zu verletzen. »Genau deshalb verliert ihr den Krieg, und deshalb ist eine Koexistenz mit euch unmöglich. Ihr glaubt, dass wir zum Spaß Schmerz verursachen, wo wir doch nur unsere Ehrerbietung für die Götter zeigen wollen.«
Er streckte die Hand mit der Kreatur ein Stück aus. »Stellt euch selbst in der Position dieses Käfers vor. Gehorsam führt zur Freiheit, Ungehorsam zur Schande.« Plötzlich zerdrückte er das Insekt an seiner festen Brust. »Es gibt keinen Mittelweg. Ihr seid Yuuzhan Vong, oder ihr seid tot.«
Bevor einer der Gefangenen antworten konnte, trat ein menschlicher Offizier aus der nächsten Hütte ins gnadenlose Sonnenlicht. Untersetzt und bärtig, trug er seine schmutzige Uniform voller Stolz. »Commenor, Antar, Clak’dor, das reicht jetzt«, sagte er und sprach sie bei den Namen ihrer Geburtswelten an, nicht bei ihren wirklichen Namen. »Führt eure Pflichten aus und meldet euch dann bei mir.«
»Schon auf dem Weg, Captain«, sagte der Mensch und salutierte.
»Das ist Page, nicht wahr?«, fragte der Gotal. »Ich höre nichts als Gutes über ihn.«
»Und es entspricht der Wahrheit«, sagte einer der Bith. »Aber wir brauchen zehntausend mehr wie ihn, wenn wir diesen Krieg jemals wenden wollen.«
Als die Gefangenen davonmarschierten, wandte sich S’yito Captain Judder Page zu, der den Blick des Subaltern-Offiziers lange erwiderte, bevor er in das Holzgebäude zurücktrat. Die Leichenträger hatten die Wahrheit gesagt, dachte S’yito. Krieger wie Page waren wohl wirklich imstande, den Krieg aus den Klauen der Niederlage zu reißen.
Die Yuuzhan Vong behielten im Moment immer noch die Oberhand, aber nur mit Mühe. Die Tatsache, dass ein Gefangenenlager auf der Oberfläche von Selvaris gezüchtet wurde, war ein weiterer Beweis dafür. Normalerweise hätte ein Kriegsschiff als Gefangenenlager gedient. Aber da derzeit die letzten Stadien des Konflikts an zahllosen Fronten ausgetragen wurden, war jedes zur Verfügung stehende Schiff ausgesandt worden, sich über umstrittenen Welten feindseligen Kräften zu stellen, durch eroberte Systeme zu patrouillieren, den unklaren Rand des Invasionskorridors zu verteidigen oder Yuuzhan’tar, das Geheiligte Zentrum, zu verteidigen, das der Höchste Oberlord Shimrra nun schon ein Standardjahr lang beherrschte.
Unter anderen Umständen hätte man wohl kaum hohe Mauern und Wachtürme gebraucht, nicht zu reden von einer vollständigen Mannschaft von Kriegern, nicht einmal, um Gefangene von so hohem Status zu bewachen wie den Haufen auf Selvaris, der aus diversen Spezies stammte. Zu Anfang des Kriegs hatte man Gefangene mit Fesseln versehen, sie in Blorash-Gallert bewegungsunfähig gemacht oder ihnen Korallen implantiert und sie zu Sklaven eines Dhuryam gemacht – eines Welthirns. Aber lebendige Handschellen, Gallert und Korallen waren nun knapp geworden, und Dhuryams konnten beinahe als selten bezeichnet werden.
Wäre S’yito Kommandant gewesen, dann wären Page und andere wie er bereits hingerichtet worden, aber man hatte viel zu viele Kompromisse gemacht. Die hölzernen Unterkünfte, die Art, Leichen zu beseitigen, das Essen … Es war gleich, welcher Spezies sie angehörten, die Gefangenen konnten das Yuuzhan-Vong-Essen nicht vertragen. Da so viele an ihren kleinen Kampfeswunden oder an Fehlernährung starben, hatte sich der Kommandant gezwungen gesehen, Lebensmittel aus einer nahen Siedlung liefern zu lassen, wo die Einwohner Fisch und anderes Meeresleben aus dem freigiebigen Wasser von Selvaris holten und Obst aus dem ebenso großzügigen Wald ernteten. Wegen der Möglichkeit, dass Widerstandszellen in der Siedlung operierten, wurde der Ort noch besser bewacht als das Gefängnis selbst.
Es hieß unter den Kriegern, Selvaris habe keine wahren Eingeborenen, und tatsächlich sahen die Siedler, die den Planeten als ihre Heimat bezeichneten, eher aus, als wären sie hier gestrandet.
Das Geschöpf, das die wöchentlichen Rationen an Essen lieferte, bildete da keine Ausnahme.
Es hatte rauchfarbenes Fell, ging auf zwei muskulösen Beinen aufrecht und verfügte dennoch über einen recht nützlich aussehenden Schwanz. Zwei Augen glitzerten in einem schlanken Gesicht, dessen hervorragendstes Kennzeichen eine Art Schnabel aus einer knorpeligen Substanz war, in Intervallen wie eine Flöte durchbohrt und über einen nach unten hängenden Schnurrbart gebogen. Der Mann hatte sich vor einen Wagen gespannt, der auf zwei Yorikkorallenrädern rollte und beladen war mit Körben, Töpfen und einer Ansammlung sich blähender primitiver Säcke.
»Nahrung für die Gefangenen«, kündigte er an, als er sich dem Knochenwerk des vorderen Tors näherte.
S’yito schlenderte hinüber, während vier Wachen sich beeilten, die Deckel von den Körben zu nehmen und die Schnüre zu lösen, die die Säcke verschlossen. Der Subaltern-Offizier schnupperte an dem Inhalt eines offenen Sacks.
»All das wurde nach Anweisung des Kommandanten zubereitet?«, fragte er den Essensbringer auf Basic.
Das Wesen nickte. Das Fell auf seinem Kopf war reinweiß und aufgerichtet, als hätte das Wesen Angst. »Gewaschen, entgiftet und getrennt in Fleisch, Getreide und Obst, Furchterregender.«
Diese Bezeichnung war für gewöhnlich für Kommandanten reserviert, aber S’yito machte sich nicht die Mühe, den Essensträger zu verbessern. »Und gesegnet?«
»Ich komme direkt aus dem Tempel.«
S’yito warf einen Blick auf den Weg, der in dem hohen Dschungel verschwand. Um der Garnison einen Platz zum Beten zu liefern, hatten die Priester eine Statue von Yun-Yammka, dem Schlächter, in ein Grashal gestellt, das als Tempel gezüchtet wurde. Nahe dem Tempel befanden sich die Grashals des Kommandanten und die Unterkunfts-Grashals für geringere Offiziere.
S’yito steckte sein flachnasiges Gesicht in einen offenen Korb. »Fisch?«
»Eine Art Fisch, Furchterregender.«
Der Subalterne deutete auf eine Gruppe haariger, harter Kugeln. »Und die da?«
»Eine Frucht, die in den Wipfeln der höchsten Bäume wächst. Gutes Fleisch, und eine Art Milch dazu.«
»Öffne eine.«
Der Essensträger steckte einen gekrümmten Finger tief in die Naht der Frucht und öffnete sie. S’yito holte einen Finger voll rosa Fruchtfleisch heraus und brachte es an den breiten Mund.
»Viel zu gut für sie«, verkündete er, als das Fruchtfleisch auf seiner mit Dornen durchzogenen Zunge zerging. »Aber vermutlich notwendig.«
Nur wenige Krieger akzeptierten, dass die Gefangenen das Yuuzhan-Vong-Essen nicht vertragen konnten. Sie nahmen an, dass ihre angebliche Intoleranz Teil einer Intrige war – Teil eines laufenden Wettbewerbs des Willens zwischen den Gefangenen und denen, die sie gefangen genommen hatten.
Der Essensträger brachte die Hände unterhalb seines Herzens in eine Gebetsposition. »Yun-Yuuzhan ist gnädig, Furchterregender. Er gibt selbst den Feinden des wahren Glaubens.«
S’yito starrte ihn wütend an. »Was weißt du schon von Yun-Yuuzhan?«
»Ich habe die Wahrheit akzeptiert. Es brauchte die Yuuzhan Vong, um mir die Augen zu öffnen und die wahren Götter zu zeigen. Durch ihre Gnade werden sogar Ihre Gefangenen die Wahrheit erkennen.«
S’yito schüttelte den Kopf. »Die Gefangenen können nicht bekehrt werden. Für sie ist der Krieg vorüber. Aber am Ende werden alle vor Yun-Yuuzhan knien.« Er gab den Wachen ein Zeichen. »Lasst den Essensträger herein.«
In der größten Holzhütte, die wie alle anderen ebenfalls von den Gefangenen selbst errichtet worden war, gab es kaum mehr zu tun, als sich um die Toten und Sterbenden zu kümmern, die Stunden des Tageslichts mit Gesprächen und Glücksspielen zu verbringen oder gierig auf die nächste Mahlzeit zu warten. Harsches Husten und hin und wieder ein Lachen ließen das übliche finstere, drückende Schweigen noch deutlicher werden. Die Yuuzhan Vong hatten von keinem der Gefangenen verlangt, in den Villip-Feldern oder anderswo außerhalb der Korallenmauern zu arbeiten, und bisher waren nur die höchstrangigen Offiziere verhört worden.
Sie waren ein bunter Haufen – die meisten bei Bilbringi gefangen genommen, aber andere kamen von Planeten wie Yag’Dhul, Antar 4 und Ord Mantell. Sie trugen die zerfetzten Uniformen von Sternenjägerpiloten und Kampfuniformen. Ihre zerschlagenen, unterernährten Körper – ob sie nun haarlos waren, von Fell bedeckt, schlank oder fleischig – waren von Schweiß und Dreck überzogen. Sie vereinte ein tiefer Hass auf die Yuuzhan Vong.
Dass man sie nicht sofort umgebracht hatte, bedeutete, dass man sie für ein großes Opfer aufhob – wahrscheinlich bei der Vollendung der Weltenformung von Selvaris oder in Erwartung einer bevorstehenden Schlacht mit den Kräften der Galaktischen Allianz.
»Das Essen ist hier!«, rief ein Mensch, der am Eingang stand.
Jubel, der sonst selten war, erklang, und jeder, der konnte, stand auf und bildete eine ordentliche Linie, die für die Disziplin der Gefangenen sprach. Einige Gefangene mit weit aufgerissenen Augen und bei dem Gedanken an Nahrung bereits im Mund zusammenlaufendem Wasser eilten nach draußen, um beim Abladen des Essenswagens zu helfen und alles nach drinnen zu bringen.
Ein Twi’lek mit einem amputierten Lekku betrachtete das Wesen, das das Essen gebracht hatte, während sie beide Säcke und Töpfe in die Hütte brachten.
»Du bist ein Ryn«, sagte der Twi’lek.
»Ich hoffe, das bedeutet nicht, dass du das Essen nicht anfasst«, erwiderte der Ryn.
Die Augen des Twi’lek blitzten orangefarben. »Einige der besten Gerichte, die ich je gegessen habe, wurden von Ryn zubereitet. Ich war vor Jahren mit ein paar von euch am Äußeren Rand unterwegs …«
»Aaachtung!«, erklang eine Menschenstimme.
Alle nahmen Haltung an, als sich zwei menschliche Offiziere in Uniform der Hütte näherten. Die Gefangenen hatten alle Ideen von Rang aufgegeben, aber wenn man behaupten konnte, dass jemand das Kommando hatte, dann waren es diese beiden – Captain Judder Page und Major Pash Cracken.
Sie kamen von wichtigen Planeten – Page aus Corulag, Cracken aus Contruum – und hatten noch mehr gemeinsam. Sie waren beide Söhne einflussreicher Familien, und beide waren an der Imperialen Akademie ausgebildet worden, bevor sie während des Galaktischen Bürgerkriegs zur Rebellenallianz überliefen. Page, der von den beiden weniger ungewöhnlich aussah, hatte die Katarn-Kommandos eingerichtet, und Cracken, auch in mittleren Jahren noch auf raue Art gut aussehend und muskulös, war der Gründer einer nach ihm benannten Fliegertruppe. Beiden war es gelungen, die Sprache der Yuuzhan Vong so gut zu erlernen, wie der Subaltern-Offizier S’yito Basic beherrschte.
»Macht Platz vorn in der Reihe für den Major und den Captain«, befahl derselbe Mensch, der sie angekündigt hatte.
Die Offiziere lehnten ab. »Wir essen, nachdem ihr alle euren Anteil hattet«, sagte Page für beide.
»Bitte, Sir«, beharrten einige in der Reihe.
Page und Cracken sahen einander resigniert an und nickten. Cracken nahm eine Holzschale entgegen, die einer der Gefangenen gemacht hatte, und bewegte sich zum Kopf der Reihe, wo der Ryn im dickflüssigen Inhalt eines großen Yorikkorallenbehälters rührte.
»Wir danken dir, dass du das gebracht hast«, sagte Cracken. Er hatte hellgrüne Augen; sein flammend rotes Haar war nun von Grau durchzogen und verlieh seinen aristokratischen Zügen zusätzliche Würde.
Der Ryn lächelte scheu. Er steckte den Schöpflöffel tief in die Masse, beugte sich über den Topf und ermutigte Cracken, das Gleiche zu tun, um seine Schale füllen zu lassen. Als Crackens linkes Ohr in Flüsterweite war, sagte das Wesen: »Ryn Eins-Eins-Fünf aus Vortex.«
Cracken verbarg seine Überraschung. Er hatte erst vor zwei Monaten von dem Syndikat der Ryn erfahren, während einer Informationsbesprechung auf Mon Calamari, das nach dem Fall von Coruscant zum Hauptquartier der Galaktischen Allianz geworden war. Ein Netzwerk von Spionen, das weit reichte und nicht nur Ryn, sondern auch andere Spezies umfasste, benutzte geheime Raumrouten, die von den Jedi geschaffen worden waren, um Individuen sicheres Geleit zu geben und Spionage zu betreiben.
»Ihr habt etwas für uns?«, fragte Cracken leise, während er Brei in die Holzschale löffelte.
Die nach vorn gerichteten Augen des Ryn schossen zwischen dem Behälter und Crackens faltigem Gesicht hin und her. »Kauen Sie vorsichtig, Major«, sagte er gerade laut genug, dass Cracken ihn hören konnte. »Erwarten Sie das Unerwartete.«
Cracken richtete sich auf und flüsterte Page die Botschaft zu, der sie seinerseits an den Bith weitergab, der hinter ihm in der Reihe stand. Insgeheim wurde alles wieder und wieder weitergeleitet, bis es auch den letzten der etwa hundert Gefangenen erreicht hatte.
Inzwischen hatten Cracken, Page und ein paar andere ihre Schalen zu einem behelfsmäßigen Tisch gebracht, um den sie sich hockten, und begannen, den Brei vorsichtig mit den Fingern zu essen und einander in mühsam verhohlener Erwartung anzusehen.
Gleichzeitig bewegten sich drei Gefangene zum Eingang, um die Wachen im Auge zu behalten. Die Yuuzhan Vong hatten keine Villips oder andere Lauschgeschöpfe in den Hütten installiert, aber Krieger wie S’yito, die offensichtliche Neugier bezüglich des Feinds an den Tag legten, hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, ohne Vorwarnung hereinzustürmen und Durchsuchungen durchzuführen.
Ein Devaronianer, der Page gegenüberhockte, gab ein würgendes Geräusch von sich. Er tat so, als müsste er husten, nahm vorsichtig einen Gegenstand aus seinem gefährlich aussehenden Mund und sah ihn sich an.
Alle starrten ihn erwartungsvoll an.
»Knorpel«, sagte er und hob enttäuscht die kleinen Augen. »Jedenfalls denke ich, dass es welcher ist.«
Die Gefangenen machten sich wieder daran zu essen, und die Spannung wuchs, als ihre Finger den Boden ihrer Schalen erreichten.
Dann biss Cracken auf etwas, das seine Backenzähne schmerzen ließ. Er brachte die linke Hand zum Mund und benutzte die Zunge, um den Gegenstand in die Hand zu schieben. Er öffnete die Hand kurz und erkannte den Gegenstand sofort. Er ließ ihn in der Hand, legte sie auf den Tisch und brachte sie ein wenig nach links, wo der Gegenstand sofort unter Pages rechter Hand verschwand.
»Ein Holowafer«, sagte der Captain leise, ohne einen zweiten Blick darauf zu werfen. »Er wird nur ein einziges Mal funktionieren. Wir müssen schnell sein.«
Cracken nickte dem gehörnten Devaronianer zu. »Such Clak’dor, Garban und den Rest von dieser Mannschaft und bring sie schnell hierher.«
Der Devaronianer stand rasch auf und eilte zur Tür.
Page fuhr sich mit der Hand über das bärtige Gesicht. »Wir brauchen einen Platz, wo wir uns die Daten ansehen können. Wir dürfen nicht wagen, es ganz offen zu tun.«
Cracken dachte einen Moment nach, dann wandte er sich dem langbärtigen Bothan rechts zu. »Wem gehört das Sabacc-Spiel?«
Das Fell des Nichtmenschen bewegte sich leicht. »Coruscant.«
»Sag ihm, dass wir ihn brauchen.«
Der Bothan nickte und ging zur Tür. Als sich die Nachricht ausbreitete, begannen die Gefangenen, sich laut zu unterhalten, als Deckung für das, was jene sagten, die am Tisch geblieben waren. Der Ryn schlug mit dem Löffel gegen die Topfseite, und mehrere Gefangene verteilten Obst an die anderen, indem sie es wie bei einem Spiel durch die Luft warfen.
»Wie sieht es im Hof aus?«, fragte Page die Späher an der Tür.
»Coruscant ist auf dem Weg, Sir. Und der Haufen von Clak’dor.«
»Die Wachen?«
»Keiner achtet sonderlich auf uns.«
Coruscant, ein hochgewachsener blonder Mensch, kam grinsend herein und fächerte die Sabacc-Karten auf, die er aus ledernen Rechtecken hergestellt hatte. »Habe ich das richtig gehört, und jemand interessiert sich für ein Spiel?«
Page bedeutete allen, einen Kreis in der Mitte der Hütte zu bilden und den Lärmpegel zu erhöhen. Die Wachen waren an die lebhafte Aktivität gewöhnt, die Kartenspiele begleitete, und Page war entschlossen, ihnen eine Dosis echten Lärms zu geben. Ein Dutzend Gefangene begann ein Lied. Der Rest unterhielt sich scherzend, schloss Wetten ab und diskutierte die Chancen.
Der Sabacc-Spieler, drei Bith und ein Jenet, wurden in die Mitte des Kreises geschoben, wo Page und Cracken mit dem Holowafer warteten.
Coruscant begann Karten auszugeben.
Bith waren hoch entwickelte Humanoide, tiefe Denker und geschickte Künstler, die auch über die Fähigkeit verfügten, eine Unmenge an Daten zu speichern und durchzugehen. Die Jenet waren im Kontrast dazu klein und gebaut wie Nager, verfügten aber über ein eidetisches Gedächtnis.
Als Page wusste, dass der innere Kreis effektiv abgeriegelt war, hockte er sich nieder, als wollte er ebenfalls an dem Spiel teilnehmen. »Wir haben nur eine Chance, uns das hier anzusehen. Seid ihr sicher, dass ihr es schafft?«
Der Jenet verzog amüsiert die Schnauze, und er sah Page aus roten Augen an. »Deshalb hast du uns doch ausgewählt, oder?«
Page nickte. »Dann fangen wir an.«
Geschickt stellte Page den Wafer auf den Plankenboden und aktivierte ihn durch einen Druck seines rechten Zeigefingers. Ein umgekehrter Kegel aus blauem Licht entstand, innerhalb dessen eine komplizierte mathematische Gleichung erschien, die Page nicht einmal begreifen konnte, nicht zu reden davon, sie sich zu merken oder sie zu lösen. So schnell, wie die Nummern und Symbole erschienen waren, verschwanden sie auch schon wieder.
Der Wafer gab ein zischendes Geräusch von sich und wurde flüssig.
Er hatte gerade den Mund geöffnet, um die Bith und den Jenet zu fragen, ob sie sich die Formel erfolgreich eingeprägt hatten, als S’yito und drei Yuuzhan-Vong-Wächter in die Hütte stürmten und sich in die Mitte des Kreises schoben, die Coufee-Messer gezogen und die schlangenartigen Amphistäbe bereit, zu erstarren oder Gift zu spucken.
»Stellt sofort die Aktivitäten ein«, brüllte der Offizier.
Die Menge schwärmte leicht aus und begann, ruhiger zu werden. Coruscant und die angeblichen Kartenspieler bewegten sich vorsichtig aus dem Schlagbereich der Amphistäbe.
»Was ist los, Subaltern-Offizier?«, fragte Page auf Yuuzhan Vong.
»Seit wann beginnt ihr schon zur Nahrungsstunde mit den Glückspielen?«
»Wir spielen um Nachschläge.«
S’yito starrte ihn wütend an. »Du spielst mit mir, Mensch.«
Page zuckte die Schultern. »Das ist mein Job, S’yito.«
Der Subalterne machte einen bedrohlichen Schritt nach vorn. »Macht dem Spiel und dem Gesang sofort ein Ende – oder wir nehmen euch ab, was ihr dazu benutzt.«
Die vier Yuuzhan Vong drehten sich um und marschierten aus der Hütte.
»Der Kerl hat wirklich keinen Humor«, stellte Coruscant fest, als er der Ansicht war, wieder sprechen zu können.
Alle in der Nachbarschaft von Page und Cracken sahen die beiden Offiziere an.
»Die Daten müssen das Allianzkommando erreichen«, sagte Cracken.
Page nickte zustimmend. »Wann schicken wir sie?«
Cracken kniff die Lippen zusammen. »Zur Gebetsstunde.«
Kurz vor seiner öffentlichen Verbrennung in einer Feuergrube außerhalb der Gefängnistore hatte ein silberner Protokolldroide, der kurz Major Cracken gehört hatte, die Möglichkeit, von Selvaris zu entkommen, auf etwa eine Million zu eins berechnet. Aber der Droide hatte nichts über das Ryn-Syndikat gewusst, oder von dem, was die Untergrundgruppe auf dem Planeten in Bewegung gesetzt hatte, noch bevor die ersten Yorikkorallenbrocken gesät waren.
Cracken, Page und die anderen wussten noch etwas mehr: Sie wussten, dass Hoffnung gerade an den finstersten Orten blühte, und dass die Yuuzhan Vong sie zwar gefangen nehmen oder töten konnten, es aber keinen Soldaten im Lager gab, der nicht sein oder ihr Leben aufs Spiel gesetzt hätte, um auch nur einen von ihnen zu retten.
Es würde noch eine Stunde bis zum Aufgang der ersten Sonne dauern, und Cracken, Page, die drei Bith und der Jenet hockten am Eingang zu einem Gang, den die Gefangenen mit Händen, Klauen und den Werkzeugen gegraben hatten, die sie bei der Herstellung der Feuergrube hatten anfertigen oder stehlen können, in der mehrere Droiden von den Priestern des Lagers verbrannt worden waren.
Alle Gefangenen im Lager waren wach, und viele hatten die ganze Nacht nicht geschlafen. Sie sahen leise von den Palmwedeln und Gräsern aus zu, die ihre Betten darstellten, und wünschten sich nur, sie könnten den vieren persönlich Viel Glück wünschen, bevor sie ihr scheinbar hoffnungsloses Unternehmen begannen. Späher waren am Eingang postiert. Das Licht war grau und die Luft erträglich kühl. Vor der Hütte erreichten das Zwitschern und die grellen Pfiffe des Dschungellebens einen Höhepunkt.
»Wollt ihr es noch einmal durchgehen?«, fragte Cracken im Flüsterton.
»Nein, Sir«, antworteten die vier wie ein einziger Mann.
Cracken nickte nüchtern.
»Dann möge die Macht mit euch allen sein«, sagte Page für alle in der Hütte.
Der enge Eingang zum Tunnel wurde von Crackens eigenem Bett aus von vor Insekten strotzenden Palmwedeln gebildet. Unter einem Gitter fiel der von Hand gebaute Schacht sofort in vollkommene Dunkelheit. Er war von den ersten Gefangenen auf Selvaris begonnen und in den langen Monaten von vielen Gruppen von Neuankömmlingen erweitert worden. Oft hatten sie ihren Erfolg nur in Zentimetern messen können, etwa als die Gräber auf eine Masse von Yorikkorallen stießen, die sich in dem sandigen Boden verankert hatten. Aber nun reichte der Gang unter der Gefängnismauer und den Senelak-Gräsern dahinter bis zur fernen Baumlinie.
Der schlanke Jenet, sein Gesichtsfell mit Holzkohle geschwärzt, war der Erste, der in den Gang stieg. Nachdem die drei Bith sich hinter ihn gedrängt hatten, wurde der Eingang geschlossen und verdeckt.
Das wenige Licht, das sie gehabt hatten, verschwand.
Der nominelle Anführer der Möchtegern-Flüchtlinge, der Jenet, war bei Bilbringi gefangen genommen worden, während eines Überfalls auf eine feindliche Einrichtung. Die anderen Gefangenen kannten ihn als Thorsh, obwohl auf seiner Heimatwelt Gabran eine Reihe von Errungenschaften und Verfehlungen dem Namen beigefügt worden wären. Erkundung war seine Spezialität, also waren ihm Dunkelheit und enge Tunnel nicht fremd, nachdem er in viele Baue der Yuuzhan Vong und Grashals auf Duro, Gyndine und anderen Welten eingedrungen war. Der Tunnel auf Selvaris fühlte sich vertraut an. Die Bith hatten es wegen ihrer Größe schwerer, aber sie waren eine gut koordinierte Spezies, deren Gedächtnis und Geruchsfähigkeiten durchaus an die von Thorsh heranreichten.
Minuten stillen Kriechens brachten sie zur ersten einer Reihe von Kurven im rechten Winkel, wo die Hersteller des Ganges gezwungen worden waren, eine amorphe Masse von Yorikkorallen zu umgehen. Sie befanden sich jetzt direkt unterhalb der Gefängnismauern. Nun ging es nur noch darum, die lange Strecke unter den Senelaks zurückzulegen, die die Yuuzhan Vong außerhalb des Lagerrands kultiviert hatten.
Thorsh wusste es besser, als sich zu entspannen, aber seine nicht nachlassende Wachsamkeit zählte kaum.
Innerhalb von einer Woche hatten Senelak-Wurzeln die Decke des schlecht abgestützten Gangs durchdrungen, und die Wurzeln hatten ebenso ihre Stacheln ausgebreitet wie die Gräser, die draußen kniehoch wuchsen.
Meterweit war es einfach unmöglich, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Die Stacheln zerfetzten die dünne Kleidung, die die vier getragen hatten, als man sie gefangen genommen hatte, und hinterließen blutende Furchen im Fleisch ihres Rückens.
Thorsh murmelte bei jeder Begegnung einen Fluch, aber die Bith, die selten Emotionen zeigten, ertrugen die Schmerzen schweigend.
Das brutale Kriechen fand ein Ende, als der Gang sich am Ende des Senelak-Felds leicht nach oben zog. Bald schon erschienen die vier innerhalb des mit einer Art Strebepfeilern versehenen Fußes eines riesigen Hartholzbaums. Der Baum mit dem dicken Stamm sah den Gnarlbäumen auf Dagobah erstaunlich ähnlich, gehörte aber tatsächlich einer vollkommen anderen Familie an. Hundert Meter entfernt schimmerte die Gefängnismauer leicht aufgrund ihrer Biolumineszenz. Zwei schläfrige Wachen hielten sich im nächstgelegenen Wachturm auf, ihre Amphistäbe steif wie Speere, und ein Dritter war in dem anliegenden Turm sichtbar. Die Krieger, die nicht anderswo im Lager eingesetzt wurden, befanden sich zum Gebet im Tempel.
Die Rezitationen der Letzteren waren im Dschungel zu hören und bildeten einen Kontrapunkt zu den wilden Rufen von Vögeln und Insekten. Nebelschwaden zogen wie Erscheinungen durch die Baumwipfel.
Einer der Bith schob sich auf den Ellbogen neben Thorsh und zeigte mit dem schlanken Finger nach Westen. »Dorthin.«
Thorsh schnupperte mehrmals und nickte. »Dorthin.«
Als sie tiefer zwischen die Bäume gelangten, ging knöcheltiefer Schlamm in Sumpf über, und es dauerte nicht lange, bis die vier taillentief durch schwarzes Wasser wateten. Sie hatten es kaum einen halben Kilometer geschafft, als der Alarm losging. Es handelte sich weder um das Heulen einer Sirene noch um das laute Blöken einer Hupe auf einem Sternenschiff, sondern um ein lang gezogenes, immer intensiver werdendes Dröhnen, das aus allen Richtungen kam.
»Wächterkäfer«, sagte einer der Bith mit knirschender Stimme.
Die Wächter waren kleine Geschöpfe, die an Grashüpfer erinnerten und mit schnellem Schlagen ihrer gezähnten Flügel auf Eindringlinge oder Gefahr reagierten. Diese Spezies war nicht auf Selvaris beheimatet und stammte auch von keinem anderen Planeten dieser Galaxis.
Thorsh grub die Klauenfüße in den dicken organischen Dreck, rannte schneller und winkte den Bith, ihm zu folgen.
»Beeilt euch!«
Sie brauchten nun nicht mehr vorsichtig zu sein. Sie rannten durch die Dunkelheit, bedeckt von dreckigem Wasser, stolperten vorwärts, krachten gegen Stelzwurzeln und rissen sich an Ästen mit Stacheln und an gewundenen Lianen mit rauer Oberfläche die Uniformen auf. Das Dröhnen der Wächterkäfer wurde zu einem ohrenbetäubenden Schwirren, und die Lichtstrahlen von Leuchtkristalllampen spielten und kreuzen sich über ihren Köpfen.
Aus der Richtung des Gefängnisses erklang das laute Bellen der Bissops, der Eidechsen-Hunde der Yuuzhan Vong. Und etwas stieg auch in die Luft auf: ein Korallenskipper-Kanonenboot oder einer von den seevogelartigen Fliegern, die als Tsik Vai bekannt waren.
Ein lautes Schwirren zerriss den Himmel, und die Flüchtigen warfen sich ins Wasser, um nicht gesehen zu werden. Thorsh tauchte einen Augenblick später wieder auf, triefend und nach Luft schnappend. Das Bellen der Bissops wurde lauter, und nun konnte man in der feuchten Luft auch schnelle Schritte und zornige Stimmen hören.
Der Tempel leerte sich; Suchtrupps wurden organisiert.
Thorsh richtete sich zur vollen Höhe auf und spornte alle an, sich wieder zu bewegen.
Sie rutschten und glitten und erkämpften sich ihren Weg durch dichte Vegetation zum Ostufer der weiten Flussmündung. Inzwischen hatte eine der Sonnen von Selvaris den Horizont erreicht. Lange, horizontale Strahlen von rosafarbenem Sonnenlicht fielen durch die Bäume und versahen den sich immer mehr verflüchtigenden Nebel mit Farbe. Einer der Bith eilte zum Wasser und sank bis zur Taille im Sand ein.
Sie brauchten die Kraft aller drei Teamkameraden, um ihn herauszuziehen, und mehr Zeit, als sie hatten.
Der Korallenskipper erschien erneut, schaukelte über der Mündung und stieß superheiße Projektile aus. Feuer brannte über den Wipfeln und schickte tausende von nistenden Geschöpfen in wilde Flucht.
»Captain Page hat uns nie versprochen, dass es einfach sein würde«, sagte Thorsh.
»Oder trocken«, fügte der von Treibsand bedeckte Bith hinzu.
Thorshs lange Nase zuckte, und sein scharfes Auge besah sich die Küstenlinie. »Wir haben es jetzt nicht mehr weit.« Er wies auf eine Insel inmitten der Mündung. »Dort.«
Sie warfen sich ins Brackwasser und begannen, um ihr Leben zu schwimmen. Der Morgenhimmel war schwarz vor verschreckten Vögeln. Der Korallenskipper flog ein weiteres Mal vorbei und zwang sich durch das Chaos in der Luft. Vogelleichen fielen herunter, schlugen auf der Oberfläche des ruhigen Wassers auf und färbten es rot.
Thorsh und die anderen kletterten auf den schmalen Strand der Insel. Sie kamen auf die Beine und eilten in Deckung, wanden sich zwischen die skelettförmigen Bäume und Dornbüsche der Insel. Sie blieben oft stehen, um sich zu orientieren. Die Geruchsorgane der Bith befanden sich zwischen den parallelen Hautstreifen ihrer Wangen, aber es war Thorshs lange Nase, die sie direkt zu dem brachte, was die Ryn hier zwei Monate vorher bereitgestellt hatten: zwei alte Swoops, versteckt von einer mimetischen Plane.
Die Repulsorlift-Fahrzeuge waren mehr Motor als Chassis, mit heruntergezogenem Vorderende und hohen Handgriffen. Sie hatten keine Sicherheitsharnische, und ihre Verkleidungen waren unvollständig. Beide waren für einzelne Piloten gebaut, aber die sattelartigen Sitze genügten zur Not, um einem Passagier Platz zu bieten – immer vorausgesetzt, einer war verrückt genug aufzusteigen.
Oder man hatte einen.
Thorsh setzte sich auf das rostigere Swoop und begann mit dem Startvorgang. Zögernd erwachte der Motor zum Leben, zunächst nur langsam, aber nach und nach wurde das Geräusch gleichmäßiger.
»Wir sind so weit«, sagte er.
Einer der Bith hockte sich hinter Thorsh auf den lang gezogenen Sitz. Der kleinere seiner beiden Kameraden betrachtete den Sattel des zweiten Swoop.
»Koordinaten für den Punkt zu unserem Ausgang sollten im Navicomputer gegeben sein«, sagte Thorsh, der nun schreien musste, um sich über dem Geräusch der Repulsorlift-Motoren verständlich zu machen.
»Sie erscheinen auf dem Display«, sagte der Bith-Pilot.
Der dritte Bith hatte offenbar ein schlechtes Gefühl, was das Swoop anging, aber seine Zweifel verschwanden, als der Korallenskipper die Wipfel auf seiner Suche nach den Flüchtlingen streifte.
Thorsh wartete, bis das keilförmige Schiff vorbeiflog, dann sagte er: »Wir sollten uns lieber trennen. Wir treffen uns am vereinbarten Punkt.«
»Wer als Letzter da ist …«, setzte sein Passagier an, aber dann ließ er die Worte verklingen.
Der Bith-Pilot ließ den Motor des Swoop aufheulen. »Hoffen wir auf ein Unentschieden.«
»Das Spiel ist eindeutig vorbei«, sagte C-3PO zu Han Solo. »Ich schlage vor, dass Sie nun aufgeben und nicht noch weitere Demütigung riskieren.«
»Aufgeben?« Han zeigte mit dem Daumen auf den goldenen Protokolldroiden. »Was glaubt er, mit wem er hier redet?«
Leia Organa Solo hob die braunen Augen vom Spieltisch und warf ihrem Mann einen Blick zu. »Ich muss zugeben, dass es für dich ziemlich schlecht aussieht.«
C-3PO war ganz ihrer Meinung. »Ich fürchte, Sie können nicht gewinnen, Captain Solo.«
Han kratzte sich zerstreut am Kopf und betrachtete weiter das Spielfeld. »Das ist nicht das erste Mal, dass mir jemand so etwas gesagt hat.«
Die drei saßen an dem runden Dejarik-Tisch vorn im Millennium Falken. Der Tisch war tatsächlich ein Hologrammprojektor mit einer gewürfelten Oberfläche in konzentrischen Kreisen von Grün und Gold. Im Augenblick standen dort sechs Holomonster, einige legendären, andere tatsächlich existierenden Geschöpfen nachempfunden, mit Namen, die mehr nach einem Niesgeräusch als nach einem wirklichen Wort klangen.
Auf dem Deck saßen Cakhmaim und Meewalh, Leias Noghri-Beschützer. Sie waren bewegliche Bipeds mit grauer Haut und ausgeprägten Stirnwülsten und sahen beunruhigend beutegierig aus, aber ihre Loyalität zu Leia kannte keine Grenzen. In dem langen Krieg gegen die Yuuzhan Vong hatten schon mehrere Noghri ihr Leben gegeben, um die Frau zu schützen, die sie immer noch als »Lady Vader« ansprachen.
»Sagen Sie mir nicht, dass Sie tatsächlich über einen Zug nachdenken«, sagte C-3PO.
Han sah ihn schief an. »Wie sehe ich denn aus – als schaute ich mir die Sterne an?«
»Aber Captain Solo …«
»Hör auf, mich zu drängen!«
»Wirklich, 3PO«, mischte sich Leia mit falscher Ehrlichkeit ein. »Du musst ihm Zeit lassen, um nachzudenken.«
»Aber Prinzessin Leia, der Spieltimer ist beinahe am Ende seines Zyklus!«
Leia zuckte die Achseln. »Du weißt doch, wie er ist.«
Han starrte die beiden wütend an. »Was ist das hier, eine Art Team?«
C-3PO setzte sich auf. »Ganz bestimmt nicht. Ich habe nur …«
»Vergiss nicht«, sagte Han und zeigte mit dem Zeigefinger auf den Droiden, »es ist erst vorüber, wenn der Hutt quietscht.«
C-3PO sah Leia eine Erklärung heischend an. »Wenn der Hutt quietscht?«
Han legte das narbige Kinn in die Hand und betrachtete sich noch einmal das Feld. Schon ziemlich am Anfang hatte er einen breitschultrigen Kintal-Schreiter an C-3POs giftige, verrostete K’lor-Schnecke verloren, dann einen Ng’ok mit Zangenhänden an den Lanzen schwingenden socorranischen Monnok des Droiden.
Hans Quadrant des Felds zeigte immer noch einen buckligen, die Knöchel am Boden schleifenden, grünhäutigen mantellianischen Savrip und einen Ghhhk mit Knollenkörper. Aber sein legierter Opponent hatte nicht nur einen klauenhändigen, trompetenschnäuzigen Grimtash und einen vierbeinigen scharfzahnigen Hourix, sondern auch zwei regenbogenhäutige alderaanische Milators, die auf ihn warteten. Wenn Han sich nicht bald etwas einfallen ließ, um das zu verhindern, würde C-3PO den Grimtash in die breite Mittelfläche schicken und das Spiel gewinnen.
Und dann hatte er eine Idee.
Er stieß ein Unheil verkündendes Lachen aus, und seine Augen blitzten.
Leia sah ihn einen Moment an. »Oh-oh, 3PO, der Klang dieses Lachens gefällt mir überhaupt nicht.«
Han sah sie an. »Seit wann?«
»Ich verstehe vollkommen, Prinzessin«, sagte C-3PO aufmerksam. »Aber ich sehe wirklich nicht, dass er an diesem Punkt noch etwas tun könnte.«
Hans Finger aktivierten eine Reihe von Kontrollen, die am Rand des Tischs eingebaut waren. Während Leia und C-3PO angestrengt das Brett ansahen, ging der hoch aufragende mantellanische Savrip nach links, packte den Ghhhk – Hans zweites verbliebenes Monster – und hob das plötzlich kreischende Geschöpf hoch über den Kopf.
C-3PO hätte geblinzelt, wenn er statt Fotorezeptoren Augen gehabt hätte. »Aber … Sie haben Ihre eigene Spielfigur angegriffen!« Er wandte sich Han zu. »Captain Solo, wenn das ein Trick sein soll, um mich abzulenken, oder ein Versuch, Gnade zu erwirken …« »Heb dir deine Gnade für einen anderen auf«, warf Han ein. »Ob es dir nun gefällt oder nicht, das ist mein Zug.«
C-3PO sah den quiekenden, sich verraten fühlenden Ghhhk im Schraubstockgriff des Savrip zappeln. »Ein sehr ärgerliches Geschöpf«, sagte er. »Dennoch, ein Sieg ist ein Sieg.«
Der Droide senkte die Hände zu dem Kontrollpaneel und befahl dem Grimtash, in die Mitte vorzudringen. Aber sobald die Kreatur einen Schritt machte, packte Hans Savrip den Ghhhk so fest, dass die Holotropfen des viel begehrten Hautöls des unglücklichen Geschöpfs auf das Spielfeld trieften und eine virtuelle Lache bildeten. C-3POs Grimtash bewegte sich weiter vor, aber er rutschte auf dem Hautöl des Ghhhk aus und fiel fest auf den Rücken, brach sich den dreieckigen Kopf und löste sich auf.
»Ha!«, sagte Han, schlug einmal in die Hände und rieb sie dann erwartungsvoll. »Und, wer verliert jetzt?«
»O 3PO!«, sagte Leia voller Mitgefühl und verbarg ein Lächeln hinter ihrer Hand.
C-3POs Fotorezeptoren waren direkt mit seinem Bord verbunden, aber man konnte ihm seinen Unglauben deutlich anhören. »Was? Was? Ist das erlaubt?« Er blickte vom Tisch auf. »Prinzessin Leia, dieser Zug kann unmöglich legal sein!«
Han beugte sich vor und zog die Brauen zusammen. »Dann zeig mir, wo die Regeln etwas anderes sagen!«
C-3PO geriet ins Stottern. »Sich die Regeln auszudenken ist eine Sache, aber dies … dies ist ein flagranter Verstoß nicht nur gegen die Regeln, sondern auch gegen angemessene Spieletikette! Das Mindeste ist, dass Sie einen sehr verdächtigen Zug gemacht haben, und einen sehr verwegenen!«
»Eine angemessene Wortwahl, 3PO«, sagte Leia.
Han lehnte sich vom Tisch weg, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und pfiff eine spöttische Melodie.
»Ich schlage vor, wir gestatten Prinzessin Leia, unsere Richterin zu sein«, sagte C-3PO.
Han verzog das Gesicht. »Ach, du bist einfach ein schlechter Verlierer.«
»Ein schlechter Verlierer? Ich habe nie …«
»Gib es einfach zu, und ich werde den Rest des Spiels nachgiebig sein.«
C-3PO beschwor so viel Empörung herauf, wie seine Protokollprogrammierung erlaubte. »Ich kann Ihnen versichern, ich brauche nicht bei jedem Spiel zu siegen. Sie hingegen …«
Han lachte scharf und erschreckte damit den Droiden so, dass er schwieg. »3PO, ich habe es dir einmal gesagt, und ich sage es noch tausendmal: Man muss stets auf Überraschungen vorbereitet sein.«
»Aufgeblasener Mann«, sagte C-3PO. Während Cakhmaim und Meewalh in gutturalen Lauten ihre Kommentare abgaben und ihre Heiterkeit kundtaten, riss er die Hände in einer Geste der Niederlage hoch. »Ach, was soll’s!«
Abrupt ertönte ein warnender Ton von einer der Stationen. Die Noghri sprangen sofort auf, aber auch Leia sprang von der gepolsterten Bank des Dejarik-Tisches und war noch schneller als beide am Kommunikationsdisplay.
Han beobachtete sie alle erwartungsvoll vom Spieltisch aus.
»Eine Überraschung?«, fragte er, als Leia sich von den Schirmen abwandte.
Sie schüttelte den Kopf. »Das Signal, auf das wir gewartet haben.«
Han eilte zusammen mit Leia zu dem Ringflur an Steuerbord, wo er beinahe über ein paar kniehohe Stiefel gestolpert wäre, die er auf der Treppe stehen gelassen hatte. Früh in seiner Karriere als Schmuggler war der Millennium Falke das einzige Zuhause gewesen, das er kannte, und nun – besonders im vergangenen Jahr – war er wieder zum einzigen Zuhause geworden, das Han und Leia hatten. Ob in ihrem Wohnquartier oder im vorderen Frachtraum, überall waren Gegenstände verstreut und warteten darauf, aufgehoben und weggeräumt zu werden. Es handelte sich einfach nur um Durcheinander und musste nur aufgeräumt werden, oder vielleicht ausgeräuchert. Und tatsächlich begann das zerschlagene und angeschlagene Innere des Frachters mit seinem Durcheinander an Vorstreichfarben und selbstgelöteten, geliehenen Ersatzteilen einem Haus immer ähnlicher zu werden, das sehr geliebt wurde und in dem man gerne lebte, das aber zu lange vernachlässigt worden war.
Han kam vor dem Eingang zum Cockpit zum Stehen und fuhr zu den Noghri herum.
»Cakhmaim, geh zum oberen Geschützturm. Und diesmal vergiss nicht, deine Ziele in die Richtung zu führen, in der du sie haben willst, auch wenn es gegen deine Prinzipien geht. Meewalh, ich brauche dich hier, um unser Gepäck sicher an Bord unterzubringen.«
Im Cockpitausleger mit seiner klaustrophobischen Umgebung aus blinkenden Instrumenten hatte sich Leia bereits in den Sitz des Kopiloten geklemmt, beide Hände damit beschäftigt, die Startsysteme des Falken und seine Konsolendisplays zu bedienen. Han rutschte auf den Pilotensitz, schnallte sich mit einer Hand an und bediente mit der anderen Schalter über seinem Kopf.
»Können wir sie bereits lokalisieren?«
»Sie sind unterwegs«, sagte Leia. »Und ich habe sie im Visier.«
Han beugte sich zu ihr, um sich einen der Schirme anzusehen. »Gib ihre Koordinaten dem Computer zur Verfolgung, und dann bringen wir die topografischen Sensoren in Betrieb.«
Leia drehte sich zur Kom-Konsole, und ihre Hände bewegten sich rasch über die Steuerung. »Also gut«, sagte sie einen Augenblick später.
Nach dem, was für sie vielleicht ein Schläfchen gewesen war, begannen die Triebwerke des YT-1300 zum Leben zu erwachen. Han schlang beide Hände um den Steuerknüppel und hob das Schiff aus seinem Versteck, einem Aufschlagkrater an der dunklen Seite von Selvaris’ winzigem Mond. Er gab mehr Energie auf die Sublicht-Antriebe und folgte einem Kurs um die krumme Kugel. Das grüne, blaue und weiße Selvaris erfüllte die Sichtluke.
Han beobachtete Leia aus dem Augenwinkel. »Ich hoffe, du hast dich daran erinnert, in beide Richtungen zu sehen.«
Leia schloss kurz die Augen. »Wir sind in Sicherheit.«
Han lächelte. Die Yuuzhan Vong konnten in der Macht nicht wahrgenommen werden, aber es war Leia nie schwergefallen, Ärger zu spüren.
»Ich will einfach nicht bezichtigt werden, noch weitere illegale Bewegungen zu vollziehen.«
Sie sah ihn an. »Nur verwegene.«
Han beobachtete sie weiterhin insgeheim. Während all der rauen Jahre hatte ihr Gesicht nicht seine edle Schönheit verloren. Ihre Haut war immer noch so makellos wie damals, als Han sie zum ersten Mal sah, in einer Arrestzelle. Ihr langes Haar hatte seinen Glanz behalten, ihre Augen die tiefe, einladende Wärme.
Han und Leia hatten nach Chewbaccas Tod ein paar schlimme Monate verbracht. Aber sie hatte auf ihn gewartet, und wohin sie nun auch immer reisten, ganz gleich, in welche Gefahr sie sich brachten, sie handelten gemeinsam. Für Han fühlte sich alles, was sie taten, richtig an. Er hatte nicht das Bedürfnis, irgendwo anders zu sein als bei seiner geliebten Partnerin.
Das war ein dummer Gedanke, sagte er sich. Aber unzweifelhaft wahr.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, drehte sich Leia leicht in seine Richtung und hob das Kinn, um ihm einen zweifelnden Blick zuzuwerfen. »Du bist wirklich guter Laune für jemanden, der zu einer gefährlichen Rettungsmission geschickt wurde.«
Han gab sich unbeschwert. »3PO zu schlagen ist ein Vergnügen, das einen neuen Mann aus mir gemacht hat.«
Leia legte den Kopf schief. »Ich hoffe, nicht zu neu.« Sie legte eine Hand auf seine, die am Steuerknüppel lag, und mit der anderen zog sie die Narbe an seinem Kinn nach. »Ich habe dreißig Jahre gebraucht, um mich an den alten zu gewöhnen.«
»Ich auch«, sagte er und meinte es sehr ernst.
Mit glühenden Ausstoßöffnungen schoss der Falke auf Selvaris zu.
Tief über die Handgriffe des Swoopbike gebeugt, fädelte Thorsh das bockende Vehikel durch sich zusammenziehende Schösslinge und Yuuzhan-Vong-Pflanzen, unter herunterhängenden Ranken hindurch und über die dicken Stämme umgekippter Bäume. Er hielt sich dicht an den von Farn bedeckten Boden, wenn er das konnte, zum Teil aus Sicherheitsgründen, aber auch, um seinem dünnen Passagier mehr Folter durch Dornenranken, scharfe Zweige und die aufgestörten Stachelfliegen und anderen Blutsauger möglichst zu ersparen.
Aber selbst Thorshs beste Anstrengungen genügten nicht.
»Warum tauschen wir nicht die Plätze?«, fragte der Bith über das Heulen des Repulsorlifts hinweg.
Thorsh wusste, dass die Frage im Scherz gestellt war, und antwortete gleichermaßen: »Halt die Hände an die Seiten und hör auf, dich auf den Sitz zu stellen.«
Wenn man den Höhenunterschied bedachte, hätte der Bith tatsächlich im Sattel sitzen und Thorsh sich hinter ihn ducken sollen, die Finger an die Unterseite des lang gezogenen Sitzes geklammert. Aber Thorsh war der erfahrenere Pilot, nachdem er bei mehreren Erkundungsmissionen Swoops geflogen hatte, wo es keine Speeder gab. Seine großen, keilförmigen Füße waren nicht geeignet für die Fußzapfen, und er musste die Arme vollkommen ausstrecken, um die Steuerung an den Handgriffen erreichen zu können. Aber seine scharfen Augen glichen diese Nachteile mehr als aus, selbst wenn sie wie jetzt tränten.
Thorsh hielt sich an das Dickicht der großen Insel, wo sich die hochgewachsenen Bäume über ihnen verschränkten und Deckung lieferten. Das Swoop funktionierte immer noch gut, außer wenn er sich fest nach rechts beugte, was den Repulsorlift aus unerfindlichen Gründen spucken und angestrengt röcheln ließ. Er konnte das andere Swoop hören, östlich und ein wenig hinter ihnen, das sich einen Weg durch ebenso dichtes Unterholz bahnte. Die vier Flüchtlinge wären über der Mündung besser vorangekommen, aber ohne die Deckung durch die Bäume wären sie leichte Beute für Korallenskipper geworden. Ein Skip hatte bereits zwei Überflüge hinter sich, schoss Plasmageschosse nach dem Zufallsprinzip ab und hoffte auf einen Glückstreffer.
Die Morgenluft war dick von dem Geruch nach brennenden Blättern.
Dann kam das Swoop aus dem Schutz des Unterholzes auf eine baumlose Salzebene, rosa und blendend weiß, die nächtlichen Schlafgründe für Selvaris’ langbeinige Wasservögel. Entschlossen, die Deckung wieder zu erreichen, bevor der Korallenskipper erneut auftauchte, riss Thorsh die Steuerung fest herum und raste auf die nächststehenden Bäume zu.
Er war gerade erst wieder in den Dschungel gekommen, als der Lärm in den Wipfeln begann. Zuerst dachte er, dass ein weiterer Korallenskipper sie verfolgte. Aber dieses Geräusch hatte eine andere Qualität, eine Bereitschaft, die dem tödlichen Zischeln der Korallenskipper fehlte.
Thorsh spürte, wie sein Passagier sich gerader aufsetzte, trotz der Gefahren durch überhängende Zweige.
»Ist das, was ich denke, dass es ist?«, fragte der Humanoide.
»Wir werden es schon bald erfahren«, schrie Thorsh zurück.
Wieder beschleunigte er. Wind kreischte über dem Gehäuse des Swoop und zwang eine weitere Tränenflut aus seinen Augen. Aber die Objekte, die für den eskalierenden Lärm verantwortlich waren, flogen direkt über das Swoop hinweg und übertönten einen Augenblick seinen Lärm, dann wurden sie schneller.
»Lav Peq!«, schrie der Bith.
Thorsh kannte den Namen – es war die Yuuzhan-Vong-Bezeichnung für Netzkäfer, gefräßige und präzise Versionen der geflügelten Wächter, die die Gefängniswärter geweckt hatten. Lav Peq waren imstande, ein netzartiges Gewebe zwischen Bäumen und Büschen aufzuspannen. Für gewöhnlich trafen die Käfer in aufeinanderfolgenden Wellen ein. Die ersten warfen Ankerleinen, und die nächsten fraßen Borke und andere organische Dinge, um dadurch Fasern zu erzeugen, die sie brauchten, um ihr Filigran zu vollenden. Ein gut aufgebautes Netz konnte ein Wesen von Menschengröße festhalten oder zumindest verlangsamen. Die Strähnen selbst waren gefährlich klebrig, wenn auch nicht so klebrig wie Blorash-Gallert.
Die Ahnung des Bith bewahrheitete sich, als das Swoop durch den ersten Teil des Schwarms rauschte. Innerhalb von Sekunden war die vordere Abdeckung von zerdrückten Käferkadavern überzogen. Thorsh zog mehrere von seiner pelzigen Stirn und warf sie beiseite. Direkt vor ihnen stürzten tausende von Lav Peq in den Dschungel und brachen wie Hagel durch die belaubten Wipfel. Thorsh biss die Zähne zusammen und senkte den Kopf. So fest die Fäden waren, sie konnten es nicht mit einem Swoop in den richtigen Händen aufnehmen.
Fünfzig Meter von ihnen entfernt nahm das erste Gewebe Gestalt an. Thorsh sah es mit einem unguten Gefühl. Es war enger gewoben, als er es auf anderen Planeten erlebt hatte, tatsächlich so eng, dass es die Bäume verdeckte. Er brauchte nur einen Moment, um zu erkennen, dass die Netzkäfer von Selvaris etwas Besonderes waren. Während die Hälfte des Schwarms auf unterschiedlichen Ebenen horizontal flog, übernahm die andere die vertikalen Streifen. Das Ergebnis war ein festes Gewebe, ein echter Vorhang, der das Swoop so leicht einfangen konnte wie ein Spinnennetz eine Nachtfliege.
Thorsh streckte die Beine hinter sich aus und warf sich flach über das Triebwerk. Mit einem verzweifelten Aufschrei tat der Bith es ihm nach und drückte sich an Thorshs Rücken.
Thorsh holte alles aus dem Beschleuniger heraus, was er konnte, und hielt auf einen Bereich zu, in dem es nach seiner Ansicht relativ wenige Bäume gab. Das Swoop fegte schneller als mit zweihundert Stundenkilometern durch Gewebe, die sich nacheinander mit lauten Geräuschen teilten, die wie Schreie klangen. Die Käfer der Nachhut trafen die Triebwerksabdeckung wie Geschosse, und der Bith schrie mehrmals vor Schmerz auf. Das Swoop wackelte, und der Repulsorlift begann protestierend aufzuheulen. Thorsh kämpfte, um sich an den Handgriffen zu halten, als sie von den klebrigen Fäden von einer zur anderen Seite gerissen wurden. Er wagte aufzusteigen, nur um auf sehr unangenehme Weise zu erfahren, dass es in den höheren Bereichen der Bäume noch schlimmer zuging, wo die Zweige sich weiter ausstreckten und die Blätter ein Heim für unersättliche Nadelflieger waren.
Er weigerte sich, auch nur einen Zentimeter nachzugeben, und holte das Letzte aus dem Antrieb der schwer beanspruchten Maschine heraus. Dann riss das Swoop ganz plötzlich durch das letzte Netz. Klebrige Fäden kochten auf dem superheißen Triebwerk und gaben einen beißenden Gestank ab. Thorsh hustete und riss sich Fäden von den brennenden Augen.
Er brachte das Swoop gerade lange genug zum Stehen, um die Ausstoßöffnungen und das Ventilatorgehäuse zu reinigen. Sein fluchender Passagier sah aus, als trüge er eine lange weiße Perücke. Thorsh hatte die rechte Hand schon wieder am Beschleuniger, als ein gequälter Schrei aus dem Dschungel erklang und die Kakophonie der Vogelrufe übertönte. Er hörte ein vertrautes Tosen, und einen Augenblick später kam das zweite Swoop in Sicht, nur mit dem Piloten.
»Er hat sich in den Netzen verfangen!«, rief der Bith-Pilot über das stotternde Pulsieren des Triebwerks hinweg. Er drehte den Beschleuniger, um das Swoop im Leerlauf zu halten. »Ich fliege zurück zu ihm!«
Thorsh spuckte Netzfäden aus und runzelte die Stirn. »Sei nicht dumm.«
»Er lebt noch …«
»Es ist besser, dass du lebst«, unterbrach ihn Thorsh. Er riss das bärtige Kinn nach Westen. »Die Mündung. Los!«
Der Jenet ließ das Swoop einen kurzen Kreis fliegen und schoss davon, und der Bith hielt sich nur noch an den Resten von Thorshs Fliegerjacke fest. Sie drangen durch den dichten Dschungel, der am Rand des Strands wuchs, dann fanden sie sich wieder in der blendenden Helligkeit von Selvaris’ Zwillingssonnen. Thorsh holte noch mehr Geschwindigkeit aus dem Motor heraus und raste nun über Brackwasser, das beinahe schwarz war vor organischen Überresten der Bäume. Sie fegten mit Höchstgeschwindigkeit ein paar Meter oberhalb der ruhigen Oberfläche dahin und rannten an schmalen, durchscheinenden Frischwasserkanälen entlang, die von bunten Fischen wimmelten.
Vom anderen Ufer hörten sie das drängende Bellen und Fauchen von Bissop-Hunden, die durch die Sümpfe und über Büschel von Skalpellgras galoppierten. Ihr harsches Bellen wurde begleitet von den Kriegsschreien der Yuuzhan Vong, die die Gefangenen jagten und hinter dem Rudel unterwegs waren. Thorsh riss das Swoop gerade noch rechtzeitig herum, um einer Horde von Knall- und Messerkäfern zu entgehen, die aus den Bäumen kamen und nur Zentimeter von dem Swoop entfernt vorbeischossen, um sich in das gegenüberliegende Ufer zu bohren.
Angezogen von dem Lärm erschienen Schwärme scharfzähniger Raubfische, zeigten ihre vielflossigen Rücken und die gezackten Schwänze, um aus dem Wasser zu springen und sich an den Waffenkäfern zu laben. Raubvögel mit gewaltiger Flügelspanne verließen ihre pilzgefüllten Höhlen in sterbenden Bäumen, um herabzugleiten und sich die Käfer zu greifen, die die Wassertiere verfehlten.
Thorsh zog an den Handgriffen und ließ das Swoop in einen Steilflug nach oben gehen. Das Salzwasser unter ihnen wurde lebhafter, als die Mündung in Sicht kam, eine Linie von Weiß, wo sich die Wellen an dem marschigen Strand brachen. Hunderte von Inselchen mit weißen Klippen, gerade wie Türme und überzogen von Vegetation, stiegen aus dem aquamarinblauen Meer auf. Am Horizont war ein Vulkan zu sehen, der sich ebenfalls aus dem Wasser erhob und gewaltige Rauchwolken aus dem Krater entsandte. Ein dichter Lavafluss verwandelte einen Teil des Meeres in Dampf.
Thorsh sah sich am ansonsten klaren Himmel nach Anzeichen des Korallenskippers um. Einen Kilometer entfernt im Osten flog das andere Swoop parallel zu ihm. Beide Maschinen gewannen über den Wellen an Höhe und hielten auf den schmalen Kanal zu, der die Inseln vom Ufer trennte.
»Da oben!«, sagte der Bith in Thorshs rechtes Ohr. Er streckte die langfingrige Hand aus und zeigte auf einen Gegenstand am westlichen Himmel.
Thorsh folgte ihm mit dem Blick und fluchte leise vor sich hin.
Die Yuuzhan Vong nannten es Tsik Vai. Es erinnerte der Form nach an einen Meeresvogel und war ein Suchschiff, das in der Atmosphäre eingesetzt wurde, mit erweitertem, hellrotem Halssack, als Signal für andere fliegende Vehikel in der Nähe. Angetrieben von einem Dovin Basal, hatte diese Monstrosität ein transparentes Blasencockpit, flexible Flügel und so etwas wie Kiemen, die es beim Flug jaulen ließen.
Thorsh riss das Swoop auf die nächste Insel zu und hatte vor, so nahe an den weißen Klippen zu bleiben, wie er es wagen konnte.
Das Tsik Vai ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Es tauchte nach seiner kleineren Beute, heulte und ließ mehrere kabelartige Fortsätze herausbaumeln.
Thorsh ließ sich wieder auf die turbulente Oberfläche niederfallen, riss den Flieger herum und raste über den Kanal auf das nächste Inselchen zu, in Höchstgeschwindigkeit und nur einen Meter über dem Wasser. Das Suchfahrzeug folgte ihm, entschlossen, ein weiteres Mal zuzustoßen, als etwas es von hinten traf.
Thorsh und der Bith sahen verblüfft zu, wie das Tsik Vai vom Kurs abkam, ein Flügel abgerissen, und ins Trudeln geriet. Es traf das Meer mit einem lauten Aufplatschen, schlug noch zweimal auf den Wellen auf, krachte dann mit der Nase nach unten und begann zu sinken. Aus dem östlichen Himmel, im Sonnenlicht schlecht zu erkennen, näherte sich etwas Großes, Schwarzes in Überlichtgeschwindigkeit.
Ein weiteres Schiff der Yuuzhan Vong, nahm Thorsh an, dessen Pilot gerade das eigene Schiff abgeschossen hatte, um das Swoop zu erreichen.
Er benutzte die Bremsdüsen, riss das Swoop herum und hoffte, dem geheimnisvollen Schiff zu entgehen, bevor es ihn ins Visier nehmen konnte. Dennoch wartete er auf die Feuerkugeln. Als keine erschienen, blickte er gerade rechtzeitig über die Schulter, um einen alten Frachter mit doppelten Kinnbacken aus dem wolkenlosen Himmel kommen zu sehen. Thorsh spürte, wie sich Hitze über ihn ergoss, als das Schiff ohrenbetäubend niedrig vorbeiflog und seine obere Laserkanone grüne Energieblitze auf ein verfolgendes Trio von Korallenskippern abschoss.
Der Frachter gab den Swoops mit einer wackelnden Bewegung ein Zeichen, dann unternahm er eine lang gezogene Wendung nach Süden.
»Sieht aus, als wäre unsere Mitfluggelegenheit hier!«, sagte Thorsh.
»Und sie hat noch größeren Ärger als wir!«
Mehrere gut platzierte Schüsse aus dem oberen Geschützturm trafen den ersten Korallenskipper und schickten ihn kochend ins Meer.
Die anderen beiden feindlichen Jäger schossen weiter ihre Plasmageschosse auf den Frachter ab. Vielleicht frustriert von den scheinbar undurchdringlichen Schilden, zielte einer der Skip-Piloten auf das von dem Bith geflogene Swoop. Im Flug von einem einzelnen lavaheißen Geschoss getroffen, verschwand die Maschine ohne eine Spur.
Thorsh biss die Zähne zusammen und steuerte sein Swoop auf tieferes Wasser zu. Es flog dicht über den weißen Kronen der fünf Meter hohen Wellen, als sich etwas Riesiges unter der bewegten Oberfläche erhob.
»Cakhmaim entwickelt sich zu einem ziemlich guten Schützen«, sagte Han über den Lärm der weiterzuckenden Vierfachlaser-Kanone hinweg. »Erinnere mich daran, seine Bezahlung zu erhöhen – oder ihn zumindest zu befördern.«
Leia warf ihm vom Kopilotensitz einen Blick zu. »Vom Leibwächter zu was – zum Butler?«
Han stellte sich den Noghri in förmlicher Kleidung vor, wie er Han und Leia in der vorderen Kabine des Falken Mahlzeiten vorsetzte. Seine Oberlippe verzog sich entzückt, und er lachte auf. »Vielleicht sollten wir erst mal sehen, wie er mit dem Rest der Skips fertig wird.«
Der YT-1300 kam gerade wieder aus einer lang gezogenen Kurve; Selvaris’ Doppelsonnen lagen an Steuerbord, ein aktiver Vulkan voraus. Drunten griffen grüne, mit steilen Klippen versehene Inselchen nach dem blauen Himmel des Planeten, und die aquamarinblaue See schien kein Ende zu nehmen. Zwei Korallenskipper klebten immer noch am Schwanz des Falken, hackten auf ihn ein und hielten ihre Position bei all den verrückten Wendungen und Ausweichmanövern, aber im Augenblick hielten die Deflektorschilde noch.
Mit den Händen am Steuerknüppel warf Han einen Blick auf den Lokatorschirm, wo nur noch ein Punkt blinkte.
»Wo ist das andere Swoop hin?«
»Das haben wir verloren«, sagte Leia.
Han beugte sich zur Sichtluke und schaute auf das Meer hinaus. »Wie konnten wir …«
»Nein, ich meine, er ist weg. Einer der Korallenskipper hat ihn erwischt.«
Hans Augen blitzten. »Das ist – welcher von ihnen?«
Bevor Leia antworten konnte, rasten zwei Plasmageschosse am Cockpit vorbei, hell wie Meteore, und verfehlten so gerade eben den Steuerbordkinnbacken.
»Ist das wichtig?«
Han schüttelte den Kopf. »Wo befindet sich das andere Swoop?«
Leia betrachtete den Lokatorschirm, dann rief sie eine Landkarte auf, die alles von der Mündung des Flusses bis zum Vulkan zeigte. Sie wies mit dem linken Zeigefinger auf den Schirm. »Auf der anderen Seite dieser Insel.«
»Sind Skips hinter ihm?«
Eine laute Explosion traf den Falken von hinten.
»Wir scheinen das populärere Ziel darzustellen«, sagte Leia. »Genau, wie du es magst.«
Han kniff die Augen zusammen. »Darauf kannst du wetten.«
Entschlossen, ihre letzten Verfolger von dem Swoop abzulenken, riss er den Frachter plötzlich nach oben. Als sie sich auf halbem Weg zu den Sternen befanden, ließ er das Schiff dann wieder in eine magenverrenkende Korkenzieherbewegung fallen. Dann riss er es scharf wieder heraus, zog den Frachter in einen Looping und tauchte aus der Gegenrichtung wieder auf, die beiden Korallenskipper direkt vor sich.
Er grinste Leia an. »Wer hat jetzt das Sagen?«
Sie atmete aus. »Bestand daran je ein Zweifel?«