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Dieses E-Book entspricht 240 Taschenbuchseiten ... Ihr Job ist geil: Als Jetset-Reporterin treibt sich Stella Block auf den roten Teppichen der Welt herum. Um an prickelnde Storys zu kommen, ist sie zu allerhand Opfern bereit. Dass Stella es zwischendurch mit ihrem verheirateten Boss treibt, gibt ihr einen zusätzlichen Kick. Als Jack Hufner, ein Playboy alter Schule, das Zeitliche segnet und seinem Sohn ein millionenschweres Erbe hinterlässt, zögert Stella keine Sekunde: Sie fliegt nach Los Angeles, um sich undercover auf der lasterhaften Ranch umzusehen. Doch leider darf sie nicht über alles schreiben, was in der Lustgrotte der Ranch passiert. Denn dort erlebt sie nicht nur, wozu harte Kerle imstande sind – sie kommt auch hinter ein heißes Geheimnis … Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 321
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Impressum:
Stella Block – Reporterin mit Lust und Leidenschaft | Erotischer Roman
von Anne Sheldon
Geboren 1974, wuchs Anne Sheldon als einziges Kind eines Juristen und einer Bankerin in Köln auf. In der Schule war Deutsch ihr Lieblingsfach. Schnell entwickelte sie einen Hang zum Geschichtenerzählen, was ihre Lehrer oft an der Länge ihrer Aufsätze bemerkten.Schon als Jugendliche schrieb sie gern. Später absolvierte sie an der Uni Köln ein Journalistik-Studium und sammelte Erfahrungen bei Volontariaten in unterschiedlichen Zeitungsredaktionen. Mit dem Verfassen von Geschichten hat sie im Mutterschaftsurlaub begonnen. Erst waren es romantische Lovestorys, irgendwann ging sie einen Schritt weiter und versuchte sich an erotischen Kurzgeschichten. Als sie einen Schreibwettbewerb für Nachwuchsautorinnen gewann, ließ sie das Verfassen von Texten mit dem gewissen Kick nicht mehr los. „In meinen Storys lebe ich meine Fantasien aus“, sagt Anne, „wild, leidenschaftlich und hemmungslos.“ Unter verschiedenen Pseudonymen erschienen zahlreiche erotische Kurzgeschichten und Romane.Inzwischen kann sie vom Schreiben ihrer Lovestorys leben – ein Traum für die Autorin, den sie jeden Tag aufs Neue genießen kann. So entstehen ihre Geschichten nur selten am heimischen Schreibtisch – oft sitzt sie mit ihrem Laptop in Straßencafés, um sich Inspiration vor Ort zu holen, um „das Leben hautnah zu atmen“, wie sie es nennt.
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2018 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: filosofart @ istock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783862778041
www.blue-panther-books.de
Teil 1 EINS
»Nein, nein und noch mal nein.« Paul Jaschke lehnte sich in seinem ledernen Chefsessel zurück, schüttelte den Kopf und nestelte energisch an seiner Seidenkrawatte herum. Sein Blick wanderte zum bodentiefen Fenster seines Büros. Sekundenlang saß er einfach nur da, als würde er die atemberaubende Aussicht auf Berlins Skyline genießen. Nur wer ihn kannte, wusste, dass es hinter seiner Stirn arbeitete.
Stella Block betrachtete ihn mit einem amüsierten Lächeln auf den sinnlichen Lippen. Der Herausgeber fuhr sich durch das dichte dunkle Haar. Seine Wangenknochen mahlten. Der dunkelgraue Maßanzug von Luigi Marzotto saß perfekt – auch wenn Paul Jaschke in seinem Sessel herumlümmelte. Paul war achtundvierzig Jahre alt und äußerst attraktiv. Mit Tessa, dem einzigen Kind der Zehlendorfs, hatte er eine gute Partie gemacht. Ihrem Vater gehörten einige Fernsehsender, Zeitungen und Radiosender und eines Tages würde sie das Imperium erben. Doch noch war es nicht so weit. Noch musste er sich mit einer Geschäftsführerstelle in der Konzernzentrale begnügen. Er leitete die Geschicke dreier Hochglanz-Szene- und Fashionmagazine. Ob seine Ehe mit Tessa glücklich verlief, konnte Stella nicht beurteilen. Auf offiziellen Empfängen und den High-Society-Partys in der Stadt hinterließen die beiden immer einen strahlenden Eindruck.
Mit regungsloser Miene betrachtete Paul seine beste Mitarbeiterin im Spiegel des großen Fensters, dann schüttelte er wieder den Kopf. »Ich kann das nicht tun, Stella.«
Doch so leicht wollte sie sich nicht geschlagen geben. »Komm schon«, säuselte sie. »Gib dir einen Ruck, mein Süßer.«
Er fuhr herum. »Nenn mich nicht Süßer«, zischte er aufgebracht und starrte zur Bürotür. »Was, wenn meine Sekretärin jetzt reinkommt und mithört?«
»Dann solltest du sie wegen mangelnder Diskretion und schlechter Manieren feuern«, erwiderte Stella unbeeindruckt und registrierte, dass Paul an seinem dicken goldenen Ehering herumfummelte – ein Zeichen, dass er einem Seitensprung nicht abgeneigt war. Stella lächelte zufrieden. »Ein wenig Erotik könnte deinem angestaubten Blatt nicht schaden«, argumentierte sie.
»Es wird keinen Erotikblog in meiner Zeitung geben«, erwiderte Paul energisch. »Und keines meiner Magazine ist ein angestaubtes Blatt, meine Liebe.«
»Dein letztes Wort?«
Paul nickte. »Mein letztes Wort, Stella. Du bist eine hervorragende Journalistin, hast dir in der Welt der Schönen und Reichen einen Ruf erarbeitet. Ich möchte nicht, dass die Glamourwelt dich als Pornoschreiberin abstempelt.«
Unaufgefordert ließ sich Stella auf einen der beiden Besucherstühle vor seinem wuchtigen Schreibtisch sinken. Dabei störte es sie nicht, dass der Saum ihres »Dolce & Gabbana«-Kleids hochrutschte und den Blick auf ihre wohlgeformten Beine freigab. Verspielt strich sie den Stoff mit dem angesagten floralen Muster glatt und betrachtete Paul Jaschke. Eine Strähne ihrer blonden Haare glitt durch ihre Hand. »Letztes Wort?«
»Ja.« Paul beugte sich vor und betrachtete sie nachdenklich. »Ich kann das nicht tun, Stella.«
Es blieb ihr nicht verborgen, dass er ihr nicht in die Augen, sondern auf die Beine schaute. Jetzt hatte sie ihn in der Hand. Stella schloss die Augen und genoss den Film, der vor ihrem geistigen Auge ablief …
***
Stella und Paul maßen sich mit Blicken. Er lehnte rücklings an seinem Schreibtisch, lässig eine Hand in der Hosentasche versenkt, und taxierte sie. Stellas teures Kleid aus einem exklusiven Seiden-Baumwoll-Mix umschmeichelte ihren Körper wie eine zweite Haut. Ihre Brüste spannten, hart richteten sich ihre Knospen auf. Gleichzeitig spürte sie eine feuchte Hitze in ihrem Schoß aufsteigen. Paul war ein verdammt attraktiver Typ. Dass er reich war und ihr Auftraggeber, machte die Sache umso interessanter. Und weder ihn noch Stella störte es in diesem Moment, dass er mit Tessa Zehlendorf verheiratet war. Die Spannung zwischen ihnen war fast körperlich zu spüren. Als Paul sich vom Tisch abdrückte und auf sie zukam, richteten sich die Härchen auf Stellas Unterarmen auf. Ihr Atem ging flach, als er ihr so tief in die Augen schaute, als könnte er bis in die Tiefen ihrer Seele vordringen.
»Du bist wunderschön, Stella Block.« Es klang nicht wie eine Floskel. So wie er es sagte, meinte er es ernst. Ein sehnsüchtiges Lächeln huschte um Pauls Mundwinkel. Seine Augen strahlten förmlich vor Sehnsucht. Dann legte er seine Hände auf Stellas Schultern und blickte ihr wieder tief in die Augen.
Ein Schauer rieselte über Stellas Rücken. Sie fragte sich, was hier geschah. Eigentlich war sie es, die die Zügel in der Hand hielt, doch Paul wickelte sie mit seiner Souveränität derart gekonnt um den Finger, dass sie sich seiner Anmache nicht entziehen konnte – und auch nicht wollte.
Die Luft zwischen ihnen knisterte. Stella ertrank in Pauls Blick, in seinen wachsamen, stahlgrauen Augen, mit denen er sie schweigend betrachtete.
Paul Jaschke war ein heißer Typ, gar keine Frage. Sicher hätte er viele Frauen haben können, doch in diesem Augenblick wollte er sie und keine andere.
Stellas Knie wurden weich, als sich ihre Gesichter einander näherten. Langsam senkte er seine Lippen auf ihren Mund, dann berührte er sie sanft, zögernd, beinahe schüchtern. Stella öffnete den Mund, ließ ihn gewähren. Sie genoss das Spiel seiner Zunge, erwiderte die Zärtlichkeiten und legte nun beide Hände um seinen durchtrainierten Körper. Stahlhart fühlte sie die angespannten Muskeln seiner Oberarme durch Hemd und Jackett.
Stellas Knie wurden weich, als er seine Hände über ihren Rücken gleiten ließ. Das Ziehen ihrer Brüste breitete sich wie ein heißer Schauer über ihren gesamten Körper aus, wurde in ihrem Unterleib zu einem angenehmen Kribbeln und erzeugte eine feuchte Hitze des Verlangens. Längst schon hatte Stella aufgegeben, die Situation zu hinterfragen. Sie genoss Pauls Leidenschaft.
Voll Verlangen küssten sie sich. Es war, als wäre sie am Ziel ihrer Träume angelangt, so gut schmeckten seine Lippen auf ihrem Mund. Sie gab sich seinem Kuss hin, während ihre Hände weiter über seinen muskulösen Oberkörper glitten. Ohne hinzuschauen, lockerte sie Pauls Krawattenknoten und öffnete die beiden oberen Hemdknöpfe. Seine Hände fuhren über ihren Rücken, zeichneten an den Seiten die Form ihres Körpers nach, während er sanfte Küsse in ihre Halsbeuge hauchte. Stella rieselte ein angenehmer Schauer nach dem anderen den Rücken herunter. Sie erlaubte ihm, den Reißverschluss ihres Kleides zu öffnen. Zögerlich schoben sich seine Hände unter den Stoff und liebkosten ihre erhitzte Haut.
Als sie kurz die Augen öffnete, konnte sie durch das große Fenster in Pauls Rücken die umliegenden Geschäftshäuser der Großstadt sehen. Das Fenster ging bis zum Boden, nichts für Menschen mit Höhenangst. Fasziniert bestaunte Stella die Aussicht auf Berlin. Es hatte etwas Verruchtes an sich, möglicherweise beobachtet zu werden.
»Ich liebe deinen Körper«, raunte Paul ihr ins Ohr und stöhnte leise auf, als Stellas Hand über die Wölbung seiner Hose strich. Verlangend pochte die Erektion in ihrer Hand. Geschickt fuhr sie durch den Stoff an seinem Schaft entlang und registrierte zufrieden, dass er sich unter ihren Berührungen aufbäumte. Schnell war der Ledergürtel geöffnet und der Weg zu Knopf und Reißverschluss frei. Der heiße Atem an ihrem Hals machte Stella wahnsinnig. Sie wollte diesen mächtigen Mann ganz besitzen. Hastig fuhr sie in seine Unterhose, hielt seinen Speer in der Hand, glitt mit dem Daumen über die samtweiche Kuppe, verrieb den ersten Tropfen seiner Lust und fuhr über das kleine Bändchen zwischen Schaft und Eichel. Paul stöhnte auf und reckte ihr sein Becken entgegen.
Mit seinen starken Händen führte Paul sie zum Schreibtisch. Das Kleid rutschte ihr von den Schultern und glitt mit einem leisen Rascheln zu Boden. Stella machte einen Schritt nach vorn, dann stand sie nur mit High Heels, Slip und BH bekleidet vor ihm. Mit einem verzückten Lächeln betrachtete Paul ihren makellosen Körper und entkleidete sich hastig. Dann ging er vor Stella in die Knie. Als er den Kopf in ihren Schoß legte, spürte sie seinen Atem durch den Slip. Stella wehrte sich nicht, als er ihr das Höschen über die Hüften rollte. Der Gedanke, dass er nun ihre intimste Stelle vor Augen hatte, verursachte ein angenehmes Ziehen im Unterleib. Längst lief sie vor Lust aus. Paul beugte sich vor, legte beide Hände auf ihren Hintern und barg das Gesicht wieder in ihrem Schoß. Bereitwillig reckte sie das Becken vor. Als sie seine Zunge an ihrer Klit fühlte, stöhnte Stella auf. Ihre Hände wühlten durch sein Haar, pressten seinen Kopf fester in ihre Scham und ließen ihn nicht entkommen. Stellas Knie wurden weich, doch Paul stützte sie und gab ihr Halt, die Lust zu genießen. Dann ließ er kurz von ihr ab. Mit den Fingerkuppen fuhr er an den Innenseiten ihrer Schenkel entlang, glitt langsam, aber unaufhaltsam höher, bis er ihre triefende Pussy erreicht hatte. Spielerisch zeichnete er die Form ihrer Schamlippen nach, tupfte fast zaghaft gegen ihre Lustperle, entlockte ihr einen Schrei der Lust. Dann versenkte er zwei Finger in ihrer Scham, benetzte sie mit ihrer heißen Ambrosia und verwöhnte ihre Lustperle mit einer Massage. Stella stöhnte auf vor Lust, gab sich ihm hin und genoss das himmlische Spiel, das er mit ihr trieb. Mit ihrem Liebesmuskel umschloss sie seine Finger so fest, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Stella spürte die erste Welle der Lust herannahen, warf den Kopf in den Nacken und gab sich Pauls Zärtlichkeiten hin. Es gelang ihr, die Welt, die sie umgab, auszublenden. Das Ziehen im Unterleib wurde zu einem Feuer, das sich auf ihren ganzen Körper ausbreitete. Sie hob ihre Brüste an, spürte, wie die Knospen in den Cups ihres BHs spannten, dann überrollte sie die Woge der Leidenschaft. Ihr Leib zuckte unkontrolliert, während Stella vor Lust auslief und sich von Pauls Leidenschaft davontragen ließ.
Das Blut rauschte in ihren Ohren, als sie langsam in die Realität zurückkehrte. Verschämt öffnete Stella die Augen und blickte Paul an, der sich mit einem zufriedenen Lächeln erhob. Sie zitterte am ganzen Leib, rang nach Atem, dann ließ sie sich von seinen starken Händen auf die massive Schreibtischplatte heben. Sanft drückte er ihre Schenkel auseinander und näherte sich ihr.
Sein Schreibtisch hatte die ideale Höhe, um in sie einzudringen. Kurz fragte sich Stella, mit wie vielen Frauen es Paul wohl auf seinem Schreibtisch schon getrieben hatte, verwarf den Gedanken jedoch schnell – schließlich war er mit Tessa verheiratet. Stattdessen besann sie sich darauf, ihr erotisches Intermezzo zu genießen.
Paul legte seine weiche Spitze an ihre nasse Spalte und fuhr daran entlang. Dann berührte er ihre Klit. Stella spürte, wie die Lust in ihr erneut erwachte. Sie spürte das Verlangen, ihn ganz zu spüren, legte die Beine um seine Hüften und zog Paul ganz nah an sich heran. Wie automatisch glitt er in ihre Pussy. Er ließ es langsam angehen, kostete jeden Millimeter, den er sich tiefer in ihren Leib schob, aus. Dabei blickte er ihr so tief in die Augen, dass allein sein Blick schon den nächsten Höhepunkt hätte auslösen können. Stella erwiderte seinen Blick, sehnte sich nach seinen Küssen. Paul nahm ihren Hinterkopf in beide Hände, fixierte ihn, dann senkte sich sein Mund endlich auf ihre Lippen. Das feurige Spiel ihrer Zungen trieb Stella fast in den Wahnsinn. Während sie sich küssten, penetrierte er sie langsam, aber intensiv. Bei jedem seiner leidenschaftlich ausgeübten Stöße entrang sich Stellas Lippen ein Keuchen. Paul füllte ihre pochende Lustgrotte wundervoll aus, gab ihr die Erlösung, die sie seit Beginn ihres stürmischen Spiels herbeisehnte. Nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten, ließ sich Stella nach hinten sinken. Paul verstand es, sie zu nehmen, und packte sie bei den Fußfesseln. Er spreizte ihre Beine soweit es ging und versenkte seinen Lustpfahl in ihrem Leib. Nun konnte sie fühlen, wie er sich tief in ihrem Schoß aufbäumte und sie komplett ausfüllte. »Oh ja«, kam es über ihre Lippen. »Du bist göttlich, Paul.« Kurz öffnete sie die Augen und schaute mit verklärtem Blick zu ihm auf. Der Anblick seines lustverzerrten Gesichts war derart erregend, dass Stella vor Lust auslief. Jetzt erhöhte er die Taktrate, drang immer härter und schneller in sie ein, penetrierte sie mit einer derart animalischen Wucht, dass Stella die Arme ausbreitete, um sich an den Tischkanten festzuklammern. Dass sie dabei die Computermaus und das Telefon zu Boden fegte, war nebensächlich.
Jetzt legte Paul ihre Beine auf seine breiten Schultern, nahm sich rücksichtslos, was er begehrte. Mit beiden Händen hielt er ihre Hüften fest. Für Stella gab es kein Entrinnen, sie war ihm ausgeliefert und genoss jeden seiner Stöße, bis sie spürte, dass sie von einem ungeahnt heftigen Orgasmus eingeholt wurde. Laut schrie sie ihre Lust an die Zimmerdecke, wand sich unter seinen Stößen und fühlte im Moment des Höhepunktes, wie auch er sich tief in ihrem Schoß entlud. Mit einem dumpfen Laut auf den Lippen pumpte er seinen Liebessaft in ihren Unterleib. Sein Sperma in ihrem Schoß sorgte dafür, dass sie auf der Stelle von einem weiteren Höhepunkt übermannt wurde. Es fühlte sich an, als würde sie ins Bodenlose fallen und ihr Körper in einem Orbit der Schwerelosigkeit schweben.
***
»Ist etwas?«, riss Pauls sonore Stimme sie aus ihrer Fantasie. Besorgt schaute er sie an.
»Nein«, sagte Stella schnell und schüttelte den Kopf. Das Blut schoss ihr ins Gesicht. Nervös rutschte sie auf dem Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch herum und versuchte, ihren heißen Tagtraum zu verdrängen. Mit zitternden Fingern strich sie sich das hippe Kleid mit dem Blumenmuster glatt und hoffte, dass er nicht bemerkte, wie sie vor Lust auslief. Ihr Slip war längst feucht vor Verlangen, doch davon durfte Paul nichts mitbekommen. So schnell wie möglich schlug sie die Beine übereinander.
»Alles gut«, schob sie nach und ärgerte sich über den heiseren Klang ihrer Stimme. Schnell räusperte sie sich. »Also was ist nun mit dem Erotikblog?«
»Wo bist du mit deinen Gedanken, Stella? Hörst du mir nicht zu?« Er erhob sich lachend. »So etwas wird es bei uns nicht geben, aber du hast alle Freiheiten, selbst einen Blog zu eröffnen, um über deine kleinen Ferkeleien zu schreiben. Bitte verwende aber ein Pseudonym. Ich möchte nicht, dass dich unsere Leser mit dieser schlüpfrigen Spalte in Verbindung bringen.« Er lachte, als ihm die Zweideutigkeit seiner Worte bewusst wurde, dann blickte er auf die Uhr. »Mist«, fluchte Paul. »Ich muss ins Meeting.«
»Bin schon weg.« Stella erhob sich. Als sie aufstand, bemerkte sie, dass ihre Knie immer noch weich waren. Der erotische Traum hatte sie verdammt heißgemacht. Höchste Zeit für eine kleine Abkühlung. Sie würde gleich selbst Hand anlegen, um wieder klar denken zu können.
Bereitwillig ließ sie sich von Paul zur Tür geleiten, nicht ohne einen letzten Versuch zu wagen, ihn umzustimmen.
»Und es ist wirklich dein letztes Wort?« Tief schaute sie ihm in die Augen und ertrank fast in seinem Blick.
Paul nickte mit ernster Miene. »Mein letztes Wort, ja.« Er drückte die Klinke herunter. Seine Sekretärin, die im angrenzenden Büro saß, blickte von ihrem Monitor auf. Ihr Blick sprach Bände, fand Stella. »Und denk daran, deine Tippse zu entlassen, wenn sie zu neugierig ist«, flüsterte sie Paul ins Ohr, hauchte ihm einen Kussmund zu, dann verließ sie das Büro. Längst schon hatte sie beschlossen, dass sie ihren Willen bei Paul durchsetzen würde. Koste es, was es wolle. Dass ihr Boss zudem ein heißer Typ war, vereinfachte ihren Plan. Ja, er würde ihr aus der Hand fressen, bald schon, davon war sie überzeugt.
ZWEI
»Stella – wo steckst du denn?« Helmut Spanner blickte ihr vorwurfsvoll entgegen, als Stella ihm auf dem Weg zur Redaktion in die Arme lief. »Wir hatten eine Verabredung, schon vergessen?« Helmut fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Ich bedeute dir nichts mehr, Schätzchen.« Er trug ein schrecklich gemustertes Hemd, dessen obere Knöpfe offen standen, dazu eine verblichene Jeans im Surferlook. Heute war Dreitagebart und Bad-Hair-Day angesagt. Kaum zu glauben, dass Helmut sein tägliches Brot an den Catwalks der großen Modedesigner verdiente.
Die Lust, die sie eben noch mit einem angenehmen Kribbeln im Schoß mit sich herumgetragen hatte, war wie ausgelöscht. Stella zog eine Grimasse und betrachtete Helmut mit säuerlicher Miene.
Der Fotograf der »Trend it« stützte beide Hände in die Hüften. Seit einigen Jahren arbeiteten sie für dasselbe Magazin und waren auf etlichen Terminen als Team aufgetaucht. Stella wusste, dass Helmut, auch wenn er an manchen Tagen herumzickte wie ein Mädchen in der Pubertät, ein hervorragender Fotograf war und sie sich blind auf ihn verlassen konnte. Auch privat verband die beiden eine enge Freundschaft. Ein Paar waren die beiden nicht – er stand ausschließlich auf Männer.
»Hi, Helmut.« Stella blieb stehen und lächelte. Das Treffen mit ihm hatte sie tatsächlich verschwitzt. Doch Stella hatte keine Lust, sich jetzt seinen Vorwürfen auszusetzen. »Ich bin doch da, wollte gerade zu dir kommen«, behauptete sie.
»Jetzt erst?« Helmut warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Wo warst du denn?«, wiederholte er pikiert, als Stella nicht gleich antwortete.
»Beim Alten«, erwiderte sie kurz angebunden. Auf eine Diskussion mit dem schwulen Fotografen hatte sie heute keine Lust. »Es gab was zu besprechen.« Ihr Slip war noch immer feucht.
»Ach so.« Helmut war wirklich eingeschnappt. »Mit Paul Jaschke? Du gehst bei ihm ein und aus, als wärt ihr beste Freunde.« Er beruhigte sich nur langsam. »Stella – du bist eine Jetset-Reporterin, wahrscheinlich die Beste, die er sich wünschen kann … aber er ist der Boss dieses Ladens hier. Und er ist unser Brötchengeber.« Plötzlich grinste er. »Oder läuft da was?«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Stella. Sie fühlte sich ertappt und musste sich eingestehen, dass Helmut sie offenbar besser kannte, als ihr lieb sein konnte.
Der Fotograf ging nicht darauf ein. »Hast du denn jetzt einen Moment für mich?« Er blickte sich genervt um. »Aber nicht hier, unter vier Augen.« Die Kollegen im Großraumbüro schenkten dem ungleichen Paar keine Beachtung.
Stellas Wunsch, sich an einem stillen Örtchen zu befriedigen, war verraucht. Der Traum von heißem Sex mit Paul rückte in weite Ferne. Vielleicht würde sie das heute Abend, wenn sie allein im Bett lag, nachholen.
»Also gut«, nickte sie. »Komm, wir gehen in mein Büro.« Sie zog ihn wie ein ungehorsames Kind am Hemdsärmel hinter sich her. Im Büro angekommen, schloss sie die Tür und sperrte den Lärm und die Hektik der Redaktion aus. Das Stimmengewirr der Kollegen und das ständige Klingeln irgendwelcher Telefone drangen gedämpft an ihre Ohren.
Als sie allein waren, seufzte Helmut erleichtert. Stella drückte die Bürotür zu, deutete auf einen freien Stuhl und ließ sich auf ihren Drehstuhl sinken. Obwohl Helmut ihr Büro längst kannte, schaute er sich so interessiert um, als würde er es heute zum ersten Mal sehen. Sein Blick huschte über die sachlich-nüchterne Einrichtung des Raumes.
Eine Wand wurde komplett von einem Bücherregal eingenommen. Gegenüber gab es einen kleinen, runden Tisch mit vier einfachen Stühlen, an dem kleinere Meetings stattfanden. Stellas Schreibtisch stand vor dem Fenster, von dem aus man die Skyline der Hauptstadt sehen konnte. Weit hinten schälte sich der Fernsehturm aus dem trüben Dunst.
Die einzige persönliche Note auf Stellas Schreibtisch war der knallgrüne Wackeldackel, den ihr Paul Jaschke irgendwann mal geschenkt hatte. Na ja, genau genommen hatte er das Werbegeschenk eines Tages in den Müll werfen wollen. Stella hatte der kleine Kerl leidgetan. So hatte sie sich der Figur angenommen und sie vor der Müllkippe bewahrt.
Stella tippte den Kopf des Wackeldackels an und betrachtete ihren Besucher neugierig. Helmut Spanner war Mitte dreißig. Auch wenn er als freier Fotograf arbeitete, war Paul Jaschke sein Hauptauftraggeber. Mit seinen drei Magazinen, allen voran die »Trend it«, gab es immer Arbeit für den begabten Fotografen.
Helmut war mehr als begabt – er war ein wahrer Künstler hinter der Kamera, ein Lichtbildkünstler, wie er sich immer gern bezeichnete. So hatte er bereits mehrere Preise einsammeln können. Die Reichen und Schönen der Welt, Berühmtheiten aus dem Showbiz und der Wirtschaft hatten schon für ihn posiert. Entsprechend gut kam er über die Runden. Obwohl sich Helmut eine andere Wohnung hätte leisten können, lebte er in einer Altbauwohnung am Prenzlauer Berg. Hier war er aufgewachsen, sein Herz hing an diesem Stadtteil.
Manchmal glaubte Stella, dass ihr alter Freund mehr Einkommen generierte als sie selbst, die sich als Glamour-Reporterin an den roten Teppichen der Welt herumtrieb und ein abenteuerliches Jetset-Leben führte.
»Also«, brach Stella das Schweigen. »Was brennt dir so unter den Nägeln, dass du gleich auf beleidigte Leberwurst machst, weil ich unser Treffen um ein Haar verdaddelt hätte?«
»Es geht nicht um den Grund«, lamentierte Helmut und rollte theatralisch die Augen. »Es geht darum, dass du keine Zeit für mich hast, Schätzchen.«
»Es tut mir leid«, beteuerte Stella. Sie bemühte sich, nicht auszurasten. Manchmal war Helmut bockig wie ein kleines Kind. Sie rang sich ein Lächeln ab. »Nun schieß schon los.«
Nach einem Seufzer blickte Helmut sie mit unbewegter Miene an. »Ich brauche ein neues Auto.«
Stella lachte. »Meins kriegst du nicht.«
»Will ich auch gar nicht.«
»Was dann?«
»Gestern war ich im Autohaus, um mir die neuesten Modelle anzusehen. Aber ich glaube, der Typ wollte mich abziehen.«
»Inwiefern?« Stella runzelte die Stirn.
»Im Preis«, präzisierte Helmut. »Ich hatte den Eindruck, dass der Typ mir nicht genügend Rabatt einräumen wollte.«
»Und was soll ich da tun?« Manchmal hatte Helmut eine seltsame Art, Stellas Zeit zu stehlen. Jetzt grinste er spitzbübisch. Er massierte sich das Kinn. Die Stoppeln seines Dreitagebartes raschelten vernehmlich. »Ich dachte, vielleicht kannst du dich – rein zufällig – für das gleiche Modell interessieren und zusehen, ob du einen besseren Preis aushandeln kannst als ich.«
Stella drückte den Rücken durch und zeigte auf ihre Brüste. »Deshalb meinst du?«
Grinsend hob Helmut den Daumen. »Jetzt verstehst du mich, Schätzchen. Geh hin und versuch, einen besseren Preis rauszuholen.«
»Und dann?«
»Kaufen wir für die Differenz kartonweise Prosecco«, versprach Helmut. »Und dann betrinken wir uns.« Er zwinkerte ihr zu, dann wurde er ernst. »Nein, mal ohne Scheiß: Mir kam dabei eine Idee: Wär das nicht mal ein Anlass für eine Reportage nach dem Motto ›Wie klappt es eigentlich mit …?‹ oder so?«
Stella begann der Gedanke zu gefallen. »Ich hätte da Spaß dran«, räumte sie ein. Sie zückte einen Stift und nahm einen Zettel aus der Plexiglasbox. Dann ließ sie sich von Helmut den Namen des Autohauses und des Verkäufers geben, mit dem ihr Freund vergeblich gehandelt hatte.
»Er ist so süß«, schwärmte Helmut. »Aber er ist jung, keine dreißig, schätze ich. Gut aussehend, sportlich – und er hat einen knackigen Arsch.«
Stellas Interesse war schon geweckt. Jetzt wurde die Geschichte interessant. Gegen einen gut aussehenden Typen hatte sie nie etwas einzuwenden. Dennoch gab sie sich empört. »Helmut!«, machte sie entrüstet.
»Ist so«, grinste er. »Du wirst es sehen. Sehr schade, dass der Typ eine Hete ist und ich keine Chance habe, ihn zu missionieren.«
»Du bist echt nicht zu toppen«, lachte Stella. Vielleicht, so hoffte sie, würde das der erste Beitrag für ihren Erotikblog werden, den sie in Kürze eröffnen würde. »Ich sehe zu, was ich tun kann«, versprach sie Helmut.
»Du bist ein Schatz.« Der Fotograf erhob sich.
»Nicht den Tag vor dem Abend loben«, warnte Stella. »Noch habe ich nichts getan.« Jetzt schmunzelte sie. »Aber es ist eine Win-win-Situation, wir profitieren alle davon, wenn ich deinen smarten Verkäufer mit meinen Titten beeindrucken kann.«
***
Das Klingeln des Telefons riss Stella aus ihren Gedanken. »Hier ist Marlies«, säuselte die Stimme von Pauls Sekretärin. »Und – nein, er hat mich noch nicht gefeuert.« Spott klang in ihrer Stimme mit. Also hatte dieses kleine Miststück doch mitgehört. Stella beschloss, Paul bei nächster Gelegenheit davon zu berichten, dass seine Assistentin seine Gespräche belauschte.
»Kleines«, begann Stella, »wenn du schon im Thema bist: Hat Paul es sich überlegt? Bekomme ich meinen Blog?«
»Nein«, antwortete Marlies konsterniert. »Davon hat er nichts gesagt, Frau Block.«
Schlaglichtartig tauchte das Bild ihres erotischen Traums vor Stellas Augen auf. Sie spürte eine Flamme der Lust in ihrem Schoß auflodern. »Worum geht es dann?«, fragte sie unterkühlt und versuchte, ihre aufsteigende Erregung zu unterdrücken. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl herum und kaute auf der Miene ihres Schreibers.
»Herr Jaschke hat mich beauftragt, Sie zu ihm zu bitten.«
Stella triumphierte. Wahrscheinlich hatte er es sich doch noch einmal überlegt. Sie warf einen Blick auf ihren Terminkalender. »Wann?«
»Sofort?«
»Kann ich einrichten.« Stella legte auf. »Yes!«, rief sie voller Euphorie und erhob sich von ihrem Stuhl.
»Hast du was vergessen?«, fragte Stella, als sie bald darauf den Kopf durch den Spalt von Paul Jaschkes Tür steckte.
Paul schaute auf, lächelte, dann legte er den Zeigefinger an die Lippen und deutete nach draußen. Er signalisierte Stella, reinzukommen und die Tür zu schließen.
»Sie muss nicht alles mithören«, sagte er, als die Tür geschlossen war.
Stella kicherte. »Du bist sehr naiv, mein Lieber. Deine Tippse hat Ohren wie Kohlblätter und hört alles mit, egal, ob die Tür zu oder offen ist«, entgegnete Stella und berichtete ihm vom Anruf seiner Sekretärin. Paul hob die Augenbrauen. »Mit der Diskretion hat sie es offensichtlich wirklich nicht.«
»Nicht die Bohne.« Stella schüttelte den Kopf. Dann besann sie sich auf den Grund ihres Besuches. »Also, bekomme ich meinen Blog?«, wechselte sie das Thema.
»Wie bitte?« Paul runzelte die Stirn.
»Du hast es dir überlegt, nehme ich an?«
»Unsinn. Ich habe einen Auftrag für dich.«
»Wie schön.« Stella sank auf einen Stuhl und schlug die Beine übereinander. »Und?«
»Kennst du die Magic Two?«
»Pah«, machte Stella gelangweilt. »Wer kennt das Zauberduo nicht?« An Magie glaubte sie nicht, und die selbst ernannten Zauberer, die sich alle eher schlecht als recht durch Varietés und TV-Shows hexten, waren in ihren Augen nichts als Illusionisten. Die Magic Two gehörten allerdings zur Elite der Magier – seit einiger Zeit lebten sie in Las Vegas, wo sie jeden Abend eine atemberaubende Show zeigten.
»Sie sind zurzeit in Deutschland unterwegs.«
»Und ich dachte, ich muss sie in Vegas besuchen.«
Jaschke lachte. »Unsinn. Logan Cook und Noah Pearl sind derzeit auf Deutschlandtournee. Und wir, das heißt die Zehlendorf Media, sind offizieller Medienpartner der Tour. Wir sollten ein Porträt über die beiden machen.«
»Für eine Homestory brauche ich Helmut.«
Paul lachte amüsiert. Dann wurde er ernst und schüttelte den Kopf. »Ich bestimme, wer dich begleitet und die Bilder vor Ort macht.«
»War klar.« Gelangweilt und gekränkt betrachtete Stella ihre knallrot lackierten Fingernägel. »Also mache ich Fotos mit dem Handy, damit du dir das Honorar für einen richtigen Fotografen in die Tasche stecken kannst?«
»Stella – bitte!« Jetzt war Paul ernsthaft beleidigt. Er atmete ein paarmal tief durch, dann rang er sich ein verbindliches Lächeln ab.
Er grinst wie ein Staubsaugerverkäufer, fand Stella – allerdings ein heißer Staubsaugervertreter, den sie gern in ihre Wohnung gelassen hätte.
»Es geht nicht ums Geld.« Paul lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wir haben eine Einladung der beiden Magier bekommen. Sie befinden sich derzeit in ihrem Haus, der Villa Morgana.«
Stella kicherte. »Das klingt nach einem verwunschenen Zauberschloss.«
»Mitnichten.« Paul schüttelte den Kopf. »Die Villa befindet sich in einer Toplage in Düsseldorf, am Rheinufer.«
»Sie verdienen Millionen mit ihren Shows«, überlegte Stella. Irgendwann hatte sie die beiden in einer Fernsehshow gesehen. Obwohl sie perfekte Illusionisten waren, glaubte sie auch bei ihnen nicht an wahre Zauberei. Kurz rief sie sich ins Gedächtnis, was sie über Noah Pearl und Logan Cook wusste. Sie erinnerte sich daran, dass die beiden Künstler ein Geheimnis aus ihrem Privatleben machten. Hartnäckig hielten sich die Gerüchte, sie seien ein Paar, was vom Management der Künstler weder bestätigt noch dementiert wurde. Ein kluger Schachzug, alles offen zu halten. So blieb man beim Publikum im Gespräch. Stella hatte auf dem Schirm, dass Pearl und Cook noch keinem Medienvertreter einen Blick in ihre Privatsphäre gestattet hatten.
»Seit wann begnügen wir uns mit simplen Homestorys?«, hakte sie nach.
Paul Jaschke grinste. »Wer sagt, dass wir das tun? Zunächst einmal spannen wir die Magier vor den Karren. In jeder Vorstellung, die sie geben, wird ein Marketingteam von Zehlendorf Media anwesend sein, es werden große Transparente in den Hallen hängen.«
»Werbung also.« Stella schürzte die Lippen.
»Mehr noch. Ich möchte, dass du die beiden besuchst und ihr Geheimnis ergründest.«
»Du willst wissen, ob die Gerüchte, sie seien schwul, stimmen?«
Jaschke setzte ein Pokerface auf. »Das auch. Aber es gibt irgendein Geheimnis in ihrem Haus.«
»Und jetzt?«
»Finde es heraus, Stella. Sonst lassen sie keine Pressevertreter in ihr Domizil, und wir haben jetzt die einmalige Gelegenheit, über die Kooperation einen Blick in ihr Haus zu werfen. Wenn wir das Geheimnis lüften, sind wir vorn, Stella, ganz weit vorn.«
»Das ist ein linker Zug, Paul.«
Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und schüttelte den Kopf. »Würde ich so nicht sagen, Schätzchen.«
Hatte er sie eben Schätzchen genannt? Stella wusste nicht, was mit dem Herausgeber der »Trend it« los war.
»Es hat nichts mit seriösem Journalismus zu tun«, beharrte sie.
»Wer sagt, dass ein Trendmagazin immer seriös sein muss?«
»Ist das nicht der Anspruch deines Schwiegervaters?«
»Robert Zehlendorf ist Zeitungsmensch der alten Schule«, erwiderte Jaschke sichtlich genervt. »Die neuen Zeiten hat er nicht mehr auf dem Schirm. Das Leseverhalten der Menschen da draußen …« – er deutete mit dem Daumen über die Schulter durch das bodentiefe Fenster seines Büros – »… die Menschen wollen immer mehr erfahren und die Grenzen zu den einst unerreichbaren Promis schmelzen durch die sozialen Netzwerke schneller als die Polkappen. Warum also sollen wir nicht auch für etwas mehr Transparenz sorgen?«
»Diese beiden Magier laden uns für eine Homestory ein und du willst sie linken?« Stella schüttelte den Kopf.
»Nein.« Jaschke schüttelte den Kopf. »Du wirst sie besuchen und dich sehr aufmerksam in ihrem Haus umsehen und umhören. Mehr nicht.«
»Und wenn ich kein Geheimnis lüften kann?«
»Dann kommst du mit besagter Homestory zurück und ich kümmere mich um den Rest.«
»Dann kannst du das auch gleich selbst machen.«
»Nein – ich werde mich um den Laden kümmern, während meine beste Reporterin sich um die heißen Geschichten kümmert.« Er lächelte charmant.
Stella hatte keine große Lust, kurzfristig zu verreisen. »Warum soll ich das tun?«
»Weil du auf meiner Lohnliste stehst und weil du meine beste Frau da draußen bist.« Er grinste noch ein wenig breiter. Mit einer schnellen Bewegung griff er zu seinem iPad und wischte auf dem Display herum. »Außerdem«, sagte er dann, ohne aufzublicken, »außerdem wollen die beiden explizit nur dich empfangen.« Paul Jaschke warf das Tablet auf den Schreibtisch. »Offensichtlich eilt dir dein guter Ruf voraus, Schätzchen.«
Da war es wieder. Schätzchen.
»Deine Ehe ist soweit in Ordnung?«, fragte Stella.
»Natürlich.« Paul nickte. »Warum?«
»Nur so.«
»Okay, ich werde nach Düsseldorf fliegen. Aber warum sie nur mich sehen wollen, ist mir schleierhaft.«
»Dann frag sie, wenn du dort bist. Dein Flieger geht in vier Stunden.« Paul erhob sich. Für ihn war das Gespräch beendet. Er wartete, bis Stella aufgestanden war, dann brachte er sie zur Tür. »Marlies hat alle Unterlagen und das Ticket. Lies dich ein, dann fahr nach Hause und mach dich schön für die Zauberer.«
»Ich bin immer schön«, grinste Stella selbstbewusst.
»Wie dem auch sei: Komm mit einer schönen Homestory nach Hause.«
***
»Warum wusste ich, dass es nicht klappt?« Helmuts Stimme klang weinerlich. Stella lehnte an einem Tisch im Arbeitszimmer des Fotografen und betrachtete den selbsternannten Lichtbildkünstler mit einer Mischung aus Mitleid und Spott. »Du bist einfach zu sensibel, Helmut.«
Das Zimmer war eine kurios anmutende Mischung aus Technikraum, Büro und einer Studioecke – mit Blitzanlage und einem Hintergrundsystem an der Decke.
Helmut, der gerade an einer Werkbank stand und sein Teleobjektiv mit einem speziellen Tuch polierte, hauchte auf die Linse und blickte Stella anklagend an. »Nein, ich wusste, dass dir andere Dinge wichtiger sind, als mir einen Gefallen zu tun.«
Stella winkte entnervt ab. Auf Stress mit ihrem Lieblingsfotografen hatte sie keine Lust. »Komm mir nicht so. Ich habe den Termin in Düsseldorf und mir bleiben noch zweieinhalb Stunden, um nach Hause zu fahren, Sachen für die Reise zu packen und mich frisch zu machen, dann geht schon mein Flieger.« Sie blickte auf die Uhr an der Wand von Helmuts Arbeitszimmer. »DAS ist Stress«, fügte sie dann hinzu.
»Siehst du – du hast keine Zeit.« Helmut zog einen Schmollmund und senkte den Blick.
Stella konnte ihm nicht böse sein. Jetzt tat er ihr fast schon wieder leid. »Ich werde mich um den knackigen Autoverkäufer kümmern, sobald ich zurück bin, versprochen.« Stella lächelte dem Fotografen aufmunternd zu. »Was ist das für ein Typ?«
Helmut grinste. »Er ist groß, breitschultrig, hat tolle Augen und einen knackigen Hintern. Und er –«
»Ich meine den Wagen, nicht den Verkäufer«, unterbrach Stella ihn lachend.
»Ach so, der.« Helmut sammelte sich, dann fuhr er fort: »Ein kleiner italienischer Flitzer, knallrot, hundertfünfzig Pferdchen unter der Haube, Vollausstattung, Klima, Navi, einfach alles.«
»Marke?«
»Alfa Romeo Guilietta«, antwortete Helmut und sprach den Namen aus, als sei er eine neue italienische Eissorte. Aus seinem Mund klang er wie Urlaub, Strand und Meer. Er schnalzte genießerisch mit den Lippen. »Ein tolles Auto, würde dir auch gut stehen.«
»Danke, ich bin versorgt«, erwiderte Stella. »Aber ich werde mir wie versprochen dein Traumauto ansehen und versuchen, bessere Konditionen rauszuholen.«
»Du bist ein Schatz, Stella.«
»Und du spiel nicht immer gleich die beleidigte Leberwurst, wenn es mal länger dauert. Wenn du so bleibst, will bald keiner mehr mit dir spielen.«
»Du verarschst mich«, stellte Helmut gekränkt fest. »An manchen Tagen nimmst du mich einfach nicht ernst.«
»Ich könnte verstehen, dass du beleidigt bist, weil Paul dich nicht mit nach Düsseldorf schickt.« Helmut legte das Tuch zur Seite, pustete auf die Linse und betrachtete sein Werk kritisch. Er war ein Perfektionist, doch ein Fotograf war immer nur so gut wie seine Ausrüstung.
»Er will Reisekosten sparen, vermute ich?«
Stella beobachtete ihn bei der Arbeit. Weltvergessen polierte er an seinem Tele herum, ein gewaltiges Rohr.
»Er will, dass ich ohne Fotograf zu den Magiern gehe«, sagte sie und zwinkerte ihm zu. »Paul will von einer Agentur Bildmaterial einkaufen, das nicht halb so gut sein wird, wie deine Bilder es sind.«
»Meinst du?«
»Klar.« Stella hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann ließ sie ihn zurück. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Die weltberühmten Magier hatten sie zu einer Audienz geladen.
DREI
Der Flug nach Düsseldorf war reibungslos verlaufen. Sie trug ihre Habseligkeiten in einer kleinen Tasche um die Schultern und betrachtete das Anwesen der beiden Illusionisten. Schon beim Betreten des Vorgartens lag eine fast spürbare Spannung in der Luft, die sich Stella nicht erklären konnte. Sie drückte das schmiedeeiserne Tor ins Schloss, das die Hektik der nahen Düsseldorfer Altstadt von der anderen Welt, die hier drinnen herrschte, abtrennte. In diesem Teil der Cecilienallee herrschte kaum Betrieb. Hinter dem Robert-Lehr-Ufer glitzerte der Rhein im Licht der untergehenden Sonne.
Stella machte auf dem Absatz ihrer neuen Christian-Louboutin-High-Heels kehrt und blickte an der strahlend weißen Fassade der Villa auf. Die Residenz der beiden Magier glich einem kleinen Palais. Es war wohl irgendwann Ende des neunzehnten Jahrhunderts in der damals vorherrschenden prächtigen Bauweise errichtet worden. Große Fensterflächen, fast verspielt wirkende Säulen und Erker, dazu ein opulentes Eingangsportal, das der Besucher über eine breite und überdachte Sandsteintreppe erreichte.
Ein lauer Sommerwind strich durch die Rhododendronbüsche, die den Zugang zum Haus säumten. Der Weg bestand aus weißen Marmorplatten, die im warmen Licht der Abendsonne bunt schillerten. Stella spürte, wie sich die Härchen auf ihren nackten Unterarmen aufrichteten. Aus einem unerfindlichen Grund war da ein Ziehen in ihrem Leib, das sich in eine angenehme Wärme in ihrem Schoß verwandelte. Die Luft war wie elektrisiert, als Stella die breiten Stufen zum Eingang der Villa Morgana hochschritt.
Die beiden Illusionisten schienen nicht schlecht zu verdienen, denn sonst hätten sie sich eine derart imposante Residenz am Rheinufer kaum leisten können. Kein Wunder, füllten sie doch Abend für Abend große Konzerthäuser, um das Publikum mit ihrer Show zu verzaubern und in den Bann zu nehmen.
Allein das Engagement in Las Vegas im letzten Sommer hatte dem Zauberduo eine Millionengage beschert. Fernsehsender prügelten sich um die Übertragungsrechte einer Show von Logan Cook und Noah Pearl. Und nun war sie hier, zu Gast bei den beiden. Es war ein wenig skurril, doch Stella genoss den Augenblick und atmete tief durch.
Kurz vor ihrer Abreise hatte Stella mit den beiden telefoniert, um ihr Kommen anzukündigen. »Ein schmaler Grat zwischen Magie und Wirklichkeit, das ist unsere Profession«, hatte Logan ihr am Telefon erklärt. »Und wir verstehen es, unser Publikum mitzunehmen in eine magische Zwischenwelt.«
Obwohl sie keine Lust auf den spontanen Trip nach Düsseldorf gehabt hatte, war sie doch ein wenig stolz, dass die weltberühmten Magier sie eingeladen hatten. Es kam nicht oft vor, dass sie jemanden von der Presse in ihr Refugium blicken ließen. Paul würde stolz auf seine beste Frau sein, wenn sie mit dieser Exklusivstory nach Hause kam. Die Berliner Medienwelt würde sich die Mäuler zerreißen.
Mit einem Lächeln war Stella Block an der Eingangstür angelangt. Sie wunderte sich ein wenig über den Stilbruch – im Gegensatz zu den klassischen Elementen der Villa handelte es sich bei der Tür um eine große, glatte Spiegelfläche. Stella betrachtete sich prüfend. Ihre schulterlangen, blonden Haare trug sie in einem sportlichen Pferdeschwanz, das Make-up war dezent. Aufgrund der auch abends noch milden Temperaturen trug sie ein leichtes Sommerkleid von Emilio Pucci in Schwarz und einem tiefen Nachtblau, das sie sich auf dem letzten Paris-Trip gegönnt hatte, als sie von den Prêt-à-porter-Wochen berichtete. Ein leichter Duft von Gucci Flora unterstrich das sommerliche Outfit.
Stella atmete ein paarmal tief durch, dann hob sie den Arm, um den silbernen Klingelknopf neben der Tür zu betätigen. Noch bevor sie den Knopf erreichte, schwang die Tür lautlos nach innen auf. Stella fand es seltsam, dass niemand da war, um sie zu empfangen. Sesam öffne dich, dachte sie in einem Anflug von Ironie, bevor sie einen Fuß über die Schwelle setzte.