Superfaktor Geld - Hartmut Michael Möltgen - E-Book

Superfaktor Geld E-Book

Hartmut Michael Möltgen

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Beschreibung

Studien zur Ungleichheit in der modernen Gesellschaft und die Kritik am Euro führen dazu, über den wahren Wert des Geldes nachzudenken. Ein neues Geldsystem wird gebraucht. Eines, das dem Volk gehört: Geld aus der Hand des Bürgers. Ein "sicheres" Geld und ein damit korrespondierendes Finanzsystem. Dazu die Stabilität, die mit der Einführung eines Grundgehaltes erreicht wird. Die Garantie, dass kein Bürger unter menschenunwürdigen Zuständen leben muss, hilft den Wohlstand für alle zu erreichen. Ohne einen derartigen sozialen Ansatz kann Demokratie langfristig nicht überleben. Sind ein freier Markt auf Dauer, nachhaltiges Wirtschaften und stete Wachstumsimpulse nicht möglich. Aber hat die Utopie einer neuen Wirklichkeit mit mehr Gerechtigkeit und mehr humanem Miteinander eine Chance?

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Inhaltsverzeichnis

Impressum 4

Vorwort 5

Einleitung 11

A. Neues versus altes Geldsystem 16

I. Geld und Geldsysteme 16

II. Klassifizierung nach Mayer 20

1. Aktiv- und Passivordnung 23

1.1 Die Aktivgeldordnung 24

1.2 Die Passivgeldordnung 25

III. Geldschöpfung, im Jetzt und Gestern! 28

IV. Die moderne Geldschöpfung 30

1. Aktivgeld 32

2. Passivgeld 39

3. Kryptogeld, eine Alternative? 42

V. Die Rolle der Notenbanken 45

VI. Sicheres Geld, ist das möglich? 51

1. Kredit und Sparkonten ohne Zins? 58

2. Eine Sicherheit vermittelnde Finanzkontrolle 64

VII. Das Sichere Geld und die Banken 68

1. Die Freie Bank als Zielvorhaben 73

2. Wie wird die neue Währung eingesetzt? 77

3. Konkret, die neue Sichere Währung 83

4. Ansparkreditvertrag und Überziehungskredit genauer betrachtet! 88

5. Der Kredit als Basis und Versprechen 90

VIII. Währung und Finanzkapital 92

1. Kapital und Vermögen 95

2. Kapital und Geld 98

3. Kapital und Investment 99

B. Steuerung und Kontrolle der Märkte 103

IX. Die Steuerung der Märkte und Finanzen 103

1. Die finanzielle Kontrolle über die Produktionsmittel 109

2. Das Werkzeug in der Hand der Beschäftigten 110

3. Werden Zahlungen effizient und kontrolliert abgewickelt? 112

4. Zinsfuß, Preisbildung und der Arbeitsmarkt 112

6. Wie werden Leistungen für die Gesellschaft rechtens entlohnt? 120

7. Gemeinschaftswährung und nationale Währungen 121

8. Wird leistungsgerecht entlohnt? 124

9. Ist der Finanzmarkt überhaupt kontrollierbar? 126

X. Die gesellschaftliche Kontrolle 130

1. Ungleichheiten und Ungleichgewicht! 134

2. Geldpolitik, Steuerung oder Bereicherung? 140

3. Sozialstaat und Grundeinkommen 151

4. Wohlstand im Alter für alle Bürger 155

5. Vergesellschaftung und Staatsplanung 156

6. Währungs- und Staatengemeinschaften 161

7. Globale Märkte und regionale Interessen (Der global agierende Konzern) 162

8. Gemeinschaften und ihr Vermögen 165

9. Steuerveranlagung: substanziell oder funktional? 170

XI. Die gemeinschaftliche Kontrolle 180

1. Rechtsformen der Vergemeinschaftung 183

2. Beispiel Sportverein und Religionsgemeinschaft 185

3. Lokale Märkte und die neue Geldwirtschaft 186

4. Beschäftigung für alle Bürger? 189

XII. Die private Kontrolle 192

1. Privatkapital und Steuergerechtigkeit 196

2. Grundeinkommen für alle Bürger! 201

3. Geld in privater Hand 206

XIII. Investitionen mit und ohne Kapital! 209

C. Rechtssicherheit – Hauptsystemstütze 211

XIV. Sicherheit und gerechte Verteilung 211

1. Wachstum in Freiheit und Sicherheit 214

2. Spieler, Zocker, Betrüger und der graue Geldmarkt 216

XV. Geldschöpfung, Verteilung und sichere Aufbewahrung! 221

1. Private Geldschöpfung kontra Zentralbankgeld 221

2. Die gerechte Verteilung der Erlöse! 224

3. Steuergerechtigkeit und Steuervereinfachung 226

XVI. Identität und Geld, Aktivatoren im Handlungsraum 230

1. Der rationale (physikalische) Zeitenraum 232

2. Der relationale Zeitenraum 235

3. Der emotionale Zeitenraum 239

4. Der Handlungsraum im Zeitgefüge 242

D. Die wachstumsfördernden Zusammenhänge 246

XVII. Das Zusammenwirken der Faktoren 246

1. Geregeltes Wachstum, mit und ohne Geld 247

2. Zerfall – Zerstörung – Wachstum 250

3. Störungen im Konzert der Faktoren 254

4. Gewinnsteuer, eine Steuer, die Wachstum nicht verhindert! 258

5. Wachstum auf den verschiedenen Ebenen 264

6. Modelle des Wirtschaftens 268

XVIII. Die digitale Zukunft? 276

1. Vollbeschäftigung als Ziel! 279

2. Investment heute und morgen 283

3. Wachstumsfaktoren im digitalen Zeitalter! 287

4. Statistik als Planungshilfe? 289

5. KI-Forschung und Industrie 4! 293

6. Modell und Paradigma 294

XIX. Nachhaltigkeit in der Finanzwirtschaft 297

1. Finanzkreislauf und Humanität 300

2. Der Kreislauf, Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften 303

3. Störende Einflüsse auf nachhaltige Finanzkreisläufe. 308

4. Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit! 312

Zusammenfassung 317

Nachwort 321

Literaturverzeichnis 336

Endnoten 341

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2021 novum publishing

ISBN Printausgabe: 978-3-903861-02-2

ISBN e-book: 978-3-903861-03-9

Lektorat: Dr. Annette Debold

Umschlagfotos: Anastasiya Mironova, Perfectvectors | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh

www.novumverlag.com

Vorwort

„Geld muss etwas Göttliches sein. Oder ist es doch eher etwas Dämonisches?“

(Oberhuber 2018)1

Für die Römer muss es wohl etwas Göttliches gewesen sein, hätten sie doch sonst nicht ihr Geld im Tempel geprägt, im Tempel der Juno, auch Moneta genannt. Die neu auftretenden monotheistischen Religionen zur Zeit der Römer waren da reservierter dem Geld gegenüber.2 Dennoch hat sich der Handel mit Geld sowohl in wie auch mit diesen Religionen immer weiter ausgebreitet und bestimmt inzwischen alle großen Volkswirtschaften.

Die Manager in den großen und kleinen Firmen streben nach Wachstum, die Firma soll jedes Jahr mit einem höheren Gewinn aufwarten als im Vorjahr, die Bilanzen sollen sich ausweiten, die Gelder, die fließen, immer höhere Gesamtsummen widerspiegeln.

Beim Wachstum stellt sich dabei nicht nur die Frage danach, wie viel Prozent Wachstum, in Geld ausgedrückt, wir erwarten, anstreben oder als real beschreiben können. Wir müssen uns auch fragen, wie Wachstum gemessen wird, wollen wir dies anschließend quantifiziert skalieren, um die Ergebnisse für gültige Prognosen und Planungen heranziehen zu können.

In meinem Buch „Dauerhaftes Wachstum“3 habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die allgemeine Angabe als eine in Prozent ausgedrückte Steigerung des BIP nicht hinreichend ist und zudem zu falschen Assoziationen führen kann. Vorgeschlagen wird meinerseits deshalb in der Alternative dazu ein Bezug zur Arbeitsleistung!

Wachstum als durch Geld, Arbeit und Wissen generierte Produktivitätssteigerung kann bei einer bestimmten festzulegenden Arbeitsleistung zu definierbaren Maßzahlen führen, die auch helfen können, die immer wieder auftretenden Probleme bei der Verteilung der wirtschaftlich eingefahrenen Gewinne einer Volkswirtschaft zu verstehen und den Gewinn gerecht zu verteilen. Wer weiter nach neuen Maßzahlen sucht, kann zum Beispiel auch die Arbeit von Samans heranziehen. Samans stellt dem BIP die alternative Maßzahl IDI gegenüber.

Beim IDI (Inclusive Development Index)4 werden nicht nur pekuniäre Daten mit in den Index einbezogen, wodurch er die Realität besser abbildet, dafür aber auch nicht so leicht zu bestimmen ist.

Abgesehen von dem Problem, wie Wachstum zu messen ist, müssen wir auch das Problem des relativen Wachstums im Auge behalten. Wenn von verschiedenen Autoren ein Wachstumswahn und sogar Wachstum grundsätzlich angegriffen wird, so bezieht sich dies in der Regel auf das in BIP gemessene Wachstum, nicht auf ein Wachstum durch Produktivitätssteigerung.5

Wird die Produktivität pro Person gesteigert, so kann dies durchaus bei einem gleichzeitigen Rückgang im Bevölkerungswachstum zu einer empfindlichen Einbuße im BIP führen, obwohl jeder weniger arbeiten muss, um seine Wünsche erfüllen zu können. Zudem ist Wachstum generell als punktuell zu betrachten, da Wachstum und Zerfall immer nebeneinander punktuell zugeordnet in bestimmten begrenzbaren Bereichen stattfinden.

Geld und Finanzkapital, das kann helfen wirtschaftliches Wachstum zu erzeugen und zu sichern. Geld ist zum Beispiel im Feldbereich des Finanzkapitals als Wachstumsfaktor in der Lage, die für ein Projekt notwendige Energie zu finanzieren und damit geordnete Strukturen, Ordnungskapital, aufzubauen. Man könnte darin auch die Umwandlung des Faktors Geld in den der Energie sehen, und damit den durch Geld erlangten Besitz von Energiereserven. Wie dies geschieht, geschehen könnte, oder sollte, das soll hier und in den geplanten Folgebänden mit den entsprechend zugeordneten Faktoren diskutiert werden, im vorliegenden 1. Band mit Geld und Finanzkapital, im 2. Band mit dem Wissen und dem Bildungskapital, im 3. Band mit der Arbeit und dem Humankapital, im 4. Band mit den immer notwendigen Ressourcen und dem entsprechenden Sachkapital sowie im 5. Band mit der Energie und dem Ordnungskapital, auch als negative Enthalpie darstellbar. Im 6. Band ist dann das Wachstum im Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren zu betrachten als im Spannungsfeld der relationalen Kreisläufe sich entwickelnd, sich in den wirtschaftlichen Zyklen widerspiegelnd.

Hinsichtlich der Begriffsklärung noch ein paar Worte zum Wachstum! Wir kennen Wachstum zunächst vor allem auch aus der Biologie, wenn auch sogar in der Kristallographie6 Wachstumsphänomene zu beobachten sind. Für Wachstumsprozesse in der Biologie ist es zudem typisch, dass unterschiedliche Stoffe das Wachstum initiieren und fördern können, die sogenannten Wachstumshormone. Hier sollen natürlich die wirtschaftlichen Wachstumsphänomene Thema sein. Dennoch sei die Frage erlaubt, was Wachstum vom Grundansatz her in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen ist und wodurch es angeregt wird. Wachstum ist nicht einfach die Vermehrung, die wir in der Tat beim Wachstum auch beobachten, es wird immer auch informationsgesteuert, zudem benötigen wir Energie und Ressourcen, wobei dies alles in einem zeitlichen Entwicklungsprozess verläuft, der neue Ordnungsstrukturen aufbaut. Die Informationssteuerung bedingt auch die Möglichkeit, dass externe Faktoren darauf einen Einfluss nehmen können. Möglich wird das nur, wenn Sensoren und Mediatoren wie Rezeptoren vermittelnd und interpretierend eingreifen. Geld ist dabei so etwas wie ein Mediator, der in unseren heutigen Wirtschaftssystemen kaum wegzudenken ist, wenn er auch nicht alleiniger Faktor für Wachstum und Wohlstand in unserer Gesellschaft und sogar nicht unbedingt ein notwendiger Faktor ist. Auch wenn Geld weder notwendig noch hinreichend für dauerhaftes Wachstum ist, so ist es doch extrem nützlich und hilfreich bei der Aufrechterhaltung unserer derzeitigen Wirtschaftssysteme und kaum noch wegzudenken. Im Gegensatz dazu sind Wissen und Information als essentiell notwendig einzustufen, da ohne Wissensgehalte und Information kein Wachstum möglich ist. Wachstum wird generell von 5 Faktoren bestimmt, von denen Geld nur einer ist. Informationen, Energie, Ressourcen und der Einsatz einer Arbeitsleistung müssen notwendig vorhanden sein. Wenn wir zur Erklärung wirtschaftlichen Wachstums zunächst den Faktor Geld näher betrachten, so sind die anderen Faktoren als in ausreichendem Maße vorhanden anzunehmen. Es handelt sich bei diesem Band um den ersten Band einer geplanten Reihe, weshalb das eine oder andere wichtige Hintergrundwissen angesprochen, aber nicht ausführlich aufgearbeitet wird. Vieles kann erst in den Folgebänden hinreichend dargestellt werden, die Zusammenhänge erst im letzten Band, in dem auch die Entstehung von Zyklen zu diskutieren ist. Welchen Anteil die 5 Faktoren des Wachstums an den beobachtbaren Zyklen haben, das zu wissen, wird vielleicht wichtig, um zu einem neuen Modell für wirtschaftliches Wachstum zu gelangen. Jeder Faktor bildet einen Grundansatz für kausale und korrelative Betrachtungen und zudem für die Untersuchung vernetzter Relationen wie zum Beispiel die Rückkopplung (auch als Regelkreis bekannt). Es sind dabei jeweils gesamtwirtschaftlich neue Gleichgewichtsplattformen zu betrachten. Die Gleichgewichte stabilisieren sich dabei über angesammelte faktorielle Kräfte. Im 1. Band soll nun der Faktor Geld mit dem dazugehörigen Finanzkapital ins Visier genommen werden, wenn auch dies genau der Faktor ist, der nicht essentiell notwendig und in gewisser Hinsicht sogar arbiträr ist! Geld kann das Fehlen anderer faktorieller Kräfte in begrenztem Umfang ausgleichen, dennoch ist bei der Betrachtung der einzelnen Faktoren davon auszugehen, dass die restlichen 4 Faktoren in ausreichendem Maße einwirken können! Die interfaktoriellen Wechselwirkungen, immer auch mitgedacht, sind erst später hinreichend begründbar aufzuarbeiten. Dabei kann auch erst der zeitliche Ablauf voll in seiner eigenen Dynamik mitberücksichtigt werden, ersichtlich im Aufschwung und im Abschwung, sie sind dabei die Konterparts zum Wachstum und dem Zerfall einer speziellen Form von Aufbau und Destruktion geordneter Strukturen. Aufgrund welcher Bedingungen sich die Zyklen im zeitlichen Ablauf und in den Ausschlägen verändern, verändern müssen, auch das kann hier nicht thematisiert werden.

So wie der Abschwung mit Zerfall und Destruktion die Entropie erhöht, so wird durch einen Aufschwung mit Wachstum und Aufbau neuer Ordnungen die Entropie herabgesetzt. Eine zentrale Bedeutung kommt bei alledem der Information zu, als Innovation, im Bauplan, im Businessplan und in der Tendenz auch in zufälligen Mustern, die in geordnete Strukturen eingebaut werden können. Im letzten Band wird auch der Raum bleiben, um Wachstum als allumfassendes Phänomen, ausgehend von den Wachstumsphänomenen in der Natur bis hin zu den volkswirtschaftlichen Wachstumsphänomenen, auf Vergleichbares hin abzuklopfen, vielleicht auch um im Einzelfall die Natur zum Vorbild zu nehmen, so wie dies generell das Ziel der Bionik ist, bislang leider nur als Anwendung in der Technik genutzt.

Geld ist der Faktor, der bei natürlichen Wachstumsprozessen nur eine marginale Rolle spielt, wenn überhaupt, weil er selbst seine Existenz nur der gesellschaftlichen Übereinkunft verdankt. Hinzu kommt, dass die Kommerzialisierung der Wirtschaft durch den Faktor Geld eine Verschiebung von lebenswerten zu geldwerten Interaktionen mit sich bringt und insofern nicht gleichzusetzen ist mit der Tendenz zu höheren Lebensqualitäten. Ein höherer Wohlstand kann der höheren Diversifikation und der Unterstützung dieser durch den Beschleuniger Geld beim Austausch von Gütern oder auch bei der Bereitstellung von Dienstleistungen geschuldet sein. Insofern kann man sagen, gäbe es Geld noch nicht, so müsste man es schnellstens erfinden, hätte dann auch die Chance, all die Fehler bei der Konstruktion des Geldes, die es noch immer belasten, von Beginn an auszuschließen.

Da Geld, wenn auch nicht von sich aus, sondern aufgrund der Konvention vielseitig und variabel einsetzbar ist, kann es leicht gehortet angesammelt werden. Das angesammelte Geld ist auch als Kapital bekannt, genauer hier als Finanzkapital.

Kapital kann als Vermögen sehr unterschiedliche Formen der Existenz annehmen, weshalb wir auch nicht einfach nur von dem Kapital sprechen, es kann umgewandelt werden, vergleichbar den unterschiedlichen Formen der Energie, die ja auch ineinander umgewandelt werden können. So wie man elektrische Energie in kinetische Energie umwandeln kann, so kann man auch Finanzkapital in Sachkapital, Bildungskapital, Humankapital oder Ordnungskapital umwandeln, wenn passende miteinander agierbare Strukturen und Energien aufeinandertreffen. Interagierbare Strukturen wie die Hormone in organischen Systemen gibt es vielleicht nicht nur in der Biologie.7In den hier anzusprechenden wirtschaftlichen Zusammenhängen wird der entsprechende steuerbare Entwicklungsprozess vor allem durch Arbeit und Geld mitbestimmt. Ob in den hier zu bearbeitenden wirtschaftlichen Zusammenhängen interagierende Strukturen aufzufinden sind, die mit denen in der Biologie vergleichbar sind, das sei hier nur als Frage in den Raum gestellt. Der Fokus sei zunächst auf die Interaktion zwischen dem einzelnen Faktor in unseren Volkswirtschaften, hier Geld, und dem Wachstum in einer abgrenzbaren wirtschaftlichen Struktur gerichtet. Vorab gilt es klar zu unterscheiden zwischen natürlichen Faktoren und arbiträren Faktoren. Geld ist wie gesagt kein natürlicher Faktor, weil er im Gegensatz zu anderen Faktoren keine Rolle bei Wachstumsphänomenen in der vom Menschen nicht gesteuerten Natur spielt, also bei Phänomenen, auf die Menschen keinen Einfluss ausüben. Genau deshalb soll er als erster Faktor auf seine Bedeutung für wirtschaftliche Wachstumsphänomene hin untersucht werden!

1Einleitung zum Artikel „Das Geld hat viele Namen“ (Oberhuber, 2018).

2Alle bekannten Hochkulturen arbeiten oder arbeiteten mit Geld in der einen oder anderen Weise. Auf dem Kapitol, am Tempel der Juno, mit Beinamen Moneta, befand sich die erste Münzprägestätte Roms. Dies war wohl auch der Ursprung des Geldhandels mit Geld im Tempel und dessen Ausbreitung im Orient zu Zeiten der ersten Christen und führte dazu, dass Jesus laut der Bibel diese Wucherer aus dem Tempel vertreiben wollte. Dabei spricht Jesus auch vom Mammon, und zwar in der aramäischen Bedeutung des unredlich erworbenen Gewinns als der Jagd nach dem Vermögen anderer ohne Rücksicht auf Verluste, wenn er davon spricht, dass man nicht Gott und dem Mammon gleichzeitig dienen kann. Geld wird damit nicht als solches verdammt, ist aber schon immer ein Problem für Strenggläubige in allen Religionen, muss man doch die durch Geld ausgelöste Gier verdammen, obwohl man andererseits gerne Geld annimmt und auch damit arbeitet, soweit damit der Warencharakter von Geld und Vermögen im reinen Tauschgeschäft angesprochen wird. Geld als Äquivalent für eine Arbeitsleistung wird dabei nur nachrangig berücksichtigt. Die Wachstumsförderung durch Geld wird daher in der Regel nur eindimensional betrachtet. Geld und wirtschaftliches Wachstum sind aber immer in ihrem mehrdimensionalen Kontext zu sehen, will man sich ein einigermaßen abgerundetes Bild machen.

3Auf der Buchmesse in Frankfurt präsentiert (Möltgen, H.M.,Dauerhaftes Wachstum, 2017)!

4Richard Samans (Samans, 2018) geht von der Frage aus: „Can we expect stronger growth to reduce the social frustration about rising inequality and economic insecurity?” Wenn man dem sozioökonomischen Fortschritt ein höheres Gewicht zuerkennt, dann muss sich dies auch in dem Index widerspiegeln, mit dem wir Wachstum beschreiben.

5Richtig ist, dass Wachstum nicht das einzige und auch nicht das wichtigste Ziel einer Volkswirtschaft sein sollte, erst recht nicht, wenn dies allein auf das BIP bezogen wird. Wachstum darf aber auch nicht generell verteufelt werden, denn ohne Wachstum würde der Zerfall schnell alles zerstören, ohne dass die notwendigen neuen Strukturen aufgebaut werden und damit der ökonomische Kreislauf erhalten bleibt.

6Kleber, Will 1978. Einführung in die Kristallographie von Will Kleber et al. (2010 in der 19. Auflage erschienen; mein Exemplar, ca.1978 in Ostberlin gekauft, ist leider nicht mehr aufzufinden.

7Grüne Pflanzen wachsen, wie allgemein bekannt, zum Licht hin. Daran sind lichtempfindliche Stoffe beteiligt, die entweder direkt oder vermittelst anderer Stoffe das Wachstum befördern, die Wachstumshormone. Dekapitieren wir einen Spross im oberen Bereich mit noch intakten wachstumsaktiven Zellen und bestreichen nur die rechte Hälfte mit Auxin, so wächst die Pflanze anschließend nach rechts, so als ob von dort das Licht hereinscheint.

A. Neues versus altes Geldsystem

I. Geld und Geldsysteme

„It is an old and tempting trap the belief that only the strong arm and single mind of ‘Despotic Power’ can really generate loyalty in politics and credibility in finance.”

(Felix Martin: Money, S. 182, 2015)24

Ob wir nun Geld auffassen als reines Tauschmittel oder als Kreditgeld, es entwickelt sich immer ein Geldsystem heraus, das durch den Gebrauch und die Entstehung von Geld zu charakterisieren ist. Eucken25differenziert die klassische Auffassung, dass Geld entweder reines Tauschmittel oder Kreditgeld sei, indem er mit der Lieferung einer Ware das für die Ware gezahlte Geld als Schuldschein auffasst und dies dem Tausch gegenüberstellt, wodurch Geld zur Ware wird oder auch zu dem durch Kredit geschaffenen Geld. Mayer26 fasst die Geldordnung Euckens dementsprechend zu drei Punkten zusammen: 1. Geld wird beim Tausch zur Ware, 2. Geld entsteht bei der Lieferung als Schuldschein, und 3. Geld wird durch den Kreditgeber geschaffen. Damit werden wesentliche Punkte eines Geldsystems aufgezeigt: 1. Es muss einen definierten Entstehungsprozess für Geld geben, und es muss 2. einen allgemein akzeptierten Gebrauch des Geldes geben.27

Unabhängig von dieser systematischen Unterteilung kann man sich die Frage stellen, wie Geld entstanden ist, ob als Tauschmittel oder als Schuldanerkennung.28

Damit werden noch nicht die Kraftpole erfasst, von denen die systembestimmenden Kräfte ausstrahlen. Einer der Machtzentren, die einen Kraftpol bilden, ist die staatliche Macht, die ein entsprechendes Geld in Umlauf bringen kann. Andere Machtzentren bilden die privaten wirtschaftlichen Kräfte, die anfänglich nur zögerlich, inzwischen aber immer stärker mit eigenen Geldschöpfungen in den Markt drängen. Es stellt sich die Frage, ob der Bürger sich so sein Geld zurückholen kann, ein Geld, das doch letztlich seine Arbeitskraft repräsentiert.

Kommen wir zurück zu der Frage, was Geld denn nun sei: Nach Eucken, von dem Mayer29 seine Klassifizierung ableitet, sind alle existierenden Geldsysteme Mischsysteme aus Warengeld, staatlichem Schuldgeld und einer Art von privatem Kreditgeld.

Mayer vereinfacht das Ganze noch, indem er in Anlehnung an die Bilanzierungsregeln nur noch zwischen Aktivgeld und Passivgeld unterscheidet. Danach kann man dann bei den unterschiedlichen Geldsystemen unterscheiden zwischen Aktivgeldsystemen und Passivgeldsystemen.

Historisch betrachtet hat Geld zunächst als Aktivgeld das Licht der Welt erblickt. So wie Ländereien als Lehen für erworbene Verdienste bei vorangegangenen Feldzügen vergeben wurden, so wurde Geld für die Dienstleistung am Hofe und auch für gelieferte Waren der Bürger hergegeben und damit für die Hand des Bürgers Aktivgeld geschaffen. Passivgeld hingegen betrat vor allem mit der Schaffung von Wechselstuben und Banken, insbesondere auch Notenbanken die Bühne. Dabei wird in der letzten historischen Phase von den Notenbanken Geld an die zugelassenen Geschäftsbanken als Kredit herausgegeben. Damit haben wir auch bereits 2 der 4 Positionen im Aktiv-Passiv-Geldsystem herausgestellt. Mayer zeigt in seiner Tabelle neben dem Aktivgeld und dem Notenbankgeld aber auch noch das Warengeld und das Giralgeld auf.30

Warengeld ist dabei eindeutig privater Natur und bei genauerem Hinsehen wird man auch erkennen, dass ebenfalls Giralgeld privater Natur ist. Reines Aktivgeld und Zentralbankgeld sind hingegen staatlicher Natur. Fassen wir nun die historische Entwicklung in den Geldmarktsystemen als evolutive Entwicklung auf, so kann man eine Abfolge festhalten, die bei dem Warengeld in einfachen Tauschgesellschaften beginnt und in der 2. Etappe über Aktivgeld der Herrschenden als Zahlungsmittel dann in der folgenden 3. Etappe als Notenbankgeld das Licht der Welt erblickt, um in der 4. Etappe zum Schluss als Giralgeld, ein privat geschaffenes Geld, den Markt zu beherrschen. Auch wenn der Handel mit Geld einmal ein solcher mit Warengeld war, so ist dies nicht ein Beweis dafür, dass der Tauschhandel der Beginn des Handels und des Geldes an sich ist. Geld kann auch als Ersatz für Waren eine Opfergabe sein und zur Ablösung einer Schuld eingesetzt werden und wurde auch unter anderem genauso eingesetzt.

Wenn Thomas Mayer nun als Neue Geldordnung eine Aktivgeldordnung fordert, so ist dies aus der Sicht der Evolution ein Rückschritt, wenn auch die Analysen von Mayer selbst sehr brillant sind und im Einzelnen neue Erkenntnisse zu Tage fördern, die seine Bevorzugung der Aktivgeldordnung durchaus verständlich machen. Der aktuelle Stand mit einem Mischsystem aus vor allem staatlichen und privaten Passivordnungen ist sicherlich nicht die beste aller vorstellbaren Ordnungen, der Rückschritt zur Aktivgeldordnung aber auch nicht, vielmehr sollten wir der Evolution bis hin zum letzten Schritt folgen und die Hilfestellungen geben, die es braucht, um die letzte Stufe einer reinen privaten Passivgeldordnung zu erreichen. Zur Vermeidung von Missverständnissen sei darauf hingewiesen, dass auch dann, wenn am Ende einer evolutionären Entwicklung das private Passivgeldsystem steht, andere Systeme sich daneben noch halten werden. Private Kredite hat es sicherlich auch schon zu Zeiten der Babylonier gegeben, jedoch gab es noch kein Bankensystem im heutigen Sinne. Selbst die Wechselstuben, die bis in die Zeit des römischen Imperiums teils nur als Tisch im Tempelbezirk existierten, waren noch keine Banken im heutigen Sinn, wenn auch als Vorläufer einzustufen. Die Gründung der Bank of England im 17. Jahrhundert stellt da einen Quantensprung hinsichtlich der Auffassung über Geld dar, an der John Locke nach Martin31 einen durchaus beachtlichen Anteil hatte. Der zu erhoffende nächste Schritt im 21. und im 22. Jahrhundert könnte eine Art Paradigmenwechsel sein, hin zu einer Entnationalisierung der bisherigen Geldschöpfung durch die neue Geldschöpfung Freier Banken und privater Geldinstitute als private international agierende Finanzinstitute mit vertraglicher Absicherung der Kundengelder!32

II. Klassifizierung nach Mayer

„Aktivgeld ist mit dem Vertrauen der Nutzer ausgestattet, dass es von anderen Nutzern als Tauschmittel akzeptiert wird. Passivgeld ist dagegen ein Finanzinstrument, das den Charakter eines Schuld- oder Eigenkapitalmittels annehmen kann.“

(Thomas Mayer: Die neue Ordnung des Geldes, S. 25–26, 2014)33

Thomas Mayer unterscheidet wie bereits angesprochen zwischen der Aktivgeldordnung und der Passivgeldordnung. Dabei zählen zur Aktivgeldordnung das Warengeld und das Aktivgeld. Im Gegensatz dazu führt Mayer unter der Passivgeldordnung das Giralgeld und das staatliche Zentralbankgeld an.

Nehmen wir die von Mayer erstellte Tabelle34 und betrachten das Ganze hinsichtlich der darin aufgeführten vier Felder: Der Aktivgeldordnung in der ersten Spalte ordnet er zwei Felder zu: 1. das Warengeld und 2. das Aktivgeld. In der 2. Spalte ordnet er 2 weitere Felder unter der Passivgeldordnung ein: 3. das Giralgeld und 4. das staatliche Zentralbankgeld. Damit stehen Position 1. und 3. in einer Reihe, also Warengeld und Giralgeld. Aktivgeld und Zentralbankgeld befinden sich in der darunter angeordneten Zeile. Warengeld und Giralgeld betonen den privaten Ursprung bei der Geldschöpfung, Aktivgeld (2) und Zentralbankgeld (4) die staatliche Hand bei der Geldschöpfung. Dabei kann man wie schon angesprochen mit der folgenden Reihenfolge die phylogenetischen Stadien in der Entwicklung hin zu einer modernen Geldwirtschaft beschreiben:

A: Waren wurden schon getauscht, bevor es das Geld gab, mit dem der Tausch dann allerdings einfacher wurde. Vor der Einführung des Geldes wurde unter anderem Gold als Tauschäquivalent eingesetzt, Gold als abwägbares Edelmetall, und dann davon abgeleitet Geld eingeführt als Zwischenschritt im Tauschhandel bzw. Ersatz für die Ware zur Tilgung von Schuld und Sühne.

B: Danach kommen wir zum Aktivgeld, indem ein Herrscher aus dem Tauschmittel Gold, das noch als Ware gehandelt wurde, vermittels einer Prägung abzählbare Münzen formte und damit das Aktivgeld geschaffen war.

C: Viel später erst wurden die Notenbanken gegründet, die den Übergang vom Aktivgeld zum staatlichen Zentralbankgeld als Kreditgeld in die Wege leiteten.35 Die Bank von England sah sich im Laufe des 17. Jahrhunderts genötigt Papiergeld einzuführen, um das Einschmelzen von Münzen zu unterbinden, weil vielfach der Metallwert höher war als der Münzwert.36

D: Erst im vergangenen Jahrhundert entwickelte sich die Loslösung des Kreditgeldes von den staatlichen Institutionen, ohne sich bis heute je voll davon gelöst zu haben, es entstand das Giralgeld.

E: Deshalb sollte der letzte Schritt die totale Loslösung der privaten Kreditgeldschöpfung von staatlichen Vorgaben innerhalb eines gesetzlich geregelten Geldsystems möglichst umgehend umgesetzt werden, womit die vier Felder dann nachhaltig aufgelöst werden, indem sie in eine Wachstumsspirale eintauchen. Die optische Klärung soll hier durch eine tabellarische Listung der Entwicklungsreihe als Graphikersatz dargestellt werden. Die Felder folgen in einer Spirale aufeinander, mit dem Feld 1 in der Urzeit beginnend und mit dem Feld 4 in der Jetztzeit endend.

Feld 1: Die Ware zur Begleichung von Schulden!

Feld 2: Die Münze zur Begleichung der Schuld!

Feld 3: Papiergeld zur Auflösung von Schuldverhältnissen!

Feld 4: Die Kreditkarte (das Handy) zum Ausgleich von Schulden!

Im heutigen System existieren die 4 Felder noch nebeneinander, die Ware als Tauschobjekt und Objekt zur Begleichung von Schulden, die Münze als Teil eines überkommenen Aktivgeldsystems und das Papiergel als Teil eines Aktivgeldsystems und als konvertibler Kreditschein im Passivgeldsystem, sowie Kreditkarte und Handy im Übergang zum rein kreditorientierten Passivgeldsystem!

Verfolgt man den historischen Ablauf in der vorab dargelegten Weise, so sollte zum Schluss der historischen Entwicklung das gesetzlich abgesicherte Passivgeldsystem in privater Verwaltung stehen. Dabei ist nun nicht davon auszugehen, dass die anderen Geldsysteme verschwinden, es handelt sich lediglich um einen evolutionären Endstand, der nicht ohne die Vorläufer existiert, diese auch nicht gänzlich aus dem Weg räumen muss. Allein schon die Tatsache, dass ein Warengeld nach wie vor immer noch existiert, und zwar ausgehend von der „Primitivkultur“ bis hin zu den ausgefeiltesten Formen der modernen Zivilisation beim privaten Tausch unter Freunden. Auch ist die Entstehung des Passivgeldes nicht mit der Entstehung von Schuldverhältnissen gleichzusetzen. Die Schuld im bürgerlich-rechtlichen Sinn und vorab auch schon im sakralen Sinn gibt es wahrscheinlich bereits, seitdem der Homo sapiens die Weltbühne betreten hat. Das Passivgeldsystem entsteht erst mit den Banken und dem Notenbankkredit, der die Geschäftsbanken im Geschirr der geregelten Geldschöpfung am Zügel hält. Die zunächst mit den Geldreserven straff gehaltenen Zügel wurden mit der Rücknahme einer Golddeckung stark gelockert. Für die völlige Freigabe der Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken fehlt es noch an Regeln, die eine grenzenlose Schaffung von neuem Geld verhindern können. Erst entsprechende Regeln können die notwendige Begrenzung der Kreditaufnahme garantieren. Wenn bei wegfallenden Zinsen auch noch die Anforderungen an die Absicherung nicht hinreichend sind, wird es schwierig, eine Begrenzung der Kreditaufnahme durchzuführen.

1. Aktiv- und Passivordnung

Nehmen wir den Tauschhandel mit Gold, so ist dies ein Aktiv-Aktiv-Tausch, wird doch eine Ware auf der Aktivseite gegen eine andere Ware aus den Aktiva eingetauscht. Dies gilt auch noch, nachdem die Münzprägung aus der abwägbaren Ware „Gold“ eine abzählbare Ware „Geld“ gemacht hat. Selbst in der rein goldgedeckten Papierwährung konnte man noch von einer Warenwährung sprechen, soweit man jederzeit diese Banknoten gegen Gold eintauschen konnte. Wie die Währungen in den Zeiten der Teildeckung einzuordnen sind, das wird dann schon etwas komplexer und damit schwieriger in der rechten Einordnung.

In jedem Fall geht man bei der Aktivgeldordnung von vorhandenen Werten aus und nicht davon, diese Werte erst zu schaffen. Neben vorhandenen Sachwerten kann aber auch ein nicht sachbezogenes, sondern rein auf Konventionen aufbauendes und durch Zusagen abgesichertes Geld im Aktivum verbucht werden. Wird Geld von einer staatlichen Institution zur Verfügung gestellt, ohne dies mit einem Kreditvertrag abzusichern, so kann dies funktionieren, wenn jedem Bürger die gleiche Geldmenge zugesprochen wird oder aber Leistungen für den Staat mit Geld entlohnt werden, das zu diesem Zweck ohne Kreditvertrag geschaffen wird. Aber Achtung, auch wenn jeder bei einer Geldreform die gleiche Geldmenge erhält, so sind die Startbedingungen dennoch bei weitem nicht für alle die gleichen, eher schon bei gleicher Bezahlung für vergleichbare Leistung. Vorhandene Sachwerte und generell nichtpekuniäres Kapital kann leicht in Finanzkapital umgewandelt werden, so dass die Gleichgewichte sich bei einer Währungsreform bereits innerhalb weniger Tage erheblich verschieben können und schnell auch die neuen Millionäre in den neuen Währungen auszumachen sind. Aktivgeld ist auch das Gold oder generell Edelmetall, wenn es als Zahlungsmittel und zur Aufbewahrung von Ansprüchen aus jeder Art von Rechtsgeschäften eingesetzt wird.

Alles über Kredite geschaffene Geld ist hingegen Passivgeld und begründet die Passivgeldordnung, doch betrachten wir zunächst die Aktivgeldordnung näher.

1.1 Die Aktivgeldordnung

Bewegen wir uns in der Historie zurück zu den Anfängen der Geldordnungen, zu den ersten Geldschöpfungen, so tauchen wir ein in einen Kosmos der Tauschgeschäfte und Warenwährungen. Der einfache Tauschhandel bewegte sich zunächst sicherlich voll in der privaten Verantwortung von Privatpersonen, dies auch noch, nachdem es sich einbürgerte, die Waren nicht mehr direkt einzutauschen, sondern wertvolle Edelmetalle als Zwischenstufe beim Tausch einzusetzen. Die Ware Gold wurde schließlich zur besseren Handhabung in leicht abzuzählende Goldstücke mit Prägung umgewandelt. Geld aber ist an sich dennoch keine Ware, sondern eine gesellschaftliche Konvention, und somit eine soziale Errungenschaft.37

Die gesellschaftliche Konvention kann von einem Herrscher für seinen Einflussbereich durchgesetzt werden, kann aber auch in einem kleineren Rahmen durch aktive Gruppierungen durchgesetzt werden wie bei dem Freigeld in dem Modellexperiment „Wörgl“.38 Eine kurze, aber das Wesentliche herausarbeitende Beschreibung findet sich bei Kennedy, die auch andere vergleichbare Experimente und Ansätze beschreibt.

Dabei sind die unterschiedlichen Ansätze einer neuen Geldordnung bei Kennedy alle einer Aktivgeldordnung zuzuschreiben, worin auch die historische Tragödie versteckt ist. Kennedy hielt wahrscheinlich die kreditbasierte Passivgeldordnung auch nur deshalb für nicht vertretbar, weil für sie damit unumstößlich der Zins und Zinseszins verbunden war. Sollte es jedoch möglich sein, die Zinsgeschäfte aus der Passivgeldordnung herauszuhalten, so könnte ich mir auch bei Kennedy39eine Meinungsänderung durchaus vorstellen, so dass sie eine auf dem zinslosen Kredit aufbauende Passivgeldordnung willkommen heißen könnte. Die von Kennedy angeführten Ersten Experimente40 passen allerdings eindeutig in die Aktivgeldordnung. Dennoch soll hier in diesen Ansätzen auch die mögliche Wende zu einer Passivgeldordnung nicht ausgeschlossen werden.

1.2 Die Passivgeldordnung

Beim Aktivgeld geht es immer um Institutionen, die gemäß ihrer Machtposition in der Lage sind, eine Art Freigeld in der Sprache von Gesell, oder in der Diktion des 21. Jahrhunderts ein Helikoptergeld, in Umlauf zu bringen oder einen bürokratischen Apparat mit dem notwendigen Geld zu versorgen. Nur aufgrund der besonderen Machtposition der Geldgeber kann sich dieses Geld der Akzeptanz der Bürger in ihrer Region gewiss sein. Das Passivgeld hingegen gewinnt seine Akzeptanz in erster Linie durch den zugrundeliegenden Kreditvertrag und wird heutzutage durch die Geschäftsbanken geschaffen, indem Privatkredite ohne oder mit den unterschiedlichsten Absicherungen vertraglich festgelegt ein Geld schaffen, das durch die Laufzeit der Kredite ein zeitlich beschränktes Leben mit auf den Weg bekommt. Durch die partielle Rückbindung an die Notenbanken und die fraktionelle Reservehaltung beim Abschluss von privaten Krediten wird allerdings dieses private Kreditgeschäft in dem rein privaten Charakter gestört und verwässert.41 Zum einen wird über die Absicherung durch die Zentralbank die Privatheit verwässert, zum anderen führt die Abspaltung von 1 % der Kreditsumme dazu, dass das so erzeugte Geld mit jeder Kreditrunde an Wert verliert. Dieser Verlust ist dem Verlust durch Inflation noch hinzuzurechnen, so dass mit einem Verlust von mindestens 2,5 % pro Jahr zu rechnen ist, legt man eine Inflation von bis zu 2 % zugrunde. Will man ein stabiles Geldsystem, sollten diese Verluste ausgeschlossen werden. Wie aber kann man diese Verluste minimieren bzw. ausschließen? Die fraktionale Reservehaltung42 kann man per Gesetz verbieten, wie das im Römischen Recht der Fall war. Eine Inflation kann man hingegen weder per Gesetz noch durch die Aktivitäten der Notenbank grundsätzlich verhindern. Wohl aber kann man bezogen auf die tatsächlich aufgewendeten Arbeitszeiten an Preisbildungsgrenzen denken oder aber gleich die aufgewendete Arbeitszeit zum Äquivalent für den Geldwert heranziehen.

Ein Problem beim Passivgeld wird von Mayer richtig aufgearbeitet. Passivgeld bedarf stets Sicherheiten oder Sicherheitsgeber, wobei oft der Staat als letzter Sicherheitsgeber ins Spiel gebracht wird. Dadurch wird die Auffassung in den Raum gestellt und bestärkt, dass eine Passivgeldordnung nur funktionieren kann, wenn sie auf staatliche Absicherungen baut. Diese staatliche Absicherung aber lehnt Thomas Mayer zu Recht ab. Ersetzen wir nun die staatliche Absicherung durch eine äquivalente private Absicherung, so erscheint die Passivgeldordnung in einem neuen anderen Licht. So auch nur ist die totale Abkopplung vom staatlichen System möglich. Eine private Institution kann zwar Geld auf den Markt bringen, als Aktivgeld aber immer nur in einem beschränkten Gültigkeitsbereich oder in der Abhängigkeit von anderen Währungen, insofern handelt es sich dabei um nicht frei konvertierbare Währungen oder um sogenannte Kryptowährungen.43 Wird das Aktivgeld hingegen von staatlichen Institutionen herausgegeben, so führt dies zu einer klaren Abhängigkeit von diesen Institutionen, schließlich können auch Geschenke unerwünschte Abhängigkeiten erzeugen.

Auf den Punkt gebracht, Helikoptergeld von staatlicher Seite kann den Geldbedarf einer Wirtschaftsregion befriedigen, aber niemals den Geldbedarf der Weltwirtschaft als Ganzes, es wird immer einer bestimmten Region und deren Machtstruktur staatlicher Art verbunden bleiben. Damit ist das Geld nicht wirklich sicher, Währungsreformen aufgrund von Wertverlusten bereits vorprogrammiert und dadurch das Geld keineswegs stabil und nachhaltig gesichert.

III. Geldschöpfung, im Jetzt und Gestern!

„Denn in jedem Land der Welt, glaube ich, haben Habgier und Unrecht der Fürsten und souveränen Staaten, die das Vertrauen ihrer Untertanen missbrauchten, die tatsächliche Menge des ursprünglich in ihren Münzen enthaltenen Metalls schrittweise verringert.“

(Adam Smith, 1776)44

Geld existiert heutzutage als bargeldloses Geld in den Computern der Banken, aber auch als Münzgeld und als Papiergeld. Vorläufer waren mitunter Riesensteine, Muscheln und andere seltene und weniger seltene Naturprodukte.

Aus der Historie kennt man Münzen aus fast jeder Epoche der überlieferten Geschichte. Nicht in allen Kulturen waren es Edelmetalle, die als Zahlungsmittel dienten; ethnologische Studien zeigen, dass sogar Steine und Muscheln wie unser heutiges Geld eingesetzt wurden. Daraus wird ersichtlich, dass nicht der Wert des Tauschmittels entscheidend ist, sondern der Tauschwert, der ihm zugeschrieben wird. Ob Stein, Edelmetall, Muschel oder speziell präpariertes Papier mit offiziellem Aufdruck, es muss immer eine gesellschaftliche Vereinbarung geben, die dem Tauschmittel einen Wert zuweist. Krösus war der Erste, der Goldmünzen prägen ließ und damit seinen unermesslichen Reichtum begründete. Mit der Goldmünze hatte man einen Tauschwert in der Hand, der sich schnell durch Abzählen für den Erwerb der unterschiedlichen Güter mit unterschiedlichen Wertbemessungen einsetzen ließ. Dieses Geld wurde quasi aus dem Nichts heraus geschaffen, auch wenn der Gehalt an Edelmetall einen gewissen Sachwert mit sich führte. Vereinfacht könnte man sagen, dass hier Aktivgeld, aus dem Nichts heraus geschaffen wurde, quasi aufgrund der Autorität des Herrschers entstand. Nur aufgrund einer Vertrauensbasis zwischen dem Schöpfer des Geldes und dem Kunden, der das Geld benutzt, erhält dieses Geld seinen Wert. Ein zweiter Strang, aus dem heraus Geld entsteht, ist die Schuld, die in der Historie festzuhalten war, damit die Rückzahlung garantiert werden konnte. Geld ist in diesem Zusammenhang eher ein Gegenstand, der dazu da ist, die Erinnerung wachzuhalten, eine Marke in der Buchführung. Da dieses Geld nicht aktiv vorgelegt wird, sondern nur in den Büchern steht, also passiv nur vorliegt, und zwar als nicht aktiviertes Buchgeld, spricht man hier auch von Passivgeld.

Das Passivgeld erhält seinen Wert durch das Vertrauen in den durchsetzbaren Vertragstext eines Kredits. Geld wächst nicht und ist auch nicht im Boden zu finden, es ist das Produkt einer gesellschaftlichen Konvention. Die entsprechenden Konventionen sind vornehmlich tradiert und werden in der Regel hinter verschlossenen Türen von Zeit zu Zeit neu ausgehandelt, wobei selbst in unseren westlichen Demokratien die Finanzwirtschaft sich nur ungern in die Karten schauen lässt, die verantwortlichen Protagonisten im besten Fall gute akademische Abschlüsse vorweisen können, aber keine demokratische Legitimation. Darin verborgen liegt das zentrale Problem unserer derzeitigen Geldwirtschaft, die weder eine reine Aktivgeldordnung darstellt noch eine reine Passivgeldordnung, noch eine Legitimation besitzt. Da die Geldschöpfung sowohl mit staatlichen wie auch privaten Einflüssen rechnen muss und zudem noch sowohl die Züge einer Aktivgeldordnung wie auch die einer Passivgeldordnung trägt, sind die komplex miteinander verwobenen Stränge nur schwer auseinanderzuhalten. Sowohl eine klare Aktivgeldordnung wie auch eine klare Passivgeldordnung wären im Sinne einer bürgernahen Transparenz dem derzeitigen System vorzuziehen.

IV. Die moderne Geldschöpfung

„Das steigende Unbehagen über den Zustand der bestehenden Währungsordnung lässt sich an grundlegender Kritik ablesen. Sie richtet sich nicht nur gegen die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, der mit verdeckter Staatsfinanzierung und der schleichenden Ausweitung ihrer Kompetenz eine Selbstermächtigung vorgeworfen wird, sondern auch generell gegen das Geld und unser jetziges Finanzsystem!“

(Kowalski, 2018)45

Wir leben im 21. Jahrhundert in einer Zeit, in der Geld zu Recht oder auch nicht jeden Bezug zu Substanzwerten zu verlieren droht.46 Die Digitalisierung hat schon weitgehend das Bargeld verdrängt, doch wie entsteht denn nun Geld überhaupt und ist die rein digitale Währung die Zukunft? Vielleicht ist die rein digitale Währung auch nur die Zukunft, weil sie einfacher herzustellen ist, benötigt man doch keine Geldpressen und keine Münzprägestellen mehr. Unabhängig von den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung sollten wir zunächst die aus der Zeit goldgedeckter Währungen überkommenen Verfahren der Geldschöpfung unter die Lupe nehmen. Lange Jahre vermittelte das von der Bundesbank herausgegebene Schülerbuch „Geld und Geldpolitik“ das Bild einer kontrollierten Geldschöpfung mittels Multiplikator, der diese begrenzen kann und damit für eine stabile Währung sorgt!47 Die Reservehaltung von 2 % sollte danach mit dem Multiplikator 50 die Kreditvergabe durch die Geschäftsbanken kontrollieren und auf das 50fache der Reservehaltung begrenzen.48Inzwischen hat sich aus der Erfahrung heraus die Einsicht durchgesetzt, dass dies keine Garantie für eine Begrenzung der Kreditvergabe ist. Selbst die aktuellen Minuszinsen von 4 % auf Zentralbankeinlagen haben keine wirklich bremsende Wirkung auf die Kreditvergabe. Die jedem zur Verfügung stehende Lebensarbeitszeit ist da bei dem hier angedachten sicheren Geld NIM oder Moneta schon eher eine ernst zu nehmende Begrenzung für die Kreditaufnahme. Die Kreditvergabe im derzeitigen klassischen Kreditgeschäft wird da eher noch durch immer steigende Erfordernisse an die Eigenkapitalisierung der Banken eingeschränkt, obwohl der Sinn derartiger Maßnahmen sich nur vordergründig erschließen lässt. Schaut man sich einmal die hohen Einsätze an Fremdkapital bei den Banken an, so wird die Höhe der Eigenkapitalisierung nur noch als marginal relevant anzusehen sein. Da hilft ein Multiplikator erst recht nicht weiter. Braun schreibt nun zu der Neuauflage des Schülerbuches nach der letzten Finanzkrise im Jahre 2008: „Unter dem neuen geldpolitischen Regime des Quantitative Easing hatte der Multiplikator-Mythus des alten Schülerbuches ausgedient.“49 Interessant ist, dass diese neue Unabhängigkeit der Notenbanken von dem Mythos nun von einem der Repräsentanten, ja tatsächlich von der „Bank von England“, mit einem Foto im Keller der Bank gefeiert wurde, mit einem Foto, auf dem das Bild seitwärts die Lagerung von Goldreserven ablichtet. Heißt dies vielleicht, dass man am liebsten zu der alten Goldwährung zurückkehren möchte? Im neuen Geldmuseum der Bundesbank wird zudem sogar ein Goldbarren zum Anfassen bereitgestellt, vielleicht, um so auch den Wert des Geldes mit einer Berührung des Goldbarrens taktil erfassbar zu gestalten. Natürlich wird in dem Schülerbuch und im Museum auch der Vorgang der heutigen Geldschöpfung erklärt, ob verständlich für Schüler, wo eingesetzt und an welcher Stelle im Schulkanon Museum und Schülerbuch ihren Platz finden, das sei nur als Frage dahingestellt. Ob mit der Rückholaktion von Goldreserven aus dem Ausland der Wunsch nach einer Neuauflage einer goldgedeckten Währung begraben wurde, das lässt sich auch nicht wirklich ermessen. Da die Geldmenge inzwischen zum überwiegenden Teil durch die Kredite der Geschäftsbanken bestimmt wird, verliert die Notenbank auch immer mehr die Kontrolle über den Geldschöpfungsprozess insgesamt. Hinzu kommt, dass die wie Pilze aus dem Boden schießenden Kryptowährungen immer mehr Anteile am Bankgeschäft übernehmen, ohne damit zu vollgültigen Währungen aufzusteigen. Da die Kryptowährungen nur Teilaufgaben einer Währung übernehmen können, gefährden sie die nationalen Währungen grundsätzlich nicht, es sei denn, sie erhalten staatlicherseits den Status einer voll anerkannten und akzeptierten Währung zugesprochen, womit dann aber auf jeden Fall die Frage nach der Wertstabilität neu zu stellen ist.

Notenbankgeld, das nicht der Reservehaltung entspringt, wird neuerdings zum Beispiel durch Aktionen wie QE50 zu langfristigen Entwertungen mittels Inflation beitragen. Man könnte nun die Entwertung des Geldes, gleich wie sie zustande kommt, als Pendant zur Abnutzung bei Warengütern verstehen. Beim Geld ist dies jedoch keinesfalls ein natürlicher Vorgang, und zudem fehlt dann noch die eigentlich zu erwartende geregelte Abwertung. Da die geregelte Abwertung nur mit einer reinen Notenbankwährung erreichbar wäre, die eine hundertprozentige Aktivwährung garantieren könnte, ist eine mögliche Alternative die Vollwährung. In einer vollgültigen und allein zugelassenen Vollwährung kann das Aktivgeld problemlos von der nationalen Notenbank kontrolliert werden; da stellt sich nur die Frage, ob man das so will?

1. Aktivgeld

Wenn die Notenbank Geld druckt und dies der amtierenden Regierung zur Verfügung stellt, zum Beispiel über das Finanzamt, könnten alle Beamten und Angestellten im Staatsdienst damit bezahlt werden. So kann man auf eine sehr einfache Art und Weise Geld für den alltäglichen Zahlungsverkehr in den Umlauf bringen. Die allgemeine Nutzung wird dann dadurch garantiert, dass dies in den Umlauf gebrachte Geld und nur dieses Geld akzeptiert wird, um die Schulden der Bürger gegenüber dem Staat zu begleichen. Ob das so staatlich geschaffene Geld ausreicht, um den Geldbedarf für alle Geschäfte der Bürger abzudecken, das mag nicht so leicht zu erfassen und zu steuern sein. Notenbanken und Regierungen wären bei einer solchen Aktivgeldordnung gefordert, die Geldflüsse zu beobachten und mit hinreichendem Nachschub für die Aufrechterhaltung einer ausgeglichenen Geldmenge zu sorgen, notfalls auch durch eine Ausweitung des bürokratischen Apparates. Damit setzt eine solche Aktivgeldordnung einen umfangreichen Staatsapparat voraus und steht der Forderung nach einem schlanken Staat entgegen.51 Prinzipiell kann man eine durch Gold voll gedeckte Währung ebenso als eine Währung mit Aktivgeld auffassen, wird doch Geld 1 : 1 gegen Gold herausgegeben, ohne im Idealfall Geld über Kredite zu schöpfen. Da die Geldschöpfung bei Bitcoin prozessual vergleichbar ist mit der voll gedeckten Goldwährung, das Geld wird schließlich über einen Tauschprozess, wenn auch nicht sachwertbezogen, sondern durch Algorithmen gelenkt, geschöpft, dem „Mining“, werden hier in Anlehnung an die Goldschürfung in der Goldmine vergleichbare Vokabeln benutzt. Bei diesem Mining entstehen jedoch keine Sachwerte, auch keine realen Schuldtitel. Ein wesentlicher Nachteil des „Minings“ ist der hohe Energieverbrauch und die Tatsache, dass mit der Ausweitung des dezentralen Bitcoin-Netzwerkes immer höhere Rechnerkapazitäten erforderlich sind, insofern kaum geeignet, um nachhaltige Finanzsysteme aufzubauen.52

Eine andere von vielen Möglichkeiten, Geld als Aktivgeld in einer Volkswirtschaft zu etablieren, könnte die sein, Geld als Papiergeld, Münzgeld oder Briefgeld zu verschenken.53 Ein derartiges Verfahren stellt dann jedem Bürger Geld zur Verfügung, ohne ihm einen Kredit aufzuzwingen, eine Art Helikoptergeld, das nicht kreditbasiert ist.

Ist dies nun eine bestimmte vorab festgelegte Menge an Geld, die jedem Bürger zur Verfügung gestellt wird, kann damit bei der rechten Kalkulation durchaus genug Geld in den Umlauf gebracht werden, so dass für die verschiedenen Aktivitäten eine ausreichende Liquidität vorhanden ist. Um nicht zu viel Geld in den Umlauf zu pumpen, muss es auch Regeln geben, wie die herausgegebenen Gelder wieder zurückfließen können. Soll die Geldmenge pro Kopf gleichgehalten werden, dann sind die herausgegebenen Gelder spätestens nach dem Tod wieder zurückzuholen.

Eine sich anbietende Möglichkeit ist die, dies aus dem Erbe zurückzuholen. Realistischerweise wird man aber davon ausgehen müssen, dass nicht jeder am Lebensende noch so viel Geld auf der hohen Kante hat, dass damit die im Laufe des Lebens erhaltenen Geldbeträge, selbst Teilbeträge, noch zurückzahlbar sind. Natürlich kann die Erbschaftssteuer einen Teil des pro Kopf angesetzten Geldes wieder zurückholen. Grundsätzlich wird der Staat sich das in den Umlauf gebrachte Aktivgeld auch über andere Steuern zurückholen müssen, Erbschaftssteuern bieten da nur eine dieser Möglichkeiten an. Wird das Gros der Steuern zugunsten einer Gewinnsteuer eingeschmolzen, kann auch eine Abrechnung mit erworbenen Lizenzen sowie Pacht- und Mieteinnahmen erfolgen. Dadurch wird die Berechnung durchsichtiger, gerechter und leichter durchzuführen. Nehmen wir nun zugunsten einer besseren Berechenbarkeit zunächst an, dass es nur eine Gewinnsteuer gibt und darüber alles Aktivgeld, das herausgegeben wurde, wieder hereinzuholen ist, so ist nur zu berechnen, wie viel Geld regelmäßig durch Steuern abzuschöpfen ist, damit das in den Markt gepumpte Geld wieder zurückkommt. Vereinfachen wir unsere Grundbedingungen dahingehend, dass jeder Bürger im Laufe seines Lebens 600.000 Euro vom Staat kostenfrei zur freien Verfügung bekommt und ebenso 600.000 Euro über Steuern abführen muss, dann könnte dies den Geldkreislauf schließen.54Wir könnten hier weiterrechnen und gewiss auch ein einigermaßen befriedigendes Ergebnis erhalten, doch wer kontrolliert das alles?55 Selbst für einen sich selbst regulierenden Regelkreis scheint es mir hier noch nicht zu reichen. Bankenaufsicht und EZB übernehmen im europäischen Rahmen in der Eurozone schon immer mehr Kontrollfunktionen, leider nicht in dem Ausmaß und der Zielrichtung wie das bei einem reinen Aktivgeldsystem wünschenswert und notwendig wäre. Es fehlt zudem die demokratische Rückkopplung; die Pflicht der Berichterstattung im Parlament wäre da ein guter erster Ansatz.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, mehr auf die Selbstregulation zu setzen, Appelle allein reichen da aber sicherlich nicht. Man kann auch alle anerkannten Sachwerte zur Grundlage einer Währung heranzuziehen, womit dann immerhin eine Absicherung gegeben wäre, die bereits mehr Sicherheit anbieten würde, als dies derzeit der Fall ist. Gold zum Beispiel in einem Depot kann da auch diese Sicherheit sein. Bezahlkarten auf Guthabenbasis können dann ebenso als Teil einer Aktivgeldordnung auftreten.

Die hier vorgestellten Methoden sind nur einige Vorschläge, um unter den vielen sich anbietenden Möglichkeiten Geld in den Umlauf zu bringen.

Dies kann aber im Aktivgeldsystem nur auf nationaler Ebene gut funktionieren, und selbst da werden Probleme auftauchen, weil ein derartiges System, auch in Abwandlungen, nicht flexibel genug ist, um auf alle Eventualitäten schnell reagieren zu können. So oder auch mit anderen Methoden kann man allerdings ein reines Vollgeld der Notenbank schaffen, das nicht durch einen Kredit entstanden ist,56 das ist sicher, aber auch nicht viel mehr.

Auch das Freigeld, ein Vorschlag von Gesell57 ist an eine gesellschaftlich legitimierte Institution gebunden, kann demnach kaum zu einer freien Finanzwirtschaft führen, passt eher zu einer staatlich gelenkten Wirtschaft, nicht aber zur Marktwirtschaft. Dies führte wohl auch zu dem Missverständnis, wonach viele der zeitgenössischen Ökonomen annahmen, dass hier eine sozialistische Theorie vorgelegt wurde, die nur marginale Abweichungen zur marxistischen Lehre aufweist. Tatsächlich liegt hier keine sozialistisch-kommunistische Theorie vor. Ein anderer Vorschlag von Gesell, das Land als eine Art Allmende, als „Freiland“ zu verstehen, wird zum Beispiel nicht als Vergesellschaftung eines Produktionsmittels aufgefasst wie im Marxismus, sondern als Gemeinschaftsgut der lokalen Gemeinschaft und notwendig, um den Markt funktionsfähig zu erhalten. Gesell erkannte bereits, dass Waren und Güter, die sich nicht vermehren und nicht abnutzen lassen, auch keinen fairen Marktpreis erzielen können. Grund und Boden als Ware hat danach ebenso wenig die Qualität einer normalen Ware, wie auch Luft und Wasser keine abnutzbaren Waren sind, Geld im Übrigen auch nicht.58

Die letzte der vorgeschlagenen Möglichkeiten, Aktivgeld zu generieren, scheint sich gerade in einem kleinen Rahmen, bislang noch kaum beachtet, über Edelmetall- und Sondermetall-Fonds zu etablieren. Gold-Money59 bietet eine Kreditkarte als Master Card mit der Deckung über ein Edelmetalldepot an. Dadurch, dass mit dieser Karte ganz normale Einkäufe, sogar Bargeldabhebungen möglich sind, wird das Edelmetall im Depot quasi zu einem alltäglich nutzbaren Geld. Auszahlungen und Einzahlungen sind in Euro oder US-Doller über ein Bankkonto möglich, sollen in Zukunft auch über ein Bitcoin-Konto abzuwickeln sein, zudem auch über andere Kreditkarten. Die Abrechnung erfolgt in Euro oder Dollar, zukünftig vielleicht auch in Bitcoin, was rein pragmatische Gründe haben dürfte. Der direkte Austausch von Gold ist ebenso möglich, was den Aktivgeldstatus unterstreicht. Man kann hier also direkt mit Gold bezahlen und in der Zukunft auch jegliche Rechnung begleichen, wobei dann in Abhängigkeit von der Währung, in der die Zahlung erfolgen soll, soweit keine Goldmengen angegeben sind, eine Umrechnung unumgänglich wird. Grundlage ist der Bestand an eingelagertem Edelmetall auf dem jeweiligen Konto. Da die Kreditkarte eine nachrangige Abrechnung ermöglicht, ist auch der Transfer von Edelmetallen von einem Konto auf ein anderes Konto möglich, ohne die physischen Werte tatsächlich zu transportieren. Der Computer macht es möglich, hier ohne auch nur ein Gramm Gold abwiegen oder transportieren zu müssen, dennoch in einer reinen Goldwährung zu handeln und einzukaufen. Damit hat man die Probleme der Vergangenheit mit einer Golddeckung von Banknoten gelöst, indem das physisch vorliegende Edelmetall, das in Zürich oder Singapur gelagert wird, nicht mehr in jedem einzelnen Fall sofort abgewogen, sondern zunächst als Anspruch im IT-System vermerkt und hernach der Gesamtgoldbestand entweder erweitert oder auch reduziert wird, je nachdem, wie viel Gold von den Kunden geordert, bzw. verkauft wurde.

Die Vorteile des Gold-Geldes liegen auf der Hand, jeder Teilbetrag ist wie auch der Gesamtbetrag voll gedeckt durch den Metallwert. Diese Volldeckung gibt auch der Algorithmus bei den Kryptowährungen wie Bitcoin nicht her. Ein Nachteil der edelmetallgedeckten Währungen besteht in der notwendigen physischen Vorratshaltung der im Depot registrierten Edelmetalle. Da die Lagerstätten auch geschützt werden müssen, kann diese Währung durch Lagerhaltung teuer werden und zudem auch ganz konkret gefährlich sein. Außerdem könnte es knapp werden mit den Edelmetallen, wollte jeder ein solches Depot eröffnen und den notwendigen Geldbedarf dort in hinterlegtem Edelmetall deponieren. Genau diese Knappheit an Gold war ja der Grund, weshalb in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts die Golddeckung der westlichen Währungen abgeschafft wurde, wobei es zum Schluss sowieso nur noch eine Teildeckung war. Inzwischen stellt sich natürlich die Frage, wieso man einer nicht mit physischen Werten gedeckten Währung überhaupt noch trauen sollte. Dies wäre dann der Zeitpunkt, zu dem viele sich nicht nur nach einer sicheren Volldeckung für ihre Zahlungsmittel zurücksehnen, sondern diese auch mit einer neuen Währung wieder aufleben lassen, und dank der Kreditkarten ist dies auch möglich. Wie sicher wird aber die durch physische Werte abgesicherte neue Kartenwährung wirklich sein? In einem Umfeld mit nur schwacher juristischer Strukturierung, wie dies bis zum Mittelalter in fast allen Ländern außerhalb des Römischen Rechtes der Fall war und auch heute noch auf einige Gebiete am Rande der globalen Märkte zutrifft, ist das Gold in der Hand mehr wert als die vertragliche Zusage des Handelspartners. Bei gut ausgebildeten juristischen Strukturen und durchsetzbaren Verträgen ist die Vertragssicherheit mitunter mehr wert, in jedem Fall, auch bei ansonsten gleichem Wert, mit der größeren Sicherheit versehen. Gleich, ob Gold, Silber oder ein anderes Edelmetall, es kann gestohlen werden und muss deshalb gesondert gut gesichert aufbewahrt werden. Rein nur vertraglich auf die Person abgesicherte Werte sind da sicherer als die besten physischen Werte. Bei den physischen Werten ist zudem der dauerhafte Wertverlust zu beachten, verliert doch Eisen zum Beispiel durch Korrosion sehr schnell hinsichtlich des ursprünglichen Wertes, ist deshalb nun auch kein Edelmetall; aber selbst Edelmetalle können, wenn auch in geringerem Maße, korrodieren, unterliegen zudem mit dem Zeitgeist in der allgemeinen Wertschätzung Veränderungen.

Beim Aktivgeld wird es immer einer geschlossenen, zentral gesteuerten und gelenkten Nutzergemeinschaft bedürfen. Geld wird hierbei hergestellt und bereitgestellt, bevor der Nutzer dies anfordert oder nutzt.

Denkbar ist eine Aktivgeldordnung auch innerhalb einer Nutzergemeinschaft auf kommunaler Ebene oder auch rein privater Ebene, wenn eine vertragliche Bindung durch Mitgliedschaft hergestellt wird. Im einfachsten Fall ist das der Nachbarschaftshilfeverein, aber auch das Experiment von Wörgl.60