6,99 €
Die Erzählung, die den Gedichten im vorliegenden Band vorausgeht, nimmt den Leser in das Leben der "Sylphide" , einer immer noch jungen Frau und das Wiedererwachen einer alten Liebe mit. Die nachfolgenden Gedichte sind eine späte Botschaft dieser Liebe und legen Zeugnis von einer tiefen, über die Zeit hinaus unverbrüchlichen Verbundenheit zweier Menschen ab. Die z.T. schon in der Jugend verfassten Texte des Autors geben einen Einblick in die schon früh sichtbare Bildkraft seiner Sprache.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 54
Die Erzählung, die den Gedichten im vorliegenden Band vorausgeht, nimmt uns in das Leben einer immer noch jungen Frau und das Wiedererwachen einer alten Liebe mit. Die Gedichte andererseits zeigen das Vertrauen, zwischen ihr und dem Schreiber, das auch nach einem in zwanzig Jahren wenig glücklich verlaufenen Leben, nichts an Tiefe verloren hat.
Sie kamen eines Tages, in Leder gebunden, mit der Post in ihr Haus und halfen ihr von da an bei etwas, das sie schon lange versuchte, nämlich, sich an ihr Innerstes, an ihr Wesen zu erinnern: An ihre Fähigkeit zu lieben, die ja die Grundlage für alles sichere Verständnis dieser Welt ist: „Sie las…“ so heißt es in einer Passage der Erzählung, „und sie hatte den Eindruck, dass sie dem(!) Augenblick beiwohnte, an dem (die Silben) gerade noch keine Bedeutung hatten, aber noch alles von der Welt wussten…“.
Und natürlich ist es ihre Natur, ihr Innerstes, die sie das entdecken lässt! Modern gesprochen: Die glückliche Mischung von Verstandesschärfe und Instinkt. Oder ins Poetische gewendet: Ihre seismografische Naivität, ihre Luftnatur und ihre Verwandtschaft mit den Sylphiden (auf die sich der Titel des Buches ja bezieht), den Schwebungen über dem Wasser, den Besitzern allen Wissens über die Welt.
Natürlich! Das Buch ist eine Liebesgeschichte! Vor Allem, weil es über die Liebe hinaus in die Liebe verweist!
Die im Gedichteteil enthaltenen Bilder sind aus dem Originalband entnommen. Es sind sämtlich Fotoreproduktionen von Gemälden des Autors und als solche ergänzen sie mit ihrer Farbpoesie unseren Einblick in das Wesen seines Schaffens. Er betont immer wieder, seine Malerei sei keine eigenständige Kunst. Sie „kommentiere“ eher und sei insofern eine Art „sprachlose Seite“ seiner Lyrik. Manchmal ruhe er sich auch während des Malens von der Sprache aus und könne sich danach dann wieder frischer an die Schreibarbeit machen.
Thematische Bezüge zwischen Bildern und Gedichten lassen sich leicht finden, sie sind aber nicht explizit gewollt. Sie laden eher dazu ein, sich ein wenig Zeit zu lassen mit dem Lesen und sich etwas länger in der Aura der Texte aufzuhalten.
M. Mix-Wortelkamp,
Bochum, 2020
Ein Tag aus dem Leben der S.
Abbildung
Sylphide, die Gedichte
Heloise an Abaelard
Abbildung
Drachenflug
So still
Wir Liebende
Abbildung
Schneelied
Hab dich gesehen
Abbildung
Selbstbildnis
…und kein Erinnern…
Sommerflirren
Abbildung
Traum
Noch nicht
Abbildung
Wer so verhallt
Sind zwei Verse
Spaziergang
Abbildung
Abbildung
Sie ist ein Mensch
Abbildung
Geheimschrift (G)
Wir
Abbildung
Meine Briefe an dich
Da riefen wir uns
Natürlich! Wohlsinn
Ist denn die Trennung
Abbildung
Behramgur, sagt man (G)
Du und Ich
Abbildung
Auch das Lippenpaar
Wiederfinden (G)
Wieder und wieder
Abbildung
Unauflösliches (G)
Die Lösung… die Liebe
Abbildung
An dich
Du rauschst durch mich
Abbildung
Unterwegs
Die Liebe
Vergib, vergib
Abbildung
Aufbruch
Von denen, die fehlen
Spinnrad
Abbildung
Meiner Mutter
Wo ich wohne
Louise J. an mich; ich an dich
Abbildung
Sprichst du es für mich?
…oder sprich dies
…oder dies
Abbildung
Eine Anwort vielleicht
Inschrift
Zwei Fragen noch
…und die Zweite
Hinweis:
Weitere Veröffentlichungen
W enn sie sang, dann klang es, als ginge sie durch die Kreuzkolonaden eines Klosters… und als sei sie mit dem Echo der eigenen Stimme verabredet, ja als ginge es ihr sogar nur darum, ihm nachzuhorchen und in die Räume zu folgen, in denen es wohnte.
Sie hatte eine schöne, druckvolle Stimme; mit einem Wesen, so ohne Zweifel, dass man aufhorchen musste, wenn man sie hörte und danach mit dem Tag weiter machte, als sei man an etwas Wichtiges erinnert worden!
Sie sang vor Allem Lieder, die sie aus dem Gottesdienst kannte und meist nur die schönsten, refrainartigen Passagen, die sie stetig, aber doch immer mit feinen Veränderungen wiederholte und die tönende Luft wie eine Patina in den Zimmern zurückließ, in denen sie sich aufhielt.
Gesang und Gebet waren ihr Ein- und Dasselbe und da sie bei ihren Liedern zugleich die Hausarbeit verrichten, die Betten machen, fegen und für ihr Kind sorgen konnte und ihr das Singen in die Wiege gelegt war, hatte sie sich für diese Art Gottesdienst entschieden… den sie im Übrigen, aber ganz leise, ganz im Verborgenen, ohnehin für den aufrichtigsten, den am tiefsten, am sichersten in der Schöpfung verankerten hielt!
Sie hatte auch die Erfahrung gemacht, dass ihr das immer gleiche, immer wiederkehrende in ihrem Singen die Arbeit erleichterte und ihr ein Zuhause vermittelte, eine Vertrautheit, die sie mit den Gedanken gar nicht so leicht fassen konnte und… wenn sie sich nicht täuschte, ihre Stimme auch samtiger machte, gewissermaßen einverständlicher mit allem, was sie tat! Sie war ihren Liedern auch darum besonders verbunden und es wäre ihr im Leben nicht eingefallen, einen Tag ohne sie anzufangen!
An diesem Morgen aber war alles etwas anders: Sie hatte ungewöhnlich lange geschlafen und nicht wie sonst erst bei der Zubereitung des Frühstücks, sondern noch im Traum mit dem Summen angefangen. Hatte dort in einem letzten Bild ein Blatt mit den Lippen festgehalten und war dann, noch trunken vom Schlaf und vor sich hin singend, aufgestanden. Sie hatte das Fenster aufgemacht, den Tönen eine Zeit lang nachgespürt, aber doch keine Melodie darin gefunden, war zögernd durch die Zimmer gegangen und dann mit ihrer Stimme auf eine Folge zierlicher Töne gestoßen, hatte sie mit einem Lächeln empfangen, obgleich sie nicht zu den gewohnten Liedern gehörten und obgleich sie sie nirgendwo zuordnen konnte!
Sie sang… sie wiederholte das Gesungene… sie horchte, kostete daran und wusste auf einmal, dass sich ihr eines der vertrauten Lieder nur in einem anderen Gewand zeigte und dass es sich vermutlich mit allem Neuen so verhielt, wenn es einem das Herz anrührte. Wobei sie sich zugleich nicht sicher war, ob es sich tatsächlich um etwas ganz neues handelte. Denn die Melodie erweiterte sich, fand immer selbstverständlicheren Atem und führte sie in eine Natur, deren Wege sie kannte und die sie ganz sicher und tatsächlich schon einmal betreten hatte: Eine sonnige Biegung… das Glimmen von Wasser unter den grünen Planken eines Eichenstegs… ihr plötzliches Spiegelbild darin! Sie spürte Sand und feinste Steine unter den Füßen…