Verglühte Sommer - Arnulf Kruber - E-Book

Verglühte Sommer E-Book

Arnulf Kruber

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Beschreibung

Die vorliegenden Gedichte sind "Resonanzen", im Besonderen auf die Vorfahren des Autors, im Allgemeinen auf die Opfer der großen europäischen Kriege unserer Zeit. Ihre naturnahe Sprache verweist eindringlich auf die zentralen Fragen unseres Daseins: Auf die Liebe, den Tod und die unverbrüchlichen Beziehungen zwischen uns und den Wundern der übrigen Schöpfung.

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Seitenzahl: 40

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Zu den Gedichten, zu den Bildern

Die vorliegenden Gedichte sind in den späten 2000ern entstanden. Ich hatte zuvor lange Zeit überhaupt nichts geschrieben, weil es die Lebensumstände nicht gestatteten. Ich erinnere mich aber noch gut daran, wie sehr ich mich damals zurückzog und eine Trauer in mir heranwuchs, die mich lange Zeit nicht wieder freigeben sollte. Auch: Wie ich mich in den Farben von Bildern verlor, die ich mit meinen Ölkreiden malte und oft tagelang darin verweilte.

Ein Herbst hatte von mir Besitz ergriffen, die rot-goldne Pracht einer Welt, in der ich das „verglühte“ Leben meiner Vorfahren zu sehen begann, und das mir, dem Heimatsuchenden, eine Wohnung zuwies, in der ich eine regelrechte Zuflucht fand.

Die „Vorfahren“ waren mir dort aber nicht nur die Familie, sondern alle, die je vor mir gelebt haben. In erster Linie aber doch die der beiden letzten großen Kriege, die mir einfach nicht aus dem Blut gingen und mich auch heute noch von Grund auf „bestimmen“, etwa so, wie es die Saiten einer Geige mit ihrem Klangkörper tun.

Die Dichter, die ich in diesem Bändchen anspreche, Nelly Sachs, Miclos Radnotti, Getrud Kolmar und Selma Merbaum, stehen stellvertretend für diesen Einfluß. Sie haben alle den Holocaust erlebt, oder sind darin umgekommen, und sie färben meine Bilder, färben meine Verse mit ihren, in meinem Tun, nachglimmenden Leben ein.

Ich habe oft das Gefühl, dass das, was ich schreibe ihr Echo ist und die Farben ihre unfassbar gewordene Gestalt, dass die mir so eigene Art Gedichte zu schreiben, genau besehen gar nicht so eigen ist! Eher ein „Resonanzphänomen“, der Vorgang einer „Mitschwingung“ mit den Leben meiner Vorfahren, der ohne sie überhaupt nicht zustande käme.

Die Bilder sind selbst gemalte Ölkreideskizzen, die ich den Gedichten je nach Empfinden zugeordnet habe. Eine Ausnahme sind die Bilder auf den Seiten 28/29 und 70/71. Sie zeigen, dass ich manchmal Verse über die Malerei gefunden habe. Sie sind dann gewissermaßen verbalisierte Farb- oder Gestaltorte einer Malidee. Die fertigen Gedichte, findet man jeweils in unmittelbarer Nachbarschaft.

Der Autor

Verzeichnis der Gedichtanfänge

Abbildung

Aber diese Texte

Wildgänse

Gedichte?

Was keine Stimme hat

Es gesteht am Ende

Ein Gedächtnis, aber

Verscharrt (für Miclos Radnotti)

Worte... blos Worte (für Miclos Radnotti)

Abbildung

Es atmet auf (für Nelly Sachs)

Diese Wesen (für Gertrud Kolmar)

So wird es laut- (für Gertrud Kolmar)

Ich weiß (auf ein Gedicht v.S. Merbaum)

Lied (das Gedicht v.S. Merbaum)

Abbildung

Hab ich gesungen?

Ist meine Schrift

Abbildung

Abbildung

Die Schneezeit

Stimmen wie...

Ihr wart da?

Es schreibt und...

Sag

Mein Leben?

Dass meine Hände welken

Das Ausgeträumte

Abbildung

Die Sprachallee

Noch immer warm

Das Leimkraut

Weißt du es

So... bet‘ ich

Der Abgrund

Und wie

Die Sprache

Abbildung

Gesänge

Im Anfang gesonnt

Diese Sucht

So ein Gedächtnis

Mein Gott

Die Hände

Ich sterbe nicht

Aber so klar

Abbildung

Dieser Puls

So reden, dichten (der Zwetajewa)

Die Handschrift

Mein Leben

Kleine Sandgewitter

Die Silben glimmend

Das Versmaß

Die Wörter

Abbildung

Abbildung

Die Decke über mir

Durch alle Jahre

Meine Wörter

Abbildung

Was für ein Tau

Die Stimme

Ist warm noch

Und ja, das ist es!

Weil es kein Ende ist

Ihr Wörter, hey!

Fort – geschrieben

Abbildung

Schriftzug dämmernd...

Geschrien

Ist keine Handschrift

Die Flügel noch

Die Hände

Abbildung

Seh’s am Schatten

Zählt dir Wimpern

So schreib ich

Nachhall frierend

Abbildung

Kein Laut

Wenn nur

Abbildung

Dieses Echo in den Händen

Nachwort

Aber…

diese Texte,

sie öffnen und

sie schließen sich,

sie haben ihre Tageszeit,

ihre Schreibzeit,

ihre Lesezeit…

sie sind wie die Blumen!

Wildgänse

mir voraus…

Die machen Himmel,

machen Lichtquartier

dort oben…

Wie ein Anker

werf ich meine Sehnsucht

in den roten Raum,

den Regen

in den Augen,

Wörter salzig

sickernd

von den Lippen…

JE

Gedichte?

...ich zerkaute

womit man mir

den Mund gestopft hat:

An erstickten Schreien

blutend

suchte ich an

einem Atemzug…

Ich lebte nie

so ganz,

aber…

in der Summe

meiner Versuche

hatte ich

einen Gott!

JE

Was keine Stimme hat…

den Gott,

das Echo aber davon

hab ich aufgeschrieben…

lauter Namen

sickernd aus...

den Fingern ausgelassen…

Schwer verletzt

fing ich zu reden an…

als wär nur Sprache,

was die Toten nennt…

als würd ich wahr damit und

legte sie als ein Geständnis ab…

und nacheinander, einzeln

jedes ihrer letzten Leben, ja…

und sicher: