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Eine irische Sage scheint im eiskalten Winter auf Rhode Island zum Leben zu erwachen. An einem kalten Dezembertag nimmt Eddie Ray im Hafen von Newport, Rhode Island, einen seltsamen Passagier an Bord der Sea Maiden - und wird danach nie wieder gesehen. Zach Flynn soll im Auftrag des reichen alten Sean O'Riley herausfinden, was mit seinem Geschäftspartner geschehen ist. Doch dessen Familie macht es Zach nicht leicht. Da wären zum einen die Streitigkeiten zwischen O'Rileys blutjunger Frau und seiner paranoiden Tochter. Zum anderen die exzentrische Tante, die in der Dachwohnung lebt und behauptet, im Haus würde eine Todesfee wohnen. Einzig die schüchterne, irische Krankenschwester Caer versucht alles, um Zach bei seinen Recherchen zu helfen. Doch irgendwie wird er das Gefühl nicht los, dass sie auch etwas zu verbergen hat. Gerade als Caer ihm gestehen will, wer sie wirklich ist, kündigen die Raben einen neuen Tod an.
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Seitenzahl: 490
Alle Rechte, einschließlich das der vollständigen oder auszugsweisen Vervielfältigung, des Ab- oder Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten und bedürfen in jedem Fall der Zustimmung des Verlages.
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der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Die Handlung und Figuren dieses Romans sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen
sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
Heather Graham
Sündenzeit
Roman
Aus dem Amerikanischen von
Constanze Suhr
MIRA® TASCHENBÜCHER
erscheinen in der Harlequin Enterprises GmbH
Valentinskamp 24, 20354 Hamburg
Geschäftsführer: Thomas Beckmann
Copyright © 2012 by MIRA Taschenbuch
in der Harlequin Enterprises GmbH
Titel der nordamerikanischen Originalausgabe:
Deadly Gift
Copyright © 2008 by Heather Graham Pozzessere
erschienen bei: MIRA Books, Toronto
Published by arrangement with
HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Konzeption/Reihengestaltung: fredebold&partner gmbh, Köln
Umschlaggestaltung: pecher und soiron, Köln
Redaktion: Stefanie Kruschandl
Titelabbildung: pecher und soiron, Köln
Autorenfoto: © by Charles William Bush /
Harlequin Enterprises S.A., Schweiz
Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling
ISBN (eBook, PDF) 978-3-86278-127-0 ISBN (eBook, EPUB) 978-3-86278-126-3
www.mira-taschenbuch.de
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eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Narragansett Bay, Rhode Island
Die See war wunderschön, und er fühlte sich hier wie im Himmel.
Eddie Ray spürte die frische Luft auf den Wangen, die vom Wind bald gerötet sein würden. Es war Winter, aber hier draußen vor der Küste von Newport in Rhode Island blieb das Wasser trügerisch ruhig. Er liebte das Meer zu dieser Jahreszeit, wenn es so schnell seine Stimmungen wechselte. Dumm war er nicht. Er würde sich nie vorsätzlich in einen gefährlichen Sturm begeben. Aber er hatte sein Boot bereits mehr als einmal durch einen heftigen Nordostwind gebracht, und er liebte die aufgewühlten Wellen, den Wind und selbst die Kälte, die mit dem strömenden Regen kam und sich in alle Knochen fraß.
Aber heute war es so friedlich! Klare, kühle Luft, es herrschte eine Temperatur um die fünf Grad. Eine leichte Brise wehte, gerade genug, um die Segel zu blähen und die „Sea Maiden“ voranzutreiben. Sie streifte durchs Wasser, als würde sie durch die Lüfte segeln. Dies war sein Lieblingsboot. Er hatte sich dessen Namen sogar auf den Arm tätowiert.
Natürlich hätte er die Sea Maiden nicht nehmen müssen. Sie war ein ziemlich großes Schiff. Diese neureichen Jünglinge aus der Stadt, die in Rhode Island gern mit diesem Schmuckstück protzten, hätten es für einen einzigen Passagier sicher nicht ins Wasser gelassen.
Für einen sehr merkwürdigen Passagier.
Eddie saß am Steuer und blickte sich um. Er hatte den Mann um Punkt zwölf an Bord genommen, so wie er es gewünscht hatte. Um halb drei würden sie wieder zurück im Hafen sein, denn sein Partner Sean O’Riley wollte um vier mit seiner Frau nach Irland aufbrechen. Eddie hatte fest vor, rechtzeitig von Bord zu kommen, um sich von ihnen zu verabschieden. Es war alles ziemlich aufregend. Sean hatte sein Geburtsland schon seit Jahren nicht mehr besucht.
Und seit seinen Flitterwochen mit Amanda in der Karibik war er auch nicht mehr gereist.
Seine neue Frau. Die „Trophäe“, wie Kat, Seans Tochter, sie nannte. Nun, wenn ein Mann eine Frau heiratete, die nur halb so alt war wie er, dann musste er schon mit so einer Reaktion rechnen. Andererseits hatte Sean O’Riley ihn immer an einen Piraten erinnert. Kein richtiger Pirat. Eher die Sorte, die man aus Filmen kannte. Captain Blood. Heldenhaft, forsch und entschlossen. Sean würde schon dafür sorgen, dass in seinem Haus Frieden herrschte. Eddie sah ihn förmlich vor sich, wie er sich den Reibereien dort genauso entgegenstellte wie dem Nordwind: beide Beine fest auf dem Boden, immer die Balance haltend, die Hände entschlossen in die Hüften gestemmt.
In letzter Zeit war Kat nicht oft zu Hause, da sie aufgrund ihrer Musikkarriere viel reiste. Sie hatte wirklich Talent, und alle waren unheimlich stolz auf sie. Sean konnte eben einfach nicht allein leben, er brauchte Gesellschaft. Eine Frau, die sich um all die häuslichen Dinge kümmerte, mit denen er sich nicht so gern beschäftigte. Kats Mutter war vor langer Zeit gestorben, und jetzt, wo Kat kaum noch da war, vermisste Sean die familiäre Gemeinschaft. Er brauchte mehr als nur die Gesellschaft von seiner altjüngferlichen Tante, so entzückend Bridey auch sein mochte. Clara und Tom, die sich um das große alte Haus kümmerten, reichten ihm nicht. Marni, die mit Eddies und Seans neuem jungen Geschäftspartner Cal verheiratet war, fungierte immer wieder gern als Gastgeberin für die von ihnen veranstalteten Geschäftsessen, aber Sean hatte eben etwas anderes gebraucht. Deshalb Amanda.
Eddie fand, was immer Sean glücklich machte, war gut. Und wenn Amanda Sean guttat, dann war auch Eddie zufrieden – obwohl allein der Himmel wusste, warum sie Sean so guttat. Eddie konnte sich nur vorstellen, dass sie wohl im Bett abging wie eine Rakete. Denn im Kopf schien sie nicht besonders viel zu haben. Außerdem versuchte sie auch nicht wenigstens ansatzweise, mit Kat klarzukommen. Für Sean blieb seine Tochter jedoch sein Sonnenschein. Sean war nicht nur Eddies Partner, sondern auch sein bester Freund. Sie hatten zusammen die raue See des Lebens durchschifft, in heftigen und friedlichen Zeiten. Sie hatten Gutes wie Schlechtes, Glück und Tragik gemeinsam erlebt. Wenn Sean also Freude an seinem gegenwärtigen Trip hatte, dann konnte Eddie nur zufrieden sein.
Für dieses Weihnachtsfest hatte Eddie sich für seinen Freund etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er wollte Sean etwas geben, auf das er schon immer scharf gewesen war.
Sie hatten alle Bücher über die Geschichte der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und den Revolutionskrieg durchgearbeitet, die sie finden konnten. Sämtliche Seekarten studiert, Internetseiten durchforstet und die historischen Stätten aufgesucht. Das alles neben ihrer alltäglichen Arbeit für das Bootschartergeschäft. Gemeinsam hatten sie die Firma von Anfang an aufgebaut und zum Erfolg geführt. Sean hatte damals noch ziemlich hart arbeiten müssen, um das alte, von seinem Großvater erbaute Haus unterhalten zu können.
Eddie lächelte vor sich hin. Ja, sie waren gute, langjährige Freunde.
Und er freute sich so wahnsinnig, wenn er an dieses Weihnachtsgeschenk für Sean dachte. Das beste Weihnachtsgeschenk, das es überhaupt geben konnte.
Er überließ sich seinen Gedanken daran. In wenigen Wochen wäre es so weit, dann war Weihnachten.
Jetzt wollte er noch diesen Ausflug genießen. Er war ganz froh, diesen Auftrag angenommen zu haben. Obwohl ihm sein Passagier doch etwas mehr als nur ein bisschen merkwürdig vorkam. Er verschwand fast unter seinem dicken Pullover und dem viel zu großen Trenchcoat, den er darüber trug. Als John Alden hatte er sich ohne zu lächeln und absolut wortkarg vorgestellt. Das war ja ein verdammt guter Name für jemanden aus New England. Eddie fragte sich, ob der Mann vielleicht von seinem Namensvetter, dem John Alden von der Mayflower, abstammte. So wie er aussah, hätte man das allerdings kaum vermuten können. Ziemlich klein, mit einem komischen Schnurrbart, einer riesigen Brille mit breitem Rahmen und dieser heiseren Flüsterstimme erinnerte er Eddie irgendwie an einen Terrier. Diese lebhaften kleinen Hunde, die sich ungeachtet ihrer nicht gerade eindrucksvollen Größe auch mit einer Bulldogge anlegen würden. Aber sein Geld war so gut wie das jedes anderen. Alden hatte einen zweistündigen Trip um die kleinen Inseln draußen vor der Meerenge und in die Bucht gewünscht. Kein Problem.
Eddie kannte diese kleinen Inseln wie seine Westentasche.
Wusste von den Geheimnissen um diese Inseln.
Er fragte sich, ob dieser merkwürdige kleine Mann diese Geschichten auch kannte. Ob er von den alten Familiensagen über die wagemutigen Revolutionäre von Rhode Island gehört hatte.
Von Segelschiffen schien er jedenfalls nicht viel zu verstehen. Ein Boot wie die Sea Maiden charterte man, wenn man ein echter Liebhaber dieser schnittig dahingleitenden Augenweide war. Weil man an einem Tag wie heute mit dieser wunderbaren Brise die Segel hissen und dann damit dahinfliegen konnte.
Und was zum Teufel hatte dieser Typ gewollt?
Dass Eddie die Segel einholte und den Motor anstellte.
Na gut. Auf dieser Welt gab es eben diese und jene.
Eddie warf einen Blick auf seine Uhr. Er hatte die Inseln eine ganze Weile in gemächlichem Tempo umrundet, und nun war es Zeit, umzukehren. Er wollte Sean eine gute Reise wünschen und sich ein bisschen auf der Abschiedsparty amüsieren. Kat war bereits zu Hause, um die Weihnachtsfeier mit vorzubereiten. Er stellte sich ihre Freude vor, wenn sie von seinem Weihnachtsgeschenk für Sean erfuhr. Kat würde zur Gitarre greifen und ein altes Weihnachtslied singen, dazu ein paar Songs, die sie selbst komponiert hatte. Sie würden alle mitsingen, er mit seinem eingerosteten Bariton und Sean mit seinem Tenor. Dazu dann Bridey, die trotz ihres hohen Alters einen klaren Sopran aufzuweisen hatte. Sie würden heißen Irish Coffee mit Schlagsahne trinken, und Sean und seine Trophäenfrau Amanda würden alle mit ihren Erlebnissen von der Irlandreise unterhalten.
Aber erst mal kam die große Abschiedsfeier. Deshalb war es Zeit, an Land zu gehen.
Wo war der Typ geblieben? Eddie beschloss, einfach umzukehren. Sein Passagier war offensichtlich nach vorn gegangen, um die Aussicht zu genießen. Das Steuer befand sich achtern. In der Kabine hielt sich der Mann nicht auf, das wusste er. Er selbst hatte nämlich die vordere Luke abgeschlossen. Er war zwar mit der Sea Maiden allein losgefahren, aber ein Idiot war er nicht. In die Kabine ließ er keine Fremden. Da lagen zu viele Geschäftspapiere und persönliche Gegenstände herum. Schließlich war die Sea Maiden das Lieblingsschiff von allen.
„Ich fahre jetzt zurück!“, rief Eddie in der Hoffnung, dass John Alden ihn hörte. „Wie ich Ihnen schon sagte, habe ich heute noch eine Verabredung!“ Er musste vorher noch duschen. Das sollte eine richtige Abschiedsparty werden, und er wollte dieser hochnäsigen Amanda zeigen, dass auch er vorzeigbar sein konnte.
„Hallo! Haben Sie mich verstanden?“
Nichts.
Er kniff die Augen zusammen. Der Himmel färbte sich bereits dunkel. In New England kam die Nacht im Winter sehr früh. Die Schatten sanken schnell und leise über das Land, als würde ein riesiger Vogel unter dem Himmel seine Flügel ausbreiten.
Eddie wollte sich gerade aufrichten, dann sank er in den Sitz zurück und runzelte verständnislos die Stirn.
„Was zum Teufel …?“, murmelte er.
Zuerst war er lediglich überrascht.
Verdammt, der Typ war schon merkwürdig, aber …
„Was …?“ Erneut versuchte er, aufzustehen.
Eddie war nicht klein. Ein Muskelpaket stellte er zwar nicht gerade dar, aber nachdem er sein Leben lang auf See gearbeitet hatte, konnte man ihn nicht unbedingt als Schwächling bezeichnen. Er besaß sogar eine kleine Pistole.
Die er in der Kabine aufbewahrte.
Und nie, wirklich niemals, hätte er so etwas erwartet.
Er hatte den Luftzug von der Bewegung gespürt. Doch ihm blieb nicht einmal der Bruchteil einer Sekunde, um sich gegen den Angriff zu wehren. Kaum hatte er sich ein Stück aufgerichtet, da stürzte er schon wieder.
Das Wasser empfing ihn mit eisiger Kälte, die den stechenden Schmerz betäubte. Er sank, sank in die Dunkelheit des Ozeans. Vor ihm aber stieg etwas nach oben. Etwas Rotes …
Es war sein Blut. Mit einer sonderbaren Gelassenheit stellte er fest, dass der rote Schwall aus seiner Brust schoss wie ein Geysir.
Er fühlte sich benommen, starr vor Kälte und Schock. Doch sein Gehirn funktionierte noch immer. Traurigkeit überkam ihn, als ihm klar wurde, dass er gleich sterben würde.
Was für ein Dummkopf er doch gewesen war. Er hätte es kommen sehen müssen.
Aber so was war ihm nicht in den Sinn gekommen, und nun war es zu spät.
Ja, sein Leben ging zu Ende. Er konnte seine Hände und Füße gar nicht mehr fühlen. Seine Lungen brannten, und noch immer sprudelte das Blut aus ihm heraus, verteilte sich im Wasser und trübte ihm die Sicht. Wahrscheinlich hatte er ein Loch in der Lunge. Nicht dass er sich in Anatomie jemals besonders gut ausgekannt hätte.
Aber das brauchte er auch nicht, um zu kapieren, dass er gerade starb.
Auf dem Wasser zu sein war wie der Himmel auf Erden. War ihm dieser Gedanke nicht gerade vorhin noch durch den Kopf gegangen? Was wartete nun unter Wasser auf ihn? Er konnte nur beten, dass es auch wie im Himmel sein würde, wenn die Dunkelheit und die Taubheit und dieser rote Fluss von Blut ihn ganz verließen.
Ich hatte noch so viel vor, wollte noch so viel sehen in meinem Leben, dachte er. Zu spät.
Was für ein Idiot er doch gewesen war.
Immer weiter umhüllte ihn das schwarze Nichts, vertrieb die letzten lichten Momente, die durch sein Bewusstsein zogen. Und es war seltsam sanft. Der letzte helle Funken erlosch so schnell. Sekunden vergingen, Bruchteile von Sekunden.
Ein Leben. Sein Leben.
Der Tod war Gewissheit. Eddie war stark. Er glaubte auch, dass er ein guter Kerl gewesen war.
Aber er hatte Angst.
Ein merkwürdiges Geräusch schwirrte durch seine Ohren. Ein Ton, der hier in seinem Wasserbett irgendwie fehl am Platz schien. Wie das Peitschen des Windes und Pferde, die über Wind und Wellen jagten. Pferde, schwarz wie die Nacht. Doch sie hoben sich von der noch dichteren Dunkelheit dahinter ab. Etwas Beängstigendes ging von ihnen aus, trotzdem war ihr Anblick so schön … so beruhigend.
Und dann streckte sich ihm in der Dunkelheit eine Hand entgegen …
Dublin, Irland
„Aus dem Weg!“
„Was ist mit ihm? Oh Gott, mein Mann! Lassen Sie mich zu meinem Mann!“
Caer Cavannaugh hörte die Frau hinter dem Vorhang hysterisch lärmen. Sie bekam auch mit, wie die Triageschwester beruhigend auf sie einredete. Sie versuchte die Frau von den Ärzten abzuschirmen, die gerade mit ihren hektischen Rettungsmaßnahmen beschäftigt waren.
Ihr Mann war mit schwer einzuordnenden Symptomen eingeliefert worden. Offenbar hatte alles kurz nach seiner Ankunft in Dublin vor zwölf Stunden begonnen. Laut seiner Krankenakte war er bereits in den Siebzigern und bisher bei guter Gesundheit gewesen. Kurz nachdem er mit seiner Frau im Hotel eingecheckt hatte und zu einer Veranstaltung gegangen war, hatte es angefangen. Plötzlich hatte er über fürchterliche Magenschmerzen geklagt. Dann war er von einem solchen Schwächeanfall überwältigt worden, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Und kurz darauf setzten die Herzprobleme ein.
Als er in die Notaufnahme kam, war er bewusstlos. Sein Pulsschlag hatte ausgesetzt, und die Ärzte begannen sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen.
„Schock!“
Der Kranke bäumte sich auf, dann hörte man einen beruhigenden kräftigen Piepton. Sein Herz schlug wieder. Anordnungen wurden ihr zugerufen. Caer reagierte schnell. Sie war wenige Minuten vor Ankunft des Mannes in die Notaufnahme beordert worden. Wenn sie ihre Aufträge bekam, wusste sie vorher nie genau, wann sie wo sein würde und was sie tun musste. Doch sie hatte gelernt, mit jeder neuen Situation schnell klarzukommen.
Das hier war allerdings auch für sie etwas ungewöhnlich.
Die Herzschlagfrequenz auf dem Bildschirm zeigte in den ersten Sekunden ein paar aufgeregte Hüpfer, dann begann der Puls, einen regelmäßigen Takt zu schlagen. Der Mann blinzelte und öffnete die Augen. Als sein Blick auf sie fiel, zeigte sich ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht. „Ein Engel“, hauchte er. Dann fielen ihm die Lider wieder zu, und er schlief ein. Auf dem Monitor wurden sein Herzschlag und der Blutdruck überwacht, in seinem Arm steckte der intravenöse Schlauch.
Das Team im Behandlungsraum gratulierte sich. Kurz darauf hörte Caer das Schluchzen der Ehefrau hinter dem Vorhang, während ein Arzt ihr erklärte, was gerade vorgefallen war. Obwohl sich niemand erklären konnte, worin die Ursache lag. Der Arzt versuchte die Frau etwas zu beruhigen, damit sie ihnen ein paar Fragen beantworten konnte. Caer hörte genau zu und machte sich ein Bild, während sie auf ein Zeichen wartete, um den Patienten in die Intensivstation zu überführen.
Bei dem Patienten handelte es sich um Sean O’Riley. Seine Frau hieß Amanda und war offensichtlich beträchtlich jünger als er.
Immer wieder erklärte sie, wie wundervoll dieser Tag begonnen habe und wie glücklich Sean gewesen sei. Er war hier in Dublin geboren, lebte aber seit Langem in den Staaten. Normalerweise hatte er keine gesundheitlichen Probleme. Durch seinen Job als Kapitän einer Charterflotte war er kräftig und fit. Man erkundigte sich bei seiner Frau, was er gegessen habe. Sie sagte, dass sie im Flugzeug gefrühstückt und im Hotel zu Mittag gegessen hätten. Sie hatten beide das Gleiche zu sich genommen, und sie selbst fühle sich ausgezeichnet. Doch kurz nach dem Mittag hatten die Symptome bei ihrem Mann eingesetzt.
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