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Neles Job im städtischen Amt für Umweltschutz ist eigentlich reine Routine - bis ihr Praktikant Jan zugeordnet wird, und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Seit einiger Zeit tauchen rund um den Dornheckensee nämlich ungewöhnlich viele tote Wasservögel auf, und die Experten sind ratlos - ist es ein Virus? Ein Parasit? Sind Giftstoffe ins Grundwasser gelangt? Als die mysteriöse Krankheit auch badende Jugendliche befällt, spitzt die Lage sich zu. Ehe Nele und Jan herausfinden können, was die Todesfälle verursacht, wird der See plötzlich von einer privaten Forschungsfirma abgesperrt. Beiden ist klar: Hier geht es nicht mit rechten Dingen zu.
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Seitenzahl: 122
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Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Kapitel Dreizehn
Kapitel Vierzehn
SIRREND LIEF EINE Zentrifuge an. Es knackte im Röhrensystem einer Kühleinheit. Eine der Neonröhren summte leise, sie kam ans Ende ihrer Lebensdauer. Sonst war es still. Die meisten Mitarbeiter waren bereits gegangen.
Auf einem metallenen Regal an der Rückseite des Raumes tanzten unterschiedlich geformte Schemen in großen gläsernen Zylindern. Es sah aus, als bewegten sie sich alle zu der gleichen, für menschliche Ohren nicht hörbaren Melodie. Halbdurchsichtige Auswüchse flatterten und vibrierten. Die Wesen drehten sich um sich selbst und sanken elegant zu Boden, um sich gleich darauf wieder in die Höhe zu katapultieren. Es war ein hypnotisierender Anblick.
In einigen Zylindern herrschte weniger Aktivität. In genau diesem Moment beendet einer der Schemen seinen Tanz, prallte noch ein letztes Mal sanft und wie betrunken gegen das Glas, ehe er wie eine Hitzespiegelung auf den Boden hinabsank. Ein dünner Vorhang aus Gasbläschen stieg schnell an die Oberfläche und sammelte sich dort als unappetitliche Schaumablagerung.
Die regulären Arbeitszeiten waren schon längst vorbei, und die beiden Männer, die sich in einer Ecke des Labors unterhielten, hatten für die fantastischen Wesen in den Behältern allerdings keinen zweiten Blick übrig. Zu alltäglich war dieses Wunder für sie in den letzten Monaten geworden. Zu den Füßen des Älteren stand ein abgenutzter roter Eimer, den er aus einer Abstellkammer entwendet hatte. Man hörte es leise plätschern.
Der Jüngere – er war nicht viel jünger und hatte schon einiges erlebt, aber im Vergleich war ein deutlicher Altersunterschied zu bemerken – hatte die Scherben aufgelesen und die restliche Flüssigkeit aufgewischt. Um seine linke Hand war eine Bandage gewickelt, durch die es an der unteren Handkante bereits rot hindurchsickerte. Er hatte sich beim Putzen in einem unachtsamen Moment geschnitten. Sein Gesicht war ein wenig blass. Er schwitzte. Flüsternd beendete er seinen Satz. »… einer der Laborassistenten umgestellt haben! Hätte ja keiner ahnen können, dass die dreifache Dosis …«
»Hör schon auf!«, fuhr ihm der Ältere gereizt ins Wort. »Jammern hilft uns jetzt auch nicht mehr.« Er schob seine speckige blaue Baseballmütze zurück, um sich an der Stirn zu kratzen. »Weißt du, was das alles kostet?«
Der Jüngere nickte jämmerlich. »Wenn sie das rauskriegt, bin ich tot.«
»Jetzt stell dich nicht so an!« Der Ältere kam zu einem Entschluss. »Mach du das da weg. Ich kümmere mich hier drum.« Er stippte mit dem Fuß gegen den Eimer. »Ich hab schon eine Idee.« Ächzend bückte er sich und hob den Eimer in die Höhe. Das Plätschern veränderte sich. »Und du beeil dich! Wenn die Putzkolonne kommt, müssen wir weg sein.«
»Glaubst du nicht, sie bemerkt, dass eins fehlt?«
»Ach, die sterben doch sowieso alle Nase lang.« Er wies auf den Zylinder mit der Schaumschicht. »Nimm ein wenig aus dem da, mach beide wieder voll, dann stell ihn zwischen die anderen – muss ich hier eigentlich an alles selber denken?«
Das ließ der Jüngere nicht auf sich sitzen. »Hey, ich hab das schließlich nicht allein verbockt!«
»Ist ja schon gut«, lenkte der Alte ein. »Komm, wir müssen uns beeilen.« Er schielte auf den Eimer. »Der hier geht ganz schön aufs Kreuz. Ich bin gleich wieder zurück!« Er schlurfte Richtung Ausgangstür und hielt seine Zugangskarte vor das Lesegerät. Die Farbe des Lichts wechselte von gelb auf grün. Die Tür glitt mit einem leisen Zischen auf.
Der Jüngere sah ihm nach, die Stirn in Falten gelegt. Es war besser, keine weiteren Fragen zu stellen. Schließlich konnte das hier immer noch schief gehen, und dann wollte er lieber nicht zu viel wissen. Vielleicht konnte er sich aus der ganzen Sache im Ernstfall noch irgendwie wieder rauswinden, wenn er es geschickt anstellte. Gedankenverloren sah er auf das Kehrblech in seiner Hand hinab. Er sollte die Scherben besser draußen in den Container werfen, dort fielen sie nicht so rasch auf. Wann war noch gleich die nächste Leerung? Seine Hand pochte. Das wäre morgen beim Bowling ein ziemliches Handicap.
Leise vor sich hin fluchend verließ auch er das Labor, aber durch die Tür auf der anderen Seite. Sie schloss sich beinahe lautlos hinter ihm. Er hatte keinen zweiten Blick für die Wesen in den Glaszylindern an der Wand gehabt. Die tanzten und schwebten weiter durch ihre begrenzten Universen, pressten sich gegen das Glas und ahnten mit ihrem primitiven Verstand höchstens, dass es da draußen mehr gab, als sie bisher erlebt hatten.
Die altersschwache Neonröhre flackerte, ohne dass es jemand gemerkt hätte.
DER BERICHT DES Veterinärs war endlich zurück. Allerdings waren die Ergebnisse wenig aufschlussreich. Mit der letzten Sendung hatten sie zwei tote Enten und ein angekautes Blesshuhn geschickt, aber woran die Vögel gestorben waren, blieb ein Geheimnis. Frustriert hieb Nele auf den Locher und heftete die Papiere in den Ordner. Dann schob sie ihn zu seiner schnell wachsenden Geschwisterzahl auf das oberste Regalbrett. Wenn es eins gab, woran es in deutschen Behörden nie fehlte, dann war es Papier. Dabei hätte sie lieber Lösungen gehabt.
Es war Juli, also war es schwül, und in dem kleinen Büro im dritten Stock blieb es trotz Klimaanlage stickig. Der altersschwache Computer summte, als wolle er jeden Moment abheben. Sie speicherte die mageren Ergebnisse des Tages und fuhr ihn herunter. Brauchen würde sie ihn heute sowieso nicht mehr. Energisch schob sie ihren Stuhl zurück und griff im Aufstehen nach dem weißen Kittel, der von der Seite des Regals hing, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie wollte nur einen kurzen Blick ins Labor werfen. Zum Teufel mit den Vorschriften. Noch eine Lage Kleidung würde sie einfach nicht ertragen.
»Labor« war ein ziemlich hochtrabender Begriff für die Räumlichkeiten, in denen Neles kleiner Zweig des Amts für Umwelt- und Naturfragen die wenigen Tests durchführte, die nicht an Spezialisten außer Haus übertragen wurden. Es gab keine Fenster, und die meisten der Geräte hatten schon bessere Tage gesehen. Wenigstens die Abluftanlage war auf dem neuesten Stand, und die Temperatur konnte konstant gehalten werden. Schließlich mussten sensible Proben geschützt werden. Als Nele jetzt ihre Karte durch den Leseschlitz schob und die Tür aufdrückte, kam ihr ein Schwall kühler Luft entgegen. Sie fröstelte vor Erleichterung und wünschte sich für eine halbe Sekunde ihren Kittel her. Dann atmete sie tief durch. Herrlich!
Die rot leuchtende Digitalanzeige des altmodischen Probenschrankes verriet ihr, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit sich im gewünschten Bereich bewegten. Die Papiere für den Kurierfahrer waren auch schon vorbereitet. Sie klopfte ihrem früheren Ich im Geiste anerkennend auf die Schulter. Gut gemacht, vorausplanende Nele. Dafür hatte sie sich eine kalte Limo vom Kiosk im Erdgeschoss verdient.
Vorsichtig machte sie einen Schritt zurück, um die Tür wieder zuzuziehen, und trat dabei schwungvoll auf einen Männerschuh, der von Alter und Stil durchaus zu den Laborgeräten der Behörde passte. »Verflixt! Entschuldigung!«, sagte sie im Umdrehen. Sie kannte den Schuh. Warum musste ihr Vorgesetzter sich auch immer so anschleichen? »Ich wollte gerade zum Kiosk, brauchen Sie auch was?«
Herr Reithofer schüttelte den Kopf. Alles an ihm war irgendwie grau, aber dabei nicht langweilig. »Danke. Aber kann das noch einen Moment warten? Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.« Er fuhr sich mit der Hand durch das schüttere, kurz geschorene Haar – ein sicheres Zeichen für Nervosität. Etwas war anders als sonst, und Nele war neugierig.
Also folgte sie ihm zu seinem Eckbüro. Wieder so eine hochtrabende Vorstellung, die unter Formularen und Akten erstickte. Dabei überlegte sie, ob kürzlich eine Stelle neu besetzt worden war. Sie war nur eine einfache Mitarbeiterin – zu jung und zu unwichtig, um dem gelegentlichen hohen Besuch präsentiert zu werden. Oder sollte sie als Sündenbock für etwas herhalten? Es prickelte in ihrer Magengrube. Nein, das traute sie dem Reithofer nicht zu. Trotzdem blieb dieses unsichere Gefühl. Sie hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn etwas Unerwartetes passierte. Mit einem tiefen Atemzug bemühte sie sich, ihre Unruhe zu neutralisieren.
»Darf ich vorstellen?«, fragte Herr Reithofer, nachdem sie sein Büro betreten und die Tür hinter sich zugezogen hatte. Ein leise ratternder Ventilator bewegte die warme Luft. »Das ist Jan Schüler, unser neuester Praktikant.« Er wies auf einen schlaksigen jungen Mann mit sorgfältig frisiertem rotem Haar, der um einiges älter wirkte als die üblichen Schulpraktikanten, die sie sonst so bekamen.
»Freut mich«, murmelte Nele halb automatisiert. Ihr Blick glitt über seine teuren Schuhe und die Tasche, aus der die Kante eines Notebooks – nein, eines Macbooks hervorragte. Alles teuer, wenig benutzt, sehr stylisch.
Vage war ihr bewusst, dass Herr Reithofer weitergeredet hatte »… Orientierungspraktikum im Rahmen seines Jurastudiums bei uns. Und ich dachte, Sie könnten sich ein wenig um ihn kümmern.«
Ah. Daher wehte der Wind. Nele lächelte. »Natürlich, das mache ich doch gern.« Gelegentlich hatten sie dieses Problem. Meist mit jungen Leuten, die durch Connections ihrer Eltern einen Praktikumsplatz bei einer Behörde ergattert hatten und möglichst wenig im Weg sein sollten. Zur Betreuung wurde dann immer eines der unbedeutenderen Amtslichter abgestellt – und diesmal war die Wahl also auf sie gefallen. Sie streckte die Hand aus. »Ich bin Nele. Schön, dich kennenzulernen.«
Jan ergriff sie und drückte etwas zu fest zu. Seine Zähne blitzten wie frisch gebleicht und zahnspangengerade. »Schön, dass ich hier sein darf.«
»Dann … führe ich dich erst einmal ein wenig herum?«, schlug sie vor und sah zu ihrem Vorgesetzten hinüber. »Gibt es sonst etwas?«
Er nickte. »Nur eine Kleinigkeit. Jan, wenn Sie schon einmal vorgehen würden …«
Der nickte, schulterte seine Tasche und schlenderte auf den Flur hinaus.
Herr Reithofer senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Summen. »Ich habe großes Vertrauen in Sie. Wahrscheinlich ist der junge Mann nur drei Wochen hier, und seine Eltern sind … wichtig für das Amt.«
Das bedeutete, sie waren wichtig für Reithofers weitere Karriere. Nele verstand.
»Sorgen Sie dafür, dass er ein paar interessante Dinge sieht. Nehmen Sie ihn mit auf Außeneinsätze.«
»Aber ich habe gerade gar keine …«
»Diese Sache im Ennert. Wir brauchen Bodenproben vom Ufer des Dornheckensees. Nehmen Sie eines der Dienstfahrzeuge, wenn Sie möchten.«
Das zeigte ihr mehr als alles andere – mehr sogar noch als sein vertraulicher Ton – wie wichtig das für ihn war. In Gedanken schob sie ihre Aufgabenliste beiseite und machte Platz für einen neuen Stapel: Das Söhnchen bespaßen. Na gut, schließlich wurde sie nicht nach Erfolgserlebnissen bezahlt.
Sie nickte zustimmend und wollte sich gerade zur Tür umdrehen, als ihm noch etwas einfiel. »Ach, Nele, falls Sie weitere Kadaver finden …«
»Ja?«
»Kümmern Sie sich bitte selbst darum. Das ist nichts für Praktikanten. Wegen der Verunreinigungen.«
Ja, ja. Es sollte aufregend sein, nicht eklig. »Natürlich.« Dann schlüpfte sie hinaus.
Jan stand im Flur gegen die Wand gelehnt und musterte sie. »Hochgeheime letzte Anweisungen?« Er grinste.
Irgendwas an seiner Art ging ihr jetzt schon auf den Geist. »Verlängertes Jurastudium?«, konterte sie.
»Ich sehe mich ein wenig um, ehe ich mich auf einen Fachbereich festlege«, erklärte er, als sei es die natürlichste Sache der Welt, die Semester so zu vertrödeln.
Nele, die sich ihr Biologiestudium hart erkämpft, komplett selbst finanziert und mit zusammengebissenen Zähnen in Rekordzeit durchgezogen hatte, mochte ihn noch ein bisschen weniger. Sie sah auf seine weißen Leinenschuhe hinab. »Wir fahren jetzt in den städtischen Wald und nehmen ein paar Proben zur Untersuchung. Herr Reithofer sagt, ich darf dich mitnehmen. Hast du Lust?«
Jan sah auf seine Uhr – wer trug heutzutage noch eine Armbanduhr? – und zögerte, als warte er auf spannendere Optionen.
Das würde so ätzend werden.
Nach einer oder zwei Sekunden stieß er sich von der Wand ab. »Gut, dann gehen wir. Wo steht dein Schlitten?«
»Komm mit.«
Der Schlitten war ein klappriger Kastenwagen mit ausgeblichenen Sitzpolstern und einer umfassenden Ausstattung für Arbeit vor Ort im hinteren Teil: Eimer, Planen, Schaufeln, Kescher, ein dicker Erste-Hilfe-Kasten und mehrere festgezurrte Kisten mit Werkzeug und Behältern, die leise klapperten, als Nele ihre Tür zuzog. Die Zündung röchelte kurz, ehe der Motor ansprang. Natürlich gab es keine Klimaanlage.
Vorsichtig trat Nele aufs Gas und ließ ihn aus der Tiefgarage hinaus in die Seitenstraße schlingern. Sie fuhr die Wagen des Amtes nicht oft, es stresste sie. Aber um in den Ennert zu kommen, würden sie dreimal umsteigen müssen, und dann war man in Bonn verloren. Außerdem dauerte es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens doppelt so lang, sogar im Berufsverkehr.
»Und, was macht man so den ganzen Tag im Umwelt-Amt?«, fragte Jan nach einer Weile. »Kettet man sich an die weiße Flotte und protestiert gegen Autofähren?«
Was für ein Großmaul. Sie dachte daran, was Herr Reithofer ihr gesagt hatte, und atmete tief durch. »Heute nehmen wir Bodenproben.«
»Klingt spannend.«
»Du wirst lachen – es ist spannend. Seit einigen Tagen kriegen wir verstärkt Meldungen zu toten Vögeln und kleinen Säugern, die in einem bestimmten Teil des Ennerts gefunden werden, und versuchen, herauszufinden, woran das liegt.«
»Haben sich wahrscheinlich zu Tode gelangweilt.«
Sie tat, als sei das ein sinnvoller Gesprächsbeitrag. »Wir glauben eher, dass es sich entweder um einen Fall von Umweltverschmutzung oder um Giftköder handelt. Aber um das herauszufinden, brauchen wir eben Bodenproben.«
»Also wie CSI.«
»Mit kleinerem Budget.« Wie lang war so ein Praktikum eigentlich? Hatte Reithofer etwas von drei Wochen gesagt? Himmel! Neles Mutter Gitta behauptete, ihre Töchter seien beide nicht unbedingt mit unglaublicher Geduld ausgestattet. »Möchtest du sonst noch etwas wissen?«
»Was ist der Ennert?«
»Wald, im Wesentlichen. Ein bisschen Berg. Der Teil des Siebengebirges, der auf Bonner Stadtgebiet liegt. Seit …«
»Whoa, ich wusste nicht, dass das ein ganzer Wikipedia-Eintrag wird. Sag doch einfach ‚Bäume‘, damit kann jeder etwas anfangen.«
Nicht reizen lassen. »Und ehemalige Steinbrüche. Dort findet man einige seltene Vögel und Eidechsen. Alles Naturschutzgebiet.«
»Okay.« Er sah sie nicht an, sondern blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Gebäude. Der Teppichhändler machte mal wieder Geschäftsaufgabe-Sonderverkauf. »Eine Frage habe ich noch.«
»Hm?«
»Warum macht man so einen öden Job eigentlich?«
»Warum machst du ein Praktikum bei uns?«
Er drehte den Kopf in ihre Richtung. »Weil mein Alter mir sonst den Geldhahn zudreht. Er hat diese grandiose Idee, dass ich Lokalpolitiker werde und große Dinge bewege. Oder der Familie wenigstens keine Schande mache. Deine auch so?«
»Eher im Gegenteil. Aber die Arbeitszeiten sind gut und mein Job macht wenigstens Sinn.«
»Nichts macht Sinn«, antwortete Jan. »Etwas ergibt höchstens Sinn.«
»Hast du als Kind einen Duden auf den Kopf gekriegt oder was? Jeder sagt heute, dass etwas Sinn macht, dann gilt das auch. Wir sind ja nicht im mündlichen Abi. Wenigstens stehe ich schon auf eigenen Beinen.«
»Ja, toll gemacht«, ätzte er. »Wo ist jetzt dieser blöde Boden, von dem wir Proben nehmen sollen?«