Sylphide - Arnulf Kruber - E-Book

Sylphide E-Book

Arnulf Kruber

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Beschreibung

Die Erzählung, die den Gedichten im vorliegenden Band vorausgeht, nimmt den Leser in das Leben der "Sylphide" , einer immer noch jungen Frau und das Wiedererwachen einer alten Liebe mit. Die nachfolgenden Gedichte sind eine späte Botschaft dieser Liebe und legen Zeugnis von einer tiefen, über die Zeit hinaus unverbrüchlichen Verbundenheit zweier Menschen ab. Die z.T. schon in der Jugend verfassten Texte des Autors geben einen Einblick in die schon früh sichtbare Bildkraft seiner Sprache.

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Seitenzahl: 54

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Zu dem vorliegenden Buch/ Zu den Bildern

Die Erzählung, die den Gedichten im vorliegenden Band vorausgeht, nimmt uns in das Leben einer immer noch jungen Frau und das Wiedererwachen einer alten Liebe mit. Die Gedichte andererseits zeigen das Vertrauen, zwischen ihr und dem Schreiber, das auch nach einem in zwanzig Jahren wenig glücklich verlaufenen Leben, nichts an Tiefe verloren hat.

Sie kamen eines Tages, in Leder gebunden, mit der Post in ihr Haus und halfen ihr von da an bei etwas, das sie schon lange versuchte, nämlich, sich an ihr Innerstes, an ihr Wesen zu erinnern: An ihre Fähigkeit zu lieben, die ja die Grundlage für alles sichere Verständnis dieser Welt ist: „Sie las…“ so heißt es in einer Passage der Erzählung, „und sie hatte den Eindruck, dass sie dem(!) Augenblick beiwohnte, an dem (die Silben) gerade noch keine Bedeutung hatten, aber noch alles von der Welt wussten…“.

Und natürlich ist es ihre Natur, ihr Innerstes, die sie das entdecken lässt! Modern gesprochen: Die glückliche Mischung von Verstandesschärfe und Instinkt. Oder ins Poetische gewendet: Ihre seismografische Naivität, ihre Luftnatur und ihre Verwandtschaft mit den Sylphiden (auf die sich der Titel des Buches ja bezieht), den Schwebungen über dem Wasser, den Besitzern allen Wissens über die Welt.

Natürlich! Das Buch ist eine Liebesgeschichte! Vor Allem, weil es über die Liebe hinaus in die Liebe verweist!

Die im Gedichteteil enthaltenen Bilder sind aus dem Originalband entnommen. Es sind sämtlich Fotoreproduktionen von Gemälden des Autors und als solche ergänzen sie mit ihrer Farbpoesie unseren Einblick in das Wesen seines Schaffens. Er betont immer wieder, seine Malerei sei keine eigenständige Kunst. Sie „kommentiere“ eher und sei insofern eine Art „sprachlose Seite“ seiner Lyrik. Manchmal ruhe er sich auch während des Malens von der Sprache aus und könne sich danach dann wieder frischer an die Schreibarbeit machen.

Thematische Bezüge zwischen Bildern und Gedichten lassen sich leicht finden, sie sind aber nicht explizit gewollt. Sie laden eher dazu ein, sich ein wenig Zeit zu lassen mit dem Lesen und sich etwas länger in der Aura der Texte aufzuhalten.

M. Mix-Wortelkamp,

Bochum, 2020

Inhalt

Ein Tag aus dem Leben der S.

Abbildung

Sylphide, die Gedichte

Heloise an Abaelard

Abbildung

Drachenflug

So still

Wir Liebende

Abbildung

Schneelied

Hab dich gesehen

Abbildung

Selbstbildnis

…und kein Erinnern…

Sommerflirren

Abbildung

Traum

Noch nicht

Abbildung

Wer so verhallt

Sind zwei Verse

Spaziergang

Abbildung

Abbildung

Sie ist ein Mensch

Abbildung

Geheimschrift (G)

Wir

Abbildung

Meine Briefe an dich

Da riefen wir uns

Natürlich! Wohlsinn

Ist denn die Trennung

Abbildung

Behramgur, sagt man (G)

Du und Ich

Abbildung

Auch das Lippenpaar

Wiederfinden (G)

Wieder und wieder

Abbildung

Unauflösliches (G)

Die Lösung… die Liebe

Abbildung

An dich

Du rauschst durch mich

Abbildung

Unterwegs

Die Liebe

Vergib, vergib

Abbildung

Aufbruch

Von denen, die fehlen

Spinnrad

Abbildung

Meiner Mutter

Wo ich wohne

Louise J. an mich; ich an dich

Abbildung

Sprichst du es für mich?

…oder sprich dies

…oder dies

Abbildung

Eine Anwort vielleicht

Inschrift

Zwei Fragen noch

…und die Zweite

Hinweis:

Weitere Veröffentlichungen

Sylphide

Ein Tag aus dem Leben der S.

W enn sie sang, dann klang es, als ginge sie durch die Kreuzkolonaden eines Klosters… und als sei sie mit dem Echo der eigenen Stimme verabredet, ja als ginge es ihr sogar nur darum, ihm nachzuhorchen und in die Räume zu folgen, in denen es wohnte.

Sie hatte eine schöne, druckvolle Stimme; mit einem Wesen, so ohne Zweifel, dass man aufhorchen musste, wenn man sie hörte und danach mit dem Tag weiter machte, als sei man an etwas Wichtiges erinnert worden!

Sie sang vor Allem Lieder, die sie aus dem Gottesdienst kannte und meist nur die schönsten, refrainartigen Passagen, die sie stetig, aber doch immer mit feinen Veränderungen wiederholte und die tönende Luft wie eine Patina in den Zimmern zurückließ, in denen sie sich aufhielt.

Gesang und Gebet waren ihr Ein- und Dasselbe und da sie bei ihren Liedern zugleich die Hausarbeit verrichten, die Betten machen, fegen und für ihr Kind sorgen konnte und ihr das Singen in die Wiege gelegt war, hatte sie sich für diese Art Gottesdienst entschieden… den sie im Übrigen, aber ganz leise, ganz im Verborgenen, ohnehin für den aufrichtigsten, den am tiefsten, am sichersten in der Schöpfung verankerten hielt!

Sie hatte auch die Erfahrung gemacht, dass ihr das immer gleiche, immer wiederkehrende in ihrem Singen die Arbeit erleichterte und ihr ein Zuhause vermittelte, eine Vertrautheit, die sie mit den Gedanken gar nicht so leicht fassen konnte und… wenn sie sich nicht täuschte, ihre Stimme auch samtiger machte, gewissermaßen einverständlicher mit allem, was sie tat! Sie war ihren Liedern auch darum besonders verbunden und es wäre ihr im Leben nicht eingefallen, einen Tag ohne sie anzufangen!

An diesem Morgen aber war alles etwas anders: Sie hatte ungewöhnlich lange geschlafen und nicht wie sonst erst bei der Zubereitung des Frühstücks, sondern noch im Traum mit dem Summen angefangen. Hatte dort in einem letzten Bild ein Blatt mit den Lippen festgehalten und war dann, noch trunken vom Schlaf und vor sich hin singend, aufgestanden. Sie hatte das Fenster aufgemacht, den Tönen eine Zeit lang nachgespürt, aber doch keine Melodie darin gefunden, war zögernd durch die Zimmer gegangen und dann mit ihrer Stimme auf eine Folge zierlicher Töne gestoßen, hatte sie mit einem Lächeln empfangen, obgleich sie nicht zu den gewohnten Liedern gehörten und obgleich sie sie nirgendwo zuordnen konnte!

Sie sang… sie wiederholte das Gesungene… sie horchte, kostete daran und wusste auf einmal, dass sich ihr eines der vertrauten Lieder nur in einem anderen Gewand zeigte und dass es sich vermutlich mit allem Neuen so verhielt, wenn es einem das Herz anrührte. Wobei sie sich zugleich nicht sicher war, ob es sich tatsächlich um etwas ganz neues handelte. Denn die Melodie erweiterte sich, fand immer selbstverständlicheren Atem und führte sie in eine Natur, deren Wege sie kannte und die sie ganz sicher und tatsächlich schon einmal betreten hatte: Eine sonnige Biegung… das Glimmen von Wasser unter den grünen Planken eines Eichenstegs… ihr plötzliches Spiegelbild darin! Sie spürte Sand und feinste Steine unter den Füßen…