Sudelbücher - Georg Christopher Lichtenberg - E-Book

Sudelbücher E-Book

Georg Christopher Lichtenberg

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Beschreibung

Georg Christoph Lichtenbergs Sudelbücher (1800 – 1806) bilden eine Aphorismensammlung besonderer Art: Die enge Verknüpfung privater Aufzeichnungen mit naturwissenschaftlichen Arbeiten stellt ein ungewöhnliches Zeitzeugnis dar und begründete den Ruhm des Autors.In seinen witzigen, oft ausgesprochen frechen Aphorismen wendet er sich entschieden gegen Aberglauben und Mystizismus und stellt ihnen Logik und Rationalität gegenüber. Aber auch gesellschaftliche und literarische Strömungen seiner Zeit wie Empfindsamkeit und Sturm und Drang bedenkt er mit kritischen Worten. Lichtenbergs Skepsis gegenüber der Entdeckung der Sauerstoffverbrennung durch Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1794) und seine entschiedene Distanz zur Klassik und Frühromantik zeigen, dass er als Naturwissenschaftler und Publizist hinter der Entwicklung seiner Zeit zurückblieb.

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Cover
Über den Autor

Über den Autor

Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) zählt zu den wenigen Schriftstellern, die sowohl über ein naturwissenschaftliches als auch ein sprachliches Talent verfügen und diese universelle Begabung für ihre Arbeiten fruchtbar zu machen verstehen. Nach dem Studium der Mathematik und Naturwissenschaften wurde er 1770 in Göttingen Professor für Experimentalphysik und erzielte auf diesem Gebiet wegweisende Erkenntnisse. Die Sudelbücher begründeten seinen Rang als einer der geistreichsten Satiriker nicht nur der Aufklärung, sondern auch der Weltliteratur.

Zum Buch

Zum Buch

„Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken.“Georg Christoph Lichtenberg

Georg Christoph Lichtenbergs Sudelbücher sind ein Meilenstein der deutschen Literatur. Wie kein anderer versteht es der aufklärerische Querdenker das vermeintlich Beiläufige und Selbstverständliche in neuem Licht erscheinen zu lassen. In seinen abwechselnd satirisch-originellen und nachdenklich-tiefgründigen Aperçus verbinden sich Charakterporträts von Zeitgenossen und Verstorbenen auf einzigartige Weise mit experimentalphysikalischen Erkenntnissen. Die Fähigkeit, den Kern einer Beobachtung über die sprachliche Verdichtung herauszukristallisieren, lässt Lichtenberg nicht nur zum Begründer des deutschsprachigen Aphorismus werden. Der Göttinger Professor hebt zugleich die mit dem Franzosen Michel de Montaigne ihren Ausgang nehmende Moralistik auf eine bis dahin neue Ebene.

Zweierlei macht den Reiz, aber auch die Schwierigkeit des Aphorismus aus: die ,Ab-grenzung’ eines einzelnen Gedankensplitters von einer unendlichen Fülle an Denkinhalten und die sprachliche ,Be-grenzung’ dieses Gedankens auf den ihm inhärenten Wesenskern. Was Scharfsinn, Witz und stilistisches Raffinement anbelangt, kann sich Georg Christoph Lichtenberg in jeder Hinsicht mit den französischen Meistern dieser Gattung messen lassen. Einzigartig und in ihrer Art beispiellos macht seine Aperçus, dass sie nie aufdringlicher, anklagender oder schwerfälliger Natur sind, vielmehr wie eine im Vorübergehen hingestreute Bemerkung anmuten, deren augenzwinkernd-unverschämte Bildkraft jedoch mitten ins Schwarze trifft.

Haupttitel

Georg Christoph Lichtenberg

Sudelbücher

Ausgesucht feine Texte mit Biss
Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

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Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2011 Lektorat: Stefanie Evita Schaefer, marixverlag GmbH Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH Titelbild: akg-images GmbH, Berlin eBook-Bearbeitung: Medienservice Feiß, Burgwitz Gesetzt in der Palatino Ind Uni –

untersteht der GPL v2

  ISBN: 978-3-8438-0208-6  

www.marixverlag.de

A.[17651770]

Der große Kunstgriff, kleine Abweichungen von der Wahrheit für die Wahrheit selbst zu halten, worauf die ganze Differenzial-Rechnung gebaut ist, ist auch zugleich der Grund unsrer witzigen Gedanken, wo oft das Ganze hinfallen würde, wenn wir die Abweichungen in einer philosophischen Strenge nehmen würden. [A1]

Die Gesichter der Menschen sind oft bis zum Ekelhaften hässlich. Warum dieses? Vermutlich konnte die nötige Verschiedenheit der Gemütsarten nicht erhalten werden ohne eine solche Einrichtung; man kann dieses als eine Seelen-Charakteristik ansehen, welche zu lesen wir uns vielleicht mehr befleißigen sollten. Um einigen Grund in dieser schweren und weitläufigen Wissenschaft zu legen, müsste man, bei verschiednen Nationen, die größten Männer, die Gefängnisse und die Tollhäuser durchsehen, denn diese Fächer sind so zu reden die 3 Hauptfarben, durch deren Mischung gemeiniglich die übrigen entstehen. [A4]

Wenn man, wie die Metaphysiker oft verfahren, glaubt, man verstehe etwas, das man nicht versteht, so kann man dieses nennen affirmative nescire.[A5]

Pythagoras konnte einer einzigen Erfindung halber hundert Ochsen opfern, Kepler würde bei seinen vielen Entdeckungen zufrieden gewesen sein, wenn er 2 gehabt hätte. [A6]

Bei einem großen Genie geht das in einem Augenblicke vor, was oft bei einem andern ganze Stunden dauert. Ein gewisser Mensch, der eben keine großen Gaben hatte, hielt einen zum Betrug mit der Feder nachgemachten Druck eine ganze Stunde wirklich dafür, andere sahen es im ersten Augenblick. [A7]

Es ist schwer anzugeben, wie wir zu den Begriffen gekommen sind, die wir jetzo besitzen, niemand, oder sehr wenige werden angeben können, wenn sie den Herrn von Leibniz zum ersten Mal haben nennen hören: Weit schwerer aber wird es noch sein, anzugeben, wenn wir zum ersten Mal zu dem Begriff gekommen, dass alle Menschen sterben müssen, wir erlangen ihn nicht so bald, als man wohl glauben sollte. So schwer ist es, den Ursprung der Dinge anzugeben, wenn wir hierin [etwas] in Dingen außer uns zustande bringen wollen? [A9]

Die Erfindung der wichtigsten Wahrheiten hängt von einer feinen Abstraktion ab, und unser gemeines Leben ist eine beständige Bestrebung, uns zu derselben unfähig zu machen, alle Fertigkeiten, Angewohnheiten, Routine, bei einem mehr als bei dem andern, und die Beschäftigung der Philosophen ist es, diese kleinen blinden Fertigkeiten, die wir durch Beobachtungen von Kindheit an uns erworben haben, wieder zu verlernen. Ein Philosoph sollte also billig als ein Kind schon besonders erzogen werden. [A11]

Wenn wir auf einen Gegenstand hinsehen, so sehen wir noch viele andere zugleich mit, aber weniger deutlich. Es ist die Frage, ob dieses Gewohnheit ist oder ob es eine andere Ursache habe? Im ersten Fall müssten wir uns auch angewöhnen können, Dinge deutlich zu sehen, ohnerachtet wir unsere Augen nicht unmittelbar darauf wenden. [A13]

Die Bemühung, ein allgemeines Principium in manchen Wissenschaften zu finden, ist vielleicht öfters ebenso fruchtlos, als die Bemühung derjenigen sein würde, die in der Mineralogie ein erstes Allgemeines finden wollten durch dessen Zusammensetzung alle Mineralien entstanden seien. Die Natur schafft keine genera und species, sie schafft individua und unsere Kurzsichtigkeit muss sich Ähnlichkeiten aussuchen, um vieles auf ein Mal behalten zu können. Diese Begriffe werden immer unrichtiger, je größer die Geschlechter sind, die wir uns machen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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