Sterbehilfe, Euthanasie und die Würde des Menschen als Themen für den Religionsunterricht in der Berufsfachschule - Nina Schilling - E-Book

Sterbehilfe, Euthanasie und die Würde des Menschen als Themen für den Religionsunterricht in der Berufsfachschule E-Book

Nina Schilling

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Unterrichtsentwurf aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Didaktik - Theologie, Religionspädagogik, Note: 1,3, Westfälische Wilhelms-Universität Münster (Evangelisch-Theologische Fakultät), Veranstaltung: Religionsunterricht an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, Sprache: Deutsch, Abstract: In dem Unterricht, den ich selbst als Schülerin erlebt habe, gab es keinerlei Berührungspunkte mit dem Thema Tod und Sterben, bzw. mit Sterbehilfe. Von Sterbehilfe habe das erste Mal bewusst gehört, als sich Kommilitonen vor geschätzt vier Jahren darüber unterhalten haben, dass sie eine Dokumentation über einen psychisch kranken Schweizer gesehen haben, der sich mit Hilfe einer Organisation das Leben nehmen wollte und sich dabei hat begleiten lassen. Von der Erzählung schockiert und doch in einer Weise neugierig, habe ich mir diese Dokumentation im Internet angesehen. Da psychische Erkrankungen für geistig Gesunde nur schwer vorstellbar sind und ich in meinem sozialen Umfeld keinerlei Erfahrung mit diesen Erkrankungen habe, war ich sehr schockiert über die Entscheidung des körperlich fast gesunden Mannes im Alter von Mitte 50. Ich habe mir noch lange Zeit Gedanken darum gemacht. Auch wenn ich heute noch darüber nachdenke, fällt es mir schwer, für exakt diesen Fall Verständnis aufzubringen. Dazu kommt, dass vor zwei Jahren ein Bekannter einer guten Freundin aufgrund seiner psychischen Erkrankung Suizid begangen hat. Das hat mich (trotz dass ich ihn nicht persönlich kannte) sehr mitgenommen. Prinzipiell fühle ich mich, wie vermutlich viele Menschen, eher hilflos und ratlos, wenn es um das Thema Tod und Sterben geht. Kurz vor der Unterrichtsvorbereitung ging der Fall der US-Amerikanerin Brittany Maynard durch die Medien. Die 29-jährige hatte einige Monate zuvor die Diagnose eines tödlichen verlaufenden Gehirntumors bekommen und ihren Plan, mit Hilfe einer Organisation von Sterbehilfe Gebrauch zu machen, öffentlich gemacht. Für ihren Fall kann ich viel Verständnis aufbringen, da sie wenige Wochen oder Monate später an ihrer Krankheit gestorben wäre. Ich weiß nicht, wie ich in einer ähnlichen Situation entscheiden würde. Entsprechend der kaum vorhandenen Erfahrung mit diesem Thema, ist die Planung und Ausarbeitung dieser Unterrichtseinheit meine erste richtige und theoretisch fundierte Auseinandersetzung mit der Thematik zur Sterbehilfe.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Persönliche Begegnung

2. Analyse des didaktischen Bedingungsfeldes

2.1 Situation der Schule

2.2 Situation der Klasse

2.3 Vorhergehender Unterricht

2.4 Beobachtung zu einzelnen Schüler*innen

3. Theologische Orientierung

4.1 Didaktische Orientierung

4.2 Didaktische Entscheidung / Lernziele

4.3 Methodische Entscheidung

4.4 Verlaufsplan

5. Kritische Reflexion

Literatur

Anhang

 

1. Persönliche Begegnung

In dem Unterricht, den ich selbst als Schülerin erlebt habe, gab es keinerlei Berührungspunkte mit dem Thema Tod und Sterben, bzw. mit Sterbehilfe. Von Sterbehilfe habe das erste Mal bewusst gehört, als sich Kommilitonen vor geschätzt vier Jahren darüber unterhalten haben, dass sie eine Dokumentation über einen psychisch kranken Schweizer gesehen haben, der sich mit Hilfe einer Organisation das Leben nehmen wollte und sich dabei hat begleiten lassen. Von der Erzählung schockiert und doch in einer Weise neugierig, habe ich mir diese Dokumentation im Internet angesehen. Da psychische Erkrankungen für geistig Gesunde nur schwer vorstellbar sind und ich in meinem sozialen Umfeld keinerlei Erfahrung mit diesen Erkrankungen habe, war ich sehr schockiert über die Entscheidung des körperlich fast gesunden Mannes im Alter von Mitte 50. Ich habe mir noch lange Zeit Gedanken darum gemacht. Auch wenn ich heute noch darüber nachdenke, fällt es mir schwer, für exakt diesen Fall Verständnis aufzubringen. Dazu kommt, dass vor zwei Jahren ein Bekannter einer guten Freundin aufgrund seiner psychischen Erkrankung Suizid begangen hat. Das hat mich (trotz dass ich ihn nicht persönlich kannte) sehr mitgenommen. Prinzipiell fühle ich mich, wie vermutlich viele Menschen, eher hilflos und ratlos, wenn es um das Thema Tod und Sterben geht.

Kurz vor der Unterrichtsvorbereitung ging der Fall der US-Amerikanerin Brittany Maynard durch die Medien. Die 29-jährige hatte einige Monate zuvor die Diagnose eines tödlichen verlaufenden Gehirntumors bekommen und ihren Plan, mit Hilfe einer Organisation von Sterbehilfe Gebrauch zu machen, öffentlich gemacht. Für ihren Fall kann ich viel Verständnis aufbringen, da sie wenige Wochen oder Monate später an ihrer Krankheit gestorben wäre. Ich weiß nicht, wie ich in einer ähnlichen Situation entscheiden würde.

2. Analyse des didaktischen Bedingungsfeldes

 

2.1 Situation der Schule

 

Das evangelisch sozialpädagogische Berufskolleg besteht bereits seit 1955. Die Geschichte der Ausbildungsstätte reicht sogar bis 1914 zurück. Das Berufskolleg versteht sich als diakonische Schule, die auf der Basis des christlichen Menschenbildes einladend, erlebbar und lebendig sein will.

 

Die Schule hat ca. 550 Schüler*innen, aufgeteilt auf 23 Klassen, die von ca. 40 Lehrer*innen unterrichtet werden. Die Schule hat einen Einzugsbereich über das gesamte Münsterland. Wie im Namen der Schule schon zu lesen ist, liegt der Schwerpunkt der verschiedenen Bildungsgänge im pädagogischen/ sozialen/ erzieherischen Bereich. Die minimale Zugangsvoraussetzung ist allerdings (im Unterschied zu anderen Berufskollegs) der Hauptschulabschluss nach Klasse 10. So können die Schüler*innen hier, je nach Bildungsgang, die Fachoberschulreife, Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife erreichen und berufliche Qualifikationen im sozialen Bereich erwerben (staatl. geprüfte*r Sozialhelfer*in, Kinderpfleger*in, Heilerziehungspfleger*in, Erzieher*in).

 

Sowohl die Schüler*innen als auch die Lehrer*innen sind konfessionell gemischt. Ein fester Bestandteil der Schulkultur sind gottesdienstliche Feiern, Andachten und Meditationen. Dadurch soll die Schulgemeinde erfahrbar werden. Besonders ist außerdem, dass es in der Schule einen Meditationsraum gibt. Dieser wird von den Lehrkräften mit den Schüler*innen genutzt, um zu meditieren und zur Ruhe zu kommen. Regelmäßig findet hier die sogenannte „stille Pause“ statt. Außerdem gibt es eine Schulpfarrerin, die für seelsorgerische Belange und andere spirituelle Begleitungen zuständig ist.

 

Die Schule verzichtet bewusst auf ein akustisches Signal, welches den Stundenanfang und die Pausen ankündigt. So wird der Unterricht zum Ende nicht gestört. Jedoch führt diese Regelung auch häufig dazu, dass die Schüler*innen zu spät in den Unterricht kommen.

 

2.2 Situation der Klasse

 

Die Klasse, in der ich hospitiert habe und unterrichten werde, ist eine Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen vom Typ Sozialhelfer. Die Schüler*innen, die diesen Bildungsgang besuchen, müssen mindestens den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 vorweisen. Mit dem erfolgreichen Abschluss des Bildungsganges nach zwei Schuljahren erlangen sie die Fachoberschulreife (mit Qualifikation zum Besuch der Oberstufe möglich) und den Berufsabschluss als staatlich anerkannte*r Sozialhelfer*in. Im Bildungsgang integriert sind insgesamt 16 Wochen Praktikum, die in Kindertagesstätten (4 Wochen), Pflegeheimen und Behinderteneinrich-tungen (jeweils 6 Wochen) absolviert werden müssen. Der Bildungsgang findet vollzeitschulisch statt, die Praktika werden in Blöcken absolviert. Der Bildungs-gang beinhaltet vier Lernfelder. Religionsunter-richt hat durchschnittlich einen Stundenanteil von 5% (vergleichbar mit Sport und Politik). Die Klasse hat momentan zwei Stunden Religionsunterricht pro Woche bei Frau Muster. Besonders ist, dass Frau Muster die Klasse zehn Stunden pro Woche unterrichtet (in Ernährung und Hauswirtschaft, sowie Praxis hauswirtschaftlicher Versorgung) und auch Klassenlehrerin ist.