Sündige Delikatessen - Shadows of Love - Cara Bach - E-Book

Sündige Delikatessen - Shadows of Love E-Book

Cara Bach

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Beschreibung

Cosima poliert als kreative Jung-Köchin das leicht angestaubte Image des elterlichen Lokals auf. Eines Abends ist der äußerst attraktive Sebastian mit seinen Kollegen der Kripo Nürnberg zu Gast. Seine lässige Art und sein charmantes Lächeln gefallen ihr auf Anhieb. Auch Sebastian scheint Interesse zu haben. Sie verabreden sich zu einem Date und ziemlich bald tauschen sie erste Zärtlichkeiten aus. Cosima ist wie elektrisiert und will mehr, doch im entscheidenden Augenblick wird Sebastian durch einen Anruf gestört und lässt Cosima alleine.

Zutiefst enttäuscht versucht sie, Sebastian aus dem Kopf zu bekommen. Da steht er eines Abends mit einem Blumenstrauß vor ihr, entschuldigt sich und bittet um eine neue Chance. Die beiden erleben eine romantische, heiße Nacht. Cosima ist im siebten Himmel, aber am nächsten Morgen gesteht ihr Sebastian, dass er keine feste Beziehung will ...

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Seitenzahl: 142

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Inhalt

Cover

Über diese Folge

Über die Autorin

Titel

Impressum

Sündige Delikatessen

In der nächsten Folge

„Shadows of Love“ sind in sich abgeschlossene erotische Liebesgeschichten von unterschiedlichen Autoren. Die Folgen erscheinen monatlich als Romanheft und eBook.

Über diese Folge

Cosima poliert als kreative Jung-Köchin das leicht angestaubte Image des elterlichen Lokals auf. Eines Abends ist der äußerst attraktive Sebastian mit seinen Kollegen der Kripo Nürnberg zu Gast. Seine lässige Art und sein charmantes Lächeln gefallen ihr auf Anhieb. Auch Sebastian scheint Interesse zu haben. Sie verabreden sich zu einem Date und ziemlich bald tauschen sie erste Zärtlichkeiten aus. Cosima ist wie elektrisiert und will mehr, doch im entscheidenden Augenblick wird Sebastian durch einen Anruf gestört und lässt Cosima alleine.

Zutiefst enttäuscht versucht sie, Sebastian aus dem Kopf zu bekommen. Da steht er eines Abends mit einem Blumenstrauß vor ihr, entschuldigt sich und bittet um eine neue Chance. Die beiden erleben eine romantische, heiße Nacht. Cosima ist im siebten Himmel, aber am nächsten Morgen gesteht ihr Sebastian, dass er keine feste Beziehung will …

Über die Autorin

Cara Bach, hat vor einigen Jahren in Bayern den Ort gefunden, an dem sie ihrer heimlichen Leidenschaft, dem Schreiben, ungestört nachgehen kann. Vor allem die Themen Liebe, Erotik und Abenteuer haben es der ehemaligen Weltenbummlerin und Dolmetscherin angetan. Sie nimmt die Leser ihrer Geschichten stets aufs Neue mit ins Reich der Sinne und der Sinnlichkeit.

Cara Bach

Sündige Delikatessen

beHEARTBEAT

Digitale Originalausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment.

Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer unter Verwendung der folgenden Motive: © shutterstock/aaleksa

E-Book-Erstellung: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1717-6

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Mit heftig klopfendem Herzen starre ich auf die Urkunde in meiner Hand. »Meisterbrief der Industrie- und Handelskammer« lese ich bestimmt zum zwanzigsten Mal, aber ich kann es immer noch nicht fassen. Ich habe es tatsächlich geschafft! Mit dreiundzwanzig Jahren bin ich Küchenmeisterin – und zwar die jüngste in ganz Bayern. Jetzt stehen mir alle Möglichkeiten offen; ich kann mich im sündhaft teuren Burj Khalifa in Dubai als Küchenchefin bewerben, in einem schicken Strandresort auf den Malediven oder auf der mondänen Queen Mary. Oder – was am wahrscheinlichsten ist – ich gehe zurück ins heimische Büchelbrunn und übernehme die Leitung der Küche im »Goldenen Schwan«, dem Landgasthof meiner Eltern, in der bisher mein Vater den Kochlöffel geschwungen hat. Dazu habe ich eigentlich am allerwenigsten Lust; viel lieber würde ich erst einmal Erfahrungen im Ausland sammeln. Doch es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als meine Zelte in München abzubrechen und an den elterlichen Herd in meiner fränkischen Heimat zurückzukehren.

Die Meisterausbildung in München hat eine schöne Stange Geld gekostet, aber zum Glück haben mich meine Eltern unterstützt. Ich habe die Zeit in vollen Zügen genossen, trotz der anstrengenden Kurse, des umfangreichen Lehrstoffs und der zahlreichen Tests und Prüfungen. Schon jetzt vermisse ich meine Mitschüler, die sich bereits in alle Winde zerstreut haben. Vor allem die lebenslustige Jessica, mit der ich mich über die Jahre angefreundet habe, wird mir fehlen. Sie hat eine Stelle als Küchenchefin bei einem spanischen Milliardär ergattert, der sie morgen mit seinem Privatjet abholen und nach Marbella bringen lässt. Heute Abend treffen wir uns in unserer Haidhausener Stammkneipe, um ein letztes Mal die stadtbekannt feinen Tapas sowie einen provokanten Poetry Slam zu genießen.

Während ich in Jeans und ein weißes Männerhemd schlüpfe, meine Haare zum Zopf flechte und mir den Borsalino vom Flohmarkt aufsetze, beschleicht mich ein Gefühl der Traurigkeit. Alle meine Freunde haben München bereits verlassen, und dies wird mein letzter gemeinsamer Abend mit Jessica. Ich könnte heulen.

Um zwei Uhr morgens komme ich müde und leicht beschwipst nach Hause. Jess und ich haben unseren Abschied ausgiebig begossen, und zum Schluss sind doch noch ein paar Tränen geflossen. Wir haben uns immer wieder umarmt und geschworen, in Kontakt zu bleiben. Als sie im Taxi verschwindet, winke ich ihr lange hinterher. Tschüss, Jess, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder!

Ich schaue mich in meiner Miniwohnung um. In der Ecke stehen Umzugskartons, die darauf warten, mit meinen Klamotten, Büchern, DVDs und all dem Krimskrams gefüllt zu werden, der sich während meiner Münchener Jahre angesammelt hat. In drei Tagen steht mein Vater mit seinem Lieferwagen vor der Tür und erwartet, dass die Kisten gepackt und verschnürt zum Abtransport bereitstehen.

Wer mich ein wenig kennt, würde mich vielleicht so beschreiben: Mein Name ist Cosima Weinzierl, dreiundzwanzig Jahre alt, einhundertdreiundsechzig Zentimeter klein, zweiundfünfzig Kilo leicht, lange dunkle Haare, geboren in Büchelbrunn in der Fränkischen Schweiz. Ich werde oft damit geneckt, dass ich Ähnlichkeit mit der Elbenfrau Arwen aus dem Film »Herr der Ringe« habe. Mir ist diese Ähnlichkeit allerdings noch nie aufgefallen.

Die ersten ereignislosen sechzehn Jahre meines Lebens habe ich im verschlafenen Büchelbrunn mit seinen gerade einmal achthundert Einwohnern verbracht, vor mich hin dösend wie Dornröschen hinter der Dornenhecke. Das wirkliche, echte Leben begann mit meiner Lehre im Oriental Mandarin München. Dass ich in der Gastronomie arbeiten würde, stand von Anfang an fest. Das einzige Gasthaus in unserem Dorf gehört meinen Eltern, doch die Gäste kommen von so weit her wie Bamberg, Nürnberg, Würzburg und München, um sich von meinem Vater spitzenmäßig bekochen zu lassen. Seine Medaillons in Dijon-Senf-Kruste mit handgeschabten Spätzle und Wildsalat sind eine weit über unser Dorf hinaus bekannte Spezialität, genau wie die glasierten Maronen auf Kürbisschaum, sein Honiglikör und der Birnenpudding.

Früher hat er noch selbst Bier gebraut, das am Schankfenster verkauft wurde. Abends, wenn die Landwirte zum Dämmerschoppen vorbeikamen, stellten sie ihren Fünfliterkrug am Schankfenster ab und nahmen ihn vor dem Nachhauseweg dort gefüllt wieder in Empfang. Klingt wie im Mittelalter, und genau so ist es auch bei uns im Dorf, jedenfalls denke ich das ab und zu. Diese zusätzliche Arbeit hat meine Mutter abgeschafft, doch sonst hat sich weder im Dorf noch im Gasthof viel verändert.

Bei uns hält man auf Tradition und alte Bräuche. Nur muss sich mein Vater jetzt – nach Rat seines Kardiologen – schonen und darf nicht mehr so hart arbeiten wie bisher, weil er vor einem halben Jahr einen Herzinfarkt hatte und am Herd einfach umgekippt ist.

Als er im Krankenhaus lag, hat meine Mutter mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, im Goldenen Schwan zu kochen. Was hätte ich denn darauf antworten sollen? Zögernd habe ich zugestimmt und meine Mutter ist mir vor Erleichterung um den Hals gefallen.

»Weißt du, Kind«, hat sie geseufzt, »einen Koch einzustellen können wir uns nicht leisten. Während der Woche kommen halt nur die Nachbarn abends auf ein Bier oder zwei vorbei, die bestellen kein Menü, höchstens mal einen Strammen Max oder einen Wurstsalat. Und nur vom Wochenendgeschäft können wir keinen Chefkoch bezahlen, das verstehst du doch sicher, oder?«

Ich nickte. Natürlich verstehe ich das und werde auch alles in meiner Macht Stehende tun, um meinen Vater zu entlasten. Meine eigenen Pläne müssen deshalb erst einmal auf Eis gelegt werden. Ab nächster Woche wird mein Blick auf den Heider-Hof fallen, wenn ich aus dem Fenster schaue, und nicht mehr auf den Münchener Olympiapark.

♡♡♡

»Papa!« Er umarmt mich, schiebt mich ein wenig von sich und betrachtet mich aufmerksam. »Gut schaust du aus, meine Kleine«, lacht er. »Bist du bereit, dich in der tiefsten fränkischen Provinz begraben lassen?«

»Ach, Papa! So schlimm wird es schon nicht werden.« Ich mustere ihn unauffällig. Er hat abgenommen und sieht müde und abgespannt aus, doch er will sich nicht anmerken lassen, dass er gesundheitlich nicht auf der Höhe ist.

Als er einen Bücherkarton auf die Ladefläche heben will, nehme ich ihm diesen aus den Händen, obwohl ich dabei fast in die Knie gehe. Zum Glück hat sich mein Nachbar bereit erklärt, mir beim Einladen der Kartons zu helfen. Im Nu sind die zehn Kisten im Lieferwagen verstaut, die zurückbleibende Yucca-Palme meinem Nachbarn in den Arm gedrückt, dann winke ich ihm durch das geöffnete Fenster noch einmal zu. Auf geht’s Richtung Heimat.

Ich sitze am Steuer und lenke den Wagen über den Nordring durch die nachmittägliche Rushhour. In Kürze sind wir auf der A9 in Richtung Berlin und tuckern in gemächlichem Tempo dahin. Wir haben es nicht eilig, und so kann ich mich ganz auf den neuesten Dorfklatsch konzentrieren, den mein Vater zum Besten gibt.

»Die Steffi Obermaier hat im Fernsehen bei DSDS gesungen und es sogar bis in die nächste Runde geschafft«, erzählt er. »Die ist jetzt eine richtige Berühmtheit bei uns im Dorf.«

»Na ja«, antworte ich lachend. »Die hat auch schon vorher jeder gekannt. Niemand außer der Steffi konnte auf fünfzehn Zentimeter hohen High Heels laufen, obwohl es alle Mädels im Dorf damals probiert haben. Außerdem hat sie wirklich eine tolle Stimme. Hat sie nicht jahrelang im Kirchenchor gesungen?«

Wir plaudern noch eine Weile über alte Bekannte und Nachbarn, dann fragt mein Vater: »Kannst du dich eigentlich noch an den Norman Frank erinnern?«

Ich rümpfe die Nase: »Ja, freilich. Der war auf der gleichen Realschule wie ich, allerdings eine oder zwei Klassen höher. Ein richtiger Depp war das, so ein Bauernschlauer, der immer die Schultasche mit Bierflaschen vollgepackt hatte, die er in Papis Brauerei geklaut und in der Pause an die Schüler verkauft hat. Dann hat ihn der Vertrauenslehrer dabei erwischt, und er wäre fast von der Schule geflogen. Sein Vater hat eine hübsche Summe für die Sanierung der Turnhalle gespendet, nur deshalb durfte er noch seinen Abschluss machen.« Ich verziehe das Gesicht: »Ein Schleimer war das, ein besonders widerlicher. Warum fragst du?«

»Der Norman ist jetzt Brauereibesitzer«, teilt er mir mit ausdrucksloser Stimme mit. »Das macht ihn aber nicht sympathischer.«

»Tatsächlich? Und was ist mit seinem Vater? Der saß doch auf seiner Brauerei wie die Henne auf dem Ei. Hat er die einfach so dem Norman übergeben?« Nun bin ich schon ein wenig neugierig.

»Nicht einfach so, aber er ist halt auch nicht mehr der Jüngste, und der Norman wird ihm wohl recht zugesetzt haben. Jedenfalls hat sich der Alte letztes Jahr eine Finca auf Mallorca gekauft – mit allem Schnickschnack, Schwimmbad, Sauna und Tennisplatz –, und Anfang des Jahres war er plötzlich weg. Seitdem führt der Norman das Geschäft.«

»Aber du beziehst dein Bier doch nicht von ihm, oder doch?«, frage ich misstrauisch, denn mit meinem ehemaligen Schulkameraden will ich auf keinen Fall Geschäfte machen.

»Nein, nein«, beruhigt mich mein Vater. »Unser Bier beziehe ich immer noch beim Bamberger Kommunbräu, wie gehabt. Aber ich hab gehört, dass der Junge gut im Geschäft ist. Der braucht unser kleines Wirtshäusel nicht zu Reichwerden.«

Erleichtert atme ich auf. Wir schweigen einige Minuten, dann sagt mein Vater leise:

»Der Norman war vor ein paar Tagen bei uns im Wirtshaus und hat nach dir gefragt. Er wollte wissen, ob du noch in München bist und was du dort arbeitest. Als ob er das nicht genau wüsste.«

»Hast du ihm etwa erzählt, dass ich wieder heimkomme nach Büchelbrunn?« Kurz drehe ich mich nach rechts und schaue meinen Vater fragend an.

»Nein, nein, ich nicht …«, entgegnet er zögernd.

»Aber die Mutter, stimmt’s?« Ich sehe die Szene direkt vor mir. Meine arglose Mutter, die dem schleimigen Norman nichts ahnend Auskunft gibt und ihm auf die Nase bindet, wo er mich in Zukunft finden und mit seinen zweideutigen Angeboten belästigen kann. Schon in der Schule hat er mich immer wieder zum Eisessen und ins Schwimmbad eingeladen.

»Ich will dich im Bikini sehen. Du siehst bestimmt megageil aus, so schlank, aber mit schönen Kurven an den richtigen Stellen«, hat er mir dabei ins Ohr geflüstert. Beim Gedanken daran graust es mich noch heute.

»Lass uns das Thema wechseln«, bitte ich meinen Vater. Er berichtet, dass meine jüngere Schwester Saskia sich von ihrem ersten selbst verdienten Geld ein Fahrrad gekauft hat.

»Seit Monaten trägt das Mädel Zeitungen aus, weil sie unbedingt dieses superteure Fahrrad haben wollte. Wir haben ihr gesagt, dass wir solche Luxuswünsche nicht erfüllen können, aber du kennst ja deine Schwester. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es durch, komme was wolle. Und vor zwei Wochen hatte sie das Geld beisammen. Das Zeitungsaustragen gibt sie trotzdem nicht auf. Ich bin schon gespannt, wofür sie jetzt spart.«

Ich lächele beim Gedanken an Saskia. Das sieht ihr ähnlich, trotz Schulstress jeden Morgen um fünf aufzustehen und vor Schulbeginn noch Zeitungen auszutragen, um Geld zu verdienen.

Wir fahren von der Autobahn ab, und mit jedem Kilometer wird die Landschaft vertrauter. Schroffe Felsnadeln ragen rechts und links aus sattgrünen Wiesen, glasklare Bäche ziehen sich entlang der Straße, dunkle Wälder werfen kühle Schatten, darüber wölbt sich ein wolkenlos blauer Himmel. Eine Landschaft wie aus einem alten Märchenbuch.

Nicht recht zu diesem friedlichen Bild passen die Motorräder, die mit waghalsigen Überholmanövern an uns vorbeirasen. Die Strecken durch die Fränkische Schweiz sind bei Bikern beliebt und berüchtigt, hier gibt es immer wieder tragische Unfälle. Ich fahre jetzt extrem vorsichtig und mit aller Konzentration.

»Cosima! Endlich!« Die Tür wird geöffnet und meine Mutter zieht mich vom Autositz in ihre Arme. »Ist das schön, dass du wieder daheim bist.« Sie küsst mich auf beide Wangen und hat vor Glück feuchtglänzende Augen. »Komm rein, ich hab eine kleine Stärkung für euch vorbereitet.«

Ich dehne und strecke mich, während mein Blick über die mit Rosen überwucherte Fachwerkfassade unseres Hauses wandert. Seit einhundertachtzig Jahren ist es im Familienbesitz, seit mehr als hundert Jahren ein Gasthof. Ein eindrucksvolles, wunderschönes Haus mit großer Tradition. Langsam folge ich meiner Mutter.

Im »Familieneck« im Gasthof, dort, wo die Familie ihre Mahlzeiten einzunehmen pflegt, ist der Kaffeetisch gedeckt. Apfel-, Butter- und Kirschkuchen erwarten uns. Ich lasse mich auf die Eckbank fallen, gefolgt von meinem Vater.

»Wo ist Saskia?«, frage ich und habe noch nicht zu Ende gesprochen, als die Tür auffliegt und sie hereinstürmt.

»Mimi! Da bist du ja.« Mimi, so hat mich seit Ewigkeiten niemand mehr genannt. Es ist der alte Kosename, den meine Schwester gebrauchte, als sie noch zu jung war, um »Cosima« auszusprechen. Sie wirft mir beide Arme um den Hals und drückt sich an mich. »Endgeil, dass du wieder daheim bist.«

»Saskia, wenigstens bei Tisch …«, unterbricht meine Mutter.

»Jaja, schon kapiert. Keine Gossensprache am Tisch«, grinst meine kleine Schwester und zwinkert mir zu. »Ich freu mich halt, dass meine Mimi wieder da ist.« Sie greift quer über den Tisch und angelt sich das größte Stück Apfelkuchen. Genervt verdreht meine Mutter die Augen, doch dann huscht ein Lächeln über ihr Gesicht als sie sieht, wie tüchtig alle zulangen. Schon bald geht es laut und lustig zu am Tisch, denn es gibt eine Menge zu erzählen. Im Nu fühle ich mich wieder ganz zu Hause, und es ist, als wäre ich nicht einen einzigen Tag weg gewesen.

»Puuuh, ich kann nicht mehr«, stöhne ich nach meinem dritten Stück Kuchen und öffne den Knopf meiner Jeans. Meine Mutter lacht und tätschelt mir die Hand.

»Du brauchst eine kleine Stärkung. Übermorgen geht es richtig los. Normalerweise haben wir am Wochenende volles Haus, da kann Karl«, sie schaut meinen Vater an, »dringend Hilfe brauchen. So ruhig wie heute ist es nicht jeden Tag, Kind.«

»Lass ihr den Tag morgen zum Ausspannen und Einleben«, meint mein Vater und nippt an seinem Tee. »Es reicht völlig, wenn sie mir am Freitagabend zur Hand geht.«

»Zur Hand gehen?«, frage ich erstaunt. »Ich wollte dir nicht zur Hand gehen, sondern selbst kochen. Du kannst mir ja dabei über die Schulter schauen und Tipps geben, wenn du willst.« Die Augenbrauen meiner Mutter schnellen in die Höhe, ihre Blicke in Richtung meines Vaters sprechen Bände.

»Gut, dann übernimmst du am Freitagabend die Küche«, lenkt mein Vater widerwillig ein, und es ist nicht zu übersehen, wie schwer es ihm fällt, seinen angestammten Platz in der Küche abzugeben, noch dazu an seine junge Tochter.

»Natürlich ist es besser, wenn Cosima gleich von Anfang an das Zepter übernimmt. Du kannst ja immer wieder nach dem Rechten schauen«, pflichtet meine Mutter ihm rasch bei.

»Wohl eher den Kochlöffel als das Zepter«, murmelt mein Vater.

Das wäre also geklärt. Ich hatte nicht vor, unter der Regie meines Vaters die Küchenhilfe im elterlichen Lokal zu spielen.

Schnell hat sich im Dorf herumgesprochen, dass ich wieder zu Hause bin. An diesem Abend schauen Nachbarn, Freunde und Bekannte im Gasthaus vorbei, um mich willkommen zu heißen und Neuigkeiten auszutauschen. Es ist ein schönes Gefühl, dass sie mich nicht vergessen haben und sich offensichtlich alle über meine Heimkehr freuen.

Meine beiden Zimmer im zweiten Stock sind geputzt, gelüftet, und das Bett ist frisch bezogen. Ein bisschen fühle ich mich in meine Schulzeit zurückversetzt, und es ist ein eigenartiges Gefühl, wieder im Elternhaus zu wohnen. Ob das auf Dauer gut geht, kann ich jetzt noch nicht sagen. Vielleicht suche ich mir ja drüben im Neubaugebiet eine kleine Wohnung. Doch für den Moment ist es so in Ordnung und ich richte mich häuslich ein.

Am nächsten Tag sitze ich mit Vater im Familieneck. Er geht mit mir die Speisekarte durch und hat viele gute Tipps für mich parat. Einiges auf der Karte ist regionaltypisch, anderes dagegen habe ich bei verschiedenen Gelegenheiten schon in München gekocht. Kein Problem, denke ich, das schaffe ich mit links.

♡♡♡