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Bachelorarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Psychologie - Forensische Psychologie und Strafvollzug, Note: 2,0, Katholische Fachhochschule Nordrhein-Westfalen - Abteilung Paderborn, Sprache: Deutsch, Abstract: Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht von Tragödien, oder Umweltkatastrophen berichten. Immer wieder berichten die Nachrichten, dass die Gewaltbereitschaft drastisch zunimmt, der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt oder es irgendwo auf der Welt Terroranschläge gibt. Die Zeitungen berichten von Familientragödien durch Krankheiten, Geldschulden oder Todesfällen. Und im Radio hört man Kommentare von Anrufern, die sich zu den aktuellen Geschehnissen aussprechen. Auch ein weitaus „gängiges“ Thema ist der sexuelle Missbrauch von Kindern. Die Täter von denen gesprochen wird sind meistens Familienmitglieder, Verwandte, Nachbarn, aber auch Geistliche. Häufig konzentrieren sich die Medien auf ein bestimmtes Ereignis im Leben des Täters, welches dann als Erklärung für die Tat herhalten muss. Die Gesellschaft nimmt dieses Problem dann an und beschränkt ihre Sicht nur darauf. Dies scheint mir nicht richtig, denn man kann ein Problem nicht isoliert betrachten. Es spielen viele Faktoren und Einflüsse eine Rolle, die den Täter dann zu einer solchen Tat verleiten. Auch ist die physische und psychische Entwicklung zu berücksichtigen. Deswegen möchte ich versuchen, die Täter als Personen mit ihren ernst zu nehmenden Problemen darzustellen und die tatgünstigen Faktoren zu benennen, um somit auch das Verständnis, wie es zu einer Misshandlung kommen konnte, zu verbessern. Hierfür hatte ich während meines Praktikums im ASD die Möglichkeit, Sexualstraftäter anhand ihrer Akten und Gutachten kennenzulernen und Daten über sie zu erheben. Die Straftäter sind vor allem nach §176 und §176a StGB verurteilt worden. Im Verlauf der Arbeit möchte ich zunächst die ausgewerteten Daten vorstellen. Durch die Ergebnisse der Erhebung wird der erste Schwerpunkt auf der Wichtigkeit einer Bindung zu den Eltern liegen. Der zweite Schwerpunkt konzentiert sich auf den Teufelskreislauf, weshalb viele Opfer sexuellen Missbrauchs später selbst zu Tätern werden. Darüberhinaus sollen verschiedene Theorien herangezogen werden, um die Handlungsintentionen der Täter zu verdeutlichen. Im Fazit werden dann die, für diese Forschung gebildeten, Hypothesen ausgewertet.
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Einleitung
Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Medien nicht von Tragödien, oder Umweltkatastrophen berichten. Immer wieder berichten die Nachrichten, dass die Gewaltbereitschaft drastisch zunimmt, der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt oder es irgendwo auf der Welt Terroranschläge gibt. Die Zeitungen berichten von Familientragödien durch Krankheiten, Geldschulden oder Todesfällen. Und im Radio hört man Kommentare von Anrufern, die sich zu den aktuellen Geschehnissen aussprechen. Auch ein weitaus „gängiges“ Thema ist der sexuelle Missbrauch von Kindern. Die Täter von denen gesprochen wird sind meistens Familienmitglieder, Ver-wandte, Nachbarn, aber auch Geistliche. Häufig konzentrieren sich die Medien auf ein bestimmtes Ereignis im Leben des Täters, welches dann als Erklärung für die Tat herhalten muss. Die Gesellschaft nimmt dieses Problem dann an und beschränkt ihre Sicht nur darauf. Dies scheint mir nicht richtig, denn man kann ein Problem nicht isoliert betrachten. Es spielen viele Faktoren und Einflüsse eine Rolle, die den Täter dann zu einer solchen Tat verleiten. Auch ist die physische und psychische Entwicklung zu berücksichtigen.
Deswegen möchte ich versuchen, die Täter als Personen mit ihren ernst zu nehmenden Problemen darzustellen und die tatgünstigen Faktoren zu benennen, um somit auch das Verständnis, wie es zu einer Misshandlung kommen konnte, zu verbessern. Hierfür hatte ich während meines Praktikums im ASD die Möglichkeit, Sexualstraftäter anhand ihrer Akten und Gutachten kennenzulernen und Daten über sie zu erheben. Die Straftäter sind vor allem nach §176 und §176a StGB verurteilt worden. Im Verlauf der Arbeit möchte ich zunächst die ausgewerteten Daten vorstellen. Durch die Ergebnisse der Erhebung wird der erste Schwerpunkt auf der Wichtigkeit einer Bindung zu den Eltern liegen. Der zweite Schwerpunkt konzentiert sich auf den Teufelskreislauf, weshalb viele Opfer sexuellen Missbrauchs später selbst zu Tätern werden. Darüberhinaus sollen verschiedene Theorien herangezogen werden, um die Handlungsintentionen der Täter zu verdeutlichen. Im Fazit werden dann die, für diese Forschung gebildeten, Hypothesen ausgewertet.
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Die empirische Sozialforschung versucht durch Befragung, Beobachtung oder durch die Sammlung von Informationen, Daten zu erheben, die etwas über ein soziales Geschehnis oder eine Tatsache aussagen. Eine solche Erhebung erfolgt unter Beachtung bestimmter Verfahren und Methoden.1Das Ziel der Sozialforschung kann zum einen darin liegen, dass die Ergebnisse Aufschluss über die Lösung eines bestimmten sozialen Problems liefern und somit ein „humaneres Leben der Menschen“2ermöglicht. Oder aber das Ziel lehnt sich an die Theorie an, in dem es versucht, die Realität, anhand eines systemischen Modells, darzustellen.3
Die Ergebnisse einer Sozialforschung werden in wissenschaftlichen Veröffentlichungen durch eine statistische Tabelle repräsentiert. Diese Tabelle kann auch kommentiert werden, um dem Leser das Verstehen der Informationen zu erleichtern. Da Daten isoliert betrachtet keine wirkliche Aussagekraft haben, müssen sie im gesamten Forschungskontext betrachtet werden. Hierbei spielen drei Kategorien eine wichtige Rolle, nämlich der
a) Entdeckungszusammenhang,
b) Begründungszusammenhang und c) Verwertungszusammenhang.
Der Entdeckungszusammenhang bezieht sich auf das Motiv des Forschers bzw. der Forschung. Welches Ziel verfolgt diese Untersuchung und wem kann sie nützlich sein? Häufig ist es so, dass Firmen oder Organisationen den Auftrag geben, Sozialdaten zu erheben (z.B. in der Marktwirtschaft- wie wirkt ein bestimmtes Produkt auf Menschen ein?).4
1Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Empirische_Sozialforschung
2zit.n. Friedrichs,1990,S. 14
3Vgl. Friedrichs, 1990, S. 14
4Vgl. Atteslander, 2003,S. 19
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Bei dem Begründungszusammenhang geht es um die Methoden, mit deren Hilfe das Problem untersucht werden soll, und die Darstellung der einzelnen Schritte des Forschungsablaufes. (Einige Methoden sollen in einem späteren Kapitel kurz thematisiert werden) Bei dieser Kategorie ist es wichtig, das Ziel der Forschung noch einmal hervorzuheben und gleichzeitig die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis (Forschung) darzulegen. Die Hypothesen, die der Forscher vor der Untersuchung gebildet hat, werden beschrieben und an Hand der Forschung belegt. Es wird ebenfalls darauf hingewiesen, welche vorangegangenen Forschungsergebnisse zu diesem Thema bereits existieren und auf welche Theorien die Forschungsergebnisse Bezug nehmen werden. Bei den Hypothesen werden Schüsselwörter oder besondere Fachwörter separat niedergeschrieben und erläutert, damit der Leser bei den Begriffen die gleiche Bedeutung vor Augen hat. Um das Forschungsziel besser ermitteln zu können, werden Indikatoren festgelegt.5
Die letzte Kategorie ist der Verwertungszusammenhang. Bei ihm geht es um die Reflexion der Daten und der daraus folgenden Ergebnisse. Der Forscher entscheidet sich, auf welche Weise er evaluierte Ergebnisse anderen gegenüber dar stellt.6
Alle Kategorien stehen nicht isoliert für sich, sondern sind miteinander verflochten und deshalb im Zusammenhang zu analysieren.7
5Vgl. Friedrichs, 1990, S. 52ff.
6Vgl. Atteslander, 2000, S. 19f.
7ebd. S.19f.
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Das Ziel der Sozialforschung besteht darin, das soziale Problem, welches erforscht werden soll, zu erklären. Hierzu werden erst Hypothesen gestellt, welche dann durch die Ergebnisse der erhobenen Daten bestätigt oder verworfen werden. Im wissenschaftlichen Terminus spricht man vom falsifizieren der Hypothese, also das Ergebnis stimmt nicht mit ihr überein, oder vom verifiziert, also das Ergebnis der Untersuchung bestätigt die Hypothese.8Damit dies geschehen kann, bestimmt der Forscher wann, wo und wie beobachtbare Indikatoren an welchen Objekten zum Einsatz kommen sollen. Dies wird in einer Art „Untersuchungsordnung“ oder auch „Forschungsdesign“ festgehalten.9
Die wichtigsten Untersuchungsmethoden der empirischen Sozialforschung sind die Einzelfallstudie/ Einzelfallanalyse, die Sekundäranalyse, die Ereignisdatenanalyse und die Netzwerkanalyse.
Die Einzelfallanalyse muss sich nicht zwangsläufig nur auf eine Person beschränken. Diese Bezeichnung bezieht sich eher auf einen bestimmten Untersuchungsgegenstand oder auch eine Analyseeinheit.10Bei der Sekundäranalyse werden bereits vorhandene Daten herangezogen, die dann unter einem anderen Aspekt verwertet werden, als für den sie ursprünglich erhoben wurden. Der Methodenbegriff „Sekundäranalyse“ wurde 1950 durch Kendall und Lazarsfeld eingeführt. Die Primärdaten wurden meistens durch Interviews gewonnen. Die Methode der neuen Datenerhebung ist im Vergleich zu den anderen Analysen finanziell und zeitlich nicht so aufwendig. Außerdem hat diese Analyse den Vorteil, dass Daten, auf Grund ihrer zeitlichen Erhebung, unterschiedlicher Ebene (Gemeinde, Person) und/oder Länderbezogenheit verglichen werden können.
8Vgl. Atteslander, 2003, S. 44f.
9Vgl. Schnell; Hill; Esser,1993, S. 223
10ebd. S. 263
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Bei den Primärdaten könnten sich mögliche Probleme ergeben, da die Zugänglichkeit (Datenschutz) und die Geeignetheit für eine neue Untersuchung vorhanden sein müssen. Außerdem muss die Analyse einen genauen theoretischen Bezugsrahmen haben. Desweiteren könnte es sein, dass die erdachte Hypothese nicht ganz durch die vorhandenen Daten analysiert werden kann.11
Eine weitere Untersuchungsform ist die Ereignisdatenanalyse. Diese ermöglicht die Schätzung einer Zeitdauer bis zu einem bestimmten Ereignis, z.B. wie lange es durchschnittlich dauert, bis sich ein Ehepaar trennt. Um ein solches Ergebnis zu erzielen, bedarf es der Angaben vom Ausgangs-zustand bis zu seinem Endzustand.
Die letzte Analyseform ist die Netzwerkanalyse. Sie ist lediglich eine bestimmte Forschungsstrategie, die versucht die sozialen Beziehungen und die daraus folgenden Handlungen zu beschreiben und zu erklären.12
Die Methoden zur Datenerhebung lassen sich zunächst in drei Gruppen aufteilen, nämlich in die Befragung, die Beobachtung und in die Inhaltsanalyse.