Suchen Finden Zeigen - Michaela Hares - E-Book

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Michaela Hares

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Beschreibung

Nasenarbeit für Hunde ist in aller Munde: Die Faszination dessen, was die Hundenase alles leisten kann, wächst ständig und immer neue Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis werden erkannt. In den letzten Jahren hat eine erhebliche Professionalisierung der Spürhundearbeit sowohl durch neue wissenschaftliche Forschungsarbeiten als auch durch verbessertes Training stattgefunden. Drei der besten und langjährigsten Spürhundetrainerinnen aus dem deutschsprachigen Raum haben nun ihr geballtes Wissen in einem Buch zusammengetragen, um die Grundlagen, die Methodik, den schrittweisen Aufbau für den gewählten Zielgeruch und die Evaluation der Einsatzfähigkeit ausführlich für alle Interessierten zugänglich zu machen. Am Beispiel von Bettwanzen-, Schimmel-, Trüffel- und Borkenkäferspürhunden wird der Trainingsaufbau exemplarisch dargelegt, wobei schnell klar wird, dass das Prinzip, einmal richtig verstanden, auf jeden Zielgeruch anwendbar ist – ganz gleich, ob dein Hund später etwa invasive Pflanzen, versteckte Geldscheine, Allergieauslöser oder Rehkitze im Feld anzeigen soll. Egal, ob du professionell mit Spürhunden arbeitest oder nur die Möglichkeiten des Machbaren kennenlernen und deinen Hund anspruchsvoll beschäftigen möchtest: Hier findest du eine kompetente und ausführliche Anleitung auf der Höhe der Zeit, die keine Fragen offenlässt.

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© 2024 KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH

Konrad-Zuse-Straße 3, D-54552 Nerdlen / Daun

Telefon: 06592 957389-0

www.kynos-verlag.de

Grafik & Layout: Kynos Verlag

eBook (epub) Ausgabe der Printversion 2024

ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-95464-324-0

eBook (epub)-ISBN: 978-3-95464-337-0

Bildnachweis:

Adobe Stock: Tomasz-adobe.stock.com: S. 302 (u.), 303 (u.)

Ebinger, Felix: S. 70, 95, 193

Fillers, Janine: S. 112, 129, 144, 256

Ganer, Lisbeth, www.lisbethganerphotography.com: S. 32, 267, 277, 278, 281, 291, 297

Hares, Michaela: Titelfoto, S. 10, 14, 25, 27, 28, 29, 30, 38, 46, 53, 55, 56, 57, 59 (re.), 60, 63, 65, 66, 68, 69, 74, 76, 77, 80, 81, 87, 88, 89, 90, 93, 96, 98, 100, 101, 102, 103, 105, 106, 109, 110, 111 (mi. + u.), 117, 119, 122, 125, 126, 128, 131, 132, 134, 136, 138, 139, 142, 145, 146, 148, 152, 153, 163, 166, 167, 168, 169, 171, 172, 170, 175, 176, 178 (o. + u.), 180, 181, 184, 185, 186, 187, 188, 191, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 201, 202, 203, 204, 207, 208, 210, 326, 327, 328 (u.), 331, 333, 334, 334, 335, 337, 338

Jütte, Cerstin: S. 17, 154

Koerfer, Jacqueline: S. 19, 73, 79, 156, 269, 270, 271, 272, 273, 275, 276, 280, 282, 283, 284, 286, 287, 288, 289, 290, 292, 296, 298, 299, 300, 302 (o.), 303 (o.), 304, 305, 307, 308, 309, 310, 312, 313, 314, 317, 319, 321, 324, 343

Krauß, Katja: S. 16, 21, 22, 23, 24, 26, 31, 34, 36, 37, 39, 41, 43, 44, 48, 49, 51, 52, 54, 59 (li.), 61, 72, 83, 84, 85, 86, 94, 97, 99, 107, 111 (o.), 113, 121, 123, 127, 135, 141, 151, 155, 157, 162, 165, 173, 174, 215, 218, 220, 221, 222, 226, 229, 230, 233, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 247, 248, 250, 251, 252, 253, 255, 257, 259, 261, 263, 264, 266, 293, 328 (o.), 329, 330, 339, 340, 341, 345, 347

Lorenz, Wolfgang: S. 216, 217, 249, 258

Lergon, Detlev: S. 178 (mi.), 182

Trautmann, Dr. Christoph, Umweltmykologie GmbH: S. 219, 225, 230, 232

Richter, Tanja: S. 159, 204, 205, 211

Settles, Gary S.: S. 47

Valtanen, Dr. Kerttu: S. 228

Alle Grafiken: Kynos Verlag, außer: S. 45: Gary S. Settles

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Kynos Stiftung Hunde helfen Menschen

www.kynos-stiftung.de

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Inhaltsverzeichnis

Vorworte

Simon Prins

Dr. Carola Fischer-Tenhagen

Dr. Viviane Theby

Das sagt Bob Bailey zu diesem Buch

Zu diesem Buch

Über uns

Michaela Hares

Jacqueline Koerfer

Katja Krauß

1. Voraussetzungen

Hundeauswahl

Allgemeines Training

Die Tellington TTouch® Methode in der Spürhundearbeit

Tellington TTouch®

Tellington-Körperbänder

Tellington-Lernparcours

Mehr zum Thema Körperwahrnehmung

2. Ein wenig Theorie: Der Geruchssinn des Hundes

Das vomeronasale Organ

Das Rhinarium – der „Nasenschwamm“

Hängeohren als Geruchsfänger

Atmen und Riechen

Hunde können „stereo“ riechen

Riechschleimhaut und Riechzellen

Denken mit der Nase

3. Allgemeines und Besonderes zum Training der Spürhundearbeit

Den Hund beobachten und lesen

Kritisch hinterfragen

Den Menschen als Fehlerquelle erkennen

Trainingsziel – Ausgangspunkt – Trainingsplan

Das Trainingsziel

Ausgangspunkt bestimmen – Evaluation

Trainingsplan schreiben

Trainingsdokumentation

Suchen als Verhaltenskette

Vorwärtsaufbau einer Verhaltenskette

Rückwärtsaufbau einer Verhaltenskette

Das Erhalten der Verhaltenskette

Umgang mit Fehlern in der Kette

Belohne nur das, was du möchtest – 100 %!

Trainingswaage

Über den Umgang mit Fehlern

Die Anzeige in der Sucharbeit

Anzeigeverhalten trainieren

Negativanzeige

Startritual, Hörzeichen und Sichtzeichen

4. Wie fange ich an? Der Aufbau der Suche

Suchen nach Futter und Spielzeug

Problemlösungsstrategien finden

Arbeit mit dem Zielgeruch

Zielgeruch mit Futter oder Spielzeug kombinieren

Mit der Anzeige beginnen

Zielgeruch im Line-up trainieren

Aufbau über Ersatzgeruch

Probenhandling

Handschuhe ja oder nein?

Probendokumentation

Die Arbeit mit Line-ups, Geruchsrädern und Suchwänden

Das Line-up

Das Geruchsrad

Die Suchwand

Plattformen und Maschinen

Allerhand Basteleien

Das Training in künstlichen Suchsettings

Trainingsplan Line-up mit Zielgeruch und trainierter Anzeige

Verschiedene Verstecke

Generalisieren

Blinde und doppelblinde Suchen

Ablenkung einbauen

Ablenkung als Belohnung einsetzen

Die Stärke der Ablenkung

Ablenkung für den Hund langsam steigern

Ablenkungen generalisieren

Ablenkung für den Hundeführer

Suchausdauer trainieren

Wie trainieren wir Suchausdauer?

Die Leersuche

Suchtaktik festlegen und Suchgebiet einteilen

Exkurs: Einfluss von Wind, Luftdruck und Temperatur auf die Geländeeinteilung und die Suchtaktik

Vielfältige Suchgebiete

Die Suchtaktik

Das Suchgebiet einteilen

Lenkbarkeit des Hundes

Spürhundearbeit ist Teamarbeit

Körperbewusstsein, Körpersprache und innere Einstellung des Menschen

Die eigene innere Balance trainieren

Hundetraining ist Coaching an uns selbst

Miteinander statt gegeneinander

Eigene Wege finden

5. Einsatzfähigkeit

Verschiedene Einsatzgebiete

Vorbereitung eines Einsatzes

Organisation, Recht und Versicherungen

Am Einsatzort – wie gehen wir vor?

Nach dem Einsatz: Berichte, Dokumentation und Reflexion

Belohnen im Einsatz, ja oder nein?

6. Die Suche nach Bettwanzen

Die Gemeine Bettwanze (Cimex lectularius) – Gastbeitrag

Einleitung

Die Wanze

Schadpotenzial

Lebensweise und Verbreitung

Anzeichen eines Bettwanzenbefalles

Bekämpfungsmaßnahmen

Bettwanzenspürhund

Herausforderung Bettwanzenspürhund

Wann werden Bettwanzenspürhunde gerufen?

Was macht die Suche nach Bettwanzen so besonders?

Bettwanzen sind klein

Bettwanzen bewegen sich

Es gibt Grenzen im Training

Auch Fledermäuse haben Wanzen

Es gibt verschiedene Stämme und Stadien

Arbeit im Team

Das Training eines Bettwanzenspürhundes

Aufbau der Bettwanzensuche

Bettwanzen besorgen

Anzeige und Startritual

Trainingsplan Bettwanzensuche

Einsatz – der Wanze auf der Spur

Gedanken zur Zertifizierung von Bettwanzenspürhunden

7. Die Suche nach Schimmel

Die Auswertung des Suchresultats ist wichtig

Schimmel besteht aus mehr als nur den Schimmelpilzen

Eigenschaften und Lebensgewohnheiten

Schimmelpilze können auch Gutes leisten

Ursachen für Schimmel in Innenräumen

Grenzen der Schimmelspürhund-Methode

Schimmelproben und der Umgang damit

Schimmelgerüche

Erwerb von Schimmelproben

Probenbehälter

Risikogruppen

Schimmelkulturen haben nur eine begrenzte Haltbarkeit

Lagerung von Schimmelproben

Geruchskontamination an Trainingsproben

Welche Schimmelarten sind für die Spürhundearbeit interessant?

Training des Schimmelspürhundes

Ist die Schimmelspürhundarbeit für den Hund gefährlich?

Trainingsplan Schimmelsuche

Besonderheiten der Schimmelsuche im Vergleich zu anderen Spürhundsparten

Einsatz

Einsatzfähigkeit des Hundes

Einsatzgebiete

Was den Schimmelspürhundführer sonst noch erwartet

Den Raum vorbereiten / Gefahren beseitigen

Spezifische Ablenkungen im Einsatz

Dokumentation

Zusammenarbeit mit Experten

Anzeigen

Suchtaktik

Umgang mit den Betroffenen

Gedanken zur Überprüfung von Schimmelspürhunden

Haftung

Aufträge bekommen

8. Trüffelspürhund

Kleine Trüffelkunde

Eigenschaften der Trüffel

Entwicklung

Schlüsselrolle des Geruches

Lebensgewohnheiten des Trüffels

Verbreitung – wo werden Trüffel gefunden?

Fundorte erkennen

Trüffeldüfte

Aufbewahrung als Trainingsproben

Aufbau der Trüffelsuche

Trainingsziel

Besonderheiten im Training

Trainingsmaterial

Startritual

Die Suche

Die Anzeige

Trainingsplan Trüffelsuche

Einsatz des Trüffelspürhundes

Einsatzgebiete

Dokumentation

Gedanken zur Überprüfung von Trüffelspürhunden

Aufträge bekommen

Haftung

9. Borkenkäferspürhund

Die aktuelle Situation

Beschreibung des Borkenkäfers

Eigenschaften des Borkenkäfers

Welche Fichtenborkenkäferarten gibt es?

Welche Duftstoffe könnte der Hund riechen?

Erkennen eines Borkenkäferbefalls

Aufbau der Borkenkäfersuche

Trainingsmaterial

Trainingsziel

Startritual

Die Suche

Die Anzeige

Belohnung

Besonderheiten im Training

Trainingsplan Borkenkäfersuche

Einsatz

Einsatzfähigkeit des Hundes

Einsatzgebiete

Spezifische Ablenkungen

Dokumentation

Zusammenarbeit mit Experten

Mit Fehlern im Einsatz umgehen

Haftung

Aufträge bekommen

10. Suchen von Geruchsmustern

Differenzierung am Ende (verschiedene Anzeigen)

Differenzierung am Anfang (verschiedene Startsignale)

Suchen mit Geruchsmustern

Was ist beim Training wichtig?

Aufbau der Suche

Die Anzeige

Das Suchen

Differenzierungen

Erhaltungsplan

Dokumentation

Fazit

11. Weitere Spürhundaufgaben

Beim Spürhundetraining sind alle die Gewinner

Glossar

Anhang

Beim Schreiben dieses Buches sind wir immer in Gedanken bei unseren Hunden, durch die wir da angelangt sind, wo wir heute stehen. Mit jeder Minute gemeinsamer Lebenszeit lernen wir weiter dazu. Wir sind ihnen für alles dankbar, was sie uns gelehrt haben.

Vorworte

Simon Prins

Autor des Buchs „Das Pavlov Projekt“, Inhaber von „Simon Prins ACT! Animal Consulting & Training“

In einer Welt, die von unzähligen Hundetrainingsbüchern überflutet wird, gibt es nur selten ein Juwel, das über die Grenzen einfacher Anleitungen hinausgeht und tief ins Herz des Hundetrainings vordringt. Dieses Buch ist ein solches Juwel: Geboren aus einer tiefen Leidenschaft, bereichert durch Jahre unschätzbarer Erfahrungen und verfasst von Autorinnen, deren Beitrag zur Welt des Hundetrainings schlichtweg bemerkenswert ist. Sie haben ihr ganzes Trainerleben lang nicht nur in ihre Hunde investiert, sondern auch darin, ihre eigenen Fähigkeiten zu schärfen und dabei kontinuierlich die Grenzen der Trainingsmöglichkeiten auszuloten.

Ich hatte das Privileg, ihre Entwicklung im Laufe der Jahre zu beobachten, ihre unermüdliche Suche nach Wissen zu verfolgen und ihre Bereitschaft zu bewundern, die Tiefen des Hundetrainings zu erforschen. Sie haben immer wieder Fragen gestellt, die ihren Einsatz für das Verständnis und die Beherrschung ihres Handwerks widerspiegelten. In einem Bereich, in dem es immer noch offene Fragen gibt, ist ihre Hingabe, die Komplexitäten des Hundetrainings zu entwirren, wahrhaft bewundernswert.

Dieses Buch ist eine Zusammenfassung ihrer gemeinsamen Weisheit, geboren aus Jahren praktischer Erfahrung und geprägt vom Nachdenken über die eigenen Lernkurven. Es ist nicht das Ergebnis eines einzigen Trainers mit einem oder zwei Hunden, sondern vielmehr eine harmonische Mischung verschiedener Trainingserfahrungen, die über viele Jahre hinweg entwickelt wurden. Jede Seite entfaltet sich mit klaren, handlungsorientierten Schritten und bietet eine objektive Perspektive auf das Training, die fest in den Grundlagen relevanter wissenschaftlicher Prinzipien verwurzelt ist.

Egal ob Sie Anfänger am Beginn ihrer Reise in die Welt des Hundetrainings sind, erfahrener Trainer auf der Suche nach tieferem Wissen oder jemand, der nach neuen Herausforderungen sucht – dieses Buch wird Ihren Wünschen gerecht werden. Es ist ein Reservoir an Erfahrungen aus realen Herausforderungen in Einsätzen und ein Zeugnis für das unerschütterliche Engagement der Autorinnen für ihr Handwerk.

Blättern Sie mit offenem Herzen und neugierigem Geist durch dieses Buch und erlauben Sie ihm nicht nur, Ihren Horizont zu erweitern, sondern auch Ihre Leidenschaft zu entfachen und neue Möglichkeiten zu entdecken. Willkommen zu einer Reise, die nicht nur verändern wird, wie Sie Hunde trainieren, sondern auch, wie Sie die komplexe Kunst des Hundetrainings wahrnehmen. Genießen Sie den Weg!

Simon Prins

Dr. Carola Fischer-Tenhagen

Privatdozentin an der FU Berlin Fachbereich Veterinärmedizin, zahlreiche Forschungsarbeiten und Publikationen zum Thema Spürhunde. Verfasste ihre Habilitationsschrift zum Thema Hunde als Biosensoren.

Oft heißt es, viele Köche verdürben den Brei – dieses Buch ist ein Beweis, dass dies nicht stimmt. Hier haben sich drei Expertinnen der Spürhundearbeit zusammengesetzt und ihre langjährigen Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Schnüffelarbeit zusammengetragen. Ich habe das Glück, alle drei Autorinnen seit vielen Jahren zu kennen und habe von ihren Kenntnissen und ihrem Können bei verschiedenen wissenschaftlichen Projekten zur Geruchserkennung mit Hunden profitieren können, wie z. B. bei der Brunstsuche, Bakterienidentifikation oder Krebserkennung.

Im allgemeinen Teil wird ein Einblick in die weitreichenden Möglichkeiten der Spürhundearbeit gegeben. Eine gute Mischung aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und bildlichen Anekdoten macht den Text einprägsam und spannend. Der Schatz des Buches liegt im praktischen Teil. Detaillierte Trainingspläne für Suchaufgaben in vielfältigen Einsatzbereichen und für alle Ausbildungsstufen der Hunde geben sowohl erfahrenen Spürhunde Trainer*innen als auch interessierten Einsteigern tolle Wegweiser zum motivierten und erfolgreichen Spürhund. Ich hatte während und nach der Lektüre des Buches das dringende Bedürfnis, meinen Hund zu nehmen und seine Nase herauszufordern.

Dr. Carola Fischer-Tenhagen

Dr. Viviane Theby

Tierärztin mit Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie, Autorin und internationale Referentin, Mitinhaberin der Tierakademie Scheuerhof

Die Nasenarbeit mit Hunden ist eine hervorragende Möglichkeit, um einmal in die Welt der Hunde eintauchen können. Michaela, Katja und Jacqueline haben dazu ein Buch vorgelegt, das es verdient, zum Standardwerk in der Nasenarbeit zu werden. In diesem Buch sind 75 Jahre praktische Erfahrung der drei Trainerinnen gebündelt. Außerdem zeichnet es dieses Buch aus, dass hier Erfahrungen aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Spürhundearbeit zusammenkommen.

Michaela und Jacqueline haben damals an meiner Doktorarbeit mitgearbeitet, in der ich untersucht habe, ob Hunde eine bestimmte Bakterienart in Kuhmilch erkennen können. Dieses Bakterium verursacht Euterentzündungen und kann für Kühe potenziell tödlich sein. Die Hunde können es, was wir alle sehr beeindruckend fanden.

Mit Katja verbinden mich die gemeinsamen Wurzeln in der Rettungshundearbeit beim THW vor so langer Zeit, dass ich es gar nicht mehr einordnen kann.

Alle drei Frauen führen Hunde im Einsatz für ganz unterschiedliche Aufgaben. Sie kennen sich also nicht nur mit dem Training aus, sondern auch mit den Situationen, in denen man sich ganz auf den Hund verlassen muss und in denen Mensch und Hund ein unschlagbares Team werden. Durch ihre wiederholten Sucherfolge in solchen doppelblinden Einsatzsituationen mit schon mehreren Generationen an Hunden zeigen alle drei sehr schön, dass sie die Arbeit ihrer Hunde und vor allem sich selbst gut kritisch hinterfragen können. Das ist in der Welt der Nasenarbeit nicht selbstverständlich, wie in vielen wissenschaftlichen Studien schon nachgewiesen wurde.

Wir können den Hunden in Sachen Nase nichts beibringen. Wir können nur lernen, immer besser zu kommunizieren. Dazu gehört, dass wir unseren vierbeinigen Freunden immer verständlicher erklären können, was wir von ihnen wollen. Außerdem dürfen wir immer besser darin werden, zu verstehen, was sie uns dann mitteilen wollen. Nasenarbeit ist also mehr ein Verständigungstraining als ein Gehorsamstraining. Das macht sie so wertvoll in der Beschäftigung für die Hunde, aber auch zum Beispiel in der Therapie von Verhaltensproblemen. Die bessere Verständigung und das „gemeinsame Hobby“ können so viel mehr bewirken als „nur“ Erfolge beim Finden.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern eine spannende und lehrreiche Erfahrungsreise in die Welt der Hundenase, aber auch in die eigene Entwicklung, die die Arbeit mit den Hunden mit sich bringt. Den drei Autorinnen wünsche ich mit ihrem Buch den Erfolg, den sie bei all ihrer wertvollen Arbeit mit Sicherheit verdienen.

Dr. Viviane Theby

Ein spezielles Danke an Bob Bailey

Bob Bailey, geb. 1936, ist unser Mentor in Sachen Training. Wir haben viel von ihm in den Hühnerworkshops und im Training mit unseren Hunden gelernt. Er hat in seinem Unternehmen Animal Behavior Enterprises (ABE) Tausende Tiere für Werbung, Bühnenproduktionen, Touristenattraktionen und Militär trainiert. Außerdem ist er der Begründer der Chicken Workshops, die an der Tierakademie Scheuerhof in seinem Sinne weitergeführt werden.

„Think-Plan-Do“ ist eine seiner Weisheiten, die uns immer begleitet. Bob hat uns in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet und uns auf Tatsachen im Training gestoßen, die uns in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wir wollen all sein Wissen und seine Weisheiten nicht missen und werden dich in diesem Buch immer wieder daran teilhaben lassen. Es ist sehr hilfreich, im Training immer wieder an ihn zu denken, wenn uns seine Worte in den Sinn kommen. Er sitzt immer auf unseren Schultern – gleich neben Pawlow.

Ein großes Dankeschön an Bob! Es ist einfach großartig, dass wir das Glück haben, so viel von ihm lernen zu dürfen!

Das sagt Bob Bailey zu diesem Buch:

„Ich kenne alle drei Autorinnen aus meinen Hühnercamps in Deutschland, wo sie hervorragende Trainerfähigkeiten gezeigt und nie aufgehört haben, mir Fragen zu stellen. Ich freue mich sehr darüber, dass dieses Buch, das Ergebnis ihrer vielen Jahre an Erfahrungen, Fragen und Lernen, jetzt das Licht der Welt erblickt.“

Zu diesem Buch

Hier ist es – unser Buch zum Thema Spürhundearbeit.

Unser Ziel war, ein Werk für alle zu schaffen, die ihren Hund mit der Nase beschäftigen möchten oder müssen, sei es als Jagd- oder Diensthund, einfach als Hobby für Hund und Mensch oder professionell im bezahlten Einsatz. Wir möchten einen Überblick geben, was zu beachten ist, wenn wir den Hund gut aufbauen möchten und was das Besondere an der Spürhundearbeit ist.

Wir möchten aber auch kritisch sein und den Blick auf die Verantwortung lenken, die wir haben, wenn wir den Hund professionell einsetzen möchten.

In diesem Buch geht es um die Praxis. Lerntheoretisches Wissen wird vorausgesetzt und es wird auf Basis der positiven Verstärkung gearbeitet. Wir möchten uns nicht um Grundlagen kümmern, sondern um das, was wichtig ist, um die Hunde in der Spürhundearbeit aufzubauen.

Es geht aber auch darum, uns selbst als Hundeführer immer wieder kritisch zu hinterfragen, denn auf diesem Gebiet können wir uns schnell in die Tasche lügen und eine scheinbar gute Arbeit leisten. Kritisches Hinterfragen ist gerade in der professionellen Spürhundearbeit unerlässlich. Wenn wir möchten, dass wir mit unserem Hund ein gutes Einsatzteam werden, dann ist es auch wichtig, uns als Team gut auszubilden. Es gibt viele gute und viele schlechte Teams im Einsatz. Wir möchten mit diesem Buch dazu beitragen, dass es immer mehr gute werden. Von der Praxis für die Praxis!

Aus diesem Grund haben wir das Buch unterteilt in einen allgemeinen Teil und einen, der dann ganz gezielt in die Praxis geht und Trainingspläne und Handlungsanweisungen für verschiedene Sparten der Spürhundearbeit bereithält.

Wir schreiben aus der Praxis und gehen ganz gezielt nicht auf Studien ein. Es gibt eine Unmenge an Studien, die das eine oder andere belegen oder auch widerlegen. Wir sehen auch viele Studien, bei denen das Training der Hunde und das Können der Trainer nicht beachtet werden und die somit ein unserer Meinung nach für die Praxis irrelevantes Ergebnis aufweisen. Das heißt aber natürlich nicht, dass wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse in unserer Arbeit außen vor lassen. Wir hinterfragen diese allerdings genauso kritisch wie unser eigenes Training. So verbinden wir Wissenschaft und Praxis.

Das einzige wissenschaftliche Kapitel in diesem Buch ist das Kapitel über den Geruchssinn: Hier ist eine Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse.

In diesem Sinne freuen wir uns über jeden, der dieses Buch in die Hand nimmt und sein Training kritisch hinterfragt, um immer besser zu werden. Und wir können alle immer besser werden – im Sinne der Hunde und unserer Kunden.

Wir möchten an dieser Stelle auch unserem Gastautor Detlev Lergon, DELEX Schädlingsmanagement, sowie Kerttu Valtanen (promovierte Biologin und Expertin in Mykologie) sowie Dr. Wolfgang Lorenz (unter anderem Autor des Buches: Praxis-Handbuch Schimmelpilzschäden: Diagnose und Sanierung) danken, die uns für die beiden Spezial-Kapitel mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Die Zusammenarbeit mit Experten ist unschätzbar wichtig und fruchtbar für alle Seiten – das ist uns beim Schreiben dieses Buches wieder einmal bewusst geworden.

Über uns

Michaela Hares

Ich beschäftige mich seit 1998 mit der sensationellen Leistung der Hundenase. Seitdem trainiere ich auch aktiv in dieser Sparte, anfangs in der Flächen- und Trümmersuche, später im Mantrailing und ID-Tracking.

Da Spürhunde mich schon immer fasziniert haben und ich solch einen Spaß am Training habe, habe ich meinem Border Collie Lamo die Anzeige von brünstigen Kühen beigebracht. Außerdem haben wir das Anzeigen von Staphylokokken in Milchproben trainiert und am wissenschaftlichen Test zur Doktorarbeit von Dr. Viviane Theby teilgenommen. Außerdem war Lamo mein erster einsatzfähiger Bettwanzenspürhund.

Immer wieder habe ich verschiedene Geruchsunterscheidungs-Aufgaben trainiert, wie zum Beispiel mit meinem ersten Border Collie Silas das Anzeigen von verschiedenen Mineralwässern anhand eines Geruchsmusters.

Meine jetzigen beiden Border Collies Fosco und Murot werden in der Bettwanzensuche geführt, in der wir seit 2015 erfolgreich Einsätze laufen. Außerdem suchen und finden wir verlorene Gegenstände in der Grob- und Feinsuche und konnten schon dem ein oder anderen Besitzer seine verlorengegangenen Sachen wieder überreichen oder gestohlene Gegenstände wiederfinden.

Da ich viel Spaß an Experimenten im Bereich der Spürhundearbeit habe. trainiere ich meine Hunde aktuell auch mit Geruchsmustern, um breiter in der Detektion von Schädlingen helfen zu können. Was das genau bedeutet, erläutere ich im Kapitel über die Suche mit Geruchsmustern.

Seit einiger Zeit bin ich auch im Bereich der Artensuche aktiv. Mein Hauptaugenmerk liegt hier im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes sowie im Bereich der Schädlingsbekämpfung. Hunde dazu auszubilden, andere Tiere zu finden, ist eine sehr spannende und interessante Aufgabe, die in vielen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden kann.

Beim IGAMon-Dog Projekt, das vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und dem Verein Wildlife Detection Dogs durchgeführt wird, bin ich gemeinsam mit Katja Krauß im Trainerteam, um Bürgerwissenschaftler und ihre Hunde auszubilden, invasive gebietsfremde Pflanzen zu suchen.1

Die Deutsche Bahn bildet seit 2021 Spürhunde für den Artenschutz aus. Diese Hunde kommen bei Kartierungsarbeiten von Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen zum Einsatz und spüren zum Beispiel geschützte Zauneidechsen, Schlingnattern oder Fledermäuse auf. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieses Buches (Januar 2024) gibt es bereits zehn Hunde an drei Standorten (in Baden Württemberg, Bayern, Thüringen). In diesem Projekt war ich zu Beginn als fachliche Beraterin und mittlerweile als Vorausbilderin tätig. Hier bereite ich junge Hunde auf ihre Aufgabe als Diensthund im Bereich der Artensuche vor.

Seit dem Jahre 2000 betreibe ich gemeinsam mit meinen beiden Kolleginnen Dr. Viviane Theby und Lisa Peitz die Tierakademie Scheuerhof in Wittlich.2 Dort bilden wir Familienhunde und Spezialhunde aus. Unser Hauptaugenmerk gilt allerdings der Ausbildung guter Trainer – auch in der Spürhundeausbildung. Gerade in der Ausbildung von Spürhunden ist es wichtig, den Trainern das kritische Hinterfragen beizubringen, damit die Hunde im Einsatz gute Arbeit leisten können.

Im Bereich der Hundeschule habe ich auch bereits die verschiedensten Spürhunde ausgebildet. So kommen immer wieder Anfragen, den Hund zum Diabetiker-Warnhund, Allergie-Anzeigehund oder auf eine bestimmte Tierart im Bereich der Artensuche oder auf einen bestimmten Geruch zur sinnvollen Beschäftigung auszubilden.

Ich bin hauptberuflich Hundetrainerin und Verhaltensberaterin IHK und bilde mich regelmäßig im Bereich des Hundetrainings und der Spürhundearbeit fort.

Ich bin unendlich dankbar, dass ich auf meinem Weg mit und von großen Trainerpersönlichkeiten wie Bob Bailey, Linda Tellington-Jones und Simon Prins lernen durfte und darf.

Viele Jahre war ich als Erzieherin in einer Kindertagesstätte mit Schwerpunkt tiergestützter Pädagogik tätig und habe dort meine Hunde eingesetzt.

Ich bin international als Referentin unterwegs und Autorin von zahlreichen Fachartikeln, Büchern und DVDs im Bereich des Hundetrainings und der tiergestützten Pädagogik.

Die Arbeit mit Hunden ist meine Leidenschaft. Das Leben und Arbeiten mit den Tieren ist für mich so unglaublich bereichernd und wertvoll! Es hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe. Ohne die Hunde in meinem Umfeld – egal ob meine eigenen, Gast oder Ausbildungshunde oder auch Kundenhunde – wäre das nicht möglich, ich lerne von jeder Begegnung unglaublich viel. Und das gilt ganz besonders für die Spürhundearbeit. Wenn wir mit den Hunden in der Spürhundearbeit aktiv sind, lassen wir uns auf die unbekannte Welt der Hunde ein. Und genau das ist das Spannende. Ich hoffe, diese Leidenschaft wird im vorliegenden Buch deutlich.

Jacqueline Koerfer

Meine Leidenschaft zur Nasenarbeit wurde durch meine erste Hündin vor über zwanzig Jahren geweckt: Die Rauhaar-Foxterrierdame Julie, ein Temperamentsbündel ohne „Aus-Knöpfchen“. Mit ihr habe ich meine erste Geruchsunterscheidung trainiert mit dem Ziel, Erdnussöl von anderen Ölsorten wie Sonnenblumen-, Walnuss- oder Olivenöl zu unterscheiden. Dies haben wir beide damals auch geschafft – aber ohne Plan, eigentlich nur durch Versuch und Irrtum, sehr mühselig und langwierig, aber es hat geklappt. Ihre Anzeige war sehr originell: Sie leckte den Salat mit dem richtigen Öl ab. Auch meine ersten Mantrailingerfahrungen habe ich mit Julie machen dürfen.

Dann gesellte sich zu meiner Julie ein Romeo dazu, ein italienischer Trüffelhund, ein Lagotto Romagnolo. Er konnte diejenige Teemischung anzeigen, die Kamille enthielt, und wenn es nur ein paar Krümel waren. Das funktionierte sogar mit gekochtem Tee. Der Weg dahin war spannend, aber wesentlich einfacher als mit Julie. Mantrailing haben wir auch gemacht und mit ihm brach bei mir das Trüffelfieber aus. Wir hatten die Trüffelsuche zuhause trainiert, und das anscheinend sehr gut, denn als wir in Frankreich bei Wettkämpfen antraten, errang der Ausländer den ersten Platz! Mit Romeo durfte ich auch am Forschungsprojekt „Staphylokokken in Kuhmilch anzeigen“ teilnehmen.

Bei einem Trüffelseminar in Frankreich sah ich dann meinen Shakespeare, auch einen Lagotto Romagnolo, und brachte ihn mit nach Hause. Auch mit ihm nahm ich an Trüffelwettkämpfen in Frankreich teil, wobei er einmal einen Trüffel unter dem Schuh des Richters anzeigte – und Recht hatte! Mit Shakespeare wollte ich tiefer in die Geruchsunterscheidung eintauchen. Die Idee war, ein Geruchsmemory mit ihm zu machen: Ich präsentiere dir Basilikum, zeige du mir dann im Geruchsrad Basilikum an. Ich präsentiere dir Oregano, zeige mir Oregano an, obwohl auch Basilikum im Geruchsrad ist. Dies gestaltete sich als ein schwieriges Unterfangen und ich hörte bei drei Gerüchen auf. Hier hatte uns die Trainingswaage (S. 78) die Arbeit sehr erschwert. Shakespeare war außerdem ein erfolgreicher Pettrailer.3

Dann zog ein weiteres Lagottomädchen bei mir ein und ich nannte sie nach „Shakespeare in Love“ Lovelyn. Das Trüffelfieber hatte inzwischen ein wenig bei mir nachgelassen und ich hatte mehr Zeit, mich mit anderen Nasenaufgaben zu beschäftigen. Ein Thema war, im Frühjahr Rehkitze in den Wiesen zu suchen, bevor der Mähdrescher zum Einsatz kommt. Meine Idee war, die Fläche von außen abzugehen: Lovelyn sollte die Spur der Ricke anzeigen und uns von da aus ins Feld zum Rehkitz führen. Also haben wir Spuren verfolgen und den Rehgeruch anzeigen geübt. Lovelyn war auch Teilnehmerin des Forschungsprojekts „Staphylokokken in der Kuhmilch anzeigen“.

Dann kam noch ein zweites Lagottomädchen dazu – Maisie (weil im Mai geboren und eine „sie“). Maisie kann Rehkitze aufspüren und lebende Mäuse und Ratten anzeigen.

Später gesellte sich noch ein Othello zu uns: Er ist aber keine Tragödie, sondern mein Seelenhund. Mit den beiden Mädels und Othello bin ich zur Kongsuche übergegangen, das heißt ich habe sie auf den Konggeruch konditioniert und kann jetzt über den Konggeruch neue Zielgerüche trainieren. Für mich hat dies den Vorteil, dass ich mit dem Kong zwischendurch einfach mal ein wenig trainieren kann, ohne mir große Gedanken um die Vorbereitung einer Probe mit Zielgeruch machen zu müssen und dass die Hunde nebenbei Such- und Anzeigeerfahrung mit ihren Nasen sammeln können. Mit der Gründung der „Spürnasenarbeit“, einem Ausbildungszentrum für Spürnasen zum Artenschutz in Luxemburg4, sind neue Aufgaben auf mich und meine Hunde zugekommen. Bestehende Projekte sind zum Beispiel, Schlagopfer unter Windrädern anzuzeigen, Fichten mit Borkenkäfer zu finden, lebende Bettwanzen zu lokalisieren und Wolfslosungen aufzuspüren. Nicht zu vergessen ist auch, dass ein kleines Lagottomädchen kurz nach Othello Einzug gehalten hat, die Angelina (in Anlehnung an Angelica, die Person, die bei Shakespeare Juliet großgezogen hat).

So besteht mein aktuelles Rudel aus Othello, Lovelyn, Maisie und Angelina. Durch die Ausbildung von Spürhunden zum Artenschutz hat sich meine Erfahrung in der Nasenarbeit auch auf Kundenhunde und auf neue Artenschutzthemen ausgedehnt. Jetzt bin ich in Rente und kann die Nasenarbeit in vollen Zügen genießen! Natürlich bin ich TOP Trainerin der Tierakademie Scheuerhof mit der Zusatzbezeichnung „Nase“.

Ich möchte mit diesem Buch meine Leidenschaft und meine Faszination, was unsere Hunde alles „erriechen“ können, für jeden zugänglich machen. Gutes Training kann so spannend sein, und dann ist es einfach bereichernd, die einzelnen Hundepersönlichkeiten beobachten zu dürfen.

Katja Krauß

Wenn du weißt, was du tust, dann kannst du tun, was du magst. (Feldenkrais)

Spürhundtraining ist für mich mehr als nur eine Leidenschaft. Vielleicht ist es der Flowzustand, der sich auf mich überträgt, wenn der Hund ganz in seinem Element aufgeht. Es heißt, dass der Flowzustand dem Menschen ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit bringt und dass im Flow extrem anstrengende Tätigkeiten kinderleicht erledigt werden. Genauso sieht es für mich bei Hunden aus, die teilweise extreme Suchleistungen vollbringen, welche nach außen hin so mühelos wirken.

Die gezielte Spürhundausbildung begann ich mit meiner Border Collie Mischlingshündin Sascha, als ich 17 Jahre alt war. Mit ihr war ich unter anderem im Schutzhundesport sehr aktiv und wir sind häufig mit der Maximalpunktzahl aus den Fährten herausgegangen. Als meine Schäfermixdame Dodger, mein DSH Rüde Drigon und meine Terriermixhündin Ischka dazukamen, reichte mir der normale Hundesport nicht mehr und ich begann parallel die Trümmerspürhundeausbildung im THW. Hier war ich zehn Jahre lang als Spürhundeführerin und Ausbilderin tätig.

Als das Technische Hilfswerk im Jahre 2000 beschloss, die Rettungshundearbeit in Berlin einzustellen, war meine jüngste Hündin Taschka ein dreiviertel Jahr alt. Ihr bei der Menschensuche in den Trümmern zuzuschauen war pure Freude. Daher war mir klar, dass eine neue Suchaufgabe für sie gefunden werden musste. Das brachte mich zur Schimmelspürhund-Arbeit. Dr. Wolfgang Lorenz suchte damals in Berlin nach einem Schimmelspürhund. Kurzerhand habe ich Taschka „umgesattelt“ und sie war weitere elf Jahre als Schimmelspürhündin mit mir im Einsatz.

Durch meine Schimmelspürhundtätigkeit lernte ich auch meine finnische Freundin Kerttu Valtanen kennen, die sich beruflich mit dem Thema Schimmel befasst. Mit ihr flog ich ein paar Jahre später nach Finnland, um dort Schimmelspürhunde zu prüfen. In Deutschland habe ich maßgeblich an der Prüfungsordnung für Schimmelspürhunde mitgearbeitet und immer wieder auch Schimmelspürhunde-Teams geprüft.

Zurzeit bilde ich in meiner Hundeschule GREH in Berlin, die ich 1996 gründete, Spürhundeteams, meist Schimmelspürhunde-Teams, aus.5 Neben der Spürhundearbeit kümmern mein Team und ich uns hauptsächlich um die Grunderziehung von Welpen, Junghunden und Familienhunden.

Parallel habe ich in den letzten Jahren Erfahrungen sammeln dürfen, z. B. in einem Hunde-Projekt, wo es um die Lungenkrebserkennung anhand von Atemluft ging, der Igelsuche mit Hund sowie der Suche nach invasiven Pflanzenarten, besonders der Ambrosia. Teilweise habe ich auch unsere Minipigs zum Spüren trainiert. Insgesamt trainiere ich Tiere für Spüraufgaben also nun schon seit 36 Jahren.

Zudem bin ich Tellington TTouch® Instruktorin (wovon es weltweit nur 30 gibt), von Linda Tellington-Jones persönlich berufen, weshalb mein gesamtes Handeln immer von der Tellington Methode beeinflusst ist. In dem Zusammenhang habe ich eine Hundetrainer- und Katzenverhaltensberaterausbildung geschaffen6, da meine große Hoffnung ist, dass die Tellington-Methode in der Zukunft weltweit die Grundlage im Umgang mit Tieren sein wird.

Unsere Ausbildung für Therapeuten und Pädagogen7 leite ich mit meiner Kollegin Lina Grobecker seit 2016. Den Onlinekurs, in dem wir die „Gewaltfreie Kommunikation“ nach Marshall Rosenberg auf den Umgang mit Tieren übertragen haben, habe ich mit meiner Kollegin Gabi Vana geschaffen.8 Und den Onlinekurs, wo es um das Führen in Balance geht, habe ich zusammen mit Stephanie Hornung kreiert.9

Die Anwendung der Kombination der Tellington-Methode, der positiven Bestärkung, dem Führen in Balance und der Gewaltfreien Kommunikation hat mich sogar nach Dubai gebracht, wo ich über zehn Jahre die Tiertrainer des Königshauses unterrichtet habe (siehe Foto unten).

Außerdem bin ich sehr stolz auf meinen Spiegel-Bestseller-Erfolg, den ich zusammen mit Gabi Maue geschrieben habe: „Emotionen bei Hunden sehen lernen“. Dieser wurde bisher in fünf weitere Sprachen übersetzt und gilt bereits jetzt vielfach als das Standardwerk in Bezug auf die Hundesprache.

Katja vor einigen Jahren in Dubai mit Her Highness Sheikha Salamah Bint Mohammed bin Rashed al Maktoum.

1    https://www.korina.info/projekte/igamon-dog/

2    www.tierakademie.de

3    www.nosey-dogs.com

4    www.nasenarbeit.com

5    www.schimmelsuchemithund.de

6    www.ttouch-n-click.de

7    www.HUNDGESTUETZT.de

8    www.lovinganimals.de

9    https://tiertraining.tv/produkt/fuehren-in-balance/

1.

VORAUSSETZUNGEN

Hundeauswahl

Bevor wir zu trainieren beginnen, brauchen wir einen Hund! Und da ist es sinnvoll, sich von vornherein Gedanken darüber zu machen, welcher Hund es denn sein soll. Soll der Hund am Ende in den Einsatz gehen? Wenn ja, in welchem Umfeld? Soll er „nur“ zum Spaß in der Nasenarbeit ausgebildet werden? Mit welchem Typ Hund will ich mein Leben verbringen?

Wir müssen uns also erst einmal Gedanken darüber machen, was wir haben möchten und was auf keinen Fall zu uns passt. Und da es ja eine große Auswahl an Rassen und deren Mischlingen gibt, sollte wohl für jeden etwas dabei sein. Welche Hunderasse ist geeignet, um zum Spürhund ausgebildet zu werden?

Da Hunde uns in Sachen Nasenleistung sehr überlegen sind, stoßen wir im Training eher an die Grenzen unserer eigenen trainerischen Fähigkeiten als an die Grenzen der Hundenase. Aus diesem Grund denken wir: Alle gesunden Hunde, die anatomisch in der Lage sind zu riechen, sind auch in der Lage, einen bestimmten Geruch zu suchen. Ein Problem kann es eventuell bei sehr kurznasigen Rassen wie zum Beispiel dem Mops, der Französischen Bulldogge, dem Japan Chin oder Zwerggriffon geben. Dieses ist dann durch die anatomischen Besonderheiten dieser Rassen bedingt.

Bei der Auswahl eines Hundes ist es aber wichtig, sich Gedanken über das spätere Einsatzgebiet zu machen. Je nach Einsatzort sind andere Eigenschaften wichtig. Bei Hunden, die in Häusern, Wohnungen oder Hotelzimmern eingesetzt werden, ist es sinnvoll, die Größe des Hundes bei der Auswahl zu beachten. Sehr große Hunde sind oft zu groß für ein kleines Hotelzimmer oder ein vollgestelltes Privatzimmer. Eine Dogge stößt aufgrund ihrer Größe zudem auch eher Gegenstände mit ihrer Schnauze oder Rute um als ein Cocker Spaniel. Zudem wird es ihr schwerer fallen unter ein Bett zu kriechen und dort nach Bettwanzen oder Schimmel zu suchen als einem kleinen Terrier.

Eve (15 Jahre alt und fast blind und taub) hat immer noch Spaß am Suchen und Apportieren ihres Dummys.

Große Hunde haben wiederum den Vorteil, dass sie die Gerüche in höheren Verstecken besser erschnüffeln können. Dieser Vorteil gilt allerdings auch nur bis zu der mit ihrer Nase erreichbaren Höhe.

An der Schädelform sind die unterschiedlichen Nasenlängen gut zu erkennen.

Sehr große Hunde mit viel Fell sind bei einer Suche im Außenbereich besser aufgehoben als in einem engen Wohnraum.

ErfahrungsberichtKatja

Ich hatte vor Jahren mal eine Interessentin für die Schimmelsuche. Die Anruferin erklärte mir, dass ihr Bernhardiner bereits sechs Jahre alt sei, doch sie würden gerne noch etwas dazulernen. Ich erläuterte der Dame dann, dass viele Schimmeleinsätze in kleinen Räumen stattfinden, wo ein Bernhardiner sich kaum zu drehen vermag. Um professionell mit dem Hund in den Einsatz zu gehen, braucht es vielfach ein bis eineinhalb Jahre Ausbildung und dann wäre der Hund siebeneinhalb Jahre alt gewesen. Daraufhin habe ich der Dame abgeraten und ihr einige andere Spürhundsparten aufgezählt, wo dieses Mensch-Hund-Team sicherlich besser aufgehoben sein würde.

Ein kleiner bis mittelgroßer Hund ist also für diese Art der Sucharbeit bei Weitem praktischer als eine sehr große Rasse. Soll der Hund in offenem Gelände bei der Suche nach Trüffeln, Tierkot, verlorenen Gegenständen oder vermissten Menschen helfen, dann sind wiederum andere Eigenschaften gewünscht. Hier braucht es einen Hund, der in der Lage ist, weite Strecken zu laufen und geländesicher ist. Muss er in der Nähe von Wasser suchen, sollte er nicht wasserscheu sein. Wenn er bei Wind und Wetter draußen arbeiten soll, dann ist ein dickes, wetterfestes Fell von Vorteil und wenn er viel in Dornbüschen suchen soll, dann ist ein zotteliges oder sehr kurzes, dünnes Fell vielleicht eher unpraktisch.

Tamika war als Terriermix schon recht geländesicher, doch bedingt durch ihre Größe war es für sie sehr anstrengend, wenn sie im hohen Gras suchte.

Bei manchen Suchaufgaben sind auch sehr kleine Hunde von Vorteil. Ein Hund, der Ameisennester in Häusern aufspüren soll, muss vielleicht in kleine Ecken kriechen, um dort zu schnüffeln, genauso wie Zollhunde, die vielfach auf Schiffen eingesetzt werden, wo es sehr eng sein kann. Und ein Hund, der seinen Menschen warnt, bevor er in Unterzucker gerät, kann jede beliebige Größe haben.

Bei der Auswahl des Hundes ist also einiges zu beachten. Wichtig ist auch, wie oft der Hund suchen soll. Ist der Hund täglich im Einsatz, wie es bei manchen Zoll- oder Artenspürhunden der Fall ist, sollte es eine sehr arbeitseifrige Rasse sein, die auch über einen längeren Zeitraum suchen kann. Ein Border Collie oder ein Pudel wird eher bereit sein, täglich mehrere Stunden im Einsatz zu arbeiten als ein Neufundländer oder Basset Hound.

Bei der Rasseauswahl sollte immer bedacht werden, dass der Hund nicht nur ein Arbeitshund, sondern auch ein Familienhund ist, mit dem wir unseren Alltag verbringen müssen und wollen. Daher sollte auch jeder überlegen, welche Rasse er mag, welche Vor- und Nachteile diese hat und mit welchen Nachteilen er leben kann, um die Vorteile zu nutzen! Ein Bloodhound kann zum Beispiel beim Mantrailing wahre Wunder vollbringen, aber als Familienhund extrem anstrengend sein.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass der Hund, wenn er von einem Züchter kommt, eine möglichst gute Sozialisation und Aufzucht erhalten haben sollte. Wählen wir einen Tierschutzhund, sollten wir uns diesen ganz genau anschauen und kritisch nachfragen, ob er das mitbringt, was für die Arbeit gebraucht wird. Außerdem sollten wir dazu unsere eigenen Trainerfähigkeiten beleuchten, denn Hunden mit Vergangenheiten spezielle Aufgaben beizubringen stellt vielleicht auch höhere Anforderungen an die eigenen Fähigkeiten.

Einen Welpen großzuziehen und diesen von Anfang an auf seine Aufgabe vorzubereiten hat viele Vorteile gegenüber einem erwachsenen Hund, der mit all seinen Erfahrungen übernommen wird. Allerdings bedeutet ein Welpe mitunter auch mehr Arbeit als ein erwachsener Hund, der bereits eine Grundausbildung hat.

Es gibt wie immer und überall Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt. Letztendlich muss jeder ganz genau überlegen, welche Einsatzgebiete und Lebensumstände auf den Hund zukommen und welcher Hund am besten in dieses Leben passt.

Möchten wir unseren Hund mit der Spürhundearbeit einfach nur gut beschäftigen, ist er ja meistens schon bei uns. In dem Fall ist es sinnvoll, ihn sich genau anzuschauen und dann zu entscheiden, welche Suchaufgabe er lernen soll. Da es eine große Vielfalt an Gerüchen gibt, die der Hund suchen kann, wird sich für jeden Hund das Passende finden.

Jede Hunderasse hat ihre Vor- und Nachteile. Wir müssen überlegen, welche Nachteile wir in Kauf zu nehmen bereit sind, um die Vorteile nutzen zu können.

Allgemeines Training

Ist der Hund bei uns eingezogen, geht es erst einmal darum, ihm ein gutes Alltagstraining anzueignen, damit er sein Leben mit uns genießen kann. Er soll all das lernen, was ein ganz normaler Familienhund auch können sollte. Wenn der Welpe mit ca. 8 – 10 Wochen zu uns kommt, ist es wichtig, ihn so gut es geht zu sozialisieren. Er sollte möglichst viele Reize kennenlernen, die ihm in seinem späteren Leben begegnen können.

Dabei sollte auch schon an sein späteres Berufsleben als Spürhund gedacht werden. Der Welpe sollte also bereits jetzt verschiedene Untergründe, Gelände, Geräusche und auch Menschen kennen lernen. Es sollte ganz genau überlegt werden, was für den späteren Einsatz wichtig ist bzw. was er an Spürhundeaufgaben lernen soll. Wird er zum Beispiel später in Räumen eingesetzt, dann ist das Kennenlernen von verschiedenen Bodenbelägen und in Maßen auch Treppenformen wichtig. Soll er auf dem Bahnhof oder dem Flughafen eingesetzt werden, dann sind genau diese Geräusche wichtig kennenzulernen. Soll der Hund lernen, mit uns Pilze im Wald zu finden, dann brauchen wir uns um diese Dinge nicht zu kümmern. Hier kommen aber Ablenkungen durch Wildspuren oder anwesendes Wild auf uns zu.

Ist der Welpe bei uns eingezogen, müssen wir ihn erst einmal auf das Leben mit uns vorbereiten.

Wichtig ist, dass die Reize dem Hund immer nur so präsentiert werden, dass er keine Angst hat. Lieber ein paar Minuten Spaß auf dem Bahnsteig haben und wieder gehen als so lange bleiben, bis der Hund Angst bekommt, weil es zu viel ist. Und Spaß ist für die meisten Hunde, Leckerchen zu erhalten oder mit einem Spielzeug zu spielen.

Öfter hört man das Gerücht, dass Hunde nicht mehr gut riechen könnten, wenn sie Käse, noch dazu stark riechenden wie etwa Harzer, bekämen. Das ist Unsinn! Wir belohnen unsere Hunde sehr viel mit Käse und trotzdem sind sie großartige Spürhunde.

Nach der Sozialisationszeit sollte er die Dinge lernen, die zu einem gemeinsamen Leben gehören. Auch dabei sollte sein späterer Beruf als Spürhund gleich mit einbezogen werden.

Zu diesen Aufgaben zählen: Herankommen auf Ruf, Alleinebleiben, an der lockeren Leine laufen, Menschen adäquat begrüßen, überall hin mitgenommen werden können, leise sein und Ruhe bewahren in aufregenden Situationen, sich abtrocknen und sauber machen lassen, gelassen Auto fahren und vieles mehr.

Hunde, die später in Häusern, Wohnungen oder anderen Gebäuden suchen sollen, sollten von Anfang an genau darauf vorbereitet werden. Sie müssen viele fremde Räume kennenlernen und viele verschiedene Untergründe begehen können. In Hotels gibt es oft glatte und glänzende Böden, die der Hund in seinem späteren Berufsleben ohne Probleme begehen können sollte. Dazu gehören auch Treppen aller Art, unter anderem offene Treppen, Raumspartreppen oder Gittertreppen. Auch Aufzugfahren will gelernt sein. Wenn der Hund die Größe dafür hat, dann sollte er auch das Getragenwerden kennenlernen, um vielleicht besonders knifflige Leitern oder Treppen auf diese Art überwinden zu können. Stellen sich dabei Unsicherheiten heraus, kann es hilfreich sein, mit Tellington-Körperbändern oder den Tellington-Führtrainingstools zu arbeiten. Mehr dazu im Abschnitt über Tellington-Training für Spürhunde.

Wird ein Hund später in Wohnräumen eingesetzt, ist es wichtig, ihn bereits als Welpe mit sehr viel Bedacht an verschiedene Treppenformen heranzuführen.

In Lagerhallen oder anderen großen Räumlichkeiten ist die Akustik etwas ungewohnt und der Hund sollte von Anfang an lernen, dass dies nichts Beängstigendes ist. In diesem Zusammenhang ist es auch sinnvoll, an Sirenengeräusche und Lichtverhältnisse zu denken.

Wichtig ist auch, dass der Hund lernt, in für ihn fremden Räumen alleine zu bleiben, wenn wir ihn professionell einsetzen möchten, damit er bei einem späteren Einsatz auch einmal im Nebenraum sitzen kann, ohne gestresst zu sein.

Auch an Geräusche aller Art sollte der Hund gewöhnt werden. Es ist nicht immer abzuwägen, an welchen Einsatzort es das Mensch-Hund-Team einmal verschlägt.

Arbeitet der Hund später in Wald, Feld und Wiese, sei es als Jagdhund, Artenspürhund oder auf der Suche nach verlorenen Gegenständen, ist es wichtig, dass er die „Regeln des Waldes“ befolgt und kein Wild hetzt (es sei denn, das genau ist gerade seine Aufgabe). Er soll sich nicht von aufspringendem Wild oder Spuren ablenken lassen.

Soll der Hund im Wald suchen, dann sollte er sich nicht von flüchtenden Eichhörnchen ablenken lassen. Fosco schaut kurz hin und sucht dann weiter.

Ein sicheres Bleiben auf Signal ist wichtig, damit der Hund im Einsatz an einem bestimmten Ort „geparkt“ werden kann, um mit den betroffenen Menschen ein paar Worte zu wechseln.

Beim Einsatz kann es nötig sein, dass der Hund im Rahmen seiner Suche an Möbelstücken und Türen hochsteigt, um oben nach Wanzen, Schimmel, Ameisen, Geld oder Rauschgift zu suchen. Damit er nichts mit seinen Krallen beschädigt, ist es sinnvoll, dem Hund bei der Sucharbeit Schuhe oder rutschfeste Socken anziehen zu können. Dies sollte schon früh mit dem Hund trainiert werden, damit es im Ernstfall nicht zu einer Herausforderung wird!

Es kann auch später vorkommen, dass der Hund im Rahmen der Sucharbeit nach seinem Zielgeruch hochgehoben wird, damit er auf das Etagenbett draufsteigen oder die Deckenverkleidung beschnüffeln kann. Auch hier lohnt es sich, dies früh zu trainieren und den Hund daran zu gewöhnen.

Ein Hund, der nicht in Räumen, sondern im freien Gelände einsetzbar werden soll, muss auf ganz andere Situationen vorbereitet werden. Soll er durch Gestrüpp laufen, durch Wasser, steile Hänge hoch und runter? Ist er Wind und Wetter ausgesetzt? Soll er mit oder ohne Leine, eventuell auch Schleppleine, suchen? Welche besonderen Geräusche gibt es am Einsatzort? Sucht er entlang einer Bahntrasse nach Eidechsen oder auf einer Baustelle nach Wasserrohrbrüchen? Sucht er in wildreichem Gebiet?

Je mehr Gedanken wir uns um das spätere Einsatzszenario machen, desto besser können wir den Hund auf all das vorbereiten. Dazu kann es hilfreich sein, bei einem Spürhundeteam, das schon in dieser Sparte eingesetzt wird, mitzulaufen. Und wenn wir das alles nur aus Spaß mit unserem Hund in unserer Freizeit machen, dann können wir selbstverständlich alles sehr locker angehen und müssen uns nicht so viele Gedanken dazu machen.

Tristan hatte das große Glück, mit vielen anderen Tieren aufzuwachsen. Das ist für die Sozialisierung Gold wert.

Impulskontrollübungen aller Art sind für jeden Hund sinnvoll. Soll der Hund ernsthaft in verschiedenen Situationen eingesetzt werden, ist es umso wichtiger, dass er in aufregenden Situationen die Nerven behält. Das heißt, dass er immer wieder in mäßig aufregende Situationen gebracht wird, um Ruhe und Souveränität in solchen Situationen zu trainieren. Nach und nach werden diese Situationen schwieriger, bis der Hund möglichst jede erdenkliche Situation meistern kann. Es darf auch nicht vergessen werden, dass unsere eigene Aufregung auf den Hund übertragen wird. Wir sollten also auch immer mal wieder in für uns aufregenden Situationen mit dem Hund trainieren, damit ihn dies nicht aus der Fassung bringt. Mit solch einem gut vorbereiteten Arbeitskollegen können wir uns dann auch guten Gewissens in den Einsatz trauen.

Bevor wir mit unserem Hund in Einsätze gehen, sollte er also eine solide Grundausbildung erhalten. Er sollte in der Öffentlichkeit möglichst unauffällig geführt werden können und keinen Ärger erregen. Dazu gehört eine gute Leinenführigkeit in Alltagssituationen, aber auch in einsatzrelevanten Situationen. Er sollte locker durch Menschengruppen, über glatte Böden, an Hunden vorbei und Treppen hoch und runter gehen können.

Da der Hund auch ohne Leine arbeiten können sollte, gehören ein guter Rückruf und ein Stoppsignal zur Grunderziehung des Spürhundes. Er muss aus jeder Situation sofort abrufbar oder zu stoppen sein. Es kann zum Beispiel sein, dass der Hund sich bei der Suche mit einem Bein in einem Kabel verheddert und sofort stehen bleiben muss, damit er aus seiner misslichen Lage befreit werden kann. In fremden Räumen wissen wir nie, was uns erwartet – schon alleine deshalb sollte der Hund einen guten Rückruf und Stopp beherrschen. Das Gleiche gilt selbstverständlich auch für die Freisuche. Steuert der Hund auf einen gefährlichen Abhang zu oder kommen ihm Menschen oder Hunde entgegen, dann muss der Rückruf funktionieren.

Ein zuverlässiger Rückruf ist auch für einen Spürhund unerlässlich.

Die Tellington TTouch® Methode in der Spürhundearbeit

Bei der Tellington TTouch® Methode handelt es sich um eine ganzheitliche Methode, die wunderbar und gewinnbringend in der Arbeit mit Spürhunden aller Art eingesetzt werden kann.

Ein einsatzfähiger Spürhund braucht viele verschiedene Fähigkeiten auf mehreren Gebieten. Er muss gut, lange und ausdauernd schnüffeln. Schnüffeln ist anstrengend und ermüdet das Gehirn, macht aber auch Spaß. Um den richtigen Geruch zu erschnüffeln, muss der Hund sich sehr gut konzentrieren und viele andere Gerüche in seiner Umgebung ignorieren. Die Nase und das Gehirn arbeiten auf Hochtouren und leisten Unvorstellbares. Wie wir schon gesehen haben, muss ein Spürhund auch gut mit Stress umgehen können, sich nicht ablenken lassen und geländegängig sein, sprich er braucht Trittsicherheit und eine gute Körperwahrnehmung. Dabei können wir ihm begleitend zum eigentlichen Spürhundetraining mit den Tellington-Techniken enorm helfen.

Die Elemente dieser Methode bringen dem Hund ein gutes Gespür für seinen Körper und fördern die Propriozeption, also den Sinn für die Lage des eigenen Körpers im Raum. Mit Hilfe der Tellington TTouch® Methode kommt der Hund in ein ausbalanciertes Gleichgewicht und kann so auch ausbalancierte Entscheidungen treffen. Der Hund lernt, sich selbst zu kontrollieren und überlegt zu handeln. Wir arbeiten an der äußeren Haltung des Hundes, und somit an der inneren Haltung und letztendlich auch an seinem Verhalten, das er nach außen hin zeigt. Die Tellington-Methode hat mehrere Elemente, die wir gut in die Arbeit mit Spürhunden integrieren können und die wir hier ganz kurz vorstellen möchten.

Tellington TTouch®

Der Tellington TTouch® ist eine achtsame Verschiebung der Haut mit verschiedenen Auflageflächen unserer Hand und unserer Finger. Es gibt viele unterschiedliche TTouches, die alle eine etwas andere Wirkung haben. Grundsätzlich wird die Haut bei allen kreisenden TTouches in einem Ein-Einviertelkreis bewegt.

Im Folgenden möchten wir einige TTouches vorstellen, die dem Hund dabei helfen können, sich besser zu spüren, um so eine gute Ausgangsbasis für die Arbeit aufzubauen.

Wichtig ist noch zu wissen, dass die Tellington TTouches auch helfen können, wenn sie noch nicht perfekt ausgeführt werden. Selbst nach kurzer Anleitung sind erstaunliche Ergebnisse zu beobachten. Ein Ausprobieren lohnt sich immer.

Noahs Marsch

Bei Noahs Marsch handelt es sich um ein ganz bewusstes Abstreichen des Hundekörpers. Wir streichen den Hund dabei langsam und achtsam von vorne bis hinten bzw. bis zu den Pfoten ab. Dadurch wird er sich seines Körpers bewusst und bekommt ein gutes Gefühl für ihn. Noahs Marsch gibt dem Hund einen Rahmen und lässt ihn für seine Aufgaben in Balance kommen. Außerdem gibt er uns die Möglichkeit, den Hund wahrzunehmen, deshalb wird dieser TTouch im englischsprachigen Raum auch „flathand exploration“ genannt. Stellen wir z. B. mit diesem TTouch vor einem Einsatz fest, dass das unlängst operierte Knie wieder sehr warm ist, können wir den Einsatz vielleicht verschieben, mit ein paar TTouches zur Entspannung beitragen oder zumindest beim Einsatz ein besonderes Augenmerk darauf haben.

Ohren-TTouch

Wenn wir am Ohr arbeiten, dann arbeiten wir am ganzen Körper: Der Ohren-TTouch hat einen großen Einfluss auf Atmung, Verdauung und Fortpflanzung. Wir können ihn langsam anwenden, um den Hund in aufregenden oder ängstlichen Situationen zu beruhigen, wir können ihn aber auch schnell ausführen, um den Hund aufzuwecken, aus einem Schock zu holen oder aus der Narkose aufwachen zu lassen. Der Ohren-TTouch ist ein großartiges Hilfsmittel, das jeder Hundehalter und vor allem Hundeführer von Arbeitshunden kennen sollte. Beim Ohren-TTouch nehmen wir das Ohr des Hundes zwischen Daumen und die restlichen Finger und streichen es sehr sanft in Wuchsrichtung aus. Dabei starten wir fast kopfmittig und enden an den Ohrspitzen. Der Ohren-TTouch kann dem Hund bei einem Unfall das Leben retten und sollte daher jedem Tierhalter bekannt sein.

Bei SAR Dogs Nepal in Lamjung durfte ich (Katja) auch ttouch-n-click unterrichten. Gerade Rettungshundeführer sollten weltweit mit den Tellington TTouches vertraut sein. Die Ohren-TTouches helfen dabei, Leben von Menschen und Tieren zu retten.

ErfahrungsberichtKatja

Wenn jemand nur eine Sache aus einem Tellington-Seminar mitnimmt, dann müsste es meiner Meinung nach der Ohren-TTouch sein. Er sollte möglichst jedem Menschen auf dieser Welt geläufig sein, da er in erheblichem Maße dazu beitragen kann, Leben zu retten. Daher lehre ich auch meinen Auszubildenden weltweit, wie auf dem Foto in Nepal, den Ohren-TTouch. Egal ob ich meinen Hund als Diensthund führe, er mich als Familienmitglied durchs Leben begleitet oder ich zum Beispiel im Tierschutz arbeite, überall kann es zu Unfällen kommen. Mit dem Ohren-TTouch konnte ich schon persönlich auf dem Weg zum Tierarzt mehreren Tieren das Leben retten.

Maul-TTouch

Bei TTouches am Maul wird das limbische System aktiviert. Dadurch können wir direkten Einfluss auf die Emotionen und die Lernprozesse des Hundes nehmen. Außerdem bekommt der Hund ein besseres Gefühl für das Maul und alles, was er damit macht. Auch in Richtung Nase können wir ttouchen. Das wird einem Spürhund helfen, in dieser Region entspannt und locker zu bleiben und generell konzentriert arbeiten zu können.

Ruten-TTouch

Die Rute hat einen großen Bezug zum Rücken und somit zum gesamten Körper. Beim ttouchen der Rute oder des Rutenansatzes lockern wir den Rücken des Hundes und bereiten ihn gut auf körperliche Höchstleistungen vor.

Eine bewegliche Wirbelsäule ist wichtig für körperliche Leistungsfähigkeit Dies können wir mit Ruten-TTouches fördern. Meist beginnen wir den Ruten-TTouch mit kreisenden Hautverschiebungen am Rutenansatz, bevor wir dann die gesamte Rute langsam ausstreichen.

Python-TTouch

Der Python-TTouch an den Beinen ist sehr wirkungsvoll, wenn wir dem Hund mehr Bewusstsein für seine Beine geben möchten. Beim Python-TTouch legen wir unsere Hand sacht auf die Haut auf und verschieben die Haut entgegen der Schwerkraft ganz sanft, soweit es die Haut zulässt. Da halten wir, zählen bis vier und begleiten dann die Haut wieder herunter, wobei wir bis acht zählen. Das ist nur eine Version von vielen, wie dieser TTouch ausgeführt werden kann.

Tellington-Körperbänder

Die Tellington-Körperbänder sind elastische Langzugbinden, die dem Hund in bestimmter Art und Weise locker angelegt werden. Mit einem Körperband können wir dem Hund zu sehr viel mehr Körperbewusstsein und Körpergefühl verhelfen. Er nimmt sich besser wahr und ändert seine Körperhaltung. Für Arbeitshunde ein großartiges Hilfsmittel! Es kann eingesetzt werden, wenn ein Hund sehr aufgeregt ist und sich deshalb nicht so gut auf seine gestellte Aufgabe konzentrieren kann, wenn er Angst hat oder auch wenn es um das Verbessern von körperlichen Fähigkeiten geht. Durch den sensorischen Reiz des Körperbandes verändert sich das Gefühl für den eigenen Körper im Raum (Propriozeption) und der Hund kann seine bestmögliche Haltung finden.

Der Hund einer Spürhundkollegin, ein potenter Rüde, konnte sich wegen einer läufigen Hündin in unmittelbarer Nähe nicht mehr auf seine Aufgabe konzentrieren. Mit dem Tellington-Körperband wusste er wieder, was er tun sollte und zeigte seine Probe sehr freudig an.

Tellington-Lernparcours

Viele, die die Tellington TTouch® Methode nur dem Namen nach kennen, denken, dass sie in erster Linie auf Körperarbeit beruht. Die TTouches sind zwar ein integraler Bestandteil des Ansatzes, aber sie sind ein Teil eines viel größeren Ganzen. Eine weitere Säule der Methode ist der Tellington-Lernparcours, auch genannt der Spielplatz für höheres Lernen.

Der Zweck des Führens im Lernparcours ist es, dem Hund neue Möglichkeiten der Bewegung zu geben und ihm zu erlauben, durch die Erkundung der Bewegung eine funktionellere Haltung zu finden. Wenn die Entspannung und das Körperbewusstsein, die durch die TTouches erlangt werden, auf die Bewegung übertragen werden, führt dies zu viel tieferen, länger anhaltenden Veränderungen. Diese langsamen, achtsamen und neuartigen Führübungen können einen enormen Einfluss auf das Gleichgewicht, die Koordination, die Konzentration, das Selbstvertrauen und die Selbstkontrolle des Hundes haben.

Die Veränderung des Körpergefühls eines Tieres durch die Verbesserung des Gleichgewichts und die Förderung seines Sicherheitsgefühls verändert die Art und Weise, wie ein Tier auf unsere Aufforderungen reagieren kann und fördert die Zusammenarbeit und Kommunikation in einer Vielzahl von Situationen, so auch im Spürhundtraining.

Indem der Körper sowohl in Bewegung als auch im Stillstand angesprochen wird, haben wir die Möglichkeit, Veränderungen und Entwicklungen auf zellulärer Ebene zu unterstützen und den Sympathikus und Parasympathikus in Balance zu bringen, was zu einer Verbesserung von Wohlbefinden, Leistung und Verhalten führt und gleichzeitig eine vertrauensvollere und engere Partnerschaft mit dem Hund ermöglicht.

Beim Tellington-Lernparcours handelt es sich um verschiedene Geräte, sogenannte Fördernisse, über die der Hund drüber geführt wird. Der Hund sollte langsam gehen und darauf achten, wie er seine Füße setzt. Dadurch lernt er auch, mehr auf sich zu achten und weniger auf äußere Reize. Er wird trittsicherer, lernt seinen Körper bestmöglich einzusetzen und lernt sich mit Bedacht zu bewegen. Koordination und Konzentration, sowie Kooperation mit seinem Halter werden verbessert.

Auch beim Begehen verschiedener Geräte, wie z. B. Wippe oder Steilwand, kann ein Tellington-Körperband dem Hund Sicherheit geben. Tamika trägt hier das Tellington-Renn-Körperband.

All diese Elemente der Tellington-Methode (sie werden eigentlich immer in Kombination angewendet) können dem aktiven Spürhund helfen, seine Aufgaben besser bewältigen zu können. Regelmäßige Anwendung der Tellington-Elemente verhilft dem Hund zu Gelassenheit und einem guten Körpergefühl. Dadurch fällt es dem Hund leichter, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, er lässt sich weniger von äußeren Reizen ablenken und er wird souveräner in dem, was er tut. Außerdem sinkt die Verletzungsgefahr. Alles in allem ist zu sagen, dass die Elemente der Tellington TTouch® Methode dem arbeitenden Spürhund in jeder Hinsicht helfen können und genau wie ein guter Trainingsplan zum Training dazu gehören sollten.

Mehr zum Thema Körperwahrnehmung

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, dem Hund eine gute Körperwahrnehmung mitzugeben. Wenn wir den Welpen schon an verschiedene Untergründe, Wackelbretter, Wippen und andere Kleingeräte heranführen, legen wir bereits einen wichtigen Grundstein. Der Hund sollte wissen, wie er seinen Körper einsetzen kann und muss, um sich effektiv und sicher im Gelände bewegen zu können. Dazu ist es sinnvoll, Übungen mit Geräten ein Hundeleben lang immer wieder mit ins Training einzubauen. Balance, Trittsicherheit und Kraft sind wichtig, wenn der Hund gesund bleiben soll.

Auch gymnastische oder isometrische Übungen oder Übungen aus der Physiotherapie können dem Hund helfen, eine gute Wahrnehmung von sich und seinem Körper zu bekommen. Tricks, die verschiedene Muskeln aufbauen, sind auch eine sinnvolle Sache in Bezug auf die Körperwahrnehmung.

Darüber hinaus ist es gut, wenn der Hund Kraft und Ausdauer entwickelt, damit er im Einsatz fit ist und bleibt. Dazu sind lange Spaziergänge, Joggen, Zughundesport oder Fahrradfahren sinnvoll. Allerdings muss nicht jeder Spürhund eine Sportskanone sein. Je nach Einsatzgebiet braucht er mehr oder weniger körperliche Fitness. Wir sollten ein genaues Auge darauf haben, was der Hund braucht und was ihm hilft, seinen Körper effektiv einsetzen zu können.

Lernt der Hund im Welpenalter wackelige Untergründe kennen, verhelfen wir ihm zu einem besseren Körperbewusstsein.

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EIN WENIG THEORIE: DER GERUCHSSINN DES HUNDES

Bei der Recherche zum faszinierenden Thema Geruchssinn stoßen wir im Internet und in der Fachliteratur auf teilweise extrem unterschiedliche Zahlen zu allen möglichen Faktoren, die damit zusammenhängen, von der Größe und Dicke der Riechschleimhaut über die Rezeptorgene bis hin zur Riechleistung im Vergleich zum Menschen. Daher möchten wir schon vorab betonen, dass es sich wahrscheinlich nicht lohnt, die exakten Zahlen abzuspeichern und als letzten Schluss der Weisheit zu betrachten, aber sie geben uns dennoch eine sehr gute Vorstellung von den Relationen und lassen uns gut erkennen, wie anders und um wie viel ausgeklügelter das hundliche olfaktorische System zu dem unsrigen ist. In den letzten Jahren werden zu unserer großen Freude immer mehr Studien zur Nasenleistung der Hunde angestellt, die sicherlich noch mehr Mechanismen der olfaktorischen Wahrnehmung finden werden, wie zum Beispiel das Septalorgan. Es liegt in der Nasenscheidewand und kann unter anderem Luftdruckunterschiede wahrnehmen.

Ein Aspekt, der das Riechen von den anderen Sinneseindrücken unterscheidet, ist, dass das Geruchsmolekül tatsächlich von der Schleimschicht in der Nase absorbiert wird. Wenn wir – und das gilt für uns Menschen genau wie für die Hunde – etwas sehen, dann wird kein Molekül von unserem Auge aufgenommen, auch Töne hinterlassen nur einen Sinneseindruck und selbst wenn wir etwas fühlen, dann bleibt da normalerweise nichts in unserer Haut zurück. Doch von dem zu analysierenden Duft gelangt tatsächlich etwas in unseren Körper. Vereinfacht gesagt werden die Geruchsmoleküle, nachdem sie sich an die Rezeptorstellen der Riechschleimhaut angelagert haben, soweit verändert, dass eine erneute, zweite Anlagerung nicht möglich ist. Sie werden stattdessen einfach über den Nasen-Rachen-Gang heruntergeschluckt.

In seinem Buch „Zur Psychologie der Caniden“ aus dem Jahr 1936 schreibt Prof. Dr. Bastian Schmid: „Weitaus der interessanteste und dunkelste aller Sinne von Wolf und Hund ist der Geruchssinn. Denn hier stehen wir vor Leistungen, die, wie speziell bei fährtenreinen Hunden gezeigt werden soll, für uns immer unverständlich bleiben werden.“

Zum Glück wurde, besonders in den letzten Jahren, etwas Licht ins Dunkel gebracht und Herr Prof. Dr. Schmid eines Besseren belehrt. Doch ob wir irgendwann vollends begreifen, welche Wahrnehmungen dem Hund mit seinem olfaktorischen System möglich sind, das wagen auch wir zu bezweifeln.

Hunde werden als Makrosmaten bezeichnet. Aus dem Griechischen übersetzt würde es in etwa Großriecher heißen. Diese Lebewesen zeichnen sich durch einen besonders gut entwickelten Geruchssinn aus, der eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt. Uns bezeichnet man dagegen als Mikrosmaten, da wir uns eher auf unsere Augen verlassen und unser Geruchssinn gegenüber dem des Hundes nur rudimentär entwickelt ist. Allerdings können auch wir angeblich über zehn- bis hunderttausend Gerüche unterscheiden. Das fällt uns sehr schwer zu glauben. Aber wir können unsere Nasenleistung ähnlich trainieren, wie wir es mit unseren Hunden tun und haben auf jeden Fall viel mehr Möglichkeiten, als wir nutzen. Wir lassen unseren Geruchssinn als Erwachsene häufig verkümmern.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass Menschen bereits in der 28. Schwangerschaftswoche riechen können. Direkt nach der Geburt würden wir auch als Makrosmaten bezeichnet,