Star Wars™ - Tarkin - James Luceno - E-Book

Star Wars™ - Tarkin E-Book

James Luceno

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Beschreibung

Der Bestsellerautor erweckt einen legendären Charakter aus Episode IV zu neuem Leben – Großmoff Tarkin!

Großmoff Wilhuff Tarkin überwacht den Bau einer mobilen Kampfstation, als seine Basis plötzlich von Separatistenschiffen angegriffen wird. Die mysteriösen Angreifer hacken das HoloNet und fliehen, bevor Tarkin ihnen auf die Schliche kommt. Umgehend wird er nach Coruscant beordert, wo er vom Imperator beauftragt wird, gemeinsam mit Darth Vader der Sache auf den Grund zu gehen. Es folgt eine Jagd durch die halbe Galaxis und eine Reise zurück in Tarkins Vergangenheit: zu seinen Jugendjahren auf Eriadu und den Ereignissen auf dem Carrion Plateau, die ihn für immer veränderten …

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Seitenzahl: 424

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James Luceno

TARKIN

Aus dem Englischen

von Tobias Toneguzzo

und Andreas Kasprzak

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
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Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™ Tarkin« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.
bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Copyright © 2014 by Lucasfilm Ltd. & or TM where indicated. All rights reserved. Excerpt from Star Wars:Heir to the Jedi by Kevin Hearne copyright © 2014 by Lucasfilm Ltd. & or TM where indicated. All rights reserved. Translation Copyright © 2016 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft, nach einer Originalvorlage Cover Art Copyright: © 2014 by Lucasfilm Ltd. Front and back jacket art: David Smit Jacket design: Scott Biel Redaktion: Rainer Michael Rahn

Für meinen älteren Sohn, Carlos, der oft meine Testperson ist und mir diesmal eine Storywendung aufzeigte, als ich dringend eine brauchte; und für Pablo Hidalgo, der mich auf Wege geführt hat, die ich allein nie beschritten hätte.

In liebevollem Andenken an Rosemary Savoca, meine Tante und mein nachsichtigster Fan.

Es war einmal vor langer Zeit,

in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Fünf Standardjahre sind vergangen, seitdem Darth Sidious sich zum galaktischen Imperator erklärt hat. Die brutalen Klonkriege sind nur noch eine Erinnerung, und die meisten der Jedi, die die berüchtigte Order 66 überlebten, wurden inzwischen von Sidious’ Schüler, Darth Vader, ausgelöscht. Auf Coruscant beklatscht ein unterwürfiger Senat jeden Erlass des Imperators, und die Bewohner der Kernwelten genießen das Gefühl wiedererlangten Wohlstands.

Am Äußeren Rand hingegen ergeht es den zahllosen Spezies der vormaligen Separatisten-Welten keinen Deut besser als vor dem Bürgerkrieg. Ihrer Waffen und Ressourcen beraubt, sind sie sich selbst überlassen, denn das Imperium hat ihnen größtenteils den Rücken gekehrt.

Nur dort, wo aus Frustration neue Unruhen überzukochen drohen, ist das Imperium sofort zur Stelle, um hart gegen die Aufrührer durchzugreifen. Denn so groß Sidious’ Vertrauen in seine und Vaders Macht auch ist, weiß er doch, dass nur ein überlegenes Militär unter der Leitung eines gnadenlosen Kommandanten dafür sorgen kann, dass sein Imperium tausend Generationen Bestand haben wird …

1. Kapitel

Der wahre Wert eines Mannes

Ein Sprichwort, das während der frühen Jahre des Imperiums entstanden war, lautete: Lieber im All gestrandet, als auf Belderone stationiert. Manche glaubten, diese Redewendung wäre von den letzten auf Kamino gezüchteten Klonkriegern geprägt worden; andere wähnten ihren Ursprung beim ersten Kadettenjahrgang der Imperialen Akademien. In jedem Fall zeigte dieses Sprichwort nicht nur Geringschätzung für Posten weit abseits vom Kern; in ihr schwang auch die Andeutung mit, dass ein Sternsystem Rückschlüsse über den Wert der dort stationierten Soldaten zuließ. Je geringer die Entfernung zwischen dem Einsatzort und Coruscant, desto wichtiger war man für die imperiale Sache – obwohl auf Coruscant selbst die meisten Soldaten lieber möglichst weit vom Palast entfernt ihren Dienst taten, als sich dem Blick des Imperators auszusetzen.

Wusste man über diese Dinge Bescheid, wirkte es geradezu unerklärlich, dass Wilhuff Tarkin auf einen trostlosen Mond in einem namenlosen System versetzt werden sollte, gelegen in einer abgeschiedenen Region des Äußeren Randes. Die nächstgelegenen Planeten, die zumindest irgendwelche Bedeutung besaßen, waren die Wüstenwelt Tatooine und das gleichermaßen unwirtliche Geonosis, auf dessen verstrahlter Oberfläche die Klonkriege begonnen hatten und das inzwischen für alle außer einem kleinen Zirkel imperialer Wissenschaftler und Techniker Sperrgebiet war. Was hatte der frühere Admiral und Generaladjutant getan, um diese Versetzung zu verdienen, die die meisten wohl als Bestrafung bezeichnen würden? Welche Gehorsamsverweigerung oder Pflichtverletzung hatte den Imperator dazu bewogen, einen Mann zu verbannen, den er selbst nach Kriegsende in den Rang eines Moffs erhoben hatte? Zahlreiche Gerüchte machten unter den Offizieren des imperialen Militärs die Runde: Tarkin hatte bei einer wichtigen Mission in den Westlichen Gebieten versagt; Tarkin hatte dem Imperator oder seinem Henker, Darth Vader, Widerworte gegeben; Tarkin hatte seine Befugnisse überschritten; Tarkin hatte den Preis für seinen übermäßigen Ehrgeiz gezahlt. Für jene, die ihn persönlich kannten oder zumindest mit seiner Herkunft und seiner langen Dienstzeit vertraut waren, stand hingegen fest, dass seine Versetzung nur einen Grund haben konnte: Der Imperator hatte ihn mit einer geheimen Mission betraut.

In den Memoiren, die erst Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden sollten, schrieb Tarkin:

Nach langer Überlegung bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass meine Jahre auf der Sentinel-Basis ebenso prägend waren wie die Jahre der Ausbildung auf Eriadus Aasplateau, und ebenso wichtig wie die Schlachten, in denen ich gedient oder das Kommando innegehabt habe. Schließlich überwachte ich die Konstruktion einer Waffe, die eines Tages die Zukunft des Imperiums formen und sichern wird. Diese mobile Tiefenraum-Kampfstation, gleichermaßen uneinnehmbare Festung und Symbol für die unantastbare Herrschaft des Imperators, ist eine Errungenschaft solcher Größenordnung, dass sie nur mit der Entdeckung des Hyperraums vergleichbar ist, welche die Erforschung und das Zusammenwachsen der Galaxis ermöglichte. Ich bedaure nur, dass ich das Projekt nicht rechtzeitig zum Abschluss bringen konnte, um die Aktionen jener im Keim zu ersticken, die die noblen Absichten des Imperators stören wollen. Die Furcht vor dieser Station, die Furcht vor der Macht des Imperiums, hätte ihren abschreckenden Effekt sicher nicht verfehlt.

In seinen persönlichen Aufzeichnungen hatte Tarkin seine eigene Autorität nie mit der Palpatines oder Darth Vaders verglichen, und auch, als es darum ging, eine neue Uniform zu wählen, hatte er kein Interesse an etwas so unverwechselbarem oder ehrfurchtgebietendem wie der Robe des Ersteren oder der schwarzen Maske des Letzteren.

»Nach einer Analyse der militärischen Kleidung auf Coruscant schlage ich eine maßgeschneiderte Uniform vor«, erklärte ihm gerade ein Protokolldroide. »Bei den Tuniken herrscht weiterhin ein steigendes Revers mit engem Kragen vor, auf Schulterstücke oder -klappen wird aber verzichtet. Die Uniformhosen sind nicht länger gerade geschnitten, sondern an Hüften und Schenkeln weiter und an den Aufschlägen enger gehalten, damit sie leichter in hohe Stiefel mit flachen Sohlen passen.«

»Eine sinnvolle Abänderung«, nickte Tarkin.

»Dürfte ich dann eine weite Hose im standardmäßigen Uniformgrau vorschlagen, dazu schwarze Kniestiefel mit Kropfschnitt. Die Tunika selbst sollte an der Hüfte angepasst werden und bis zur Schenkelmitte reichen.«

Tarkin betrachtete den silbernen, menschenförmigen Droiden, der seine Uniform schneidern würde. »Ich respektiere Pflichteifer, und ich weiß, dass du nur deiner Programmierung folgst, aber ich habe kein Interesse daran, auf Coruscant oder sonst wo einen neuen Modetrend zu kreieren. Ich möchte einfach nur eine Uniform, die passt. Vor allem die Stiefel. Ich habe an Bord von Sternzerstörern schon mehr Stiefel verschlissen als auf all meinen planetaren Einsätzen, einschließlich diesem hier.«

Der RA-7-Droide neigte, sichtlich enttäuscht, den polierten Kopf. »Es gibt einen großen Unterschied zwischen einer Uniform, die ›passt‹, und einer Uniform, die zu ihrem Träger passt, falls Sie verstehen, was ich meine, Sir. Dürfte ich zudem betonen, dass Sie als Sektorgouverneur bei der Wahl Ihrer Kleidung gewisse – wie soll ich sagen – Freiheiten haben. Zwar nicht bei der Farbe, aber dafür beim Stoff, bei der Länge der Tunika, dem Schnitt der Hose.«

Tarkin dachte schweigend über die Worte des Droiden nach. Die vielen Jahre, die er an Bord von Schiffen und auf Missionen verbracht hatte, waren nicht gerade gnädig mit den wenigen Einsatz- und Ausgehuniformen gewesen, die er sein Eigen nannte, und niemand auf der Sentinel-Basis würde es wagen, ihn zu kritisieren, sollte er sich tatsächlich ein paar Freiheiten bei seiner Kleidung gönnen.

»Also schön«, sagte er schließlich. »Zeig mir, was dir vorschwebt.«

Tarkin stand auf einer niedrigen, runden Plattform gegenüber dem Kleiderfabrikator, dessen Sensoren ein Netz roter Laserstrahlen auf seinen Körper zeichneten. Damit die Maschine seine Maße millimetergenau erfassen konnte, trug Wilhuff einen olivfarbigen Körperanzug, der ihn vom Hals bis zu den Knöcheln einhüllte – und die Narben verdeckte, die Blasterfeuer, Stürze und die Klauen von Raubtieren auf seiner Haut zurückgelassen hatten. Wie er so dastand, die Arme ausgestreckt, die Beine gespreizt, hätte man ihn für eine Statue auf einem Sockel halten können, oder für ein Ziel, das im Zielfernrohr eines Scharfschützen erstarrt war. Sein Blick ruhte auf dem Holo-Tisch neben dem Fabrikator, wo ein lebensgroßes Abbild von Tarkin in die Luft projiziert wurde. Dieses Hologramm konnte sein Aussehen entsprechend den wortlosen Vorgaben des Droiden verändern, außerdem ließ es sich um sämtliche Achsen drehen und in andere Posen dirigieren.

Der Rest von Tarkins spartanischer Unterkunft war mit einer Koje, einem Kleiderschrank, einem schmalen Schreibtisch – samt gepolstertem Schwenksessel dahinter und zwei schlichten Stühlen davor – und einem Fitnessgerät eingerichtet. Wilhuff war ein Mann, der schlichtes Schwarz und Weiß, klare Linien, präzise Architektur und Funktionalität schätzte und Unordnung verabscheute. Das große Aussichtsfenster an der Wand gab den Blick auf ein hell erleuchtetes Landefeld und einen gewaltigen Schildgenerator frei, dahinter waren außerdem die nackten Hügel zu sehen, die die Sentinel-Basis umschmiegten. Zwei von Wind und Sand abgeschliffene Shuttles standen auf dem Landefeld, ebenso wie Tarkins persönliches Schiff, die Aasdorn.

Der Mond, auf dem die Sentinel-Basis eingerichtet worden war, hatte fast normale Schwerkraft, aber er war ein kalter und lebensfeindlicher Ort, fast genauso arm an Farben wie Tarkins Quartier, eingehüllt in den Schleier einer giftigen Atmosphäre und regelmäßig von heftigen Stürmen gepeitscht. Auch jetzt bauschten unheilvolle Böen gewaltige Staubwolken auf, die die Hügel herabbrandeten, über der Station zusammenschlugen und Sandkörner und kleine Steine gegen das Aussichtsfenster schleuderten. Die Besatzung von Sentinel nannte das scherzhaft »harten Regen«, wenn auch nur, um dem Gefühl der Trostlosigkeit entgegenzuwirken, das diese Stürme früher oder später in einem wachriefen. Der dunkle Himmel wurde größtenteils von dem brodelnden Gasriesen ausgefüllt, zu dem dieser Mond gehörte. An den langen Tagen, wenn der Trabant auf seiner Kreisbahn ins Licht der fernen gelben Sonne eintauchte, glühte die Oberfläche des Gasriesen so grell, dass die Fenster der Basis polarisiert werden mussten, um die Augen der menschlichen Besatzung zu schützen.

»Was sagen Sie, Sir?«, fragte der Droide.

Tarkin musterte seinen Holo-Doppelgänger, wobei er sich mehr auf die Änderungen an seiner Uniform als auf den Mann selbst konzentrierte – eine fünfzig Jahre alte Gestalt, so schlank, dass sie geradezu hager wirkte, ihr einst kastanienbraunes Haar von welligen grauen Strähnen durchzogen. Dieselben Gene, denen er seine scharfen blauen Augen und seinen schnellen Stoffwechsel verdankte, hatten ihn mit eingefallenen Wangen bedacht, die seinem Gesicht einen maskenhaften Zug gaben. Die schmale Nase wirkte aufgrund seines spitzen Haaransatzes – der seit dem Kriegsende noch spitzer geworden war – länger, als sie eigentlich war, und links und rechts seines Mundes hatten sich tiefe Falten in die Haut gegraben. Viele hätten sein Gesicht als ernst beschrieben, er selbst bevorzugte den Ausdruck nachdenklich oder vielleicht auch durchdringend. Und was seine Stimme anging, so erfüllte es ihn jedes Mal wieder mit Belustigung, wenn irgendjemand seinen arroganten Tonfall mit seiner Kindheit am Äußeren Rand und seinem Akzent in Verbindung brachte.

Tarkin drehte das glattrasierte Gesicht erst von einer Seite auf die andere, anschließend hob er das Kinn, verschränkte die Arme vor der Brust, faltete die Hände hinter dem Rücken und stellte sich breitbeinig hin, die Fäuste in die Hüften gestemmt, bevor er schließlich, zu seiner ganzen Größe aufgerichtet – die nur marginal über dem Durchschnitt seiner Spezies lag –, das Kinn auf die rechte Hand stützte. Es gab nur wenige Personen, vor denen er salutieren musste, aber es gab eine, vor der er sich zu verbeugen hatte, also tat er auch das, den Rücken gerade, den Oberkörper gerade so weit abgeknickt, dass es nicht kriecherisch wirkte.

»Entferne die Umschläge von den Stiefeln und mach die Absätze flacher«, wies er den Droiden an.

»Natürlich, Sir. Standardmäßige Duraniumspitze an den Zehen?«

Tarkin nickte.

Nachdem er aus dem Käfig roter Laserstrahlen getreten und von der Plattform heruntergestiegen war, ging er im Kreis um das Hologramm herum und musterte es abschätzend von allen Seiten. Während des Krieges hatte sich die Uniformtunika in geschlossenem Zustand auf einer Seite über die Brust und auf der anderen Seite über die Mitte des Trägers gespannt; heute waren die Linien vertikal, was Tarkin und seiner Vorliebe für Symmetrie mehr zusagte. Knapp unter der Schulter befanden sich flache Taschen für die kleinen Datenzylinder, welche kodierte Informationen über den Träger enthielten, außerdem war auf der linken Brust der Tunika eine Abzeichen-Plakette mit zwei Reihen farbiger Rechtecke angebracht.

Für Medaillen und Ordensbänder war weder an der Uniform noch im imperialen Militär Platz. Der Imperator hatte nichts übrig für übermäßigen Prunk und Gepränge; während andere Herrscher Gewänder aus der besten Synthseide gewählt hätten, hüllte er sich in eine Robe aus schwarzem Zeyd-Stoff, deren Kapuze oft sein Gesicht bedeckte – schlicht, simpel, asketisch.

»Entspricht das eher Ihrer Vorstellung?«, erkundigte sich der Droide, nachdem er die Stiefel des Hologramms durch sein Schuster-Programm abgeändert hatte.

»Besser«, nickte Tarkin. »Jetzt stört mich nur noch der Gürtel. Platziere eine Offiziersscheibe an der Schnalle und dazu passend eine an der Kommandokappe.« Er wollte gerade genauer ins Detail gehen, als eine Kindheitserinnerung seine Gedanken in eine andere Richtung lenkte und ihn amüsiert brummen ließ.

Er war damals elf gewesen und hatte sich auf seinen ersten Ausflug auf das Aasplateau vorbereitet. In der Annahme, es würde nur ein harmloses Abenteuer werden, hatte er eine Weste mit zahlreichen Taschen angezogen, die ihm perfekt für eine solche Gelegenheit erschien. Doch als er damit vor seinen Großonkel Jova getreten war, hatte der Alte breit gegrinst und ein kehliges Lachen ausgestoßen, halb wohlwollend, halb bedrohlich.

»Sobald erst Blut daran klebt, wird sie besser aussehen«, hatte er gesagt.

»Finden Sie etwas Belustigendes an der Uniform, Sir?«, fragte der Droide in einem Tonfall, der beinahe alarmiert klang.

Tarkin schüttelte den Kopf. »Nein.«

Nichts Belustigendes. Aber diese Anprobe hatte etwas Törichtes, und das wusste er. Sie war lediglich ein Versuch, seine Gedanken von den Verzögerungen beim Bau der Kampfstation abzulenken. Mehrere Lieferungen von Forschungszentren hatten verschoben werden müssen; der Asteroidenbergbau auf Geonosis hatte nur unbefriedigende Resultate erbracht; die Techniker und Wissenschaftler, die die Teilprojekte dieser Bauphase überwachten, hatten ihre Fristen nicht einhalten können; dann war da noch der Konvoi mit wichtigen Komponenten, der schon längst hätte eintreffen sollen …

Stille breitete sich in dem Raum aus, unterbrochen nur durch das Prasseln, als der Sturm erneut Sand gegen das Fenster schleuderte

Die Sentinel-Basis war ohne jeden Zweifel einer der wichtigsten Außenposten des Imperiums, dennoch konnte Tarkin nicht umhin, sich zu wundern, was sein Großonkel – der ihn einst gelehrt hatte, dass alles, was nicht der Mehrung des eigenen Ruhms diente, wertlos war – wohl davon halten würde, dass sein ehrgeizigster Großneffe Gefahr lief, als simpler Verwalter zu enden.

Sein Blick kehrte wieder zu dem Hologramm zurück, als er draußen auf dem Korridor hastige Schritte hörte.

Auf Tarkins »Herein« hin betrat sein blonder Adjutant den Raum und salutierte zackig.

»Eine Prioritätsnachricht von der Wächter-Station, Sir.«

Sein angespannter Gesichtsausdruck wischte das Stirnrunzeln von Wilhuffs Zügen. Die Wächter-Station befand sich von Sentinel aus gesehen kernwärts, in der Nähe des Planeten Pii; sie diente als Betankungsanlage für Versorgungsschiffe, die nach Geonosis weiterflogen, wo die Tiefenraum-Waffe zusammengebaut wurde.

»Ich werde keine weiteren Verzögerungen dulden«, begann Tarkin.

»Ich verstehe, Sir«, sagte sein Adjutant. »Aber hier geht es nicht um Lieferungen. Die Station meldet, dass sie angegriffen wird.«

2. Kapitel

Schlag gegen das Imperium

Die Tür zu Tarkins Quartier glitt mit einem Zischen zurück, und er marschierte auf den Gang hinaus, gekleidet in eine abgetragene Hose, schlecht sitzende Stiefel und einen leichten grünen Mantel, über seine Schultern geworfen. Sein Adjutant musste sich beeilen, um mit seinen entschlossenen Schritten mitzuhalten, und hinter ihnen war noch kurz die klagende Stimme des Protokolldroiden zu hören, bis die Tür sich wieder schloss und ihm das Wort abschnitt.

»Aber, Sir, die Anprobe!«

Ursprüngliche eine kleine, überfüllte Basis, erstreckte die Sentinel sich nun dank zahlreicher Zusatzmodule – teils vorgefertigt und von einem Sternzerstörer der Sieges-Klasse hier abgesetzt, teils vor Ort zusammengebaut – mehrere Kilometer in alle Richtungen. Die einzelnen Module wurden durch ein Labyrinth von Korridoren verbunden, deren Decken hinter unangenehm hellen Leuchtplatten, Lüftungsschächten, Feuerlöschröhren und Bündeln gewundener Kabel verborgen lagen. Alles machte einen improvisierten Eindruck, aber da dies Moff Wilhuff Tarkins Basis war, waren die beheizten Böden und Wände peinlich sauber, die Röhren und Kabel genau mit alphanumerischen Symbolen markiert und die Schächte und Leuchtplatten gründlich gewartet.

Die Filtersysteme waren praktisch im Dauereinsatz, um den abgestandenen Geruch und den Gestank von Ozon aus der wiederaufbereiteten Luft zu eliminieren. Die Korridore wurden nicht nur von Technikern und jungen Offizieren bevölkert, sondern auch von Droiden aller Größen und Formen, die einander zuzwitscherten, -piepsten und -zirpten, als ihre optischen Sensoren die Weite und Geschwindigkeit von Tarkins entschlossenen Schritten abmaßen, um ihm noch rechtzeitig aus dem Weg zu gehen, zu rollen oder zu schweben. Das Heulen von Signaltönen und Plärren von Durchsagen, die dieses oder jenes Besatzungsmitglied an seine Station riefen, machten es eigentlich schon schwer genug, konzentriert nachzudenken, und in Tarkins Fall kam der ständige Fluss von Updates hinzu, die er über einen Knopf in seinem Ohr erhielt. Dennoch gelang es ihm, sich gleichzeitig durch das winzige Kehlkopfmikrofon mit der Kommandozentrale von Sentinel zu unterhalten.

Er schob den Audioknopf tiefer in sein Ohr, während er ein kuppelförmiges Modul durchquerte, und ein Blick durch das Oberlicht zeigte ihm, dass der Sturm nun mit ganzer Gewalt an der Station rüttelte. Jenseits der Kuppel marschierte er durch die Gasse, die Besatzungsmitglieder und Droiden bereitwillig für ihn freimachten, und bog dann nach rechts in einen kurzen Korridor ab. Die Türen an dessen Ende glitten auf, als Tarkin näher kam, und dahinter blickten ihm weitere Gesichter entgegen: Offiziere, Soldaten, Kommunikationstechniker – viele von ihnen waren noch sehr jung, mit kurz geschorenem Haar, und alle waren sie Menschen. Er nickte einigen der Männer zu, und sie fielen ohne Zögern hinter ihm in Schritt; auf diese Weise schlossen sich der Prozession an den nächsten Kreuzungen weitere Uniformierte an, und als Tarkin schließlich die Kommandozentrale betrat, sah es beinahe aus, als würde er eine Parade anführen.

Auf seine Anweisung hin war der rechteckige Raum der Brücke eines Sternzerstörers der Imperium-Klasse nachempfunden worden, mit tiefer gelegenen Arbeitsgruben links und rechts, und die Männer, die er hinter sich versammelt hatte, eilten hastig an ihre Konsolen, während die Techniker, die gerade Dienst hatten, von ihren Sesseln aufsprangen, um Tarkin zu salutieren. Er bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, wieder an die Arbeit zu gehen, dann trat er in die Mitte des Raumes, von wo aus er die Holo-Bilder, Sensordisplays und Authentikator-Anzeigen auf beiden Seiten gut im Blick hatte. Allein den Holo-Projektortisch zu seiner Linken konnte er nicht gut einsehen, da sich Commander Cassel, der Leiter der Basis, davor aufgebaut hatte. Die zuckenden, grobkörnigen Bilder, die sich über die breiten Schultern und dunklen Haare des Mannes hinweg erkennen ließen, reichten jedoch, um Tarkin einen Eindruck antiker Sternjäger zu vermitteln, die sich im Angriffsanflug auf die glänzende Oberfläche der Wächter-Station abwechselten, während die Laserbatterien der Station ihnen Salven grüner Energiestrahlen entgegenschickten. Auf einem anderen Holovid, dessen Qualität sogar noch schlechter war, sah Tarkin zahlreiche geonosianische Arbeiter, die panisch mit ihren Insektenflügeln schlugen, während sie in einem der Sternjäger-Hangars der Station nach Deckung suchten. Eine verzerrte Stimme drang durch die Lautsprecher an der Wand der Kommandozentrale.

»Unsere Schilde sind bereits runter auf vierzig Prozent, Sentinel … Sie stören unsere Übertrag … Kommunikation mit der Brentaal ist abgebrochen … Erbitten sofortige … Sentinel. Ich wiederhole: Wir erbitten sofortige Verstärkung.«

Skeptisch legte Tarkin die Stirn in Falten. »Ein Überraschungsangriff? Unmöglich.«

»Die Wächter-Station meldet, dass das Angriffsschiff beim Eintritt in das System einen gültigen HoloNetz-Code übermittelt hat«, erklärte Cassel. »Wächter-Station, können Sie den Kommverkehr dieser Sternjäger abhören?«

»Negativ, Sentinel«, lautete die Antwort, die nach einer kurzen Pause den Raum erfüllte. »Sie blockieren unser Signalnetz.«

Cassel blickte über die Schulter zu Tarkin und machte Anstalten, seine Position am Holo-Tisch zu räumen, aber der Moff bedeutete ihm mit einer Geste, an seinem Platz zu bleiben. »Können wir das Bild stabilisieren?«, fragte er den Techniker, der an den Kontrollen des Projektors saß.

»Es tut mir leid, Sir«, antwortete der Mann. »Die Verbindung wird offenbar am anderen Ende gestört. Die Signalstärke zu erhöhen würde es nur schlimmer machen. Ich konnte noch nicht ermitteln, ob die Wächter-Station bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet hat.«

Tarkin blickte sich in der Kommandozentrale um. »Und an diesem Ende der Verbindung?«

»Die HoloNetz-Relaisstation funktioniert fehlerfrei«, erklärte der Techniker an der Kommkonsole.

»Es regnet eben, Sir«, warf ein anderer Uniformierter ein, was auf den Plätzen ringsum gutmütiges Lachen nach sich zog. Selbst Tarkin lächelte, wenn auch nur kurz.

»Mit wem reden wir?«, fragte er Cassel.

»Ein Lieutenant Thon«, meldete der Commander. »Er ist erst seit drei Monaten auf der Station, aber er folgt dem Protokoll und sendet auf der verschlüsselten Frequenz.«

Tarkin verschränkte die Hände hinter dem Rücken und drehte sich zu dem Techniker am Authentikator herum. »Haben wir in den Akten ein Bild von unserem Lieutenant Thon?«

»Auf dem Schirm, Sir«, ereiferte sich der Imperiale, wobei er einen Schalter umlegte und das Bild auf einen der Hauptmonitore legte.

Tarkin musterte das Gesicht mit dem sandfarbenen Haar und den abstehenden Ohren. Thon sah genauso unerfahren aus, wie er klang – vermutlich war er frisch von einer der Akademien hierher geschickt worden. Wilhuff stieg in die Grube auf der linken Seite hinab und gesellte sich zu Cassel an den Holo-Projektortisch, um die Angriffsflüge der Sternjäger genauer in Augenschein zu nehmen, soweit die Balken statischen Rauschens, die durch das flackernde Holovid wanderten, dies zuließen. Die Schilde der Wächter-Station absorbierten zwar einen Großteil des Beschusses, aber immer wieder hatte eine der Kampfmaschinen Erfolg, und eine weißglühende Explosion barst aus einem der Tiefenraumdocks der Anlage.

»Das sind Tikiars und Kopfjäger«, stellte Tarkin überrascht fest.

»Modifizierte Modelle«, informierte ihn Cassel. »Primitive Hyperantriebe und verbesserte Waffensysteme.«

Der Moff kniff die Augen zusammen. »Da sind Markierungen auf den Leitwerken.« Er richtete den Blick in Richtung der Authentikator-Konsole. »Lassen Sie diese Symbole durch die Datenbank laufen. Vielleicht finden wir so heraus, mit wem wir es zu tun haben.«

Anschließend drehte er sich wieder zu Cassel herum. »Sind sie von dem Angriffsschiff gestartet oder separat im System angekommen?«

»Das Schiff hat sie abgesetzt«, antwortete der Commander.

Diesmal wandte Tarkin sich nicht um, als er fragte: »Hat dieser Thon uns ein Holovid oder Koordinaten zu diesem Angriffsschiff übermittelt?«

»Ein Holovid«, bestätigte jemand. »Aber es ist nur kurz zu sehen.«

»Spielen Sie es ab«, befahl der Moff.

Eine weitere Darstellung erschien über dem Holo-Tisch: das verschwommene, blau eingefärbte Bild eines Raumschiffs mit Hecküberhang und mittschiffs gelegenem, rundem Kontrollmodul. Die glatte, nach unten geneigte Hülle erinnerten an ein Geschöpf aus den Tiefen des Meeres. Tarkin ging um den Tisch herum und betrachtete das Hologramm kritisch.

»Was ist das?«

»Es scheint aus allen möglichen Komponenten zusammengebastelt zu sein, Sir«, erklärte jemand. »Das meiste davon aus der Separatisten-Ära. Die zentrale Sphäre sieht aus wie eine der alten Droiden-Kontrollstationen der Handelsföderation, und die gesamte vordere Sektion könnte von einem Zerstörer der Handelsgilde stammen. Die IFF-Module wiederum passen zu einem KUS-Kriegsschiff der Providence-, Recusant- und Munificent-Klasse.«

»Vielleicht Piraten?«, mutmaßte Cassel. »Freibeuter?«

»Haben sie Forderungen gestellt?«, wollte Tarkin wissen.

»Noch nicht.« Cassel hielt einen Moment lang inne. »Aufständische?«

»Wir haben keine Daten über die Markierungen auf den Leitwerken, Sir«, meldete einer der Techniker.

Tarkin nahm das Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger, sagte aber nichts, ging nur weiter um das Hologramm herum. Eine Störung im unteren, linken Teil des Bildes hatte seine Aufmerksamkeit erregt. »Was war das?«, sagte er und blieb stehen. »Am unteren … Da, schon wieder.« Er zählte lautlos die Sekunden mit, und als er bei zehn angelangt war, richtete er den Blick wieder auf diesen Abschnitt des Hologramms. »Und noch einmal!« Er winkte einem der Techniker zu. »Spielen Sie es noch mal ab, mit halber Geschwindigkeit.«

Seine Augen blieben fest auf den unteren, linken Quadranten gerichtet, als das Holovid an den Anfang zurücksprang, und er begann erneut zu zählen. »Jetzt«, sagte er, einen Sekundenbruchteil bevor die Störung das Bild verzerrte. Und auch beim nächsten Mal: »Jetzt.«

Überall im Kontrollraum wurden Stühle in seine Richtung herumgedreht. »Chiffrierungsinterferenzen?«, schlug einer der Männer vor.

»Ionisierungseffekt«, sagte ein anderer.

Tarkin hob die Hand, um die Spekulationen zu unterbinden. »Das ist keine Fragerunde, meine Herren.«

»Eine Art Intervallstörung«, brummte Cassel.

»Das auf jeden Fall.« Wilhuff betrachtete die Aufzeichnung, während sie ein drittes Mal abgespielt wurde, dann ging er zur Kommunikationsstation hinüber. »Sagen Sie Lieutenant Thon, er soll sich zeigen.«

»Sir?«

»Er soll die Kamera auf sich selbst richten.«

Der Techniker übermittelte die Nachricht, woraufhin Thons Stimme über die Lautsprecher erklang. »Sentinel, ich wurde noch nie um so etwas gebeten, aber falls es nötig ist, um einen Rettungseinsatz zu rechtfertigen, dann komme ich Ihrem Wunsch nur zu gerne nach.«

Alle Anwesenden drehten den Kopf in Richtung Holo-Tisch, wo wenige Sekunden später das Abbild von Lieutenant Thon Gestalt annahm.

»Übereinstimmung mit dem Bild aus seiner Akte, Sir«, erklärte einer der Techniker.

Tarkin nickte und beugte sich zu einem der Mikrofone vor. »Halten Sie durch, Wächter-Station, Verstärkung ist unterwegs.« Er studierte weiterhin das Holovid und zählte im Stillen die Sekunden. Doch dann, einen Augenblick bevor die nächste Störung hätte auftreten sollen, löste sich das Bild unvermittelt auf.

»Was ist passiert?«, fragte Cassel.

»Ich arbeite daran, Sir«, sagte der zuständige Techniker.

Tarkin unterdrückte ein wissendes Lächeln und blickte stattdessen über die rechte Schulter. »Haben Sie versucht, einen sicheren Kanal zur Wächter-Station zu öffnen?«

»Wir haben es versucht, Sir«, antwortete der Kommoffizier. »Aber das Signal wurde gestört.«

Der Moff wandte sich wieder der Kommunikationsstation zu. »Wie viele Schiffe haben wir in der Luft?«

»Der Orbit ist fast leer, Sir.« Der Kommoffizier deutete auf einen Bildschirm. »Wir haben die Salliche, die Fremond und die Elektrum.«

Tarkin wägte seine Optionen ab. Die Kerngesandter, ein Sternzerstörer der Imperium-Klasse, und die meisten anderen Großkampfschiffe eskortierten gerade Versorgungskonvois nach Geonosis; was ihnen blieb, war also eine Fregatte und ein Schlepper – beide im Orbit geparkt und nur mit einer Rumpfmannschaft an Bord – und natürlich die offensichtliche Wahl für einen Rettungseinsatz: die Elektrum, ein Sternzerstörer der Venator-Klasse, quasi eine Leihgabe des Raumdocks bei Ryloth.

»Kontaktieren Sie Captain Burque«, befahl er schließlich.

»Ist bereits am Komm, Sir«, erwiderte der Offizier.

Ein Abbild im Maßstab eins zu vier erschien über dem Holo-Projektor: Burque war hochgewachsen und schlaksig, sein kräftiger Kiefer eingefasst von einem sorgsam gestutzten braunen Bart. »Gouverneur Tarkin«, sagte er und salutierte.

»Sind Sie über die Ereignisse bei der Wächter-Station auf dem Laufenden, Captain Burque?«

»Das sind wir, Sir. Die Elektrum ist bereit, auf Ihren Befehl hin zur Station zu springen.«

Wilhuff nickte. »Behalten Sie diese Hyperraumkoordinaten im Navicomputer, Captain, aber zunächst möchte ich, dass Sie einen Mikrosprung ans randwärtige Ende dieses Systems machen. Haben Sie verstanden?«

Burque runzelte verwirrt die Stirn, aber er sagte: »Verstanden, Sir.«

»Dort werden Sie warten, bis Sie weitere Befehle erhalten.«

»Sollen wir uns Deckung suchen und tarnen?«

»Ich schätze, das wird keine Rolle spielen, Captain, aber falls Sie etwas finden, wohinter Sie sich verbergen können, dann nur zu.«

»Verzeihen Sie die Frage, Sir, aber sollen wir mit Problemen rechnen?«

»Damit sollte man immer rechnen, Captain«, erklärte Tarkin knapp.

Das Hologramm verschwand, und kurz legte sich eine gespenstische Stille über die Kommandozentrale, unterbrochen nur durch die Geräusche der Sensoren und Scanner und die Meldung des Kommoffiziers, dass die Elektrum in den Hyperraum gesprungen war. Diese Stille wurde immer drückender, bis schließlich ein lang gezogener Warnton erklang. Sämtliche Techniker zuckten zusammen, und der Mann an der Station zur Gefahreneinschätzung setzte sich kerzengerade auf.

»Sir, die Sensoren erfassen ungewöhnliche Werte und Cronau-Strahlung in der roten Zone …«

»Sprungsignatur!«, fuhr ein anderer Techniker dazwischen. »Da ist gerade etwas aus dem Hyperraum aufgetaucht, Sir – etwas Großes. Neunhundertzwanzig Meter lang, zwölf Turbolaserbatterien, zehn defensive Ionen-Kanonen, sechs Protonentorpedo-Röhren. Ist auf unserer Seite des Planeten aufgetaucht. Entfernung … zweihunderttausend Kilometer und näher kommend.« Er ließ hörbar den Atem entweichen. »Zum Glück haben Sie die Elektrum fortgeschickt, andernfalls wäre sie bereits in Fetzen geschossen.«

Der Techniker an der benachbarten Station ergriff das Wort. »Feuerprogramme der Verteidigungsanlagen werden hochgefahren, Sir.«

»Laut IFF ist es derselbe Träger, der die Wächter-Station angegriffen hat«, meldete der andere Offizier. »Ist er hierher gesprungen?«

»Sofern er überhaupt bei der Wächter-Station war«, murmelte Tarkin, mehr an sich selbst als an die anderen gerichtet.

»Sir?«

Er streifte den Mantel ab und legte ihn über eine Sessellehne, dann trat er an den Holo-Projektor. »Werfen wir mal einen Blick darauf.«

Falls das Schiff nicht dasselbe war, das angeblich die Wächter-Station angegriffen hatte, dann musste es sein Zwilling sein.

»Sir, wir erfassen mehrere Startsignaturen von dem Träger …« Der Techniker unterbrach sich, um sicherzugehen, dass er die Daten auch richtig interpretierte. »Sir, es sind Droidenjäger! Tri-Jäger, Geier-Klasse-Sternjäger – die gesamte Separatisten-Palette.«

»Interessant«, bemerkte Tarkin mit ruhiger Stimme, eine Hand unter dem Kinn, die Augen weiter auf das Hologramm gerichtet. »Commander Cassel, informieren Sie die Generatorstation, dass sie mehr Energie in die Schilde leiten sollen. Waffenstation: Gegenmaßnahmen einleiten.«

»Sir, ist das ein nicht angemeldeter Bereitschaftstest?«, fragte jemand.

»Wohl eher ein Haufen von Separatisten, die nicht mitbekommen haben, dass der Krieg vorbei ist«, brummte ein anderer Techniker.

Vielleicht war das wirklich die Erklärung, überlegte Wilhuff. Das Imperium hatte die meisten Großkampfschiffe zerstört, die für die Konföderation Unabhängiger Systeme produziert oder von ihnen benutzt worden waren, und es war Jahre her, seit jemand zum letzten Mal Droidenjäger gesehen hatte. Aber es war noch deutlich länger her, seit Tarkin eine HoloNetz-Manipulation der Größenordnung erlebt hatte, wie sie nun gegen die Sentinel-Basis eingesetzt wurde.

Er wandte sich von dem Holo-Tisch ab. »Scannen Sie den Träger auf Lebensformen, für den Fall, dass wir es hier mit einem lebenden Gegenspieler zu tun haben und nicht nur mit einem Droiden-Kontrollcomputer.« Sein Blick wanderte weiter zum Kommoffizier. »Irgendeine Meldung von der Wächter-Station auf einem anderen Kanal?«

Der Mann schüttelte den Kopf. »Noch immer nichts, Sir.«

»Es befinden sich dreißig Lebensformen an Bord des Schiffes«, meldete ein Techniker auf der anderen Seite des Raumes. »Außerdem wird es manuell gesteuert, nicht computerkontrolliert.«

Von der Gefahreneinschätzungs-Konsole erklang eine weitere Stimme. »Sir, die Droidenjäger nähern sich unserer Verteidigungslinie.«

Und was für eine schwache Linie das war, dachte Tarkin.

»Alarmieren Sie die Artilleriemannschaften. Sie sollen die Feuerprogramme ignorieren und nach eigenem Ermessen den Feind unter Beschuss nehmen.« Tarkin wirbelte auf dem Absatz zum Holo-Tisch herum. Ein kurzer Blick zeigte ihm, dass die Sentinel-Basis in derselben Situation war wie zuvor anscheinend die Wächter-Station – mit einem Unterschied: Jetzt waren die Schiffe und die Holo-Bilder echt.

»Informieren Sie Captain Burque, dass er zurückspringen soll.«

»Die Tri-Jäger lösen sich aus ihrer Formation und beginnen mit Angriffsflügen.« Die fernen Explosionen und die donnernde Antwort der Artilleriegeschütze war selbst in der Kommandozentrale noch zu hören, und Schockwellen vibrierten durch den Boden. Staub rieselte von den Röhren und Kabeln an der Decke herab. Kurz flackerte das Licht. Tarkin war jedoch ganz auf die Holovids konzentriert. Die Droidenjäger waren zwar extrem wendig, aber zu schlecht gepanzert, um gegen die durchschlagskräftigen Geschütze der Basis bestehen zu können. Feuerbälle erhellten den sturmgepeitschten Himmel des Mondes wie Stroboskopleuchten, als die kammgekrönten Tri-Jäger und rekonfigurierbaren Geier-Kampfflieger einer nach dem anderen explodierten. Ein paar schafften es bis an den Rand des halbkreisförmigen Defensivschildes um die Sentinel-Basis, nur um dort vernichtet zu werden und als flammenzüngelnde Wracks auf die Oberfläche zu stürzen.

»Sie drehen ab«, meldete ein Techniker. »Unsere Lasergeschütze jagen sie zurück in den Orbit.«

»Und der Träger?«, fragte Tarkin.

»Hat gewendet und beschleunigt, Sir. Entfernung jetzt: dreihunderttausend Kilometer. Waffensysteme sind inaktiv.«

»Sir, die Elektrum ist in den Normalraum zurückgefallen.«

Tarkin lächelte schmal. »Dann informieren Sie Captain Burque, dass seine TIE-Piloten aus einer Vielzahl von Zielen wählen können.«

»Captain Burque per Komm, Sir.«

Der Moff ging zur Kommstation, wo das Holo-Abbild des Schiffskommandanten wieder über dem Projektor hing.

»Ich nehme an, das sind die Probleme, die Sie erwartet haben, Gouverneur.«

»Um die Wahrheit zu sagen, Captain, habe ich mit fast allem gerechnet, was bislang geschehen ist. Ich möchte Sie auffordern, den Träger nach Möglichkeit nicht zu zerstören, sondern nur fluchtunfähig zu machen. Zweifelsohne könnte uns ein Verhör der Besatzung nützliche Informationen liefern.«

»Ich werde so behutsam sein, wie ich nur kann, Gouverneur.«

Tarkin kehrte gerade rechtzeitig zum Holo-Tisch zurück, um zu sehen, wie mehrere Staffeln der neuen Kugelcockpit-TIE-Jäger aus der bauchseitigen Hangarbucht des Sternzerstörers starteten.

»Sir, ich habe Commander Jae von der Wächter-Station erreicht. Nur Stimmübertragung.«

Tarkin bedeutete dem Techniker mit einer Geste, Jae durchzustellen.

»Gouverneur, welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen?«, fragte die Stationskommandantin.

Wilhuff baute sich neben einem der Mikrofone der Kommandozentrale auf. »Ist alles in Ordnung bei Ihnen, Lin?«

»Jetzt: ja«, antwortete Jae. »Kurzzeitig war unser HoloNetz-Relais ausgefallen, aber inzwischen funktioniert es wieder fehlerfrei. Ich habe eine Reparaturmannschaft losgeschickt, um herauszufinden, wo der Fehler lag. Sie haben mein Wort, Gouverneur, diese Panne wird keinerlei Einfluss auf den Zeitplan der Versorgungslieferungen …«

»Ich bezweifle, dass Ihre Leute Hinweise auf eine Fehlfunktion finden werden«, erklärte Tarkin.

Anstatt nachzuhaken, zögerte Jae kurz, dann fragte sie: »Ist bei Ihnen alles in Ordnung, Gouverneur?«

»Um genau zu sein, werden wir gerade angegriffen.«

»Was?«, schnappte die Stationskommandantin erschrocken.

»Ich werde es Ihnen beizeiten erklären, Lin. Aber im Augenblick bin ich anderweitig beschäftigt.«

Er hatte dem Holo-Projektortisch den Rücken zugewandt und konnte daher nicht sehen, was den Technikern ein lautes Keuchen entlockte; als er herumwirbelte, konnte er nur noch feststellen, dass das Schlachtschiff verschwunden war.

»Es ist auf Lichtgeschwindigkeit gesprungen, bevor die Elektrum es außer Gefecht setzen konnte«, informierte ihn Cassel.

Enttäuschung zog Tarkins Mundwinkel nach unten. Nun, da der Träger das Weite gesucht hatte, verwandelte sich der kontrollierte Flug der Droidenjäger in ein chaotisches Trudeln, und sie wurden zu einer noch leichteren Beute für die TIEs. In rascher Folge glühten mehrere Explosionen am Rand des Holo-Erfassungsbereiches auf.

»Lassen Sie alle Trümmer einsammeln, die nicht bis zur Unkenntlichkeit beschädigt wurden«, wies Tarkin Burque an, »und bringen Sie sie anschließend her, damit wir sie analysieren können. Nehmen Sie auch ein paar intakte Droidenjäger in Schlepp. Aber seien Sie vorsichtig; sie mögen die Verbindung zu ihrem Kontrollschiff verloren haben, aber es könnte sein, dass sie mit einem Selbstzerstörungsmechanismus versehen wurden.«

Der Captain bestätigte den Befehl, und sein Hologramm löste sich auf.

Tarkin wandte sich zu Cassel um. »Heben Sie die Gefahrenstufe auf und geben Sie Entwarnung. Ein Forensikteam soll sich bereit machen, die Droiden zu untersuchen. Ich bezweifle, dass wir viel erfahren werden, aber vielleicht können wir zumindest die Herkunft des Trägers ermitteln.« Nach einem Moment nachdenklicher Stille schob er nach: »Schreiben Sie einen Bericht für Coruscant und schicken Sie ihn in mein Quartier, damit ich meine persönlichen Notizen anfügen kann.«

»Natürlich, Sir«, nickte Cassel.

Ein Techniker reichte Tarkin seinen Mantel, und er war bereits auf dem Weg zur Tür, als hinter ihm plötzlich eine Stimme erklang.

»Sir, dürfte ich eine Frage stellen?«

Er blieb stehen und drehte sich um. »Nur zu.«

»Woher wussten Sie es, Sir?«

»Woher wusste ich was, Corporal?«

Der junge braunhaarige Techniker kaute auf seiner Unterlippe herum, bevor er fortfuhr: »Dass die Holo-Übertragung von der Wächter-Station nicht echt war, Sir.«

Tarkin musterte den Mann von Kopf bis Fuß. »Was denken Sie? Können Sie mir eine eigene Erklärung bieten?«

»In der Aufzeichnung … diese regelmäßige Störung, die Ihnen aufgefallen ist. Sie hat Ihnen verraten, dass jemand eine falsche Echtzeit-Übertragung in unser lokales HoloNetz-Relais gespeist hat.«

Tarkin schmunzelte. »Studieren Sie dieses Signal. Sie alle. Lernen Sie, es zu entdecken. Unsere unbekannten Gegenspieler beherrschen augenscheinlich die Kunst der Täuschung. Ich bin sicher, sie haben noch mehr Überraschungen für uns parat.«

3. Kapitel

Kalte Fährte

Tarkin schritt vor einer Trennwand im Wartungshangar von Sentinel auf und ab. Der Sturm war vorübergezogen, und in der Basis hatte wieder Normalität Einzug gehalten, aber viele der Soldaten und Techniker waren noch immer beunruhigt, dass man sie angegriffen hatte. Für die Jüngsten von ihnen, Rekruten und Freiwillige, war dies die erste Kampfhandlung gewesen, die sie je miterlebt hatten.

Auf der anderen Seite der gewaltigen Transparistahlscheiben, die in die Trennwand eingelassen waren, untersuchten mehrere Forensiker in Schutzanzügen drei Droidensternjäger, die in wiegenartigen Halterungen auf Hebebühnen fixiert waren, während weitere Techniker und Experten im Hintergrund Haufen geschwärzter Metalltrümmer unter die Lupe nahmen. Der Gestank von Schmiermitteln und verschmortem Metall hing in der Luft, und der Lärm, den die Verladeroboter machten, als sie immer neuen Schrott hereintrugen, war ohrenbetäubend. Tarkins Verdacht, dass die Droiden sich in tickende Bomben verwandeln könnten, nachdem ihr Kontakt zum zentralen Kontrollcomputer des Trägers abgebrochen war, hatte sich bewahrheitet, aber Captain Burques Bergungsteam war es gelungen, einen Droiden zu finden, dessen Selbstzerstörungsmechanismus während des Kampfs beschädigt worden war.

In seiner Läufer-Konfiguration, aufgerichtet und mit geteilten Flügeln, erinnerte die dreieinhalb Meter lange Maschine weniger an ihren Namensvetter, den Aasvogel, sondern eher an einen riesigen Vierbeiner mit Pferdekopf. Und seine Autopsie wirkte eher wie eine grausame Folter: Das zentrale Gehäuse war aufgeklappt, das Computergehirn darunter bloßgelegt und an zahlreiche Instrumente angeschlossen. Die beiden anderen Einheiten, die sie intakt geborgen hatten – dreiarmige Jagdmaschinen, ihr Aussehen stark von der Spezies beeinflusst, die sie hergestellt hatte –, hingen gleichsam leblos und mit Sonden und Dioden gespickt von den Hebebühnen.

Tarkin hatte aufgegeben zu zählen, wie oft er schon vor der Trennwand auf und ab gestapft war, als sich schließlich die Dekontaminationsschleuse öffnete und ein Techniker hindurchtrat. Er nahm den Helm seines Strahlungsschutzanzuges ab, zog einen ellbogenlangen Sicherheitshandschuh vom Arm und wischte sich dann mit der nackten Hand den Schweiß von seinem Gesicht und seiner hohen Stirn.

Wilhuff kam ihm ungeduldig entgegen. »Was haben Sie herausgefunden?«

»Nicht so viel, wie ich gehofft hatte, Sir«, erwiderte der Mann. »Die Analyse der Daten aus der Kommandozentrale hat bestätigt, dass es sich bei dem Mutterschiff um eine kleinere Version eines Schlachtträgers der Providence-Klasse handelte, modifiziert mit Modulen aus KUS-Fregatten und Zerstörern. Schiffe dieser Sorte waren während des Krieges berüchtigt, weil sie Funksignale störten und HoloNetz-Relais abschossen. Ein Teil des Sensorturms, der sich im Gegensatz zur normalen Bauweise der Separatisten nicht achtern, sondern am Bug befand, scheint vom Kreuzer Klare Stimme zu stammen, der bei Quell, Ryloth und in einigen anderen umkämpften Systemen zum Einsatz kam.«

Tarkin runzelte die Stirn. »Es fällt mir schwer zu glauben, dass die Konfiszierungsteams des Imperiums nach dem Krieg ein so berühmtes Schiff übersehen haben.«

»Haben sie auch nicht, Sir. Die Aufzeichnungen zeigen, dass die Klare Stimme vor vier Jahren eingezogen und bei der Raumwerft von Bilbringi auseinandergenommen wurde.«

Der Moff dachte kurz über diese Worte nach. »Mit anderen Worten, einige Komponenten des Schiffes wurden gestohlen.«

»Gestohlen, verloren, verkauft – das lässt sich heute nicht mehr feststellen. Andere Teile des Trägers stammen vermutlich von der Unbesiegbar.«

Tarkin versuchte nicht einmal, seine Überraschung zu verbergen. »Das war das Schiff von Separatisten-General Trench. Es wurde während der Schlacht um Christophsis zerstört.«

»Wohl nur teilweise, Sir. Das Schiff war modular aufgebaut, und die Module, die nicht vernichtet wurden, müssen von irgendjemandem geborgen worden sein. Die Ersatzteilhändler am Äußeren Rand kaufen so gut wie alles auf, es ist also durchaus vorstellbar, dass diese Module im Tion-Sternhaufen oder einem vergleichbaren Ort endeten.« Der Techniker streifte nun auch seinen zweiten Handschuh ab und fuhr sich erneut über das verschwitzte Gesicht. »Die Scanner haben dreißig Lebensformen an Bord des Schiffes ausgemacht – eine Besatzung von Menschen und Menschenähnlichen. Die Zerstörer der Providence-Klasse wurden zwar meistens von einer lebendigen Besatzung kontrolliert, aber bei einem Schiff dieser Größe reichen dreißig Personen nicht einmal für eine Rumpfmannschaft. Die Separatisten haben bisweilen Kampfdroiden und OOM-Piloten niedere Aufgaben an Bord übertragen, und ich vermute, dass sich unsere unangemeldeten Besucher derselben Methode bedienen, denn wer immer dieses Ding zusammengebaut hat, er hat es mit einem rudimentären Droiden-Kontrollcomputer ausgerüstet – vermutlich eine übrig gebliebene Komponente, wie sie auf der Lucrehulk-Klasse der Handelsföderation zum Einsatz kam.«

»Wenn wir jetzt noch wüssten, wer diese Wesen sind.«

»Die Klare Stimme wurde von den Quarren des Freiwilligen Dac-Ingenieurskorps gebaut – sehr zum Missfallen der Mon Calamari, die denselben Planeten bewohnen wie die Quarren. Wir überprüfen gerade, ob die ehemaligen Mitglieder des FDI oder ihre früheren Partner, die Pammant-Docks, bei der Konstruktion dieses neuen Schiffes die Finger im Spiel hatten. In letzter Zeit taucht immer wieder Technologie der Handelsföderation und der Separatisten im Korporationssektor auf, wir können also auch nicht ausschließen, dass das Schiff dort hergestellt wurde. Die Kopfjäger-Kampfmaschinen aus dem Holovid könnten von überallher stammen; Tikiar-Jäger werden im Senex produziert, aber sie sind auch in diesem Sektor des Randes keine Seltenheit.«

Tarkin nickte und deutete auf den Bereich jenseits der Transparistahlscheiben. »Was ist mit den Droiden?«

Sein Gegenüber blickte durch das Fenster. »An den Geiern wurden nur wenige Veränderungen vorgenommen. Original Versorgungssysteme, original Waffensysteme. Die alphanumerischen Kennzeichen lassen darauf schließen, dass sie einmal zu einem Grievous-Legion genannten Kampfverband der Konföderation gehörten.«

»Und auch sie haben irgendwie ihren Weg auf den Schwarzmarkt gefunden …«

»So sieht es aus, Sir.«

Tarkin ging langsam an der Trennwand entlang. »Die Tri-Jäger?«

»An denen ist nichts Außergewöhnliches. Und leider gibt es auch keinen Hinweis auf ihre Herkunft. Zumindest haben wir noch keinen gefunden.«

Der Moff atmete geräuschvoll durch die Nase aus. »Konnten Sie irgendwelche Daten bergen, die Aufschluss darüber geben können, woher der Träger kam?«

Der Techniker schüttelte den Kopf. »Negativ, Sir. Sprunginformationen werden nicht in den Speichermodulen der Droiden abgespeichert.«

»Also schön«, sagte Tarkin nach einer kurzen Pause. »Fahren Sie mit der Analyse fort. Ich möchte, dass jede Naht und jedes Gewinde überprüft wird.«

»Jawohl, Sir.« Der Techniker stülpte den Helm über seinen Kopf, schlüpfte in seine langen Handschuhe und verschwand wieder in der Schleuse.

Tarkin blickte ihm noch kurz nach, dann begann er wieder, auf und ab zu gehen, wobei er den Überfall auf die Basis in Gedanken noch einmal Revue passieren ließ.

Es war nichts Neues, dass Piraten und Aufrührer imperiale Einrichtungen angriffen, aber meist schlugen sie dabei kurz zu und flohen dann hastig; außerdem hatte es einen solchen Zwischenfall noch nie in der Nähe des schwer bewachten Geonosis gegeben. Dann war da noch die manipulierte Echtzeitübertragung, deren Ziel es offensichtlich gewesen war, die Verteidigungsschiffe von Sentinel zur Wächter-Station zu locken, damit die Mondbasis verwundbarer wäre. Dennoch schien es Tarkin, als wäre der Angriff von Anfang an als Selbstmordkommando geplant gewesen. Selbst falls er auf den Notruf hereingefallen wäre und die Hälfte seiner Flotte mitsamt der Elektrum losgeschickt hätte – selbst dann hätten die Energieschilde und Lasergeschütze der Basis ausgereicht, jegliche Attacken abzuwehren, erst recht, wenn sie von Droiden ausgeführt wurden. Das Schlachtschiff aus dem Holovid, welches die Angreifer durch das örtliche HoloNetz-Relais übertragen hatten, war über der Sentinel aufgetaucht, aber wo waren die modifizierten Sternjäger aus der Aufzeichnung? Diese Maschinen waren augenscheinlich von lebendigen Piloten gesteuert worden. Und apropos lebendige Wesen: Warum hatte die Besatzung des Trägers nicht das Arsenal ihres Schiffes eingesetzt – oder das Schiff selbst in eine Bombe verwandelt, falls die Zerstörung der Basis ihr Ziel war? Dazu hätten sie nur in unmittelbarer Nähe des Mondes aus dem Hyperraum springen müssen. Es hatte schon solche Zwischenfälle gegeben, die meisten davon Unfälle, und sie hatten gewaltige Bereiche verwüstet. In jedem Fall wäre es mehr als ausreichend gewesen, Sentinel dem Erdboden gleichzumachen.

Gleichsam beunruhigend war die Frage, woher die Angreifer von Lieutenant Thon gewusst hatten, dessen Versetzung zur Wächter-Station eigentlich streng geheim gewesen war. Wer immer hinter dem gefälschten Holovid steckte, er hatte ein Echtzeit-Hologramm des jungen Offiziers in petto gehabt, als Tarkin verlangte, dass Thon sich zeigen sollte. War der Lieutenant in die Verschwörung verstrickt, oder hatten die Angreifer lediglich Videomaterial von ihm, vielleicht aus einer privaten HoloNetz-Nachricht oder von einer anderen Quelle?

Es war besorgniserregend, dass die Position der Sentinel-Basis und der Wächter-Station augenscheinlich nicht länger geheim waren, aber was Wilhuff im Moment größeres Kopfzerbrechen bereitete, war der Umstand, dass der Überfall keinen Sinn ergeben wollte. Was hätten sich Piraten oder Freibeuter – oder politische Dissidenten – schon von einem zum Scheitern verdammten Drohnenüberfall erhoffen können?

Ging es hier vielleicht um etwas anderes? Um Rache?

In dem Fall gäbe es einen klaren Verdächtigen: die Droiden-Gotra, eine Vereinigung abtrünniger Kampfdroiden, die – manche würden sagen, gerechtfertigterweise – einen Groll gegen das Imperium hegten, das sie nach dem Ende der Klonkriege ausmustern wollte. Doch jüngsten Geheimdienstberichten zufolge war die Droiden-Gotra bislang nur in einem Industriekomplex in den Eingeweiden von Coruscant tätig geworden, und auch dort nur als Handlanger für das crymorahnische Verbrechersyndikat, dem sie bei Entführungen, Schmuggel und Erpressung halfen. Es war natürlich möglich, dass die Gotra ihr Einsatzgebiet ausgeweitet hatte, und vielleicht konnte es sogar sein, dass sie von der Sentinel-Basis erfahren hatten. Aber dass die Droiden altmodische Waffen einsetzten, um dem Imperium eine Nachricht zu schicken, das ergab keinen Sinn.

Tarkin schüttelte den Kopf. Wäre die Kampfstation doch nur schon fertig. Sie war dafür gedacht, genau solche Akte der Auflehnung gegen das Imperium im Keim zu ersticken, egal, ob diese Übergriffe nun durch Gier, politischen Dissens oder Rachegelüste motiviert wurden. Sobald die Galaxis erst wusste, wozu diese Waffe in der Lage war, sobald sie erkannte, wie rigoros Widerstand gegen die imperiale Herrschaft bestraft wurde, dann würde sich niemand mehr Sorgen um Aufrührer machen müssen. Doch bis es so weit war – und solange das Geonosis-Projekt geheim gehalten werden musste –, mussten das Imperiale Sicherheitsbüro und der Flottengeheimdienst dafür sorgen, dass keine Gerüchte die Runde machten oder Informationslecks entstanden. In den drei Jahren, seit Tarkin die Kontrolle über die Sentinel-Basis und Hunderte naher Versorgungs- und Wachtposten übernommen hatte, hatte es noch keine Gruppe geschafft, dem Luftraum von Geonosis auch nur nahe zu kommen.

Die Möglichkeit, dass sich das nun ändern könnte, erschütterte ihn bis ins Mark.

Es mochte schwer sein, die Identität der Angreifer zu ermitteln, aber es war nicht halb so schwer wie herauszufinden, wer wirklich die Idee für diese Kampfstation gehabt hatte. Von berühmten Schiffskonstrukteuren bis hin zu den talentiertesten Ingenieuren des Imperiums nahmen Dutzende Personen für sich in Anspruch, die mobile Basis ersonnen zu haben. Was Tarkin selbst anging; er hatte schon lange vor den Klonkriegen mit Palpatine über die Notwendigkeit einer solchen Waffe gesprochen. Doch die ganze Wahrheit über dieses Projekt kannte wohl wirklich nur der Imperator. Manche behaupteten, dass die ursprünglichen Pläne noch aus den Klonkriegen stammten und dass der geonosianische Erzherzog Poggle der Niedere die Waffe für Count Dooku und seine Konföderation Unabhängiger Systeme entworfen hatte. Doch falls dem so war, dann mussten die Pläne noch vor dem Ende des Konflikts in die Hände der Republik gefallen sein, denn die Arbeiten an der runden Hülle und der Laser-Fokussierungsschale waren bereits in vollem Gange gewesen, als Tarkin nach seiner Beförderung in den Rang eines Moffs zum ersten Mal mit dem Projekt in Kontakt gekommen war – damals, als er den Imperator unter höchster Geheimhaltung nach Geonosis begleitet hatte.

Nun, wie auch immer. Er hatte keinen zwingenden Grund, das Rätsel um die Ursprünge der Kampfstation zu lösen. Palpatine hatte ganz bewusst dafür gesorgt, dass keine Person, egal ob Basiskommandant, Moff, Admiral oder General, Zugang zu allen Informationen über Lieferungen, Terminpläne oder Baufortschritt des Projekts hatte, und jeder nur wusste, was er absolut wissen musste. Es gab nur eine Ausnahme: den Imperator selbst. Doch seine Besuche waren selten, und der letzte lag bereits lange zurück. Insofern musste Tarkin sich fragen, ob der Herrschende Imperiale Rat, dem die Moffs Rechenschaft schuldig waren, wirklich alle Informationen an Palpatines Ohr weiterleitete. Sicher, er erhielt Berichte, aber ein vereinzelter Bericht hie und da war einfach nicht mehr genug. Das Projekt hatte eine Phase erreicht, in der es auf zahllose Zulieferer angewiesen war; und obwohl keiner von ihnen wusste, wozu sein kleiner Beitrag tatsächlich genutzt wurde, bedeutete es doch, dass inzwischen Millionen, vielleicht sogar Hunderte Millionen von Wesen überall in der Galaxis auf die eine oder andere Weise in den Bau der Kampfstation involviert waren. Sicher, es gab eine Gruppe von Wissenschaftlern, Waffenspezialisten und Wohnraumarchitekten vor Ort auf Geonosis, bei denen die Fäden zusammenliefen, aber was wussten die schon darüber, wie sie die Station gegen Saboteure schützen sollten?

Wäre es nach Tarkin gegangen – und gegenwärtig sah es nicht so aus, als ob es je nach ihm gehen würde –, hätte er das hegemoniale System übernommen, wie man es auf Coruscant und etlichen anderen Welten vorfand: Er hätte einen Projektleiter eingesetzt, der über den Bau und den Schutz der Raumstation bestimmte. Eine einzelne Person, der jeder Bericht erstattete – und die jeden bestrafen konnte, falls es zu Fehlern kam.

Wer immer hinter dem rätselhaften Angriff auf die Sentinel-Basis stecken mochte – falls es ihm darum gegangen war, Tarkins Aufmerksamkeit zu erregen, dann war sein Plan ein voller Erfolg gewesen. Falls, falls. Es gab einfach zu viele Fragen und zu wenige Antworten.

Wilhuffs ruheloses Auf- und Abschreiten wurde unterbrochen, als sein Adjutant in den Wartungshangar geeilt kam.

»Ein Kommunique von Coruscant, Sir.«

Tarkin vermutete, dass es der Militärgeheimdienst war, der sich als Reaktion auf seinen Bericht meldete, und machte eine dahingehende Bemerkung.

»Nein, Sir. Es ist jemand noch weiter oben in der Befehlskette.«

Der Moff zog eine Augenbraue nach oben. »Noch weiter oben?«

»So hoch oben, dass die Luft dünn wird, Sir.«

Tarkin straffte die Schultern. »Dann werde ich das Gespräch in meinem Quartier entgegennehmen.«

Wo vor zwei Tagen noch Tarkins eigenes Holo-Abbild in seiner neuen Uniform über dem Holo-Tisch geschwebt hatte, prangte nun überlebensgroß Wesir Mas Amedda, gekleidet in prächtige kastanienbraune Roben. Der blaugrüne Schimmer des Holo-Feldes ließ seine von Natur aus blaue Haut ein wenig dunkler erscheinen, als sie eigentlich war. Spitze Hörner ragten aus den vorstehenden Fleischwülsten auf beiden Seiten seines breiten Halses, passend zu den Hörnern auf seinem haarlosen Schädel.

»Wir vertrauen darauf, dass bei der Sentinel-Basis alles in Ordnung ist, Gouverneur.«

Tarkin war nicht sicher, ob Amedda bereits von dem Angriff wusste. Informationen wurden auf Coruscant gut gehütet – sie waren die Chips am Sabacc-Tisch politischer Ambitionen und Intrigen, und vielleicht waren sogar dem Kopf des Herrschenden Rates Details vorenthalten worden, die der Geheimdienst und die Admiralität lieber für sich behielten.

»Sie haben mein Wort darauf, Wesir«, sagte Tarkin.

»Es gab also keine Überraschungen?«

»Nichts, womit wir nicht gerechnet hätten.«

Das ehrgeizige Amphibienwesen ließ sich an seinem Ende des Duplex-Holokomms zu einem schmallippigen Lächeln herab. Während seiner Zeit als Vizekanzler im Senat der Republik hatte er sich darauf verstanden, winzige Fehler zu finden und den politischen Prozess zum Stillstand zu bringen; heute war er der engste Berater des Imperators und gleichzeitig sein verbissenster Mittelsmann.

»Gouverneur, Ihre Anwesenheit wird auf Coruscant erfordert«, erklärte Amedda nach einer kurzen Pause.

Tarkin trat hinter seinen Schreibtisch und setzte sich, so, dass er direkt im Erfassungsbereich der Holo-Kamera war. »Ich werde versuchen, die Zeit für einen Besuch zu finden, Wesir.«

»Verzeihen Sie bitte, Gouverneur, aber das reicht leider nicht. Ich hätte mich vielleicht deutlicher ausdrücken sollen: Ihre Anwesenheit wird dringend erfordert.«

Wilhuff winkte ab. »Es tut mir leid, Wesir, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich meine Prioritäten habe.«

»Prioritäten welcher Art?«

Tarkin erwiderte das humorlose Lächeln des Chagrianers. Es sprach nichts dagegen, Amedda von den für Geonosis bestimmten Materiallieferungen von der Desolation Station zu erzählen – Lieferungen, die auch extrem wichtige Komponenten für den Hyperantriebsgenerator der Station beinhalteten. Aber es sprach auch nichts dafür.

»Ich fürchte, meine Prioritäten unterliegen der Geheimhaltung.«

»Wirklich? Dann lehnen Sie meine Aufforderung also ab?«