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Psychiatrische Behandlung von Menschen mit Behinderungen - Neues Konzept: aktualisiert nach ICD-11 und mit neuen Störungsbildern - Zusätzliches Material: Checklisten und Fragebögen zum Download - Erweiterter Blick: zur Versorgung in Deutschland, Österreich und der Schweiz Die Diagnose und Behandlung psychischer Störungsbilder bei Personen mit geistiger Behinderung (ICD-11: Störung der Intelligenzentwicklung) sowie deren pädagogische Begleitung erfordern fundiertes Spezialwissen von ärztlichen, pflegenden, therapeutischen und heilpädagogischen Fachleuten. Das dazu nötige Rüstzeug liefert dieses nach ICD-11 konzeptualisierte Standardlehrbuch von Christian Schanze und Tanja Sappok mit ihrem interdisziplinären Autor:innenteam. Das Arbeitsbuch vermittelt einen umfassenden und praxisnahen Überblick zu sämtlichen psychiatrischen Störungsbildern bei Menschen mit einer intellektuellen Beeinträchtigung. Neben der evidenzbasierten medikamentösen und psychotherapeutischen Therapie werden pflegerische, heilpädagogische und kreativtherapeutische Verfahren vorgestellt. Neu sind Kapitel über die stereotype Bewegungsstörung, die Katatonie, dissoziative Störungen, zu sensorischen Störungen und Covid.
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Seitenzahl: 1223
Christian Schanze | Tanja Sappok (Hrsg.)
Störungen der Intelligenzentwicklung
Grundlagen der psychiatrischen Versorgung, Diagnostik und Therapie
Aktualisiert nach ICD-11
3., überarbeitete und erweiterte Auflage
Schattauer
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Dr. med. Christian Schanze
Univ.-Prof. Dr. med. habil. Tanja Sappok
Besonderer Hinweis:
Die Medizin unterliegt einem fortwährenden Entwicklungsprozess, sodass alle Angaben, insbesondere zu diagnostischen und therapeutischen Verfahren, immer nur dem Wissensstand zum Zeitpunkt der Drucklegung des Buches entsprechen können. Hinsichtlich der angegebenen Empfehlungen zur Therapie und der Auswahl sowie Dosierung von Medikamenten wurde die größtmögliche Sorgfalt beachtet. Gleichwohl werden die Benutzer aufgefordert, die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren. Fragliche Unstimmigkeiten sollten bitte im allgemeinen Interesse dem Verlag mitgeteilt werden. Der Benutzer selbst bleibt verantwortlich für jede diagnostische oder therapeutische Applikation, Medikation und Dosierung.
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Das vorliegende Buch ist die komplett überarbeitete und erweiterte Neuauflage von:
Schanze, C. (Hrsg.) (2007/2014). Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung. Ein Arbeits- und Praxisbuch für Ärzte, Psychologen, Heilerziehungspfleger und -pädagogen. Stuttgart: Schattauer.
Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe
Schattauer
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Cover: Bettina Herrmann, Stuttgart
unter Verwendung einer Abbildung von © sturti/iStock
Gesetzt von Eberl & Koesel Studio, Kempten
Gedruckt und gebunden von CPI – Clausen & Bosse, Leck
Lektorat: Marion Drachsel, Berlin
Projektmanagement: Ulrike Albrecht
ISBN 978-3-608-40083-0
E-Book ISBN 978-3-608-12238-1
PDF-E-Book ISBN 978-3-608-20654-8
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Vorwort 1
Vorwort 2
I. Grundlagen
1 Psychische Gesundheit bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
1.1 Ein Paradigmenwechsel
1.2 Psychische Gesundheit
1.3 Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell
1.4 Entwicklungssensible Diagnostik – Entwicklungslogische Therapie
1.5 Fazit
2 Grundlagen der Diagnostik
2.1 Allgemeines
2.2 Leistungsdiagnostik
2.2.1 Hinweise zur Gestaltung einer Testsituation
2.2.2 Erfassung der intellektuellen Leistungsfähigkeit
2.2.3 Erfassung des adaptiven Verhaltens
2.2.4 Rückmeldung der Ergebnisse
2.3 Entwicklungsdiagnostik
2.4 Psychopathologische Diagnostik
2.4.1 Die psychopathologische Befunderhebung
2.4.2 Methodische Besonderheiten bei der Befunderhebung
2.4.3 Das AMDP-System
2.5 Genetische Diagnostik
2.5.1 Formen kausaler genetischer Veränderungen
2.5.2 Humangenetische diagnostische Verfahren
2.5.3 Identifikation und Bewertung genetischer Varianten
2.5.4 Indikation für eine humangenetische Diagnostik
2.5.5 Hinweise zur Veranlassung einer genetischen Diagnostik
2.5.6 Gesetzliche Bestimmungen
3 Grundlagen der Therapie
3.1 Psychopharmakotherapie
3.1.1 Verordnungshäufigkeit von Psychopharmaka
3.1.2 Psychopharmakologische Verordnungs- und Behandlungspraxis
3.1.3 Besonderheiten in der psychopharmakologischen Behandlung von Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
3.1.4 Unterschiede in der Pharmakokinetik
3.1.5 Fazit
3.2 Gesprächsführung, Beratung und personzentrierte Gesprächstherapie
3.2.1 Einleitung
3.2.2 Multiprofessionelle Diagnostik
3.2.3 Kommunikation mit Angehörigen, gesetzlichen Betreuenden und Mitarbeitenden der Behindertenhilfe
3.2.4 Effektivierung der Kommunikation
3.2.5 Personzentrierter Ansatz
3.2.6 Beratungsgespräch und Gesprächstherapie
3.2.7 Fazit
3.3 Psychotherapie
3.3.1 Einleitung
3.3.2 Versorgungsstrukturen
3.3.3 Anpassung psychotherapeutischer Techniken
3.3.4 Berufs- und sozialrechtliche Rahmenbedingungen
3.3.5 Fazit
3.4 Pädagogik und Psychiatrie
Vorbemerkung
3.4.1 Psychiatrie und Pädagogik im praktischen Versorgungsalltag
3.4.2 Paradigmenwechsel durch die ICD-11?
3.4.3 Person und Ich-Entwicklung
3.4.4 Entwicklung und Diagnostik – die Norm und das Spezielle
3.4.5 Psychische Störungen und Störungen der Ich-Funktionen
3.4.6 Entwicklungspädagogisches Arbeiten
3.4.7 Pädagogisches und therapeutisches Arbeiten
3.4.8 Resonante Beziehungsarbeit und Kompetenzförderung
3.4.9 Die UN-Behindertenrechtskonvention, Recovery und Entwicklungslogik
3.4.10 Fazit
3.5 Psychische Gesundheitspflege
3.5.1 Einleitung
3.5.2 Beobachtung der Symptome – Verhaltensäquivalente
3.5.3 Symptomsensitive Kommunikation
3.5.4 Teilnahme an der Einzeltherapie
3.5.5 Das vulnerable Gehirn: sensorische Dysfunktion und kognitive Überlastung
3.5.6 Emotionale Entwicklung
3.5.7 Die Perspektive der Patienten
3.5.8 Pflege von Menschen mit vielfältigen, komplexen Bedürfnissen
3.5.9 Spezifische Therapeutenfähigkeiten: Schaffung eines guten emotionalen Klimas
3.5.10 Fazit
3.6 Künstlerische Therapien
3.6.1 Einleitung
3.6.2 Kunst in Therapie und Förderung
3.6.3 Kunsttherapie
3.6.4 Musiktherapie
3.6.5 Tanz- und Bewegungstherapie
3.6.6 Dramatherapie
3.6.7 Eklektische Ansätze
3.6.8 Fazit
3.7 Deeskalation und Wut-Management
3.7.1 Aggressives Verhalten
3.7.2 Verlauf von aggressivem Verhalten
3.7.3 Zwei therapeutische Ansätze
3.7.4 Deeskalationstechniken
3.7.5 Behinderungsform, emotionale Reife und Deeskalation
3.7.6 Krisenmanagement
3.7.7 Individuelle Krisenpläne
3.7.8 Fazit
II. ICD-11-Störungsbilder
II.A Neuronale Entwicklungsstörungen
4 Störungen der Intelligenzentwicklung (ICD-11 6A00)
4.1 Die Codierung von Störungen der Intelligenzentwicklung in der ICD-11
4.2 Definition
4.3 Schweregradeinteilung
4.4 Prävalenz
4.5 Ätiologie
4.6 Diagnostik
5 Störungen der Sprech- oder Sprachentwicklung (ICD-11 6A01)
5.1 Die Codierung von Störungen der Sprech- oder Sprachentwicklung in der ICD-11
5.2 Entwicklungsstörungen der Lautbildung (ICD-11 6A01.0) und des Sprechflusses (ICD-11 6A01.1)
5.3 Entwicklungsstörung der Sprache (ICD-11 6A01.2)
5.3.1 Diagnostik von Sprachstörungen
5.3.2 Unterstützende Maßnahmen
5.4 Fazit
6 Autismus-Spektrum-Störungen (ICD-11 6A02)
6.1 Die Codierung von Autismus-Spektrum-Störungen in der ICD-11
6.2 Definition
6.3 Ätiologie
6.4 Diagnostik
6.5 ICD-11-Störungsbilder bei neuronalen Entwicklungsstörungen
6.5.1 Autismus-Spektrum-Störungen ohne Störungen der Intelligenzentwicklung (ICD-11 6A02.0 bzw. 6A02.2)
6.5.2 Autismus-Spektrum-Störungen mit Störungen der Intelligenzentwicklung (ICD-11 6A02.1, 6A02.3, 6A02.5)
7 Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (ICD-11 6A05)
7.1 Die Codierung von Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörungen in der ICD-11
7.2 Definition
7.3 Epidemiologie
7.4 Ätiologie
7.5 Diagnostik
7.6 Differenzialdiagnostik
7.7 Komorbiditäten
7.8 Therapie
7.8.1 Psychopharmakotherapie
7.8.2 Nicht-medikamentöse Verfahren
7.9 Prognose und Verlauf
8 Stereotype Bewegungsstörung mit/ohne Selbstverletzung; Primäre Tics oder Ticstörungen
8.1 Stereotype Bewegungsstörung mit/ohne Selbstverletzung (ICD-11 6A06)
8.1.1 Die Codierung von stereotypen Bewegungsstörungen in der ICD-11
8.1.2 Definition
8.1.3 Epidemiologie und Verlauf
8.1.4 Ätiologie und Pathogenese
8.1.5 Diagnostik
8.1.6 Therapie
8.1.7 Fazit
8.2 Ticstörungen (ICD-11 8A05.0)
8.2.1 Die Codierung von Ticstörungen in der ICD-11
8.2.2 Definition
8.2.3 Prävalenz
8.2.4 Ätiologie
8.2.5 Diagnostik
8.2.6 Verlauf
8.2.7 Therapie
8.2.8 Fazit
II.B Psychische Störungen und Verhaltensstörungen
9 Schizophrenie (ICD-11 6A20)
9.1 Die Codierung von Schizophrenie in der ICD-11
9.2 Definition
9.3 Prävalenz
9.4 Ätiologie
9.5 Diagnostik
9.5.1 Assessment
9.5.2 Identifizierung von Kernsymptomen
9.5.3 Diagnostisches Vorgehen
9.6 Differenzialdiagnostik
9.7 Interventionen
9.7.1 Pharmakotherapie
9.7.2 Unerwünschte Nebenwirkungen
9.7.3 Psychosoziale Interventionen
9.7.4 Psychotherapie
9.7.5 Familieninterventionen
9.7.6 Psychiatrische Gesundheitspflege
9.7.7 Gemeinschaftsdienste
9.8 Fallbeispiel und abschließende Bemerkungen
10 Katatonie (ICD-11 6A4)
10.1 Die Codierung der Katatonie in der ICD-11
10.2 Definition
10.3 Prävalenz
10.4 Ätiologie
10.5 Diagnostik
10.5.1 Katatonie in Verbindung mit einer anderen psychischen Störung (ICD-11 6A40)
10.5.2 Katatonie durch Substanzen oder Medikamente (ICD‑11 6A41)
10.5.3 Sekundäres katatones Syndrom (ICD-11 6E69)
10.5.4 Katatonie, nicht näher bezeichnet (ICD-11 6A4Z)
10.6 Differenzialdiagnostik
10.7 Katatonie bei neuronalen Entwicklungsstörungen in der ICD-11
10.8 Therapie
10.8.1 Grundprinzipien der Behandlung der Katatonie
10.8.2 Spezifische Behandlung bei Störungen der Intelligenzentwicklung
10.9 Verlauf
10.10 Fazit
11 Affektive Störungen: bipolare und depressive Störungen
11.1 Bipolare oder verwandte Störungen (ICD-11 6A6)
11.1.1 Die Codierung von bipolaren oder verwandten Störungen in der ICD-11
11.1.2 Neuerungen in der Definition bipolarer Störungen
11.1.3 Prävalenz
11.1.4 Ätiologie
11.1.5 Diagnostik
11.1.6 Therapie
11.1.7 Verlauf und Prognose
11.1.8 Fazit
11.2 Depressive Störungen (ICD-11 6A7)
11.2.1 Die Codierung von depressiven Störungen in der ICD-11
11.2.2 Definition
11.2.3 Prävalenz
11.2.4 Ätiologie
11.2.5 Diagnostik
11.2.6 Therapie
11.2.7 Verlauf und Prognose
11.2.8 Fazit
12 Angst- oder furchtbezogene Störungen (ICD-11 6B0)
12.1 Die Codierung von Angst- oder furchtbezogenen Störungen in der ICD-11
12.2 Definition
12.3 Prävalenz
12.4 Ätiologie
12.5 Diagnostik
12.6 Therapie
12.7 ICD-11-Störungsbilder bei Angst- oder furchtbezogenen Störungen
12.7.1 Generalisierte Angststörung (ICD-11 6B00)
12.7.2 Panikstörung (ICD-11 6B01)
12.7.3 Agoraphobie (ICD-11 6B02)
12.7.4 Spezifische Phobie (ICD-11 6B03)
12.7.5 Soziale Angststörung (ICD-11 6B04)
12.7.6 Trennungsangststörung (ICD-11 6B05)
12.7.7 Selektiver Mutismus (ICD-11 6B06)
13 Zwangsstörung oder verwandte Störungen
13.1 Die Codierung der Gruppe Zwangsstörung oder verwandte Störungen in der ICD-11
13.2 Allgemeines
13.3 ICD-11-Klassifikation Zwangsstörung oder verwandte Störungen
13.3.1 Zwangsstörung (ICD-11 06B20)
13.3.2 Körperdysmorphe Störung (ICD-11 06B21)
13.3.3 Eigengeruchswahn (ICD-11 06B22)
13.3.4 Hypochondrie (ICD-11 06B23)
13.3.5 Pathologisches Horten (ICD-11 6B24)
13.3.6 Körperbezogene repetitive Verhaltensstörungen (ICD-11 6B25)
13.3.7 Sekundäre Zwangs- oder verwandte Störungen (ICD-11 6E64)
13.3.8 Substanzinduzierte Zwangs- oder verwandte Störungen
13.4 Fazit
14 Spezifisch Stress-assoziierte Störungen (ICD-11 6B4)
14.1 Die Codierung von spezifisch Stress-assoziierten Störungen in der ICD-11
14.2 Definition
14.3 Prävalenz
14.4 Ätiologie
14.5 Diagnostik
14.6 ICD-11-Störungsbilder bei spezifisch Stress-assoziierten Störungen
14.6.1 Posttraumatische Belastungsstörung (ICD-11 6B40)
14.6.2 Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (ICD-11 6B41)
14.6.3 Anhaltende Trauerstörung (ICD-11 6B42)
14.6.4 Anpassungsstörung (ICD-11 6B43)
14.6.5 Reaktive Bindungsstörung (ICD-11 6B44)
14.6.6 Störung der sozialen Bindung mit enthemmtem Verhalten (ICD-11 6B45)
15 Dissoziative Störungen (ICD-11 6B6)
15.1 Die Codierung von dissoziativen Störungen in der ICD-11
15.2 Definition
15.3 Prävalenz
15.4 Ätiologie
15.5 Diagnostik
15.6 ICD-11-Störungsbilder bei dissoziativen Störungen
15.6.1 Dissoziative Störung mit neurologischen Symptomen (ICD-11 6B60)
15.6.2 Dissoziative Amnesie (ICD-11 6B61)
15.6.3 Trance-Störung (ICD-11 6B62)
15.6.4 Besessenheits-Trance-Störung (ICD-11 6B63)
15.6.5 Dissoziative Identitätsstörung (ICD-11 6B64) und Partielle dissoziative Identitätsstörung (ICD-11 6B65)
15.6.6 Depersonalisations- oder Derealisationsstörung (ICD-11 6B66)
15.7 Therapie dissoziativer Störungen bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
16 Fütter- oder Essstörungen (ICD-11 6B8)
16.1 Die Codierung von Fütter- oder Essstörungen in der ICD-11
16.2 Definition
16.3 Prävalenz
16.4 Ätiologie
16.5 Diagnostik
16.6 ICD-11-Störungsbilder bei Fütter- und Essstörungen
16.6.1 Anorexia nervosa (ICD-11 6B80)
16.6.2 Bulimia nervosa (ICD-11 6B81)
16.6.3 Binge-eating-Störung (ICD-11 6B82)
16.6.4 Vermeidend-restriktive Ernährungsstörung (ICD-11 6B83)
16.6.5 Pica (ICD-11 6B84)
16.6.6 Ruminations- oder Regurgitationsstörung (ICD-11 6B85)
16.7 Zusammenfassung
17 Störungen durch Substanzgebrauch oder Verhaltenssüchte (ICD-11 6C4 und 6C5)
17.1 Die Codierung von Störungen durch Substanzgebrauch oder Verhaltenssüchte in der ICD-11
17.2 Definition
17.3 Prävalenz
17.4 Ätiologie
17.5 Diagnostik
17.5.1 Anzeichen
17.5.2 Substanzkonsum besprechen
17.5.3 Psychiatrische, psychologische und somatische Diagnostik
17.6 ICD-11-Störungsbilder bei Substanzgebrauchsstörungen oder Verhaltenssüchten
17.6.1 Störungen durch Substanzgebrauch – Störungen durch Alkohol (ICD-11 6C40)
17.6.2 Störungen durch Verhaltenssüchte
17.7 Therapie
17.7.1 Entgiftung
17.7.2 Psychotherapie
17.8 Fazit
18 Verhaltensstörungen
18.1 Die Codierung von Verhaltensstörungen in der ICD-11
18.2 Definition
18.3 Epidemiologie
18.4 Ätiologie
18.5 Diagnostik
18.6 Differenzialdiagnostik
18.7 Therapie
18.8 Fazit
19 Persönlichkeitsstörungen und zugehörige Persönlichkeitsmerkmale (ICD-11 6D10/6D11)
19.1 Die Codierung von Persönlichkeitsstörungen und zugehörigen Persönlichkeitsmerkmalen in der ICD-11
19.2 Definition
19.3 ICD-11-Klassifikation Persönlichkeitsstörungen und zugehörige Persönlichkeitsmerkmale
19.3.1 Persönlichkeitsstörung (ICD-11 6D10)
19.3.2 Zugehörige Persönlichkeitsmerkmale (ICD-11 6D11)
19.4 Ätiologie
19.4.1 Borderline-Muster (6D11.5)
19.4.2 Dissozialität (6D11.2)
19.4.3 Anankasmus (6D11.4)
19.4.4 Andere Konzepte der Persönlichkeitsstörungen
19.5 Diagnostik
19.5.1 Selbstbeurteilungsmaße
19.5.2 Diagnostische Interviews
19.5.3 Diagnostik bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
19.6 Therapie
19.6.1 Medikamentöse Therapie
19.6.2 Psychotherapeutische Behandlung
19.7 Fazit
II.C Somatische Krankheitsbilder
20 Neurokognitive Störungen (ICD-11 6D7)
20.1 Die Codierung von neurokognitiven Störungen in der ICD-11
20.2 Definition
20.3 ICD-11-Störungsbilder bei neurokognitiven Störungen
20.3.1 Delir (ICD-11 6D70)
20.3.2 Leichte neurokognitive Störung (ICD-11 6D71)
20.3.3 Amnestische Störung (ICD-11 6D72)
20.3.4 Demenz (ICD-11 6D8x)
21 Schlaf-Wach-Störungen (ICD-11 07)
21.1 Die Codierung von Schlaf-Wach-Störungen in der ICD-11
21.2 Definition
21.3 Epidemiologie
21.4 Ätiologie
21.5 Diagnostik
21.5.1 Erhebung der Anamnese
21.5.2 Fragebögen zur strukturierten Erfassung gestörten Schlafs
21.5.3 Körperliche und labormedizinische Untersuchungen
21.5.4 Klinische und apparative Erfassung von Schlafparametern
21.6 Komorbiditäten
21.7 ICD-11-Klassifikation der Schlaf-Wach-Störungen
21.7.1 Insomnien (ICD-11 7A0)
21.7.2 Hypersomnien (ICD-11 7A2)
21.7.3 Schlafbezogene Atmungsstörungen (ICD-11 7A4)
21.7.4 Störungen des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus (ICD-11 7A6)
21.7.5 Schlafbezogene Bewegungsstörungen (ICD-11 7A8)
21.7.6 Parasomnien (ICD-11 7B0)
21.7.7 Komorbide Störungsbilder
22 Epilepsieassoziierte psychische Auffälligkeiten (ICD-11 6E6)
22.1 Die Codierung von sekundären psychischen oder Verhaltenssyndromen bei Epilepsie in der ICD-11
22.2 Definition von sekundären psychischen oder Verhaltenssyndromen
22.3 Prävalenz
22.4 Ätiologie
22.4.1 Anfallsgebundene Störungen
22.4.2 Anfallsunabhängige Störungen
22.4.3 Gehirnstrukturelle und genetische Ursachen
22.4.4 Psychosoziale Faktoren
22.5 Antiepileptika-induzierte Enzephalopathie
22.5.1 Akute Valproat-Enzephalopathie
22.5.2 Chronische Valproat-Enzephalopathie
22.6 Epilepsie und psychische Störungen
22.6.1 Psychische Störungen
22.6.2 Autismus-Spektrum-Störungen
22.6.3 Verhaltensstörungen
22.7 Medikamenteneffekte
22.7.1 Medikamenteninteraktionen
22.7.2 Nebenwirkungen von Antiepileptika
22.7.3 Nebenwirklungen von Psychopharmaka
22.8 Fallbeispiel
23 Hörbeeinträchtigungen mit und ohne Sehbeeinträchtigung
23.1 Die Codierung der Krankheiten mit Beeinträchtigung des Hörvermögens und Sehbeeinträchtigung in der ICD-11
23.2 Prävalenz
23.3 Multidimensionale Diagnostik
23.4 Störungen der Intelligenzentwicklung und Hörbeeinträchtigungen
23.4.1 Definition
23.4.2 Prävalenz
23.4.3 Hördiagnostik und Hörgeräte
23.5 Störungen der Intelligenzentwicklung und die kombinierte Hör- und Sehbeeinträchtigung
23.5.1 Definition
23.5.2 Prävalenz
23.6 Störungen der Intelligenzentwicklung, Hörbeeinträchtigungen und Autismus-Spektrum-Störungen
23.6.1 Prävalenz
23.6.2 Differenzialdiagnostik
23.6.3 Die zusätzliche Sehstörung
23.7 Störungen der Intelligenzentwicklung, Hörbeeinträchtigung und herausforderndes Verhalten
23.8 Störungen der Intelligenzentwicklung, kombinierte Sinnesbeeinträchtigung und herausforderndes Verhalten
23.8.1 Prävalenz
23.8.2 Diagnostik
23.9 Störungen der Intelligenzentwicklung, Gehörlosigkeit und psychiatrische Störungen
23.9.1 Prävalenz
23.9.2 Diagnostik und Behandlung
23.10 Therapie
23.10.1 Allgemeine Aspekte von Förderung und Betreuung
23.10.2 Förderung der sozialen Kommunikationsfähigkeit
23.10.3 Modell der therapeutischen Lebensgemeinschaft
23.11 Universales Recht auf Kommunikation
24 Schmerzen bei Menschen mit neuronalen Entwicklungsstörungen (ICD-11 MG30, MG31)
24.1 Die Codierung von Schmerzen in der ICD-11
24.2 Hintergrund
24.3 Definition
24.4 Prävalenz
24.5 Risikofaktoren
24.6 Folgen des Übersehens von Schmerz und Schmerzursachen
24.7 Mögliche Strategien zur Unterscheidung von Schmerz und alternativen Ursachen einer Verhaltensauffälligkeit
24.7.1 Die Reflexion der eigenen Haltung
24.7.2 Intuition als wichtige Voraussetzung
24.7.3 Unterscheidung von akutem und chronischem Schmerz
24.7.4 Schmerzassessment im Team
24.7.5 Individuelle Vorerfahrungen mit Schmerzreaktionen der Betroffenen berücksichtigen
24.7.6 Systematische Suche nach möglichen Schmerzauslösern
24.7.7 Untersuchung in einer ruhigen Atmosphäre
24.7.8 Probatorische (diagnostische) Analgetikagabe
24.8 Ausgewählte Schmerzsyndrome
24.8.1 Chronische tumorassoziierte Schmerzen (ICD-11 MG30.1)
24.8.2 Chronische postoperative oder posttraumatische Schmerzen (ICD-11 MG30.2)
24.8.3 Chronische sekundäre muskuloskelettale Schmerzen (ICD-11 MG30.3)
24.8.4 Chronische sekundäre viszerale Schmerzen (ICD-11 MG30.4)
24.8.5 Chronische neuropathische Schmerzen (ICD-11 MG30.5)
24.8.6 Chronische sekundäre Kopfschmerzen oder orofaziale Schmerzen (ICD-11 MG30.6)
24.9 Labor- und apparative Untersuchungen zur Schmerzdiagnostik
25 Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
25.1 Einleitung
25.2 Epidemiologie sozialer Einschränkungen im Kontext von COVID-19
25.3 Verschreibung von Psychopharmaka während der Pandemie
25.4 Auswirkungen der Pandemie auf Pflegekräfte
25.5 Internationale Effekte der Pandemie
25.5.1 Effekte auf das Sozialleben
25.5.2 Effekte auf das Alltagsleben
25.5.3 Information und Kommunikationspolitik
25.5.4 Zugang zu psychosozialen Dienstleistungen
25.5.5 Effekte auf das Bildungswesen
25.5.6 Effekte auf das Privatleben
25.5.7 Schlussfolgerung
25.6 Fazit
III. Sozialpolitische Aspekte
26 Psychiatrische Versorgung in Deutschland
26.1 Länderhintergrund
26.1.1 Demografische Daten und kulturelle Wahrnehmung
26.1.2 Prävalenz, Identifizierung und frühe Interventionen
26.1.3 Status der sozialen Eingliederung
26.2 Psychosoziale Belastungen und aktuelle Versorgungsangebote
26.2.1 Kinder und Heranwachsende
26.2.2 Erwachsene
26.2.3 Herausforderungen in der personenzentrierten Pflege
26.3 Prioritäten setzen
26.3.1 Medizinische Ausbildung
26.3.2 Klinische Postgraduiertenausbildung und interdisziplinäre Ausbildung
26.3.3 Forschung und Ausbildungsmöglichkeiten in der Forschung
26.3.4 Möglichkeiten zum Handeln
26.3.5 Kooperationen und Partnerschaften
26.4 Fazit
27 Psychiatrische Versorgung in Österreich
27.1 Länderhintergrund
27.1.1 Demografische Daten und kulturelle Wahrnehmung
27.1.2 Identifikation und frühe Intervention
27.1.3 Zugang zu Schule, Ausbildung und Arbeit
27.2 Psychosoziale Belastungen und aktuelle Versorgungsangebote
27.2.1 Kinder und Jugendliche
27.2.2 Erwachsene
27.2.3 Herausforderungen bei der Umsetzung personenzentrierter Versorgung
27.2.4 Möglichkeiten zum Handeln
27.3 Prioritäten setzen
27.4 Fazit
28 Psychiatrische Versorgung in der Schweiz
28.1 Länderhintergrund
28.1.1 Demografische Daten und kulturelle Wahrnehmung
28.1.2 Prävalenz, Identifizierung und frühzeitige Interventionen
28.2 Psychosoziale Belastungen und aktuelle Versorgungsangebote
28.2.1 Kinder und Heranwachsende
28.2.2 Erwachsene
28.2.3 Herausforderungen in der personenzentrierten Pflege
28.2.4 Möglichkeiten zum Handeln
28.3 Prioritäten setzen
28.3.1 Medizinische Ausbildung
28.3.2 Klinische Postgraduiertenausbildung und interdisziplinäre Ausbildung
28.3.3 Forschung und Ausbildungsmöglichkeiten in der Forschung
28.3.4 Kooperationen und Partnerschaften
28.4 Fazit
29 Rechtliche Aspekte
29.1 Einleitung
29.2 Grundlegendes zum rechtlichen Handeln und Entscheiden
29.2.1 Die UN-Behindertenrechtskonvention
29.2.2 Die Bedeutung des Grundgesetzes
29.3 Rechtsrahmen einer ärztlichen Behandlung
29.3.1 Ärztliche Aufklärung
29.3.2 Einwilligungsfähigkeit
29.4 Vertretungsbedarf und Vorsorgemöglichkeiten
29.4.1 Patientenverfügung
29.4.2 Vorsorgevollmacht
29.5 Betreuungsrecht
29.5.1 Das neue Betreuungsrecht 2023
29.5.2 Bevor es zu einer rechtlichen Betreuung kommt
29.5.3 Betreuerbestellung durch das Betreuungsgericht
29.5.4 Rechte von betreuten Menschen und Pflichten der Betreuenden
29.5.5 Aufsicht und Handeln bei Gefährdung der Betreuten
29.6 Aufgaben im Zusammenhang mit Unterbringung und freiheitsentziehenden Maßnahmen
29.6.1 Entscheidungszuständigkeit der Betroffenen
29.6.2 Entscheidungsberechtigte Vertretung
29.6.3 Kriterien für eine Entscheidung von Betreuenden
29.6.4 Die gerichtliche Genehmigung
29.6.5 Verantwortung von Betreuenden
29.7 Zwangsbehandlung und rechtliche Betreuung
29.8 Hilfe und Fremdgefährdungen und die Psychisch-Kranken-(Hilfe-)Gesetze der Länder
29.9 Handeln im medizinischen Notfall
30 Straffällige Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
30.1 Einleitung
30.2 Soziomoralische Entwicklung
30.3 Strafrechtliche Aspekte bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung
30.3.1 Beurteilung der Schuldfähigkeit
30.3.2 Beurteilung der Legalprognose
30.4 Diagnostik und Therapie einzelner Störungsbilder
30.4.1 Störungen der Intelligenzentwicklung und Sexualstraftaten
30.4.2 Störungen der Intelligenzentwicklung und paraphile Störungen
30.4.3 Störungen der Intelligenzentwicklung und herausforderndes Verhalten
30.4.4 Störungen der Intelligenzentwicklung und Brandstiftung
30.4.5 Fallbeispiel
31 Die NS-Verbrechen an Menschen mit psychischen Erkrankungen oder geistiger Behinderung unter maßgeblicher ärztlicher Mitverantwortung
31.1 Einleitung
31.2 Historischer Hintergrund
31.3 Die Zwangssterilisationen auf der Grundlage des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933
31.4 Die Massenmordaktionen an Menschen mit psychischen Erkrankungen oder geistiger Behinderung
31.4.1 Die Kinder-»Euthanasie« in den Kinderfachabteilungen
31.4.2 Die zentral gesteuerte Aktion T4
31.4.3 Die dezentrale Fortsetzung der Mordaktionen
31.4.4 Die Aktion 14f13
31.4.5 Die Ermordung von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderung in annektierten und besetzten Gebieten
31.5 Die Aktion T4 als Vorbereitung des Holocaust
31.6 Verbrecherische Menschenversuche an unfreiwilligen Opfern
31.7 Die Auseinandersetzungen in der Nachkriegszeit
31.8 Fazit
Sachverzeichnis
Eugenio Abela
Psychiatrische Dienste Aargau AG (PDAG)
Klinik für Konsiliar-, Alters-, und Neuropsychiatrie
Königsfelderstr. 1
5210 Windisch
Schweiz
Trine Lise Bakken
Oslo University Hospital
National Advisory Unit on Mental Health in ID
Oslo
Norwegen
Thomas Bergmann
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge gGmbH
Behandlungszentrum für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen (BHZ)
Herzbergstr. 79
10365 Berlin
Corinna Bonaccurso
Oberärztin
Zentrum für Menschen mit geistiger Behinderung, Autismus und anderen Entwicklungsstörungen
Ringstr. 16
85540 Haar
Dagmar Brosey
Technische Hochschule Köln
Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften
Gustav-Heinemann-Ufer 54
50968 Köln
Iancu Bucurenciu
Epilepsiezentrum Kork
Séguin-Klinik
Landstr. 1
77694 Kehl-Kork
Daniela Calvano
Forensisch-Therapeutische Ambulanz
Charité Universitätsmedizin Berlin
Seidelstr. 38
13507 Berlin
Marieke Conty
Stiftung Bethel, Bethel.regional
Regionalleitung Bielefeld-Nord
Herbergsweg 10
33617 Bielefeld
Ulrich Elbing
Steinäcker 10
73527 Schwäbisch Gmünd
Samuel Elstner
Praxis-Elstner
Reichenberger Str. 3
13055 Berlin
Johannes Fellinger
Institut für Sinnes- und Sprachneurologie
Bischofstr. 11
4021 Linz
Österreich
Dan Georgescu
Psychiatrische Dienste Aargau AG (PDAG)
Klinik für Konsiliar-, Alters- und Neuropsychiatrie
Königsfelderstr. 1
5210 Windisch
Schweiz
Hauke Hermann
Krankenhaus Mara gGmbH – Universitätsklinik für Inklusive Medizin
Medizin für Menschen mit Behinderungen
Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld
Campus Bielefeld-Bethel
Maraweg 21
33617 Bielefeld
Veronika Hermes
Türkendelder Str. 8e
82269 Geltendorf
Kim Hinkelmann
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Medizinische Klinik Psychosomatik
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12203 Berlin
Knut Hoffmann
LWL-Universitätsklink Bochum
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin
Alexandrinenstr. 1
44791 Bochum
Daniel Holzinger
Barmherzige Brüder Konventhospital Linz
Institut für Sinnes- und Sprachneurologie
Zentrum für Kommunikation und Sprache
Seilerstätte 2
4021 Linz
Österreich
Marie Ilic
Krankenhaus Mara gGmbH
Universitätsklinik für Inklusive Medizin
Maraweg 19–21
33617 Bielefeld
Andrew Jahoda
Institute of Health and Wellbeing
Gartnavel Royal Hospital
1055 Great Western Road
Admin Building
Glasgow G12 0XH
United Kingdom
Arvid Nikolai Kildahl
Annika Kleischmann
Universität Witten/Herdecke
Zentrum für psychische Gesundheit und Psychotherapie
Alfred-Herrhausen-Str. 44
58455 Witten
Stefan Koch
Röthenbachstr. 33
86984 Prem
Markus Kosel
Hôpitaux universitaires de Genève (HUG)
Département de Psychiatrie
Chemin du petit Bel-Air 2
1226 Thônex
Schweiz
Björn Kruse
Behandlungszentrum für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge
Herzbergstr. 79
10365 Berlin
Reinhard Markowetz
Evereststr. 26
81825 München
Peter Martin
Séguin-Klinik
Epilepsiezentrum Kork
Landstr. 1
77694 Kehl-Kork
Birgit Mayer
Leiterin Agogik/Fachdienst
Alleestr. 51C
8462 Rheinau
Schweiz
Paula Moritz
Johannes Kepler Universität Linz
Forschungsinstitut für Entwicklungsmedizin
Bischofstr. 11
4020 Linz
Österreich
Universität Wien
Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie
Renngasse 6–8/Wächtergasse 1
1010 Wien
Österreich
Emma Poynton-Smith
7 Ludlow Close
Beeston, Nottingham, NG9 3BY
United Kingdom
Peggy Rösner
Behandlungszentrum für psychische Gesundheit bei Entwicklungsstörungen
Evangelisches Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge
Herzbergstr. 79
10365 Berlin
Philipp Sand
Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Heilpädagogik
Bezirkskliniken Schwaben
Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren
Kemnater Str. 16
87600 Kaufbeuren
Tanja Sappok
Krankenhaus Mara gGmbH
Universitätsklinik für Inklusive Medizin
Maraweg 21
33617 Bielefeld
Christian Schanze
Facharzt f. Psychiatrie und Psychotherapie, MA Pädagogik, Psychologie, Soziologie
Landsberger Str. 6a
86940 Schwifting
Corina Schnitzler
Epilepsiezentrum Kork
Séguin-Klinik
Landstr. 1
77694 Kehl-Kork
Michael Seidel
Milser Str. 13
33729 Bielefeld
Rohit Shankar
Peninsula Medical School
Faculty of Health
University of Plymouth
Devon PL4 8AA
United Kingdom
Martin Sobanski
Praxis für Psychotherapie und Psychoanalyse
Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Wörthstr. 14
81667 München
Carolin Steuwe
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Remterweg 69–71
33617 Bielefeld
Jörg Stockmann
Hollensiek 16
33619 Bielefeld
Marlene Tergeist
Universitätsklinik für Inklusive Medizin
Maraweg 21
33617 Bielefeld
Samuel Tromans
George Davies Centre
Room 3.48
15 Lancaster Road
Leicester, LE1 7HA
United Kingdom
Ratnaraj Vaidya
39 Bexley Street
Sunderland, SR47TL
United Kingdom
Joanneke van der Nagel
Tactus Verslavingszorg
Keulenstraat 3
7418 ET Deventer
Niederlande
Saskia van Horsen
Tactus Verslavingszorg
Keulenstraat 3
7418 ET Deventer
Niederlande
Leen Vereenooghe
Baanhofstraat 35
8400 Oostende
Belgien
Marcus Vogel
Schopketalweg 77
33689 Bielefeld
Tatjana Voß
Forensisch-Therapeutische Ambulanz
Charité Universitätsmedizin Berlin
Seidelstr. 38
13507 Berlin
Sebastian Walther
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Universitätsklinikum Würzburg
Margarete-Höppel-Platz 1
97080, Würzburg
Lance Vincent Watkins
Epilepsy Specialist Service
Ty Penfro
Canton
Cardiff
CF5 1QQ
United Kingdom
Germain Weber
Georg Siglgasse 12/19
1090 Wien
Österreich
Martin Zenker
Universitätsklinikum, Institut für Humangenetik
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg
Sabine Zepperitz
Heinrich-Roller-Straße 24
10405 Berlin
Im Januar 2021 hat der Klett-Cotta Verlag Kontakt mit mir aufgenommen und angefragt, ob ich an der Herausgabe einer 3. Auflage meines Buches »Psychiatrische Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Intelligenzminderung« interessiert sei. Das Buch war erstmals 2007 beim Schattauer-Verlag erschienen, und dieser ist 2018 zum Imprint des Klett-Cotta Verlags geworden.
Die Anfrage klang für mich sehr verlockend. Damit würde sich am Ende meiner beruflichen Laufbahn die Chance ergeben, aktualisiertes Wissen mit meinen Erfahrungen aus drei Jahrzehnten der psychiatrischen Arbeit mit Menschen mit geistiger Behinderung zusammenfließen zu lassen.
Darüber hinaus sollte 2021 die neue ICD-11 erstmals öffentlich vorgestellt werden, und es war zu überlegen, in der geplanten Neuauflage auf die zu erwartenden dortigen Änderungen einzugehen. Ich selbst hatte in meiner ersten Anstellung im Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren die Systematik der ICD-9 im Jahr 1988 kennengelernt und dann den Übergang zur ICD-10 mitbekommen. Ich kann mich gut an die Skepsis vieler, v. a. älterer Kolleginnen und Kollegen erinnern, die mit der neuen Konzeption der WHO und mit dem so sperrigen »Störungsbegriff« als Ersatz für den bisher verwendeten Begriff der »Krankheit« nicht so recht einverstanden waren. Ganz zu schweigen von der Abschaffung der so etablierten nosologischen Kategorien wie z. B. der endogenen Depression oder der Umbenennung der Oligophrenie in Intelligenzminderung. »Da warten wir doch lieber mal ab, da wird sicherlich noch einiges geändert!«, meinten viele im Kollegenkreis bei der Einführung des neuen Klassifikationssystems im Jahr 1994. In der Tat gab es später auf nationaler Ebene noch einige Ausdifferenzierungen, aber im Grundsatz wurde nichts geändert. Nach einigen Jahren war die ICD-10 etabliert und die 9. Auflage vergessen. Nur einige Nostalgiker murrten noch, dass früher alles besser gewesen sei, und sie konnten (oder wollten) sich mit der neuen deskriptiv-phänomenologischen Ausrichtung der Diagnostik und der »Degradierung« der Ätiologie in Unterdiagnosen nicht anfreunden.
Ich habe aus dieser Zeit für mich die Lehre gezogen, dass es gut ist, sich frühzeitig intensiv mit der Gedankenwelt der überarbeiteten Klassifikationssysteme – sei es ICD oder DSM – auseinanderzusetzen und nicht einfach nur abzuwarten, bis die neue Systematik verpflichtend eingeführt wird und dann die neue Diagnostik ohne tieferes Verständnis von heute auf morgen angewendet werden muss.
Als im Juni 2021 die ICD-11 vorgestellt wurde und in den ersten fachlichen Kommentaren die fundamentalen Änderungen gegenüber der ICD-10 rezipiert wurden, wurden mir zwei Dinge klar:
Die Neuerungen bringen für meinen fachlichen Schwerpunkt (psychische Auffälligkeiten bei Menschen mit Intelligenzminderung und Autismus) äußerst interessante und wichtige Änderungen mit sich.
Die ICD-11 kann in einer neuen Auflage des Buches nicht einfach in einem Kapitel abgehandelt werden, sondern erfordert eine komplette Überarbeitung, ja Neufassung.
Der damit zu erwartende Umfang einer fachlich adäquaten Berücksichtigung der ICD-11 machte mir schnell deutlich, dass ich allein den zu erwartenden Arbeitsaufwand nicht würde bewältigen können. Es galt einen Co-Herausgeber zu finden. Wobei diese Frage für mich ganz einfach zu klären war. Es kam nämlich eigentlich nur eine Person in Frage: Tanja Sappok. Sie verbindet hohe wissenschaftliche Expertise und internationales Netzwerken mit profunder klinischer Erfahrung, und ich hatte sie aus anderen gemeinsamen Arbeitskreisen und Projekten als äußerst kooperativ kennengelernt. Jedoch, sie war und ist auch heute noch in unzählige fachliche Aktivitäten involviert und so war nicht sicher, ob sie sich für ein so umfängliches Buchprojekt die Zeit nehmen würde können. Als sie jedoch nach kurzer Bedenkzeit glücklicherweise ihre Teilnahme als Co‑Herausgeberin zugesagt hatte, konnte die gemeinsame Arbeit beginnen.
In regelmäßigen Videokonferenzen mit den Vertreterinnen und Vertretern des Klett-Cotta Verlags kristallisierte sich bald heraus, dass dieses Buch an den gesamten deutschsprachigen Raum adressiert sein sollte. Einerseits sollte sich dies in der Zusammensetzung der Autorenteams widerspiegeln und andererseits durch drei ausführliche Kapitel zur psychiatrischen Versorgungssituation in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland ein fachliches Fundament erhalten. Darüber hinaus sollten die Texte, wenn erforderlich bzw. möglich, dezidiert auf nationale Studien, fachliche Erfahrungen und besondere rechtliche Rahmenbedingungen dieser drei Länder Bezug nehmen.
Außerdem brauchte das Buch natürlich einen neuen Titel, da der alte Begriff der Intelligenzminderung in der ICD-11 verlassen und durch »Störungen der Intelligenzentwicklung« ersetzt wurde. Da dieser neue Terminus so weitreichende Veränderungen mit sich bringt, entschieden wir uns für den programmatischen Titel »Störungen der Intelligenzentwicklung – Grundlagen der psychiatrischen Versorgung, Diagnostik und Therapie«.
Der nächste Schritt war die Zusammenstellung der Autorenteams. Wir wollten hier internationale und Fachkompetenz aus den drei deutschsprachigen Ländern zusammenführen. Dabei erwies sich die hervorragende fachliche Vernetzung von Tanja Sappok als überaus hilfreich, und so konnten für die Neufassung des Buches schnell geeignete Teams zusammengestellt werden.
Wir haben in der Zusammensetzung dieser Teams auch darauf geachtet, junge engagierte Mitarbeitende aus verschiedenen psychiatrischen Versorgungsbereichen und Einrichtungen der Behindertenhilfe und aus unterschiedlichen Berufsgruppen zu integrieren, um ihnen so die Chance zu geben, an der Erstellung eines länderübergreifenden Fachbuchs mitzuwirken und Erfahrungen zu sammeln.
Die über 50 Autorinnen und Autoren mussten sich in ihrer Arbeit ganz neu in die Systematik der ICD-11 einfinden, und erschwerend kam hinzu, dass in der Erstellungszeit unseres Buches nur eine verkürzte und vorläufige Übersetzung der ICD-11 ins Deutsche vorlag. Das war nicht immer einfach, und wir bitten alle Leserinnen und Leser um Verständnis, falls sich in der endgültigen deutschen Version der ICD-11 noch etwas begrifflich geändert haben sollte und eventuell Begrifflichkeiten nicht genau übereinstimmen. Wir haben dabei als Herausgeberteam nach bestem Wissen und Gewissen die bereits übersetzten Termini verwendet und die noch nicht offiziell übersetzen Passagen fachlich und sprachlich korrekt eingearbeitet.
Wir Herausgeber und der Verlag sind davon überzeugt, dass trotz aller Einschränkungen die frühzeitige Berücksichtigung der ICD-11-Einteilung und -Terminologie dem Fachbereich der psychiatrischen Versorgung von Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung sehr zugute kommen wird und das Buch damit zu einer wichtigen Differenzierung der psychiatrischen Arbeit beitragen kann. Die sich daraus ergebende neue fachliche Perspektive könnte unter folgendes Motto gestellt werden: »Entwicklungssensible Diagnostik und daraus entwicklungslogisch abgeleitete therapeutische Maßnahmen«.
Wir wünschen den Leserinnen und Lesern eine anregende Lektüre und hoffen, dass sie durch die aktualisierte Fachlichkeit und durch die neue entwicklungsdynamische Sicht der ICD-11 viele Impulse für ihren Arbeitsalltag erhalten.
Ihr
Christian Schanze mit Tanja Sappok
Am 3. November 2021 erreichte mich – kurz nach dem EAMHID Kongress in Berlin – folgende E-Mail:
Liebe Tanja, ich habe aber noch eine wichtige Frage an dich, die mir schon eine ganze Zeit lang durch den Kopf geht. Du warst während des Kongresses so beschäftigt, dass ich dich nicht damit belästigen wollte. Es geht um »mein« Buch bei Schattauer bzw. jetzt bei Klett-Cotta. Es ist für 2022 eine neue Ausgabe geplant, und ich möchte die einzelnen Kapitel doch nochmal genauer unter die Lupe nehmen und das Buch fit für die nächsten Jahre machen. Dazu bräuchte ich jedoch eine Ko-Herausgeberin/einen Ko-Herausgeber. Natürlich habe ich dabei sofort an dich gedacht, denn sowohl unter fachlichen, wie auch unter persönlichen, kooperativen Gesichtspunkten warst du für mich von Anfang an die erste Wahl … Da meine berufliche Laufbahn ganz kurz vor ihrem Ende steht, heißt es für mich mein Buch-Baby auch auf die Reise in die Zukunft zu schicken, damit es, unabhängig von meiner Person, weiter seine Position als Fachbuch im Bereich der psychiatrischen Diagnostik und Therapie von Menschen mit intellektuellen Entwicklungsstörungen ausfüllen kann. Und das ist letztlich nicht nur eine fachliche Frage, sondern hat etwas mit Vertrauen zu tun! Und damit bin ich wieder bei dir! Es gibt aus meiner Sicht niemanden, dem ich dieses Buch lieber überantworten würde als dir! Das klingt jetzt alles etwas pathetisch, aber wenn es um etwas geht, das mit Herzblut zu tun hat, dann ist man ganz automatisch mittendrin im Pathos!
Also: Hättest du Lust mit mir das Buch gründlich zu überarbeiten und neu herauszugeben?
Überleg dir die Sache doch bitte mal! Wenn du die Aufgabe reizvoll findest und dir dafür Zeit nehmen willst bzw. kannst, würde ich mich sehr, sehr freuen!
…
Ich bin gespannt auf deine Antwort!
Dein
Christian
Diese Einladung war für mich eine große Ehre. Christian Schanze ist aus meiner Sicht einer der Pioniere in dem Feld der Medizin für Menschen mit Behinderungen und einer der Menschen, die maßgeblich meine Entscheidung beeinflusst haben, mich diesem Fachgebiet näher zuzuwenden. Neben der fachlichen Fundiertheit und mitreißenden Vortragsweise war ich auch immer beeindruckt von seiner persönlichen Tiefe, Nachdenklichkeit und Nahbarkeit. Trotzdem musste ich in der Tat zunächst in mich gehen – wissend um die gewaltige Arbeit, die mit so einem Buchprojekt verbunden ist, insbesondere vor dem Hintergrund meiner schon damals sich abzeichnenden beruflichen Veränderung. Am Ende überwog dann aber die Dankbarkeit, von diesem Wegbereiter für unser Fach eingeladen worden zu sein, und so habe ich es als Geschenk empfunden, dieses Opus magna gemeinsam mit Christian konzipieren und umsetzen zu können. Und so trug es sich zu, dass wir am 1. Dezember 2021 unser erstes Arbeitstreffen hatten, dem noch zahlreiche folgen sollten.
Als wir mit der Arbeit begannen, lag noch nicht einmal die Übersetzung der ICD-11-»Kurzversion« vor, und schnell wurde uns klar, dass wir in vielen Bereichen absolutes Neuland betreten und Störungsbilder darstellen müssen, die in der Form bis dato in der klinischen Praxis nicht diagnostiziert wurden, wie z. B. die Fütter- und Essstörungen oder die Katatonie als eigenständiges, von der Schizophrenie unabhängiges Krankheitsbild. Darüber hinaus war es uns ein Anliegen, konsequent die Entwicklungsperspektive mitzudenken und die jeweiligen Störungsbilder vor dem Hintergrund der neuronalen Entwicklungsstörung durchzudeklinieren. Hier haben wir unserem Autorenteam viel abverlangt, schlussendlich aber Lösungen erarbeitet, die Sie in diesem Buch lesen können!
Etwa zweieinhalb Jahre nach der oben zitierten Mail ist es vollbracht, und unser gemeinsames Buch-Baby darf nun in die Welt hinaus! Die Arbeit daran war mir eine Freude, und ich bin nach wie vor dankbar für den intellektuellen Austausch, das gemeinsame Ringen und die vielen, vielen heiteren Begegnungen in dieser Zeit. Ein herzliches Dankeschön auch an die Lektorinnen des Klett-Cotta-Verlags, die uns auf diesem Weg stets geduldig und konstruktiv unterstützt und immer wieder »eingefangen« haben!
Und nun wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine spannende und hier und da vergnügliche Lektüre. Wir freuen uns über Ihr Interesse für diesen Personenkreis, der eine große Bereicherung für uns und die Welt, in der wir leben, darstellt. Und wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen – gleich welcher Art!
Ihre
Tanja Sappok mit Christian Schanze
Christian Schanze & Tanja Sappok
Mit der ICD-11 wird die Intelligenzminderung(1) (ICD-10 F7) mit dem neuen Begriff der »Störungen der Intelligenzentwicklung(1)« (SIE) erfasst. Die Ablösung von dieser bisherigen psychiatrischen Diagnose ist jedoch weit mehr als ein bloßer Austausch von Begriffen. Der Begriff SIE steht vielmehr stellvertretend für einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel in der medizinischen Sicht von intellektueller Beeinträchtigung. So nimmt der Begriff vor allem die gesamte entwicklungsdynamische Ausrichtung der ICD-11(1)(1) in den Fokus. Das heißt, in den neu formulierten Diagnosekriterien wird die Symptompräsentation für verschiedene Entwicklungsstufen (Kindesalter – späteres Kindes- und Jugendalter – Erwachsenenalter) unterschiedlich definiert. Damit wird dem Fakt Rechnung getragen, dass sich die intellektuelle Beeinträchtigung(1) unter dem Einfluss des Alterns und den sich damit verändernden individuellen alltäglichen Aufgabenstellungen einerseits unterschiedlich in der Symptomatik darstellt und sich andererseits durch diese neuen Anforderungen Ressourcen entwickeln können, durch die sich für die jeweilige Person neue Möglichkeiten des Lernens und des Problemlösens erschließen.
Es wurde darüber hinaus von der multiprofessionell besetzten Arbeitsgruppe der WHO, die zur Erarbeitung des Kapitels »Störungen der Intelligenzentwicklung« von der WHO zusammengestellt wurde, deutlich gemacht, dass der Begriff der »Disorder of Intellectual Development(1)« (DID bzw. IDD1) bzw. »Störung der Intelligenzentwicklung« (SIE) grundsätzlich dem medizinisch-diagnostischen Bereich vorbehalten ist. Der Begriff »Intellectual Disability(1)« (ID) bzw. »Intellektuelle Beeinträchtigung« (IB)2 soll hingegen das inhaltlich weiter gespannte Konzept von Behinderung umfassen (Bertelli et al. 2016). Deshalb ist in die Bezeichnung auch der ICD-typische Störungsbegriff integriert worden. Die Störungen der Intelligenzentwicklung werden jedoch nicht bei den psychiatrischen Störungsbildern eingeordnet, sondern im Kapitel »Neuronale Entwicklungsstörung«. Damit werden die Störungen der Intelligenzentwicklung – gemeinsam mit Entwicklungsstörungen wie z. B. Autismus-Spektrum-Störungen oder Sprachentwicklungsstörungen – den Entwicklungsstörungen und nicht den psychischen Erkrankungen im engeren Sinne zugeordnet. Das Unterkapitel 6A0 »Neuronale Entwicklungsstörungen« ist den psychischen Störungen des ICD-11-Kapitels 06 »Psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuronale Entwicklungsstörungen« vorangestellt und wird in der dritten Gliederungsebene durch das Kapitel 6A00 »Störungen der Intelligenzentwicklung« eingeleitet. Es führt somit in die entwicklungsdynamische Systematik und in den in der ICD-11 vollzogenen Paradigmenwechsel der diagnostischen Zuordnung ein.
Außerdem erweitert die ICD-11 das Begriffsverständnis über die Beeinträchtigungen der intellektuellen Fähigkeiten(1) hinausgehend auf die adaptiven Möglichkeiten(1) der jeweiligen Person. Das adaptive Verhalten umfasst Fähigkeiten und Beeinträchtigungen in folgenden Bereichen:
konzeptuell (Argumentation, Planung, Organisation, Lesen, Schreiben, Gedächtnis, symbolische/interne Repräsentation, Kommunikationsfähigkeiten)
sozial (zwischenmenschliche Kompetenz wie z. B. Beziehungen, soziales Urteilsvermögen, Emotionsregulation, Resilienz gegenüber Viktimisierung)
praktische Fertigkeiten (Selbstversorgung, Erholung, Beschäftigung, Hausarbeit, Gesundheit und Sicherheit, Transport)
Die Schweregradeinteilung der Störungen der Intelligenzentwicklung basiert damit nicht mehr allein auf dem Ergebnis eines IQ-Tests, sondern wird erweitert durch die für das Alltagsleben sowie das berufliche und soziale Leben relevanten adaptiven Fähigkeiten. Dieser Schritt wurde im DSM-5 bereits in noch deutlicherer Weise vollzogen. Die WHO weist in ihrem gegenwärtig nur in Englisch vorliegenden Kriterientext einerseits auf die eventuell schwierig durchzuführende IQ-Testung von Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung hin und gibt andererseits für den Fall, dass ein Test mit standardisierten Instrumenten nicht vorliegt oder nicht möglich ist, für die klinische Diagnostik verschiedene Kriterien-Tabellen an die Hand. Diese Tabellen umfassen die beobachtbaren Symptompräsentationen für die intellektuellen und adaptiven Fähigkeiten in den verschiedenen Entwicklungsstufen (Kindesalter – späteres Kindes- und Jugendalter – Erwachsenenalter).3
Die Diagnostik wird nicht nur, wie bisher, ätiologisch ausgerichtet, sondern erfolgt entwicklungssensibel. Aus diesem Ergebnis lassen sich entsprechend entwicklungslogisch therapeutische Maßnahmen ableiten.
Merke
Die Störungen der Intelligenzentwicklung (SIE) sind in der ICD-11 den psychischen Erkrankungen im Kapitel der neuronalen Entwicklungsstörungen vorangestellt.
Die Störungen der Intelligenzentwicklung werden durch Beeinträchtigungen bzw. Ressourcen der intellektuellen und adaptiven Fähigkeiten definiert.
Die Schweregradeinteilung ist entwicklungsbasiert entsprechend den für das jeweilige Entwicklungsalter intellektuellen bzw. adaptiven Fähigkeiten.
Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung leiden sowohl unter häufigen Komorbiditäten(1) als auch unter Multimorbidität(1). Wie eine große repräsentative schottische Studie von Cooper et al. (2015) zu Nutzerinnen und Nutzern psychiatrischer Serviceangebote zeigte, hatten nur 32 % der Personen mit Störungen der Intelligenzentwicklung keine zusätzlichen Erkrankungen, während der Prozentsatz bei neurotypischen Personen bei 52 % lag. Typisch für die Gruppe der Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung war außerdem, dass sie häufiger und viel früher in ihrem Leben mehrere komorbide Erkrankungen hatten. Des Weiteren unterscheidet sich das Profil der häufigsten Erkrankungen deutlich von dem der Allgemeinbevölkerung (Cooper et al. 2015). Bei den körperlichen Krankheiten handelt es sich vor allem um Epilepsien(1) (Prävalenz 18,8 % im Vergleich zu 0,8 %) und Obstipationen(1) (Prävalenz 14 % im Vergleich zu 2,5 %). Aber auch andere Erkrankungen wie Sehbehinderung(1), Hörverlust(1), Ekzeme, Dyspepsie und Schilddrüsenerkrankungen(1) waren vergleichsweise häufiger festzustellen (Cooper et al. 2015).
Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung waren mit einer Prävalenz von 15,8 % (im Vergleich zu 10,1 %) signifikant häufiger psychisch krank (Cooper et al. 2015). In dieser Studie wurden nur die klassischen psychischen Störungsbilder(1) berücksichtigt (Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis, affektive Störungen(1), Angststörungen(1) bzw. neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen(1), Suchterkrankungen(1), Demenzen(1), Essstörungen(1) und Suchterkrankungen).
Eine Metaanalyse von Mazza et al. (2020) zu psychischen bzw. schweren Verhaltensstörungen bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung zeigte eine gepoolte Prävalenz von 33,6 %; die Autorinnen und Autoren wiesen dabei auf die hohe Heterogenität der Ergebnisse hin. Munir (2016) gibt bei den bisherigen Angaben zur Prävalenz psychischer Störungen zu bedenken, dass bislang keine größeren Studien auf der Basis der aktuellen Diagnosesysteme wie dem DSM-5 und der ICD-11 (vorläufiger Entwurf) vorliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die in den aktuellen Diagnosemanualen phänomenologisch definierten psychischen Erkrankungen bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung oft nur schwer von entwicklungs- oder umfeldbedingten Verhaltensstörungen abgrenzen lassen (Hermann et al. 2022).
Da in den beiden neuen Klassifikationssystemen mehr Störungsbilder aufgenommen wurden, die typischerweise bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung auftreten, könnte dies bei zukünftigen Prävalenzstudien zu erhöhten Prozentsätzen psychischer Störungen bei dieser Personengruppe führen. So können jetzt z. B. stereotype Verhaltensweisen in unterschiedlichen Schweregraden (siehe Kap. 8 Stereotype Bewegungsstörung mit/ohne Selbstverletzung; Primäre Tics oder Ticstörungen) oder auch Essstörungen (siehe Kap. 16 Fütter- und Essstörungen) systematisch abgebildet werden.
In der ICD-11 wird darauf hingewiesen, dass psychische Störungen bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung mindestens genauso oft, wenn nicht sogar häufiger auftreten können. Die früher in der ICD-10 getroffene Aussage eines um den Faktor 3 bis 4 gesteigerten Auftretens wird fallen gelassen. Dies ist begrüßenswert, da sich die Prävalenzen der verschiedenen psychischen Störungen bei Menschen mit im Vergleich zu Menschen ohne eine Störung der Intelligenzentwicklung unterscheiden können, aber diese Differenz nicht mit einem generellen Häufigkeitsfaktor beschrieben werden kann.
Die Tendenz zum häufigeren Auftreten psychischer Störungen(1) kann gut mit dem Vulnerabilitätskonzept(1) (Erweiterung des Diathese-Stress-Modells von Sternbach [1966]) erklärt werden. Aus Abbildung 1-1 wird diesbezüglich das komplexe »Ineinander-Wirken« von biologisch-genetischen, psychosozialen und entwicklungsbezogenen Aspekten ersichtlich. Die sich daraus entwickelnde psychische Verletzbarkeit (prämorbide Vulnerabilität(1)) findet im Zusammenspiel dieser Faktoren nicht nur ihre Erklärung, sondern sie weist umgekehrt auch den Weg für eine diagnostischen Zuordnung:
auffälliges Verhalten bzw. Verhaltensstörung(1) bei einem niedrigen emotionalen Entwicklungsstand
psychische Störungen in Abhängigkeit vom jeweiligen Entwicklungsstand bzw. dem entsprechenden emotionalen Referenzalter
Einige psychische Störungen setzen ein bestimmtes Maß an Differenziertheit der Persönlichkeitsentwicklung(1) voraus (z. B. Emotionserkennung(1), Empathiefähigkeit(1), Theory of Mind(1) bei sozialer Phobie oder Persönlichkeitsstörungen), während andere Krankheitsbilder bei früherem Entwicklungsalter häufiger vorkommen (z. B. Fütterstörungen, Autismus-Spektrum-Störungen oder stereotype Bewegungsstörungen). Wieder andere psychische Erkrankungen sind unabhängig vom Entwicklungsalter über die gesamte Lebensspanne beobachtbar, beispielsweise affektive Störungen oder Posttraumatische Belastungsstörungen.
Abb. 1-1: Vulnerabilitätskonzept(2) (modifiziert nach Schanze 2014, S. 28)
Neben den Abgrenzungsschwierigkeiten zu Verhaltensstörungen können sich bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung psychische Störungsbilder andersartig zeigen als in den definierenden Kriterien von ICD-11 oder DSM-5. Insbesondere bei Personen ohne Verbalsprache fehlen sämtliche Informationen zum eigenen Erleben bzw. zur Gedankenwelt, wie sie z. B. für die Beschreibung von Halluzinationen oder Ich-Störungen erforderlich sind. In diesen Fällen müssen Verhaltensweisen als Äquivalente (Verhaltensäquivalente) typischer störungsspezifischer Symptome als diagnostische Zusatzkriterien herangezogen werden. So kann sich beispielsweise halluzinatorisches Erleben(1) in Verhaltensäquivalenten(1) wie Anstarren bestimmter Punkte im Raum, plötzliches, unmotiviert erscheinendes Schreien, Ohrenzuhalten und gleichzeitig seltsame Geräusche von sich geben, laute Selbstgespräche(1), Lautieren und Gestikulieren mit Personen, die nicht anwesend sind, oder plötzliche Affektwechsel ohne ersichtlichen äußeren Anlass zeigen (siehe Kap. 9 Schizophrenie). Die Verhaltensäquivalente sind jedoch nicht als verbindliche Entsprechung zu der in der ICD oder im DSM diagnostisch geforderten Symptomatik zu werten, sondern stellen lediglich Annäherungen dar, die bei Menschen mit stark eingeschränkten kommunikativen Fähigkeiten helfen sollen, eine diagnostische Zuordnung treffen zu können.
Schließt man zukünftig anhand der ICD-11 die neuronalen Entwicklungsstörungen(1) in Prävalenzstudien zur Häufigkeit prämorbider psychischer Störungen mit ein, so wird allein die Hinzunahme der Diagnose Autismus-Spektrum-Störung(1), die in Abhängigkeit vom Setting mit Prävalenzen von 20 bis 30 % angegeben wird (Böhm et al. 2019; Bryson et al. 2008; Tonnsen et al. 2016), für einen deutlichen Anstieg der Prävalenzzahlen führen. Dieser Aspekt sollte in zukünftigen Studien berücksichtigt werden. In Prävalenzstudien zur psychischen Gesundheit sind psychische Erkrankungen im engeren Sinne von den im Kapitel der neuronalen Entwicklungsstörungen aufgeführten Störungsbildern und entwicklungs- oder umfeldbedingten Verhaltensstörungen abzugrenzen.
Erweitert man den Blick auf das Gesamtfeld psychischer Auffälligkeiten, steigt die Prävalenz bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung erheblich an (siehe Abb. 1-2). Diese große Häufigkeit wird vor allem durch die Hinzunahme der Gruppe der Verhaltensstörungen verursacht.
Abb. 1-2: Psychische Auffälligkeiten bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung (SIE)(1)(2)(2)(1)(1)(1)(1)(1)(1)(1)(1)
Das Royal College of Psychiatrists (2015) definiert Verhalten als herausfordernd, wenn es von einer solchen Intensität, Häufigkeit oder Dauer ist, dass die Lebensqualität bzw. die körperliche Sicherheit der Person oder Anderer gefährdet und restriktive oder aversive Reaktionen bzw. Isolation wahrscheinlich sind. Während in der ICD-10 die Verhaltensstörung als Teil der F-Diagnose verschlüsselt wurde (F7x.1: auffällige Verhaltensweisen, die »Beobachtung oder Behandlung erfordern«), können sie in der ICD-11 im Kapitel 21 unter »Symptome oder klinische Befunde, anderenorts nicht klassifiziert« codiert werden. Darunter versteht man unterschiedliche Verhaltensweisen, die klinisch relevant werden können, aber nicht auf eine psychische Erkrankung im engeren Sinne zurückzuführen sind. Diese klinisch relevanten Symptome können sowohl bei Menschen mit wie auch ohne Störungen der Intelligenzentwicklung auftreten und sind somit losgelöst von der kognitiven Beeinträchtigung.
Die Studien der letzten beiden Jahrzehnte zur Häufigkeit von Verhaltensstörungen variieren stark. Größtenteils sind diese erheblichen Unterschiede auf das Fehlen eines einheitlichen Konzeptes von »Verhaltensstörungen«, auf methodologisch uneinheitliche Operationalisierung des diagnostischen Begriffs und unterschiedliche Settings (bevölkerungsbasiert vs. klinischer Kontext) zurückzuführen. Werden in Studien Verhaltensstörungen auf aggressives Verhalten(1) beschränkt und nur dann berücksichtigt, wenn sie schwerwiegend sind (deutliche Verletzungen anderer oder der eigenen Person), dann liegen die Prävalenzzahlen bei ca. 10 % (Crocker et al. 2006: 4,9 %; Holden & Gitlesen 2006: 3,9 %). Neuere bevölkerungsbezogene Stichproben (Bowring et al. 2017; Lundqvist 2013), bei denen psychometrisch evaluierte Instrumente zur Messung und Klassifizierung von Verhaltensstörungen verwendet wurden, zeigen Prävalenzraten von ca. 20–25 % bei Erwachsenen, die psychiatrische bzw. medizinische Serviceleistungen in Anspruch nehmen (Bowring et al. 2017; Cooper et al. 2009). In diesen Studien ist auch schwerwiegendes stereotypes Verhalten als »Challenging Behaviour« integriert worden.
Psychische und Verhaltensstörungen treten bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung also mindestens ebenso häufig wie in der Allgemeinbevölkerung auf. Die WHO schreibt deshalb in der ICD-11 vor, dass diese psychischen Störungen als weitere Diagnosen zu verschlüsseln sind (WHO 2023). Eine Zuordnung zu den sekundären psychischen Störungen wird damit weitgehend ausgeschlossen. Im Kapitel »Sekundäre Störungen, Verhaltensstörungen oder Störungen der neuronalen Entwicklung« weist die WHO dezidiert darauf hin, dass die psychischen Störungen bzw. Verhaltensstörungen für ihre diagnostische Zuordnung zu den »sekundären Störungen« in einem unmittelbaren pathophysiologischen Zusammenhang (zeitlich-anamnestisch, physiologisch und laborchemisch) stehen müssen (WHO 2023). Außer bei bestimmten genetischen Syndromen (Verhaltensphänotypen) und erworbenen Hirnschädigungen im Entwicklungsalter mit unmittelbar danach auftretenden psychischen Störungen ist dies meist nicht der Fall. Psychische Störungen sind diagnostisch also als »primäre« psychische Störung, unabhängig von der eventuell ätiologisch anzunehmenden intellektuellen Beeinträchtigung der Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung, zu stellen.
Begriffliche Erläuterungen
Gemäß der Verwendung des »Störungsbegriffs« in den Klassifikationssystemen ICD‑11 und DSM-5(1)(1) wird in diesem Buch der Begriff der »Verhaltensstörung« als Entsprechung zum englischsprachigen Begriff »Challenging Behaviour« verwendet. Er bleibt der diagnostischen Erfassung von klinisch relevanten Verhaltensweisen vorbehalten (siehe Definition des Royal College of Psychiatrists [2015]). Die gegebenenfalls umfeldbedingte Ursache wird durch eine individuelle diagnostische Zuordnung nicht ausgeschlossen.
»Challenging Behaviour«(1) wird inzwischen im deutschen Sprachgebrauch häufig mit »Herausforderndes Verhalten« übersetzt. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass im Englischen »challenge« ein positiv geprägter Begriff ist und vor allem als berufliche oder sportliche Aufgabenstellung, die eine besondere persönliche Anstrengung und Kompetenz erfordert, gesehen wird. Im deutschen Sprachgebrauch wird die wörtliche Übersetzung »Herausforderung« jedoch häufig mit den Begriffen »Kampf« und »Provokation« konnotiert. Diese negative Zuschreibung ist mit der ursprünglichen Bedeutung von »Challenging Behaviour« jedoch nicht gemeint (siehe hierzu Colins Dictionary und Duden4).
Ist nun das Verhalten eines Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung akut verändert und lassen sich in der Exploration (Anamnese und Fremdanamnese) keine klaren Ursachen finden, so ist die Diagnostik(1) anhand einer bio-psycho-sozialen(1) Analyse des Verhaltens durchzuführen.
Die Verhaltensanalyse erfolgt auf der Basis biografischer Informationen(1) und muss neben den aktuellen Lebensbedingungen auch besondere Lebensereignisse (Life Events)(1) und eventuelle Traumatisierungen(1) erfassen. Dies umso mehr, da Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung ein hohes Risiko haben, körperliche, emotionale oder sexualisierte Gewalt(1) erleben zu müssen (siehe Kap. 14 Spezifisch Stress-assoziierte Störungen).
Viele Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung haben schwere Traumatisierungen in ihrem Leben erfahren. Deshalb ist immer auch an das Vorliegen einer Trauma- und Belastungsstörung(1) zu denken. Denn es gilt in der Medizin die Regel: Häufige Krankheiten sind häufig, seltene sind selten! Diesem Umstand wird in der aktuellen Überarbeitung der AWMF-Leitlinien für Posttraumatische Belastungsstörungen(1) durch ein eigenes Kapitel für diesen Personenkreis Rechnung getragen.
Im nächsten Schritt wird das Entwicklungsprofil in den kognitiv-adaptiven Fähigkeiten(1) und dem emotionalen Referenzalter(1) ermittelt (siehe Kap. 2.2 Leistungsdiagnostik und Kap. 2.3 Entwicklungsdiagnostik).
Auf dieser Basis erfolgt nun eine dreischrittige Diagnostik:
Gibt es Hinweise auf das Bestehen von körperlichen Beschwerden(1) oder einer körperlichen Erkrankung?
Je ausgeprägter die kommunikativen Beeinträchtigungen eines Menschen sind und er infolgedessen seinen Schmerz und sein Leid bezüglich seiner körperlichen Beschwerden nur durch verändertes Verhalten zum Ausdruck bringen kann, desto mehr muss dieser Aspekt berücksichtigt werden (siehe hierzu Kap. 24 Schmerzen bei Menschen mit neuronalen Entwicklungsstörungen).
Gibt es Hinweise auf das Bestehen aktueller psycho-sozialer Belastungen(1)?
Hierzu müssen Informationen aus den Lebensbereichen »Wohnen« (Familie, Wohneinrichtung) und »Beschäftigung/Arbeit« (Tagesstruktur, WfbM, anderer Arbeitsplatz) eingeholt werden. Es ist darauf zu achten, dass bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung und gegebenenfalls zusätzlicher Autismus-Spektrum-Störung auch kleinere Belastungen zu erheblichen Irritationen und entsprechenden Verhaltensstörungen führen können, nach dem Prinzip: kleine Ursache – große Wirkung.
Gibt es Hinweise auf das Bestehen einer psychischen Störung(1)?
Sind die Punkte 1. und 2. systematisch ausgeschlossen worden, erfolgt eine genauere psychiatrische Diagnostik. Diese hat die intraindividuelle, entwicklungsbezogene Normalität als Referenzpunkt (siehe Abschn. 1.4).
Auf das weite Spektrum an erforderlichen diagnostischen Maßnahmen inklusive eines spezialisierten Assessments von psychischen Störungsbildern oder Verhaltensstörungen und der Erstellung eines individuellen Entwicklungsprofils wird in Kapitel 2 »Grundlagen der Diagnostik« und in Kapitel 18 »Verhaltensstörungen« ausführlich eingegangen.
In der Diagnostik(1)(1)ist gemäß der WHO (2023, ICD-11) neben soziokulturellen Aspekten auch der individuelle Entwicklungsstand der Person zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang wird die große Bedeutung der Fremdanamnese für die Diagnosestellung bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung betont.
Sappok (2019) wies darauf hin, dass in einer entwicklungssensiblen Diagnostik bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung die störungsspezifischen Kriterien der Diagnosesysteme (z. B. ICD-11, DSM-5) an dieser intraindividuellen Normalität(1) (kognitiv-adaptiver(1) und sozio-emotionaler Entwicklungsstand(1)(1)) bemessen werden müssen. Die diagnostische Einordnung von psychischen Symptomen ist nur unter Berücksichtigung des individuellen kognitiv-adaptiven und sozio-emotionalen Entwicklungsprofils möglich (Hermann et al. 2022; siehe auch Abb. 1-1). Die Diagnostik bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung muss also entwicklungssensibel sein, da ansonsten keine sinnvolle Einschätzung von »Normalität« und »Störung« möglich ist.
In der Therapie(1)(1)von psychischen und Verhaltensstörungen bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung sind je nach Diagnose Maßnahmen zu ergreifen, die dem emotionalen Entwicklungsstand und der kognitiv-adaptiven Leistungsfähigkeit der Person angemessen sind. Die Therapie erfolgt insofern entwicklungslogisch.
Im Weiteren orientiert sich die Therapie an offiziellen Leitlinien, wie z. B. den evidenzbasierten Guidelines(1) 54 (NICE 2016) und 11 (NICE 2015), den S2-Leitlinien (AWMF 2021), den Canadian Consensus Guidelines (Sullivan et al. 2011) oder den Praxisleitlinien der Sektion »Psychiatry of Intellectual Disability«(1) der World Psychiatric Association (WPA; Gardner et al. 2006).
Sprachlich und inhaltlich sind die in den Leitlinien enthaltenen störungsspezifischen Behandlungsansätze an die kognitiven und emotionalen Fähigkeiten der jeweiligen Person anzupassen. Hierfür sind allgemeine didaktische Erkenntnisse aus der Arbeit mit Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung nutzbar zu machen:
Leichte Sprache(1)(1), Integration von Unterstützter Kommunikation(1) (UK)(1)
kurze Zeiteinheiten
Ritualisierung von therapeutischen Abläufen(1)
häufige Wiederholungen
multisensorisches Lernen(1)(1), Verankerung von Lerninhalten durch mulitsensorisches Erleben(1)
Neben den leitliniengetreuen Maßnahmen sind spezielle (Therapie-)Verfahren, z. B. Treatment and Education of Autistic and Related Communication Handicapped Children (TEACCH), Picture Exchange Communication System (PECS), Basale Stimulation oder Unterstützte Kommunikation (UK), in den therapeutischen Gesamtplan zu integrieren. Ihre Vermittlung muss an die entwicklungsbezogenen Möglichkeiten der jeweiligen Person angepasst werden.
Bei der Wahl der geeigneten therapeutischen Maßnahmen ist besonders auf den Entwicklungsstand der Theory of Mind (ToM), also auf die Fähigkeit zum Perspektivwechsel, zu achten. Bei Personen mit einem emotionalen Referenzalter von null bis drei Jahren ist diese Fähigkeit nicht entwickelt und so nehmen die Arbeit mit den Bezugspersonen (z. B. externe Affektregulation durch Deeskalationstrainings und Krisenmanagement) und heilpädagogisches Arbeiten einen zentralen Raum ein. Bei Personen mit einem emotionalen Referenzalter über vier Jahren können jedoch didaktisch modifizierte Varianten standardisierter Psychotherapiemanuale für das jeweilige Störungsbild angewandt werden.
Aus der entwicklungssensiblen Diagnostik erfolgen also die entwicklungslogischen therapeutischen Maßnahmen. Unabhängig vom emotionalen Referenzalter sind die Einbeziehung von Bezugspersonen und systemisches Arbeiten für alle Personen mit einer Störung der Intelligenzentwicklung und Gesundheitsproblemen relevant.
Psychisch auffälliges Verhalten ist bei Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung häufig.
Es ist dabei diagnostisch zwischen psychischen Störungen (neuronale Entwicklungsstörungen, psychiatrische Störungsbilder) und Verhaltensstörungen (z. B. auffälliges Verhalten bei somatischen Erkrankungen oder psychosozialen Belastungen) zu unterscheiden.
Bei eingeschränkter oder fehlender Kommunikationsfähigkeit können besondere Verhaltensweisen (Verhaltensäquivalente) Hinweise auf das Bestehen einer diagnoserelevanten Psychopathologie sein.
Auf der Basis von Biografie, kognitiv-adaptiven Fähigkeiten und emotionalem Entwicklungsstand erfolgt eine dreischrittige bio-psycho-soziale Diagnostik.
Die Diagnostik muss entwicklungssensibel und die Therapie entwicklungslogisch sein.
Die richtige Diagnose weist den Weg zur richtigen Therapie.
Tanja Sappok, Marcus Vogel, Marie Ilic & Martin Zenker
Die Diagnostik körperlicher und psychischer Erkrankungen gelingt bei Personen mit einer Störung der Intelligenzentwicklung nur in einer guten Kooperation mit den Betroffenen, den Angehörigen und den Betreuenden. Auffälliges Verhalten kann z. B. als Teil der Beeinträchtigung fehlinterpretiert werden (diagnostic overshadowing(1); Reiss & Szyszko 1983). Die Symptome und Krankheitsverläufe können sich atypisch manifestieren und die Abklärung und Behandlung erschweren. Generell wächst die diagnostische Herausforderung mit dem Schweregrad der Beeinträchtigung. Durch die beeinträchtigte Kommunikation kann es zum under reporting(1) kommen, dass also diagnostisch relevante Informationen nicht berichtet werden. Eingeschränkte soziale Fähigkeiten führen gegebenenfalls zu ungewöhnlichen Symptompräsentationen (psychosocial masking(1); Sovner 1986). Schwierigkeiten in der Integration der Wahrnehmungen führen zur cognitive disintegration(1) (Sturmey 1999), einströmende Reize können nicht mehr in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden, ein Zerfall kognitiver Prozesse kann als bizarre oder psychosenahe Verhaltensweise imponieren und birgt ein Fehlbeurteilungspotenzial der zu Untersuchenden.
Unter developmental inappropriation(1) versteht man das Nicht-Übereinstimmen von erwartetem und tatsächlichem individuellem Entwicklungsstand, bezogen auf das chronologische Alter der Patienten (Cooper et al. 2009). Vorbestehende Verhaltensweisen, z. B. Stereotypien(1), können im Kontext einer psychischen Störung an Schwere zunehmen (baseline exaggeration(1); Sovner 1986).
Gute soziale und kommunikative Fertigkeiten können größere Einschränkungen in anderen Bereichen maskieren (cloak of competence(1); Edgerton 1967), eine soziale Anpassungs(1)- und Akzeptanzproblematik(1) spielt eine Rolle. Die persönliche Befragung im Rahmen der Anamneseerhebung ist gegebenenfalls eingeschränkt aussagekräftig, insbesondere dann, wenn die Tendenz zur Akquieszenz (Zustimmungsneigung unabhängig vom Inhalt)(1) oder zur sozialen Erwünschtheit besteht. Änderungen im Alltag oder traumatisierende Erfahrungen können u. U. psychische Erkrankungen oder Verhaltensauffälligkeiten triggern. Zusätzliche körperliche Erkrankungen wie z. B. Bewegungsstörungen, sensorische Beeinträchtigungen oder Epilepsie erschweren die diagnostische Einordnung weiter. Klinisch Tätige sind auf zusätzliche Informationen aus dem Lebensumfeld der Personen angewiesen, die – aus welchen Gründen auch immer – qualitativ unterschiedlich reliabel sein können. Die medizinische Diagnostik ist somit komplex und muss teilweise anders gestaltet werden (Sappok et al. 2019b; Schmidt 2007; Schützwohl & Sappok 2020). Darüber hinaus sind barrierefreie Zugänge zum Gesundheitswesen, insbesondere Praxen und Kliniken notwendig (Dern & Sappok 2016). Diesen besonderen Bedarfen und einem ressourcenorientierten Fallmanagement(1) wird im gegenwärtigen Gesundheitssystem nur unzureichend Rechnung getragen (Sappok & Steinhart 2021). Nur die gelungene Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure kann die Gesundheitsversorgung dieses Personenkreises sicherstellen.
Auch bei der Leistungsdiagnostik(1) ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Integration verschiedener Informationsquellen erforderlich, um zu einem realistischen Bild über die Leistungsfähigkeit der betreffenden Person zu kommen (Irblich & Stahl 2005). Anlass für eine Leistungsdiagnostik können sozialmedizinische Fragestellungen sein (Frage nach Kostenträgerschaft z. B. beim Übergang vom Jugend- in den Erwachsenenbereich), Fragen nach angemessener Förderung oder Platzierung, Fragestellungen im Rahmen von weitergehender psychiatrischer Diagnostik (z. B. Fetale Alkoholspektrumstörung(1) [FASD], ätiologisch unklare herausfordernde Verhaltensweisen). Leistungsdiagnostik ist dabei kein Selbstzweck, sondern trägt zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen bei (Zentel 2022).
Klassische psychologische Leistungstests(1) können dabei eine sinnvolle Ergänzung zu Fremdbefragungen, Verhaltensbeobachtungen und klinischem Eindruck sein. Dabei gilt es zu beachten, dass das in solchen Tests gezeigte Verhalten nur eine (kurze) Verhaltensstichprobe darstellt (Urbina 2014) und insbesondere Leistungstests stark durch Motivation, Beziehungsgestaltung und psychische Gesundheit beeinflusst werden.
Leistungstests(1) können schlecht nach oben verfälscht werden (abgesehen von Übungseffekten), fehlende Leistungsfähigkeit kann jedoch schnell dazu führen, dass das Leistungspotenzial unterschätzt wird. Dies kann z. B. aufgrund einer psychischen Erkrankung der Fall sein (z. B. psychomotorische Verlangsamung bei einer Depression, Denkstörungen im Rahmen einer psychotischen Erkrankung), aufgrund von zentralnervös wirkender Medikation, einer Epilepsie-Erkrankung oder schlichtweg aufgrund fehlender Motivation. Neben der Kenntnis über die psychische, medizinische und medikamentöse Situation der Testperson ist es wichtig, eine motivierende Testsituation herzustellen. Dies kann in der Regel gefördert werden, indem die Fragestellung (z. B. »Wir wollen herausfinden, was Sie besonders gut können, ob Sie besonders gut in X oder Y sind«) und auch der Zweck der Untersuchung (z. B. »Du bist bald mit der Schule fertig und jetzt überlegen alle, was danach für eine Arbeit/Wohngruppe für dich die richtige sein könnte. Dabei kann der Test uns helfen.«) ehrlich und für die Person verständlich erklärt werden und einen Bezug zu ihren Lebenszielen hergestellt wird. Auf die Nennung abstrakter Konzepte wie z. B. »Intelligenz« oder »Aufmerksamkeit« kann in der Regel zugunsten einer konkreteren Erklärung verzichtet werden. Darüber hinaus sollten nach Möglichkeit Tests gewählt werden, die auch für untere Leistungsfähigkeiten geeignet sind und eines der folgenden Kriterien erfüllen:
Sie sind sowohl für Kinder als auch für Erwachsene normiert, wie z. B. der d2-R Aufmerksamkeits- und Konzentrationstest(1) (ab 9 Jahre; Brickenkamp et al. 2010) oder der Verbale Lern- und Merkfähigkeitstest VLMT(1) (Helmstaedter et al. 2001).
Sie sind für Menschen mit Einschränkungen konzipiert, wie z. B. der Test zur Handlungsorganisation und Tagesplanung HOTAP(1) (Menzel-Begemann 2009) oder die Werdenfelser Testbatterie(1) (Peterander et al. 2009).
Sie verfügen über klare Abbruchkriterien wie z. B. die Wechsler Adult Intelligence Scale WAIS-IV(1)(1) (Petermann 2012).
Es ist sowohl ethisch als auch für den Erhalt der Testmotivation (und somit der Aussagekraft der Ergebnisse) wichtig, dass die Testteilnehmenden nicht mit einer Vielzahl von für sie unlösbaren Aufgaben konfrontiert sind. Im Rahmen der Aufklärung über den Test sollte bereits darauf hingewiesen werden, dass der Test so konzipiert ist, dass niemand alle Aufgaben lösen kann und dass dies keine schlechte Testleistung bedeutet. Auch kann es hierzu hilfreich sein, darauf hinzuweisen, dass der Testleiter/die Testleiterin über ein Lösungsbuch verfügt, dies erklärt auch gleich den typischen Aufbau mit einem Sichtschutz zwischen Testperson und Testleitung. Es sollten bei längeren Testbatterien Pausen angekündigt und eingehalten werden, diese können auch zum weiteren motivierenden Beziehungsaufbau genutzt werden.
Die meisten Manuale erlauben keine Rückmeldung zu den gezeigten Testleistungen (eine Ausnahme ist der Snijders-Oomen Non-verbaler Intelligenztest SON-R(1); Tellegen et al. 2012), jedoch ist eine Rückmeldung zur Anstrengungsbereitschaft meist sinnvoll und möglich (»Prima, ich sehe, Sie geben sich richtig Mühe«). Aus fachlicher Sicht sollten vorrangig Tests zum Einsatz kommen, die in einer 1:1-Kontaktsituation durchgeführt werden. So lässt sich neben dem Testergebnis auch die Motivation beurteilen sowie die Beharrlichkeit, mit der z. B. eine schwierigere Aufgabenstellung probiert wird. Zudem erlaubt dies auch eine inhaltliche Analyse der gezeigten Antworten, was wiederum Aufschluss über die Komplexität von Denkprozessen geben kann und für die Rückmeldung an das Bezugssystem hilfreich sein kann.
Da viele Menschen mit Störungen der Intelligenzentwicklung(2) PCs (noch) nicht als selbstverständlich in ihr Leben integriert haben und regelmäßig nutzen, kann die Nutzung von PC-gestützten Testungen erschwert sein. Hier können Touchscreens und der Einsatz von Tablets die Testbedingungen vereinfachen. Je nach Komorbidität und Beschulungsgeschichte ist bei der Testauswahl darüber hinaus darauf zu achten, dass die Testleistungen nicht von (fein-)motorischen Fähigkeiten, visuellen Fähigkeiten oder Fertigkeiten in den erlernten Kulturtechniken abhängen.
Die intellektuelle Leistungsfähigkeit(1) wird in der Regel mittels Intelligenztest(1) erfasst, wobei verschiedene konzeptuelle Vorstellungen und Testverfahren zur Intelligenz bestehen (z. B. Mackintosh 2011). Von praktischer Relevanz ist dabei vor allem die Unterscheidung von fluider Intelligenz(1) (Problemlösefertigkeiten, konzeptuell weitgehend unabhängig von Bildung) und kristalliner Intelligenz (erworbenes Wissen und Fähigkeiten).
Testbatterien. Das wohl bekannteste klinische Testverfahren(1) ist der Wechsler-Intelligenztest(2), gegenwärtig verfügbar in der 4. Auflage für Erwachsene (WAIS-IV